Archiv der Kategorie: 7.2 .. Genki Kyushu

Die Kategorie ist nicht ganz chronologisch und und umfasst die Wochenenden in Kyushu

EVA-500; Matsuri

Feierabend um 16 Uhr. Rein theoretisch müsste jetzt der Neon Genesis Shinkansen aus Shinosaka zurückkommen. Ich bin neugierig. Es sind zwar nur noch zwei Tage, aber dann habe ich zwei Koffer in der Hand. Besser jetzt ein paar Fotos machen.

Perfektes Timing Der Zug rollt gleich ein. Auf der Anzeige ist kein Hinweis. Ich weiß, dass die Fahrt etwa 5 Stunden dauert und dasss es ein Kodama ist. Auf der Anzeige ist ein Kodama gelistet. Das passt. Ich gehe in Position. Und da kommt er auch schon.

Mich wundert die Anzeige. Der Zug fährt nicht mit Hakata, wie ich dachte. Er fährt bis Hakata Minami, eine Station weiter. Das muss ich nutzen. Ich steige ein. Es ist wirklich wie auf den Fotos. Wagen 2 ist im Design gestaltet die Basis in Neo-Tokyo. Wow. Eigentlich ist es nur ein Zug. Wagen 1 hat einen kleinen Showroom und ein Evangelion Cockpit in Originalgröße.

Nach kurzer Reise erreiche ich Hakata Minami. Hier ist auch das Shinkansendepot. Deshalb fährt der Zug hierher. Er übernachtet hier. Aber warum die hier einen Shinkansenstop gebaut haben erschließt sich mir nicht. Hier ist nichts los. Eine Kombini. Das wars. Ich finde nicht mal ein gutes Izakaya oder Resto. Ich hoffe, es fahren Züge von hier zurück nach Hakata.

Zurück in Hakata bin ich planlos. Aus Langeweile frage ich die Touristeninfo. Wow. Heute ist ein großes Schreinfest im Norden. Das ist genau, was ich suche. Schnell nach Ijiri. Ein Schreinfest fordert eine Yukata. Klamottenwechsel, Geld und weiter nach Tenjin (Fukuoka); ab in die U-Bahn; Umsteigen in Nakasukawabata. Ich bin nicht mehr der einzige in Yukuta, aber weiterhin der einzige Ausländer in Yukata.

In Hakozakimiyamae folge ich einfach den anderen. Der Ausgang endet direkt an der langen Straße vor dem Schrein, die jetzt eine Matsuri-Meile ist. Die Straße ist lang, sehr lang. Eine unüberschaubare Anzahl von Ständen mit Essen und Getränken.

Ich starte das Matsuri mit einer kühlen Dose Bier. Ich schlendere die Straße auf und ab; stoppe hier und da. Yakitori, Sake, Nikuyaki, … Es ist ein Matsuri. Tausende Leute. Kaum Polizei. Es gibt viel zu sehen. Viele neue Dinge stehen auf dem Speiseplan. Ich für meinen Teil bleibe bei den Klassikern.

Ich entdecke sogar einen Döner, der von Japanern betrieben wird. Damit ist es offiziell: Der Döner ist in der japanischen Kultur angekommen. Im Vergleich: Ich kennen keinen Döner in Deutschland, der von einem Meier oder Schulze betrieben wird. Warum ist das so?

Ich kaufe eine dieser komsichen Masken. Glaubt man den Anime, gehören die beim Matsuri einfach dazu. Zumindest erhöhen die Maske die Aufmerksamkeit. Viel Smalltalk mit Japanern.

Was für ein gelungener Abend. Das Matsuri endet um 22 Uhr. Pünktlich. Das mit der Sperrstunde haben die wirklich raus. Ich schlendere in Richtung U-Bahn-Station. Ich habe keine Ahnung wie voll die Züge sein werden. Es geht. In Tenjin nehme ich den falschen Ausgang. Ich lande im Untergrund von Tenjin und dieser ist größer als ich dachte. Ich versuche, an der Oberfläche eine Orientierung zu finden. Gar nicht so einfach. Ich bin zwar schon zwei Wochen hier, aber die Umgebung von Tenjin ist mir immer noch unbekannt.

Ein paar Kurven weiter kann ich den Bahnhof nicht mehr verfehlen. Nicht bei diesem Schild am Bahnhofsgebäude. Zwei Stationen mit dem Rapid, umsteigen in den wartenden Local, eine Station und ich bin daheim.

