Flach wie die Schweiz

Es fahren nur 4 Züge am Tag zum Mt.Aso; ein aktiver Vulkan. So dicht war ich noch nie an einem dran. Und so unerreichbar wirkt er auf einmal. Erst einmal nach Oita. Von dort fahren Busse. Irgendwie komme ich dahin. Die Straße schlängelt sich durch die Landschaft; Reisfelder, bewaldete Berghänge und kleine Dörfer. Dann wird es steiler und wird durchfahren ein paar Tunnel. Wie weit ist es noch?

Dann sind die Berge auf einmal zu Ende. Zapp. Man blickt in ein riesiges Tal. Das ist sie, die Caldera des prähistorischen Vulkans Aso. 25 x 18 km groß (also riesig). In der Mitte sind Berge. Das ist das Gebiet der neuen Krater und mein Ziel. Ich kann es sehen. Es geht bergab und dann geradeaus. Am Bahnhof angekommen mache ich erst einmal einen Rundumblick. Hinter dem Bahnhof ein Berg, die erwähnten neuen Krater. Nake-Dake heißt der aktive. In die andere Richtung eine riesige Ebene, die am Horizont von einer Bergreihe – das ist der alte Kraterrand – umgeben ist.

Der nächste Bus zum Krater fährt um 13:25 Uhr, Zeit für Soba. Allerdings trübt ein Schild die Stimmung, das besagt, daß der Krater wegen erhöhter Gasaktivität gesperrt ist. Das hatte ich nicht eingeplant. Aber richtig, man kann einen aktiven Vulkan auch sperren. Ich fahre trotzdem mit dem Bus nach oben. Resthoffnung. Der Berghang sieht witzig aus. Alles ist grün und genau zwei verschiedenen Grüntönen; Der Berghang wird relativ glatt. Aber da gibt es diese tiefen Furchen, wie man sie von Erosionsbildern kennt. Der Hang hat ein ein helles, frisches Grün, die Furchen ein sattes, dunkles. Es sieht aus wie ein reife Wassermelone. Der Bus stoppt an einer Zwischenstation. Leider sieht man durch den Nebel nicht viel. Aber die superflache Caldera kann man sehen. Die ist wirklich flach flach. Auf der anderen Seite erkennt man zwischen den Bäumen einen See.

Der nächste Stop ist an diesem See. Hier steht das Vulkanmuseum zur linken und zur rechten der See mit Kühen. Ich habe die Beziehung der Japaner zu Kühen nicht ganz raus. Aber die Begeisterung ist so groß… Für gewöhnlich gibt es das Standardfoto „Japaner neben dem Schild, auf dem steht, was man hinter dem Schild wegen dem Schild nicht sehen kann“. Hier die Variation „Japaner mit Kuh“. ok. Lassen wir das mal so stehen.

Um 14:20 Uhr erreichen wir die Seilstation zur Spitze. Hier ist Schluß. Nix Krater. 5 Stunden Abreise und nun dieses umrühmliche Ende. Frust. Purer Frust. Bier. Ich reiße die Dose auf und weg. Noch ein Bier. Ich treffe auf zwei Touristen. Die habe ich doch schon in Beppu gesehen? Richtig. Sie hatten den 8 Uhr-Zug genommen und waren oben. Argh. Das war der letzte Sargnagel zu meiner Stimmung. Wir alle müssen nun bis zur Rückfahrt 2,5 Stunden totschlagen.Wir gehen in ein kleines Resto driekt am Bahnhof. Es folgt Ramen und Smalltalk. Wir klönen über dies und das. Auch die Zugfahrt zurück wird sich in Konversation geübt. In Beppu angekommen stellt sich heraus, daß wir im gleichen Hotel übernachten.

Fazit: Außer Spesen nichts gewesen. Ich hätte gleich nach Kumamoto weiterfahren sollen, als ich das Schild mit der Sperrung las. Ich hätte schon die Stadt besichtigen können. Dieser Tag markiert die untersten Punkt der Japan-Erfolgsskala. Kein Tag auf meiner ersten Reise war so schlimm wie dieser. Nicht einmal die Fahrt von Naruko nach Matsushima. Morgen starte ich noch einen Aso-Anlauf. Der Reiseplan hat für diesen Tag Kumamoto im Programm. Von daher stimmt die Richtung.


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