Archiv der Kategorie: 九州

.. „9 Provinzen“. Der Name bezieht sich auf die auch heute noch existierenden 9 Präfekturen auf der Insel. Sie ist die südlichste Insel Japans (von Okinawa mal abgesehen. Hier war ich eigentlich nur in Beppu und am Vulkan Aso. Sehenswerte Orte sind aber auch Kumamoto und Nagasaki.

Fukuoka; Baseball

Mittwoch (Baseball)

Gestern lief Baseball im Fernsehen. Softbank Hawks. Heute Abend ist das zweite Spiel im Fukuoka Dome. Gleich nebenan ist Seaside Momochi und der Fukuoka Tower, da wollte ich eh hin.

Es regnet mal wieder und der Weg zum Tower ist nicht kurz. Neben dem Tower gibt es Robosquare. Erwartet nicht zu viel. Ein großer Raum mit ein paar Robotern. Beeindruckt hat mich nur ein weißen Modell mit seiner Körpersprache. Die Aussicht vom Tower (kein Vergleich zu Tokyo) ist durch das Wetter sehr begrenzt. Ich blicke in eine graue Wand.

Fußmarsch durch den Regen zum Dome. Theoretisch startet gerade das erste Inning gegen die Orix Buffalos. Zum Glück hat das Stadion ein Dach. Das Spiel ist gut, auch wenn es kaum spektakuläre Spielzüge gibt. Es ist ein Gesamterlebnis dank der Fans: Es gibt zwei Teams, aber keine böse Rivalität. Selbst die Musik ist aufeinander abgestimmt.

Der Softbank-Fanshop hat eine große Ecke mit Produkten der gegnerischen Manschaft. Stellt euch vor: BVB-Schals im Schalke-Shop. Die Polizei ist nur dazu da, den Verkehr zu regeln, wenn alle nach dem Spiel losfahren. Keine Randale. Keine besoffenen Idioten. Es ist ein Event für Familien.

Mit  dem Bus geht es zurück nach Tenjin und weiter nach Ijiri. Der Regen wird zur Sintflut. Patschnass komme ich an der Unterkunft an. Heute passiert nix mehr.

Erkenntnis des Tages: Baseball in Japan ist immer wieder ein schönes Fest.

Donnerstag (Sightseeing 2)

Ohori Park und die Ruinen von Fukuoaka Castle. Naja. Ich war da. Ist ganz nett, aber nix besonderes. Von der Burg stehen noch ein Turm, eine Mauer mit Turm und die Fundamente. Die Aussicht ist gut, aber Fukuoka hat keine Skyline. Der Ohori-Park ist ein großer See, geteilt durch eine schmale Landverbindung. Um den See herum gibt es einen Fußweg, einen Fahrradweg und eine markierte Spur für Jogger und Powerwalker.

Letzter Stop ist Nakahama. Es liegt abseits der U-Bahnstrecke in der Hafengegend. Beim Nagahama Ramen odere Tonkotsu Ramen, die Spezialität von Fukuoka. Lecker. Ich frage, wo die Yatai-Stände sind: gleich um die Ecke. Die müssten gerade (6 Uhr) aufbauen.

Das Wetter war heute mild, 26 Grad, und jetzt am Abend ideal. Es sind wenig Stände, aber mir reicht einer. Er wird von einem Duo betrieben. Einer kocht, der andere scheint nur da zu sein, um Passanten wie mich einzusammeln. Der Stand ist fast randvoll, während die Nachbarstände nur 1-2 Gäste haben.

Der Abend wird sehr lang und ich esse mich durch die verschiedenen Gerichte. Dazu gehören verschiedene Spieße (Fleisch und Gemüse), sowie Oden (Rettich und Ei). Vom Rest muss ich erst den Namen rauskriegen. Alles ist lecker. Dazu trinke Bier, Highball, Sake und sammle Bonuspunkte beim japanischen Publikum.

Erkenntnis des Tages: Burgruinen bleiben Burgruinen.

Freitag (Fahrt nach Yufuin)

Heute wird es fast schon hektisch: Gleich nach Genki JACS geht es zum Bahnhof. Bahntickets kaufen. Erst nach Minuten wird mir und dem Mann am Schalter klar, dass ich hier falsch bin. Das ist die Reservierungsstelle für JR West. Ich muss aber zu JR Kyushu. Das Gespräch lief bis hierhin zu 80% in Japanisch. Lief doch ganz gut.

