Archiv der Kategorie: 8.3 .. Tateyama-Kurobe-Pass

Ich bersuche die Orte Toyama und Tokaoka. Wenn alles klappt werde ich kurz in die Kurobe-Schlucht fahren und am nächsten Tag den Tateyama-Kurbobe-Pass queren. Das ist mit Risiken verbunden, da ich nicht weiß, ob das in einem Tag zu schaffen ist.

Baseball

Gestern war ein langer Tag. Das wird heute ausgeglichen. Fürstliches japanisches Frühstück um 8 Uhr. Danach geht’s ins Onsen, schließlich ist dies ein Onsen-Hotel. Der Check-out erfolgt um 10 Uhr. Bereits jetzt ist die Idee mit dem Abstecher zur Miyagikyo Destillery gekippt. Ich bin in Kamiyamada also wird dieser Ort erkundet.

Es war nur eine Nacht mit später Ankunft und es war nur als Notfallplan gedacht, falls am Pass was schief gegangen wäre, aber die Nacht hat sich gelohnt.

Ich laufe zunächst etwas durch die Stadt. Sie macht einen verträumten und auch auchgeräumten Eindruck. Ich finde sogar das Kameisei Ryokan, das auf japan-guide erwähnt wurde. Es sieht genauso gut aus wie auf dem Foto.

Dann geht es steil bergauf. Und es ist heiß. Meine Herren. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ich glaube er waren volle 500m) stehe ich oben am Schriftzug, den ich gestern Abend hab leuchten sehen. Das ist etwa Halbzeit. Es geht weiter. Es folgt eine kleiner Tempel in einer scharfen Rechtskurve. Ergibt ein gutes Fotomotiv ab.

Nach meiner Karte sollte ich gleich am Eingang zur Rekonstruktion einer alten Festungsanlage (Aratojo Castle) aus der Zeit der streitenden Reiche stehen. Das hier sieht aber falsch aus. Die Straße ist halb zubewuchert. Das Gebäude rechts ist total verfallen. Hier war doch seit 20 Jahren keiner mehr. Die Alternative geht weiter steil bergauf. Ich gehe mal weiter.

Tatsächlich führt mich der Weg zum Kassenhäuschen. Ich erfahre, dass es hier mal eine Art Wildtier-Zoo/Park gab. Das waren die Gebäude an denen ich vorbeikam. Das Ding vor etlichen Jahren pleite. Etwas irritierend ist, dass der Kartenverkäufer ein Fan von deutscher Musik ist; zumal ich bei diesem Thema total blank bin.

Der Festungsanlage ist nicht groß, aber wie man auf den Fotos sieht ganz passabel und der Ausblick ist wirklich gut. Von hier oben sehe ich auch mein Hotel und das Onsen auf dem Dach. Hm ….

Es folgt der Aufstieg. Knapp 100 Höhenmeter auf einer Straße mit 18% Steigung, ähm Gefälle. Klingt einfach, aber bei dieser komischen Hitze (Luft wie kurz vor einem Gewitter) ist selbst abwärts kein Spaß. Zurück am Hotel sammle ich meine Koffer ein, bedanke mich noch mal für den Aufenthalt (das Hotel wirkt zwar etwas in die Jahre gekommen, aber der Service war extrem gut und das Onsen hat nach dem Pass wirklich entspannt) und lasse mich mit dem Taxi zum Bahnhof bringen.

Am Bahnhof habe ich etwas Rerservezeit, die es mir erlaubt den Zug auf dem anderen Gleis näher zu betrachten. Es sind nämlich drei Speisewagen. Das wars. Nur Speisewagen. Es ist der Rokumon, den ich umgehend auf meine Liste für 2020 setze. Das Prinzip ist einfach: Eine Zugfahrt lang Gourmetküche.

Um 13 Uhr bringt mich der Local nach Ueda, wo ich in den Shinkansen umsteige. Ein weiterer Wechsel folgt in Omiya und dann bin ich auch schon in Sendai. Das Metropolitan ist direkt am Bahnhof und hat echt alles: Begrüßungskommitee, Page, Liftboy und mit einem Zimmer im 15. Stock einen guten Ausblick.

