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Reiseführer – Kanto

関 東 (K A N T O)

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[English Version]

Eine Reise nach Japan führt fast automatisch nach Kanto. Hier liegen die Orte, die von Tokyo aus als Tagesausflüge zu erreichen sind. Bis vor ein paar Jahren hätte auch noch gesagt, dass man nach Kanto fliegt, wenn man nach Tokyo fliegt. Bis vor ein paar Jahren (2013?) landeten alle Maschinen aus Europa in Narita. Mittlerweile ist Haneda, dan Tokyo 2020, ein wichtiger internationaler Hub.


[Ich bin ein Fan von japan-guide.com. Das Bild ist ein URL-Link]

Kanto besteht aus den Präfekturen Gunma, Tochigi, Ibaraki, Saitama, Chiba, Kanagawa und der Metropolregion Tokyo in der Mitte. Die Grenze kann wie folgt gezogen werden: Hakone im Süden, von hier nach Norden zu Kusatsu Onsen, weiter nach Nordosten hinauf zu Nasu Onsen und vor hier nach Osten bis zur Küste. Die Shinkansenstrecken Tokaido (nach Nagoya, Osaka, Kyoto), Tohoku (nach Sendai, Morioka, Aomori) und Yoetsu (nach Nagano, Kanazawa) mit Startpunkt Tokyo durchziehen Kanto. Der Chuoshinkansen ist in Planung und wird grob dem alten Nakasendo folgen. Sehenswürdige Orte (neben Tokyo) sind Nikko und Kamakura, sowie Hakone, Yokohama und Kusatsu Onsen. Leider liegt keiner der Kanto-Hotspots an den Shinkansenstrecken. Zusammenfassung (Regel: SOLL ist MUSS wenn KANN):

  • MUSS: Tokyo, Kamakura, Nikko, Hakone, Yokohama (bei Nacht)
  • SOLL: Kusatsu Onsen, Narita
  • kann: Kinugawa Onsen, Kawagoe, Kashima, Katori
  • auslassen: Mito

東京 : Tokyo MUSS, 3 Tage+

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Man sollte für die Basics in Tokyo 3 Tage ansetzen. Dann hat man 90% gesehen. Ein Hotelstandort in Ueno halte ich für sinnvoll. Ein Stapel von Sehenswürdigkeiten ist in direkter Nähe. Für alle anderen Dinge sind die Yamanote sowie die U-Bahnlinien Ginza, Hibiya und Chiyodo eine gute Wahl. Weitere möglich Stützpunkte wie z.B. Shiodome gibt es natürlich. Ich würde aber immer auf der Ostachse der Yamanote bleiben. Es ist wegen der vielen U-Bahnlinien under JR-Hauptstrecke der bessere Ort für ein Basislager. — Tokyo selbst braucht einen eigenen Reiseführer.

Tagesausflüge

Einfach zu erreichen sind Yokohama, Kamakura, Hakone und Nikko. Alle diese Ort haben den Status „MUSS“. Unterschätzt die An-/Abreisezeit nicht. Außerdem beachtet, dass die Tempel und Parks zwischen 16 und 17 Uhr schließen. Für Nikko und Kamakura kann man 2 Tage ansetzen. Die wichtigsten Attraktionen schafft man aber gut an einem Tag.


 鎌倉 : Kamakura, Kanagawaken — MUSS, 1 Tag+

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Kamakura war von 1185 bis 1333 Regierungssitz. Entsprechend viele Tempel und Schreine sind hier zu finden. Kamakura war mein erster Tagesausflug auf meiner ersten Reise. Wow. Kamakura ist Pflichtprogramm. Kamakura bietet mehr als man an einem Tag schafft. Dennoch, die wichtigsten Stationen sind locker an einem Tag zu schaffen: die Tempel Engakuji und Kenchoji im Norden, der Tsurugaoka Hachimangu und die Shoppingstraße am Bahnhof in der Stadtmitte. Den Abschluß bilden der Hasedera und der Große Buddha im Kotokuin im Westen. Kamakura kann direkt mit der Yokusuka-Linie ab Tokyo erreicht werden. Bei der Shinjuku und Tokaido Linie muss man in Ofuna umsteigen. Steigt in Kitakamakura aus. (Für Anime-Fans: Elfenlied spielt in Kamakura. Man erkennt sehr viele Orte wieder.)


日光 : Nikko, Tochigiken — MUSS, 1 Tage+

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Nikko ist Pflichtprogramm und von aus Tokyo als Tagesausflug realisierbar. Zusammen mit Kamakura und Kyoto einer der drei Orte mit Tempeln in hoher Dichte. Die Tempel und Schreine liegen sehr kompakt etwa 2 km vom Bahnnhof entfernt. Die gesamte Anlage hat den Status „UNESCO Weltkulturerbe“. Pflichtprogramm sind der Toshogu Schrein, Futarasan, Taiyuinbyo, Rinno-ji und der Shoyoen-Garten. Für längere Aufenthalte können Chuzenko und das Skigebiet in die Planung aufgenommen werden. Die Anreise mit JR ab Tokyo / Ueno erfolgt über Utsunomiya (Achtung: Mit dem falschen Zug kann das schnell 3 Stunden dauern. Mehr dazu in dem Blogeintrag zum JRP.) oder mit der Tobu Line ab Shinjuku / Ikebukuro oder ab Asakusa.


