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USA 12 – San Francisco, Jetzt mit Sonne

 2023 war ich für ein Jahre in den USA. Mein Idee war es wöchentlich zu bloggen. Das Leben in den USA kam dazwischen. Es ist einfach zu viel passiert. In 2024 habe ich es
  vergessen. Also werde ich die Blogbeiträge jetzt in 2025 wochenweise einstellen.

DEU

Heute geht es zu einem Baseballspiel. Die San Francisco Gaints spielen die New York Mets. East Coast gegen West Coast. Dieses Mal fahre ich mit ein paar deutschen Arbeitskollegen von der NPS.

Wir sind relativ früh in San Francisco und parken den Wagen irgnedwo in der Nähe von Pier 50, etwas halbe Strecke zwischen Oracle Park, wo das Baseballspiel heute Abend stattfindet und dem Chase Center, wo die Golden State Warriors heute Basketball spielen. Wir haben knapp 6 Stunden bis Spiel beginnt. Für einen kurzen Rundgang durch San Francisco sollte das reichen.

Der Rundgang fängt damit an, dass wir am Mission Creek Park falsch abbiegen. Aber gut, hat man den auch mal gesehen. Die Wohngegend sieht hochpreisig und neu aus. Hier wurde offenbar ein altes Hafen- und Industriegebiet zu teuren Wohnquartieren umfunktioniert. Kennt man ja aus deutschen Großstädten.

Über die Klappbrücke an der 4th Street geht geradeaus in Richtung Market Street. Hier ist auch der Hauptbahnhof der Caltrain. Die Strecke zieht sich. Wir gehen unter der I-80 hindurch. Das hier hat nun nichts mehr mit der teueren Wohngegend von eben zu tun. Vorbei am Yerba Buena Gebäudekomplex. Keine Ahnung was es ist, aber ein Architekt hat sich hier ausgetobt.

Die 4th St führt direkt zum Union Square mit all den Touristen, die auf eine Fahrt mit der Cable Car warten. Wir steuern das Ferry Building an. Der Springbrunnen (Vaillancourt Fountain) am Embarcadero Plaza vor dem Gebäude gehört definitiv in die Kategorie: Ist das Kunst oder kann das weg. Im Gebäude gibt es wie bei einer Kleinmarkthalle viele Händler, die ess- und trinkbares verkaufen; zu Touristenpreisen versteht sich. amerikanische Touristenpreise.

Auf meine Empfehlung hin gehen wir von hier aus zum Coit Tower. Ich will die Greenwich Steps vom letzten Mal nehmen. Keine Ahnung ob, das eine gute Idee war. Der Telegraph Hill, auf dem der Tower steht sieht von dieser Seite echt hoch aus.

Knapp 400 Stufen später stehen wir am Tower und lernen: Der Aufzug ist kaputt. Es folgen über 300 weitere Stufen. Ich Workout für heute ist erledigt. Belohnt werden wir durch die Aussicht bei Sonnenschein: Alcatraz, Pier 39, Golden Gate Bridge, Office District. Dieses Mal zoome ich auch in die Lombard Street.

Unser Weg zurück führt die Filbert Street hinunter zum Washington Square und dann nach China Town. An der California St machen wir einen Abstecher hinauf zur Hyde St; als ob wir schon genung bergauf gegangen sind1.

Wir überlegen kurz, ob wir eine Cable Car nehmen. Aber da keiner von uns eine Karte gekauft hat und wir nur ein paar Stationen fahren würden, verschieben wir das auf einen anderen Besuch in San Francisco. Mit Blick auf die Uhr begeben wir uns zurück zum Stadion. Dieses Mal nehmen wir 3rd St, die direkt am Stadion endet, aber nichts bietet, das man hier erwähnen könnte.

Baseball

Wir stehen vor dem Stadion, an der Willie Mays Statue2. Karten haben wir noch nicht. Unser Plan war, spontan zu kaufen, was verfügbar ist. Womit ich nicht gerechnet habe, ist der Preis: $150. Wow. Es gibt billigere Karten irgendwo am Ende vom Spielfeld oder mit Blick gegen die Sonne.

