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Bando; Tempel

Nach dem Regen von gestern sind die Klamotten immer noch patschnass. Ich muss den Koffer komplett umpacken. Und alles morgens um 6 Uhr. Es wird etwas hektisch. Die Taxifahrt zum Hafen dauert länger als ich dachte. Ich habe die Strecke auf der Karte unterschätzt; und auch die Anzahl von Ampeln. 25 Minuten vor dem Ablegen der Fähre bin ich am Terminal.

Leider verweigert der Automat mein nasses Geld und blockiert. Der Angestellte, muss das System zwei Mal komplett neu starten. 10 Minuten vor dem Ablegen kann mich mich mit meinen Koffer in Richtung Fähre aufmachen. Es sind noch ein paar hundert Meter.

Das Schiff legt pünktlich ab. Die Fahrt selbst ist unspektakulär. Das Wetter ist gemischt. Sonne, Wolken, nicht zu heiß (Dank dem Seewind) und kein Regen. Hinter mir ist Wakkanai. Zur rechten ist die Einfahrt in die Bucht von Osaka und die Küste von Awajishima. Voraus und noch nicht in Sicht ist Tokoshima. Und links? Wasser. Im Prinzip ist es der Stille Ozean. Das nächste Land in Richtung Süden ist erst wieder in Indonesien und Papa-Neuguinea. Aber soviel zur Erdkunde.

Nach dem Anlegen steige ich in den Bus zum Bahnhof. Ein Fehler. Oder besser eine Fehlkalkulation. Der Bus hält an jeder Milchkanne. Es sind nur 3km zum Bahnhof, aber der Bus braucht knapp 30 Minuten. Mein Zeitplan für „Bando und Naruto“ ist in Gefahr.

Fehlkalkulation 2: Angekommen in Ikenotani stelle ich fest. Es gibt keine Coin-Locker. Es gibt nicht mal einen richtigen Bahnhof. Es ist eine Weiche mit zwei  Bahnsteigen. Ich werde meine Koffer nicht los. Weiter nach Bando. Hier ist der erste Tempel der 88-Tempel-Pilgertour: Ryozenji. Aber kein Coin-Locker. Damit hat sich meine Ansatz, die ersten drei Tempel aufzusuchen zerschlagen.

Um mindestens Tempel 1 zu besuchen, nehme ich alles mit. Es ist nicht weit, aber ich brauche auf halber Strecke eine Pause.  Der Tempel ist klein und bietet eine paar nette Motive. Die Halle mit den Laternen war im Reiseführer erwähnt. Zu recht. Dann beginnt ein Nieselregen. Nicht falsch. Das Wetter ist drückend schwül. Der Nieselregen kühlt.

Auf dem Weg zum Bahnhof wandelt sich der Nieselregen in eine Wasserwand. Das wars. Ich bin patschnass. Kurz vor dem Bahnhof reicht mir eine ältere Dame einen Regenschirm. Sie besteht darauf.

Fehlkalkulation 3: Bis zum nächsten Zug nach Ikenotani sind es 20 Minuten. Könnte schlimmer kommen. In Ikenotani sind es dann aber 70 Minuten bis zum nächsten Zug nach Naruto. Damit hatte ich nicht gerechnet. Also zurück nach Tokushima. Vielleicht kann ich die Koffer dort parken. Der Zug kommt zwar auch erst in in 30 Minuten, aber ok.

Fehlkalkulation 4: Heute lerne ich den Local zu hassen. Von Ikenotani sind es nur 6 Stationen nach Tokushima. Der Zug läßt aber auf der einspurigen Strecke so ziemlich jeden Gegenverkehr durch. Am Ende sind es fast 50 Minuten Fahrzeit. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Naruto ist außer Reichweite. Ich bin patschnass. Der Koffer, obwohl realtiv wasserdicht, konnte dem Woklenbruch nicht vollständig standhalten. Dazu die ganzen nassen Klamotten von gestern. Hier in Tokushima gibt es Coin-Locker, aber alle sind belegt.

