Oosaka / Mozu Hachimangu

Wow. Total verschlafen. Zudem muß ich die Waschmaschine bedienen. Ein Abendteuer für sich alleine. Wäsche rein. Waschmittel gibt es an einem Automaten. Kauft man wie anderenorts Zigaretten. Geld rein. Klappe aufziehen. Ich starte etwa 2 Stunden hinter dem Zeitplan. Zum Glück habe ich den gestern (wegen der Tokyo-Erfahrung) ausgedünnt.

Auf zur Burg. Hier ist auch er Park. Noch bevor ich dort eintreffe höre ich trommeln. Japanische Trommeln. So gefällt das. Sonne pur, die Burg im Blick und Trommeln. Urlaub. Die kleine Truppe sitzt direkt am Eingang zum Park.

Die hintere Ecke des Parks scheint von Obdachlosen bewohnt zu sein. Überall zwischen den Bäumen stehen Pappkartons, die als Nachtlager dienen. Auf einer Parkbank sitzt eine Gruppe älterer Herren und spielt Shogi. Ich bleibe stehen und werde angesprochen. Leider verstehe ich kein Wort. Ich werde offensichtlich auf eine Partie eingeladen. Ich nehme an. Meine ersten drei Eröffnungszüge scheinen zumindest offen zu legen, daß ich schon mal gespielt habe. Dennoch habe ich nach 20 Minuten verloren. Ich werde auf ein erfrischendes Bier eingeladen. Jetzt bin ich doch etwas peinlich berührt. Nach dem Outfit sind es Obdachlose und sie laden mich auf ein Bier ein. Die alten Herren haben offenbar ihren Spaß, auch wenn ich nur einzelne Brocken verstehe. Geht so in die Richtung „Die Junged von Heute und ihre Computer, keine Ahnung von Strategie und Taktik = Shogi“. Es fällt auch das Wort „Gaijin“. Damit bin ich wohl gemeint. Die 30 Minuten waren eine Erfahrung.

Weiter zur Burg. Auch sie ist eine Rekonstruktion. Ich betrete das Areal durch das große Tor. Hier gibt es einen wirklich großen Stein in der Mauer, den Takoishi. 130t, 60 m^3. Respekt. Durch das Tor in den Innenhof. Die Burg ist ähnlich wie in Nagoya.Das Hauptgebäude, Mauern und ein paar Türme. Der Gesamteindruck ist umwerfend. 500yen Eintritt. Innen sind alte Rüstungen und Waffen ausgestellt. Von ganz oben kann man in alle Richtungen auf Oosaka schauen.

Neben der Burg ist kein kleiner Schrein. Ganz nett. Am nächsten Schrein soll übermorgen eine Moon-Viewing-Zeremonie stattfinden. Ich merke mir den Standort. Weiter zum nächsten Park. Booring. Auch der Aussichtsturm ist wenig spektakulär. Reißt gerade meine Glückssträhne? Egal, der Tsutenkaku Tower ist das Wahrzeichen von Oosaka. Vom Turm aus kann ich das Ferries Wheel bei dem Ryokan sehen. Ganz schön weit draußen.

Einschub: Der Betreiber vom Ryokan hat mir heute morgen einen Eventplan gegeben. Für den 28. sind zwei Moon Viewings (Oosaka Tenmangu und Sumiyoshi Taisha Schrein) gelistet. Heute gibt es ein Schreinfest am Mozu Hachimangu Schrein im Süden von Oosaka. Ein weiteres Fest ist am Abenoseima Schrein. Ich lasse zwei andere Schreine aus, hole ich eventuell am 28. nach und schaue mir den Schrein an. Hm. Viel los ist nicht. Es ist bereist 16 Uhr, also auf nach Mozu!

Schreinfest am Mozu Hachimangu

An der Bahnstation weiß ich nicht wo lang. Ich gehe nach rechts über die Gleise. Gleich hinter mir schließen die Schranken. Der nächste Zug kommt. Ein kleiner Pfeil an den Warnlichtern zeigt an, aus welcher Richtung der Zug kommt. Ich laufe etwa 300m. Eigentlich sollte hier der Schrein sein, aber links und rechts nur Park. Der Park auf meiner Seite will sogar Eintritt. Er scheint etwas besonderes zu sein. [Nachrtag: Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weis, ist die Tatsache, daß hier in Mozu die alten Grabanlage stehen, die von oben aussehen wie ein Schlüsseloch. Ich muß hier unbedingt noch mal hin!] Ich gehe zurück zum Bahnhof. Die Schranken sind schon wieder unten. Kaum habe ich nach dem Zug die Seite gewechselt, schließen die Schranken schon wieder. Vielbefahrene Strecke.

Nach 500m der Schrein. Erst jetzt stelle ich fest, daß ich kein Geld mithabe. Zurück zum Bahnhof. Da gab es einen Seven Eleven. ich glaube, die habe einen Automaten. Leider will der meine Master Card nicht. Ich frage nach einer Bank. Auch dort habe ich kein Glück. Das ist extrem ärgerlich. Ich habe eine Stunde und das restliche Tageslicht verbraten und immer noch kein Geld. Jetzt ist es auch egal. Zurück zum Schrein.

Ich bin jetzt schon begeistert. Also die Stufen rauf zum Schrein selbst. Oben ist die Hölle los. Trommeln und Rufe, rythmisches Klatschen. Oben werden unter dem tosenden Beifall Futondaikos getragen. Das sind riesige Holzgestelle, die von etwa 60 Mann getragen werden. In der Mitte ein riesiger Aufbau. Unten eine Trommel (Daiko) und oben etwas, das aussieht wie eine zusammengelegter Futon. Das ganze wiegt, so erfahre ich etwa 3t. Respekt, zumal auf Kommando das ganze in die Höhe gestemmt wird. Gelingt dies, ist der Beifall enorm. Es wird Konfetti geworfen. Die Stimmung ist riesig.

