Archiv der Kategorie: 中部

.. die „mittleren Provinzen“. Das Gebiet geht von Nagoya im Westen bis Hakone im Osten. Es liegt damit zwischen Kansai (Kyoto) und Kanto (Tokyo), und wird historisch mit Kansai zusammengepackt, da sich die Begriffe Kansai und Kanto auf die Grenzstation Hakone beziehen. Neben der Großstadt Nagoya sind Takayama und Gifu zu erwähnen. Auch der Fuji und Nagano gehören zu Chuubu.

Takayama und bunte Dämonen

Matsuri-Tag 2. Der Wecker klingelt um 8 Uhr und nach einem ausgedehnten Frühstück starte ich gegen 9:30 uhr zum Platz an der roten Brücke. Hier zeigen drei Festwagen ihre Puppenspiele. Für die Puppen und ihre Bewegung, die über unzählige Seile gesteuert wird, ist die Gegend und das Matsuri in ganz Japan berühmt. Ich konnte die Technik vor zwei Jahren hier im Museum bestaunen (Blog dazu folgt noch). Die Aufführung des ersten Wagen kann ich nicht sehen, aber ich riskiere auf keinen Positionswechsel. Der Platz ist optimal für Wagen 2 und 3.

Dann geht es los. Puppe zwei läuft einen langen Steg entlang, schaut zu beiden Seiten und stellt ein Gefäß ab, das sie trägt. Dann … versagt die Technik. Irgendetwas klemmt. Die Puppenspieler, gekleidet wie Ninjas ganz in Schwarz mit Maske, erscheinen und werkeln. Dann scheint der Fehler behoben. Die Puppe geht rückwärts, schwenkt die Arme, dreht sich, vollführt einen Freudentanz. Die Menge jubelt. Weniger wegen der Puppe selbst, sondern viel mehr, daß der Fehler behoben wurde. Dann springt das Gefäß auf. Konfetti. Ein Dämon erscheint und tanzt. An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, daß der Dämon aus dem Gefäß springt, das eben noch getragen wurde. Nachdem das Gefäß abgestellt wurden, mußten die Puppenspieler also mit mehrer hundert Jahre alter Technik, die Bewegungsverbindung zum Gefäßinneren herstellen. Die ganzen Seile und Stangen dazu laufen in dem Steg, auf dem sich die Puppe bewegt. Die Technik ist echt ausgeklügelt.

Die dritte Puppe erzählt eine andere Geschichte, hat noch mehr technische Finessen. Eine Geisha, die sich in einen Dämon verwandelt. (Nachtrag: Ich habe ein paar Videos bei Youtube gefunden: video1, video2, video3)

Nach der Aufführung laufe ich etwas durch Takayama. Takayama und Mastushima. Zwei Orte, die ganz oben auf jeder Reiseroute liegen sollten. Ich treffe auf die Schweriner von vorgestern. Die waren gestern noch in Matsumoto. Dann wird der Platz gesperrt. Schnell eine gute Fotoposition. Musiker, Samurai, Schreinpriester. Es wird festlich. 3 Drachen führen einen Tanz auf. Soweit ich es verstehe, sollen sie böse Geister vertreiben. Es wirkt ein wenig chinesisch. (Nachtrag: Auch hierzu ein wenig youtube: video1, video2)

Weiter geht es am Schrein neben dem Platz. Ein Mikoshi (tragbarer Schrein) wird hinaus getragen. Von hier startet eine Prozession. Angeführt von zwei Dämonen, einer komplett in rot, der andere in grün. Seedämonen? Es folgen Schreinpriester, Drachen, Trommler, die Samurais, der Mikoshi, weitere Priester und Musiker. Alle ziehen sie von Haus zu Haus, um böse Geiste zu vertreiben (gegen Bares versteht sich). Die Drachen tanzen vor der Tür und stürmen dann durch die Haustür in die 1-2m in die Wohnung. Das soll die bösen Geister zur Hintertür hinaus verjagen. Ich folge dem Treiben für einige Zeit.

