Archiv der Kategorie: 08 .. Tokyo Eye on Sakura

Es scheint wahr zu sein. Ich habe alle wirklich interessanten Orte besucht. Aber ich habe es geschafft auch dieses Jahr eine Mischung als Bekannten und Neuen zu kombinieren, eine Mischung als Großstadt und Dorf, Festivals, Kirschblute und ländliche Idylle. Ich werde alte bekannte Treffen und neue Ideen … Und ich habe ein Tag Reserve, wo ich nach Minamisoma (oder ganz nahe dorthin) fahren könnte. Der Ort exisiert nicht mehr (Tsunami) und liegt nur ein paar Kilometer enfernt vom Reaktor Fukushima.

Takaoka und Uchikawa

Heute geht es noch Takaoka und wenn Zeit bleibt auch noch Uchikawa. Dies ist ein kleiner Fischerort, den ich bei Journeys in Japan gesehen habe. Uchikawa hat keine Attraktionen und wird als laid back beschrieben. Warum nicht. Nach den Matsuri der letzten Tage kann ich durchaus einen Ort einschieben, an dem nichts passiert.

Von Takaoka fährt ein Zug entlang der Künste, so dass man bei gutem Wetter einen Blick über das chinesische Meer (ok, die letzten paar Meter) auf der Tateyama-Bergkette hat. An der Touristeninfo gibt es ein Live-Video von besagter Zugstrecke. Von den Bergen ist nichts zu sehen. Es ist zu diesig.

Also geht es erst einmal zum großen Buddha. Er ist einer der „großen“ in Japan. Naja. 15,8m mit Sockel. Auf der anderer Seite: Kamakura ist auch nur 13,3m (allerdings ohne Sockel). Unter dem Buddha, im Sockel, ist eine Gedenkhalle, die kurz nach meiner Ankunft von Chinesen geflutet wird. Schnell weg von hier.

Der Park, wo früher die Burg stand, ist nichts spezielles. Ein Teil der Burgmauern steht noch. Das wars. Damit fällt dieser Punkt unter die Rubrik „War mal da“. Nach dem Rundgang entscheide ich mich für eine Bootsfahrt auf dem Burggraben. Da ich der einzige Tourist auf dieser Ecke bin, wird es eine sehr exklusvie Tour und sehr entspannend.

Weiter geht es in den Norden, wo zwei Straßenzüge mit alten Häusern auf Touristen warten; ganz nett und bieten ein paar schöne Motive. Dennoch bleibt auch hier die Erkenntnis „War mal da.“ Anschließend ist es ein langer Weg erst zurück zum Bahnhof und dann weiter auf die Südseite. Hier steht der Zuiryu-ji. Der wäre schon eher ein Grund in Takaoka zu stoppen.

Mit Takaoka bin ich jetzt eigentlich durch. Ein Blick auf den Monitor in der Touristeninfo zeigt, dass die Bergkette immer noch unsichtbar ist. Die Zugfahrt lohnt also nicht und entfällt.

Also setze ich mich in eine Tram, die mich nach Uchikawa bringt. Die fahrt dauert knapp 45 Minuten. Ja, es zieht sich etwas. In Uchikawa bin ich kurz orientierungslos, da ich nur den Kanal von NHK kenne und für den Rest keine wirkliche Karte habe. Ich gehe grob Richtung Norden.

Hier ist die Zeit irgendwie stehen geblieben. Der Kanal selbst sieht aus wie in dem Bericht auf NHK. Die Häuser stehen direkt an der Kaimauer und überall liegen Fischerboote. Hier ist nichts los. Keiner ist auf der Straße. Ich habe meine Ruhe. Ich laufe den Kanal etwas auf und ab. Hier kann man wirklich nichts machen außer entspannen.

So, was mache ich mit dem Rest vom Tag? Ach ja, Doraemon. Ein Wagen der Tram hat Doramon als Thema. Zudem habe ich rausbekommen, wann den Fahrplan liest und wann die Doramon-Tram vorbeikommt. Ich habe etwaqs über eine Stunde Zeit.