Das Matsuri ist in vollem Gange. An einem Weg um einen Teich herum stehen kleine Buden mit Essen. Auf einem Platz stehen weitere Buden. So habe ich mir Schreinfeste vorgestellt. Auch die lange breite Straße mit der Treppe zum Schrein hat Buden. Hier gibt es alle: Okonomiyaki, Takiyaki, Sushi, Yakitore. Man kann Fische angeln, Dosen werfen, Masken von Mangafiguren kaufen. Viele Mädchen tragen Kimono, die Männer Yukata. Tausende kleine Buden. Spaß und Freude. Und das wichtigste: Keine Besoffenen, die einem die Stimmung verderben. Ich habe bisher auch nur einen einzigen Polizisten gesehen. Und der hat den Verkehr geregelt.

Am Rande stehen weitere Futondaikos. Ich habe noch nich raus, ob das hier ein Wettkampf ist. Ich erfahre aber, daß die einzelnen Gruppen aus der Umgebung kommen. Sie haben bereits gestern die FD teilweise über 4km hierher getragen. Getragen! Nicht mit dem LKW gefahren.

Jetzt kommt das nächste FD an die Reihe. Mit einem Kommando das klingt wie „Ichi-ninno-san“ (etwa 1-2-3) wird das Ding aufgesattelt. Während des Tragens rufen die Leute so etwas wie „dema-dema-demo sho shei“ mit Betonung auf den letzten beiden Worten.

Heute Abend ist das Fest zu Ende. Glück gehabt. Gegen 19 Uhr, es ist schon sehr dunkel, machen sich die Gruppen auf die Heimreise. Zuerst müssen die FD die 60 Stufen hinab getragen werden. Zur Erinnierung, die wiegen knapp 3 Tonnen! Jetzt sind dutzende Polizisten im Einsatz, die die Strecke räumen. Wenn das Ding jetzt wegkippt … Dann … Die laufen die Stufen wieder rauf. Der Beifall ist enorm und verdient. Wieder Konfettiregen.

Dann geht es auf die Heimreise. Die Treppe wieder runter und den Buden vorbei. Alle paar Meter tauschen die Träger durch. Ich begleite den Truppe mit der Kamera. Der Futondaiko schwankt. Der Abstand zu den Häusern ist nur 1-2m. Niemand darf vorbei. Nicht auszudenken was passiert, wenn jemand zwischen Futondaiko und Wand eingeklemmt wird. Oben sitzen immer noch etwa 6 Jahre alte Jungen und schlagen die Trommel. Das machen sie schon die ganze Zeit.

Um 21 uhr stehe ich am Bahnhof. Ich will noch länger bleiben, aber irgendwann ist Schluß. Während ich auf den Zug warte, passiert ein anderer Futondaiko den Bahnhof. Dieser wird von einer riesigen Menschenmenge begleitet. Mit diesem Eindruck steige ich ihn die Bahn. Kaum bin ich unterwegs, sehe ich Regentropfen an der Scheibe. Alles richtig gemacht.

Fazit: Das Matsuri, die Burg, das Shogi-Spiel. Ein gelungener Tag. Er hatte seine Duststrecken, aber unter dem Strich ein gelungener Tag in Japan. Wenn ich überlege, daß das Matsuri nur Zufall war. Mit zu diesem positiven Eindruck zählen die Leute, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Es ist bisher der beste Tag des Urlaubs.

Randnotiz:

  • Moon Viewing ist eine alte Shinto-Zeremonie. Sie findet um den ersten Vollmond mach der Tag-Nacht-Gleiche (Herbstanfang) statt. Sollte man sich merken.
  • Irgendwie scheint jede Stadt ihren Funkturm mit Aussichtsplattform zu haben. Dies hier ist der Erste nicht in Eiffelturm-Optik.
  • Werde unterwegs von einer Japanerin angesprochen. Sie lernt gerade Englisch und will sich ein bischen unterhalten/üben. Warum nicht.
  • Immer ausreichend Bargeld mitnehmen !
  • Kreditkarten nicht nicht jeder Geldautomat !
  • Habe heute die neuen Treter ausprobiert. Hab eh Blasen an den Füßen von den beiden Touren in Tokyo. Motte: Jetzt ist eh egal. Superbequem. Keine neuen Blasen bekommen. Ich hätte die gleich am ersten Tag anziehen sollen.

Nagoya / Zwischenstop

Der Zug rollt in Nagoya ein. Ich verstaue meine Koffer im Coin Locker. Weitere 600yen sind weg. Das wird langsam teuer, aber immerhin besser als mitschleppen oder an Nagoya vorbeifahren. In der Touristeninfo organisiere ich eine Karte samt U-Bahnnetz.

Erwische sofort die falsche Bahn. Also gut, zuerst zum Schrein. Raus aus dem Untergrund stehe ich an einer Kreuzung. Wo lang? Habe die Himmelsrichtung nicht und vier Straßen zur Auswahl. In der Hoffnung, daß die Mauer an der einen Ecke zum Schrein gehört nehme ich die Straße zur rechten. Glück gehabt, nach 300m ist der Eingang. Wurde kurz nervös.

Der Schrein liegt in einem Waldgebiet und ähnelt damit dem Meiji Jingu. Auch sind die Gebäude aus dunklem Holz. Die Architektur ist jedoch anders. Hier laufen viele Priester rum und ich stelle mir die Frage, ob die Fabe des Hakama eine Bedeutung hat. Die Männer tragen ein hellblau/türkis; die Schreinmächen (Miko) orange. Ich sehe aber auch weiß und violett.

