Schlagwort-Archive: Landmark Tower

der 8. Tag – Yokohama bei Tageslicht

Aufwachen mit Mt.-Fuji-View ist schon etwas Besonderes, das ich ein paar Minuten genieße, bevor es los geht: Yokohama bei Tag. Das ist der erste Anlauf hierzu in 15 Jahren Japanreisen.

Ich fange in Minato Mirai an. Hier an den Brick Warehouses legt in ein paar Minuten ein Ausflugsboot ab. Die Dame, die für den Kundenfang eingeteilt wurde, spricht sogar Deutsch. (Der Kundenfang war damit erfolgreich.)

Die Bootsfahrt erweist sich als Glücksgriff. Bei dem bombastischen Wetter (Sonnenbrandgefahr) habe ich vom Wasser aus einen perfekten Blick auf die Skyline von Minate Mirai (Landmark Tower, Queens Plaza) mit Mt. Fuji im Hintergrund. Postkartenmotiv.

Nach der Rundfahrt geht es am Wasser entlang zur Hikawa-Maru; heute geschlossen. Argh. Also weiter nach Chinatown. Ich muss zugegeben, dass China Town tagsüber viel lebendiger und quirliger scheint als abends, aber ohne die Beleuchtung auch etwas Flair missen lässt.

Weiter geht es nach Motomachi. Die Einkaufsstraße  ist maximal Durchschnitt und da mich mein ausgedrucktes Kartenmaterial im Stich lässt, verpasse ich den Motomachi Park, den Foreing Cemetary und den Yamate Park (letzteren auch weil ich keine Lust hatte, die ganzen Stufen hinauf zu steigen). Hole ich nach.

Es folgt ein langer Fußmarsch durch den Stadtteil Nishinoyacho. Es ist ein reines Wohngebiet; ruhig und gemütlich. Ich frage mich, was eine Wohnung hier kostet. Etwa auf halben Weg liegt der Zengyo-ji, der hautpsächlich Friedhof zu sein schient. Naja. Mal war mal da … und es gibt einen Getränkeautomaten.

Kurz hinter der Midorigaoka Highschool endet die Straße und ich biege links in die Kazukadori ab. Zum Glück endet die Steigung und auf der gegenüberliegenden Straßeseite ist ein schmaler Park mit Bäumen (Schatten) und ein wenig Ausblick. Die Häuser hier sind groß und sehen sehr teuer aus. Jeder zweite Wagen in der Auffahrt ist ein Benz oder ein Beamer.

Geradeaus beginnt ein Park, verlockend schattig, aber nicht auf meinem Kurs. Die Straße, in der ich jetzt zur Abwechselung bergab gehe, heißt „Amerikazaka“. Unten links, dann an der dritten Ampel rechts, durch ein weiteres kleines Wohngebiet, da ist er, der Eingang zum Sankei-en. Tip an dieser Stelle: Nehmt den Bus !!!

Vom Park sieht man immer das gleiche Foto mit dem Teich und der Pagode im Hintergrund. Es ist das beste Bild, eindeutig, aber nur ein kleiner Teil der Anlage. Ich habe das Glück, dass es einen „Voluntary Guide“, 73 Jahre alt, gibt. Ich nehme das Angebot einer Führung durch den Park an und werfe meinen Zeitplan über Bord.

Die ganzen Detailinformationen die er auf Lager hat. Das findet man in keinem Reiseführer. Zum Beispiel dass der der Besitzer ein Mausoleum für die Asche seiner Frau gebaut hat, die Asche aber immer noch in Kyoto begraben ist: „Das Mausoleum ist fertig, meine Frau ist tot, aber irgendwas habe ich vergessen.“

Es gibt ein Teehaus, ein Farmhaus aus der Shirakawago-Region und so viele andere interessante Dinge, dass ich fast vergesse, hinauf zur Pagode zu gehen, um einen Blick von oben auf den Park zu haben.

Zurück nach Minato-Mirai geht es mit dem Taxi, dass ich mir mit ein paar australischen Touristen teile. Ich schaue auch kurz im Cup Noodle Museum vorbei. Wieder so ein Fall von „Naja, man war mal da.“

Passend zum Beginn der Dämmerung bin ich mit Stativ bewaffnet im Sky Garden. Blick auf den Fuji bei Sonnenuntergang (plus Bier in der Hand).

Ich muss mir was wegen der Reflexe in den Glasscheibe einfallen lassen, die sind trotz Polfilter immer noch da. Meine Idee für 2020 ist ein großes schwarzes Tuch und 2 bis 3 Saugnäpfe (und Fensterreiniger, um meine Spuren zu verwischen).