Jetzt schnell nach Ijiri, Koffer (nur die Handgepäcktasche) packen, auf Yukata wechseln und wieder nach Hakata. Der Zug fährt um 17:30 Uhr und nicht um 18:30 Uhr, wie ich immer dachte. Meinem Plan fehlt jetzt 1 Stunde. Um 17:03 Uhr stehe ich in JR Sasebaru am Bahnsteig. Knapp aber passt. Von Ijiri kommt man nach Tenjin, von Sasabaru nach Hakata, und dort muss ich hin.

In Hakata ist alles sehr entspannt. Bento für die Fahrt, dazu ein Highball. Die Wagen des Yufu Ltd. Express sind sehr komfortabel: diese Beinfreiheit; entspannend. Die Zugfahrt geht in die Dämmerung und in die Nacht. Urlaub vom Urlaub.

Um 20 Uhr erfolgt der Check-in im Ryokan Tanaka. Alt, traditionell, traumhaft. Mit dieser Unterkunft habe ich einen Volltreffer gelandet. Ich habe das Gefühl, das wird die Nummer 1 dieser Reise: die dunklen Hölzer, der Raum mit Tatami, ein Vorraum mit Waschbecken. Dazu gibt es zwei Onsen und ein Rotenburo, die man alleine nutzen kann … und ich reise in Yukata an.

Curfew ist um 23 Uhr und reicht für einen Abstecher zum Bahnhof. Ich finde eine kleine Kneipe. Meine Yukata beeindruckt und bringt mir einen Tatamisitzplatz. Normalerweise werde ich als Ausländer und Einzelgast immer an den Tresen bugsiert. Dieses Mal Tatami. Die Atmosphäre ist familär und Abendessen gibt es auch. Um 22 Uhr folgt noch eine Runde Onsen und Rotenburo. Es wird Zeit, dass es sowas in Deutschland gibt.

Erkenntnis des Tags: Werten wir nur die wenigen Stunden in Yufuin, ist es der bisher „most relaxing“ Abend. 

Fukuoka; Sightseeing

Montag (auf nach Fukuoka)

Das Problem am Henn Na Hotel: keine menschliche Rezeption, die ein Taxi rufen kann.  Am T-Rex erledige ich den Ckeck-Out. Und nun? Wie ordere ich ein Taxi? Der Wachmann verliert. Als einzige humanoide Lebensform ist er verdammt, mir ein Taxi zu ordern. 6:50 Uhr. Das Taxi fährt mich zum Bahnhof Haiki (spart mir das Umsteigen).

Heute stört das Wetter nicht: Regen bei kalten 24 Grad. Das ist die Rückseite von dem Sturm (Der Taifun wurde runtergestuft und ist vor etwa 4 Stunden durchgezogen).

Der Zug fährt um 7:23 Uhr. Die Fahrt zieht sich. Ich schaue nervös aufs Navi, um zu erahnen, wo der Bahnhof ist. 13 Minten vor Abfahrt sind wir am Bahnhof. Der Typ vor mir …. Es dauert und dauert. Dann bekommt er etwa 6 Fahrkarten ausgehändigt. Das Problem: Der Verkäufer erklärt noch einmal jedes Ticket ausführlich. Arghhh. 7:15 Uhr. Sein Kollege ist dran. Nein! 7:18 Uhr. Ich bin dran. „Hakata made“. Das ist ja schlimmer als bei Star Bucks: Ja, Sitzplatz. Nein, Nichtraucher. Nein, nur hin. Nein. Ja. Ja. Nein. Endlich meine Karte inkl. Erklärung. Noch 3 Minuten. Die Durchsage läuft schon. Mit dem JRP wäre es so einfach gewesen.

Um 9 Uhr erreiche ich Hakata. Wo ist Genki JACS? Ich nehme ein Taxi, bevor ich mit Gepäck in die falsche Richtung laufe. Der Unterricht ist in 5F und es gibt keinen Fahrstuhl. Das wird jetzt 2 Wochen so gehen. Im Gegenzug kapiere ich langsam die Sache mit der te-Form.