 鬼怒川温泉 : Kinugawa Onsen, Tochigiken — kann, 1 Tag

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Kinugawa Onsen hat auf mich einen verschlafenen bis untergehenden Eindruck gemacht, fast als wären die besten Zeiten vorbei. Von den vier Attraktionen habe ich drei besucht: die Flussfahrt, Tobu World Square und Nikko Edomura. Die Flussfahrt war ganz nett. World Square, nun ja, die Modelle sind alle etwas in die Jahre gekommen. Da sie alle im gleichen Maßstab sind, kann man sehr gut die Größen, z.B. der großen Halle in Nara, vergleichen. Nikko Edomura ist ein Themenpark, der das alte Edo aufleben lässt. Man kann sich Kostüme leihen und so Teil des Illusion werden. Die Anreise dauert (120 Minuten) und kann mit der Tobu-Gesellschaft über Asakasa oder Shinjuku/Ikebukuro erfolgen.


箱根 : Hakone & Lake Ashi, Kanagawaken — MUSS, 1 Tag+

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Hakone ist als Tagesausflug von Tokyo aus realisierbar. Mein Tip: Zug der Toei-Line ab Shinjuku nach Hakoneyumeto; mit der kleinen Tozan-Bahn, der Zahnradbahn und der Seilbahn in das Vulkanfeld Owakudani. Der letzte Abschnitt kann auch gewandert werden. Weiter mit Seilbahn nach Togendai und mit dem Schiff über der Lake Ashi (Vulkankrater) nach Hakonemachi, die alte Zollstation zwischen Kansai und Kanto. Ein Stück vom alten Tokaido-Weg führt nach Motohakone mit dem Hakone Schrein. Busse fahren zurück nach Hakoneyumeto. Zudem gibt es schöne Wanderwege und Onsen. Das erfordert aber mindestens eine Übernachtung. Von der Toei Line gibt es einen 2-Tage-Hakone-Pass. (Mehr dazu in dem Blogeintrag zum JRP.)


横浜 : Yokohama, Kanagawaken
MUSS (abends), muss nicht (tagsüber)

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Eventuell tue Yokohama unrecht, aber tagsüber ist die Stadt langweilig. Erst wenn es dämmert wird es spannend: Landmark Tower, die alten Lagerhäuser von Minato Mirai und China Town werden erst durch die Illumination bei Nacht interessant. Die drei Punkte sind durch eine Promenade verbunden. Mein Tip: Auf dem Rückweg von Kamakura hier stoppen und dabei in Chinatown beginnen. Gegen 17 Uhr schließen die meisten Tempel in Kamakura. Schnappt euch etwas früher einen Zug, damit ihr spätestens um 17:30 Uhr in Yokohama seid. Der Landmark Tower schließt den Einlass um 21 Uhr. Der Abend kann dann mit einem Blick aus dem 74 Stock in die Nacht beendet werden. Das Ramenmuseum liegt nicht auf dieser Strecke. Es ist abseits beim Shinkansenstop Shin-Yokohama.


 川越 : Kawagoe, Saitamaken — kann, 1 Tag

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Der Ort bietet ein Straße mit vielen alten Lagerhäusern stehen. Leider war der Autoverkehr enorm, so dass der Charm des Straßenzuges leidete. Am Ende ist die Candy Ally. Der Rückweg kann über Kintain und Honmaru Goten geplant werden. Zwei Museen liegen auf der Strecke. Alles in allem war es ein netter Tagesausflug, aber zog keinen Hering vom Teller, oder: ich hatte mehr erwartet. Kawagoe hat ein Matsuri, das sollte besucht werden.


水戸  : Mito, Saitamaken — auslassen, 1 Tag

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Mito hat einen der drei berühmten japanischen Gärten, Kairakuen. Ganz ehrlich: Mich hat der Garten nicht gereizt; ich hatte was anderes erwartet. Auch der Rest des Ortes bietet nichts, was andere Orte in Japan nicht auch haben. Die Anreise ab Ueno dauert je nach Zug 66-77 Minuten. Wer nicht unbedingt Kairakuen sehen will, kann der Ort mit gutem Gewissen auslassen.


草津温泉 : Kusatsu Onsen, Gunmaken — SOLL (Winter), 1/2 Tag

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In Kusatsu kann man Onsen genießen. Im Winter ist der Ort ein bekanntes Skiresort. Touristisch gibt das Heißwasserfeld Yubatake. Gleich daneben gibt es Yumomi-Vorführungen. Der Sainokawara Park am Ortsrand führt zum Kusatsu Onsen. Die Anreise ist extrem nervig: Shinkansen bis Takasaki oder Karuizawa. Von Karuizawa fahrt ein Bus der Seibu Kogen. Von Takasaki muss man mit einem Local erst nach Naganohara-Kusatsuguchi und von der mit einem JR Bus weiter. Mit Wartezeiten kommen schnell 3 Stunden und mehr zusammen. Ich emfehle der Ort im Winter. Eine Wanderung auf den Mt. Shirane ist dann aber wegen der Schneemassen nicht möglich. Die Busverbindung nach Yudanaka ist dann ebenfalls eingestellt.


鹿嶋 : Kashima, Ibarakiken — kann, 1/2 Tag

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In Kashima und Katori stehen zwei schöne Schreine. Wer Iaido oder Kendo macht, wird die Namen kennen. Man sollte die beiden Orte nur auf seine Reiseroute legen, wenn man sowie in der Nähe ist oder ein persönliches Interesse an deren Besuch hat. Die Anreise von Tokyo aus ist machbar, dauert aber. Ein optimale Reiseroute habe ich noch nicht. Es gibt eine Busverbindung ab Tokyo Eki nach Kashima. Zwischen Kashima und Katori fährt ein Local, wenn auch nicht sehr häufig.