Erkenntnis des Tages: Zu einem Matsuri gehört eine anständige Yukata.

Freitag

Heute ist der letzte Tag Unterricht. Ich klöne mich fest. Erst um 17 Uhr starte ich Richtung Ijiri. Heute wird nichts passieren. Ich muss die Koffer packen, das Apartment putzen. Der Wecker wird um 5 Uhr klingeln.

Yutoku; Inari Jinja

Mit etwas Tempo sollte ich es heute bis zum Yoshinogari Park schaffen. In Hakata steige ich in den Zug nach Tosu und dort in einen Local der anderen Bahnlinie. Das war der Plan. In Tosu  erfahre ich, dass der nächste Zug von hier nach Yoshinogarikoen erst in 40 Minuten fährt. Von dort müsste ich mit dem Bus oder Taxi weiter und dann wohl erst gegen 16:30 Uhr ankommen, kurz bevor der Park schließt. Ich hätte in Hakata nicht den Local nehmen sollen.

Es wird zeit für eine Planänderung. Erst mal ein Glas Sake. Die uralte Verkäuferin am Bahnsteigskiosk ist verwundert und erfreut. Sie hat wohl nicht gedacht, dass ein Tourist hier ein Glas Sake kaufen würde. Ein schnelle Studie der Fahrpläne und Haltepunkte zeigt, dass der Express nach Nagasaki (Strecke östlich von Mt. Tara) hier und in Hizen-Kashima hält; und dort ist der Yutoku Inari Schrein. Und der nächste Express fährt in wenigen Minuten.

Wow, schwarze Ledersitze in der zweiten Klasse; leider nur im Abteil „Reserved Seat“. Ein Ticket habe ich nicht und der non-reserved-Abschnitt ist voll. Gut, dann stehe ich an der Tür. So weit ist es ja nicht. Vom Bahnhof Hizen-Kashima zum Schrein nehme ich ein Taxi. Es sind fast 5km. Fahrtechnisch bin ich jetzt dichter an Nagasaki als an Fukuoka.

Das Taxi hält vor dem Schrein. Japp. Das Ding ist schon von weitem interessant. Es ist kurz nach 17 Uhr. Ich betrete das Schreingelände. Rechts der Berg. Direkt am Berghang ist der Schrein, aufgeständert wie der Kiyomizudera in Kyoto. Die Holzbalken sind zinnoberot und bilden einen Farbkontrast zu grünen Berg hinter dem Schrein. Was für ein Anblick.

Die unteren Schreingebäude sind reichlich verziert. Treppen führen hoch zum oberen, aufgeständerten Schreingebäude. Oben angekommen führt ein Weg weiter den Berg hinauf. Wie hoch, weiß ich noch nicht. Aber es sollte vor der Dämmerung machbar sein.

Es beginnt noch relativ einfach mit einer Anzahl von kleinen, roten Torii. Die Farbe blättert. Durch eine Felsspalte und dann beginnt der eigentliche Berg. Aufwärts führt eine Treppe mit diesen typischen japanischen Natursteinen. Damit sind die Stufen schräge, unförmig, rutschig und haben verschiedene Stufenhöhen. Dazu das Wetter. Ich bin schon wieder patschnass.

Oben: Hier ist ein kleiner Schrein; Ziel des Aufstiegs. Die Aussicht belohnt die Mühen. Es wird dunkler; zu früh für die Dämmerung. Es sieht aus, als würde es zuziehen. Ich beginne den Abstieg auf einer anderen Strecke. Die Steine sind wirklich rutschig. Ich muss wirklich vorsichtig sein.

Der Rückweg wird ein Fußmarsch. Hier draußen ist kein Taxistand. Ich laufe durch die Shoppingstraße vor dem Schrein. Alles ist geschlossen. Es folgt die lange, lange Straße in Richtung Bahnhof. ich laufe. Es zieht sich hin. Links abbiegen verkürzt die Strecke etwas. Endlich die Kreuzung mit der Bundesstraße. Bis hierher ist es nicht einmal die halbe Strecke. Die Dämmerung ist in Gange. Ich staune immer wieder, wie viele Autos ohne Licht in Japan unterwegs sind, selbst wenn es dunkel ist.