Für das Abendessen steuere ich eine Ramenbar auf der anderen Seite von Sakuragicho Station an, ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dass diese Gegend hier Nogecho ist. Ich schlendere durch diesen Nightlife District: Izakaya, Restaurants, eine Hostessenbar und ein paar Bordsteinschwalben.

Mein Blick fällt auf eine kleine Bar, eine „Analog Music Bar“, eine Jazz Bar. Und dann macht es Klick: Das ist das Chigusa; gegründet: 1993 wurde es zu einer Institution der japanischen Jazz Szene! 2007 geschlossen und 2009 auf Wunsch der Stammgäste an neuer Stelle (hier) wiedereröffnet. Ich hab vor Jahren was darüber gelesen.

Hier wird Jazz von der Schallplatte gespielt. Man sitzt direkt vor 1,5m hohen Lautsprechern, die wie auch der Röhrenverstärker handberechnet und gebaut auf das Klangspektrum von Jazz optimiert sind. Die Japaner habe eine Vorliebe für solche Details.

Da das Chigusa heute schon um 22 Uhr schließt, wechsel ich rüber ins downbeat (db), eine weiter Jazzbar, bevor es zurück ins Hotel geht.

Alles in allem ein gelungener Tag: Ich habe Yokohama bei Tageslicht erkundet, super Fotos von Minato Mirai gemacht und war endlich im Chigusa.

Shinjuku; Tokyo

Heute war wirklich nicht viel los. Ich bin mit einem „Klassenkameraden“ zuerst nach Omoide Yokocho und dann weiter nach Kabukicho. Ohne einen Lückenfüller wir das ein sehr kurzer Artikel. Also los …

Shinjuku Eki. Wenn ich die Zahlen richtig lese, schlägt er Tokyo Eki was die Nutzerzahlen angeht. Der Untergrund ist nicht so riesig, aber es gibt Ausgänge auf drei unterschiedlichen Ebenen. Verwirrend?

Als Bahnfahrer spielt sich alles unterhalb der Bahngleise ab. Aber es gibt auch ein „oberhalb“. Da ist zum einen der alte Bau und die 6-spurige Straße (National Road No. 20). Seit kurzem gibt es ein zweitens Bahnhofsgebäude auf der anderen Straßenseite. Bei meiner letzten Reise war das noch eine Baustelle. Verwirrend?

Auch von diesem Bahnhof gelangt man auf die Gleise. Zusätzlich ist hier der Busbahnhof untergebracht. Und zwar in den oberen Ebenen. Verwirrend? Das ist Tokyo.

Zurück zum heutigen Tag: Omoide Yokocho kannte der Kollege noch nicht. Das ist jetzt kein Vorwurf. Ich kannte es zwar schon, aber habe es ja auch erst vor ein paar Tagen entdeckt. Wir machen eine Runde Barhopping und kommen dabei mit ein paar Japanern ins Gespräch. Die kuschelige Enge der Läden hier fördert dies.

Neben Sake bestelle ich ein Kirin Stout. Das können die nämlich in Japan auch. Da es wie in Deutschland mit Kohlensäure kommt und nicht wie in Irland mit Algal, geht der Geschmack weniger in Richtung Guinnes und mehr in Richtung Köstrizer.

Eigentlich wollten wir anschließend ins Robot Restaurant. Zuerst landen wir beim falschen Robot Restaurant. Es gibt anscheinend zwei Läden, die so heißen. Die Aufmachung ist ähnlich bunt und krawallig. Und dann lesen wir am richtigen Laden den Eintrittspreis. 8000 yen, 80€. Das ist dann doch ein bischen zu heftig für eine 90min-Show; und das sage ich als Großverdiener von uns beiden.

Und so folgt ein weiterer Rundgang durch Kabukicho und die benachbarten Straßen. Tja, das war es für heute; irgendwie. Es gibt halt Tage, da passiert nicht viel, was man berichten kann.

Erkenntnis des Tages: Touristenattraktionen mutieren schnell zur einer Abzocke; auch in Japan.

 

Yokohama; Ramen

Heute ist etwas früher Feierabend. Ich nutze die Chance um nach Yokohama zu fahren. Ramen Amusement Park und Landmark Tower stehen auf dem Plan. Die Anreise erfolgt mit dem Shinkansen, da der Ramen Park in Shin-Yokohama ist. Außerdem will etwas Zeit gutmachen. Ich wurde im Hotel aufgehalten:

Als ich ein im Hotel für den Zwischenstop eintreffe, ist eine Fernsehrcrew dabei, den Hotelchef zu interviewen. Soweit so gut. Kaum bin ich auf dem Zimmer, um die Kamera zu holen, klingelt das Telefon. Ich möge bitte zur Rezeption kommen. Unten laufe ich fast direkt in die Kamera. Der Hotelchef hat mich für ein Interview vorgeschlagen. Es geht um Japan und Onsen. Nach ein paar Fragen sind wir durch, aber man möchte ein weiteres Interview führen, oben im Rotenburo. Wir vereinbaren einen Termin für Freitag. Keine Ahnung auf was ich mich da einlasse.

