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USA 17.3 – Indy 500, Race Day

 2023 war ich für ein Jahre in den USA. Mein Idee war es wöchentlich zu bloggen. Das Leben in den USA kam dazwischen. Es ist einfach zu viel passiert. In 2024 habe ich es
  vergessen. Also werde ich die Blogbeiträge jetzt in 2025 wochenweise einstellen.

DEU

Heute ist das Rennen. Erneut bringt mich ein uber zur Rennstrecke. Da mehrere Straßen gesperrt oder in Einbahnstraßen umgewandelt sind, muss der Fahrer kreativ werden. 1 km vor der Rennstrecke ist Schluss. Absolutes Verkehrschaos. Wir brechen die Fahrt ab. Ich laufe zu Fuß die W 16th St entlang.

Ich treffe ein paar Leute auf Weg und wir kommen ins Gespärch. Stellt sich raus, dass einer noch keine Karte hat. Ich habe das Standardticket, mein Sitplatzticket und das VIP-Ticket für die Snake Pit (der Konzertbereich). Ich bentöige das Standardticket gar nicht. VIP + Sitzplatz funktioniert auch. Ich verkaufe das Ticket für ein kühles Bier.

Bis zum Rennen sind es noch ein paar Stunden. Ich gehe zur Snake Pit in der dritten Kurve. Ein langer Weg. Am Pit angekommen ziehe ich den VIP-Karte-Joker. Mein Bändchen gewährt mir Zugang zu einer erhöhten Plattform mit eigener Bar. So lasse ich mir das gefallen. Die Musik ist EDM, was für die jungend Kids, die vermutlich auch Dubstep mögen; nichts für mich. Egal. Partytime.

Dann wird es Zeit für das Rennen. Ich gehe zurück zu meinem Sitzplatz; Haupttribune, mittig der Start-Zielgrades und Blick in die Boxengasse. Die Fahrer werden in Reihenfolge der Startaufstellung die Gerade entlang gefahren und vom Stadionsprecher vorgestellt. Dann marschieren Abordnungen der verschiedenen Teilstreitkräfte auf. Da ist er wieder, der alles durchdringende, amerikanische Patriotismus. Es folgen America the Beautiful , God Bless America und die Nationalhyme. Das volle Programm. Auf die Sekunde genau erfolgt der Überflüg von fünf F-35 Kampfflugzeugen.

Der Patriotismus ist vorbei, und der Start des Indy 500 steht umittelbar bevor. Die Aufwärmrunde beginnt. Und dann geht es los. Fliegender Start. Wow. Die sind schnell. Das ist eine andere Liga als die 24h Nürnburgring. 500 Meilen (805km) und das Rennen ist in weniger als drei Stunden vorbei.

Runde um Runde ballern die Autos vorbei. Bei weit über 350 km/h habe ich keine Chance, ein brauchbares Foto zu schießen. Dafür braucht es eine Profiausrüstung mit viel Glas (großem Objektiv).

Es sind 27°C und die Stimmung ist ausgelassen. Bis zur Halbzeit passiert nichts Spannendes. Ein Wagen ist in der Pitlane ausgebrochen, in die Wand gekracht und ausgefallen. In Runde 91 gab es eine gelbe Flagge. Nix Wildes. Und jetzt ist schon Halbzeit. 400 km zurückgelegt und ich bin erst beim zweiten Bier.

Die Ereignisse stapeln sich ab Runde 184 (16 vor der Zielflagge). Man merkt, dass nach 2,5 Stunden Rennzeit, die Konzentration der Fahrer sinkt und auch das Material an die Grenzen kommt.

In Runde 184 erwischt es Rosenqvist und Kirkwood. Ein Reifen wird abgerissen, fliegt über die Tribünen und landet im Parkplatzbereich. Wow. Die grüne Flagge in Runde 193 mündest fast sofort in einer zweiten roten Flagge. Dieses Mal hat es mehrere Fahrzeuge erwischt. 4 Runden vor dem Rennende endlich wieder grüne Flagge. Hier ist Chaos. In der vorletzten Runde kollideren erneut fünf Fahrzeuge. Die dritte rote Flagge. Die Rennleitung entscheidet, dass die letzte Runde (weiße Flagge) auch die grüne Flagge bekommt. Noch einmal 2,5 Meilen vollpower. Josef Newgarden gewinnt.