Kurz hinter der Kreuzung fängt es an zu regnen. Na super. Es sind bestimmt noch 2km. Zumindest sagt es das Schild, das ich gerade entdecke. Die Straße ist zu Ende. Links abbiegen. Regen. Dunkelheit. Rechts sind die Bahngleise. Da ich keinen Plan habe, entscheide ich mich, einfach den Gleisen zu folgen. Das klappt ganz gut. Der Bahnhof. Der Regen hat aufgehört. Was für ein Timing.

Nicht nur der Regen. Der nächste Express nach Hakata fährt in wenigen Minuten. Ich ordere schnell eine Sitzplatzkarte und hechte zum Bahnsteig. Der ist etwa 100m vom Bahnhofsgebäude entfernt. Von Hakata geht es nach Sasabaru. Für das Abendessen wähle ich das Izakaya mit dem Roast Beef.

Erkenntnis des Tages: Inari Schreine haben viele kleine Torii und viele fiese Stufen.

Dazaifu; Yatai

Heute ist früh Feierabend; ideal, um Dazaifu zu besichtigen. Das liegt bahntechnisch in Verlängerung der Strecke Tenijn-Ijiri. In Tenjin kann man direkt ein Tagesticket kaufen (Bahnfahrt und Eintrittskarten). Allerdings haben ein paar Sachen heute geschlossen. Egal. Es sind Museen.

Mit dem Rapid geht es an Ijiri vorbei nach Nishitetsu-Futsukaichi. Umsteigen. Diese Bahnlinie hat nur drei Stationen; den Start mit eingerechnet. Direkt am Bahnhof Dazaifu beginnt die Fußgängerzone mit unzähligen Geschäften. Touristengebiet, aber hübsch.

Wohin zuerst. Links ist der Dazaifu Tenmangu, rechts der Komozenji. Fangen wir dort an. Der Tempelgarten kann nur von der Veranda aus betrachtet werden. Ein Traum in moosgrün. Der Anblick ist wirklich entspannend.

Anschließend geht es über die Doppelbogenbrücke zum Dazaifu Tenmangu. Die Schreinanlage ist groß aber irgendwie auch kleiner als erwartet und sie hat keine Rückseite. Für gewöhnlich kann man um das Honden herumlaufen, aber da ist dann trotzdem ein Zaun, der das Schreingelände von der profanen Welt trennt. Hier nicht.

So wie es aussieht geht es den Berg rauf. Es ist eine dieser Steintreppen; inklusive kleiner Torii und roter Fahnen. Fuchsstatuen. Oben wird ein Inari-Schrein sein. Es ist ein kleiner Schrein; eher ein großes Kamidana. Mit dem Bäumen drum herum ganz hübsch. Und von nun an gehts bergab. Auch schön. Aber der Weg ist so steil und rutschig, dass ich echt besorgt bin.

Der nächste Stop ist etwas weiter weg. Bestimmt fährt ein Bus. Da ich weder das wo noch das wann kenne, gehe ich einfach zu Fuß. Erst zurück zum Bahnhof und dann weiter durch die kleinen Straßen von Dazaifu. Spannend ist das nicht. Eine Ampel sagt mir, dass die halbe Strecke zur Gouvernment Site jetzt hinter mir liegt.

Dahinten an der nächsten Ampel ist der Kanzeonji. Dieser Tempel wird schon in den Genji Mongatari erwähnt. Letzteres ist ein wichtiger Meilenstein der japanischen Literatur. Ersteren kennt keine Sau. Das Gebäude ist alt und verwittert. Die Umgebung ist optisch auch nicht besser. Alles macht den Eindruck, als ob es seit einigen Jahren leer steht. Nebenan ist der Kaidanin. Ein weiterer kleiner Tempel in einem ähnlichen Zustand.

Auf zum letzten Stop: Former Gouvernment Site. Wie sage ich es? Es ist eine Wiese mit Steinen. Die Steine sind präzise positioniert und oben glatt. Es waren die Grundsteine der Gebäude, die hier standen. Aber es ist und bleibt eine einfache Wiese mit Steinen. Die Steine geben eine grobe Vorstellung, wie groß die Gebäude waren.