Erst einmal Ramen. Ja, das hilft. Heißes Ramen. Und nun? Rein theoretisch würde ich einen Zug nach Naruto kriegen und ein Coin Locker ist auch frei. Aber … Vom Bahnhof Naruto ist es noch eine gute Strecke bis zu den Strudeln. Ein Lauf gegen die Dämmerung und das Maximum der Strömung ist dann vorbei. Bevor ich Fehlkalkulation 5 stolpere, breche ich den heutigen Tag ab.

Ich kann auch Fehlkalkulation 6 abwehren. Mein nächstes Hotel ist in Kotohira und nicht Matsuyama. Gut, dass ich noch mal auf meinen Plan schaue, als ich den Sitzplan reserviere. Es sind 3 Stunden Streckenunterschied.

Gegen 17 Uhr verlasse ich Tokushima und lasse diesen Chaostag hinter mir. Noch mal einen Blick auf Ikenotani. Wir werden uns wiedersehen und dann gewinne ich. Der Zug fähert in die Dämmerung. In Takamatsu muss ich umsteigen. Da es ein Kopfbahnhof ist, entfallen die Treppen. Praktisch. Weiter geht es es, vorbei an der Seto-Ohashi-Brücke und Marugame. Hinter Tadotsu biegt der Zug von der Küstenstrecke ab ins Inland.

In Kotohira steige ich aus. Der Bahnhof ist groß. Coin-Locker. Souvenir-Laden. Es regnet wieder, also nehme ich ein Taxi. Nach dem Check-in im Hotel, erst einmal Onsen, um richtig durchzuwärmen. Es folgt ein kleiner Stadtrundgang In Yukata. Der Ort ist klein und hier ist um diese Uhrzeit nichts los. Ich finde nahe zum Hotel ein Izakaya fürs Abendessen. Ein interessanter Platz. Hier verirren sich bestimmt nur wenige Touristen hin.

Zum Abschluss des Tages: Nachrichten. Hier die Erklärung für das Wetter. Taifun 16 ist im Anmarsch und schiebt eine riesigen Regenfront vor sich her. Der Taifun wird morgen Shikoku (und auch Kotohira) treffen. Was für ein Glück, dass die Fährüberfahrt heute war. Der Plan für morgen ist aber in Gefahr. Dieser Taifun 16 ist wohl eine ganz andere Liga also sein Vorgänger. Es gibt Vergleiche zu Taifun 21 aus 2004. Den kenne ich. Der war massiv und hat mich damals ausgebremst und Teile von Miyajima platt gemacht.

Erkenntnis des Tages: Fürchte den Wan-Man-Zug auf eingleisigen Strecken. Er ist zwar pünktlich aber unglaublich langsam.

Tama; Danjiri

Der Morgen begrüßt mich mit Regen. Mal was Neues auf dieser Reise. Das Danjiri hat im Prinzip schon begonnen, aber die Chance auf einen Besuch von Nitama lasse ich mir nicht nehmen.

(Ni)-Tama

Ich folge den Katzenpfoten am Bahnhof und finde so den Bahnsteig. Es gibt verschiedene Themenzüge. Der Tama-Zug hat heute Pause. Schade. Mein Zug ist innen mit Bildern von Schulkindern ausgekleidet. Nicht mein Stil, aber eine sehr gute Idee und allemal besser als die Werbung, die sonst überall hängt.

Auf halber Strecke endet der Zug. Ein kleiner putziger Bahnhof mitten im Nichts von Wakayama-shi. Ich steige aus. Der Zug wird ausgesetzt und fährt auf eine Abstellgleis.  Die Weichen werden von Hand bedient. Der Weg zum Bahnsteig ist ein kleiner Bahnübergang. Ein Szene, perfekt für eine Modelleisenbahn.

Mit dem Echigo geht es weiter zum Ziel. Nitama schläft in einem kleinen Raum mit Kratzbaum. So das war es im Prinzip. Eine Katze hinter Glas. Gut, diese Katze ist rein rechtlich der Station Master dieses Bahnhofes. Ihre Vorgängerin war sogar als Vizepräsidentin in den Firmenbüchern eingetragen.