Das Rennen ist vorbei. Es folgen Siegerehrung, ein Glas Buttermilch, Kissing the Bricks die Ehrenrunde. OK, das muss ich vielleicht erklären: Der Sieger trinkt medienwirksam ein Glas Buttermilch. Louis Meyer, Sieger von 1933, verlangte nach seinem Sieg ein Glas Buttermilch. Bei seim zweiten Sieg bekam er ein großes Glas Buttermilch und eine Tradition wurde gegründet.  Heute ist das Motto „Winner drink milk“. Gar nicht verkehrt.

Das mit den Bricks ist die andere Sache. Die Start-Ziel-Linie besteht aus Pflastersteinen. Es ist ein Yard der alten Rennstrecke von 1909. Jeder Sieger wird hier mit Namen vereweigt. Jeder Sieger küsst die Steinreihe.

Jetzt geht auf den Rückweg. Was ich nicht bedacht habe: knapp 330.000 Zuschauer wollen jetzt nach Hause. Verkehrschaos. Alle Straßen um die Rennstrecke sind Einbahnstraßen. Das macht die Bestellung eines ubers unmöglich. Wartezeit über 90 Minuten, da keiner anfahren kann. Der Preis liegt bei $95. Angebot und Nachfrage. Verdammter Kapitalismus.

Plan B: Fußmarsch. 5 Meilen. Das dauert mindestens zwei Stunden,  ist aber schneller als auf den uber zu warten. Und billiger. Los gehts. Eigentlich ist es nur N Lynhurst Dr. entlang, immer geradeaus. Das wird langweilig. Kurz vor dem Eagle Creek ist ein Liquor Store.  Die Cops haben gerade was anderes zu tun, also Open Container.

Auf halber Strecke zum Hotel kreuze ich Bahngleise. Dahinter ändert sich die Nachbarschaft in „Sollte ich Weißbrot wirklich hier sein?“ Ich treffe auf ein zwei Fans, die sich ebenfalls für den Fußmarsch zum Wyndham entschieden haben.

Es zieht sich und zieht sich … W Washington St, Bahngleise, S Minnesota St. Einer der beiden schwächelt und sieht nicht gut aus. Zum Glück habe ich im Liquor Store auch Dr. Pepper gekauft. Er scheint unterzuckert oder dehydriert oder beides.

Noch 1,2 Meilen, wenn wir durch das Industriegebiet abkürzen. Rechts, dann Links und weiter geradaus. Ich fange an Kurven zu vermissen. Endlich, das Hotel. Ich will nur noch duschen. Ich verabschiede mich von den beiden.

Nach der Dusche plane ich meine Abreise für morgen. Die Airport-Shuttles sind gut ausgebucht. 5:00 oder 5:45. Mein Flug geht um 7 Uhr und ich muss kein Gepäck aufgeben. Aber eine Stimme sagt mir „5 Uhr“.

Und so wird der Abend kurz. Kein Problem, nach dem Rennen, dem Rumgelaufe, der Party und dem Fußmarsch habe ich keine Zweifel, dass ich sofort einschlafe, wenn ich das Bett sehe. Und was es mit der Stimme auf sich hat, erzähle ich morgen.


Hier ein paar Zahlen zum Rennen aus dem Internet:

  • Durchschnittsgeschwindigkeit = 270,68 km/h.
  • Maximalgeschwindigkeit = 376,936 km/h (Álex Palou)
  • Sieger = Josef Newgarden (#2), Team Penske
    auf Dallara DW12-Chevrolet
  • knapp 330.000 Zuschauer vor Ort (verkaufte Karten)

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USA 17.2 – Indy 500, PreParty

 2023 war ich für ein Jahre in den USA. Mein Idee war es wöchentlich zu bloggen. Das Leben in den USA kam dazwischen. Es ist einfach zu viel passiert. In 2024 habe ich es
  vergessen. Also werde ich die Blogbeiträge jetzt in 2025 wochenweise einstellen.

DEU

Heute ist der Tag vor dem Rennen. Ich werde erst zur Rennstrecke fahren und dann in die Innenstadt zur Parade.

Ein uber bringt mich bis zum Haupteingang im Südwesten. Ich laufe wieder zur Unterführung, die mich in das innere des Rennovals bringt. Hier ist einiges. Autogrammstunde. Hunderte stehen Schlange. Ich laufe ein wenig herum und ergatter ein paar Autogramme; nicht von den großen Namen. Dafür ist die Warteschlange einfach zu lang. Ich habe: Scott McLaughlin (#3), Ed Carpenter (#33) Kyle Kirkwood (#27), alle Startreihe 5. Mir sagen die Namen nichts, aber jetzt habe ich 3 Piloten, denen ich im Rennen folgen kann. Ich kriege sogar den Siegerpokal vor die Linse.