香取 : Katori, Chibaken — kann, 1 Tag

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In Kashima und Katori stehen zwei schöne Schreine. Wer Iaido oder Kendo macht, wird die Namen kennen. Man sollte die beiden Orte nur auf seine Reiseroute legen, wenn man sowie in der Nähe ist oder ein persönliches Interesse an deren Besuch hat. Die Anreise von Tokyo aus ist machbar (über 2 Stunden mit mehrfachem Umstiegen). Sinnvoller wäre ein Abstecher von Narita aus. Zwischen Kashima und Katori fährt ein Local, wenn auch nicht sehr häufig.


成田 : Narita, Ibarakiken — SOLL, 1/2 Tag

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Narita eignet sich gut für den Anreise-/Abreisetag oder den Tag davor/danach, wenn man über Narita fliegt. 2013 bin ich um 9 Uhr geflogen und daher am Vortag nach Narita gefahren. Von Narita zum Flughafen sind es 15 Zugminuten. Viele Sehenswürdigkeiten (Bosa no mura, Onsen Yamato no Yu, Katori-Schrein), die Reiseführer Narita zuschreiben, liegen außerhalb und erfordern eine gründliche Planung, da Busse dorthin sehr unregelmäßig fahren. Die Stadt selbst hat genug Attraktionen für einen halben Tag. Vom Bahnhof (JR und Keisei liegen direkt nebeneinander) geht ein wünderschöne Shoppingstraße – natürlich spezialisiert auf Last-Minute-Souvenirs – zum Nartiansan, ein weitläufiges Tempelareal. Wer einen ganzen Tag spendiert oder gut plant, sollte definitiv den Stadtbezirk Sawara besuchen.


am Shinkansenan Hauptlinienan Nebenstreckeabseits (Bus)
TOKYO ***Kamakura **Nikko ***Kusatsu Onsen *
SaitamaYokohama *Hakone *Manza Onsen *
Nasu-ShiobaraKawasakiKawagoeOze NP *
NaritaKinugawaShima Onsen
MitoBoso PeninsulaIkaho Onsen
Minakami OnsenKashimaTomioka
KatoriNazu Onsen
Izu Oshima
Shiobara Onsen

In der Karte aufgeführt, aber keine Touristenorte (idR sind es Umsteigepunkte)

  • Odawara (Shinkansen, Wechsel für Hakone und eine Burg)
  • Utsunomiya (Shinkansen, Wechsel für Nikko)
  • Takasaki (Shinkansen)
  • Chiba
  • Maebashi

Der Japan Rail Pass

Der JRP ist ein Fahrkarte für die Japan Rail. Es gibt drei verschiedene Zeitfenster: 1, 2 oder 3 Wochen. Es gibt den JRP die 1. Klasse (Green Car) und die 2. Klasse (Ordinary) zu bekommen. Es gibt den JRP für alle Bereich von Japan Rail, nur für Hokkaido, nur JR East, nur JR West. Wichtig ist:

  • 1.Klasse braucht man in Japan nicht. Die zwei ist komfortabel genug.
  • Man kann den JRP nur außerhalb Japans beantragen.
  • Er gilt nur für Japan Rail (nicht für Kintetsu, Tobu, Keisei und die anderen Bahnlinien)

Dafür wartet der JRP Pass mit zwei praktischen Vorteilen auf:

  • Er gilt für die Yamanote in Tokyo.
  • Er gilt für die JR Fernbusse (ggf ist ein kleiner Aufpreis zu zahlen).
  • Man kommt auf den Bahnsteig und durch Bahnhöfe auf die andere Seite.

Für die zweite Klasse sind die Preise immer noch recht happig. Zumal der Yen-Kurs im Jahr 2009 bösartig angesteigen ist. Jetzt 2012 gilt fast 100:1, also 100 Yen = 100 €cent.

  • 1 Woche: 28.300 yen (= 40,43€/Tag)
  • 2 Wochen: 45,100 yen (= 32,21€/Tag)
  • 3 Wochen: 57,700 yen (= 27,48€/Tag)

Das ist nicht ganz billig. Wenn man einen Shinkansen benutzen will, lohnt es sich aber allemal, da eine Fahrt hier schnell 70-100€ kostet. Eine Rundreise Tokyo-Oosaka-Kyoto-Hiroshima ist ohne den JRP unbezahlbar. Oder anders formuliert: Jeden dritte Tag Shinkansen und der JRP lohnt sich. Denkt auch daran, daß ihr die JR auch für Tagesausflüge nutzt. Es gibt aber auch Argumente die gegen den JRP sprechen. Die Frage dahinter ist:

Brauche ich für 3 Wochen Urlaub einen 3-Wochen-JRP?

Die Antwort ist NEIN.

Am Anreise- bzw. Anreisetag will man nur zum Flughafen bzw. vom Flughafen ins Hotel. Liegt das Hotel in Tokyo ist der NEX mit 5500 yen für Hin- und Rückfahrt günstiger. Der Keisei-Liner nach Uneo hat ähnliche Tarife und gehört nicht zu JR. Der JRP wäre also gar nicht gültig. Die ersten Tage und vielleicht auch die letzten Tage erkundet man Tokyo, überwindet den Jetlag und kauft die letzten Souveniers. Das Geld für den JRP ist da rausgeworfen.