Es ist erst 18 Uhr. Ich gehe zur Touristeninfo und frage, ob heute noch was in Sendai anliegt. Als ob ich es geahnt hätte. Gerade jetzt fängt ein Baseballspiel der Rakuten Eagles an. Das sind mit der U-Bahn nur 2 Stationen. Auf geht’s.

Ich bin zum Anfang des dritten Inning an meinem Sitzplatz, habe ein Bier in der Hand und die Stimmung ist super. Das Bier wird hier übrigens direkt am Sitzplatz gezapft. Überall läuft Personal mit einer Rucksackzapfanlage herum. Und es gibt Auswahl: Asahi, Kirin und Sapporo. Man muss nur auf das richtige Fass warten.

Das Spiel endet mit einem knappen Sieg für die Eagles. Zwischendurch gab es choreografierte Fangesänge und diese Nummer mit den Luftballons am Ende des 7. Inning. Aber das schönste: Keine Randale. Weder während noch nach dem Spiel.

Zurück im Hotel gönne ich mir noch ein Stop in der Knight Bar. Hier war ich schon 2008. Perfekt gestylte Barkeeper in einer dunklen, stilvollen Bar, dazu etwas teure Drinks. Aber für einen Manhattan sollte es reichen. Den 30-jährigen Hibiki würde ich gerne testen, aber das Glas (15ml) kostet 10.000yen (etwa 80€). Nein Danke. Obwohl, so dicht komme ich wieder an diesen Tropfen …. Nein.

Da ich das Schlafdefizit von vorgestern offenbar immer noch nicht ausgeglichen habe, ist jetzt Feierabend. Für einen Hotelwechseltag mit viel Zugfahrt war das eine ziemlich gute Ausbeute. Ich bin zufrieden und hundemüde.

Tateyama-Kurobe-Pass

Heute also geht es über den Tateyama-Kurobe-Pass. Im Internet konnte ich alles lesen: von „kein Problem“ bis „Wartezeiten bis zu drei Stunden an der Seilbahn“. Der Pass hat erst vor ein paar Tagen geöffnet. Der Ansturm wird daher sehr extrem erwartet. Ich habe mich daher entschieden früh zu starten.

Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Um 4:40 Uhr stehe ich bereits mit Koffern vor der noch geschlossenen Bahnstation. Gerade noch rechtzeitig, denn innerhalb der nächsten 10 Minuten formt sich eine Warteschlange von knapp 100 Leuten. Wow. Die wollen alle mit dem ersten Zug fahren.

Um 5 Uhr öffnet die Bahnstation. Zum Glück hatte gestern schon die Basisinformationen gesammelt. Erster Stopp ist der Ticketschalter, dann geht es weiter zur Kofferaufgabe und sofort weiter in den Zug. Ich bekomme einen der letzten Sitzplätze.

In Tateyama muss ich das Web-Ticket gegen das Original tauschen. Das war denkbar einfach, da nur wenige Leute ein Web-Ticket haben. Die meisten haben die Japan-Rail-Pass-Variante und müssen ein normales Ticket kaufen und Schlange stehen. Ein weiterer Vorteil meines Tickets ist die Boarding Time. Damit ist mir ein Platz in der Schrägbahn sicher. Alle ohne so eine Zeitangabe müssen auf Restplätze hoffen.

Ich vermute, von hier stammt die Warnung mit den 3 Stunden Wartezeit. Ich jedenfalls bin bereits um 07:10 Uhr am Busterminal. Der Bus soll erst um 7:40 Uhr fahren, aber so wie es aussieht starten die, sobalb genug Leute für einen Bus zusammen sind. Die Fahrt geht 1 Stunde bergauf in ein Winterlandschaft. Bereits auf halber Strecke ist die Schneewand neben der Straße 2-3m hoch und sie wird immer höher. Kurz vorm Ziel wird dann der „Snow Corridor“ angekündigt. Und ja, das ist Schnee. Eine Menge Schnee.