Am Ende der Tramstrecke war da nicht eine Brücke. Ich meine da etwas gelesen (und gesehen) zu haben. Also fahre ich mit der nächten Tram zur Endstation. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Strecke schon seit ein paar Stationen aussieht, also wäre Japan gleich zu Ende. Die Tram endet direkt an einem Fähranleger und ich setze auf die andere Seite über. Von hieraus sind es nur ein paar Meter bis zum Brückenpfeiler. Unter der Fahrbahn ist ein Fußweg zurück auf die andere Seite. Ein paar Meter weiter ist dann auch schon wieder die Tramendstation. Hier ist wirklich nichts los.

Da es immer noch 20 Minuten sind, laufe ich ein paar Stationen, um die Zeit rum zu kriegen. Dann kommt mir die Doraemon entgegen. Ich mache ein paar Fotos und beschließe, an der nächsten Station zu warten.

Die Tram selbst ist jetzt nich spezielles. Es ist ein moderner Niederflurwagen in blau. Überall sind Figuren aus Doramon aufgemalt. Nun gehöre ich aber zu den Leuten, die die Figur zwar kennen, aber die Serie nie gesehen haben. Auf  der anderen Seite: Einen ganzen Zug ein Animethema zu geben; das funktioniert nur in Japan und es funktioniert gut.

Am Bahnhof Takaoka finde ich eine Garküche wo man Kuroraman (Black Ramen) bestellen kann. Für einen Moment dachte ich, meine Zunge würde explodieren. Ich dachte, die Farbe kommt von Tintenfischtinte oder Pfeffer. Nein, es ist im Prinzip reine Soyasauce, die dunkle, schwarze aus dem Asialaden, nicht die, die man im Chinarestaurant auf dem Tisch findet. Wow. Gut, dass ich auch einen Highball bestellt habe.

Obwohl ich mir sicher bin, den JR-Bahnhof in Takaoka genommen zu haben, sitze ich jetzt im Zug einer anderen Bahnlinie. Das soll einer verstehen. Ich bezahle die Fahrt beim Schaffner (in Japan = möglich, in Deutschland = Schwarzfahren). In Toyama steige ich dann wieder bei dem JR-Bahnhof aus an dem ich gestern angekommen bin. Das soll einer verstehen.

Heute ist früh Feierabend. ich packe den Koffer für mogen. Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Damit bleiben mir gerade einmal 6 Stunden Schlaf.

Toyama

Heute endet die  Zeit der Matsuri. Es geht nach Norden, nach Toyama. Der Tateyama-Kurobe-Pass wartet. Doch zunächst gilt es eine lange Zugfahrt zu überstehen.

Zunächst geht es gemütlich mit dem WanMan nach Minoshi. Dort will ich in den Hida-Express wechseln. Ein Sitzplatzticket ist nicht mehr verfügbar. Alle Plätze sind ausgebucht. Nicht gut. Ich beginne langsam zu begreifen warum. Takayama. Der Zug hat Verspätung. Auch das ist untypisch. Gut. Ich finde Platz für meinen Koffer und für mich. Die Reise kann also losgehen.

Nach zwei Stunden erreichen wir Takayama. Hier wird der Zug förmlich von Touristen gestürmt. Wie ich vermutet/befürchtet hatte: Das Takayama-Matsuri ist zu Ende und alle wollen wieder weg. Und da es jetzt einen Shinkansen nach Kanazawa (und damit Toyama) gibt, fahren alle gen Norden. Jetzt erlebe ich aus erster Hand wie der Shinkansen und Tripadvisor und Co das Touristenverhalten beeinflussen. 2006 und 2008 war der Weg nach Takayama Teil einer Reise ins japanische Hinterland. Jetzt liegt ist es gut erreichbar und Dank dem Internet weiß es jeder und jeder kann Hotels buchen.

Die nächste Stunde wird nervig. Diese Touristen (Italiener) benehmen sich für (nicht nur) japanische Verhältnisse echt daneben. Bei einer Aktion wäre ich fast eingeschritten. Ein anderer Tourist kam mir zuvor. Wie kann man sich nur so aufführen. Und das in Japan. Zum Glück werde ich nicht zu „denen“ gerechnet.