Aber im Prinzip ist es nur verdammt geniales Marketing. Ohne Tama würde kein Tourist freiwillig hierher fahren. Ich kaufe ein Hot Cat, ein Hot Dog mit Fischwürstchen. Den nächsten Zug lasse ich aus. Der Bahnsteig ist geflutet mit Chinesen und die nerven gewaltig.

Zurück geht es mit dem Umeboshi. Alles ist in Holz gehalten. Es gibt sogar einen kleinen Laufstall für Kinder und eine Küchenzeile. Der Zug ist wirklich gemütlich.

Wakayama

Nächster Stop ist die Burg von Wakayama. Komisch. Bei Tama hatte es nicht geregnet. Ich nehme den Bus. Kurz bevor ich die Burg erreiche wird der Regen wieder stärker. Die Burgmauer hat eine Besonderheit, die mir vorher nie aufgefallen ist (oder andere Burgen nicht haben): Die Ecke der Burgmauern stehen etwas hervor.

Die Burg ist im Prinzip wie jede andere Burg. Viele Ebenen mit steilen Treppen dazwischen. Die Aussicht ist wie immer gut, wenn auch durch den Regen etwas getrübt. Der Blick reicht bis zum Hafen, von wo es morgen rüber nach Shikoku geht.

Der Weg nach JR-Wakayama ist dann mit einem Umweg verbinden. Ich steige versehentlich in den Bus nach Wakayamashi. Die wäre kein Problem und sogar eine Abkürzung, wenn ich den Blitz dabei hätte. Also zurück zum Hotel, Blitz einpacken und los mit der JR Linie. Ich erwische einen Local. Der Zug braucht fast eine Stunde bis Higashi-Kishiwada; ohne den Fußmarsch, der noch folgt. Zum Glück regnet es nicht mehr.

Danjiri

Ich erreiche das Danjiri um 15:30. Viel später als geplant. Die Ortskenntnis von gestern gibt mir einen leichten Vorteil. Ich finde schnell eine gute Kurve. Leider sperren die Veranstalter die Laufstrecke so weiträumig ab, dass ich keine gute Fotoposition finde.

Ich finde eine rechts-links-Kombination mit Schäden an der Hausfassade. Das sieht vielversprechend aus. Als der Sperrtrupp kommt quetsche ich mich in eine kleine Nebenstraße. Alles ok. Ich darf sogar die Trittleiter eines Anwohners benutzen.

Für drei Festwagen bleibe ich hier. Alle meistern die Kurve hervorragend. Schade. Ich suche mir eine neue Ecke. Vielleicht habe ich dort mehr Glück. Die kurze Antwort: nein. Egal. Die Stimmung ist ausgelassen. Ich kriege sogar das ein oder andere Bier ausgegeben.

Dann beginnt die Dämmerung. Ich folge einem Festwagen zurück zu seinem Startort. Der Festwagen ist der Stolz des Stadtteils und den Leuten, die ihn ziehen dürfen, wird eine besondere Ehre zuteil. So viele wird klar.

Es ist dunkel und die Parade beginnt; und mit der Parade auch der Regen, der mit jedem Meter stärker wird. Der Blitz leistet ganze Arbeit. Gut, dass ich ihn noch geholt habe. Nach ein paar hundert Metern machen die Batterien schlapp. Aber ich finde keinen Kombini oder Supermarkt, der Ersatz hat. Dann hat mit dem aktuellen Satz bis er ganz alle wird.

Ein paar Fotos später merke ich, dass das Batteriefach ungewöhnlich warm ist. Ich nehme die Batterien raus und lasse sie sofort fallen. Die sind kochend heiß. Ich versuche eine Batterie aufzuheben. Geht nicht. Zu heiß. WTF. Ist das Überlastung oder ein interner Kurzschluss? Zum Glück hat es den Blitz nicht zerlegt. Aber ich glaube das war es mit den guten Fotos.

Der Regen wird immer stärker, was aber mittlerweile egal ist. Ich bin komplett durchgeweicht. Ab jetzt keine Fotos dafür volles Matsuri-Erlebnis. Ich folge den Wagen und lasse mich immer wieder etwas zurückfallen, bis ich auf den Minami-Festwagen treffe. Diesen begleite ich, bis ich am Nankai-Bahnhof bin.

