Randnotiz: Kneipenviertel in Tokyo

Dieser Eintrag ist eigentlich sinnfrei. In Tokyo gibt es überall Kneipen. Die Kneipendichte steigt in der Nähe von Bahnstationen. Hier die großen 3 die jeder kennt:

  • Roppongi (beliebt bei Ausländern, leider)
  • Shibuya (für das jüngere Publikum)
  • Shinjuku (mit Kabukicho, Omoide Yokocho und Golden Gai)
  • Kichijoji (Harmonika Yokocho)
  • Nakano

Die Kneipendichte ist ebenfalls sehr hoch, wenn sich wichtigen Bahnlinien bzw. U-Bahnlinien kreuzen. Leider sind viele direkt an der Yamanote und damit im Fokus vieler Touristen:

  • Shin-Okubo (sehr international)
  • Takadanobaba (Korea-Town)
  • Okachimachi (Yushima/Ueno und Ameyoko)

Nicht an der Yamanote und damit etwas „versteckt“ sind:

  • Yotsuya-Sanchome (hier ist u.a. die INCUBATOR Science Bar)
  • Naka-Meguro (Kneipen unterhalb der Bahngleise)

Und dann gibt es ein Kneipenstraßen, die nicht in der Nähe von wichtigen Bahnhöfen liegen, sondern einfach da sind. Naja, meist ist ein bedeutsamer Tempel oder Schrein in der Nähe und die Kneipen haben sich nach und nach im Perimeter angesiedelt:

  • Asakusa (westlich vom Tempel)

Saketasting in Tokyo

Sake ist das Getränk, das jeder sofort und ohne zweiten Gedanken mit Japan verbindet. Das liegt wohl daran, dass Sake in dieser Form in Japan seinen Ursprung hat und nur in Japan einen wirklichen Marktanteil am Getränkekonsum hat.

Dennoch Sake war bis vor ein paar Jahren (nach meinem Gefühl so bis 2014) ein Getränk für alte Leute. Die Jugend bevorzugte Bier und Chu-Hi. Das scheint sich zu ändern. Ähnlich wie in Deutschland mit dem Gin scheint es in Japan seit 2016 einen Boom beim Sake zu geben. Der Trend wurde 2017 sogar von NHK in einer Folge von Tokyo 2020 aufgegriffen.

Auf Basis des Berichtes und meines Sake-Wissen war ein Teil meines Aufenthaltes in Tokyo auch dem Sake-Tasting gewidmet.

Sake hat sicherlich genausoviele Nuancen wie Wein, aber wie bei Wein braucht es eine trainierte Zunge, um sie zu schmecken. Wir Europäer kommt erschwerend hinzu, dass der generelle Grundgeschmack von Sake unvertraut ist.

Edo Noren

Edo Noren befindet sich im Bahnhof von Ryogoku. Dort ist auch die Sumohalle, das Tokyo-Edo-Museum und das Hokusai Museum. Es ist ein kleiner Themenpark. Hier gibt es zwei Geschäfte in denen Sake verkosten werden kann. Ich war im XXX.

Hier gibt es etwas 30 verschiedene Sake, die pro Becher (ca 20ml) gekauft werden können. Der Preis liegt zwischen 100yen und 300yen. Der Ort hat zwei, nein drei Vorteile: Es gibt eine Karte am Sakeautomaten, die angiebt wie trochem bzw. süß der Sake ist. Zudem kann man den Sake in bereitgestellten Bechern auch verschiedene Temperaturen erhitzen, um auszutesten, wie er sich mit steigender Temperatur entwickelt. Und man kann Snacks bestellen.

Sake und Shochu Information Center (Toranomon)

Es ist kaum mehr als ein großer Raum mit vielen Prospekten und Broschüren. Es wird wie eine Touristeninformation; nur halt zum Thema Sake.

Die Auswahl ist sehr umfangreich. Und man kann hier auch in Holzfässern gereiften Sake verkosten. Bisher ist es der einzige Ort den ich kenne, wo das möglich ist. Anders als in Edo Noren hat man aber keinen Einfluss auf die Temperatur.

Ninja Bar in Asakusa Station

Der Ort fällt etwas aus der Reihe, da es eine Bar ist. Fokusgruppe ist der Geschäftsmann auf dem Weg nach Hause. Die Bar bietet nur Sake aus diesen 20cl-Gläsern, die man auch in den Supermärkten findet. Nach 4 verkosteten Sake hat man also bereits eine ganze Flasche getrunken. Wie gesagt, es ist ein Bar.

Was aber in Bezug auf Sakeverkostung reizt ist die schiere Auswahl an verschiedenen Gläsern. Und zumindest ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass die Qualität nicht unbedingt zweitklassig ist. Um einen Bezug zu Wein herzustellen. Es gibt auch sehr gute Weine im Tetrapak (Kein Witz!). Die Gläser können sich im Mittelfeld gut behaupten.