Endlich fährt der Zug in Toyama ein. Wie oft bin ich kurz vorher umgedreht: 2006 Toyama, 2008 Furukawa, 2012 Kanazawa. Jetzt endlich erreiche in Toyama. Der Bahnhof wird immer noch weiter umgebaut. Im Laufenden Betrieb.

Im Toyama Excel Hotel parke ich die Koffer an der Hotelrezeption. Für den Check-In ist es noch zu früh. Danach schaue ich erst einmal, wo die Zugstation für die Fahrt nach Tateyama ist (es ist nicht JR) und wie das mit dem Kofferversand läuft. Die Bahnstation ist gleich neben der JR-Station und ich efahre, wo der Ticketschalter ist und wo die Gepäckaufgabe sein wird. Damit habe ich alle wichtigen Informationen für übermorgen.

Toyama hat nicht wirklich viele Attraktionen. Der verbleibende halbe Tag sollte da voll ausreichen. Erster Stop ist die Burgruine, die aber wegen Bauarbeiten derzeit für Besucher geschlossen ist. Von außen gibt sie aber ein gutes Fotomotiv ab. Zumindest für ein Foto.

Nächster Stop ist das Glasmuseum. Kunst ist immer noch nicht mein Ding. Aber gut, man war mal da. Ich besuche noch den Schrein und suche nach ein paar Tempeln. Nichts besonderes. Nach einem Foto an einer berühmten Apotheke für traditionelle Medizin geht es zum Fluss. Ich folge dem Flusslauf (erwähnenswert ist nichts) bis kurz vor dem Rathaus.

Von hieraus ist es nur noch die Straße runter und ich bin wieder am Hotel. Ich erblicke den Anleger von dem Ausflugsboot, das mich vorhin am Fluss passiert hat. Es gibt noch eine letzte Fahrt. Das nutze ich aus. Ich bin auch der einzige Gast. Die Fahrt ist kurz aber entspannend. Leider fängt es 50m vor dem Anleger an zu regnen. Und der Regen wird immer kräftiger.

Ich rette mich ins Rathaus, das auch einen Aussichtsplattform hat. Der Eintritt ist gratis, als geht es nach oben. Der Blick ist durch das erwähnte Wetter stark limitiert. Man kann richtig erkennen, wie die Fernsicht einbricht, wenn sich eine Regenfront in den Weg schiebt.  Theoretisch kann man die Bergkette vom Tateyama sehen. Sie ist ja nicht weit weg und über 2000m hoch. Theoretisch. Denn zu sehen ist nichts. Das Ziel dieses Reiseabschnittes ist also noch nicht in Sicht.

Der Regen lässt nach und ich verlege zurück ins Hotel. Zeit für den Check-in. Es sind die Details: Die Zimmernummer steht auf einem kleinen Stein, der neben der Tür an die Wand geschraubt ist. Das Zimmer hat sogar einen Massagesessel. Yes. Der Abend ist gerettet. Irgendwann werde ich mir so ein Sitzmöbel für zu Hause kaufen. Gleich nach einem Washlet.

Zeit das Restaurant zu testen. Japp. So lässt es sich leben. Carpacio und andere Leckereien, dazu einen staubtrockenen Martini. Wirklich. Staubtrocken. Der Blick aus dem Fenster rundet die Sache ab. Und hier und jetzt erkenne ich eine Gemeinsamkeit aller 8 Japanreisen: Gutes Essen und gepflegter Umgebung mit Blick runter auf die Straßen der Stadt. Gerade der Blick hinab auf die Straßen einer Großstadt ist eine Konstante aller Reisen.

Gujo-Hachiman

Heute wird ein entspannter Tag. Auf der Agenda steht Gujo-Hachiman. Den Ideer habe ich von NHK Journeys in Japan. Der Ort ist etwa eine Stunde von Seki entfernt. Ich lasse mich nicht hetzen und nehme den Local um 10:18. Der braucht etwas länger, da er an den schönen Stellen der Strecke extra langsam fährt. Kein Witz, steht so im Fahrplan.