Danach geht es ein wenig durch die abgelegenen Straßen von Takayama, hier wo keine Touristen nerven. Ich bin der Prozession lange gefolgt und jetzt außerhalb des Touristen-gebietes. Hier steht auch der Hie Jinja und ich treffe auf das Ende Prozession. Ich bin der einzige Gaijin hier. Es geht die Treppe hinauf. Im Schreinhauptgebäude (Honden) haben sich die Priester und die „Samurai“ versammelt. Ich bleibe respektvoll außerhalb und so gut wie möglich unsichtbar. Blitz aus. Es werden nicht die besten Fotos werden. Ich will aber nicht stören. Hier folgt eine Art Dankesritual. Anders kann ich es nicht beschreiben. Es werden Formulare überreicht und es gibt eine Menge Verbeugungen. Mit meiner Kamera fühle ich mich wie eine Anachronismus. Das ganze Treiber wirkt zeitlich entrückt.

Anschließend geht es zurück zum zentralen Platz an der roten Brücke. Auf dem Weg dahin komme ich an einem Festwagen vorbei, der zurück in seine Lagerhalle geschoben wird. Das Matsuri ist vorbei. Ich werde eingeladen, das innere zu fotografieren und etwas Sake mitzutrinken. Da sagt man nicht nein. Schon vor Stunden ist mein Plan für den Tag ungültig geworden. Ich treibe von einer einmaligen Situation in die nächste bis es anfängt zu dämmern. Für mich heißt das Abendessen. Anschließend laufe ich noch ein wenig durch Takayama und versuche die Eindrücke zu verarbeiten. Der Tag endet gegen 22 Uhr im Onsen mit der Erkenntnis, daß das einfach zu viele Eindrücke waren. (Und auch zu viele Fotos; knapp 1800 Stück in 2 Tagen). Morgen gibt es eine kleine Verschnaufpause. Ich wechsele nach Nikko, wo das nächste Matsuri auf mich wartet.

Takayama Matsuri und ein Steak

Einen Vorteil hat das Ryokan Asunaro. Frühstück um 8 Uhr zwingt einen zum zeitigen Aufstehen. Das Frühstück ist 100% japanisch. Und ich bleibe dabei. Fisch zum Frühstück schlägt nie im Leben Toast und Kaffeel. Dann stürze ich mich in das Matsuri-Getümmel. Leider habe keinen Plan was wann wo stattfindet. Und so laufe ich erst einmal durch die Straßen mit den alten Häusern. An der ersten Brücke (auf der Karte ganz rechts) scheint sich alles abzuspielen. In den angrenzenden Straße stehen die Festwagen. Zusammen mit den alten Häusern im Hintergrund sind das Motive für Postkarten; wenn man nur die ganzen Touries ausblenden könnte. Aber auch mit Touries finde ich ein Motiv nach dem anderen. Wenn das so weiter geht, ist die SD-Karte bis zum Mittag randvoll. Das Wetter macht auch mit. Es ist strahlend blauer Himmel. Etwas so viel Kontrastumfang für den CMOS-Sensor, aber für mich ideal. So sollte Urlaub sein. Der Regen von gestern ist vergessen.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Um 14 Uhr steuere ich das französische Restaurant an. Ich muß mich resetten. Die ersten 5 Stunden des heutigen Tages sind kurz vor der visuellen Überdosis. Die Eindrücke sind einfach umwerfend. Ich brauche eine Pause. Daß ich das Resto nicht gleich gefunden habe, liegt daran, daß der Efeu an der Hauswand weg ist. Die Karte ist noch die gleiche wie vor zwei Jahren – unlesbar, da in Kanji und in Französisch. Das Interieur ist auch noch wie vor zwei Jahren. Nur der Koch ist neu. Ich bestelle Steak vom Hida-Rind inkl. Vorspeise, dazu eine Karaffe Rotwein und zum Nachtisch Windbeutel mit Vanilleeis und Schokosoße. Die Anrichtung der Steaks alleine ist ein Meisterwerk. Man will es nicht essen, sondern bewundern und fotografieren (habe ich auch gemacht). Der Geschmack sucht seinesgleichen. So ein saftiges und leckeres Steak habe ich vorher noch nie gegessen. Das Geheimnis ist die Struktur des Fleisches. Das Steak ist durchzogen von dünnen Fettsträhnen, die das Fleisch wie Bienenwaben umschließen. Das zweite Geheimnis ist die Kombination von Gewürzen und Zubereitung nach westlicher und nach japanischer Tradition. „Fusion“ nennt man das wohl. Und Koberind soll noch besser sein. Ist das überhaupt noch möglich?