Der Zugang vom Stadion ist besser gesichert als der einer Flughafenlounge. Es sind keine Taschen, Rucksäcke und Beutel erlaubt. (Gut, dass ich meine Kamera vorher im Auto versteckt habe). Metalldetektoren. Bewaffnetes Sicherheitspersonal. Selbst die Bars um das Stadion herum haben Metalldetektoren vor dem Eingang.

Der Sitzplatz ist aber super. Wir sitzen direkt hinter der ESPN-Kamera im 2. Rang. Die stellen die Kamera nicht an einen blöden Standort. Und wir haben den Vorteil, dass wir die Bildschirme sehen. Wir haben das Spiel, einen Zoom auf die Spieler und daneben das ESPN-Fernsehsignal. Mehr geht nicht.

Nach dem Spiel holen wir uns noch Hotdogs außerhalb vom Stadion, bei diesen kleinen (sicherlich halblegalen) Food-Carts. Ich mag die Kombination: HotDog in Speck, Paprika und Zwiebeln. Nur der Preis von $10 ist happig.

Die Rückfahrt sehr spät am Abend ist ohne besondere Vorkommnisse. Ich habe mir nicht einmal gemerkt, wie das Spiel ausgegangen ist. Ich bin aber ehrlich: Baseball in Japan ist besser. Zum einen ist das Stadion keine Hochsicherheitszone. Zum anderen ist es sauberer. Den Dreck, den die Fans im Stadion hinterlassen, das hat wahrlich amerikanische Dimensionen.

ENG

Today we’re going to a baseball game. The San Francisco Gaints play the New York Mets. East Coast versus West Coast. This time I’m going with a couple of German colleagues from the NPS.

We arrive relatively early in San Francisco and park the car somewhere near Pier 50, about halfway between Oracle Park, where the baseball game is taking place tonight, and the Chase Center, where the Golden State Warriors are playing basketball today. We have just under 6 hours until the game starts. That should be enough time for a quick tour of San Francisco.

The tour starts with us taking a wrong turn at Mission Creek Park. But well, we’ve seen it before. The residential area looks expensive and new. An old harbor and industrial area has apparently been converted into expensive residential quarters. We’ve seen this before in major German cities.

Cross the bascule bridge on 4th Street and head straight towards Market Street. This is also the main Caltrain station. The route is long. We pass under I-80. This no longer has anything to do with the expensive residential area we just passed. We pass the Yerba Buena building complex. I don’t know what it is, but an architect has let off steam here.

4th St leads directly to Union Square with all the tourists waiting for a ride on the cable car. We head for the Ferry Building. The fountain (Vaillancourt Fountain) on Embarcadero Plaza in front of the building definitely belongs in the category: is this art or can it go? Inside the building, there are many vendors selling food and drink at tourist prices, of course. American tourist prices.

On my recommendation, we walk from here to Coit Tower. I want to take the Greenwich Steps from last time. I don’t know if that was a good idea. Telegraph Hill, on which the tower stands, looks really high from this side.

Almost 400 steps later, we arrive at the tower and learn that the elevator is broken. Over 300 more steps follow. My workout for today is done. We are rewarded by the view in the sunshine: Alcatraz, Pier 39, Golden Gate Bridge, Office District. This time I also zoom into Lombard Street.

Our way back leads down Filbert Street to Washington Square and then to China Town. At California St, we take a detour up to Hyde St; as if we’ve already walked uphill enough3.

We briefly consider taking a cable car. But as neither of us has bought a ticket and we would only be traveling a few stops, we postpone this to another visit to San Francisco. Looking at the clock, we head back to the stadium. This time we take 3rd St, which ends right at the stadium, but offers nothing worth mentioning here.

Baseball

We are standing in front of the stadium, at the Willie Mays statue4. We don’t have tickets yet. Our plan was to spontaneously buy what’s available. What I didn’t count on was the price: $150. wow. There are cheaper tickets somewhere at the end of the field or facing the sun.