Da der Corridor erst ab 09:30 Uhr für Fußgänger öffnet habe ich Zeit für Onsen. Nur ein paar Meter entfernt befindet sich das höchste Onsen Japans. Der Weg ist aber alles andere als einfach. Die 500m könnten lange dauern. Der Schnee hat sich durch tagelanges Antauen und Frieren in Eis verwandelt. Ich komme trotz meiner Wanderschuhe nur sehr langsam voran. Aber 50€ für Schneeketten (ja die kann man hier kaufen) oder Spikes habe ich jetzt auch nicht übrig.

Das Onsen ist klein und teuer (700yen) aber lohnt sich. Gut, den onsentypischen Schwefelgeruch muss man mögen oder zumindest ertragen. Er ist sehr intensiv. Das im Reiseführer ebenfalls umworbene Jigokudani ist derzeit wegen der Gaskonzentration sogar gesperrt, und gleich um die Ecke. Vom Onsen aus hat man einen genialen Ausblick über die Schneelandschaft. Daran kann man sich wirklich gewöhnen.

Um  10 Uhr stehe ich im Schneekorridor. Das sind haushohe Schneewände. Der höchste Punkt misst aktuell 17m. Ich habe extra einen Bus fotografiert, wie er durch den Korridor fährt, damit man die Höhe abschätzen kann. Und selbst das täuscht auf den Fotos noch.

Bei den ganzen Bussen fällt mir ein, dass mit jedem Bus weitere 50 Leute angespült werden; nicht eingereichnet die Leute, die von Kurobe aus mit dem Tunnelbus kommen.

Also weiter zur nächsten Station bevor sich lange Schlangen bilden. Auch jetzt und bei den folgenden Fahrtabschnitten bewährt sich der Ansatz: 10-15 Minuten vorher Schlange stehen sichert einen guten Sitzplatz. Der Tunnelbus wird hier Trolley Bus genannt und ist ein Oberleitungsbus. Dieselabgase in dem Tunnel wären auch keine gute Idee. Dann geht es mehrere hundert Meter abwärts mit einer Seilbahn und wieder durch einen Tunnel. Dieses Mal mit der Cable Car. Man endet eigentlich direkt auf der einen Seite des Kurobedamms.

Der Stausee ist jetzt im April noch nicht komplett gefüllt. Die Schneeschmelze beginnt ja erst. Dennoch ist die höhe des Damms beeindruckend. Man muss zu Fuß auf die andere Seite. Dort gibt es eine Pause mit „themenbasiertem“ Mittagessen. Und dann weiter mit einem weiteren Trolley Bus.  Die Fahrt im Tunnel dauer 13min. Ein Bus bringt einem vom Endpunkt runter ins Tal zur Bahnstation.

Das war er also, der Tateyama-Kurobe-Pass. Ich habe es vielleicht etwas gehetzt, aber ich glaube ich bin vor der großen Touristenwelle vorweggeschwommen. Ich habe eigentlich nie lange Warten müssen und immer gleich die erste Weiterfahrt erwischt. Bei den Besuchermassen, die mir entgegengekommen sind, glaube ich nicht, dass das in einer Stunde noch so sein wird, wenn die Rückreisewelle startet.

In Nagano gibt es dann Abendessen bevor es mit dem Local in den Onsenort geht. Schon am Bahnhof riecht man den Schwefel. Das Ryokan ist sehr traditionell. Die Dame des Hauses trägt Kimono. Eine Tafel am Eingang begrüßt die neuen Gäste. Auch mein Name steht dort. Meine Koffer werden mir gleich am Eingang abgenommen. Die stehen dann schon im Zimmer, nachdem ich dorthin eskortiert wurde.

Ich bin zwar todmüde, aber eine, zwei Runden Onsen müssen sein.


Hintergrundinformationen
(lagere ich später in eine eigene Seite aus)

Kurobe-Talsperre: Mit 186m ist es die Talsperre mit der höchsten Sperrmauer in Japan. Es ist eine Bogenstaumauer. Während des Baus starben über 200 Arbeiter.