Jetzt aben Shinkansen. Ich vergaß, dass in Ueno nur JR East fährt. Für JR West muss ich nach Tokyo Eki. Also fahre ich die ersten Kilometer mit der Yamanote. Das ist die erste Shinkansenfahrt ohne JRP (von der Fahrt mit dem Nozomi vor 2 Jahren mal abgesehen, da hatte ich ja einen JRP).

Shin-Yokohama. Hier war ich noch nie. Oder doch? Ich muss noch mal nachschauen. Der Ramenpark ist fußläufig erreichbar. Die grobe Richtung reicht. An den letzten Kurven, stehen menschliche Wegweiser.

Der Ramen Park ist klein. Optisch ist es der Nachbau eines Straßenzuges aus den 50/60ern. Es gibt etwa 10 Ramenläden. Oben gibt es noch einen Rundgang in Form einer kleinen japanischen Gasse mit Souvenirläden und weiteren Restaurants. Es ist ein kleiner Zeitsprung.

Mein Ziel ist Muku Zweite, das es nur für eine begrenzte Zeit gibt. Ich bestelle ein anderes Ramen als in Deutschland, aber nur, weil ich die Kanji nicht richtig lesen bzw. zuordnen kann. Der Geschmack ist ähnlich intensiv. Das Gesamterlebnis ist identisch mit Deutschland. Anschließend kann ich mir ein DAB-Bier nicht verkneifen, das es vor dem Laden gibt. Scahde ist nur, dass ich nur eine Portion schaffe.

Der finale Stop ist der Landmark Tower. Ich kürze es ab: hin, rauf, Fotos, runter, weg. Auf dem Hinweg entdecke ich, dass die Baumaßnahmen am Bahnhof Yokohama fertig sind. Das raubt mir jede Orientierung. Ich kenne den Bahnhof nur aus Baustelle.

Der Blick (Etage 73F) ist immer wieder atemberaubend. Ich glaube, die haben unten einen neuen Freizeitpark gebaut. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass der letztes Mal schon da war; direkt neben dem Schiff.

Erkenntnis des Tages: Ramen ist eine konstante Größe

Hakone / Yokohama

Es bleiben 2 Tage und 2 Ziele. Heute ist Hakone dran, morgen Nikko. Mit dem Shinkansen geht es nach Odawara. Damit ist es fast die gleiche Reiseroute wie gestern. DaAnk des Shinkansen verlief es bis hierher aber viel schneller. Ein Problem entdecke ich erst in Odawara: Mein JRP ist gestern abgelaufen. Der Datumstempel beginnt mit dem Jahr in japanischer Zähling. 16.10.15 mein 15. Oktober im Jahr Heisei 16 = 2004. Ich hab das die ganze Zeit als 16. Oktober gelesen. Das werde ich auch als Ausrede benutzen. Ich muß den JRP noch den ganzen Tag nutzen. Ich habe sonst nicht genug Geld dabei.

Mit einer Bummelbahn geht es 4 Stationen weiter nach Hakoneyumoto. Hier muß ich erneut umsteigen. Die Bahn in die ich jetzt einsteige sieht alt aus. Sie erinnert etwas an die Straßenbahnen von San Francisco. Echte Nostalgie. Die Strecke führt den Berg hinauf nach Gora. Plötzlich stoppt die Bahn auf freier Strecke. Draußen läuft der Schaffner vorbei. Was ist jetzt los? Es geht rückwarts. Zurück? Nein, weiter bergauf. Jetzt kapiere ich, die Bahn fährt Zickzack den Berg hinauf. Wäre eine coole Idee für eine Modelleisenbahn.

Dann wieder ein Stop. Der nächste Wechsel? Meine Augen bleiben auf dem Schaffer. Er rennt von links nach rechts. Auf halber Zuglänge trifft er auf einen anderen Schaffner. Salutieren die? Ich glaube es nicht. Dann läuft er weiter. Der zweite Schaffner rennt ebenfalls weiter. Da haben die zwei Leute im Zug. An jedem Ende einen, aber nur einer darf den Zug fahren und muß bei jedem Richtungswechsel von vorne nach hinten rennen? Sieht ganz danach aus.

