Anime vs. Reallife

Ein Blick in den Reiseführer; vier Bilder sind immer vertreten: Der große Lampion vor dem Asakusa-Tempel. die Straßenkreuzung in Shinjuku, das Torii im Wasser von Miyajima, der Fuji. Es sind nicht nur die Highlights einer Japanreise, die man gesehen haben muss.

Diese charakteristischen Orte und Gebäude stehen stellvertretend für Städte und Regionen in Japan. In Anime geht es soweit, dass diese Ikonen benutzt werden, um den Ort der Handlung zu definieren. Oft sind diese „Georeferenzen“ sehr detailliert und realitätsnah dargstellt.

Georeferenzen für Tokyo

Die einzelnen Stadtteile von Tokyo werden mit folgenden Objekten referenziert. Dabei stehen Tokyo Tower und Lampion von Asakusa sinnbildlich auch für Tokyo als Ganzes.

  • Shinjuku: „Twin Tower“; Sompo-Gebäude
  • Shibuya: Die Kreuzung mit den riesigen Bildschirmen und 109
  • Asakusa: Der Lampion am Tor zum Sennoji
  • Marunouchi: der Kaiserpalast
  • Ueno: Die Statue „Samurai mit Hund“
  • Tokyo Bay: Rainbow Bridge oder das Gebäude auf Odaiba
  • Asakasa: Tokyo Tower (gelegentlich zusammen mit dem Zojiji)
  • Akihabara: Die grüne Eisenbahnbrücke der Chuo-Linie.
  • Ginza: Gebäude mit der Uhr an der Kreuzung 3-cheome

Hier der Vergleich der Rainbow Bridge zu einer Szene aus Darker Than Black.

Das Gebäude in Odaiba. Dieser Bau stammt von Kenzo Tange. Es ist ein einmaliges Design. Die Animesezene stammt aus Darker Than Black.

Akihabara erkennt man sofort: Hochhäuser, deren Fasaden komplett mit Manga überzogen sind. Aber ein Bauwerk wurde zur Ikone dieses Stadtteils: Die grüne Eisenbahnbrücke der Chuolinie. Hier eine Szene aus Otaku Teacher.

[Bilder sind verschwunden]

Hier Beispiele für den Lampion vom Sennoji in Asakusa.

Stellvertretend für Shibuya wird eigentlich immer die Kreuzung genommen. Sie ist Sinnbild für Shibuya und das moderne, junge Tokyo. — Links ist sogar die gelbe Verkleidung und daneben der Werbebanner wie in der Realität. Dahier die Hausfassade stimmt genauso, wie die Position der Bäume. Auch die Videowand und die Werbung passen zueinander.

Hier eine Blick auf die Kreuzung. Es gibt eine Fußgängerbrücke etwa 100m entfernt von der Kreuzung. Die Brücke ist übrigens im Film Jumper zu sehen. Allerdings ist der Blickwinkel auf die Kreuzung übertrieben.

Hier die Brücke, die Akihabara identifiziert.

Hier musste ich kurz überlegen. Aber das ist wirklich Ochanomizu, westlich von Akihabara an der Chuo-Linie. Die Krümmung ist nicht ganz übernommen. Aber der Rest ist gut getroffen. Der Screenshot stammt aus Hyper Police.

Georeferenzen für Osaka

Die wichtigste Referenz für Osaka und auch ganz Kansai ist der Funkturm von Osaka.

Hier der Floating Garden in Umeda im Norden von Oosaka. Die Szene stammt aus dem Anime Bakaretsu Tenshin, der primär in Kansai (Osaka-Region) spielt.

Eine weitere Georeferenz für Osaka ist die Burg von Osaka und …

… der Tsutenkaku, der alte Funkturm.

Weitere Georeferenzen

Hier eine Sammlung weiterer Georeferezen. Darunter: Ueno Park (Samurai mit Hund) in Tokyo

Beim Bahnhof von Kyoto ist es etwas schwer ein Hochhaus zu finden, das den gezeichneten Blick bietet. Mein Hotel war dichter am Bahnhof, und so musste ich ein Pano machen. Die Ansicht ist von Süden aus, da der Funkturm hinter dem Bahnhof ist.

Zeitreferenzen

Shinjuku erlaubt eine zeitliche Einordnung. In den 90ern wurde das Rathaus gebaut. Die Twin Tower von Kenzo Tange sind das Symbol des Größenwahns der Bubble Economy. Es wurde sofort zum Wahrzeichen von Shinjuku, Tokyo und des erfolgreichen Japans. Vor den Twin Towern war das Sompo-Gebäude das Wahrzeichen von Shinjuku.

Es bleibt zu warten, wie sich der Skytree in die Welt der Anime einordnen wird. Das Potential hat er definitiv. Er wäre dann eine zweite Zeitreferenz.

Eine weitere mögliche Zeitreferenz habt man in Akihabara. Unter der grünen Brücke, die als Georeferenz dient, ist ein Geschäft. Seit etwa 2012 (?) ist es eine Apotheke. Damit wurde Otaku Teacher zu dieser Zeit gezeichnet, da die Apotheke deutlich zu sehen.

Kartenmaterial

Das Kartenmaterial kann in der Regel relativ einfach in Deckung gebracht werden. Anhaltspunkte sind neben dem Küstenverlauf der Tokyobucht die großen Park beim Meiji-Schrein, der Kaiserpalast und oft auch der Teich beim Uenopark. Letzterer liegt 2km nördlich von Akihabara.

Dinge des alltäglichen Lebens.

Ein weitere erstaunliche Sache ist die Detailtreue bei Dingen des täglichen Lebens. Meist sind es Nebensächlichkeiten und Profanes. Wer erst Anime konsumiert und dann nach Japan fliegt, kommt immer wieder an den Punkt, an dem er sagt: „Das sieht ja aus wie im Anime“.

Hier ein Vergleich der Zimmerschlülssel im Hotel Edoya, Tokyo (und dies ist nicht das einzige Hotel mit diesen Schlüsseln) und einer Szene von Darker Than Black.

Product Placement

Das fing irgendwann mitte der 2000er an. Auffällig ist das bei Anime, die in jedem zweiten Bild einen PizzaHut hat haben. Ich dachte auch, dass die Apotheke unter der Akihabara-Brücke so etwas ist. 2016 habe ich nachgeschaut: Ja da ist eine Apotheke.