Archiv der Kategorie: 2.5 .. Oosaka

Oosaka ist ein Stop den ich nicht gemacht hätte, wenn Jan hier nicht wohnt. So kann ich immer behaupten, ich habe ihn in Japan besucht. Und ich habe meinen 30. Geburtstag nicht allein gefeiert.

大阪 から 富士河口湖 まで

Das wird eine lange Fahrt mit mindestens zwei mal umsteigen. Wieder einmal bleibt keine Zeit für einen Zwischenstop. 2004 waren die Zwischenstops zwar immer etwas hektisch, aber auch immer gut. im Kontrast wirken diese reinen Zugtage so verloren. Mein Gepäck ist zu Ende. Der erste Stop des Tages ist daher die Waschküche. Maschine und Trockner sind unüberwindbare Hindernisse. Ich kann kein einziges Symbol entziffern. Ohne Hilfe des Personals finde ich nicht einmal das Fach für das Waschpulver. Uhnd wenn ich nur die Infos auf der Waschmittelpackung lesen könnte …

Um 12 Uhr geht es zum Bahnhof. Warum lerne ich eigentlich Japanisch? Der Taxifahrer kapiert erst bei „Ooska Train Station, please“ wohin ich will. Arghhh. Egal. Nächster Stop ist Shin-Yokohama. „Shin-“ (新, das japanische Wort für „neu“) bei Bahnhöfen meint in der Regel den Haltepunkt des Shinkansen. Nicht immer war es möglich, den existierenden Bahnhof an das Shinkansennetz anzuschließen, daher wurde ein neuer Bahnfhof gebaut. Erster Zugwechsel ist in Hachioji. Das ist auf der Karte links von dieser irren lange schnurrgeraden Bahnstrecke, die in Shinjuku startet. Weiter geht es nach Otsuki. Wo auch immer das ist. Diesmal wechsele ich zusätzlich den Bahnbetreiber. Der JR-Pass ist hier ungültig. Der Bahnhof war putzig. Man hatte das Gefühl man steigt in eine Kinderachterbahn eines kitschigen Freizeitparks. Der zug ist zum Glück normal neutral. Die vorletzte Haltestelle (Fujisan) verschlafe ich. Fies ist, daß der Zug hier die Fahrtrichtung wechselt. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich hellwach bin. Als ich in Kawaguchiko (vollständiger Name ist Fujikawaguchiko) ankomme, ist es späte Dämmerung. Der Fuji ist in Wolken gehüllt und nicht zu sehen. Gar nicht. Und das bei stattlichen 3700 Höhenmetern (Kawaguchi 700m).

Was für ein Hotel. Roaaarrr. Von außen schon der Hammer schlecht hin. Ein Mann zum Tür öffnen, einer für den Koffer und einer für den Check-in. Allerdings heiße ich „Mobile“, fälschlicherweise ist das Dinner mit drin (4000 en extra), und meine Mastercard wird nicht akzeptiert. Kleinigkeiten. Hoffe ich. Die Visa wird vom System abgelehnt. Ohh. Letzter Notnagel: Amex Blue. Die klappt. Das war wohl wichtigste Argument für drei Kreditkarten. Aber was ich bei der Visa los? (Nachtrag: Visa hatte die Karte gesperrt, da ich in Deutschland kaum Umsätzte gemacht habe, sie aber in Japan im Vergleich dazu exzessiv genutzt habe. Man dachte an einen Mißbrauch der Nummer. Alles ganz nett, aber das Problem habe ich erst zurück in Deutschland lösen können.)

Um 19 Uhr folgt ein kleiner Rundgang durch Kawaguchiko. Das Kaff ist tot, nur noch ein Laden hat geöffnet. Und es ist kalt. 25°C. Gut daß ich einen Pullover mithabe. Habe ich das jetzt wirklich geschrieben? Das noch geöffnete Resto ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Man sitzt quasi in der Küche. Ein Chaos aus Edelstahl, alten Töpfen, Gaskochern und Gasleitungen. Naja. Das Essen ist um so besser. Die Suppe war nicht ganz mein Fall, aber es ist auch schwierig meinen Geschmack zu treffen. Überrascht hat mich der Pfirisch. Riesig und sau lecker. Nicht wie der Kram aus dem Supermarkt in Deutschland.