Es geht weiter. Am dritten (und letzten) Richtungswechsel das gleiche Spiel. Seitenwechsel, Salutieren und weiter. Die Bahn fährt kaum schneller als Schrittempo. Es bleigt genug Zeit, den Blick in die Berge zu genießen. Bis auf wenige Stellen ist die Strecke eingleisig. Viele Züge fahren hier nicht.

Bergwanderung

In Gora muß man erneut umsteigen. So langsam nervt das. Der nächste Abschnitt ist nur 1km lang. Es ist eine Art Seilzugbahn, die mit konstranter Steig am Berg hochfährt. Bahnsteig und Waggons sind schräge gebaut, die Türen der Steigung entsprechend angepaßt. In Sounzan muß man in eine Seilbahn umsteigen. So langsam geht das ins Geld.

Ich verfolge einen anderen Plan. Ich habe ein kleines Schild gesehen. Es gibt einen Wanderweg nach Owakudani. Der Weg führt über den bewaldeten Berg. Eine Alternative nach dem ganzen warten und in Zügen sitzen.

Der Weg beginnt, natürlich, mit Stufen. Dann beginnen auch schon die Schwierigkeiten. Die Treppe selbst sind kaum mehr als ein Trampelpfad mit Steinen, die die Stufen bilden. Die Steine hören auf. Festgetretener Sand und Wurzel ersetzen sie. Der Weg ist mehr oder weniger eine Rinne im Waldboden, die das Regenwasser bergab nimmt. Moos, rutschige Wurzeln und Stufen aus Lehm bilden den Weg, der als Linie in der Karte eingezeichnet war.

Anstrengend. Miyajima war ein Witz dagegen. Nach einer Stunde habe ich etwa 300 Höhenmeter geschafft. Oder waren es mehr. Ich habe keine Ahnung. Es geht weiter. Die Vegetation ändert sich. Weniger Bäume, mehr Büsche. Mir kommen immer wieder Japaner entgegen. Ausweichen auf dem schmalen Weg ist nicht einfach. Dann der Gipfel.[Nachtrag: In google-Maps beginnt der bei 760 Höhenmeter. Der erste Gipfel ist bei knapp 1360m]. Blick auf den Fuji. Wow.

Weiter geht es auf dem Bergrücken. Ein Abzweiger. Links geht es zum Gipfel des Wie-auch-immer. Rechts nach Owakudani. Aber was macht das Warnschild hier? Der Weg ist gesperrt wegen Vulkangasen. Na super. Also über den Gipfel zum See oder zum zweiten Gipfel und mit der Seilbahn weiter zur Südspitze. Das ist auch ein Plan, aber ich verpasse Owakudani; das Zentrum von Hakone. Soll ich zurück zur Seilbahn nach Gora? Pause zum Nachdenken.

Eine weitere Japanergruppe kommt. Jetzt stehen wir zusammen vor dem Warnschild. Sie erkennen mein Dilemma, noch bevor ich frage. Die Antwort verblüfft: Kein Problem. So schlimm ist es nicht. Sie wollen auch diesen Weg gehen. In Owakudani steht deren Auto. Wir tun uns zusammen. (Vorab: Alleine hätte ich das nicht gewagt, und das wäre auch gut so gewesen.)

Owakudani

Der Weg führt bergab. Loses Geröll. Nicht ganz einfach. Und so wie ich das sehe klettere ich das nicht wieder hinauf. Es gibt kein zurück. Der Geruch von Schwefel steigt in die Nase. Die Vegetation ändert sich. Kein Bäume nur Büsche und Bambus. Dazwischen tote Sträucher und Bäume, bzw. deren Überreste in Form grauen Ästen.

Dann eine Absperrung auf dem Weg. Die Japaner klettern rüber. Ich hinterher. Ein paar Meter und Kurven später sind auch letzten grünen Blätter weg. Der Schwefelgeruch nimmt zu, kratzt im Hals. Eine Mondlandschaft. Nur noch weißgraue Stöcke, die einmal Bäume waren. Überall neben dem Weg steigt Rauch auf. Eindeutig: Vulkangase. Deshalb die Absperrung. Alles um einen herum sagt, man sollte besser nicht hier sein.

Ein Japaner warnt mich. Die nächsten Meter besser nicht atmen. Spinnt der? Jetzt sehe ich warum. Der Weg verschwindet im Nebel; besser gesagt im Schwefel. Mit Anlauf geht es durch die Wolke. Atmen kann mn hier nicht. Die Landschaft ist gespenstisch. Der Boden und die ganzen Baumreste sind grauweiß. Einige Stellen sind schwefegelb. Überall dampft es. Man hört es brodeln. Postapokalyptisch.

