Otsu Matsuri (Teil 1)

Für den Abend ist der Beginn des Otsumatsuri geplant. Ich weiß nur, dass es irgendwas mit Feuer ist und, wenn ma den Bildern glaubt, sehr wild. Nach 30min kann ich beides bestätigen und ich glaube, ich muss morgen einen Waschtag einlegen, denn bis dahin bin ich durchgeräuchert.

Nach einem kurzem Stop im Hotel (ich war ja heute schon in Nagahama), um die Speicherkarte zu leeren (ich hab das nämlich gestern Abend vegessen und bin durch Nagahama mit nur 20% Speicherplatz gelaufen), ordere ich ein Taxi. Das Festival ist nicht so weit entfernt, aber ohne genaue Ortskenntnis verlasse mich lieber auf die Kenntnisse eines lokalen Taxifahres.

Er bringt mich bis zur Polizeiabssperrung. Von dort aus soll ich einfach die Straße weitergehen. Und so ist es. Nach ein paar Metern kommt eine Kreuzung. Von beiden Seiten kommen Gruppen mit brennenden Bambusstangen. Das Timing ist perfekt. Zwei Gruppen treffen sich gerade an der Kreuzung vor mir. Sie tragen lange, an einem Ende brennende Bambusstrangen. Dahinter folgt eine Gruppe mit einem noch größeren Bündel. Und ich sehe in jeder Gruppe zwei Personen mit ernstem Blick. Ich lerne: Das sind die beiden „Pferde“, die den Schrein ins Tal bringen werden.

Beide Gruppen gehen gemeinsam hinauf zum kleinen Hiyoshimita-Schrein an der Hauptstraße. Es gibt einen kurzen Stopp. Dann geht es weiter zu einem Tempel (es müsste der Hieizan Ritsuin sein) … zumindest sind Priester  anwesend. Hier stellen sich die Männer, die die  beiden Mikoshi tragen werden auf. Die Namen werden laut verlesen. Ganz vorne stehen die Pferde.

Dann beginnt der Aufstieg zum Schrein wo die Mikoshi stehen. Es ist bereist 19:30 Uhr und es ist dunkel. Die Steigung ist enorm. Teilweise bis zu 50% (wie eine Treppe), loses Geröll und kein Licht. Zum Glück trage ich meine Wanderschuhe. Man geht es hoch hinauf. Eine Kehre nach der anderen und kein Ende in Sicht. Zum Schluss kommt auch noch eine Treppe mit diesen bösartigen japanischen Stufen. Aner der Aufstieg lohnt sich. Zum einen gibt es eine Stelle mit Aussicht über Otsu, zum anderen ist der Eingangzum Schrein echt ein Anblick. Hineingehen werde ich nicht, denn sie räumen bereits die Strecke für die Läufer und ich will nicht im Weg stehen.

Erst jetzt wird mir klar, dass die gleich zwei Mikoshi diesen Weg hinuntertragen werden. Das ist Wahnsinn. Der Weg war hinauf  schon brisant, aber runter? Selbst ohne Mikoshi ist das nicht ohne Gefahr.

Mir wird auch klar, dass ich mit meiner Kamera hier kaum ein gutes Bild schießen werden. Ich bräuchte mindestes 12800 ASA, aber dafür ist mein Chip zu alt. Nächstes Problem ist der Standort. Vor den Miskoshi laufen ist nicht drin. Zu viele Leute, die Absperrung und ich müssterückwärts laufen. Nee. Ein Standort an der Seite gibt nur Blick auf knapp 100m, also bis zur nächsten Kehre. Überholen kann man auch nicht (es sei denn man springt hier 20m die Böschung hinunter).

Ich finde eine Anhöhe von wo aus ich Blick auf die letzten Stufen des Schriens habe. Das solte reichen. In dem Moment rennen auch schon die Fackelläufer in den Schrein und kurze Zeit später kommt der erste Mikoshi. Die beiden „Pferde“ sitzen auf den Schultern der anderen ist halten sie Seile. Symbolisch ziehen sie den Mikoshi. Die Stimmung ist wild und mit der Steigung etwas gefährlich.

Der Mikoshi wird von mehreren Bambusstangen gesichert. Eine Stange löst sich und schwingt, da jetzt der Gegenhalt fehlt, in meine Richtung. Ich kann gerade noch schützend den Arm heben bevor ich auf Kopfhöhe getroffen werde. Der zweite Mikoshi passiert mich. Jetzt ist es Zeit, den Standort aufzugeben und der Prozession zu folgen. Auf dem Weg hinab sehe ich immer wieder, dass die Stangen zeitweise das einzige sind, was den Mikoshi abhält mit samt den Leuten die Böschung hinab zu gehen.

Unten angekommen übernehmen die Shintopriester. Es folgt eine Zeromonie deren genauen Inhalt ich nachlesen muss. Die beiden Mikoshi werden aber so positioniert, dass sie sich berühren. Dies soll symbolisieren, dass die beiden Kami die Nacht miteinander verbringen werden.

Als alles vorbei ist nehme ich auf dem Rückweg die falsche Kurve. ich folge der Devise: Bergab ist gut und die Straße die ich suche müsste rechts von mir sein. Als ich endlich wieder an der  Hauptstraße bin, bauen die Stände bereits ab. Ich schaffe es gerade noch ein Hashimaki und etwas Sake zu ergattern. Danach geht es zurück zum Hotel (eine Station mit der Bahn). Ich rieche gut geräuchert. Morgen wird wirklich ein Waschtag werden.

Der Abend endet kurz vor Mitternacht im Rotenburo. Denn dies ist schließlich eine Onsenryokan.