Die Klamotten werden erst in Deutschland wieder trocken sein. Die Kamera hat auch Wasserprobleme. Die Optik ist beschlagen und ich kriege sie auch nicht mehr frei. Das wars.

Nachdem der letzte Festwagen vorbeigezogen ist, mache ich mich auf den Heimweg. Sake, Bier und Chu-Hi, der lange Tag und der ganze Regen zeigen eine gewisse Wirkung. Ich nicke während der Bahnfahrt ein. Zum Glück endet der Zug in Wakayamashi. Wieder geht es mit dem Taxi zurück zum Hotel.

Eines ist klar: Das Danjiri verdient eine zweite Runde, mit einem Hotel viel dichter am geschehen und einer besseren Planung.

Erkenntnis des Tages: Regen und Kameraelektrik vertragen sich gar nicht, aber ein guter Blitz ist Alles.

Evangelion; Danjiri

Heute ist es soweit. Meine Zeit in Ijiri ist vorbei. Gestern war der letzte Unterrichtstag. Meine Koffer sind gepackt. Um 5:30 verlasse ich die Unterkunft und werfe den Schlüssel in den Briefkasten.

Es ist ein anstrengender Fußmarsch nach Sasabaru. Aber ich bin im Zeitplan. Nur der Zug kommt nicht. Bis mir irgendwann einfällt: Heute ist Samstag. Ich habe meine Planung auf Basis des falschen Fahrplans gemacht. Zum Glück hatte ich einen Zug Backup eingeplant, der durch Zufall auch am Samstag fährt. Den brauche ich jetzt. Es lebe das Backup.

In Hakata angekommen habe ich jetzt etwa 15 Minunten bis der Evangelion Shinkansen fährt. Auf der Anzeige ist er als normaler Hikari angekündigt.

Kameras werden gezückt. Der Zug rollt ein. Während andere noch Fotos machen steige ich ein und sichere meinen Sitzplatz. Anschließend wird der Zug erkundet. Durch meinen Testlauf von vorgestern habe ich es nicht eilig.

Die Fahrt nach Shin-Osaka wird etwa 5 Stunden dauern. Der Zug hält an jeder Milchkanne. Aber das war mir vorher bewusst. Hier ist der Weg das Ziel. Einzig, ich habe nur begrenzten Proviant, da durch den Zugfehler von heute morgen 10 Minuten in meiner Planung fehlten.

Shin-Osaka und Loop-Line

In Osaka angekommen  folgen noch ein paar Fotos von Shinkansen, dann mache ich auf, die  andere Seite von Osaka zu erreichen. Ich bin etwas überfordert. Aber nach etwas Zickzack in Umeda stehe ich in der Loopline. Orientierung gibt mir Harukas300. Diesen höchten Skyscraper Japans kann man schon von weitem sehen. Die Fahrtroute der Loopline erlaubt mir sogar einen Block auf die Burg von Osaka.

In Tennoji frage ich mich zum Zug nach Wakayama durch. Es kommt die Gegenfrage nach dem Zugticket. Der Zug vor mir ist ein Ltd. Express, für den man ein entsprechendes Ticket benötigt. Ich zeige meinen JRP, das kürzt die Sache ab. Die Fahrt dauert länger als ich dachte.

Wakayama

Ich Wakayama schnappe ich mir ein Taxi. Hotel Gravia; oder wie auch immer man das auspricht. Der Fahrer fragt zwei Mal nach. So undeutlich spreche ich nun auch nicht. Dann zeigt er auf das Gebäude neben uns. Ich Depp. Das Hotel ist Teil des Bahnhofgebäudes.  Das hatte ich total vergessen. Wie peinlich.

Aber nein, er soll mich trotzdem vor die Tür fahren. Die 100m kosten mich dann zwar 350yen, aber egal. Beim Check-in dann eine negative Überraschung. Ich scheine eine Raucherzimer gebucht zu haben. Ich bin zwar anderer Meinung, aber beschwören könnte ich es nicht, da für habe ich damals die Buttons zu schnell geklickt.