Ein Blick zurück. Der Berg sieht so grün aus. Vor uns dutzende Touristen; auf der anderen Seite einer Absperrung. Die bestaunen das Kraterfeld von Owakudani. Ich bin mittendrin. Schnell arbeiten wir uns durch an den dampfenden Kratern vorbei, durch die Büsche auf die richtige Seite des Zauns. Erst jetzt fühle ich mich sicher. [Nachtrag 2010: Bei dieser Reise habe ich keine Fotos gemacht, aber 2008. Ich werde weitere Fotos ergänzen.]

Lake Ashi

Ich werde auf eine Runde Onsen eingeladen. Ich entscheide mich dagegen. Zum einen will ich die Japaner nicht weiter nerven, zum anderen muß wollte ich nich zum Lake Ashi und dann muß ich auch noch zurück nach Tokyo. Was sie sich nicht nehmen lassen ist, mich runter zum See zu fahren. Ich bedanke mich bei der Truppe und setze meinen Weg alleine fort. Dieser Weg beginnt mit einer leckeren Schüssel Soba, denn zur Abfahrt des Bootes sind es noch 30 Minuten.

Die Bootsfahrt ist entspannend. Endlich etwas Pause. Leider nur wenig Ruhe. Die ganze Fahrt wird begleitet von einer Art Reiseführere auf Band. Oben an Deck ist es zwar etwas kühl, aber die Lautsprecher sind unter Deck. Lake Ashi ist ein Kratersee. Das Ufer entsprechend steil. Bäume wächsen hier bis ans Wasser heran. Sehr schön anzusehen. Auf der linken Seite steht ein kleines Torii mitten im Wasser. In Hakonmachi endet die Fahrt. Es ist noch etwa eine Stunde hell.

Hier war zu Samuraizeit eine Mautstation. Sie befand sich auf der Handelsroute zwischen Tokyo und Kyoto. Die Begriffe Kanto, für die Region um Tokyo, und Kansai, für die Region um Kyoto, haben ihren Ursprung durch dieser Station. Meine sie doch übersetzt nichts anderes als östlich bzw. westlich der Station. Der Checkpoint ist sicherlich keine Reise, aber wenn man hier, kann man ihn ruhig besuchen. Nur um da gewesen zu sein.

Vom Checkpoint für eine 2km langes Stück der alten Handelsstraße nach Moto-Hakone. Der Weg führt durch einen Zedernwald. Die Bäume beeindrucken immer wieder; sehr hoch und kerzengrade. Leider ist der Abschnitt nur 2km. Oder auch zum Glück, denn die Dämmerung kommt immer näher.

In Moto-Hakone besuche ich den Hakone-Schrein. Hier steht ein Torii im Wasser. Das muß das Torii sein, das ich Wasser aus sah. Die Dämmerung beginnt. Man sieht auf dem Wasser, wie der Schatten der Berge schnell größer wird. Ich gehe zurück nach Moto-Hakone. Ich habe Glück. die Wolken am Horizont veschwinden und geben den Blick auf den Fuji frei, an dessen Flanken sie festhingen. Jetzt hat der Fuji nur noch einen Wolkenring um sich herum. Der Berg leuchtet in der Dämmerung in einem unwirklichen rot. Der Blick von hier auf den Fuji hat mehr als der gestrige Tag.

Langsam verfärbt sich der ganze Himmel orange, die Reflektion im Wasser ist goldgelb. Nach 10 gefühlten Minuten ist das Spektakel vorbei. Es wird jetzt schnell richtig dunkel und ich sitze alsbald im Bus zurück nach Odawara. Es fahren auch Busse nach Yumoto, aber der nach Odawara erspart mir das Umsteigen. Von dort nehme ich den Local nach Yokohama. Den Shinkansen riskiere ich nicht wegen des abgelaufenen JRP.

Landmark Tower

Ich verlaufe mich erst einmal in den Korridoren und Ebenen von Yokohama Eki. Ich brauche fast 30 Minuten bis zum Gate der Minatomirai. Schnell geht es durch die Lobby des Landmark Towers. Riesig. Die Halle geht über wieviel, 8 Etagen? Einfach riesig. Der Eintritt kostet mich 1000yen. Dafür fahre ich mit dem schnellsten Aufzug der Welt (Stand 2004) in 74F (274m). Inklusive Tür zu und auf nicht einmal 40 Sekunden. 170m/min. Man hat richtig Druck auf dem Trommelfell.