Direkt am Bahnhof ist ein alter Sakeya. Ich kann nicht anders und kaufe ein Glas Nigorisake für später. Der Fußmarsch vom Bahnhof in die Stadtmitte ist nicht wirklich Urlaub. Dieser Teil der Stadt ist nicht hübsch.

Endlich erreiche ich den alten Stadtkern. Den Titel „Stadt des Wassers“ trägt dieser Ort zurecht. Überall fließt Wasser: unter der Straße und neben der Straße, Schächten und Kanälen. Das Plätschern und Gurgeln ist allerorts zu hören. Am Fluss ist es fast schon zu laut, aber igendwie auch entspannend.

Das Wasser ist kristallklar. Überall gibt es Wasserquellen für den täglichen Gebrauch. In der Regel sind es drei Becken und das Wasser fleißt nacheinander durch die Becken bevor es in  Fluss geleitet wird. Das oberste Becken ist Trinkwasser, in der Mitte ist Wasser zum Waschen von Obst und Gemüse und unten ist „Brauchwasser“ zum Beispiel für den Abwasch (ohne Spülmittel); ein cleveres, ressourcenschonendes System.

Ich laufe (zickzack) durch die Straßen, immer in der Hoffnung, die Drehorte der NHK-Folge zu finden. Um es zusammen zu fassen: Ich finde eine Menge schöner Ecken. Punkt. Ich arbeite mich zum Platz mit der Tourismuszentrale vor. Vor dem Gebäude sitzt keine Taube auf der Straße. Es ist ein Bussard, Falke, …? Kann  ein Ornithologe hier helfen? Und wenn ich es recht überlege, sind hier wenig Tauben unterwegs. Wir brauchen mehr Bussards in deutschen Innenstädten.

Von hieraus führt eine Brücke auf die Nordseite und u.a. weiter zur Burg, die ich mir als Finale aufheben. Ich gehe erstmal rechts am Gebäude vorbei. Ein schmaler Weg folgt einem noch schmaleren Kanal. In dem schwimmen sogar Karpfen. Wasser ist un Gujo überall. Ich gehe runter zum Fluss (Kodara River?); ein Seitenarm des Nagara River, der als einer der saubersten und klarsten Flüsse Japans geschätzt wird.

Ich laufe am Fluss entlang bis zur Staustufe.  Auf der anderen Flussseite liegt der Onotenmangu. Ein Foto aus der Ferne sollte reichen. An der Staustufe ist eine große Brücke. Hier blickt man den Fluss entlang auf Gujo mit den Bergen im Hintergrund. Ich entscheide, dass dies der Ort für ein Glas Nigori ist.

Zurück zur Brücke an der Touristeninfo wähle ich einen Weg durch die Gasse von Gujo. Das war eine gute Idee. Es beginnt mit dem fotogenen Eingang zum Atagoschrein, gefolgt vom Jionzen-ji. An dieser Stelle schlängt der kleine Hunger zu und ich steuere das indische Resto an, das ich vorhin gesehen habe: Naanbrot mit einem grünen, milden Curry.

Ich wechsle die Flussseite und gehe kurz runter zum Nebenfluss (des Nebenfluss …), um dann weiter zur Burg zu gehen. Der Weg hinauf beginnt an der zweiten Touristeninfo (mit Souvenirshoppingpotential). Von nun an geht es bergauf. Die erste Kehre kürze ich durch den Shiroyamapark ab, der mit ein paar Kischbäumen einen schönen Blick auf das Ziel, die Burg, bietet. Dann wird es steil.

Der Weg nach oben lohnt. Es ist eine kleine, feine Burg mit schönen Ausblick. Eine Mangafigur scheint das Maskottchen der Burg zu sein. Die Bezeichnung Re:Debut kann nicht so recht einordnen, außer dass es sich perfekt in die ganze „Re:Irgendwas“-Animes einreiht.

Dann geht es zurück zum Banhhof; nicht ohne Souvenirshopping und einen letzten Stop in einer kleinen Nebenstraße, wo auch das Saito-Museum ist. Mit dem interessant gestaltetem Kopfsteinpflaster, der Wasserquelle mit den drei Becken und einem kleinen Schintoschrein ist es ein Blick, den man ohne Photoshop sofort in einen Reiseführer übernehmen kann.