Jetzt geht es den ganzen Weg zurück. Es ist noch genug Sonnenlicht übrig, denn ich bin sehr gut in der Zeit. Ich entscheide mich auf dem letzten Abschnitt für einen anderen Weg. Lohnen tut sich der Umweg nicht. Zurück an der Kreuzung am Bahnhof erst mal ein Bier. Für den Rückweg ist es zu früh. Ich laufe die Fußgängerzone noch mal rauf und runter. Ich habe Hunger. So den richtigen Kracher habe ich nicht gefunden, also bleibt nur Karaage. Es ist 17 Uhr und die Läden schließen. Also doch Rücksturz zur Basis.

Da ich nicht weiß,ob ich mit dem Tagestickt auch in Ijiri aussteigen darf, fahre ich bis Tenjin durch.

wie das mit dem Ticket funktioniert fahre ich lieber an Ijiri vorbei bis Fukuoka und dann von dort zurück nach Ijiri. Zuvor jedoch: Nagahama ! Yatai !

Von Fukuoka Station ist es gar nicht so weit. Heute stehen hier 7 Wagen. Ich entscheide mich für den Yatai vom letzten Mal, zumal mich der Mitarbeiter wiedererkennt und einsaugt. Der Abend klingt bei Sake und „Diversem vom Grill“ aus.

Erkenntnis des Tages: Wenn ich noch länger in Fukuoka bleibe, dann brauche ich eine Yatai-Rabatt-Karte.

Kumamoto; Shinkansen

Der Kurzurlaub vom Urlaub tat gut. Heute fängt der Unterricht später an. Dies hat den Vorteil, dass ich Ausschlafen kann. Und es hat den Nachteil, dass man außerhalb der Rush Hour mit dem Local fährt. Gut, man bekommt einen Sitzplatz, aber der Takt zwischen den Zügen hat sich von 5 Minuten auf 20 Minuten verändert. Das hatte ich nicht berücksichtigt. Ich komme gerade noch rechtzeitig zum Unterricht, es war aber knapp.

Heute ist sehr spät Feierabend. Was tun? Nun, ab gestern gilt auch mein JRP, was meine Mobilität stark erweitert. Kumamoto ist nur 20 Minuten mit dem Shinkansen entfernt. Warum nicht. Das verbleibende Tageslicht erlaubt nur einen Stop.

Ich entscheide mich für die Burg. Diese ist, und das weiß ich, komplett gesperrt wegen der Schäden durch das Erdbeben im März. Mir geht es daher darum, diese Schäden zu sehen. Das hat ein bischen was von Katastrophentourismus. Aber ich will hier deutlich unterscheiden: Das Beben ist Monate her. Ich fotografiere auch keine verzweifelten Menschen, die alles verloren haben. Ich fahre nach Kumamoto, obwohl die wichtigste Attraktion gesperrt ist. Auf meiner nächsten Reise werde ich auch in ein ehemaliges Sperrgebeit in Fukushima reisen. Tourismus bringt Geld. Tourismus ist auch ein Stück weit Rückkehr zur Normalität, egal wie klein sie auch immer sein mag. Aber nun zurück zu meinen Plänen:

In Hakata passiere ich das erste Gate und steuere ich direkt auf das Shinkansegate zu. Es ist immer wieder etwas Besonderes. Ich passiere das zweite Gate in diese High-Speed-Welt. Oben wartet ein Kyushu-Shinkansen der Baureihe 800. Perlweiß. Die Spitze ist wenig spektaklär; aber das Innere! Die Deutsche Bahn sollte jetzt zuhören (oder weghören): Platz/Beinfreiheit bis zum Umfallen. Ich kann die Beine ausstrecken. Die Sitze habe alle eine Holzlehne. Seitlich ist ein Klapptisch wie in einem Flugzeug. Es dominieren Holz und warme Farbtöne. Der Clou sind die Sonnenblenden. Sie sind aus Bambus. Genial.

Während ich noch das Interior begutachte, rollt der Zug aus dem Bahnhof. Draußen ist … Regenwetter. Mittweile nichts neues. Dieser Urlaub ist irgendwie verregnet. Das hatte ich so noch nie in Japan. In Kumamoto geht es dann mit der Straßenbahn weiter. An der Burg ankommen beginnt die Dämmerung und es regnet.

Schon auf den ersten Blick sieht man die enormen Schäden. Teile der Burgmauer sind eingestürzt. Einer der Ecktürme liegt in Trümmern auf dem Rasen. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass die Reparaturen mitunter Jahre dauern könnten.