Fahrplan Keisei Express (Wochenende)
Fahrplan Keisei Express (Wochenende)
Fahrplan Keisei Local
Fahrplan Keisei Local
Fahrplan Keisei Skyliner
Fahrplan Keisei Skyliner
Keisei Linie
Keisei Linie

Für einige Tagesausflüge in die Umgebung ist der JRP nicht immer die beste Option …

Reisen nach Hakone ohne den JRP planen. Die Odakyu Linie betreibt eine schnelle und günstige Verbindung ab Shinjuku. Es es ferner einen 2-Tage Hakone-Freepass für 5000 yen. Der gilt dann auch für die Seilbahnen, die Zahnradbahn, die Schiffe auf dem Ashi-See und Busse. Das wären dann 25€/Tag und man spart sich die zusätzlichen Fahrkarten. Da kommt der JRP nicht mit. Ein ähnliches Angebot von Odayku gibt es für Kamakura …

Reisen nach Nikko ohne den JRP planen. Der schnellste Weg nach Nikko sind die Tobu-Bahnlinien ab Shinjuku und Asakusa, auf den der JRP nicht gilt. Eine einfache Fahrt kostet 20€ (ab Shinjuku) bzw. 14€ (ab Asakusa). Das ist genauso teuer wie der JRP aber, man ist schneller als mit der JR in Nikko. Zudem gibt es eine Tageskarte für 36€ (ab Asakusa), darin sind auch die Eintrittsgelder für den Tempel und Schreine der „World Heritage Area“ enthalten. Die alleine summieren sich über 10€. Das lohnt sich. Ein All-Nikko-Pass ist für 44€ zu haben. Wer lange in Nikko bleiben will und gut plant, kann die sehr späten Zuge nehmen, die es teilweise für 10€ gibt. Hier sollte ein Sparfuchs genau rechnen.

Reisen nach Kamakura evtl. ohne den JRP planen. 2010 kostete die Einfachfahrt wenn ich mich nicht täusche 890yen. Mit Rückfahrt sind das 18€. Selbst ein Stop in Yokohama ist da mit möglich, bevor man den JRP-Preis erreicht.

Ich habe Kamakura und Hakone immer an den Anfang oder vor das Ende der Reise gepackt.  Den Tag davor bzw. danach war ich in Tokyo. Mit dieser Planung lohnt der JRP für diese Tagesausflüge nicht.

Hokkaido: Für Hokkaido braucht man den Gesamt-JRP, JR East reicht nicht, da es eine separate JR Hokkaido gibt. Es gibt aber andere Optionen. Es gibt spezielle Ticket, die einem zu 5 Fahrten in Hokkaido innerhalb von x Wochen berechtigen.Ein anderes Ticket erlaubt Zugfahrten an 4 Tagen. Egal wie weit und wie viele. 4 wählbare Tage hat man einen JRP. Das würde reichen, um in Hokkaido von einem zum nächsten Hotel zu gelangen. Diese Tickets sind aber nur sinnvoll, wenn man mach Hokkaido fliegt. Eine Richtung Tokyo-Sapporo kosten mit Flugzeug, Shinkansen oder Nachtzug 100€. Berücksichtigt das.

Fassen wir zusammen: Wer 3 Wochen in Japan ist, der ist mit einem 2-Wochen-JRP gut bedient. Selbst bei 3 1/2 Wochen und guter Planung reicht er. Ab 4 Wochen sollte man genau planen und auf das 3-Wochen-Ticket erhöhen.

Wichtige Links zum Thema JRP und Alternativen;

Alternative zu JRP: Es gibt spezielle Karten für X Fahrten innerhalb von Y Tagen. Will man mit dem Zug nur wenige Fahrten durchführen, ist das ein echte Alternative.

Der Weg zum JRP

Coupon bestellen: Den JRP kann man nicht in Japan kaufen. Ihr mußt ihn vor der Reise bestellen. Ihr bekommt dann gegen Vorkasse einen Coupon, den ihr in Japan gegen den JRP tauschen müßt. Den JRP könnt ihr über verschiedene Wege angordern. Bei Reise 1 bis 3 habe ich ihn über das Japanische Reisebüro in Hamburg bestellt; Bei Reise 4 über JAL.

[Beispielformular folgt]

Eines ist wichtig: Der Coupon ist ab Ausstellungdatum nur 3 Monate gültig. (ACHTUNG: Der Coupon für JR East ist nur einen Monat gültig) Ordert ihn also nicht zu früh. Der erste Rag der Gültigkeit des JRP muß in diesem Limit liegen.

Ihr müßt euch zudem bei der Bestellung für den Umfang (East, West, Gesamt, Kyushu), den Laufzeit (1, 2, 3 Wochen) und die Klasse (Green, Ordinary) entscheiden. Ein spätere Änderung ist nicht möglich.

Coupon umtauschen: Mit dem Coupon in der Tasche geht es nach Japan. Ihr könnt den JRP an vielen stellen umtauschen. Wichtig: Er muß nicht am Tag des Gültigkeitsstart umgetauscht werden! Ihr könnt das vorher machen! Bei der ersten Reise habe ich das noch nicht kapiert. Ab der zweiten Reise tausche ich den Coupon gleich in Narita um, gleich nach der Ankunft. Eventull verpaßt man einen Zug nach Tokyo, aber die halbe Stunde sollte man übrig haben. Meist hat man sie. Man wird kaum kurz nach der Landung schon den ersten Tempel aufsuchen wollen.