Die Aussicht ist Wahnsinn. Und der Blick ist in jede Richtung anders. Nach Norden geht der Blick in Richtung Tokyo. Leider kann ich die Skyline von Shinjuku oder den Tokyo Tower nicht erkennen. Zu weit weg. Nach Osten blickt man über den Hafen, den Freizeitpark und die Brick Warehouses. Hell erleuchtet. Dahinter dunkel die Tokyo Bay. Nach Süden geht der Blick Richtung China Town, den Marine Tower und das Partyschiff. Auch die Promende ist zu sehen. Man erkennt die Autobahn und die Bahntrasse. Direkt unten am Fuß der Tower liegt alles gestapelt übereinander. Gleich daben das Segelschiff. Im Süden und Westen sieht man Yokohama. Am Horizont, im dunklen nicht zu sehen, der Fuji und Hakone. Was man alles erkennt. Die Bay Bridge. Man sieht das Queens Plaza von oben und das Convention Center. Die Insel dahinter müßte der Flughafen Haneda sein.

Jetzt wird genossen. Ein Landmark Cocktail (Rum, Grapefruit, Blue Curacao), anschließend Kaffee und Kuchen. Noch einmal der Panoramablick, und dann mit dem Fahrstuhl wieder runter. Eingentlich war China Town als nächster Stop geplant. Ich komme aber nur bis zur Treppe runter zum Schiff.

Hier zeigt ein Straßenkünstler, was er kann. Jonglieren, Zauberstücke, Luftballons knoten. Ich bleibe bei der Show hängen. Musik und Unterhaltung mehr oder weniger auf der Straße. Ich verstehe kein Wort, der Spaß ist dennoch groß. Immer wieder animiert er das Publikum zum mitmachen, teilweise auf knien. Geschäftsleute auf dem Weg nach Hause bleiben stehen. Das Publikum wird größer. China Town fällt aus. Das ist besser. Gestern Jazz, heute das und die Wanderung durch das Kraterfeld. Dieser Urlaub lebt immer mehr von spontanen Siuationen. Um 23 Uhr ist Sense. Ich muß zurück nach Tokyo.

Erdbeben

Gegen 1:30 werde ich wach. Ich habe das Gefühl der ganze Raum schwankt wie ein Schiff. Oder doch nicht. Doch. Die Kugelschreiben fallen vom Tisch. Erdbeben. Anders als ich es erwartet habe. Der Fußboden schwingt horizontal; in meine Fall von links nach rechts. Ganz leicht und gleichmäßig, aber definitiv beunruhigend. Zumindest bin ich hellwach. Adrenalin sei Dank. Dann ist es alles vorbei. War das jetzt real? Ich schaue aus dem Fenster. Draußen schwingen die Stromleitungen immer noch. Was tun? Ich warte, ob ein Alarmton losgeht. Nichts. Ich schreibe eine schnelle Notiz und lege mich wieder hin: Schwingung etwa in Nord-Süd-Richtung, Amplitude schlecht zu sagen, Freqeuenz etwa 2 Hz.

Etwas später in der Nacht das gleiche noch einmal. Oder bin ich jetzt übersensibel?

[Nachtrag 2012: Das Beben ereignete sich um 17:19 UTC eta 50km vor der Küste von Oarai, Ibaraki. Es hatte eine Stärke von 5,4m. Das Nachbeben folgte um 18:54 UTC mit 5,8m. Ich vermute eine 4 ist in Tokyo angekommen. Es sind etwa 170km Luftweg zum Epizentrum. Nach Mercalliskala war es hier in Tokyo eine IV, nach JMA-Skala eine 4.]

Randnotizen

  • Fazit: Ein rundum guter Tag. In der Liste der „der ganze Tag war super“ steht er mit ganz oben. Nach Nara und Kamakura der wohl drittbeste Tag.
  • Japaner sind Zwangsneurotiker

Kamakura / Yokohama

Für heute stehen Kamakura und Yokohama auf dem Plan. Sie liegen beide an der gleichen Bahnlinie. Ist also ein Abwasch. Früh geht es los. Erst nach Tokyo und dann mit der Sobu Line weiter. Nach 90 Minuten fahrt bin ich um 10:30 in Kita-Kamakura. Nach dem Reiseführer stehen hier die ersten beiden großen Tempel. Nach Kamakura werde ich dann laufen. Ist nur eine Bahnstation.

Der Engaku-ji ist gleich hinter dem Bnhhof. Der Bahnsteig ist schmal. Es gibt keine Absperrung, die man passieren muß. Etwa 100m den Gleisen folgend, stehe ich vor dem riesigen Tor am Tempeleingang. Das Sanmon ist einfach nur groß. Das Dach überdimensional im Vergleich zur restlichen Konstruktion. Die Haupthalle ist ähnlich beieindruckend. Hier übertrifft der Eindruck die Bilder im Reiseführer. Ich laufe durch das Tempelareal.