Tateyama-Tunnel-Trolleybus: Es ist einer der beiden Oberleitungsbusse auf der Strecke der Tateyama Alpine Route. Es sind gleichzeitig die einzigen Oberleitungsbusse in Japan überhaupt. Der Bus fährt mit 600V und gilt als Eisenbahn. Die 3,7km lange Fahrtrecke ist komplett unterirdisch und führt unter dem Mt. Tateyama entlang.

Kanden Tunnel Trolleybus: Dies ist der zweite Oberleitungsbus Japans. Auch er fährt mit 600V. Die Fahrstrecke ist 6,1km, wovon 5,8km unterirdisch sind. Der Tunnel diente damals Als Versorgungsweg zum Bau der Kurobe-Talsperre. Auch er gilt rechtlich als Eisenbahn.

Takaoka und Uchikawa

Heute geht es noch Takaoka und wenn Zeit bleibt auch noch Uchikawa. Dies ist ein kleiner Fischerort, den ich bei Journeys in Japan gesehen habe. Uchikawa hat keine Attraktionen und wird als laid back beschrieben. Warum nicht. Nach den Matsuri der letzten Tage kann ich durchaus einen Ort einschieben, an dem nichts passiert.

Von Takaoka fährt ein Zug entlang der Künste, so dass man bei gutem Wetter einen Blick über das chinesische Meer (ok, die letzten paar Meter) auf der Tateyama-Bergkette hat. An der Touristeninfo gibt es ein Live-Video von besagter Zugstrecke. Von den Bergen ist nichts zu sehen. Es ist zu diesig.

Also geht es erst einmal zum großen Buddha. Er ist einer der „großen“ in Japan. Naja. 15,8m mit Sockel. Auf der anderer Seite: Kamakura ist auch nur 13,3m (allerdings ohne Sockel). Unter dem Buddha, im Sockel, ist eine Gedenkhalle, die kurz nach meiner Ankunft von Chinesen geflutet wird. Schnell weg von hier.

Der Park, wo früher die Burg stand, ist nichts spezielles. Ein Teil der Burgmauern steht noch. Das wars. Damit fällt dieser Punkt unter die Rubrik „War mal da“. Nach dem Rundgang entscheide ich mich für eine Bootsfahrt auf dem Burggraben. Da ich der einzige Tourist auf dieser Ecke bin, wird es eine sehr exklusvie Tour und sehr entspannend.

Weiter geht es in den Norden, wo zwei Straßenzüge mit alten Häusern auf Touristen warten; ganz nett und bieten ein paar schöne Motive. Dennoch bleibt auch hier die Erkenntnis „War mal da.“ Anschließend ist es ein langer Weg erst zurück zum Bahnhof und dann weiter auf die Südseite. Hier steht der Zuiryu-ji. Der wäre schon eher ein Grund in Takaoka zu stoppen.

Mit Takaoka bin ich jetzt eigentlich durch. Ein Blick auf den Monitor in der Touristeninfo zeigt, dass die Bergkette immer noch unsichtbar ist. Die Zugfahrt lohnt also nicht und entfällt.

Also setze ich mich in eine Tram, die mich nach Uchikawa bringt. Die fahrt dauert knapp 45 Minuten. Ja, es zieht sich etwas. In Uchikawa bin ich kurz orientierungslos, da ich nur den Kanal von NHK kenne und für den Rest keine wirkliche Karte habe. Ich gehe grob Richtung Norden.

Hier ist die Zeit irgendwie stehen geblieben. Der Kanal selbst sieht aus wie in dem Bericht auf NHK. Die Häuser stehen direkt an der Kaimauer und überall liegen Fischerboote. Hier ist nichts los. Keiner ist auf der Straße. Ich habe meine Ruhe. Ich laufe den Kanal etwas auf und ab. Hier kann man wirklich nichts machen außer entspannen.