Von Hakata geht es mit der U-Bahn nach Tenjin (Fukuoka) und von hier nach Ijiri. Praktisch ist, dass der Rapid den zuvor gefahrenen Local einholt und man zwischen beiden Zügen umsteigen kann.

Der Check-in im Apartment erfolgt gegen 15 Uhr. Die Unterkunft macht nicht viel her und hat etwa 12 Quadratmeter (Mannheim lässt Grüßen). Ijiri scheint ein durchschnittlicher Vorort von Fukuoka zu sein. Am Bahnhof gibt es einen Supermarkt (praktisch) und eine kleine Einkaufstraße, in der Straße neben dem Bahnsteig ein paar Kneipen. Das Apartment ist fast am Bahnsteigende. Leider ist der Bahnhof auf der anderen Seite.

Abendprogramm: Yatai am Kanal (etwa auf halber Strecke zwischen Hakata und Tenjin). Dort sind heute nur 6 Stände. Ich schiebe es auf das Wetter. Ich ordere Chashu-Ramen. Die restlichen Yatai sagen mir nicht so zu. Alles wirkt etwas zu „für Touristen“. Da war noch ein einzelner Yatai oben an der großen Kreuzung. Dort bleibe ich länger sitzen … Es wird ein hervorragender Abend.

Erkenntnis des Tages: Yatai sind nur gut, wenn sie nicht für Touristen sind.

Dienstag (Sightseeing)

Heute folgt die erste Sightseeing-Runde, die an Hakata Eki beginnt. In großer Hitze geht es zum Sumiyoshi Taisha, der allemal sehenswert ist. Der Garten, den ich besuchen will, ist geschlossen und das Atrium von Canal City wird gerade umgebaut/renoviert. Es scheint nicht mein Tag zu sein. Der Kushida Schrein ist klein aber fein, ein wirkliches Highlight. Ich hatte den gestern schon durch Zufall gefunden.

Durch die Einkaufsstraße geht es zum Tempelareal. Die Zeit wird knapp. Hier gibt es mehrer Tempel. Der bekannteste ist der Shofukuji. Der Tempel ist nicht zugänglich. Wie der Sumiyoshi Taisha bekommt das Ganze hier eine mittlere Bewertung.

Der letzte Stop wird der Tochoji. Hier steht der größte Holzbuddha Japans. Ich erreiche den Tempel um 16:42 Uhr. Damit bleiben mir 3 Minuten. Mehr braucht man nicht … Das klingt jetzt anders als es gmeint ist. Der Buddha ist imposant, aber es ist eine Statue. Die kann man in 3 Minuten von allen Seiten besichtigen. Ja, mehr Zeit ist besser.

Das Wetter: über 30 Grad und eine unglaubliche Luftfeucht. Ich wusste gar nicht, das meine Augäpfel schwitzen können. Man muss sich das so vorstellen: Man kommt aus eine klimatisierten Raum und stellt sich in den Schatten und macht nix. Man schwitzt am ganzen Körper binnen Sekunden wie in der Saune. Man kann zuschauen wie sich Schweißperlen auf dem Handrücken bilden. Mein Hemd ist patschnass. Komplett. Als hätte ich damit geduscht. Unglaublich. Parallel summieren sich die Getränkekosten. Ich brauche eine Dusche. Über Tenjin geht es zurück nach Ijiri.

Nach einer langen Dusche suche ich mir Abendessen. Ich habe wieder auf Yukuta gewechselt. Es wird eine Kneipe neben der Bahnlinie. Ich bestelle Roast Beef mit Reis und dazu ein gutes Bier. Später wechsle ich auf Highball. Man ist erstaunt, dass ich das kenne.

Highball ist sehr japansich: Whisky mit viel Soda. Man kann Highballs in jeder Kneipe bestellen oder als 0,33-Dose im Supermarkt bekommen. Der Whisky wird im Prinzip auf die Stärke von Bier verdünnt und so kann man locker ein paar davon trinken. Wichtig: Das klappt nicht mit jedem Whisky.

Erkenntnis des Tages: Japan ist ja so heiß.