Draußen passiert was. Ich höre Shakuhachi und trommeln. Touristen sammeln sich. Ich werde nervös, will doch nichts wichtiges verpassen. Aber den Nachtisch genieße ich noch bis zum letzten Biß. Dann schnell bezahlen; Kreditkarte; Rechnung bitte so, daß ich die Summe nicht sehe; unterschreiben und raus. Ich will den Preis jetzt nicht wissen. Ich vermute mal alles zusammen knapp 70 Euro.

Vor die Tür. Was ist los? Hier zieht gerade eine Parade/Prozession vorbei. Es ist alles da, was den Japanfan glücklich macht: Leute im Samuraioutfit, Shintopriester, Musiker, Schreinmädchen, tragbare Scheine. Fotos, Fotos, Fotos. Ich kann (keine Ahnung wie) einen Platz in der ersten Reihe erkämpfen. Eine nicht enden wollende Karawane, die jetzt durch ganz Takayama zieht (und ich mit der Linse fast mittendrin). Vielleicht finde ich noch ein paar gute Motive.

Standortwechsel, aber keine Hektik. Nicht die Atmosphäre zerstören, die sich hier gerade ausbreitet. Ich schlendere durch die Straßen mit den alten Häusern. Jeder zweite Laden verkauft hier Sachen aus Holz. Für die Lackiertechnik ist die Region berühmt: dünn und durchsichtig. Man achtet darauf, daß die Struktur des Holzes nicht überdeckt wird. Dann treffe ich wieder auf die Parade.

So geht es bis zur nächsten Unterbrechung um 19 Uhr. Abendessen im Ryokan. Danach geht es zurück ins bunte Treiben. Es ist bereits dunkel. Die Festwagen sind mit unzähligen Laternen geschmückt und fahren durch die Straßen. Ich hätte nicht gedacht, das man das, was ich hier am Tag an Motiven und Eindrücken (Erinnerungen) genossen habe noch toppen kann: das gelbe Licht der Laternen, die roten Lackierungen der Wagen, im Hintergrund die dunklen Häuser und Straßen in der Nacht; dazu hört man von überall Trommeln, Shakuhaichi und Koto spielen. Man kann fast sagen, daß das hier ein live gewordenes Klischee vom alten Japan ist.

Fotografisch ist das ganze eher ein Alptraum. Kein Stativ, der Blitz ist zu hell oder zu dunkel die Wagen ständig in Bewegung. Und überall diese nervigen Touristen. Ich komme mit einer Festwagentruppe ins Gspräch. Kann den Wagen vorsichtig von innen besichtigen und beim rangieren helfen. Was ich nciht wußte. Die Reifen sind starr auf der Achse und nicht lenkbar. Kurvenfahrten sind also nur mit extrem viel Kraftaufwand möglich. Um 21:30 endet das Ganze ziemlich abrupt. Der Festwagen wird in seine Gerage gefahren, das Tor verriegelt. Zum Abschluß gibt es noch eine Runde Sake. Schluß für heute. (Nachtrag: Hier ein wenig youtube dazu: video1, video2, video3)

Ich steuere mit ein paar Touris aus Schweden und der Schweiz noch eine Kneipe an, um den Tag Revue passieren zu lassen. Kurz vor Mitternacht geht es zurück ins Ryokan. Sperrstunde. Damit ist dieser Tag vorbei und hat definitiv einen Platz in den Top5 dieser Reise. Das heute kann man nicht mehr toppen.

