Shinjuku Eki – Bahnhofder Superlative

Über Tokyo Eki und Shibuya Eki habe ich schon geschrieben. Beide liefern einige Rekorde, aber das Non-plus-ultra ist der Bahnhof von Shinjuku, der drei Stopps mit der Yamanote nördlich von Shibuya liegt:

  • Täglich (!) benutzen über 3,64 Millionen Fahrgäste diesen Bahnhof (Stand 2007 und etwa stabil). Das entspricht der Einwohnerzahl von ganz Berlin. Damit ist der Shinjuku noch vor Shibuya der Bahnhof mit den meisten Fahrgästen … (mit der Stimme von Jeremy Clarkson) … IN THE WORLD.
  • Täglich(!)  fahren hier über 10.000 Züge ab.
  • Es gibt 33 Bahngleise (Züge und U-Bahnen).
  • 7 Bahngesellschaften betreiben über 20 Zugverbindungen.
  • Über 100 Ein- und Ausgänge sind auf mehreren Ebenen verteilt.

Damit die 10.000 Züge auf den 33 Gleisen überhaupt fahren können, sind natürlich Verspätungen indiskutabel. Hier eine Rechnung:

  • 10.000 Züge / 33 Gleise = 300 Züge / Bahngleis
  • 300 Züge/Gleis : 20 Stunden Betriebszeit = 15 Züge / (Gleis und Stunde)

Shinjuku-Eki; Bahnsteige und Schilder

Mit anderen Worten: Auf jedem Gleis dieses Bahnhofes fährt alle 4 Minuten ein Zug ab. Und das ist nur der Mittelwert. Während der Rush Hour schrumpfen die Taktungen auf 90 Sekunden zusammen. Dies führt zu einem weiteren Rekord:

  • Während der Rush Hour steigen etwa 500 Menschen pro Sekunde (!) ein oder aus.

Die Bahngesellschaften, die sich hier Gleise und Gebäude teilen sind: Japan Rail, Keio, Toie, Odakyu, Seibu,  Tokyo Metro und Toei Subway.

Die Bahnstrecken von Japan Rail sind: Saikyo-Line, Rinkai-Line, Shonan-Shinjuku-Line, Yamanote, Chuo-Line und Chuo-Sobu-Line, Spacia, Narita Express (Nex), Super Azusa. Hinzu kommen die Linien von Keio, Keio Shin-Sen, Odakyu (u.a. der Romacier nach Hakone), Odawara-Line. Hinzu kommen die U-Bahn-Linien Maronouchi, Oedo und Shinjuku.

  • Es gibt zwei (genauer genommen sogar drei) Bahnhofsgebäude.

Die Seibu-Line hat ein eigenes Gebäude, dass etwa 500 m  nördlich liegt. Unterirdisch sind die Gebäude verbunden. Darüber hinaus hat Shinjuku (ohne Seibu) auch wieder zwei Gebäude. Der Altbau (Shinjuku) beherrbert dabei zwei komplette mehrgeschossige Kaufhäuser. Der Neubau (Shinjuku Nishiguchi) behaltet ein Busterminal und ein Taxiterminal.

Shinjuku-Eki; die verschiedenen Gebäude des Bahnhofes

Fun Fact: Die Kaufhäuser in Shinjuku sind Keio und Odakyu und gehören den gleichnamigen Bahngesellschaften. In Japan sind Kaufhäuser sehr, sehr oft Teil von Bahnhöfen: nicht nur in Tokyo, sondern überall: Osaka, Nagano, Saporro, … Das ist zum einem praktisch, da man auf dem Weg nach Hause wschnell einkaufen kann, aber auch verwirrend. Zu den unterirdischen Korridoren eine Bahnhofen kommen die Basements der Shopping Malls. In Osaka Umeda ist das echt nervig.

  • Es gibt mehrere Kilometer unterirdische Korridore, die Shinjuku Eki unterirdisch mit der Umgebung verbinden.