Um 17:24 Uhr geht es zurück ins Hotel, nicht ohne eine Schale Udon vor der Fahrt. Wie gesagt, heute war ein langsamer Tag. Und es bleibt genug Zeit für das Hotelonsen und einen Abstecher in ein Izakaya.

Ich bin mir nicht sicher, ob letzteres erfolgreich ist. Das ist nicht unbedingt eine Touristengegend (auch nicht für Japaner). Ich weiß nicht, was mich erwartet. Was soll ich sagen: Es wird ein erstaunlich guter Abend. Leider habe ich die Kamera nicht dabei. Der Ausflug ins Izakaya zieht sich und wird einer dieser Abende, die man nicht planen kann, die sich einfach entwickeln. Ich vermute mit der Bestellung eines Highballs, habe ich das Eis gebrochen.


Randinformation: Heute ist Schauspieler Harry Anderson gestorben. Bekannt wurde er als Richter Harry T. Stone in der Serie Night Court. Er war auch als Harry the Hat in der Serie Cheers zu sehen.

Nagahama Matsuri (Finale)

Da sich mein ursprünglicher Plan für heute zerschlagen hat, ergibt sich die Chance den großen Tag des Nagahama Matsuri zu sehen. Die Fahrt nach Minoota bringt eine Neuigkeit: Es gibt Problemausländer, die keine Touristen sind, in Japan. Sie fallen durch ihr unangepasstes, nerviges Verhalten auf (in Deutschland würde das unter „normal“ fallen). Den Japanern im Zug ist das unangenehm, ja etwas peinlich. Ich bin gespannt wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt. Japaner sind nicht zimperlich mit Ausländern. „Pass dich an oder geh“ ist die Devise.

Der Rest der Zugfahrt ist dann wieder ganz japanisch. Umsteigen in Minoota; Wechsel in Gifu und in Maibara. Hier habe ich Zeit für eine Mittagspause. Die Wahl fällt auf Karee. Im Lautsprecher läuft J-Pop. Moment, das ist doch aus Bubblegum Crisis; Priss and the Replicants. Da kann man nur sagen „Only in Japan“.

Zurück in Nagahama brauche ich keine Karte mehr. Die wichtigen Straßen kenne ich. Heute gibt es am Schrein auch ein paar Futterstände. Ich treffe auf den Hashimaki-Verkäufer von Otsu. Was für ein Zufall. Das ist ein Zeichen für ein zweites Mittagessen.

Die Festwagen haben das Schreinbegelände bereits verlassen und ziehen langsam durch die Stadt. Jeder Schrein hält drei Mal und zeigt eine Aufführung. Die vierte und letzte ist auf dem Tempelgelände im Westen, wo sich alle Wagen sammeln werden.

Gute Fotos zu machen ist schwer. Anders als die Tage zuvor sind die Straßen heute voll von Touristen; wenig ausländische Touristen in Vergleich zu anderen Matsuri. Dennoch ist den akkreditierten Fotografen vorbehalten eine gute Position zu finden.

Die Aufführungen sind gut. Das Makeup; die Posen, die im Kabuki so wichtig sind, alles ist da und so gut. Und wenn man jetzt noch überlegt, dass die Stücke locker 20 Minuten dauern. Das ist eine Menge Text.

Nach der Aufführung stömen die Leute auseinander und das Team des Festwagen bereitet sich auf den Transport vor. Die Seitenteile der Bühne werden abgebaut. Die Seile zum Ziehen und die Holzbanken zum Lenken montiert. Die Prozession bereitet sich vor. Der Weg wird von Touristen freigeräumt. Dann kommt das Signal; mit einem goldenen Fächer. Die Straße wird gesperrt und der Wagen setzt sich in Bewegung.

Bis zur ersten Kurven. Da die Festwagen keine lenkenden Achsen haben ist hier für Gewalt gefragt. Man sieht die Spuren auf dem Asphalt. Dann die zweite Kurve in die überdachte Einkaufsstraße. Ab jetzt folgt Millimeterarbeit. Die Straße ist schmal. Zwischen den Schildern der Läden und den Aufbauten des Festwagen sind vielleicht 20cm auf jeder Seite.

