direkte Umwege

JAL war am Wochenende noch guter Dinge. Allerdings, die Flugpläne in ganz Europa sind immer noch chaotisch. Auch der letzte Anruf gestern bei Lufthansa brachte keine neuen Erkenntnisse. Am Samstag gab es eine kurze Klamottenshoppingtour. Heute soll es losgehen. 9 Uhr, Regen. Das beste Wetter zum verschwinden. Also Koffer packen und die Bude aufräumen. Um 13 Uhr kommt der familiärer Fahrservice.

13:30 Uhr. Die Wohnung ist offline (Strom, Wasser, Gas). Es geht los. Ein größerer Stau in Norderstedt schafft Nervosität. 5 Minuten vor dem Beginn des Check-in stehe ich am BA-Schalter. „Sind sie Herr Boller?“ Die Frage hatte ich nicht erwartet und macht nervös. Die fragen doch nur, wenn etwas schief geht. Die Maschine nach Londen hat Verpätung und ich kriege den Anschlußflug nicht. Super. Man will mich auf Shiphol umbuchen. Keine Diskussion. Umbuchen. Sofort. Hautsache weg von hier und nach Japan. Der Computer streikt; wieder nervös… 15 Minuten später habe ich die Tickets. Bloß weg, bevor noch was passiert.

Wegen der Shinais im Gepäck muß ich zum Schalter für Sperrgepäck. Lucky. Die Schlange ist kürzer. Die Boardingkarten habe ich schon aus der Umbuchaktion. Handgepäck ist nicht erlaubt und muß auch eingecheckt werden. Hier haben alle Angst, daß noch einer so einen Stunt durchziehen will. Trotzdem etwas paranoid. Ich darf nicht einmal den Zettel mit der Hotelbestätigung mitnehmen. Bücher und Zeitschriften, alles ist verboten. Von mir aus, dann Reise ich halt leicht, solange ich Reise.

Schiphol

Der Flieger nach Schiphol ist süß. In die Büchse passen vielleich 70 Leute inklusive Personal. In Schiphol habe ich 45 Minuten bis zum Boarding nach Narita. Das ist genug Zeit für eine Pizza und DutyFree-Einkäufe machen (selbst das war in Hamburg verboten). Der Flug selbst ist langweilig. Ich halte mich mit dem mageren Kinoprogramm bei Laune. Abendessen und Frühstück waren nicht der Renner, aber ok.

Narita

Die Vorfreude auf das Unbekannte von der ersten Reise ist nicht zu spüren; eher ein genauso aufregendes: „Mal sehen, ob es genauso wird“. Ich werde ausgebremst. Diese Reise steht unter einem wirklich schlechten Vorzeichen. Mein Gepäck ist weg. Die Shinais sind da, aber vom Gepäck und dem Handgepäck keine Spur; Keine Kamera, keine Klamotten, keine Reiseunterlagen und kaum Geld. Streßpegel steigt, Laune sinkt. JAL will das klären. Ich bekomme erst einmal 1.0000円 (*) für das Nötigste. Wenn das Gepäck in 2 Tagen nicht da ist, gibt es weitere Auslagenerstattungen. Das Problem ist da schon eher die fehlende Kamera und alle Unterlagen inkl. Karte zum Hotel.. Da ich nur 3 Tage in Tokyo bin, besteht die reelle Gefahr, daß ich vor meinem Gepack davonlaufe.

15:58 Uhr. Ich habe keine Klamotten aber ich bin bewaffnet; immerhin ein Anfang. Auf den Streß erst mal ein Bier und danach zum Keisei Liner nach Ueno. Nach dem Check-in und der Verkündung der Koffer-Situation geht es zu Matsuzakaya; Klamotten kaufen. Scheiße ist der Kram teuer. Die billigsten Socken in meiner Größe sind von YSL. Anschließend geht es durch Akihabara auf die Suche nach einer Kamera, falls die Koffer sich nicht wiederfinden.

Der Abend endet mit einem Essen im Resto vom Edoya (auf Gutschein): Tempura, scharf angebratenes Rindfleisch, Miso, Reis … und ein großes Bier. Das brauche ich jetzt. Der Urlaub kann beginnen; mit einem Abstecher zum Uenopark und Yushima Tenmangu; zum Abschluß Onsen auf dem Dach.

Akihabara
Akihabara

(*) Exkurs: Der Punkt ist an der richtigen Stelle. Das japanische Zahlensystem hat eine Zählstufe mehr als das europäische und gruppiert in 4er-Kolonnen. Man kennt hier neben den Zehn (To), Hundert (Hyaku) und Tausend (Sen) auch noch Man, das wie bei uns die Tausend, die nächste Stufe einleitet, nach der es mit Zehn (To) wieder los geht. Bei Uns wären es Zehn-Tausend und Hundert-Tausend; in Japan Man und To-Man. 1 Million die nächste Stufe in Europa ist hier Hyaku-Man. Aber keine Angst. Bei Preisen steht der Punkt an der europäischen Stelle, nur in Worten gezählt wird weiterhin japanisch. Punktposition und Zahlwort passen also nicht zusammen.

Unbeständigkeit

In London geht immer noch nichts. JAL und BA hoffen, daß am Montag alles wieder läuft. Ich werde trotzdem morgen erneut anrufen. Die sollen mich lieber umplanen. Die Bestätigung aus Miyajima habe ich heute bekommen, damit sind die beiden High Lights gesichert: Miyajima und Takayama. In Kawaguchi habe ich immer noch Kontaktprobleme. Ich buche jetzt einfach online. Wird schon schief gehen.

Der Planung zweiter Teil

Die Fludaten stehen fest. Es geht über Heathrow. Die Anfragen an die Hotels sind auch raus. Jetzt warten wir mal auf Anwort und planen die Reiseroute etwas genauer:

Tokyo (mit Tagesausflügen nach Katori und Kashima, Yokohama und Kamakura)
– dann nach Takayama (mit Zwischenstop in Nagoya und Tagesausflug nach Furukawa)
– Wechsel nach Beppu (mit Tagesausflug zum Vulkan Aso) . ein Zwischenstop ist hier nicht drin, da die Zugreise den ganzen Tag in Anspruch nehmen wird.
– Bereits auf dem Rückweg erfolgt ein Stop in Miyajima (inkl. Ausflug nach Hiroshima)
– Es weiter nach Oosaka (mit Tagesausflug nach Uji)
– Letzter Stop in Kawaguchi (am Fuß des Fujisan) bevor es zurück nach
Tokyo geht.

Das sind 7 Basiscamps. Zieht man die 6 Wechseltage ab. bleiben 23 Tage oder im Schnitt 3 Tage pro Station und 4 mögliche Zwischenstops an der Bahnstrecke. Nächster Schritt wird sein, die einzelnen Tage mit Inhalt zu füllen. Eines ist aber klar. Ich werden das nicht so vollstopfen, wie bei der ersten Reise. Noch einmal so ein Crashkurs? Nein Danke. Zumal ich 2004 auch schon alle Hotspots erschlagen habe.