Access from the stadium is better secured than an airport lounge. No bags, backpacks or pouches are allowed. (Good thing I hid my camera in the car beforehand). Metal detectors. Armed security personnel. Even the bars around the stadium have metal detectors at the entrance.

But the seat is great. We sit directly behind the ESPN camera in the 2nd tier. They don’t put the camera in a stupid position. And we have the advantage of being able to see the screens. We have the game, a zoom on the players and the ESPN TV signal next to it. That’s as good as it gets.

After the game, we get hot dogs outside the stadium, at these little (surely semi-legal) food carts. I like the combination: hot dog with bacon, peppers and onions. Only the price of $10 is steep.

The return trip very late in the evening is uneventful. I didn’t even remember how the game ended. But I’ll be honest: baseball in Japan is better. For one thing, the stadium is not a high-security zone. For another, it’s cleaner. The dirt that the fans leave behind in the stadium is truly on an American scale.

USA 32 – San Francisco (Alcatraz)

Ich fasse hier mal mehrere Besuche in San Francisco zusammen.

Und ja, ich habe es endlich nach Alcatraz geschafft. Viel zu sehen gibt es nicht, aber man war da. Häkchen in der Liste. Aufgabe erledigt.

Ein paar Tage später war das Muni Historical Weekend. Muni stellt einen Teil des ÖPNV in San Francisco, namentlich Cable Cars, Straßenbahnen und die O-Busse. Am Historcial Weekend fahren auf den wichtigen Linien alte Fahrzeuge, also im Regelbetrieb. Die Straßenbahnen sind teilweise Originale aus anderen Sätdten, wie San Diego, Baltimore, Pittsburgh und selbst Toronto.

Und wenn man schon mal da ist, kann man sich auch noch ein paar Hochhäuser anschauen.

Baseball

Gestern war ein langer Tag. Das wird heute ausgeglichen. Fürstliches japanisches Frühstück um 8 Uhr. Danach geht’s ins Onsen, schließlich ist dies ein Onsen-Hotel. Der Check-out erfolgt um 10 Uhr. Bereits jetzt ist die Idee mit dem Abstecher zur Miyagikyo Destillery gekippt. Ich bin in Kamiyamada also wird dieser Ort erkundet.

Es war nur eine Nacht mit später Ankunft und es war nur als Notfallplan gedacht, falls am Pass was schief gegangen wäre, aber die Nacht hat sich gelohnt.

Ich laufe zunächst etwas durch die Stadt. Sie macht einen verträumten und auch auchgeräumten Eindruck. Ich finde sogar das Kameisei Ryokan, das auf japan-guide erwähnt wurde. Es sieht genauso gut aus wie auf dem Foto.

Dann geht es steil bergauf. Und es ist heiß. Meine Herren. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ich glaube er waren volle 500m) stehe ich oben am Schriftzug, den ich gestern Abend hab leuchten sehen. Das ist etwa Halbzeit. Es geht weiter. Es folgt eine kleiner Tempel in einer scharfen Rechtskurve. Ergibt ein gutes Fotomotiv ab.

Nach meiner Karte sollte ich gleich am Eingang zur Rekonstruktion einer alten Festungsanlage (Aratojo Castle) aus der Zeit der streitenden Reiche stehen. Das hier sieht aber falsch aus. Die Straße ist halb zubewuchert. Das Gebäude rechts ist total verfallen. Hier war doch seit 20 Jahren keiner mehr. Die Alternative geht weiter steil bergauf. Ich gehe mal weiter.

Tatsächlich führt mich der Weg zum Kassenhäuschen. Ich erfahre, dass es hier mal eine Art Wildtier-Zoo/Park gab. Das waren die Gebäude an denen ich vorbeikam. Das Ding vor etlichen Jahren pleite. Etwas irritierend ist, dass der Kartenverkäufer ein Fan von deutscher Musik ist; zumal ich bei diesem Thema total blank bin.