Abschluß findet der heute Tag im Onsen des Hotels. Die Umkleide wie immer. Viel Holz, die kleinen Körbe, dahinter die Duschen mit diesen Minihockern. Dann geht es durch die Glastür. Die Becken sind draußen. Was für ein Ambiente. Kleine Steinwege, mehrre Badezuber und Becken; dazu Palmen, Bambusdächer und der Nachthimmel. So läßt es sich aushalten. Am liebsten würde ich hier stundenlnag relaxen. Bei den Wassertemperaturen sind es eher 2 Minuten. Ich bin ganz alleine, und so wandel ich zwischen den verschiedenen Becken hin und her. Man muß einfach mal jedes ausprobiert haben.

Ü30

Heute stehe ich spät auf. Der Tag ist komplett ohne Plan. Ich weiss, gerade der heute Tag sollte eigentlich einen Plan haben. Egal. Ich laufe etwas durch Umeda und die Untergrundpassagen des Bahnhofes. Hier kann man echt verloren gehen.

Gegen Mittag breche in Richtung VDE-Office auf. Allerdings verpasse ich Jan beim Mittagessen. Ich habe zum einen die Fahrtstrecke unterschätzt, zum anderen finde ich mich in dem Straße von Oosaka nicht zurecht. Ich laufe im Kreis. Aber wenn ich diese Ecke verlasse, ist es eine anderer Block oder eine andere Chome. Ich kapituliere und dinniere alleine. Soba mit irgendetwas.  / Nachtrag: Es ist Hühnerhaut. Ich sollte die wichtigsten Kanji lernen. Ich muss aber gestehen, dass es nicht so schlimm schmeckt, wie es sich anhört. Schmeckt wie ein pappiges, aufgeweichtes Brötchen, also primär nach nichts.

Telefonisch kriege ich Jan. Wir treffen uns um 14 Uhr am Hotel. Ich will vermeiden, daß ich mich schon wieder verlaufe. Zudem gibt es mir etwas Zeit, um bei der Burg von Oosaka vorbeizuschauen. Der Rückweg ist etwas hakelig, da ich mir hier auf der Ecke nicht auskenne. Der Fußweg schlägt ein paar Haken zwischen Schienen und Brücken über den Fluss.

Verspätet am Hotel angekommen starten wir zu einem Kendoladen gleich um die Ecke. Hier erwerbe ich Shinaimessser. Man sind die billig. In Deutschland kosten die locker das dreifache. Zum Kauf einer Kendorüstung kann ich mich allerdings nicht durchringen. Nicht nach der Kamera. Auch mein Etat ist begrenzt.

Bei unserem Streifzug durch die Ginza (Hinweis: Ich nennen alle überdachten Fußgängerzonen Ginza.) entdecken wir einen Laden, der auf Deutsch macht. „Hopfen und Malz, Gott erhalts“ steht über der Tür. Das Plastic Food zeigt Deutsches Bier und Bratwurst. WARUM? Warum ist Deutschland immer bayrische Folkore mit Bratwurst? Wir haben auch Seelachs. Danach schleichen wir etwas durch die Gegend.

[… Hier fehlt etwas im Protokoll oder ich habe Sachen durcheinander gebracht.]

Tee an der Phoenix-Halle

Heute geht es nach Uji, ins Epizentrum des grünen Tee. Ein Ort, den man aus der japanischen Literatur (Genji Monogatan) kennt. Die Zugfahrt führt über Kyoto, das gerade einmal 30 Minuten von Oosaka entfernt ist. Auf halber Strecke Oosaka-Kyoto ist die Suntory Destillery. Zwei neue Erkenntnisse für mich. In Uji laufe ich erst einmal die falsche Straße entlang. Zurück. Gegenrichtung. Am Ziel angekommen, stelle ich fest, daß mein Geld im Hotel liegt. Auf zur Post am Bahnhof. Argh. Meine Laune sinkt. Nicht gut.