Nachdem der Wagen seine Position eingenommen hat, wird die nächste Aufführung vorbereitet. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Seitenteile mit dem Laufweg für die Schauspieler nicht wirklich stabil sind. In der nächsten Aufführung werfe ich daher einen Blick in diese Richtung. Während die Kinder auf dem Steg sind, stützen drei Leute den Laufweg.

Ich wechsele den Standort, denn der erste Wagen wird gleich den finalen Platz erreichen. Der Wagen wird auf den Platz gezogen und in Position für seine letzte Aufführung gebracht. Das Stück kenne ich schon. Jetzt wäre die Zeit für Matsurifutter, aber alle Stände sind auf der anderen Seite der Strecke. Hier steht keine einzige Bude. Also zurück. Und nicht zu spät. Die Leute sind schon am abbauen. Alle potentiellen Gäste ziehen mit den Festwagen mit und der letzte hat ja schon vorhin den Platz verlassen. Also auf ein letztes Hashimaki (und etwas Sake).

Ach ja: Nach den Aufführungen verlassen die Kinder den Festwagen und gehen zurück in das Haupthaus für eine Pause. Wenn die Kinder in vollem Kostüm den Wagen verlassen brandet Applaus auf. Die ganz kleinen werden getragen. Kurz vor der Aufführung kommen die Kindern einzelnd zum Festwagen zurück. Für jeden bildet sich eine Gasse in der Menschenmasse. Applaus und Zurufe. Die Kinder sind die Stars hier.

Von jetzt an Pendel ich zwischen den Festwagen, immer auf der Suche nach dem ultimativem Foto. Es fängt an zu dämmern und ich muss langsam auch die Rückreise im Auge behalten. Es gilt wieder die Regel: „Verletzter sinnvoller Zug“.

Auf dem Abschlussplatz gibt jeder Wagen seine letzte Vorstellung. Jetzt in der Dunkelheit mit der beleuchteten Bühne ist es ein völlig anderen Anblick. Nach der Vorstellung stellt der Wagen für das Gruppenfoto neben die anderen Wagen. Da das Matsuri etwas hinter dem Zeitplan hinkt, schaffe ich dieses Abschlussfoto mit allen vier Festwagen nicht mehr. Ich muss mich mit drei Wagen begnügen.

Zum Rückweg gibt es nicht viel zu sagen, außer: Ich nehme einen Zug, der direkt nach Gifu fährt. Das spart mir ein Mal umsteigen.

Mino Masturi

Heute klingelt der Wecker früher. Mein Zug geht um 7 Uhr. Ich will früh in Minoshi sein und bis dahin sind es 4 Züge. Zuerst geht es mit dem Local wie auch schon die letzten Tage nach Kyoto. Mittlerweile habe ich Übung. Der Wechsel in den Shinkansen ist ein Kinderspiel. Die Fahrt bis Nagoya ist schnell rum. Dort wechsel ich für ein paar Stationen in den Hida-Express.

In Minoota ist der nächste Wechsel. Meine Idee ist es, meine Koffer hier zu deponieren, dann weiter zum Mino Matsuri zu fahren, dann zum Gifu Matsuri und dann spät abends die Koffer hier einzusammeln, bevor ich zum Hotel fahre. Es sind jedoch kein Locker in geeigneter Größe frei. Also Plan B: Zum Hotel, Koffer abwerfen und mit dem Taxi weiter.

Gesagt, getan. Der Taxifahrer bringt mich direkt zum Sammelplatz der Hanamikoshi.Die Hälfte der Schreine ist schon auf dem Weg. Ich bin also spät dran, aber nicht zu spät.

Ich folge der Gruppe, die gerade startet. Ich habe keine Ahnung wo es langgeht und auch eine Karte. Die Schreine sind einzigartig mit ihrem Blumenschmuck. Das Matsuri war eine gute Idee. Die Gruppen sammeln sich in einer Breiten Straße. Nach einer Pause geht es weiter. Die Schreine werden nicht nur getragen, sie werden auch in die Höhe gestemmt. Zudem drehen sich die Gruppen, was aufgrund des Gewichtes schon schwer genug ist.