Ich starte den Rundgang um die Burg (die Burg selbst ist ja gesperrt). Immer wieder sieht man Schäden an der Mauer und den Bauten. Ein Ecktürm steht nur noch, weil die Ecksteine der Mauer wie bei stehen. Zu beiden Seiten ist alles eingestürzt. Selbst der Erdreich ist weg. Es hat ein bischen was von Jenga für Profis.

Oben angekommen habe ich von der Absperrung aus einen guten Blick auf den Hauptturm. Auch hier gibt es enorme Schäden. Das Dach ist teilweise eingebrochen, hat aber vergleichsweise kleine Schäden. Die Mauer unter dem dem Gebäude ist abgesackt. Es gibt einen riesigen Riss. Steine sind herausgebrochen. Ich habe keine Ahnung wie man das reparieren will.

Mittlerweile ist es dunkel. Ich hoffe, die Fotos werden was. Der Regen fordert ebenfalls seinen Tribut. Fotos machen und gleichzeitig Regenschirm halten klappt nicht. Ich muss den Regenschirm immer wieder zur Seite legen. Mittlerweile bin ich so nass, dass sich der Regenschirm eigentlich nicht mehr lohnt.

Nach meinen Rundgang muss ich jetzt nur noch zurück zur Straßenbahn finden. Irgendwie führen alle Wege kurz vorm Ziel immer weg von der Burg in die falsche Richtung.

Mit der Straßenbahn geht es zurück zum Bahnhof. Eigentlich wollte ich in Kumamoto zu Abend essen. Ich verwerfe den Plan. Ich weiß nicht einmal warum. Ich vermute, dass mir der Regen die Motivation genommenhat. Ich kaufe etwas Bento für die Rückfahrt. Der Zug endet in Hakata. Sonst wäre ich wohl einfach noch ein paar Stationen weiter gefahren. Theoretisch könnte ich umsteigen und einfach so nach Kitakyushu fahren. Leider ist der Ort für nichts Essbares bekannt. Und lande ich mit meinen Plänen fürs Abendessen wieder im heimischen Ijiri.

Am Bahnhof Ijiri sind ja ein paar Kneipen. Eine hatte ich schon besucht. Es wird Zeit für eine weitere. Das nenne ich ein eiskühltes Bier. Das Glas kommt aus dem Gefrierfach und ist mit einer dicken Eisschicht überzogen. Ich bestelle Kushiyaki … oder wie auch immer diese Spieße heißen. Ich muss gestehen, ich habe den Überblick verloren. Yakitor, Kushiyaki, Karaage, Nikuyaki, … Es ist immer ein Holzspieß mit leckeren Sachen.

Erkenntnis des Tages: Das Kumamoto-Beben von April 2016 muss enorm gewesen sein und eine japanische Burg ist extrem stabil.

Kurokawa; Onsen

Heute ist ein weiterer Yukata-Tag und er beginnt mit einem Bad im Rotenburo. Es geht zurück nach Fukuoka, aber zuvor noch nach Kurokawa. Am Freitagabend hat mir der Besitzer des Tanaka noch geholfen einen Sitzplatz zu reservieren. Der Nachteil meiner Gepäckwahl (kleinen Sporttasche): Ich sehe aus wie ein Sumoringer.

Der Bus fährt um 9 Uhr und es folgen 90 Minuten Langeweile. Über die Buslautsprecher läuft ein Lied, das den Highway besingt, auf dem wir fahren. Das ist so, als würde man Truckstop spielen, wann immer man auf die Autobahn fährt. Scheint so ein Japanding zu sein.

Links, recht, rauf, runter; eine schöne Motorradstrecke. Der Bus steuert auf Aso (ein alter Bekannter) zu. 20 Minuten vor dem Ziel gibt es eine Pinkelpause an einer Raststätte. Die Motorräder bestätigen meine Theorie. Am Busstop Kurokawa ist nichts. Ein Straße führt bergab. Ist Kurokawa dort? Ja. Und ich darf nachher alles wieder hinauf laufen. Coin-Locker und Touristeninfo sind auf der anderen Dorfseite; oben.

Erkenntnis: Es gibt keinen Geldautomaten in Kurokawa. Nach Auskunft sind es mit dem Taxi etwa 20-25 Minuten zum nächsten Automaten. Rechnet man Landstraßenkilometer mal 4€, und zurück … Nein. Zum Glück bietet sich ein Mitarbeiter an, mich rumzufahren. Sofort nehme ich an. Es kostet mich eine Stunde, aber ich habe genug Bargeld, um die Eintrittskarte zu drei Onsen zu kaufen.

