Asuka und Yoshino

Heute gibt es das erste Doppelprogramm: Asuka (genauer gesagt Hasedera und Tanzan-Schrein weit außerhalb des Ortes) und Yoshino. Ich bin für meine Verhältnisse früh wach. Um 8:45 Uhr stehe ich am Kintetsu-Bahnhof „Osakaabenobashi“ und bin falsch. Ich muß mit der Loop Line nach Tsuruhashi und dort in die Kintestu Line wechseln.

Erstaunlich routiniert schwimme ich mit dem Strom der Japaner durch die Gänge der Station. Ich werde erst am Ausgang der Loop Line von einer Schranke gestoppt. Falsches Ticket? Nein, falscher Ausgang. Die Loop Line gehört zur JR. Ich habe nicht den Ausgang angesteuert, sondern den direkten Wechsel zur Kintetsu (die auch die U-Bahnen in Osaka betreibt). Schnell den Kansai Thru Pass gezückt und weiter mit dem Sub-Semi-Express.

Hasedera 1

Beinahe werde ich auf halber Strecke abgekoppelt. Nur die ersten 6 Waggons fahren weiter. Ein netter Schaffner sagt mir zum Glück rechtzeitig Bescheid. Von Hasedera Eki geht es Treppen hinab. Die schmale Straße mit den alten Häusern strahlt Gemütlichkeit aus. Das Wetter ist sonnig. Dann geht es rechts ab, durch den Ort und hinauf zum 686 gegründeten Hasedera.

Ich schreite durch das Mon und steige den Korridor mit knapp 300 Stufen hinauf. So einen Aufgang habe ich vorher nie gesehen. Er hat so etwas zeitlich entrücktes. Oben dann die riesige Halle mit Aussicht über das Tal. Eine Veranda vor der Halle steht auf meterhohen Holzpfeilern. So muß der Kiyomizudera aussehen. In drei Tagen weiß ich mehr.

In der Halle steht die zweitgrößte Kannon Japans; 12m groß. Der Legende nach war der Baumstamm so groß, das zwei Statuen geschnitzt wurden. Die andere Kannon wurde ins Meer geworfen und in Kamakura an Land gespült. Sie steht heute im gleichnamigen Hasedera in Kamakura. Damit habe ich beide Statuen gesehen und von keiner ein Foto. Es herrscht Kameraverbot, das ich respektiere. In der Halle beginnen die Mönche ein Gebet. Ich habe eine 20min Tonspur mitgeschnitten. [Sie ist sehr leise und von Wind gestört. Dreht am Besten die Bässe komplett raus. Die Aufzeichnung ist nicht perfekt, aber man bekommt eine Idee, was hier los ist.]

Hasedera 2

An der Pagode vorbei geht es im Laufschritt zurück zum Bahnhof. In 20min fährt der Zug. Das wird knapp. Die Stufen vor dem Bahnhof sind fies. Wir reden hier von knapp 100 Höhenmeter. Ich komme völlig platt oben an, erreiche aber den Zug.

Von Sakurai fahren nur 4 Busse am Tag und 7 km sind zu weit für einen Fußmarsch. Ich schnappe mir ein Taxi und stehe sofort im Stau. Argh. Dann geht es bergauf und immer weiter bergauf. Serpentinen. Der Fahrer sagt, daß die Strecke im Winter manchmal geschlossen wird, da bei Schnee und Eis keiner die Steigung schafft; glaube ich ungesehen. Was auch steigt, ist der Preis auf dem Taxameter. Das wird teuer.

Der Schrein selbst ist in die Jahre gekommen. Die dunkelrote Farbe ist vielerorts verwittert. Das Honden und die 13-stöckige(!) Pagode von 1532 sind trotzdem sehenswert. Im Schrein ist der Kami von Fujiware Kamatari, Begründer des Fujiwara Clans (Heian-Zeit) eingeschreint. Vor dem Honden ist eine Halle mit Exponaten aus der Gründerzeit. Die Halle hat eine Veranda von der man aus in das Tal blicken kann. Während der Herbstfarben muß das ein irrer Anblick sein. Jetzt bieten sich nur kahle Bäume. Die vielen Eisenlaternen geben trotzdem ein paar dankbare Motive.