Dann endlich durchschreite ich das Tor zum Garten der Phoenix-Halle. Sie wirkt alt, morsch und könnte einen neuen Anstrich vertragen. Die Wirkung ist vielleicht gerade deshalb gewaltig und erhaben. Mit dem See davor ergibt sich ein Motiv nach dem anderen. Ich laufe herum, aber ganz ehrlich? Einen Anstrich könnte das Ding wirklich vertragen. Ich besichtige die Halle von innen. Fotografieren ist allerdings verboten. In der Halle steht eine große Buddhafigur. Haut mich jetzt nicht vom Hocker. Aber eventuell habe ich nicht das Auge für solche Dinge.

Anschließend geht es über eine rote Brücke auf die andere Seite des Ujigawa. Ich sehe, eine Straße bergauf, einen Tempel. Die Mauern sind schneewei, oben drauf ein Holztor aus fast schwarzem Holz. Innen finde ich eine Oase der Ruhe mit Steingarten. Moos. Ich bin alleine. Was für eine Ruhe. Der Schrein nebenan ist wieder nationales Kulturgut. Nichts besonderes, aber mal ein anderes Design: Das Honden ist komplett mit Holz vergittert. Weiter zum Genji Museum. Leider ist sehr viel in Japanisch und ich kenne die Handlung nicht. Von daher sagt mir das alles sehr wenig. Aber man war da. Danach geht es zurück zum Bahnhof, nicht ohne unterwegs in einem Teegeschäft zu stoppen. Ich kaufe Pulvertee. Pulvertee aus Uji, Direktabfüllung. Das hat nicht jeder. Bei der Gelegenheit trinke ich gleich eine Tasse.

Zurück nach Oosaka. Jan wartet. Ich nehme ein Taxi in der irrigen Annahme das ich dann schneller bin. Nur kennt der Fahrer den Weg noch weniger als ich. Alle Nase lang stoppt er und fragt nach dem Weg. Sogar die Wache vor der amerikanischen Botschaft muß als Wegweiser herhalten. Am Ende rettet mich der Ramenladen von gestern. „Das kenne ich, hier müssen wir Links.“ Argh. Jan ist schon los. Damned. Sein Chef ruft ihn auf dem Handy an. Ich muß zur Juso Polizeistation. 30 Minuten später stehe ich in Juso. Wo ist die Polizei? Ich frage nach. Einfach der Bahnlinie folgen, auf die andere Seite der Gleise und da ist sie. Jetzt das nächste Problem: Die Polizisten haben keinen Plan, was ich will. Nachdem die Sprachbarriere überwunden ist, geht es mit dem Fahrstuhl nach oben. Eine Halle, Holzwände, Kamiza. Es sieht nicht aus wie im Bilderbuch, aber man spürt, daß es ein Dojo ist.

Das Training ist völlig anders. Nach 10 Minuten aufwärmen geht es los. Die hohen Dan-Grade stehen auf der einen Seite, auf der anderen die „Schüler“. Jigeko. Man kämpft, danach sagt einem der Trainer die Fehler. Abgrüßen. Man stellt sich wieder hinten an (beim gleichen Trainer oder bei einem anderen) und der nächste ist dran. So geht es fast 2 Stunden.

Um 21 Uhr ist Ende. Es regnet in Strömen. Jan shoppt schnell einen 100yen-Regenschirm (ich habe ihn heute noch, Stand 2011). Am Bahnhof stoppen wir in einer kleinen Kneipe für Snacks und Bier. Nächster Stop ein Internetcafe. Jan sagt, daß man hier im Notfall auch übernachten kann. Jeder Platz ist ein kleiner Cubicle mit Tür. Man ist für sich. Softdrinks gratis. Es gibt auch ein Sofo. Jetzt verstehe ich, wie diese Otakus durchs Leben kommen. Ich verpasse den letzten Zug. Eingentlich muß ich nur der Bahnline folgen. Ein interesannter, langer Fußmarsch abseits der Touristenpfade.