Havespi

Diese Bar in Shinjuku habe ich auf 2020 verschoben. Dort gibt es eine Flatrate. Mit 3000yen ist das aber kein Schnäppchen. Im Vergleich mit Kneipenpreisen sind das etwas 5 Gläser, als knapp ein Liter. Für ein Tasting ist aber ok.

Funfact – Oshiokuribune

Ukiyo-e ist eine Drucktechnik, die in Japan bis zur Perfektion entwickel wurde. Das wohl bekannste Bild ist Die große Welle von Kanagawa von Katsushika Hokusai. Es ist in Japan omnipräsent und ziert unter anderem den Japan Rail Pass.


(Quelle: wikipedia-Mediendatenbank)

Die meisten übersehen die drei Boote, Oshiokuribune genannt. Sie waren etwa 15m lang und hatten 8 Ruderer. Die Boote waren die damaligen High-Speed-Boote. Ein Grund für ihre hohe Geschwindigkeit über längere Zeiträume wären die beiden Leute, die man im vorderen Bereich der Boote erkennen kann. Sie sind die Ablösung für zwei Ruderer, die sich dann erholen können um ihrerseits wieder Ruderer abzulösen.

Hoppy (und Happoshu)

Auf meiner 2018-Reise habe ich viel Hoppy getrunken. Das Getränk ist mir 2010 zum ersten Mal untergekommen; auf einem O-Bon-Fest am Hiekawa Jinja in Tokyo. Danach hab ich es nicht mehr bewusst wahrgenommen. Erst 2018 war es irgendwie auf jeder zweite Getränkekarte zu finden. Was ist Hoppy?

Hoppy (ホッピ) ist fast alkoholfrei (0.8%) und schmeckt fast ein wenig wie Bier. Hergestellt wird es von Hoppy Beverage Co., Ltd. (vormals Kokuka Beverage Company).

Geschichte: Die Produktion begann schon 1948. Früher wurde es mit Shochu gemixt und als Bierersatz getrunken. Dabei muss man wissen, dass richtiges Bier damals für den Normalbürger unerschwinglich war. Hoppy geriet in Vergessenheit, als Bier immer günstiger wurde und Hoppy das Image von Nachkriegszeit (Mangel) und Ersatzgetränkes anhaftete. Erst in der jüngeren Zeit kommt es, auch im Zuge der Low- oder Zero-Aolcohol-Bewegung, wieder zum Vorschein. Das Image wird heute mit Begriffen wie „Retro“ oder „original Japanese“ untermauert.

Diese neue Popularität begann in Tokyo, genauer gesagt in den Izakaya entlang der Keisei Main Line, die Ueno (Tokyo) mit Narita und dem zugehörigem Flughafen verbindet. Das war bis 2010 meine Hauptreiseroute. Es ist schon ein Zufall, dass ich seit 2012 über andere Flughäfen gereist bin. Wahrscheinlich habe ich deshalb das Aufkommen von Hoppy in Tokyo verpasst. Jetzt findet man es landesweit. Ich habe es 2018 in Otsu (Kyoto) getrunken und in Sendai.

Sorten: Es gibt zwei Hauptsorten von Hoppy, sowie Sonderausgaben:

  • Hoppy Original (White Hoppy)
  • Black Hoppy
    • 55 Hoppy .. eine Sonderausgabe zum 55 Geburtstag
    • Hoppy 330 .. die 330ml-Flasche für den Verzehr daheim
    • Hoppy Black .. das Black Hoppy für daheim

Rechtlich gesehen ist Hoppy in Japan alkoholfrei. Dennoch beträgt der Alkoholgehalt 0.8%. Nicht unwichtig, da die Promillegrenze in Japan nach meiem Wissen bei 0‰ liegt. Andere Quellen nenen 0.3‰. Ich würde aber kein Risiko eingehen wollen.

Kleiner Exkurs zu „alkholfrei“. In Deutschland gilt ein Getränk mit weniger als 0.5% als alkoholfrei. Hoppy ist also knapp drüber. Auf der anderen Seite können Fruchtsäfte bis zu 1% Alkohol betragen. Eine Kennzeichnung des Alkoholgehaltes ist nach EU-Recht erst ab 1.2% vorgeschrieben (Glück für die Fruchtsäfte). Die Bezeichnung „ohne Alkohol“ darf nur für 0.0% verwendet werden. Alkholfrei und ohne Alkohol haben also unterscheidliche Bedeutungen!

Wie trinkt man Hoppy? Die erste Option ist: pur. Die zweite wäre: aufgefüllt mit Soda. Beides ist erfrischend und im Sommer ist der Alkohol so niedrig, dass man ein paar Gläser zum Durstlöschen trinken kann ohne danach zu schwanken.