In einem Nebengebäude ist ein üverdimensionales Schwert ausgestellt. Aber ich bin für den Eintritt doch zu geizig. Zudem drängt die Zeit. Erst später lese ich, daß  dieses Schwert eines der drei Reichsinsignien ist. Ich Depp.

Dann zur Burg von Nagoya. Leider habe ich die Zeit aus den Augen verloren. Die Burg selbst ist schon geschlossen. Das Gelände um die Burg herum ist noch 35 Minuten geöffnet. Für einen Craskkurs reicht es. In der Burg wäre es für Fotos eh zu dunkel. 500yen Eintritt bin ich dennoch los. Gleich zur rechten ist ein kleiner Garten mit einem Teehaus.

Die Burg ist imposant, auch wenn es ein Nachbau ist. Das Original wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Die hohen Burgmauern sind schneeweiß. Der Dachfirst wird von zwei goldenen Delphinen / Karpfen (?) verziert. Sie glühen förmlich in der tiefstehenden Sonne. Neben dem Hauptgebäude steht noch ein Teil der Mauer, sowie ein Eckturm. Die hohen Mauern mit dem Burggraben wirken unüberwindbar.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof lege ich noch einen Stop bei Hisaya Odori ein. Der Park ist nahe am Bahnhof. Der Park hat eine unterirdische etwa 300m lange Shoppingmall. Oben gibt es ein paar Skulpturen und einen Funkturm, der wie ein Mini-Effelturm bzw. ein Mini-Tokyo Tower aussieht, nur nicht orange.

Um 17:40 erreiche ich den Bahnhof in der Dämmerung. Mein Zug rollt um 18:10, nur 30 Minuten später, in Dunkelheit los. Ich döse sofort weg und wache erst kurz vor Oosaka wieder auf. Timing. Oder einfach nur Glück gehabt. Mit der U-Bahn geht es sofort weiter nach Osaka-ko. Es ist schon spät. Bis hierher habe ich es geschafft. Leider ist die Karte damit zu Ende. Das Rykon liegt irgendwo zwischen der Bahnstation und dem Riesenrad. Wieso steht hier eingentlich ein Risenrad. Ok, in Yokohama stand ja auch eines.

Wo ist 4-1-22? Auf zur Polizeibox. Keiner da. Ab zum Supermarkt. Die Kassiererin hat keine genaue Position, aber eine Ahnung. Sie hängt kurzerhand ein Schild in die Tür und begleitet mich. Unterwegs treffen wir eine Passantion, die ebenfalls so eine Ahnung hat. In einer Nebenstraße treffen wir auf den Polizisten. Er war auch Rundgang. Jetzt sind wir zu dritt. Hoffentlich finden wir das Ryokan bald. In einer weiteren Nebenstraße ist das Ryokan. Wow. Ohne fremde Hilfe hätte ich das nie gefunden.

Das Ryokan ist klein und bei weitem nicht so beeindruckend wie das Edoya. Das Zimmer ist nur 7 Tatami groß und ich habe kein eigenes Badezimmer. Dafür kostet die Nacht auch nur die Hälfte. Air Condition und Heißwasserkocher für Tee sind trotzdem vorhanden. Es gibt Gemeinschaftduschen und eine „Common Bath“. Dieses kann abgeschlossen werden, damit man beim Baden seine Ruhe hat. Der Fairness halber sollte man nicht stundenlang baden. Für mich ist das ok. Um 24 uhr ist Sperrstunden. Ups. Da muß ich aufpassen.

Auf zum Ferris Wheel. Viel los ist hier nicht. Es gibt das Jony’s. Vielleicht eine Disko. Davor stehen diese getunten überdimensionalen Roller, die ich schon in Tokyo gesehen habe. Ich blicke aufs Wasser. Urlaub. Die Tempozan-Ohashi-Bashi. Daneben eine Insel mit beeindruckender Skyline. Auf der anderen Seite geht dieses Lichtermeer weiter: WTC und CosmoSquare. Diese Insel ist neu. Sie ist in meinen Reiseführern noch nicht eingezeichnet. Die Insel daneben (Yumeshima) ist noch nicht fertig. Die Autobahn macht hier ein wahres Inselhopping.

Letzter Stop ist ein Resto an der Bahnstation. Man hab ich Hunger. Viel Auswahl gibt es nicht. In Ueno war das anders. Ich entscheide mich für Ramen (600yen). Wow, ist das lecker. Um 23:30 schleiche mich mich ins Ryokan. Der Betreiber liegt im Wohnzimmer und schläft auf dem Sofa vor dem Fernseher. Manches scheint überall gleich zu sein.

Randnotiz

  • Das mit diesem Schulmädchenuniformen scheint zu stimmen. Sie haben immer diesen Matrosen-Look, den man aus Sailor Moon kennt. Außerdem scheint zu gelten: je älter die Schülerin, desto kürzer der Rock. Gefährlich. Böse Zungen behaupten, daß es Absicht ist (Mehr zu diesem Theme berichte ich gerne offline).
  • Bereits zum drittten Mal erlebe ich, wie schnell und wie früh es in Japan dunkel wird. Es fehlt die Sommerzeit und die geografische Breite. Jetzt zur Tag-Nacht-Gleiche ist die Dämmerung zudem am Schnellsten.
  • 4-1-22 meint in etwa 4-chome, also Bezirk an der 4. Straße. Es ist der 1. Bezirk und in diesem ist es das 22. Haus. Leider sind weder Straßen, noch Bezirke in einer logischen Reihenfolge. Die Häuser schon gar nicht. Es hat den Anschein, daß die Nummern nach Baudatum vergeben wurden. Das erste Haus kriegt die 1, egal wo es steht, usw.
  • Das Porto für Postkarten nach Deutschland sind 40yen (30 cent). Halber Preis für innerdeutsche Postkarten !
  • Zwei Dinge werde ich in Deutschland vermissen: Ramen und Getränkeautomaten