http://www.youtube.com/watch?v=lxKJBk_jtyw

Gifu und die Burg

Der Tag beginnt mit Frühstück auf dem Bahnsteig. Einer dieser Nudelläden, wo ein Automat neben dem Tresen steht. Erst ein Ticket kaufen und der Bedienung geben. Ich entscheide mich für Hähnchen-Irgendetwas-Udon und eine Tasse Kaffee. Irgendetwas ist … Hühnerhaut. Man sollte alle Kanji entziffern, bevor man bestellt. Ist aber eßbar. Schmeckt ein wenig wie eingeweichtes Brötchen und hat auch diese Konsistenz. Draußen fährt der Zug nach Gifu … und der nächste; alle 8 Minuten ein Zug. Kein Grund etwas zu planen. Einfach aufspringen.

Gifu wirkt auf den ersten Blick wie ein normale, langweilige Stadt in Japan. Etwa 2km vom Bahnhof entfernt wird es interessanter. Raus aus dem Bus. Wenn man Kanji lesen kann, ist man im Vorteil. Als erster aus der Tür und weg von den Touristen. Rechts ein alter Tempel mit einer 5m hohen hölzernen Buddhastatue. Tempel und Statue sind nicht im besten Zustand (wie so vieles in Japan). Um den Buddha herum Regale mit kleinen Holzmönchen in veschiedenen Posen. Dieser halb verwitterte Zustand hat was von alt und erhaben.

Dann geht es durch den Park, an der Seilbahn (zur Burg) und der Pagode vorbei. Hier gibt es ein schön kitschiges Kirschbaummotiv. Hinter dem Park ein Schrein; auch ganz nett. Dann geht es runter zum Wasser mit dem Kormoranfischern. Nichts los, keine Saison. Zurück an alten Wohnhäusern vorbei zum Park. Nächstes Ziel ist die Burg auf diesem hohen Berg (nach einer kurzen Okonomiyaki-Pause). Es gibt etliche Wanderwege nach oben, aber Zeitnot macht die Entscheidung einfach: Seilbahn.

Die Burg ist klein, aber die Aussicht ist umwerfend. Gifu ist gerade groß genug, um zu sehen, wie das in Japan funktioniert. Eine Ebene, extrem dicht besiedelt. Und da wo die Berge beginnen ist abrupt Schluß. Die Berge sind grüne Inseln in einem Meer aus Häusern.

Nieselregen setzt ein. Mein Regenschirm? Richtig. Der steht ja noch im Hotel in Nagoya. Super. Für den Rückweg wähle ich einen der Meditationspfade, der am Park endet. 2300m bei 330m Höhendifferenz. Expect no mercy. Das ist mit Sicherheit eine Herausforderung; nackter Fels, Wurzeln, lose Steine. Alles zusammen bildet eine steile Treppe bergab. Das Wort Treppe vermittelt aber eine falsche Vorstellung. Ohne Wanderstiefel wäre das hier kurz vor Lebensmüde.

Gegen 17 Uhr bin ich wieder am Park. Auf dem Rückweg zum Bahnhof ist noch ein Schrein. Beeilung, die Dämmerung in Japan ist schnell. Der Schrein ist ein echter Hingucker. So wenig Zeit, so viel zu gucken. — Die Straße zum Bahnhof ist beidseitig mit Kirschbäumen bestückt. Gut das ich den Schrein besucht habe, sonst hätte ich diesen Anblick verpaßt.

Um 18 Uhr geht es weiter mit dem Zug nach Takayama. Wäre sonst ja ein ganz ruhiger Tripp gewesen, wäre da nicht der Touri aus der Schweiz, der eigentlich nach Matsumoto wollte. Sackt der doch ohne Vorwarnung in sich zusammen. Weg. komplett. Stabile Seitenlage, Uhr im Auge. Nach 20 Sekunden ist er wieder da. Erst jetzt realisiere ich. Alle anderen in Aufregung, der Schaffner überfordert und ich der Chef im Ring. Und keiner spricht meine Sprache. Zum Glück läßt sich ein Arzt auftreiben, der die Situation etwas entschärft.