Aber dann kreisen auch noch zwei Schreine umeinander und kommen sich teilweise sehr nah. Teilweise bin ich sehr dicht am Geschehen dran; also unter der Blumendekoration. Und so mancher ist nicht mehr wirklich nüchtern. Der Eimer mit Sake kreist seit Stunden. Und es ist Sake, da ich auch schon ein paar Runden probieren durfte.

Bis etwa 14 Uhr ziehe die Mikoshi durch die Stadt. Ich folge nach und nach verschiedene Gruppen. Der letzte Abschnitt führt durch die Altstadt. Hier mache ich die besten Fotos.

Am Ende der Prozession erfahre ich allerdings, dass wegen des kommenden Unwetters, das Matsuri für morgen abgesagt ist. Wow. Was für ein Glück, dass ich alles getan habe, um heute den ersten Teil zu sehen. Auf dem Weg zum Bahnhof stoppe ich für Ramen. Dann geht es schnurstracke zum Festival in Gifu.

Die Bahnstation ist ein wenig im nichts; am Rande eines Wohngebietes. Am Rande meint, die Straßen sind schon da, die Häuser fehlen noch. Zumindest rede ich mir das ein.Ich höre Feuerwehr. Ich quere die zweite Bahnstrecke und etwas später sehe ich zum einen die Laternen für das große Feuerwerk (Orientierung), zum anderen sehe ich eine Gruppe mit Glocke und unglaublich lauten Feuerwerkskörpern. Ihr Kennt ihr diese kleinen roten Feuerwerks-Matten von Silvester? Das hier ist die Version für große Jungs. Die sind wirklich laut. Dazu eine Figur auf Pappmaché. Gehören die zum Matsuri dazu und was ist mit dieser Figur?

Am Festplatz angekommen fängt es an regnen. Das ist mal Timing. Es ist noch etwa eine Stunde bis zum Start und so streife ich durch die Stände mit Matsurifutter und Sake. Dabei treffe ich auf eine Gruppe Japaner, die mich quasi einsaugt. Das Unwetter ist da. Der Regen wird stärker. Ich sitze unter einer Plane bei Yakitori und Sake.

Das Feuerwerk wird gleich beginnen. Die tragebaren Schreine und diese Pappmaché kommen zurück; inkl. Feuerwerk. Dann geht auf das Schreingelände und noch mehr Feuerwerk und dazu Bengalos werden abbrannt. Die Kamera zeigt erste Aussetzer durch den Regen und mein Regenmantel von 2004 ist definitiv nicht mehr wasserdicht.

Dann wird das Feuerwerk abgebrannt. Eine Zündschnür bringt das Feuer die Masten hinauf, wo erst eine Art Goldregen abgebrannt wird und dann die Laternen leuchten. Etwa zur Hälfte steigt meine Kamera komplett aus. Die Optik ist „abgesoffen“. Fotografisch ist Feierarbend.

Ich genieße den Rest undokumentiert und gehe dann auf eine letzte Runde Sake zurück zu der Japanergruppe. Es stellt sich heraus, dass es sich um Mitglieder der japanischen „eherenwerten Gesellschaft“ handelt. Yamaguchigumi um genauer zu sein.

Der Rückweg wird kurz hektisch. Ich verpasse die Kreuzung und eh ich es bemerke bin ich 300m in die falsche Richtung gelaufen. Jetzt wird die Zeit knapp. Ich kriege den Zug aber noch. Aber nur, weil er Verspätung hat oder ich den Fahrplan falsch in Erinnerung hatte. Egal. Ich stehe im Zug. Patschnass.

In Minoota muss ich umsteigen. Zum Glück sind die Koffer schon im Hotel, da die Zeit zum Umsteigen sehr knapp geworden ist. Im Hotel falle fast direkt ins Bett. Meine Klamotten sind komplett nass. Da ich bereits in meiner Ersatzhose unterwegs bin stellt mich das vor ein Problem; welches ich aber morgen angeht … oder die Klimanlage trocknet alles.