Danach bringt mich ein uber zurück in die Innenstadt. Er setzt mich St Clair & N Capitola Ave ab. Ab hier ist Verkehrschaos. Alle Straßen um die Mall (der große Memorial Park) sind wegen der Parade abgeriegelt. Große LKW versperren die Weg; eine Anti-Terror- bzw. Anti-Amok-Maßnahme. Überall stehen schwer bewaffnete Polizisten. Das ist also die Zukunft für deutsche Veranstaltungen.

Obwohl die Parade die Parade schon begonnen hat, schaffe ich es rüber zur Mall. Jetzt habe ich zwei Optionen für Fotos, da die Parade um die Mall herum marschiert. Die Parade hat Marching Bands, Oldtimer, Nachbarschaftsgruppen und Communities und zwischendurch immer wieder ein Ballon in Form eines Helmes. Der Helm trägt eine Nummer, dahinter Folgen drei Autos. Jetzt kapiere ich: Das ist die Nummer der Startreihe und in den Autos dahinter sind die Fahrer. Kreativ. Weitere Autos sind mit Funktionären des Indy 500 besetzt. Es gibt sogar ein Fahrzeug mit dem Pokal. Und natürlich ist die amerikanische Flagge omnipräsent. Das ist halt ein Redneck-Sport und außerdem ist Memorial Day Weekend.

Die Parade ist sehr amerikanisch. Da gehören Superlatice dazu; Die Purdue Big Bass Drum bezeichnet sich selbst als „World Largest Drum“. Da würde ich mein Veto reinwerfen, kenne aber die exakte Defintion von „Drum“ nicht. Die Japaner hätten ansonsten Größeres zu bieten. Dennoch. Der Sound ist schon mächtig. Und dann ist da noch die „Idaho Potato„. Ein Marketing-Gag, der seit 2012 durch die Lande rollt.

Die Ballons habe ich schon kurz angeschnitten. Neben den Helmen mit der Startnummer, gibt es auch einen riesigen Rennfahrer und einen riesigen Weißkopfadler. Die Ballons werden von mehreren Leuten gehalten und gesteuert. Alle paar Meter halten sie an und rennen im Kreis, sodass sich der Ballon einmal dreht. Das sich die ganzen Schnüre dabei nicht verknoten ist ein Wunder. Jede Drehung wir dvon einem riesigem Applaus quittiert.

Und so geht es die ganze Zeit. Marching Bands, Ballons, Rennfahrer, Community-Groups, Classic Cars, Skuriles.

Die Parade ist vorbei. Es ist kurz nach vier. Was tun? Zurück zur Rennstrecke fahre ich njetzt nicht mehr. Vielleicht sollte ich mir erst einmal Mittagessen organisieren. Die Wahl fällt auf das Buca di Beppo. Ich könnte zurück zum The Block, aber mich gelüstet nach etwas Italienischem.

Im Anschluss laufe ich noch etwas durch die Gegend. Am war Monument treffen sich wieder Car- und Motorrad-Enthusiasten. Ich spreche mit ein paar Besitzer, die sichtlich stolz sind, dass sie mir ihr Fahrzeug erklären können.

Ich laufe etwas die Market Street runter, dann mal hier lang, mal da lang. Immer auf der Suche nach einem brauchbaren Foto. Zurück an der Washington St mache Fotos vom Indiana Statehouse1 und dem Indiana Repertory Theatre2. Die Terrakotta-Fassade ist extrem detailreich.

Ich brauche ein Alster. Ich finde eine Bar und probiere mein Glück. Das Konzept „Alster“ ist natürlich unbekannt, als ordere ich ein Bier, eine Limo und ein leeres Glas. Ich mische selber.

Das Alster (alternativ oder komplementär das Radler) hat zwei Vorteile: Die Limo reduziert den Alkoholgehalt. Das Bier mit seinem Hopfen reduziert die Süße (und Zuckergehalt) und macht das Ganze noch erfrischender. In den USA kommt ein weiterer Vorteil hinzu:  Es drückt den Preis. Während Bier $6-8 kostet, ist ne Lime bei $2 oder sogar gratis.

Der Tag ist noch nicht ganz rum, aber morgen wird ein langer Tag. Und so verlege ich zurück ins Hotel. Das ist bezahlt und will genutzt werden.

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