Kurz überlege ich, die Rückreiseroute zu ändern. Der Bus nach Kumamoto fährt 50 Minuten später als der nach Yufuin, braucht aber länger. Mist, mir fällt ein, dass ich den Rückweg schon reserviert habe.

Welche drei Onsen nehme ich? Oder versuche ich mich an 6 Onsen? Es stehen 25 zur Auswahl. Fangen wir erst einmal an: Yamanoyado Shinmeikan. Ich wähle das Onsen, weil es am Fluss liegt. Was ich (noch) nicht weiß: Das Onsen ist in einer Grotte. Diese Art von Onsen hatte ich bisher noch nicht. Es ist ein besonderes Erlebnis und ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Onsen gewählt zu haben. Aber: Ein Rotenburo mit Schnee bleibt meine Nummer 1.

Anschließend laufe ich durch Kurokawa. Der Ort ist sehr klein, aber hat sein eigenes, sehr leckeres Bier.  Dann geht es ins Fumoto Ryokan. Das Onsen liegt auf der anderen Flussseite. Eine überdachte Holzbrücke führt dorthin. Das Rotenburo liegt oberhalb des Flusses. Die Sichtblenden sind so montiert, dass man den Fluss sehen kann. Ich sitze im heißen Wasser und genieße den Tag. Man hört den Fluss, aber keine Autos, und auch die anderen Urlauber sind außer hörweite. Gokuraku! Gokuraku!

Zeit für eine Mittagspause. Viel Hunger habe ich nicht. Ich entscheide mich für einen Eisbecher: Matchaeis mit Früchten und Reisbällchen. Danach geht es zum dritten Onsen: Oyado Nishiyu. Der Eingang zum Ryokan alleine ist Gold wert: Bäume, viel Moos und ein schmaler Weg. Man könnte fast meinen, man betritt den Garten eines uralten Tempels in Kyoto. Traumhaft.

Das Rotenburo ist inmitten von Bäumen. Man badet quasi in einem kleine Wald. Es gibt sogar einen Wasserfall unter den man sich stellen kann. Ich bleibe etwas länger. Blick auf die Uhr. Der Bus nach Yufuin fährt in einer Stunde. Wenn ich umplane, hätte ich … Nein. Das hier ist gut so wie es ist. Jetzt aufhören. Besser wird es nicht mehr.

Ich bleibe in der Entschleunigung, genieße eine letzte Runde in dieser Idylle und schlendere dann hinauf zur Bushaltestelle. Der Bus hat knapp 20 Minuten Verspätung. Ich wurde kurz nervös.

In Yufuin erlebe ich, wie hunderte Gäste versuchen, den „Yufuin no Mori“ zu betreten. Es ist ein Sonderzug nach Hakata. Das ist einfach „nuts“.  Am Schalter gibt es eine Schlange und dieser Tourist an der Spitze raubt nicht nur mir den letzten Nerv. Er diskutiert jetzt schon seit 10 Minuten seine Fahrtroute. Weiß der überhaupt, wohin er will? Wie ich Touristen hasse.

Ein Blick zum Japaner hinter mir. Der rollt schon mit den Augen. Eindeutig haben beide den gleichen Gedanken. Dann öffnet ein zweiter Schalter. Die Truppe direkt vor wechselt und startet die gleiche Diskussion. Ich werd‘ porös. Der linke Schalter wird frei. Nach nicht einmal zwei Minuten habe ich meine Sitzplatzreservierung nach Hakata. Rechts wird immer noch diskutiert. Irgendetwas mache ich anders … oder richtig.

Die Zeit bis zu Zug reicht für Ramen und ein Bier. Dann geht es mit den Yufu Ltd. Express zurück; an Sasabaru vorbei nach Hakata und von dort zurück nach Sasabaru. Ein kurzer Fußweg und ich bin wieder in Ijiri. Morgen beginnt der Unterricht erst um 11 Uhr. Hätte ich das vor meinen Buchungen gewusst, wäre ich für eine weitere Nacht im Tanaka gebleiben.

Erkenntnis des Tages: Bargeld ist immer noch Gold wert und Geldautomaten sind rar (auf dem Land an einem Sonntag).