In Takayama führt mein Weg ins Hotel und der Schweizer startet Richtung lokales Krankenhaus. Bei dem Regen nehme ich ein Taxi … Moment. Regen? Bei Regen fällt das Matsuri aus! Die jahrhunderte alten Wagen bleiben in ihren „Bunkern“. Nicht gut. Meine Laune ist bei Null.

Das Hotel Asunaro ist ein altes Samuraihaus. Die Lobby ist Wahnsinn. Meine Laune hebt sich wieder. Japan pur. Das dunkle Holz. Die Feuerstelle mit dem Kessel. Mein Zimmer mißt knapp 10 Tatami. Ohne Heizung dafür ein Riesenfuton. Es gibt ein Ryokan Onsen.

Nagoya und koreansiches Tisch-BBQ

In Nagoya war ich schon mal auf meiner ersten Reise. Es war ein Zwischenstop und hatte nur die Burg und den Atsuta Jinja besichtigt. Ich starte extrem spät (11 Uhr) und scheitere sofort am Kartenautomaten der U-Bahn. Die Suica wird hier nicht akzeptiert. Es gibt eine Taste, die mit „1 Tag“ beschriftet ist, aber die darf man nicht drücken. Man muß „740 en“, der Preis der Tageskarte, drücken. Darauf soll man kommen.

Als erstes wird Burg (Nagoya-jou) ausführlich besichtigt. Der Garten ist etwas trist. April ist zu früh, um ihn in vollem Grün zu sehen und die Kirschblüte ist in Nagoya schon seit Wochen vorbei. Das ist ärgerlich, denn man kann erahnen, wo überall Kirschbäume blühten. Aber das Teehaus ist geöffnet. Den Stop nehme ich mit. Dann wird die Burg besichtigt. Sie ist ein kleines Museum. (Wer die Burg besichtigt, sollte auch das erste Warnschild am Eingang lesen. Für mich ein Klassiker: Please Watch the Foot Note!) Gleich hinter der Burg ist das Noh-Theater, aber leider läuft in den nächsten Tagen nichts. Ein Blick zurück zur Burg im Sonnenschein. Die beiden goldenen Delphine (Kinshachi) auf dem obersten Dachfirst glühen förmlich.

Im Norden Nagoyas gibt das Tokugawa-Museum und einen japanische Garten. Das wird mein nächster Stop. Der Garten ist sehr schön und kann sich mit denen in Tokyo in jeder Hinsicht messen. Einzig der Kontrast zur Megacity (Hochhäuser) fehlt. Das Museum gleich hinter dem Garten ist ebenso interessant.

Jetzt geht es weiter zum Atsuta Jingu, einem der wichtiges Schreine des Shinto. Argh. Nicht  jeder Zug auf der Ringlinie fährt auch im Kreis. Ich muß umsteigen. Ausgang. Links rum. Ich war hier doch schon mal? Aber irgendwie erkenne ich nichts wieder. Einige Meter weiter … die lange Straße, die Mauer, die Überführung. Ja doch, das ist ein wenig vertraut.

Der Schrein liegt in einem Waldgebiet, ähnlcih wieder Meiji Schrein. Die Gebäude sind dem Schrein in Ise nachempfunden. Das angeschlossene Museum lagert das Schwert Kusanagi, eines der drei kaiserlichen Insignien. Sonst ist nichts erwähnenswertes dabei. Auch der Schrein ist schnell erlaufen. Und da es schon spät ist kommt doch ein wenig Hektik auf.

Der erste Tempel auf meiner Liste ist schon zu. 16:45 Uhr ist und bleibt eine gefährlich Uhrzeit. Der zweite Tempel, der Osu Kannon, nahe der Ginza (überdachte Fußgängerzone) sieht eher aus wie ein Schrein: das hellrote Holz erinnert an den Kanda Myoin.

Weiter zum Park mit dem Funk-Eifelturm und dann zurück zum Bahnhof. Heute Abend suche ich mir ein kleines Resto. Optisch macht der Laden der Wahl nichts her, wirklich nichts. Innen ist es karg und einfach eingerichtet. Ein schmaler Tresen, kleine Eimer mit Holzkohle darauf, der Abzug kurz darüber. Es passen vielleicht 10 Kunden und der Koch in diese Butze. Irritierte Blicke. Bin wohl der erste Gaijin in dieser Hütte. Erst mal ein Bier, dann der Kampf mit der Katakana-Speisekarte.