Der Festungsanlage ist nicht groß, aber wie man auf den Fotos sieht ganz passabel und der Ausblick ist wirklich gut. Von hier oben sehe ich auch mein Hotel und das Onsen auf dem Dach. Hm ….

Es folgt der Aufstieg. Knapp 100 Höhenmeter auf einer Straße mit 18% Steigung, ähm Gefälle. Klingt einfach, aber bei dieser komischen Hitze (Luft wie kurz vor einem Gewitter) ist selbst abwärts kein Spaß. Zurück am Hotel sammle ich meine Koffer ein, bedanke mich noch mal für den Aufenthalt (das Hotel wirkt zwar etwas in die Jahre gekommen, aber der Service war extrem gut und das Onsen hat nach dem Pass wirklich entspannt) und lasse mich mit dem Taxi zum Bahnhof bringen.

Am Bahnhof habe ich etwas Rerservezeit, die es mir erlaubt den Zug auf dem anderen Gleis näher zu betrachten. Es sind nämlich drei Speisewagen. Das wars. Nur Speisewagen. Es ist der Rokumon, den ich umgehend auf meine Liste für 2020 setze. Das Prinzip ist einfach: Eine Zugfahrt lang Gourmetküche.

Um 13 Uhr bringt mich der Local nach Ueda, wo ich in den Shinkansen umsteige. Ein weiterer Wechsel folgt in Omiya und dann bin ich auch schon in Sendai. Das Metropolitan ist direkt am Bahnhof und hat echt alles: Begrüßungskommitee, Page, Liftboy und mit einem Zimmer im 15. Stock einen guten Ausblick.

Es ist erst 18 Uhr. Ich gehe zur Touristeninfo und frage, ob heute noch was in Sendai anliegt. Als ob ich es geahnt hätte. Gerade jetzt fängt ein Baseballspiel der Rakuten Eagles an. Das sind mit der U-Bahn nur 2 Stationen. Auf geht’s.

Ich bin zum Anfang des dritten Inning an meinem Sitzplatz, habe ein Bier in der Hand und die Stimmung ist super. Das Bier wird hier übrigens direkt am Sitzplatz gezapft. Überall läuft Personal mit einer Rucksackzapfanlage herum. Und es gibt Auswahl: Asahi, Kirin und Sapporo. Man muss nur auf das richtige Fass warten.

Das Spiel endet mit einem knappen Sieg für die Eagles. Zwischendurch gab es choreografierte Fangesänge und diese Nummer mit den Luftballons am Ende des 7. Inning. Aber das schönste: Keine Randale. Weder während noch nach dem Spiel.

Zurück im Hotel gönne ich mir noch ein Stop in der Knight Bar. Hier war ich schon 2008. Perfekt gestylte Barkeeper in einer dunklen, stilvollen Bar, dazu etwas teure Drinks. Aber für einen Manhattan sollte es reichen. Den 30-jährigen Hibiki würde ich gerne testen, aber das Glas (15ml) kostet 10.000yen (etwa 80€). Nein Danke. Obwohl, so dicht komme ich wieder an diesen Tropfen …. Nein.

Da ich das Schlafdefizit von vorgestern offenbar immer noch nicht ausgeglichen habe, ist jetzt Feierabend. Für einen Hotelwechseltag mit viel Zugfahrt war das eine ziemlich gute Ausbeute. Ich bin zufrieden und hundemüde.

Fukuoka; Baseball

Mittwoch (Baseball)

Gestern lief Baseball im Fernsehen. Softbank Hawks. Heute Abend ist das zweite Spiel im Fukuoka Dome. Gleich nebenan ist Seaside Momochi und der Fukuoka Tower, da wollte ich eh hin.

Es regnet mal wieder und der Weg zum Tower ist nicht kurz. Neben dem Tower gibt es Robosquare. Erwartet nicht zu viel. Ein großer Raum mit ein paar Robotern. Beeindruckt hat mich nur ein weißen Modell mit seiner Körpersprache. Die Aussicht vom Tower (kein Vergleich zu Tokyo) ist durch das Wetter sehr begrenzt. Ich blicke in eine graue Wand.