Huis Ten Bosch; Henn Na

Check-out. Die Vorhersagetafel in der Lobby verheißt nichts Gutes: Regenwahrscheinlichkeit 90%. Taifun 12 ist im Anmarsch. Draußen regnet es. Mit dem Taxi geht es hinunter in die Stadt. Ich parke die Koffer wieder am Busbahnhof (gleiches Fach wie gestern).

Nach zwei Besuchen in Hiroshima ist es Zeit nun Ground Zero in Nagasaki zu besuchen. Der Ort liegt weit im Norden der Stadt; abseits des Stadtzentrum. Man erreicht das Gelände des Peace Parks über eine Rolltreppe (oder Treppe). Am Anfang des Parks ist ein Springbrunnen;. ganz am Ende eine Statue, die (sorry) für mich extrem auf der kitschigen Seite ist.

Etwas abseits vom Peace Park ist der eigentlich Ground Zero. Ein schwarze Säule markiert den Nullpunkt. Etwas rechts davon steht noch ein Mauerrest. Alles ist bei weitem nicht so imposant wie in Hiroshima. Unten am Fluss und hinter Glass, sind die Trümmer der Explosion zu sehen. Ach ja, der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört.

Das Museum ist im Gegensatz zu der Statue schon würdiger. Alles ist kahl, dunkel und leicht depressiv. Man wird automatisch ganz still und nachdenklich. In der Halle stehen illuminierte Säulen; am Ende des Säulenganges ein hoher Schrank mit Karteikarten. Jede Karte nennt den Namen eines Opfers. Der Schrank ist groß, sehr groß.

Mit der Tram geht es zurück und auf die andere Seite von Nagasaki. Dejima ist wegen Taifun 12 geschlossen. Hatte ich vergessen zu erwähnen: Taifun 12 soll heute Abend/Nacht auf Nagasaki treffen. Noch ist das Wetter brauchbar. Ein paar Fotos über den Zaun und dann weiter. Nun ist es Zeit mit Mittagessen, Zei für Champon. Eine Spezialität aus Nagasaki. Es ist eine chinesische Variante von Ramen, wird mit Meeresfürchten und Milch zubereitet und sollte jeder mal probiert haben.

Motiviert vom Champon versuche ich die zweite Spezialität aus Nagasaki zu kaufen: Castella. Ein Biskuitkuchen mit Urpsrung in Portugal. Ich kann ein Stückchen probieren. Lecker, aber leider ausverkauft. Den Abstecher nach Chinatown bei Tag kann man sich sparen. Es ist nur eine etwa 200m lange Straße, die komplett mit Lampions verhangen ist. Nachts könnte das ganz gut aussehen.

Zeit in den Zug zu springen. Bis Huis Ten Bosch sind es 75 Minuten. Wie ich am Bahnhof erfahre, fährt der Zug nur stündlich und in meinem Fall in 25 Minuten. Der Zug ist ein Local Wanman (Oneman) der Baureihe 67 in JNR-Farben. Diese Zugtyp-Farb-Kombination existiert nur 4 Mal.

Ein Taxi bringt mich vom Bahnhof zum Henn Na Hotel. Ich werde von einem großen, plüschigen Roboter mit „Yokoso“ begrüßt. Dann geht es zum Check-in. Der Dinosaurier ist genau wie im Youtube-Video. Das Englisch ist immer noch etwas komisch.  Mein Zimmer ist in Gebäude C. Leider fährt der Kofferroboter dort nicht hin. Ich gehe am Piano vorbei in Richtung Tür. Der Pianist ist ein Roboter. Das Hotel ist wirklich „hen“.

Huis Ten Bosch

Gleich hinter dem Hotel beginnt Huis Ten Bosch. Ich kaufe eine einfache Eintrittskarte. Die Dämmerung ist weit vorgeschritten. Der Park verwandelt sich in ein buntes Lichtermeer. Direkt am Eingang ist ein Tunnel aus tausenden LEDs. Das muss man den Japanern lassen: Bei Lichtinstallationen sind die ganz weit vorne.

Der Park ist ein einziges Klischee von Holland. Bei den drei Windmühlen entdecke ich in einem Souvenirshop deutsches Bier: Flensburger Dunkel. Ich kann nicht anders. Ein Plopp muss sein.