[Liste der Umtauschorte]

Und ihr spart euch den Streß Tage später. Ihr steht jetzt am Flughafen neben dem „JRP Shop“. In Toyko müßt ihr erst vom Hotel nach Tokyo Eki. Tut euch das nicht an. Narita hat den Vorteil, daß gleich nebenan ein Shop ist, wo ihr euch die Sucia oder Pasma kaufen könnt.

Coupon benutzen: Während der Gültigkeit geht am Bahnhof zum Schalter für Fare Adjust. Hier zeigt ihr den JRP. Nach einer kurzen Kontrolle könnt ihr passieren. Das wars, keine Tickets notwendig. Das funktioniert auch für die Züge in Tokyo (z.B. Chuo Line) und die Yamanote. Das hilft einem oft, Geld für die U-Bahnzu sparen. Aber: Plant das nicht beim Kauf bzw. die Gültigkeitsplanung für den JRP. Selbst der 3-Wochen-JRP kostet über 27€ am Tag. Die Tageskarte für Tokyo ist billiger. Plant den JRP nicht für Tokyo, nutzt ihn, wenn er eh gültig ist.

[Bild JRP]

Hakone und ein Tetrapack

Gestern

Gestern war wieder arbeiten angesagt. Eigentlich wollte ich auf dem Weg dorthin meine Rüstung von Kenbudo abholen. Aber, nachdem ich ein paar falsche Kurven genommen und glücklich vor dem Schop stehe, war geschlossen. Montag ist Ruhetag. Argh.

Am Abend ging es in ein Koreanisches Resto in Takadanobaba. Xuefeng und ich sollten Hide um 19:00 am Bahnhof treffen. Meine Kalkulation war: 5 min zur U-Bahn plus 5 bis zur Abfahrt, 5 Fahrt, 5 umsteigen, 5 warten, 5 fahrt. Oder kurz: 30 Minuten. Xuefeng war skeptisch, aber es hat sowas von exakt gepaßt. Ich muß zugeben, ich hatte selbst nicht wirklich daran geglaubt. Das einzige Hindernis war gleich am Anfang: Ich durch die Schranke (dank Suica) und Xuefeng weg. Er wollte mir ein Ticket kaufen am Automaten kaufen, hatte vergessen, daß ich die Suica habe.

Zusammen mit Hide ging es um ein paar Kurven in ein koreanisches Resto im 2F. Der erste Gang war nicht ganz mein Fall. An Schweinefüßen ist halt nicht viel dran. Der zweite Gang war Hot Pot. Oben drauf ein Hummer, der uns als Garthermometer diente: Ist er rot, ist es fertig geköchelt. Auch dieses Gericht traf ganz meine Linie, da es höllsich scharf war. Der Abend war sehr amüsant, zumal es einen Kontrollanruf von Xuefengs Frau gab.

Heute

Die letzte Chance für einen Ausflug. Hakone. Von Shinjuku fährt ein Zug der Keio-Linie direkt dorthin. Im nachhinein war es dämlich die Yamanote zu nehmen, fährt doch die Chuo in der halben Zeit. Ich habe diese Linie nie auf der Rechnung. Die Station Ochanomizu liegt halt gedanklich in die andere Richtung. Egal, jetzt stehe ich in Shinjuku und versuche mich durch das Meer an Schildern zur Keio vorzutasten. Der nächste Zug fährt in einer dreiviertel Stunde. Damit verliere ich zwar noch mehr Zeit, aber der Weg soll das Ziel sein. Als Proviant schoppe ich mir ein Sandwich, deutschen Schinken und französichen Rotwein (im Tetra-Pack).

Um 12:15 geht es los. Der Zug steuert durch unbekannte Ecken Tokyos. Die Bebauung wird weniger und weniger. Ich genieße meinen Proviant. 90 Minuten später sind wir in Hakone-Yumoto. Von hier geht es mit der „Zick-Zack“-Bahn weiter. Alles strömt auf die zwei Waggons zu. Nicht mit mir. Zu viel Streß. Der Schaffner ist verwirrt, als ich abwinke. Der Zug fährt ohne mich. In 20 Minuten fährt schon der nächste. Und diesen Zug habe ich fast für mich alleine. Der Zug fährt steil bergauf und dann beginnt „der Tanz“: Der Zug stoppt, muß seine Fahrtrichtung ändern. Er fährt den Berg quasi im zick-zack hinauf. Schaffner und Zugführer wechseln dafür die Seiten. Wenn sie sich auf halber Strecke begegnen, wird kurz salutiert. So geht das jetzt drei mal. Japaner.

Ab Gora geht es mit einer Art Zahnradbahn weiter nach Sounzan und von der mit der Seilbahn über das Tal nach Owakundani. Beim letzten Mal (2004), bin ich von Sounzan aus in die Berge gewandert und dann zusammen mit den Japaner irgendwie direkt in den dampfenden Felder von Owakudani rausgekommen. Ich laufe den Weg lang in die Felder. Was für eine Mondlandschaft. Die Vegatation ist karg. Überall steigt Dampf zwischen den Steinen empor. Es riecht nach Schwefel. Natürlich gibt es hier die berühmten Kuro Tamago (黒玉子), die schwarzen Eier, gekocht in den heißen Quellen. Der hohe Schwefelgehalt färbt die Eierschale schwarz. Und Hello Kitty darf nicht fehlen. Natürlich in einem schwarzen Ei.