Fußmarsch durch den Regen zum Dome. Theoretisch startet gerade das erste Inning gegen die Orix Buffalos. Zum Glück hat das Stadion ein Dach. Das Spiel ist gut, auch wenn es kaum spektakuläre Spielzüge gibt. Es ist ein Gesamterlebnis dank der Fans: Es gibt zwei Teams, aber keine böse Rivalität. Selbst die Musik ist aufeinander abgestimmt.

Der Softbank-Fanshop hat eine große Ecke mit Produkten der gegnerischen Manschaft. Stellt euch vor: BVB-Schals im Schalke-Shop. Die Polizei ist nur dazu da, den Verkehr zu regeln, wenn alle nach dem Spiel losfahren. Keine Randale. Keine besoffenen Idioten. Es ist ein Event für Familien.

Mit  dem Bus geht es zurück nach Tenjin und weiter nach Ijiri. Der Regen wird zur Sintflut. Patschnass komme ich an der Unterkunft an. Heute passiert nix mehr.

Erkenntnis des Tages: Baseball in Japan ist immer wieder ein schönes Fest.

Donnerstag (Sightseeing 2)

Ohori Park und die Ruinen von Fukuoaka Castle. Naja. Ich war da. Ist ganz nett, aber nix besonderes. Von der Burg stehen noch ein Turm, eine Mauer mit Turm und die Fundamente. Die Aussicht ist gut, aber Fukuoka hat keine Skyline. Der Ohori-Park ist ein großer See, geteilt durch eine schmale Landverbindung. Um den See herum gibt es einen Fußweg, einen Fahrradweg und eine markierte Spur für Jogger und Powerwalker.

Letzter Stop ist Nakahama. Es liegt abseits der U-Bahnstrecke in der Hafengegend. Beim Nagahama Ramen odere Tonkotsu Ramen, die Spezialität von Fukuoka. Lecker. Ich frage, wo die Yatai-Stände sind: gleich um die Ecke. Die müssten gerade (6 Uhr) aufbauen.

Das Wetter war heute mild, 26 Grad, und jetzt am Abend ideal. Es sind wenig Stände, aber mir reicht einer. Er wird von einem Duo betrieben. Einer kocht, der andere scheint nur da zu sein, um Passanten wie mich einzusammeln. Der Stand ist fast randvoll, während die Nachbarstände nur 1-2 Gäste haben.

Der Abend wird sehr lang und ich esse mich durch die verschiedenen Gerichte. Dazu gehören verschiedene Spieße (Fleisch und Gemüse), sowie Oden (Rettich und Ei). Vom Rest muss ich erst den Namen rauskriegen. Alles ist lecker. Dazu trinke Bier, Highball, Sake und sammle Bonuspunkte beim japanischen Publikum.

Erkenntnis des Tages: Burgruinen bleiben Burgruinen.

Freitag (Fahrt nach Yufuin)

Heute wird es fast schon hektisch: Gleich nach Genki JACS geht es zum Bahnhof. Bahntickets kaufen. Erst nach Minuten wird mir und dem Mann am Schalter klar, dass ich hier falsch bin. Das ist die Reservierungsstelle für JR West. Ich muss aber zu JR Kyushu. Das Gespräch lief bis hierhin zu 80% in Japanisch. Lief doch ganz gut.

Jetzt schnell nach Ijiri, Koffer (nur die Handgepäcktasche) packen, auf Yukata wechseln und wieder nach Hakata. Der Zug fährt um 17:30 Uhr und nicht um 18:30 Uhr, wie ich immer dachte. Meinem Plan fehlt jetzt 1 Stunde. Um 17:03 Uhr stehe ich in JR Sasebaru am Bahnsteig. Knapp aber passt. Von Ijiri kommt man nach Tenjin, von Sasabaru nach Hakata, und dort muss ich hin.