Ich laufe weiter durch den Park. Wow. Alphonse, der Patlabor. Da fällt mir ein, dass es eine Realverfilmung gibt. Das ist der Patlabor aus der Serie. Eine weitere Attraktion ist eine Projektion auf einer Hauswand. Genial gemacht. Man vergisst total, dass das Haus wirklich da ist, bzw. die Fenster sich nicht wirklich bewegen.

Gut Holland ist gleich neben Deutschland. Aber die Version hier ist auch nicht verkehrt. Es ist wie Holland nur sauber und bunt beleuchtet. Es gibt sogar einen Yachthafen mit dutzenden Schiffen.

In einem Park mit Pavillion läuft so etwas wie eine Realversion von diesem Wii-Tanzspielen; Dance Revolution oder wie das heißt. Neben Karaoke und dem Yamanote-Videospiel eine weitere japanische Eigenart, die ich nicht kapiere. Der Pavillion ist schon eher mein Fall. Zeit für ein weiteres Bier. Es gibt hier ein leckeres IPA.

Neben dem Park steht ein Festzelt. Die Feiern hier gerade ein Bierfest und das Klischee des (Süd)Deutschen wird hier voll bedient. So kurz vor 22 Uhr ist aber nichts mehr los. Außerdem ist das Bier extrem teuer. Gut, es ist Importbier. Köstrizer (300ml) liegt bei 10€ und Radeberger (500ml) bei 13€. Da war mein Flens im Vergleich ja ein Schnäppchen.

Erkenntnis des Tages: Das Henn Na ist wirklich Hen und Huis Ten Bosch ist eine bunt beleuchtete Version von Holland.

Nagasaki; Yukata

Heute ist Yukata-Tag. Ich muss den Koffer für den Flug umorganisieren. Mit Hilfe der Rezeption (ich bin extrem knapp dran) erreiche ich noch den Shuttlebus um 6:30 Uhr. Der Flug ist entspannt. Von Nagasaki Flughafen nehme ich den Bus in die Stadt. Ich hätte nicht erwartet, dass die Fahrt so lange da;uert. Wir fahren und fahren. Ein Tunnel und plötzlich sind wir in Nagasaki.

Ich habe Glück,.Ein Coin Locker direkt am Busbahnhof ist frei. Und ohne Rucksack, wie sonst immer, passt alles ganz bequem in eine Box. Der Plan: Straßenbahn zum Schrein, Meganebashi und dann die Tempel (sie liegen idealerweise in einer Linie).  Mit der Straßenbahn weiter zu Glover Garden, dann Dutch Slopes und über Dejima ins Hotel.

Eine Sache habe ich nicht bedacht: Zori und Yukata. Auf der langen Treppe hoch zum Schrein muss ich meine Fußarbeit umstellen. Die Geschwindigkeit sinkt gewaltig. So eine Yukata entschleunigt. Eine chinesische Reisegruppe flutet den Schrein und ich mutiere zum Fotomotiv.

Nach dem Schreinbesuch geht es mit der Straßenbahn zur Meganebashi. Es ist eine von vielen Brücken, die über den Fluss führen. Die Meganebashi ist eine steinerne Doppelbogenbrücke. Die beiden Bögen sehen aus wie ein Brillengestell (Megane). Wenig spektakuläre Geschichte, aber ein gutes Fotomotiv. Parallel zum Fluss ist eine kleine Einkaufstraße und dahinter die Straße mit den Tempeln.

Die Tempel sind eher klein aber immer ein Foto wert. Los geht es am Kofukuji. Der Weg bis zum letzten Tempel (Sofukuji) ist jetzt nicht so lang, aber die Zori sind anstrengender als ich dachte. Die kurzen Pausen nehmen immer mehr zu. Mir fällt auf, dass es sehr viele herrenlose Katzen gibt; und nur wenige machen einen gesunden Eindruck.

Der letzte Tempel, der Sofukuji, war einer der ersten Zen-Tempel und zeigt viele chinesische Elemente. Zum Beispiel ist die untere Dachreihe eine chinesische Konstruktion mit geraden Balken und die zweite Dachreihe japanisch mit gebogenen Balken und Unterbau.  Auch das dunkle rot ist einmalig. Der Tempel ist ein echter Eyecatcher.