Nach einer kurzen Pause ist das Danjiri mein nächstes Ziel. Also zurück zum Bahnhof. Der nächste Zug fährt in 20 Minuten. Ich gehe zum Bahnsteig und sehe aufgemalte Katzenpfoten. Sollte es sein. Ja. Ein Markierung zum Bahnsteig der Tama-Linie. Die Katze ist echt auf dem Marketingtrip.

Ich bin aber verwirrt. Die Tama-Linie gehört nicht zu JR, dennoch fährt der Zug von einem Bahnsteig hier in JR Wakayama. Das habe ich so noch nicht gehabt. Damit ist Wakayama wohl der einzige Bahnhof, deren Bahnsteige man ohne Ticket betreten kann.

Danjiri

Auf geht es zum Danjiri. Zielbahnhof ist Higashi-Kishiwada. Von hier werde ich mich schon irgendwie durchschlagen. Ich steige aus. Eigentlich hatte ich auf einen Wegweise gehofft. Nix. Also überlegen. Der Zug fuhr nach Norden und die Station heißt Higashi, also muss ich links rum, unter der Bahnlinie durch dann grob die Richtung halten. Mal sehen, ob meine Theorie passt. Nach 2km kommen mir erste Zweifel, aber noch habe ich die Nankai-Bahnlinie nicht erreicht.

Dann kommt etwas in Sichtweite. Sieht aus wie die Bahnlinie. Hier sind auch Lampions und Anzeichen für ein Matsuri. Es wird wärmer. Und direkt am Bahnhof bin ich auch schon mittendrin. Allerdings ist es auch schon 16:30 Uhr. Mal sehen, was ich vom heutigen Tag noch retten kann.

Viel ist es nicht. Ich habe auch nicht ganz raus, wie die Marschrouten sind. Ich laufe etwas durch die Gegend. Die wilden Rennen scheinen für heute vorbei zu sein. Alle Festwagen werden derzeit mit riesigen Reihen von Lampions ausgerüstet. Ich vermute eine nächtliche Parade und liege damit richtig. Sie startet gege n19 Uhr. Damit bleibt genug Zeit für Abendessen.

Dann beginnt die Parade. Mit ein wenig Kanji-Kenntnissen kann man die Herkunft der Festwagen lesen: Kita (Nord), Minami (Süd), Kita-Higashi (Nordost). Es kann so einfach sein. Ich mache ein paar Fotos vom Minami-Festwagen und komme ins Gespräch.

Ich begleite die Parade und lasse mich dabei immer wieder einen Wagen zurückfallen. Die Parade führt durch die überdachte Einkaufsstraße hinauf zum Nankai-Bahnhof. Hier bleibe ich bis der letzte Festwagen weg ist. Und etwas länger.

Mit der Nankai-Linie geht es dann nach Wakayamashi, den anderen Bahnhof in Wakayama. Und nun? Taxi. Eine teure, aber gute Entscheidung- Es ist doch eine ganze Ecke bis JR Wakayama.

EVA-500; Matsuri

Feierabend um 16 Uhr. Rein theoretisch müsste jetzt der Neon Genesis Shinkansen aus Shinosaka zurückkommen. Ich bin neugierig. Es sind zwar nur noch zwei Tage, aber dann habe ich zwei Koffer in der Hand. Besser jetzt ein paar Fotos machen.

Perfektes Timing Der Zug rollt gleich ein. Auf der Anzeige ist kein Hinweis. Ich weiß, dass die Fahrt etwa 5 Stunden dauert und dasss es ein Kodama ist. Auf der Anzeige ist ein Kodama gelistet. Das passt. Ich gehe in Position. Und da kommt er auch schon.

Mich wundert die Anzeige. Der Zug fährt nicht mit Hakata, wie ich dachte. Er fährt bis Hakata Minami, eine Station weiter. Das muss ich nutzen. Ich steige ein. Es ist wirklich wie auf den Fotos. Wagen 2 ist im Design gestaltet die Basis in Neo-Tokyo. Wow. Eigentlich ist es nur ein Zug. Wagen 1 hat einen kleinen Showroom und ein Evangelion Cockpit in Originalgröße.