Weiter geht es mit dem Taxi, der Fahrer hat gewartet, zum Bahnhof von Asuka. Das wird teuer (etwa 60€), aber ohne Taxi schaffe ich Yoshino nicht. Der Fahrer stoppt kurz am Ishibutai, einem Hünengrab aus der Asuka-Zeit (daher der Name dieser Periode).

Tanzan Shrine

Der Local nach Yoshino fährt vorbei an Gebäuderückseiten, Wälder und Bambushaine. Die Wohnhäuser sind bis kurz vor die Gleise gebaut, vielleicht 5m Abstand. Eine Brücke ist kaum breiter als die Gleise und ohne Geländer. Japan hat Schmalspur, das heißt, der Zug ist breiter als die Brücke. In Yoshino führt eine Seilbahn (Made in Germany !) den Berg hinauf. Die Anlage ist alt. Der Lack ist ab. Ob das hält?

Yoshino: Das Kuromon ist ein Tor über der Straße. Dahinter beginnt eine schmale Straße mit vielen alten Häuser; Geschäfte und Restos, und nahezu alle geschlossen. Zombieland-Feeling. Wenn die Kirschblütensaison läuft, muß das hier echt top sein. Ich begnüge mich mit Zombieland und genieße die Ruhe und Menschenleere.

Nächster Stop: Kinpusei-ji. Der Tempel ist momentan eine Baustelle. Mon und Haupthalle sind riesig. Hier steht die zweitgrößte Buddha-Statue Japans. Es ist zu dunkel in der Halle für Fotos. Es geht weiter zum Yoshimuzu-Schrein. Er ist klein, kompakt und sehenswert. Es gibt einen kleinen Innenhof mit Honden, Steingarten und japanischem Garten mit Teich.

Chikurin ist fast nur ein Tempel. Ich habe vergessen, den Garten zu besichtigen. Damned. Ob ich es zum Mikurimari Schrein schaffe? Die letzte Seilbahn fährt um 17:40 Uhr. Es geht steil bergauf. Eine Weggabelung. Ich gehe zurück. Bin ich falsch? Ich war doch richtig, ich muß da rauf. Das Dorf endet. Ein kleiner Wegweiser („Noch 1,3km“) zeigt in den Wald. Ein Trampelpfad geht steil den Berg hinauf. Anstrengend.

Yoshino

Es fängt an zu dämmern. Ich habe den Rücksturz zur Basis für 16:40 Uhr eingeplant. Noch 20 Minuten. Ein paar Häuser sind zu sehen. Die Steigung der Straße ist enorm; fast 30 Grad (50%). Ich kämpfe um jeden Schritt. Dann wieder ein Trampelpfad mit Stufen. Noch 650m. Weiter. Ich bin Ende aber auch am Ziel. Es wird merklich dunkler. Ich bin wieder auf der Straße. Ein Transporter fährt vorbei und der Geruch von glühender Kupplung oder Bremsen steigt mir in die Nase; kein Wunder bei diesen Steigungen. Der Schrein ist geschlossen. Arghhh. Im Winter ist um 16 Uhr Feuerarbend.

Von nun an gehts bergab. Es beginnt zu regnen. Der Weg wird rutschig und es ist bereits sehr dunkel. Um 17:20 bin ich an der Seilbahn. Ich bin geschafft. Die Zugrückfahrt über schlafe ich und wache erst kurz vor Abenobashi wieder auf. Es regnet. Heute passiert nichts mehr. Als Abendessen gibt eine interessante Kombination für 890yen: Salat mit japanischen Dressung, Miso und Reis, dazu Hähnchen Nuggets, Wurst und eine Frikadelle. Die Zusammenstellung ist ungewöhnlich aber lecker.


Fazit: Hasedera und der Schrein sind definitiv eine Reise wert. Für den Schrein empfehle ich die Zeit der Herbstfarben. Diese beiden Sachen und Yoshino am gleichen Tag empfehle ich nicht; zu aufwendig (und teuer). Yoshino und seine Tempel sind was für die Kirschblüte oder die Herbstfärbung. Jetzt im Dezember war es eher langweilig. Spannend war der Tag dennoch.

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