Und so funktioniert es: Man bestellt zuerst, was man entziffern kann. Dann kommt ein kleines Grillrost auf den Eimer. Man legt die Sachen roh drauf und grillt sie. Gereicht werden verschiedene Dips. Alles in allem ein Resto-Version von BBQ (siehe Fazit 2008). Ich bestelle Shochu. Aber irgendwie landet es auf der Rechnung des Nachbarn. Und da ist es wieder: das Momentum. 3-sprachig geht es durch den Abend. Bestellung nach Bestellung, keine Ahnung was ich da alles esse und wie sich das auf die einzelnen Rechnungen verteilt. Weitere Gäste. Wir rücken enger zusammen. Ich erzähle, die anderen erzählen und der Koch mittendrin. Irgendwann zahlt der erste und geht. Der Abend neigt sich dem Ende zu, das Momentum klingt aus und ich steuere zurück Richtung Hotel.

富士河口湖 から 東京 まで

Vom Fuji nach Tokyo sind es nur zwei Stunden, wenn man den richtigen Bus nimmt! 2004 habe ich mehrere Stunden mit JR und Co. gebraucht, um nur in die Nähe vom Fuji zu kommen. Wenn ich einen sehr späten Bus nehme, hätte ich genug Zeit für Mt. Fuji. Heute kann man die Spitze sehen. Und die Sonne scheint auch. Mit dem Bus geht es zur 5. Station bei etwa 2500 Höhenmeter. Bergauf will man die Strecke nicht laufen.Es gibt aber zwei Sachen, die ich nicht berücksichtigt habe: Ich werde erst um 11:50 an der Station sein und ich muß des Bus um 14:30 Uhr nehmen. Die Zeit reicht nicht bis zur Spitze.

Erstes Chaos am Ticket Counter, ein zweites Bus: Zu viele Leute für zu wenig Bus, allerdings hat der Fahrer mein Ticket bereits kassiert. Argh. Ich ergattere irgendwie einen Stehplatz und los geht es. Im Zick zack geht es bergauf. Alle paar Meter gibt es ein Schild, un man hat die nächsten 100 Höhenmeter geschafft. Die fünfte Station sieht aus als wäre sie in Östereich.

Der Weg beginnt als wirklich gut ausgebauter Wanderweg bergab. Wieso bergab? Dann wechselt der Weg auf „bergauf“ und „schlechte Schotterpiste“. Das wird auf die Knochen gehen; loses Geröll und Baumwurzeln, dazu schräge Stufen. Der Nebel wird stärker. Hänge wohl gerade in einer Wolke. Es folgt ein Geröllweg aus Vulkangestein mit einer geschätzten 10%-Steigung und Stufen. Geht in die Knochen und auf die Kondition. Ich ich mein Tempo halten kann ist fraglich. Ich überhole einige Reisegruppen und komme immer wieder ins Gespräch.

Der Blick geht den steilen Berg hinauf. Die Wolken sind jetzt unter mir. Man sieht den Wanderweg im Zickzack und eine Station. Es ist Nummer 7. Die 6 habe ich verpaßt. Noch 20 Minuten bis ich umdrehen muß. Ich blicke nach unten; eine Wolkenlücke. Man hat Sicht auf Kawaguchiko wie aus einem Flugzeug. Die Höhendifferenz ist knapp 1900 Meter. Beieindruckend. Ich versuche die anderen Fuji-Seen zu finden. Aber da kommt auch schon die nächste Wolke unter mir (!) und versperrt die Sicht.