Hinter den dampfenden Feldern geht der Blick die bewaldeten Berg hinauf. Der Schwefel kommt nicht bis dahin. Die Bäume sind grün. Hier muß es gewesen sein. Als ich 2004 zusammen mit den Japanern, den Berg hinunter bin, auf dem gesperrten Wanderweg quer durch diese Felder. Von dieser Seite sieht das noch riskanter aus als damals.

In Togendai ist das letzte Schiff nach Motohakone weg. Das hatte ich befürchtet. Ich bin heute morgen viel zu spät gestartet; also mit dem Bus zurück nach Hakone-Yumoto. Ich laufe etwas durch den Ort, finde eine Art Wanderkarte und eine Idee für den nächste Reise hierher: den „Hakone Highway“, die alte Handelstraße zwischen Kyoto und Edo.

Nach dem Abendessen geht es zurück nach Shinjuku. Zuerst wird die Skyline fotografieret und dann geht es nach Kabukiza, dem berühmten Amüsierdistrikt. Ich finde eine Kneipe mit Guinness. Im Barregal finde ich eine Flasche Jägermeister und … o Graus, Oldesloer Korn Ananas. Zurück geht es mit der Yamanote. Dieses mal unten rum über Meguro. Leider fährt der Zug nicht durch. Ich muß umsteigen. Die Yamanotestrecke bei Nacht ist irgendwie magisch anziehend.

Hakone / Yokohama

Es bleiben 2 Tage und 2 Ziele. Heute ist Hakone dran, morgen Nikko. Mit dem Shinkansen geht es nach Odawara. Damit ist es fast die gleiche Reiseroute wie gestern. DaAnk des Shinkansen verlief es bis hierher aber viel schneller. Ein Problem entdecke ich erst in Odawara: Mein JRP ist gestern abgelaufen. Der Datumstempel beginnt mit dem Jahr in japanischer Zähling. 16.10.15 mein 15. Oktober im Jahr Heisei 16 = 2004. Ich hab das die ganze Zeit als 16. Oktober gelesen. Das werde ich auch als Ausrede benutzen. Ich muß den JRP noch den ganzen Tag nutzen. Ich habe sonst nicht genug Geld dabei.

Mit einer Bummelbahn geht es 4 Stationen weiter nach Hakoneyumoto. Hier muß ich erneut umsteigen. Die Bahn in die ich jetzt einsteige sieht alt aus. Sie erinnert etwas an die Straßenbahnen von San Francisco. Echte Nostalgie. Die Strecke führt den Berg hinauf nach Gora. Plötzlich stoppt die Bahn auf freier Strecke. Draußen läuft der Schaffner vorbei. Was ist jetzt los? Es geht rückwarts. Zurück? Nein, weiter bergauf. Jetzt kapiere ich, die Bahn fährt Zickzack den Berg hinauf. Wäre eine coole Idee für eine Modelleisenbahn.

Dann wieder ein Stop. Der nächste Wechsel? Meine Augen bleiben auf dem Schaffer. Er rennt von links nach rechts. Auf halber Zuglänge trifft er auf einen anderen Schaffner. Salutieren die? Ich glaube es nicht. Dann läuft er weiter. Der zweite Schaffner rennt ebenfalls weiter. Da haben die zwei Leute im Zug. An jedem Ende einen, aber nur einer darf den Zug fahren und muß bei jedem Richtungswechsel von vorne nach hinten rennen? Sieht ganz danach aus.

Es geht weiter. Am dritten (und letzten) Richtungswechsel das gleiche Spiel. Seitenwechsel, Salutieren und weiter. Die Bahn fährt kaum schneller als Schrittempo. Es bleigt genug Zeit, den Blick in die Berge zu genießen. Bis auf wenige Stellen ist die Strecke eingleisig. Viele Züge fahren hier nicht.

Bergwanderung

In Gora muß man erneut umsteigen. So langsam nervt das. Der nächste Abschnitt ist nur 1km lang. Es ist eine Art Seilzugbahn, die mit konstranter Steig am Berg hochfährt. Bahnsteig und Waggons sind schräge gebaut, die Türen der Steigung entsprechend angepaßt. In Sounzan muß man in eine Seilbahn umsteigen. So langsam geht das ins Geld.

Ich verfolge einen anderen Plan. Ich habe ein kleines Schild gesehen. Es gibt einen Wanderweg nach Owakudani. Der Weg führt über den bewaldeten Berg. Eine Alternative nach dem ganzen warten und in Zügen sitzen.

Der Weg beginnt, natürlich, mit Stufen. Dann beginnen auch schon die Schwierigkeiten. Die Treppe selbst sind kaum mehr als ein Trampelpfad mit Steinen, die die Stufen bilden. Die Steine hören auf. Festgetretener Sand und Wurzel ersetzen sie. Der Weg ist mehr oder weniger eine Rinne im Waldboden, die das Regenwasser bergab nimmt. Moos, rutschige Wurzeln und Stufen aus Lehm bilden den Weg, der als Linie in der Karte eingezeichnet war.

Anstrengend. Miyajima war ein Witz dagegen. Nach einer Stunde habe ich etwa 300 Höhenmeter geschafft. Oder waren es mehr. Ich habe keine Ahnung. Es geht weiter. Die Vegetation ändert sich. Weniger Bäume, mehr Büsche. Mir kommen immer wieder Japaner entgegen. Ausweichen auf dem schmalen Weg ist nicht einfach. Dann der Gipfel.[Nachtrag: In google-Maps beginnt der bei 760 Höhenmeter. Der erste Gipfel ist bei knapp 1360m]. Blick auf den Fuji. Wow.