Ich fahre mit der Straßenbahn in Richtung Hafen. Hier müsste es irgendwo das Champon-Restaurant geben. Ich finde es auf Anhieb. Es ist gar nicht zu verfehlen. Hier beginnt auch eine gemütliche, ansteigende Straße, die zur Oura-Kirche führt. Es ist eine westliche Kirche mit japanischen Elementen: gotische Fenster und japanische Dachziegel. Es passt architektonisch hervorragend zusammen, aber die Kirche wirkt in Japan irgendwie fehlplatziert.

Gleich hinter der Kirche führt ein Weg zum Glover Garden; eine Art Freilichtmuseum mit alten westlichen Häusern, die vorher verteilt in ganz Nagasaki standen. Leider vergesse ich, die ASA-Zahl nach Innenaufnahmen wieder zurückzusetzen. Alle Foto von bis zum Konfuzius-Tempel leiden in der Folge an Farbrauschen und hohem Kontrast.

Glover Garden geht bergauf. Zum Glück gibt es Rolltreppen. Oben angekommen gibt schönen Blück über den Südteil von Nagasaki. Ich laufe durch die schmalen Gassen hinab, an der Oura-Kirche vorbei, zur Straßenbahn und weiter zur Dutch Slope, wo weitere alte, westliche Häuser stehen. Zwischen den Dächern sehe ich etwas chinesisches. Der Konfuzius-Tempel, den hätte ich fast vergessen.

Beim Betreten des Tempels verlässt man Japan und Betritt China. Es ist fast wie in einem Themenpark. Selbst für Japaner scheint es exotisch zu sein. Ein paar Cosplayer machen hier ein Fotoshooting.

Dutch Slope selbst ist nur eine Straße mit ein paar westlichen Häusern und zieht keinen Hering vom Teller. Außerdem ist es Zeit im Hotel einzuchecken. Die Taxifahrt (zum Glück nehme ich ein Taxi, denn man muss den ganzen Berg rauf) ist ein Erlebnis. Da stehen Bäumde direkt auf der Straße; nicht am Rand; mitten auf der Straße. Die haben die Straße um die Bäume herum gebaut.

Das Hotel ist groß. Das Zimmer ist groß. Aber alles ist schon etwas älter und abgewohnt. Ich wollte gleich wieder los, aber beim Check-in bekomme ich Ticket für das Abendessen. Stimmt, ich habe mit Abendessen gebucht. Das Buffet ist chinesich-japanisch-westlich. Nagasaki ist nicht nur bei den Häusern ein Amalgan verschiedener Kulturen.

Plötzlich werde ich in Englisch angesprochen. Eine Schülerin; vielleicht 15 Jahre. Sie fragt die Standardfragen.  Wir sehen lange am Buffet in Klönen. Dann kommt ihr Vater dazu und entschuldigt sich. Wofür? Es scheint im peinlich, dass seine Tochter die Gelegenheit genutzt hat, ihr Englisch an mir auszuprobieren. Kein Problem. Ich weiß wie schwer es ist, eine Sprache zu lernen, wenn man keine Chance hat sie zu benutzen. Und ihr English ist nahezu akzentfrei. Respekt. Den Rest des Abends sitze ich mit der Familie zusammen, spreche mit der Tochter Englisch und genieße mit dem Vater ein paar Shochu.

Erkenntnis des Tages: Yukata und Zori entschleunigen den Urlaub. Aber Abstand halten von chinesischen Reisegruppen.

Klappe die Zweite

Heute der zweite Anlauf. Dieses mal starte ich um 7:30 Uhr. Dieser Zug fährt bis Kumamoto durch. Unterwegs erkenne ich viele Stellen wieder; dann der Kraterrand und die aus dem nichts auftauchende Caldera. Das Schild an der Bahnstation sagt: Geschlossen. Weiter nach Kumamoto? Der Stationsleiter meint, daß der Krater eventuell gleich wieder freigegeben wird. Ich riskiere es. Die Seilbahn ist in Betrieb. Gleich rauf zum Kraterrand. Die Warnstufe wird wieder erhöht. Die Aussichtsplattformen sind gesperrt. Arghh. Ich komme nur bis zu den Schutzbunkern, aber ich bin oben. Die Kulisse ist unwirklich: Betonbunker in einer Marslandschaft; postapokalyptisch und beklemmend. Nach 40 Miunten sind Geduld und gute Laune am Ende. Aber da, der Verkaufstand am Kraterrand wird besetzt. Ja, die Sperrung wird aufgehoben.