Zwei kleinere Tempel überspringe ich und ich bin am Kencho-ji. Wieder ein imposantes Sanmon. Und wieder muß ich Eintritt zahlen. Ich versuche mich in Japanisch. Aber erst der Zeigefinger für eine Person wird verstanden. Wichtig: Zeigefinger = 1, Zeigefinger und Mittelfinger = 2, der Damen zählt erst bei 5 mit.

Hier der Haupthalle ine japanischer Tempelgarten. In dieser ruhigen Umgebung hat er eine magische Wirkung auf mich. Ich setze mich auf die Holzterasse und genieße den Anblick. Alle anderen werfen nur einen kurzen Blick auf den Garten und gehen wieder. Egal. Für mich ist das hier neu. Ich will es aufsaugen.

Ich folge der Straße bergab nach Kamakura. Etwas langweilig. Ein kleiner Tunnel. Dann links kleine rote Torii über einer Treppe. Neugier. Ich schaue mir das genauer an. Die Treppe führt einen kleinen Hügel hinauf. Eine Sackgasse. Aber hinter der Kurve steht noch was. Ein Schrein. Ich laufe vorbei an Gebäuden aus rotem Holz. Die Trägerbalken sind bunt verziert. Mein weg führt mich zu einem Platz. Von hier führt eine Treppe hinunter auf einen großen Vorplatz. Ich drehe mich um. Wow. Was für eine Schrein. Tsurugaoka Hachimangu. Der große Schrein von Kamakura. Ich hab den Hintereingang erwischt. Die Wirkung ist wegen ihrer Spontanität umso imposanter.

Unten auf dem Platz steht ein Regal mit großen Sakefässern. Durst hätte ich schon. Mittig eine überdächte Bühne mit Priestern. Besser als ich dachte. Von der Treppe aus kann man drei große Torii sehen. Sie stehen in Kamakura. Das letzte unten am Wasser, das erste am Ende des Schreingeländes. Am dem Weg dorthin fällt mein Blick auf eine Art Prozession. Stop. Eine Hochzeitszeitgesellschaft. Die Braut in weiß, dahinter die Famile. Alle in Kimono. Ein Shintopriester führt die Gruppe an. Ich Folge in einigem Abstand. Sie gehen zu der Bühne. Es wird kaum etwas gesagt. Ich verstehe es nicht. es wirkt aber sehr zeremoniell und beeindruckt. Alles scheint besiegelt zusammen, als das Brautpaar eine Schale Tee trinken. Daher also der Spruch in einigen Anime. Das gemeinsame Trinken scheint die Ehe zu besiegeln.

Jetzt aber weiter. Zur Straße und dem ersten Torii. Hier beginnt eine Allee. Links und rechts ist die Straße, in der Mitte eine Allee für Fußgänger. Wirkt sehr entspannend. Gerade, wenn aus Tokyo anreist. Links und rechts der Straße sind kleine Länden und Restaurants. Es wirkt schon wie eine Touristenhochburg, aber es gefällt. Ich laufe die Straße runter und hinter der Eisenbahnüberführung rechts.  Danach immer geradeaus. Ziel ist der große Buddha.

Ein Bahnübergang. Ich höre das Ding-Ding-Ding-Ding, das ich aus den Anime kenne. Die Schranken schließen sich. Das ist aber kein Schlagbaum. Eher ein Metallrohr, daß sich unter seinem eigenem Gewicht durchbiegt. Das klingeln hört nicht auf. Der Zug fährt durch. Erst jetzt wo sich die Schranken heben ist Ruhe.

Dei Straße ist länger als ich dachte. Viel zu sehen gibt es nicht. Moment. Rechts gibt es ein paar Steinfiguren. Dafür sitzt ein buddhistischer Priester und betet. Etwas später sehe ich das Ende der Straße. Hier muß ich rechts abbiegen, um zum Daibutsu zu gelangen. Aber genau geradeaus ist noch ein Tempel, der Hasedera. Den habe ich auf der Karte übersehen. Der Eingang ist ein hölzernes Tor, daneben ein Baum. Damit nicht genug. Im Tor hängt ein großer roter Lampion. Ein echtes Postkartenmotiv.

Der Eintritt, wie üblich, ist schnell bezahlt. Hinter dem Tor ein Garten. Das Areal ist am Hang über mehrere Ebenen. Es gibt so viel zu sehen: der Garten, die Grotte, die Tempelglocke, diese kleine Steinstatuen. Weiter oben dann die Eyecatcher. Die Hauptgebäude mit der Kannon-Statue (fotografieren verboten). Hier steht auch ein Bambushain, der mit dem 16mm Fish-eye irre aussieht. Daneben eine Gebetsrolle, ein drehbarer Turm mit Sutratafeln. Hier steht ein kleines Cafe mit Ausblick über Kamakura.