Weiter geht es auf dem Bergrücken. Ein Abzweiger. Links geht es zum Gipfel des Wie-auch-immer. Rechts nach Owakudani. Aber was macht das Warnschild hier? Der Weg ist gesperrt wegen Vulkangasen. Na super. Also über den Gipfel zum See oder zum zweiten Gipfel und mit der Seilbahn weiter zur Südspitze. Das ist auch ein Plan, aber ich verpasse Owakudani; das Zentrum von Hakone. Soll ich zurück zur Seilbahn nach Gora? Pause zum Nachdenken.

Eine weitere Japanergruppe kommt. Jetzt stehen wir zusammen vor dem Warnschild. Sie erkennen mein Dilemma, noch bevor ich frage. Die Antwort verblüfft: Kein Problem. So schlimm ist es nicht. Sie wollen auch diesen Weg gehen. In Owakudani steht deren Auto. Wir tun uns zusammen. (Vorab: Alleine hätte ich das nicht gewagt, und das wäre auch gut so gewesen.)

Owakudani

Der Weg führt bergab. Loses Geröll. Nicht ganz einfach. Und so wie ich das sehe klettere ich das nicht wieder hinauf. Es gibt kein zurück. Der Geruch von Schwefel steigt in die Nase. Die Vegetation ändert sich. Kein Bäume nur Büsche und Bambus. Dazwischen tote Sträucher und Bäume, bzw. deren Überreste in Form grauen Ästen.

Dann eine Absperrung auf dem Weg. Die Japaner klettern rüber. Ich hinterher. Ein paar Meter und Kurven später sind auch letzten grünen Blätter weg. Der Schwefelgeruch nimmt zu, kratzt im Hals. Eine Mondlandschaft. Nur noch weißgraue Stöcke, die einmal Bäume waren. Überall neben dem Weg steigt Rauch auf. Eindeutig: Vulkangase. Deshalb die Absperrung. Alles um einen herum sagt, man sollte besser nicht hier sein.

Ein Japaner warnt mich. Die nächsten Meter besser nicht atmen. Spinnt der? Jetzt sehe ich warum. Der Weg verschwindet im Nebel; besser gesagt im Schwefel. Mit Anlauf geht es durch die Wolke. Atmen kann mn hier nicht. Die Landschaft ist gespenstisch. Der Boden und die ganzen Baumreste sind grauweiß. Einige Stellen sind schwefegelb. Überall dampft es. Man hört es brodeln. Postapokalyptisch.

Ein Blick zurück. Der Berg sieht so grün aus. Vor uns dutzende Touristen; auf der anderen Seite einer Absperrung. Die bestaunen das Kraterfeld von Owakudani. Ich bin mittendrin. Schnell arbeiten wir uns durch an den dampfenden Kratern vorbei, durch die Büsche auf die richtige Seite des Zauns. Erst jetzt fühle ich mich sicher. [Nachtrag 2010: Bei dieser Reise habe ich keine Fotos gemacht, aber 2008. Ich werde weitere Fotos ergänzen.]

Lake Ashi

Ich werde auf eine Runde Onsen eingeladen. Ich entscheide mich dagegen. Zum einen will ich die Japaner nicht weiter nerven, zum anderen muß wollte ich nich zum Lake Ashi und dann muß ich auch noch zurück nach Tokyo. Was sie sich nicht nehmen lassen ist, mich runter zum See zu fahren. Ich bedanke mich bei der Truppe und setze meinen Weg alleine fort. Dieser Weg beginnt mit einer leckeren Schüssel Soba, denn zur Abfahrt des Bootes sind es noch 30 Minuten.

Die Bootsfahrt ist entspannend. Endlich etwas Pause. Leider nur wenig Ruhe. Die ganze Fahrt wird begleitet von einer Art Reiseführere auf Band. Oben an Deck ist es zwar etwas kühl, aber die Lautsprecher sind unter Deck. Lake Ashi ist ein Kratersee. Das Ufer entsprechend steil. Bäume wächsen hier bis ans Wasser heran. Sehr schön anzusehen. Auf der linken Seite steht ein kleines Torii mitten im Wasser. In Hakonmachi endet die Fahrt. Es ist noch etwa eine Stunde hell.

Hier war zu Samuraizeit eine Mautstation. Sie befand sich auf der Handelsroute zwischen Tokyo und Kyoto. Die Begriffe Kanto, für die Region um Tokyo, und Kansai, für die Region um Kyoto, haben ihren Ursprung durch dieser Station. Meine sie doch übersetzt nichts anderes als östlich bzw. westlich der Station. Der Checkpoint ist sicherlich keine Reise, aber wenn man hier, kann man ihn ruhig besuchen. Nur um da gewesen zu sein.

Vom Checkpoint für eine 2km langes Stück der alten Handelsstraße nach Moto-Hakone. Der Weg führt durch einen Zedernwald. Die Bäume beeindrucken immer wieder; sehr hoch und kerzengrade. Leider ist der Abschnitt nur 2km. Oder auch zum Glück, denn die Dämmerung kommt immer näher.