Kaiserpalast / Shinkansen

Um 7 Uhr klingelt der Wecker; bin hundemüde. Die letzten drei Tage waren doch anstrengend. Und so wie es aussieht habe ich mich an die Zeitverschiebung gewöhnt. Um 9 Uhr und nach dem Frühstück mit Miso, Reis, Börtchen, Marmelade und Kaffee checke ich aus. Mit der U-Bahn geht es zum Haputbahnhof. Allerdings: Die U-Bahnstation Otemachi ist 680m vom Bahnhof entfernt. Ich laufe die Strecke unterirdisch. Irre durch den Bahnhof, bis ich einen Coin-Locker finde, der groß genug für mein Gepäck ist. 500yen kostet mich das. Autsch.

Dann suche ich die Ausgabestelle für den JR Pass. Er öffnet wirklich Punkt 10 Uhr und keine Sekunde früher. Eine halbe Stunde Schlange stehen hinter so einem blöden Ami, der mir den letzten Nerv raubt. Ich lege meinen Voucher auf den Tisch. Die Frage nach dem Startdatum verwirrt mich. Heute! Ich hätte den schon früher holen können. Hätte ich das gewußt. Merken. Wenn man das Startdatum noch wählen kann, das nächste Mal den JRP gleich am Flughafen holen.

Jetzt schnell zum Kaiserpalast. Vielleicht ist der Garten ja heute zugänglich. Aber wo lang. ich habe komplett die Orientierung verloren. Ich brauche weitere 30 Minuten bis zum Palasteingang. Ich bekomme einen kleinen Plastikchip als Eintrittskarte. Ich muß sie beim Verlassen wieder abgeben. So wissen die Wächter immer, wie viele Touristen auf dem Palastgelände sind. Man schreitet durch das riesige Tor in eine grüne Oase. Die Mauern sind echt heftig. Einzelne Quader habe eine Kantenlänge von fast 2m. Die europäischen Burgen wirken da fast wie Spielzeug. Beeindruckende Bauten gibt es im Inneren nicht. Dennoch hat das Gelände etwas. Liegt wohl daran, daß es Teil des Palastes ist. Ich mache einen schnellen durchlauf. Das Wetter ist eh mies und ich will ja noch in Nagoya stoppen.

Zurück zum Tokyo Hauptbahnhof. Wo sind die Koffer? WO bin ich? Ich glaube es nicht. Jetzt bin ich in Yeasu. Das ist auf der anderen Seite. Zurück. Nichts kommt mir bekannt vor. Ein Schild sagt 300m bis Nihonbashi. Ich bin komplett falsch. Das ist die nächste U-Bahn-Station. Wieder zurück. Langsam werde ich nervös. Nachdem ich den Koffer endlich gefunden habe und am Gate zum Shinkansen stehe, ist der Zug weg. War ja klar. Ach ja. Die Shinkansen haben eine extra Schranke. Es ist sozusagen ein Bahnhof im Bahnhof. Ohne gültigen Fahrschein kommt man nicht rein. Getoppt wird das ganze dadurch, daß es einen grünen und einen blauen Shinkansenbereich gibt. Man bin ich froh, wenn ich endlich im Zug sitze.

Ich hole mir ein neues Zugticket. Und stehe jetzt am Shinkansen Bahnsteig. Auf dem Fußboden sind Linien aufgemalt. Waggonnummern stehen darauf. Der Bahnsteig ist mit einem Geländer abgesichert. Die Türen sind genau da wo die Löcher im Geländer sind und die Linien auf dem Fußboden enden. Wow. Die Züge stoppen hier auf wenige Zentimeter genau. Mein zug ist noch nicht da. Die Anzeige auf dem Bahnsteig ist zweisprachig und zweischriftig. Der Zug auf dem Nachbargleis fährt gleich ab. Der Schaffner auf dem Bahnsteig schaut auf die Uhr und dann auf seinen Fahrplan. Beide Bewegungen begleitet er mit einem Handzeichen. Dann zeigt er auf den Zug, auf die Anzeige des Zuges und in die Fahrtrichtung, begleitet von dem Pfiff seiner Trillerpfeife. Der Zug schließt die Türen und rollt los. Der Zug ist lang. 16 Waggons. Als der letzte an mir vorbeirollt ist der Zug schon schnell.

Jetzt kommt mein Shinkansen. Hikari der Name. Ich steige ein. Wow. Feeling wie in einem Flugzeug. Drei Sitzreihen pro Seite. Mit Armlehne. Hier im Türbereich ist sogar ein Telefon. Platz 6A. Es gibt sogar Klapptische wie im Flugzeug, man kann die Lehne verstellen und die Beinfreiheit ist mehr als ausreichend. Und das alles  in der zweiten Klasse. Eine Durchsage und der zug rollt smooth an. Kein ruckeln. Wir sind erst ein paar Meter gefahren, da kommt auch schon der Mitropa-Mensch mit seinen Verkaufswagen. Bis Nagoya sind es nicht einmal 2 Stunden.