Traditionell wird Hoppy mit Shochu getrunken. Damit müsste das Getränk in die Gruppe der High Balls fallen. Wie auch immer: Gemixt mit Shochu kommen wir wieder auf Alkoholgehalte wie bei normalem Bier. Nur der Geschmack ist wesentlich dünner. Der Hersteller empfiehlt folgende Zubereitung:

  • 2-fach/mehrfach gebrannten Korui Shochu mit 25% Alkoholgehalt nehmen
  • Hoppy und Shochu gekühlt; das Glas im Gefrierfach tiefgekühlt
  • Mischungsverhältnis 1:5 (ergibt einen Alkoholgehalt von ca. 5%)
  • Shochu zuerst einfüllen, dann Hoppy ergänzen, sodass sich eine Schaumkrone bildet ohne umrühren zu müssen (ist nicht empfohlen).
  • Eis sollte nicht hinzugegeben werden (dafür wurde das Glas gekühlt)

Bestellt man Hoppy im Izakaya wird der Shochu als 中 (naka; innen) bezeichnet und Hoppy als 外 (soto; außerhalb). Wenn Hoppy nachbestellt werden sollm ordert man „soto“. Die Bestellung von „naka“ meint einen Shot (2cl) Shochu.


Happoshu (発泡酒) ist nicht mit Hoppy zu verwechseln. Happoshu ist Bier mit einem sehr geringem Malzanteil. Dies hat vor allem steuerliche Gründe. Das japanische Steuerrecht unterteilt bierähnliche Getränke nach ihrem Malzgehalt in 4 Gruppen. Die Grenzen liegen bei 25%, 50% und 67% Malzgehalt (anteiliges Gewicht des Malzes in dem fermentierbaren Sud). Über 67% ist es Bier, darunter bierähnlich.

In 1996 wurde die Steuer für die 50-67%-Gruppe auf das Niveau von Bier angehoben, womit der steuerliche Vorteil entfiel. In der Folge senkten die Brauer den Mazgehalt auf heute typischerweise unter 25%. Das Marketiung umwirbt diese low malt beers als gesundheitsfördernd, da es weniger Kohlenhydrate und Purine enthält.

Ein weiterer Trend ist Sapporo’s Mugi 100% Nama-Shibori. Es verwendet nur ungemälzte Gerste. Ganz ehrlich: Das klingt schon im Ansatz falsch.

Das Happoshu-Bier ist wesentlich günstiger als normales Bier … Und schmeckt auch so. Ich habe ein paar probiert. Ne. Schmeckt wie verdünntes Bier mit Beigeschmack.

In Japan sind neben Hopfen und Gersten- bzw. Weizenmalz etliche weitere Zutaten für Bier erlaubt. Darunter: Reis, Mais, Kartoffel, Hirse, Zucker/Karamel, Stärke. Also im Pinzip alles was man irgendwie vergären kann. Über diese Regelung können auch viele Craftbiere aus Belgien und den USA als „Happoshu“ eingruppiert werden.

Der neueste Trend ist „The Third Beer“ (第三のビール, dai-san no bīru). Dabei handelt es sich um Getränke mit Biergeschmack (die aber steuerrechtlich wieder kein Bier sind). Die Getränke arbeiten mit Malzersatz oder Mischen Happoshu und andere Zutaten.


Hier eine Auflistung der wichtigsten Happoshu (Quelle: wikipedia):

  • Happoshu with less than 25% malt content:
    • Hokkaido Nama-shibori Migaki-mugi (Sapporo)
    • Hon-nama (Asahi),  Aqua Blue label = low carb versions
    • Diet-nama Clear Taste (Suntory)
    • Magnum Dry Golden Dry (Suntory)
    • Cool Draft (Asahi)
    • Tanrei-nama (Kirin), Green Label = low carb Tanrei W = low purines
    • Enjuku (Kirin)
    • Style Free (Asahi)
    • Dosan Sozai (Sapporo)
    • Zero (Kirin)
  • Alcohol classified as „Other miscellaneous (2)“ = no malt:
    • Draft One (Sapporo) – uses pea protein
    • Nodogoshi-nama (Kirin) – uses soy protein
    • Slims (Sapporo) – uses pea protein
    • Jokki-Nama (Suntory) – uses corn, available in regular and strong
  • Alcohol classified as „Liqueur“ = Happoshu mixed with …
    • … barley spirits: Strong Seven (Kirin), Hop No Shinjitsu (Kirin), Koku No Jikan (Kirin), Goku-uma (Asahi), Ajiwai (Asahi), Clear Asahi, Asahi Off, Mugi Shibori (Asahi), Mugi To Hop (Sapporo), Off No Zeitaku (Sapporo)
    • … wheat spirits: Super Blue (Suntory), Kinmugi [Rich Malt] (Suntory),  The Straight (Suntory)