In Moto-Hakone besuche ich den Hakone-Schrein. Hier steht ein Torii im Wasser. Das muß das Torii sein, das ich Wasser aus sah. Die Dämmerung beginnt. Man sieht auf dem Wasser, wie der Schatten der Berge schnell größer wird. Ich gehe zurück nach Moto-Hakone. Ich habe Glück. die Wolken am Horizont veschwinden und geben den Blick auf den Fuji frei, an dessen Flanken sie festhingen. Jetzt hat der Fuji nur noch einen Wolkenring um sich herum. Der Berg leuchtet in der Dämmerung in einem unwirklichen rot. Der Blick von hier auf den Fuji hat mehr als der gestrige Tag.

Langsam verfärbt sich der ganze Himmel orange, die Reflektion im Wasser ist goldgelb. Nach 10 gefühlten Minuten ist das Spektakel vorbei. Es wird jetzt schnell richtig dunkel und ich sitze alsbald im Bus zurück nach Odawara. Es fahren auch Busse nach Yumoto, aber der nach Odawara erspart mir das Umsteigen. Von dort nehme ich den Local nach Yokohama. Den Shinkansen riskiere ich nicht wegen des abgelaufenen JRP.

Landmark Tower

Ich verlaufe mich erst einmal in den Korridoren und Ebenen von Yokohama Eki. Ich brauche fast 30 Minuten bis zum Gate der Minatomirai. Schnell geht es durch die Lobby des Landmark Towers. Riesig. Die Halle geht über wieviel, 8 Etagen? Einfach riesig. Der Eintritt kostet mich 1000yen. Dafür fahre ich mit dem schnellsten Aufzug der Welt (Stand 2004) in 74F (274m). Inklusive Tür zu und auf nicht einmal 40 Sekunden. 170m/min. Man hat richtig Druck auf dem Trommelfell.

Die Aussicht ist Wahnsinn. Und der Blick ist in jede Richtung anders. Nach Norden geht der Blick in Richtung Tokyo. Leider kann ich die Skyline von Shinjuku oder den Tokyo Tower nicht erkennen. Zu weit weg. Nach Osten blickt man über den Hafen, den Freizeitpark und die Brick Warehouses. Hell erleuchtet. Dahinter dunkel die Tokyo Bay. Nach Süden geht der Blick Richtung China Town, den Marine Tower und das Partyschiff. Auch die Promende ist zu sehen. Man erkennt die Autobahn und die Bahntrasse. Direkt unten am Fuß der Tower liegt alles gestapelt übereinander. Gleich daben das Segelschiff. Im Süden und Westen sieht man Yokohama. Am Horizont, im dunklen nicht zu sehen, der Fuji und Hakone. Was man alles erkennt. Die Bay Bridge. Man sieht das Queens Plaza von oben und das Convention Center. Die Insel dahinter müßte der Flughafen Haneda sein.

Jetzt wird genossen. Ein Landmark Cocktail (Rum, Grapefruit, Blue Curacao), anschließend Kaffee und Kuchen. Noch einmal der Panoramablick, und dann mit dem Fahrstuhl wieder runter. Eingentlich war China Town als nächster Stop geplant. Ich komme aber nur bis zur Treppe runter zum Schiff.

Hier zeigt ein Straßenkünstler, was er kann. Jonglieren, Zauberstücke, Luftballons knoten. Ich bleibe bei der Show hängen. Musik und Unterhaltung mehr oder weniger auf der Straße. Ich verstehe kein Wort, der Spaß ist dennoch groß. Immer wieder animiert er das Publikum zum mitmachen, teilweise auf knien. Geschäftsleute auf dem Weg nach Hause bleiben stehen. Das Publikum wird größer. China Town fällt aus. Das ist besser. Gestern Jazz, heute das und die Wanderung durch das Kraterfeld. Dieser Urlaub lebt immer mehr von spontanen Siuationen. Um 23 Uhr ist Sense. Ich muß zurück nach Tokyo.

Erdbeben

Gegen 1:30 werde ich wach. Ich habe das Gefühl der ganze Raum schwankt wie ein Schiff. Oder doch nicht. Doch. Die Kugelschreiben fallen vom Tisch. Erdbeben. Anders als ich es erwartet habe. Der Fußboden schwingt horizontal; in meine Fall von links nach rechts. Ganz leicht und gleichmäßig, aber definitiv beunruhigend. Zumindest bin ich hellwach. Adrenalin sei Dank. Dann ist es alles vorbei. War das jetzt real? Ich schaue aus dem Fenster. Draußen schwingen die Stromleitungen immer noch. Was tun? Ich warte, ob ein Alarmton losgeht. Nichts. Ich schreibe eine schnelle Notiz und lege mich wieder hin: Schwingung etwa in Nord-Süd-Richtung, Amplitude schlecht zu sagen, Freqeuenz etwa 2 Hz.

Etwas später in der Nacht das gleiche noch einmal. Oder bin ich jetzt übersensibel?

[Nachtrag 2012: Das Beben ereignete sich um 17:19 UTC eta 50km vor der Küste von Oarai, Ibaraki. Es hatte eine Stärke von 5,4m. Das Nachbeben folgte um 18:54 UTC mit 5,8m. Ich vermute eine 4 ist in Tokyo angekommen. Es sind etwa 170km Luftweg zum Epizentrum. Nach Mercalliskala war es hier in Tokyo eine IV, nach JMA-Skala eine 4.]

Randnotizen

  • Fazit: Ein rundum guter Tag. In der Liste der „der ganze Tag war super“ steht er mit ganz oben. Nach Nara und Kamakura der wohl drittbeste Tag.
  • Japaner sind Zwangsneurotiker