Letzte Station ist der Daibutsu, die große Buddhastatue im Kotoku-in. Er ist groß, aber kleiner als auf den Fotos. Foto von leicht unten mit dem Weitwinkel. Alter Trick. Damit habe ich die erste große Marke in Japan erreicht. Dieser Buddha ist fast auf jedem Reiseführer abgebildet. Und wenn nicht, dann das Torii im Wasser. Das kommt später in Hiroshima.

Yokohama

Jetzt aber zurück zum Bahnhof und mit dem Zug nach Yokohama. Es gibt jedoch ein Problem. Kein Filmmatieral mehr und es fängt an zu dämmern. Also starte ich gleich durch zu Mirai 21. Hier stehen der Landmark Tower und das Queens Square. Gleich daneben eine Shopping Mall.

Kaum ist der Film in der Kamera geht es los. Fotos schießen. Die Belichtungszeiten werden lang. Auweia. Dann geht es am Riesenrad von CosmoWorld (einem kleinen Freizeitpark) und zum Pacifico. Hier ist nicht viel los. Also weiter zur Promenade. Der Weg ist etwas öde. Es wirkt wie eine große Baustelle. Verständlich, das Bauprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Ein Fußgängerbrücke, die einen Kreuzverkehr über der Kreuzung bildet. Ich gelange zu den alten Lagerhäusern aus Backstein, die jetzt Restaurants und Kneipen beherbergen. Hier beginnt die Promenade. Es ist dunkel geworden. Es geht vorbei am blau angeleuchteten Lotsengebäude. Futuristisch. Bis zu einem Yamashita Park. Hier steht der Marine Tower. Ein alter Leuchtturm, komplett bunt angeleuchtet. Ob gibt es ein Resto und ein großes Vogelgehege mit Papagaien. Am Ende der Promenade liegt die Nihonmaru. Ein alter Dampfer, der jetzt ein Club ist.

Der Park geht noch etwas weiter. Hier treffen sich primär Liebenspärchen. Gleich hinter dem Park ist der Yokohama Expressway und die Auffahrrampe zur Bay Bridge. Ich drehe um und begebe mich in Richtung China Town. Roar. Das rockt. Selbst hier in Japan wirkt der Ort exotisch. Ein buntes, verschnörkeltes Tor am Eingang. Hier merkt man den Unterschied. Eben noch in Kamakura die japanischen Gebäude mit ihrer klaren Architektur bewundert, stehre ich jetzt vor diesem bis zur Kitschigkeit überladenem Tor. Dahinter geht es weiter. Bunte Leuchtreklame überall. Mehr noch als in Ueno. Kaufläden und chinesiche Restaurants. Ich habe keine Karte von diesem Areal. Zum Glück ist es scharf abgegrenzt. Am Eingang zur China Town stehen diese Tore. Außerhalb ist es dunkel. Das Licht und der Trubel versetzen mich in Trance.

Ich probiere eine von diesen Teigtaschen. Man. Sind lecker. Und für 300yen wird man wirklich satt. Die Füllung ist verschieden. Mal ist es Schweinefleisch, mal Bohnenpaste. Zu erkennen daran, wie der Teig oben verziert ist. Ich habe mir vergessen zu merken.

„Meine“ Baustelle: Um 10 Uhr bin ich wieder in Tokyo, Ueno. Ein LKW mit Sand kommt. Drei Leute sichern ab, als er rückwärts setzt. Hütchen werden zur Seite geräumt. Der LWK parkt ein. Die Hütchen werden wieder aufgebaut, während ein Wachmann mit Leuchtstab absperrt. Hat der Angst, daß jemand gegen den LKW rennt oder ihn klaut? Der Sand wird abgekippt. 20 Sekunden später: Hütchen weg, Sicherungsposten, LKW fährt weg, Hütchen wieder aufbauen. Wow. Das ist schon fast paranoid. Und diese Umleitung für Fußgänger. Durchgehende Absperrgitter mit Beleuchtung, Hinweisschilder mit Pfeilen. Dazu Sicherheitspersonal, das einem den Weg zeigt (als hätte man ein anderen Wahl). Der Posten am Ende enschuldigt sich für die Umstände und bedankt sich fürs Verständnis. Die spinnen die Japaner.

Feststellung zu den Polizeiboxen: Die gibt es fast so häufig wie Getränkeautomaten. Sie sind meist mit zwei Polizisten besetzt. Oder einer ist momentan mit dem Fahrrad (!) auf Streife.

Link zum Reiseführer / Kartenmaterial