Nach kurzer Reise erreiche ich Hakata Minami. Hier ist auch das Shinkansendepot. Deshalb fährt der Zug hierher. Er übernachtet hier. Aber warum die hier einen Shinkansenstop gebaut haben erschließt sich mir nicht. Hier ist nichts los. Eine Kombini. Das wars. Ich finde nicht mal ein gutes Izakaya oder Resto. Ich hoffe, es fahren Züge von hier zurück nach Hakata.

Zurück in Hakata bin ich planlos. Aus Langeweile frage ich die Touristeninfo. Wow. Heute ist ein großes Schreinfest im Norden. Das ist genau, was ich suche. Schnell nach Ijiri. Ein Schreinfest fordert eine Yukata. Klamottenwechsel, Geld und weiter nach Tenjin (Fukuoka); ab in die U-Bahn; Umsteigen in Nakasukawabata. Ich bin nicht mehr der einzige in Yukuta, aber weiterhin der einzige Ausländer in Yukata.

In Hakozakimiyamae folge ich einfach den anderen. Der Ausgang endet direkt an der langen Straße vor dem Schrein, die jetzt eine Matsuri-Meile ist. Die Straße ist lang, sehr lang. Eine unüberschaubare Anzahl von Ständen mit Essen und Getränken.

Ich starte das Matsuri mit einer kühlen Dose Bier. Ich schlendere die Straße auf und ab; stoppe hier und da. Yakitori, Sake, Nikuyaki, … Es ist ein Matsuri. Tausende Leute. Kaum Polizei. Es gibt viel zu sehen. Viele neue Dinge stehen auf dem Speiseplan. Ich für meinen Teil bleibe bei den Klassikern.

Ich entdecke sogar einen Döner, der von Japanern betrieben wird. Damit ist es offiziell: Der Döner ist in der japanischen Kultur angekommen. Im Vergleich: Ich kennen keinen Döner in Deutschland, der von einem Meier oder Schulze betrieben wird. Warum ist das so?

Ich kaufe eine dieser komsichen Masken. Glaubt man den Anime, gehören die beim Matsuri einfach dazu. Zumindest erhöhen die Maske die Aufmerksamkeit. Viel Smalltalk mit Japanern.

Was für ein gelungener Abend. Das Matsuri endet um 22 Uhr. Pünktlich. Das mit der Sperrstunde haben die wirklich raus. Ich schlendere in Richtung U-Bahn-Station. Ich habe keine Ahnung wie voll die Züge sein werden. Es geht. In Tenjin nehme ich den falschen Ausgang. Ich lande im Untergrund von Tenjin und dieser ist größer als ich dachte. Ich versuche, an der Oberfläche eine Orientierung zu finden. Gar nicht so einfach. Ich bin zwar schon zwei Wochen hier, aber die Umgebung von Tenjin ist mir immer noch unbekannt.

Ein paar Kurven weiter kann ich den Bahnhof nicht mehr verfehlen. Nicht bei diesem Schild am Bahnhofsgebäude. Zwei Stationen mit dem Rapid, umsteigen in den wartenden Local, eine Station und ich bin daheim.

Erkenntnis des Tages: Zu einem Matsuri gehört eine anständige Yukata.

Freitag

Heute ist der letzte Tag Unterricht. Ich klöne mich fest. Erst um 17 Uhr starte ich Richtung Ijiri. Heute wird nichts passieren. Ich muss die Koffer packen, das Apartment putzen. Der Wecker wird um 5 Uhr klingeln.

Yutoku; Inari Jinja

Mit etwas Tempo sollte ich es heute bis zum Yoshinogari Park schaffen. In Hakata steige ich in den Zug nach Tosu und dort in einen Local der anderen Bahnlinie. Das war der Plan. In Tosu  erfahre ich, dass der nächste Zug von hier nach Yoshinogarikoen erst in 40 Minuten fährt. Von dort müsste ich mit dem Bus oder Taxi weiter und dann wohl erst gegen 16:30 Uhr ankommen, kurz bevor der Park schließt. Ich hätte in Hakata nicht den Local nehmen sollen.