In Hakata ist alles sehr entspannt. Bento für die Fahrt, dazu ein Highball. Die Wagen des Yufu Ltd. Express sind sehr komfortabel: diese Beinfreiheit; entspannend. Die Zugfahrt geht in die Dämmerung und in die Nacht. Urlaub vom Urlaub.

Um 20 Uhr erfolgt der Check-in im Ryokan Tanaka. Alt, traditionell, traumhaft. Mit dieser Unterkunft habe ich einen Volltreffer gelandet. Ich habe das Gefühl, das wird die Nummer 1 dieser Reise: die dunklen Hölzer, der Raum mit Tatami, ein Vorraum mit Waschbecken. Dazu gibt es zwei Onsen und ein Rotenburo, die man alleine nutzen kann … und ich reise in Yukata an.

Curfew ist um 23 Uhr und reicht für einen Abstecher zum Bahnhof. Ich finde eine kleine Kneipe. Meine Yukata beeindruckt und bringt mir einen Tatamisitzplatz. Normalerweise werde ich als Ausländer und Einzelgast immer an den Tresen bugsiert. Dieses Mal Tatami. Die Atmosphäre ist familär und Abendessen gibt es auch. Um 22 Uhr folgt noch eine Runde Onsen und Rotenburo. Es wird Zeit, dass es sowas in Deutschland gibt.

Erkenntnis des Tags: Werten wir nur die wenigen Stunden in Yufuin, ist es der bisher „most relaxing“ Abend. 

Otaru (oder gleich Yoichi)

Heute ist das Wetter noch gut, aber der Taifun naht. Auf nach Otaru. Im Reiseführer erwähnt wegen des Kanals und der Shoppingstraße mit alten Häusern. Wie immer erwartet man mehr, als man bekommt. Japans Touristen ticken anders.

Der Zug nach Otaru schlängelt sich durch die Landschaft; eingleisig und mit vielen kleinen Tunnels. Dann erreichen wir den Bahnhof. Mir fallen sofort die kleinen, bunten Petroleum-Lampen auf, die hier als Beleuchtung/Deko hängen. Hünsch, putzig und etwas „remote“.

Otaru

Der Kanal ist ganz nett. Könnte man sicherlich was draus machen. Den alten Lagerhäusern fehlt der gewisse Pepp. Wenn man die aufmöbelt, könnte das eine coole Kulisse werden. Auf der Suche nach der Schoppingstraße stoße ich auf die Otaru-Brauerei. Na wenn das nicht das fleischgewordene Klischee von Deutschland ist: eine Mischung aus Brauberger und Hofbräuhaus, dazu die Klänge von Polka und „Es gibt kein Bier auf Hawaii“; Bier aus Maßkrügen bayrischer Art und Süßigkeiten von Haribo (3 Euro die Tüte, ist ja aus „Doitsu“). Die Brauanlage stammt wie – wie sollte es anders sein – aus Deutschland, Bamberg um präziser zu werden. Zu einem Bier ringe ich mich durch. Dann aber raus. Eine Überdosis Deutschland droht.

Nach diesem Kultrschock geht es weiter zur Shoppingstraße mit den typischen japanischen Läden: kitschige Handwerkskunst und Essen. Ersteres interssiert mich weniger. Letzteres kommt mir gerade recht. Ich gönne mir ein Stück Hokkaido-Melone; 100円 für etwa 1/32 Melone. Ist eigentlich fair. Eine ganze Melone kostet hier schon mal 50-80 Euro (nach oben gibt es keine Grenzen). Das erwähnte kitschige Handwerk in Otaru ist Glasbläserei … Nichts für Männer. Tip: Laßt eure Frauen (ohne Kreditkarte) hier und fahrt 25 Minuten (mit Kreditkarte, siehe unten !)  mit der Bahn nach …

Yoichi

Der Ort ist noch kleiner als Otaru. Hier gibt es nicht zu sehen. Der Grund für meine Reise ist die Nikka-Destillerie. Man kann ohne Eintritt über das Gelände gehen. Die Bereiche, in denen der Whiskey heute hergestellt wird, ist off-limits. Wir sind schließlich in Japan. Das Areal ist speziell für Touristen zu recht gemacht. Es gibt keine Führungen. (Wer eine Destillerie im Betrieb sehen will, sollte nach Schottland fahren.)