Wir fahren über eine breite Brücke. Unten nur ein schmaler Flus mit viel Ufer. Haben wir gerade Ebbe oder sind das Überflutungsflächen. Der Zug fährt etwa in Höhe des 3. OG. Dadurch hat man einen guten Blick auf die Landschaft. Einzig nervt, daß ein Tunnel nach dem anderen folgt. Es wird bergiger, die Bebauung nimmt ab. Hier gibt es jetzt auch Häuser mit Gärten. Geht doch.

weiter mit Nagoya im nächsten Blogeintrag …

Randnotiz:

  • Shinkansen: Es gibt verschiedene Shinkansen. Der Name bezieht sich nicht auf den Zugtyp, sondern auf die Anzahl der Zwischenstops. Hikarai hält überall. Der Kodama läßt einigen kleine Stationen aus. Der Nozumi, für JRP-Benutzer nicht freigegeben hält nur an großen Orten. Es ist der Schnellzug unter Schnellzügen.
  • Die Sitze lassen sich drehen. So sind sie immer in Fahrtrichtung. Alternativ kann man sich einen 6er-Block bauen. Das nenne ich Luxus.
  • Die Fahrstrecke Tokyo-Nagoya kostet ohne JRP fast 11000yen, das sind knapp 80 Euro. Der JRP lohnt sich jetzt schon. Tokyo-Oosaka ohne Zischenstop wären 14000yen. Autsch.
  • Nachtrag zu Shiodome: Bahnsteig und Gleisbereich sind durch Glas getrennt. Die Türen öffnen nur, wenn die U-Bahn steht. Mehr Sicherheit geht nicht.
  • Telefone: Öffentliche Telefone haben  nicht nur einen Telefonhörer. Sie haben auch einen Anschluß für Notebooks via Kabel (RJ11) oder Infrarot. Ein kleiner Klapptisch ist auch vorhanden.

Tokyo / Der zweite Marsch

Ich bin die letzten beiden Tage zu viel gelaufen. Meine Füße sind platt. Und ich habe einseitig Sonnenbrand. Der muß von vorgestern sein. Ich bin fast immer nur in Richtung Westen gelaufen. Heute ist der zweite Marsch durch Tokyo. Dieses mal nehme ich aber die U-Bahn und morgen geht es mit dem Shinkansen nach Oosaka. Da habe ich etwas Erholung. Auf meiner heutigen Liste stehen: Kaiserpalast, Meiji Outer Shrine, Shinjuku Gyoen, Tokyo Tower, Zojiji, Ginza.

Der Ostgarten ist geschlossen. Zu dumm. Also laufe ich einmal um das Palastgelände herum. Der Weg ist an sich langweilig. Hier gibt es nicht zu sehen. Ein kleiner Park im Norden, dann die Takebashi, ebenfalls geschlossen. Weiter geht es auf der Südseite um das Gelände herum. So langsam begreife ich, wie groß das Areal ist, wie hoch die Mauern sind. Überall Kameras. Links an der Mauer ist es grün. Rechts auf der anderen Straßenseite stehen Hochhäuser. Der Bürobereich Kasumigaseki. Ich betrete den Platz vor der Brück Nijubashi. Es ist ein Postkartenmotiv. Vor der Brücke eine riesige Bank und professionelle Fotografen. Man war nicht in Tokyo, wenn man nicht von sich und der Nijubashi ein Foto hat. Ohne die Kirschblüte scheint aber etwas zu fehlen. Dennoch hat die Brücke was.

Ich drehe mich um. Das hatte ich nicht erwartet. Eben noch der Blick auf das Herz des alten Edo, sehe ich jetzt die moderne Skyline vom heutigen Tokyo. Entrückt. Zwischen den Häusern und mir ist eine Fläche mit grauem Schotter und ein Rasenstreifen mit Bäumen. Es wirkt so aufgeräumt und mit dem Hintergrund so unwirklich. Diese riesige leere Fläche und dahinter dicht an dicht diese Bürotürme. Daß sich Tokyo so einen Leerstand erlaubt. Wow. Was muß dieser Parkstreifen wert sein. Ich erinnere mich an die Story aus der Zeit der Bubble Economy. Das Gelände des Kaiserpalastes hatte den gleichen Immobilienwert wie der US-Staat Kalifornien. Man braucht ein paar Sekunden. Ich bin eben um ein Grundstück herumgelaufen, daß Milliarden wert war. Was kostet dann wohl der Rasen unter einem dieser Bäume?

Auf der anderen Straßenseite liegt der Hibiya-Park. Ich hatte mir ehrlich gesagt etwas mehr erhofft. Es ist grün. Ein Teich mit Springbrunnen. Aber irgendwie europäisch. Nach Reiseführer gibt es in Kasumigaseki ein Hochhaus mit Aussichtsebene. Ich finde es nicht. Dafür aber die U-Bahnstation. Von hier fährt die Chiyoda-Linie nach Harajuku, dem unteren Eingang zum Meiji-Schrein. Vielleicht hat er heute geöffnet.

Ab in den Untergrund. Hier stehe ich vor dem Fahrkartenautomat wie der berühmte Ochs‘ vorm Berg. Oben eine Karte mit dem Streckennetz. Für jede Zielstation ein anderer Preis. Auweia. Ein Japaner hilft mir bei der Kartenauswahl. Eigentlich doch ganz einfach. Er hat auch noch einen Tip für mich: Lieber zu billig kaufen. Nachzahlen kann man am Ausgang. Das ist gut zu wissen. Am Zielort angekommen trennt mich nur noch eine Straße vom Schrein. [Nachtrag: Was ich nicht weiß ist, daß linker Hand das Olympia-Gelände und hinter mir die Omotesando ist. Beide Orte sind für Architekten ein muß. Die Omotesande ist ferner die neue Ginza: Gucci, Armani, Boss, alle sind sie hier vertreten]

Der Weg führt in ein Waldgebiet. Der Lärm von Tokyo weicht Blätterrauschen. Diese Schreine sind wirklich nicht Teil von Tokyo, scheint es. Der Weg führt an einem Regal mit Sakefäsern vorbei. Es sind Gaben für die Götter. Der Weg selbst ist mit grauem Schotter bedeckt, überall stehen Steinlaternen. Die Bäume sind riesig.