Es wird zeit für eine Planänderung. Erst mal ein Glas Sake. Die uralte Verkäuferin am Bahnsteigskiosk ist verwundert und erfreut. Sie hat wohl nicht gedacht, dass ein Tourist hier ein Glas Sake kaufen würde. Ein schnelle Studie der Fahrpläne und Haltepunkte zeigt, dass der Express nach Nagasaki (Strecke östlich von Mt. Tara) hier und in Hizen-Kashima hält; und dort ist der Yutoku Inari Schrein. Und der nächste Express fährt in wenigen Minuten.

Wow, schwarze Ledersitze in der zweiten Klasse; leider nur im Abteil „Reserved Seat“. Ein Ticket habe ich nicht und der non-reserved-Abschnitt ist voll. Gut, dann stehe ich an der Tür. So weit ist es ja nicht. Vom Bahnhof Hizen-Kashima zum Schrein nehme ich ein Taxi. Es sind fast 5km. Fahrtechnisch bin ich jetzt dichter an Nagasaki als an Fukuoka.

Das Taxi hält vor dem Schrein. Japp. Das Ding ist schon von weitem interessant. Es ist kurz nach 17 Uhr. Ich betrete das Schreingelände. Rechts der Berg. Direkt am Berghang ist der Schrein, aufgeständert wie der Kiyomizudera in Kyoto. Die Holzbalken sind zinnoberot und bilden einen Farbkontrast zu grünen Berg hinter dem Schrein. Was für ein Anblick.

Die unteren Schreingebäude sind reichlich verziert. Treppen führen hoch zum oberen, aufgeständerten Schreingebäude. Oben angekommen führt ein Weg weiter den Berg hinauf. Wie hoch, weiß ich noch nicht. Aber es sollte vor der Dämmerung machbar sein.

Es beginnt noch relativ einfach mit einer Anzahl von kleinen, roten Torii. Die Farbe blättert. Durch eine Felsspalte und dann beginnt der eigentliche Berg. Aufwärts führt eine Treppe mit diesen typischen japanischen Natursteinen. Damit sind die Stufen schräge, unförmig, rutschig und haben verschiedene Stufenhöhen. Dazu das Wetter. Ich bin schon wieder patschnass.

Oben: Hier ist ein kleiner Schrein; Ziel des Aufstiegs. Die Aussicht belohnt die Mühen. Es wird dunkler; zu früh für die Dämmerung. Es sieht aus, als würde es zuziehen. Ich beginne den Abstieg auf einer anderen Strecke. Die Steine sind wirklich rutschig. Ich muss wirklich vorsichtig sein.

Der Rückweg wird ein Fußmarsch. Hier draußen ist kein Taxistand. Ich laufe durch die Shoppingstraße vor dem Schrein. Alles ist geschlossen. Es folgt die lange, lange Straße in Richtung Bahnhof. ich laufe. Es zieht sich hin. Links abbiegen verkürzt die Strecke etwas. Endlich die Kreuzung mit der Bundesstraße. Bis hierher ist es nicht einmal die halbe Strecke. Die Dämmerung ist in Gange. Ich staune immer wieder, wie viele Autos ohne Licht in Japan unterwegs sind, selbst wenn es dunkel ist.

Kurz hinter der Kreuzung fängt es an zu regnen. Na super. Es sind bestimmt noch 2km. Zumindest sagt es das Schild, das ich gerade entdecke. Die Straße ist zu Ende. Links abbiegen. Regen. Dunkelheit. Rechts sind die Bahngleise. Da ich keinen Plan habe, entscheide ich mich, einfach den Gleisen zu folgen. Das klappt ganz gut. Der Bahnhof. Der Regen hat aufgehört. Was für ein Timing.

Nicht nur der Regen. Der nächste Express nach Hakata fährt in wenigen Minuten. Ich ordere schnell eine Sitzplatzkarte und hechte zum Bahnsteig. Der ist etwa 100m vom Bahnhofsgebäude entfernt. Von Hakata geht es nach Sasabaru. Für das Abendessen wähle ich das Izakaya mit dem Roast Beef.

Erkenntnis des Tages: Inari Schreine haben viele kleine Torii und viele fiese Stufen.