Als ich endlich bei Station 7 ankomme bin ich platt. Pause. Ich kaufe nun doch einen Wanderstock als Beweis, daß ich hier war. An Station 5 habe ich mich diesem Tourikram noch verweigert. Die Preise haben sich gegenüber Station 5 verdoppelt und gegenüber Kawaguchi verdreifacht. Das gilt auch für Getränke. Ich genieße für eine kurze Zeit die Aussicht; nach unten auf die Wolken und nach oben zum Gipfel. Er sieht zum Greifen nach aus. Aber 2 Stunden Aufstieg sind das mindestens. Nach Karte sind es noch über 1000 Höhenmeter. So kurz vorm Ziel… Ein bischen ärgere ich mich schon. Aber ein Blick auf den Weg von Station 7 zu Station 8 sagt alles. Es gibt keine Geröllstrecke mit fieser Steigung und Stufen mehr.  Ab hier ist es pure Steine und der Weg ist ein ein dünnes Seil, das die Richtung vorgibt. Steigung 100%. Au Weia. Multipliziere ich das mit den ganzen Rentnergruppen, die ich überholt habe… Au Weia.

Nun aber zurück. Und ich dachte bergab ist einfacher. Falsch, es ist schwieriger. Man muß mit jedem Schritt abbremsen. Macht man das nicht, wird man immer schneller und Bremsen wird unmöglich. Es geht mehr in die Knochen als der Anstieg, zumal man von diesem schon am Limit ist. Gut, daß ich 2004 diese schweren Meindl-Wanderschuhe gekauft habe. Die retten mir meine Knöchel. Man rutscht verdammt schnell weg, und sich hier was Verstauchen ist nicht die beste Idee des Tages. Kurz vor Station 6 bin ich verwirrt. Wo kommen die Stufen her? Die gab es doch auf dem Hinweg nicht. Anscheinend gibt zwei Wege, hoffe ich. Jetzt habe ich auch Station 6 am dem Stock. Nach einigen hundert Metern eine Gabelung und es geht bergauf. Ich bin wieder auf vertrautem Gelände. An Station 5 habe ich noch 20 Minuten bis zum Bus. Perfektes Timing.

Um 15:30 Uhr bin ich wieder in Kawaguchiko. Mein Bus fährt um 18 Uhr nach Tokyo. Wäre da doch bloß ein späterer Bus gewesen, dann hätte ich auch noch die Station 8 geknackt. Was mache ich jetzt mit den 2 Stunden? War da nicht eine Brauerei auf dem Weg? Auf geht es mit dem lokalen Bus. Die Brauerei wirkt sehr deutsch. Mehr als nur Zufall. Ich bestelle ein Bier namens „Rauch“, das mit smoked malt bebraut wird. Und es schmeckt wirklich nach Holzkohle. Gewöhnungsbedürftig, aber definitiv einzigartig. Zurück am Bahnnhof dann der nächste Spaß: alle Busse nach Tokyo Eki sind ausgebucht. Also doch mit dem Zug? Zum Glück gibt es einen Bus um 18:30 Uhr nach Shinjuku.Wann lerne ich endlich, daß Shinjuku und Tokyo für Japaner zwei verschiedene Dinge sind. Von dort schaffe ich das schon irgendwie. Und hätte den anderen Bus ins Tal … Station 8 … Arghh.

Bussteig 3. Ich brauche den Bus Nummer 2. Nummer 1 fährt los und nun? Wo ist die zwei? Nach endlosen 10 Minuten (Verspätung) trifft er endlich ein. Ich hatte gerade so einen Aso-Flashback. Auf der Rückfahrt wird mir klar: Ich will auf den Gipfel. Ich werde also noch einmal zum Fuji. Und ich werde an Station 1 starten. Mein Wanderstab soll alle Brandsiegel haben. Das Ganze will gut vorbereitet sein, inklusive eine Übernachtung auf dem Gipfel. Das benötigt eine gute Absprache mit den örtlichen Stellen.

In Shinjuku das kurze Chaos mit meinem Gepäck und der Yamanote. Ich brauche unbedingt eine entspanntere Bahnlinie. Endlich im Hotel angekommen will ich nur noch duschen, etwas essen und schlafen. Die Ausbeute von heute: ein Wanderstock und die Erkenntnis, daß man in seine Reisepläne auch Busse und Nicht-JR-Bahnlinien einplanen sollte.