Die unterirdischen Fußgängerkorridore reichen im Westen bis zu den U-Bahn-Stationen Tochomae (Oedo-Line) oder Nishi-Shinkjuku (Marunouchi-Line) laufen. Man kommt trockenen Fußes (oder sonnengeschützt) bis zum Toyko Metropolitan Building und viele andere Bürogebäude.  Nach Norden ist ein Großteil der Yasukuni-dori unterkellert. Ein Korridor führt über 500m nach Osten bis weit hinter die U-Bahn-Station „Shinjuku-Sanchome“ (Fukutoshin-Line, Shinjuku-Line und Marunouchi Line) und bis zum  Hanazono Jinja. Vom westlichsten Eingang der Tochomea Station bis zum Ausgang am Hanazono Jinja sind es über 2,0 km. Alles unterirdisch.

Shinjuku-Eki; einige der verschiedenen Ausgänge

Man kann entlang der Marunouchi Line 2 Station unterirdisch zu Fuß gehen: von Nishi-Shinjuku (M-7) über Shinjuku (M-8) nach Shinjuku-Sanchome (M-9). Fun Fact: Man kann bei Ochanomizu (M-20) mit dem Boot unter der Marunochi-U-Bahn-Line unterdurch fahren.

  • Ein Bahnsteig endet erst kurz vor dem nächsten Bahnhofes.

Der Bahnsteig der Shonan-Shinjuku-Line reicht sehr weit nach Süden und endet gerade einmal 150m entfernt vom Bahnsteigen des Bahnhofe Yoyogi; dem nächste Bahnhof auf der Yamanote-Line.

  • Die Oedo-Line hat in Shinjuku Eki zwei Haltepunkte.

Man kann auch sagen, dass Shinjuku so groß ist, das die Oedo-Line hier zwei Mal halten muss: Higashi-Shinjuku (E-02) und Shinjuku-Nishiguchi (E-01).  Zwischen ihnen liegen 800m. Natürlich kann man den Weg auch durch die unterirdischen Korridore laufen.

Shinjuku-Eki; das neue Gebäude mit dem Busterminal im 4. Obergeschoss

Für  Touristen

Das Einzige, was Shinjuku Eki nicht bietet, ist ein Shinkansen-Anschluss. Touristen sollten den Bahnhof trotzdem hoch priorisieren:

  • Von Shinjuku Eki fahren Züge direkt nach Hakone und Nikko. Von Tokyo Eki aus müssten man umsteigen.
  • Von Shinjuku fahren u.a. Busse nach Kawaguchiko (Mt. Fuji) und Hakone. Hier starten auf Highwaybusse nach Kusatsu.
Shinjuku ist nicht Tokyo?

Folgendes  Szenario: Man fahrt mit dem Bus von Hakone nach Tokyo und fragt zu Sicherheit den Busfahrer. Der antwortet: Nein, der Bus fährt nicht nach Tokyo, sondern nach Shinjuku. So mir widerfahren 2004.

Natürlich ist man verwirrt. Shinjuku ist doch in Tokyo? Gibt es noch ein anderes Shinjuku? Man wird da schon nervös. Der Busfahrer hatte natürlich recht. Der Bus fuhr nach Shinjuku, in Tokyo, aber Shinjuku ist halt nicht Tokyo? Es ist kompliziert. Shinjuku ist einer der 23 Bezirke der Präfektur Tokyo (die Bezirke selbst sind dabei nur der östliche Teil der Präfektur Tokyo). Auf dem Stadtplan und auf Google-Maps sind die 23 Bezirke ein durchgehendes Häusermeer. Wir bezeichnen das Alles als Tokyo. Für den Japaner ist Shinjuku mitunter kein Stadtteil von Tokyo, sondern eine Stadt in (der Region) Tokyo.

Von Shinjuku Eki nach Tokyo Eki sind es knapp 30 Minuten mit der Yamanote (mit der Chuo oder der Subway ist es nicht wirklich schneller). Somit hatte der Busfahrer auch insofern recht, dass man nicht wirklich im richtigen Bus sitzt, wenn man nach Tokyo (Eki) will.

Das ist so, als würde man in Deutschland fragen, ob der Zug nach Berlin fährt und der Schaffner sagt „Nein“, da Zug am Bahnhof Zoo endet (und eben nicht zum Hauptbahnhof Berlin fährt).