Los. Schwefelgeruch. Der Blick in den Krater entschädigt die Mühen: smaragdblaues, kochendes Wasser. Es erinnert an die eine Hölle in Beppu. Wasserdampf schwebt über der Wasserfläche. Das Gestein der Kraterwand ist in verschiedenen Farben geschichtet, überall quillt Rauch hervor. Ich mache ein Foto nach dem anderen; Motive über Motive. Ich finde einen Wanderweg auf die andere Seite des Kraters. Das würde ich bis zum letzten Bus schaffen. Evakuierungsalarm. Ab durch die Mitte. Wenn ich erst einmal hinter … zu spät. Sind diese Wachleute schnell. Dieser Alarm wird länger dauern, der Souvenierstand am Kraterrand baut ab.

Ich treffe auf ein Touristin aus Deutschland. Wir gehen zu Fuß zur Talstation und von dort weiter zum Vulkanmuseum. Wir sehen ein Helipad. Rundflug 5000円. Wenn ich die jetzt hätte. Argh. Mal wieder keine Kohle mitgenommen. Das Museum ist auf Schulklassen getrimmt, aber informativ. Nur der Videofilm ist zu japanisch. Diese schnellen Themenwechsel und immer wieder die Aussage: „Ein Vulkan ist unkontrollierbar, aber wir haben alles im Griff.“ Typisch Japan. Meine temporäre Reisebegleitung will kurz ins Hostel. Wir treffen uns um 17:30 Uhr zum Abendessen. Wir sitzen bis halb sieben im Cafe East, einer Msichung aus American Road Diner und japanischem Resto. Ganz nett.

Dann starte ich alleine zum Bahnhof. Aber was ist das? Der letzte Zug nach Beppu fällt aus. Bahnstrecke gesperrt. Ich sitze hier fest! Es fährt nur noch ein Zug um 19:55 noch irgendwo in der Nähe von Oita. Nach Kumamoto? Da gibt es zumindest Hotels. Aber wie soll ich morgen rechtzeitig aus einem Hotel auschecken, in dem ich nicht bin? Der Bus fährt am Samstag nicht. Gestrandet. Gut, daß ich vorhin Geld geholt habe. Zurück ins Cafe East. Man ist erstaunt, mich zu sehen. Alleine. Man hielt uns vorhin für ein Paar. Ich erkläre das Problem. Es wird telefoniert. Irgendwann habe ich den Hörer in der Hand, eine bekannte der Bedienung spricht Englisch. Es ist Freitag?? .. Was? Wieso? Habe mich im Tag geirrt. Moment. Dann fährt der Bus? Wie spät? Abfahrt in 15 Minuten. Jetzt aber schnell.

Um 19:55 Uhr rollt der definitiv letzte Zug aus dem Bahnhof. Ich werde nervös. Der Bus soll jetzt kommen. 4 Minuten später immer noch nichts. Noch nervöser. Dann ein Bus. Ich lese  大分 (Oita). Der Busfahrer hat keine Ahnung, warum ich so überglücklich bin, ihn zu sehen. Komplett relaxed falle ich in den Sessel. Es läuft der Film Taxi 3; auf Japanisch. Entertainment auf der Rückreise. Mann, ist das gut.

Um 22 Uhr bin ich in Oita. Ab hier ist es einfach: Zug nach Beppu, Duschen im Hotel, Abendessen. Ich wähle konzeptlos einen Laden. Volltreffer: süße Bedienung, perfektes Englisch und Okonomiyaki auf der Speisekarte. Schnell etabliert sich ein Gespräch. Die Bedienung übersetzt. Es sind die Standardthemen. Woher? Wie alt? Wie lange in Japan? Alleine? Warum alleine? Warum Japan? Wo gewesen? Jede Antwort löst Erstaunen aus. Ich kenne das schon und liebe es (poliert ein wenig das Ego). Der Tag endet im Rotenburo.