Links geht es in einen Park. Kostet Eintritt und nicht gerade wenig. Ich habe keine Lust. Das Wetter ist auch nicht das Beste: Es ist wolkig; sieht nach Regen aus. Dann kommt der Schrein ins Blickfeld. Die Gebäude sind aus schwarzem Holz. Es gibt keine bunten Verzierungen wie in Kamakura. Die Ende der Balken sind weiß gestrichen. Einziger Kontrast zum Rest. Vielleicht wirkt deshalb alles so sakral. Ich schreite durch das Tor. Nicht ohne vorher die Hände mit Wasser gereinigt zu haben. Das ist im Shinto brauch. Hand und Mund können Böses tun und werden deshalb vor dem betreten gereinigt. Nebeneffekt: Es erfrischt.

Ich stehe auf einem großen Platz. Grauer Schotter. Wege sind markiert. Der Platz ist eingezäunt. Zwei große Bäume stehen links und rechts der Haupthalle. Von hier kann man einen weiteren Platz sehen. Für Besucher ist hier Schluß. Das Gebiet hinter der Absperrung ist nur den Priestern zugänglich. Ich verlasse das zentrale Areal durch eines der Seitentore und laufe über das Areal. Schön ruhig hier. Im Norden gibt eine Wiese mit Teich und einem weiteren Gebäude. So weit ich das sehe wird hier Kyodo geübt.

Der Ausgang im Nordosten spült mich zurück in die Straßen von Tokyo. Es sind etwa 1,5km bis zum Shinjuku Gyoen. Er kostet Eintritt. Der Park ist ganz ok: Waldgegend. Teiche, Wiesen. Etwas trist jetzt im September; im Frühjahr sicherlich ein Kracher. Die Ansicht ist schon gewöhnungsbedürftig: Ich stehe auf einer Anhöhe, unter mir ein riesiger Teich und eine Wiese. Hinter dem Teich ein Wald und dahinter die Skyline von Tokyo. Es wirkt so weit weg und es sind dennoch nur etwa 200m. Ich laufe zum Westausgang. Hie ist die Parkanlage sehr europäisch: mit Wegen und grünen Flächen. Alles ist Symmetrisch. Wie in einem Schloßgarten.

Weiter zum Meiji Outer Garden. Er ist fast schon enttäuschend. Dominiert wird er von Sportstadien (Olympia). Dann weiter zum Imperial Garden, den ich fast komplett umrunde, bevor mir klar wird, daß er für Normalsterbliche nicht zugänglich ist. 3km vergebens. Aber die Straßen waren schön. Hier standen sogar Bäume. Sie sind richtig aufgefallen.

Ich setze mich in die U-Bahn und fahre zum Tokyo Tower. Er ist groß und orange. Der Eintritt zur Aussichtsplattform kostet 10€. Das ist mit dann doch etwas zu viel. Trotzdem: Das Wahrzeichen von Tokyo ist abgehakt. Nebenan soll es den Zojiji Tempel geben. Die Straße runter, dann rechts. Ein Friedhof. Hier bin ich falsch. Also zurück. Dann stehe ich am richtigen Eingang zum Zojiji. Der Tempel ist sehenswert. Allerdings fehlt im das gewisse etwas. Er kann mit Kamakura nicht mithalten.

Ich laufe zu Fuß (ich Depp) bis nach Shiodome. Von hier fährt ein Bahn über die Tokyo Rainbow Bridge ins Hafengebiet. Hier soll ein neues Tokyo entstehen. Das Gelände ist künstlich. Die ersten Gebäude stehen schon. Irres Design. Diese Treppen und diese Kugel. Ich vermute ein Restaurant im inneren. Viel los ist hier nicht. Um das Gebäude herum steht so gut wie nichts. Ich quere die Autobahn. Und dann immer geradeaus. Hier ist echt nichts los. Ein Brücke. Wenn man überlegt, daß sie zwei Landteile verbindet, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab. Das Ziel sind zwei Gebäude. Eigentlich eines: Tokyo Big Seito. Aber dort angekommen doch eher enttäuschend. Vielleicht liegt es auch daran, daß meine Akkus jetzt komplett leer sind. Mein Füße wollen nicht mehr. Also kurze Pause bei einem Caramel Macchiato von Starbucks. Anschließend geht es zurück nach Odaiba. Auf dem Weg dorthin sehe ich noch ein  Areal, das gerade aufgeschüttet wird. Tokyo wächst immer weiter ins Wasser.

Es geht mit der Bahn zurück über die Brücke. Ich laufe die Ginza hinauf. Eine Shopping-Straße pur. Viel los ist hier nicht. Sicherlich liegt es mit an der Uhrzeit. Es ist 18 Uhr und die Dämmerung klaut mir das Licht für Fotos. Sicherlich ist hier Sonntags mehr los. Dem Reiseführer nach ist die Straße dann für den Autoverkehr gesperrt. So ganz glauben kann ich das nicht. Die ist 6-spurig und sicher wichtig.

Auch wenn es nur zwei Stationen sind nehme ich die Bahn zum Hauptbahnhof. Hier gibt es die unterirdische Stadt Yeasu. Eigentlich sind es Verbindungsgänge zwischen den verschiedenen U-Bahn-STationen, dem Bahnhof und mehreren Bürogebäuden und Kaufhäusern. Ein Netzwerk von unterirdischen Wegen, die beidseitig Geschäfte und Kneipen haben. Das ist wirklich eine kleine Stadt untertage. Ich vermute, man kann in Tokyo leben ohne jemals an die Oberfläche zu müssen. Das ist riesig hier unten.