So, was mache ich mit dem Rest vom Tag? Ach ja, Doraemon. Ein Wagen der Tram hat Doramon als Thema. Zudem habe ich rausbekommen, wann den Fahrplan liest und wann die Doramon-Tram vorbeikommt. Ich habe etwaqs über eine Stunde Zeit.

Am Ende der Tramstrecke war da nicht eine Brücke. Ich meine da etwas gelesen (und gesehen) zu haben. Also fahre ich mit der nächten Tram zur Endstation. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Strecke schon seit ein paar Stationen aussieht, also wäre Japan gleich zu Ende. Die Tram endet direkt an einem Fähranleger und ich setze auf die andere Seite über. Von hieraus sind es nur ein paar Meter bis zum Brückenpfeiler. Unter der Fahrbahn ist ein Fußweg zurück auf die andere Seite. Ein paar Meter weiter ist dann auch schon wieder die Tramendstation. Hier ist wirklich nichts los.

Da es immer noch 20 Minuten sind, laufe ich ein paar Stationen, um die Zeit rum zu kriegen. Dann kommt mir die Doraemon entgegen. Ich mache ein paar Fotos und beschließe, an der nächsten Station zu warten.

Die Tram selbst ist jetzt nich spezielles. Es ist ein moderner Niederflurwagen in blau. Überall sind Figuren aus Doramon aufgemalt. Nun gehöre ich aber zu den Leuten, die die Figur zwar kennen, aber die Serie nie gesehen haben. Auf  der anderen Seite: Einen ganzen Zug ein Animethema zu geben; das funktioniert nur in Japan und es funktioniert gut.

Am Bahnhof Takaoka finde ich eine Garküche wo man Kuroraman (Black Ramen) bestellen kann. Für einen Moment dachte ich, meine Zunge würde explodieren. Ich dachte, die Farbe kommt von Tintenfischtinte oder Pfeffer. Nein, es ist im Prinzip reine Soyasauce, die dunkle, schwarze aus dem Asialaden, nicht die, die man im Chinarestaurant auf dem Tisch findet. Wow. Gut, dass ich auch einen Highball bestellt habe.

Obwohl ich mir sicher bin, den JR-Bahnhof in Takaoka genommen zu haben, sitze ich jetzt im Zug einer anderen Bahnlinie. Das soll einer verstehen. Ich bezahle die Fahrt beim Schaffner (in Japan = möglich, in Deutschland = Schwarzfahren). In Toyama steige ich dann wieder bei dem JR-Bahnhof aus an dem ich gestern angekommen bin. Das soll einer verstehen.

Heute ist früh Feierabend. ich packe den Koffer für mogen. Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Damit bleiben mir gerade einmal 6 Stunden Schlaf.

Toyama

Heute endet die  Zeit der Matsuri. Es geht nach Norden, nach Toyama. Der Tateyama-Kurobe-Pass wartet. Doch zunächst gilt es eine lange Zugfahrt zu überstehen.

Zunächst geht es gemütlich mit dem WanMan nach Minoshi. Dort will ich in den Hida-Express wechseln. Ein Sitzplatzticket ist nicht mehr verfügbar. Alle Plätze sind ausgebucht. Nicht gut. Ich beginne langsam zu begreifen warum. Takayama. Der Zug hat Verspätung. Auch das ist untypisch. Gut. Ich finde Platz für meinen Koffer und für mich. Die Reise kann also losgehen.

Nach zwei Stunden erreichen wir Takayama. Hier wird der Zug förmlich von Touristen gestürmt. Wie ich vermutet/befürchtet hatte: Das Takayama-Matsuri ist zu Ende und alle wollen wieder weg. Und da es jetzt einen Shinkansen nach Kanazawa (und damit Toyama) gibt, fahren alle gen Norden. Jetzt erlebe ich aus erster Hand wie der Shinkansen und Tripadvisor und Co das Touristenverhalten beeinflussen. 2006 und 2008 war der Weg nach Takayama Teil einer Reise ins japanische Hinterland. Jetzt liegt ist es gut erreichbar und Dank dem Internet weiß es jeder und jeder kann Hotels buchen.