Einzig erwähneswert war das alte Haus vom Besitzer. Sehr englisch, sehr westlich. Am Ende des Rundgangs, bzw. auf der anderen des Geländes, gibt es das Shopping-Center für Touristen. Kurz vorher auf der rechten Seite ist ein kleines Museum. Hier erfährt man etwas über die Ursprünge von Nikka Whiskey. Und man kann Whiskeys probieren. Allerdings ist nur die erste Runde gratis, die zweite gibt es nur gegen Bares. Das soll mich nicht abhalten, zumal es hier Sorten und Abfüllungen gibt, die man außerhalb Japans oder der Destillery nicht bekommt.

Yoichi und Baseball

Das Ambiente stimmt: ein dunkler Raum, dunkle Hölzer; der Kellner mit weißem Hemd und Fliege. Das „Sir“ ist inklusive. Die Whiskeypreisen sind für Japan billig. Ich probiere mich durch: 15 Jahre Single Cask, 25 Jahre Single Cask, usw. Höhepunkt ist der Single Coffee Grain. Sehr interessant im Geschmack. Soweit mein fachunkundiger Gaumen das Beurteilen mag: Noten von Karamel und Vanille. Die Verwendung einer Coffee Still ist ungewöhnlich. Sie erlaubt einen non-stop-Brennprozess, ähnlich wie die Kolonnen einer Raffinerie. Das Resultat ist aber so interessant, daß ich eine Flasche kaufe. Nein, keine Preise. Nur so viel: Ich muß wohl meine Hausratversicherung erhöhen. [Nachtrag 2016: Er ist jetzt auch auf dem deutschen Markt v erfügbar.]

Um 18 Uhr bin ich wieder in Sapporo. Was machen mit dem Rest vom Tag? Museen und Park haben geschlossen. Es dämmert. Baseball! Ich habe da doch im zug ein Plakat gesehen. Um 19:20 bin ich am Sapporo Dome. Eine Baseball-Halle. Der Anblick ist vertraut. Ich habe das Design in einem Buch über moderne japanische Architektur gesehen. Der Architekt war Hiroshi Hara. Er hat auch den Bahnhof von Kyoto und den Floating Garden in Oosaka entworfen. Der Clou: Der Rasen ist fahrbar. Man kann das Fußballfeld gegen ein Baseballfeld tauschen!

Das Spiel läuft bereits und die Karten kosten nur noch die Hälfte. Dafür verzichte ich gerne auf die ersten drei Innings. Die Stimmung ist super (muß irgendwann mal die Audiospur ins Netz stellen), auch wenn das Stadion nur zu einem Drittel gefüllt ist.

Bemerkenswert ist das Interview nach dem Spiel. Reporter: „Bla bla, sabbel, sabbel“, Spieler „Hai!“,  Reporter: „Bla bla, mehr sabbel“, Spieler „So desu!“ So kurz angebunden und trocken ist nicht einmal Thomas Schaaf von Werder Bremen. Das Publikum johlt bei jeder Antwort. Danach geht auch dieser Tag nach einem Abendessen in einem Izakaya zu Ende. Das Bier ist wie immer erfrischend, das Essen wie immer lecker.


Fazit für Japantouristen: Otaru kann man besuchen, ist aber kein Pflichtprogramm. Yoichi bietet nur die Destillerie. Wer hierher will, sollte es als Winterurlaub planen, Denn diese Gegend ist eigentlich ein Wintersportgebiet. Wenn meine Reiseroute nicht an Otaru und Yoichi vorbeiführt, würde ich nicht unbedingt einen Umweg dafür machen.


Kanji-Lexikon:
Otaru 小樽, Doitsu ドイツ, Yoichi 余市, Sapporo Dome 札幌ドーム, Izakaya 居酒屋