Randnotizen:

  • Kurz bevor ich am Hotel bin, fängt es an zu regnen. Glück gehabt.
  • Wetter morgen: Oosaka und Tokyo über 30°C, Wolken, vereinzelt Regenschauer
  • Taifun zieht unter Honshu entlang Richtung Festland. Das hier sind die Ausläufer.
  • Asakusa-Tempel fehlt noch.
  • Ginza am Sonntag kollidiert mit den Plänen für Nikko.
  • Schon wieder den Yasukuni vergessen.
  • Verkehr auf dem Expressway war enorm: 6 Spuren in eine Richtung und Stau.
  • Im TV läuft gerade ein Bericht über die Alpen. Ist schon komisch wie die Japaner Deutschland sehen (Deutschland=Bayern). Dazu gibt es Blasmusik, einen kleinen Deutschkurs und den Hinweis, daß der neue Toyota „Raum“ heißt.

Kamakura / Yokohama

Für heute stehen Kamakura und Yokohama auf dem Plan. Sie liegen beide an der gleichen Bahnlinie. Ist also ein Abwasch. Früh geht es los. Erst nach Tokyo und dann mit der Sobu Line weiter. Nach 90 Minuten fahrt bin ich um 10:30 in Kita-Kamakura. Nach dem Reiseführer stehen hier die ersten beiden großen Tempel. Nach Kamakura werde ich dann laufen. Ist nur eine Bahnstation.

Der Engaku-ji ist gleich hinter dem Bnhhof. Der Bahnsteig ist schmal. Es gibt keine Absperrung, die man passieren muß. Etwa 100m den Gleisen folgend, stehe ich vor dem riesigen Tor am Tempeleingang. Das Sanmon ist einfach nur groß. Das Dach überdimensional im Vergleich zur restlichen Konstruktion. Die Haupthalle ist ähnlich beieindruckend. Hier übertrifft der Eindruck die Bilder im Reiseführer. Ich laufe durch das Tempelareal.

Zwei kleinere Tempel überspringe ich und ich bin am Kencho-ji. Wieder ein imposantes Sanmon. Und wieder muß ich Eintritt zahlen. Ich versuche mich in Japanisch. Aber erst der Zeigefinger für eine Person wird verstanden. Wichtig: Zeigefinger = 1, Zeigefinger und Mittelfinger = 2, der Damen zählt erst bei 5 mit.

Hier der Haupthalle ine japanischer Tempelgarten. In dieser ruhigen Umgebung hat er eine magische Wirkung auf mich. Ich setze mich auf die Holzterasse und genieße den Anblick. Alle anderen werfen nur einen kurzen Blick auf den Garten und gehen wieder. Egal. Für mich ist das hier neu. Ich will es aufsaugen.

Ich folge der Straße bergab nach Kamakura. Etwas langweilig. Ein kleiner Tunnel. Dann links kleine rote Torii über einer Treppe. Neugier. Ich schaue mir das genauer an. Die Treppe führt einen kleinen Hügel hinauf. Eine Sackgasse. Aber hinter der Kurve steht noch was. Ein Schrein. Ich laufe vorbei an Gebäuden aus rotem Holz. Die Trägerbalken sind bunt verziert. Mein weg führt mich zu einem Platz. Von hier führt eine Treppe hinunter auf einen großen Vorplatz. Ich drehe mich um. Wow. Was für eine Schrein. Tsurugaoka Hachimangu. Der große Schrein von Kamakura. Ich hab den Hintereingang erwischt. Die Wirkung ist wegen ihrer Spontanität umso imposanter.

Unten auf dem Platz steht ein Regal mit großen Sakefässern. Durst hätte ich schon. Mittig eine überdächte Bühne mit Priestern. Besser als ich dachte. Von der Treppe aus kann man drei große Torii sehen. Sie stehen in Kamakura. Das letzte unten am Wasser, das erste am Ende des Schreingeländes. Am dem Weg dorthin fällt mein Blick auf eine Art Prozession. Stop. Eine Hochzeitszeitgesellschaft. Die Braut in weiß, dahinter die Famile. Alle in Kimono. Ein Shintopriester führt die Gruppe an. Ich Folge in einigem Abstand. Sie gehen zu der Bühne. Es wird kaum etwas gesagt. Ich verstehe es nicht. es wirkt aber sehr zeremoniell und beeindruckt. Alles scheint besiegelt zusammen, als das Brautpaar eine Schale Tee trinken. Daher also der Spruch in einigen Anime. Das gemeinsame Trinken scheint die Ehe zu besiegeln.

Jetzt aber weiter. Zur Straße und dem ersten Torii. Hier beginnt eine Allee. Links und rechts ist die Straße, in der Mitte eine Allee für Fußgänger. Wirkt sehr entspannend. Gerade, wenn aus Tokyo anreist. Links und rechts der Straße sind kleine Länden und Restaurants. Es wirkt schon wie eine Touristenhochburg, aber es gefällt. Ich laufe die Straße runter und hinter der Eisenbahnüberführung rechts.  Danach immer geradeaus. Ziel ist der große Buddha.

Ein Bahnübergang. Ich höre das Ding-Ding-Ding-Ding, das ich aus den Anime kenne. Die Schranken schließen sich. Das ist aber kein Schlagbaum. Eher ein Metallrohr, daß sich unter seinem eigenem Gewicht durchbiegt. Das klingeln hört nicht auf. Der Zug fährt durch. Erst jetzt wo sich die Schranken heben ist Ruhe.