Die nächste Stunde wird nervig. Diese Touristen (Italiener) benehmen sich für (nicht nur) japanische Verhältnisse echt daneben. Bei einer Aktion wäre ich fast eingeschritten. Ein anderer Tourist kam mir zuvor. Wie kann man sich nur so aufführen. Und das in Japan. Zum Glück werde ich nicht zu „denen“ gerechnet.

Endlich fährt der Zug in Toyama ein. Wie oft bin ich kurz vorher umgedreht: 2006 Toyama, 2008 Furukawa, 2012 Kanazawa. Jetzt endlich erreiche in Toyama. Der Bahnhof wird immer noch weiter umgebaut. Im Laufenden Betrieb.

Im Toyama Excel Hotel parke ich die Koffer an der Hotelrezeption. Für den Check-In ist es noch zu früh. Danach schaue ich erst einmal, wo die Zugstation für die Fahrt nach Tateyama ist (es ist nicht JR) und wie das mit dem Kofferversand läuft. Die Bahnstation ist gleich neben der JR-Station und ich efahre, wo der Ticketschalter ist und wo die Gepäckaufgabe sein wird. Damit habe ich alle wichtigen Informationen für übermorgen.

Toyama hat nicht wirklich viele Attraktionen. Der verbleibende halbe Tag sollte da voll ausreichen. Erster Stop ist die Burgruine, die aber wegen Bauarbeiten derzeit für Besucher geschlossen ist. Von außen gibt sie aber ein gutes Fotomotiv ab. Zumindest für ein Foto.

Nächster Stop ist das Glasmuseum. Kunst ist immer noch nicht mein Ding. Aber gut, man war mal da. Ich besuche noch den Schrein und suche nach ein paar Tempeln. Nichts besonderes. Nach einem Foto an einer berühmten Apotheke für traditionelle Medizin geht es zum Fluss. Ich folge dem Flusslauf (erwähnenswert ist nichts) bis kurz vor dem Rathaus.

Von hieraus ist es nur noch die Straße runter und ich bin wieder am Hotel. Ich erblicke den Anleger von dem Ausflugsboot, das mich vorhin am Fluss passiert hat. Es gibt noch eine letzte Fahrt. Das nutze ich aus. Ich bin auch der einzige Gast. Die Fahrt ist kurz aber entspannend. Leider fängt es 50m vor dem Anleger an zu regnen. Und der Regen wird immer kräftiger.

Ich rette mich ins Rathaus, das auch einen Aussichtsplattform hat. Der Eintritt ist gratis, als geht es nach oben. Der Blick ist durch das erwähnte Wetter stark limitiert. Man kann richtig erkennen, wie die Fernsicht einbricht, wenn sich eine Regenfront in den Weg schiebt.  Theoretisch kann man die Bergkette vom Tateyama sehen. Sie ist ja nicht weit weg und über 2000m hoch. Theoretisch. Denn zu sehen ist nichts. Das Ziel dieses Reiseabschnittes ist also noch nicht in Sicht.

Der Regen lässt nach und ich verlege zurück ins Hotel. Zeit für den Check-in. Es sind die Details: Die Zimmernummer steht auf einem kleinen Stein, der neben der Tür an die Wand geschraubt ist. Das Zimmer hat sogar einen Massagesessel. Yes. Der Abend ist gerettet. Irgendwann werde ich mir so ein Sitzmöbel für zu Hause kaufen. Gleich nach einem Washlet.

Zeit das Restaurant zu testen. Japp. So lässt es sich leben. Carpacio und andere Leckereien, dazu einen staubtrockenen Martini. Wirklich. Staubtrocken. Der Blick aus dem Fenster rundet die Sache ab. Und hier und jetzt erkenne ich eine Gemeinsamkeit aller 8 Japanreisen: Gutes Essen und gepflegter Umgebung mit Blick runter auf die Straßen der Stadt. Gerade der Blick hinab auf die Straßen einer Großstadt ist eine Konstante aller Reisen.