Dei Straße ist länger als ich dachte. Viel zu sehen gibt es nicht. Moment. Rechts gibt es ein paar Steinfiguren. Dafür sitzt ein buddhistischer Priester und betet. Etwas später sehe ich das Ende der Straße. Hier muß ich rechts abbiegen, um zum Daibutsu zu gelangen. Aber genau geradeaus ist noch ein Tempel, der Hasedera. Den habe ich auf der Karte übersehen. Der Eingang ist ein hölzernes Tor, daneben ein Baum. Damit nicht genug. Im Tor hängt ein großer roter Lampion. Ein echtes Postkartenmotiv.

Der Eintritt, wie üblich, ist schnell bezahlt. Hinter dem Tor ein Garten. Das Areal ist am Hang über mehrere Ebenen. Es gibt so viel zu sehen: der Garten, die Grotte, die Tempelglocke, diese kleine Steinstatuen. Weiter oben dann die Eyecatcher. Die Hauptgebäude mit der Kannon-Statue (fotografieren verboten). Hier steht auch ein Bambushain, der mit dem 16mm Fish-eye irre aussieht. Daneben eine Gebetsrolle, ein drehbarer Turm mit Sutratafeln. Hier steht ein kleines Cafe mit Ausblick über Kamakura.

Letzte Station ist der Daibutsu, die große Buddhastatue im Kotoku-in. Er ist groß, aber kleiner als auf den Fotos. Foto von leicht unten mit dem Weitwinkel. Alter Trick. Damit habe ich die erste große Marke in Japan erreicht. Dieser Buddha ist fast auf jedem Reiseführer abgebildet. Und wenn nicht, dann das Torii im Wasser. Das kommt später in Hiroshima.

Yokohama

Jetzt aber zurück zum Bahnhof und mit dem Zug nach Yokohama. Es gibt jedoch ein Problem. Kein Filmmatieral mehr und es fängt an zu dämmern. Also starte ich gleich durch zu Mirai 21. Hier stehen der Landmark Tower und das Queens Square. Gleich daneben eine Shopping Mall.

Kaum ist der Film in der Kamera geht es los. Fotos schießen. Die Belichtungszeiten werden lang. Auweia. Dann geht es am Riesenrad von CosmoWorld (einem kleinen Freizeitpark) und zum Pacifico. Hier ist nicht viel los. Also weiter zur Promenade. Der Weg ist etwas öde. Es wirkt wie eine große Baustelle. Verständlich, das Bauprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Ein Fußgängerbrücke, die einen Kreuzverkehr über der Kreuzung bildet. Ich gelange zu den alten Lagerhäusern aus Backstein, die jetzt Restaurants und Kneipen beherbergen. Hier beginnt die Promenade. Es ist dunkel geworden. Es geht vorbei am blau angeleuchteten Lotsengebäude. Futuristisch. Bis zu einem Yamashita Park. Hier steht der Marine Tower. Ein alter Leuchtturm, komplett bunt angeleuchtet. Ob gibt es ein Resto und ein großes Vogelgehege mit Papagaien. Am Ende der Promenade liegt die Nihonmaru. Ein alter Dampfer, der jetzt ein Club ist.

Der Park geht noch etwas weiter. Hier treffen sich primär Liebenspärchen. Gleich hinter dem Park ist der Yokohama Expressway und die Auffahrrampe zur Bay Bridge. Ich drehe um und begebe mich in Richtung China Town. Roar. Das rockt. Selbst hier in Japan wirkt der Ort exotisch. Ein buntes, verschnörkeltes Tor am Eingang. Hier merkt man den Unterschied. Eben noch in Kamakura die japanischen Gebäude mit ihrer klaren Architektur bewundert, stehre ich jetzt vor diesem bis zur Kitschigkeit überladenem Tor. Dahinter geht es weiter. Bunte Leuchtreklame überall. Mehr noch als in Ueno. Kaufläden und chinesiche Restaurants. Ich habe keine Karte von diesem Areal. Zum Glück ist es scharf abgegrenzt. Am Eingang zur China Town stehen diese Tore. Außerhalb ist es dunkel. Das Licht und der Trubel versetzen mich in Trance.

Ich probiere eine von diesen Teigtaschen. Man. Sind lecker. Und für 300yen wird man wirklich satt. Die Füllung ist verschieden. Mal ist es Schweinefleisch, mal Bohnenpaste. Zu erkennen daran, wie der Teig oben verziert ist. Ich habe mir vergessen zu merken.

„Meine“ Baustelle: Um 10 Uhr bin ich wieder in Tokyo, Ueno. Ein LKW mit Sand kommt. Drei Leute sichern ab, als er rückwärts setzt. Hütchen werden zur Seite geräumt. Der LWK parkt ein. Die Hütchen werden wieder aufgebaut, während ein Wachmann mit Leuchtstab absperrt. Hat der Angst, daß jemand gegen den LKW rennt oder ihn klaut? Der Sand wird abgekippt. 20 Sekunden später: Hütchen weg, Sicherungsposten, LKW fährt weg, Hütchen wieder aufbauen. Wow. Das ist schon fast paranoid. Und diese Umleitung für Fußgänger. Durchgehende Absperrgitter mit Beleuchtung, Hinweisschilder mit Pfeilen. Dazu Sicherheitspersonal, das einem den Weg zeigt (als hätte man ein anderen Wahl). Der Posten am Ende enschuldigt sich für die Umstände und bedankt sich fürs Verständnis. Die spinnen die Japaner.

Feststellung zu den Polizeiboxen: Die gibt es fast so häufig wie Getränkeautomaten. Sie sind meist mit zwei Polizisten besetzt. Oder einer ist momentan mit dem Fahrrad (!) auf Streife.

Link zum Reiseführer / Kartenmaterial