Train No. 103

Woran erkennt man, dass man alt wird? Man kann immer häufiger Sätze wie „Mit dem bin ich noch gefahren“ oder „Da war ich, bevor …“ verwenden.

Jetzt ist es wieder soweit: Heute erschien ein Artikel in der Asahi Shimbun: Der letzte  Zug der Moha-1-Serie der Hakone-Tozan-Line wurde nach 100 Jahren Betrieb in den Ruhestand gschickt … Mit dem bin ich noch gefahren!

Century-old Hakone train car on display at Saitama museum


Quelle: www.asahi.com/ajw/articles/13128318

Dieser Zug der Hakone-Tozan-Line ist derjenige, der sich von Hakone-Yumoto hinauf nach Gora kämpft und dabei immer wieder die Fahrtrichtung wechselt. Ich bin mit dieser Linie schon drei Mal gefahren.

Also blieb nur noch die Frage, ob ich diesen alten Zug genommen habe? Und ja, habe ich. Im Jahr 2008 bin ich tatsächlich mit dem Oldtimer gefahren. Und jetzt bin ich irgendwie froh, dass ich jeden Kleinkram im Urlaub fotografiere. Und trotzdem fehlt dann genau ein Bild.

Hier ein paar Fotos vom April 2008. Ich habe in Yomoto-Hakone ein Foto vom vorderen Teil gemacht. Das ist ein Moha-2, Ich bin aber in den hinteren Teil eingestiegen, den man gerade eben noch auf dem Bild sieht. Das war der Moha-1. Man beachte die unterschiedliche Form am Dach und die farbig lackierten Handgriffe an der Schaffnertür.

Stand März 2020: Die Fahrt auf der Strecke ist bis dato immer noch nicht möglich !!! Taifun #19 hatte im Oktober 2019 Teile der Bahngleise weggespült. Der Strecke ist immer noch nicht repariert. Man hofft, dass es im Herbst 2020 soweit ist (also nach meinem nächsten Urlaub). Hier ein paar Schnappschüsse von der Fahrt. [Das Owakundani kann hingegen wieder besucht werden. Einzele Wanderwege bleiben aber geschlossen.]

Ein paar Technikdetails

Die Strecke von Odawara über Yumoto-Hakone nach Gora nahm 1919 den Betrieb auf. Aus dieser Zeit stammt auch die Moha-1-Serie. Gebaut wurde das Gleis in Normalspur mit 1435mm. Allerdings fahren auf der Strecke zwischen Yumoto-Hakone und Odawara auch Züge der Odakyu-Line, die in Shinjuku (Tokyo) starten. Diese Züge nutzen die Kapspur mit 1053mm. Der Abschnitt zwischen Yumoto-Hakone und Odawara hatte deshalb jahrlang ein Gleis mit drei Schienen.

2006 ging die Talstrecke vollständig an Odakyu und das 3-Schienen-Gleis wurde bis auf den Abschnitt von Yumoto-Hakone zum Betriebshof Iriuda zurückgebaut. Leider hab ich kein Foto davon.

Auch die Spannung der Oberleitung unterscheidet sich. Die Bergstrecke (Yumoto-Hakone – Gora) arbeit mit 750V. Die Talstrecke arbeitet mit 1500V.

Von Hakone-Yumoto (96/108m) sind es 8,9 km bis Gora (541/553m). Dieser Höhenunterschied von 545m sorgt für eine durchschnittliche Steigung von über 4%. Die doppelte Höhenangabe hat einen Grund: die erste Zahl stammt aus dem Artikel der Asahi Shimbun, die zweite Zahl ist aus dem Streckenplan und dem Stationsschildern der Hakone-Tozan-Linie. Ich weiß nicht, wo der Unterschied von 12m herkommt.

Der steilste Abschnitt schafft es auf 8%. Dies ist ein Rekord für Japan für Adhäsionsbahnen (Züge die sich alleine aufgrund von Reibung aufwärts bewegen). Weltrekord halten die Pöstlingbergbahn in Linz mit 11,6% im Abschnitt Hohen Damm und die Straßenbahn in Lissabon mit 13,5% auf kurzen Abschnitten.

Die Radkränze werden dabei mit Wasser geschmiert. Die Züge haben dafür an beiden Enden eine 360-Liter Wassertank, der für 5-7 Fahrten reicht. Den Wassertank kann man auf dem Foto aus der Asahi Shimbun gut sehen. Ich habe den Wassertank nur auf Fotos der 1000er- und 2000er-Serie, womit zumindest bestätigt ist, dass die Wasserschmierung auch heute noch angewendet wird.

Es gibt auf dem Weg nach oben drei Spitzkehren bei Deyama, Ohiradai und Kami-Ohiridai, wo der Zug die Fahrtrichtung wechselt. Zugführer und Zugbegleiter wechseln die Zugseite. Wenn sie sich in der Mitte treffen, wird kurz salutiert. Zudem gibt es eine Brücke (Hayakawabashi, 43m hoch, 60m lang) und 12 Tunnel.Im Tunnel hinter der Brücke mach der Zug eine 180°-Wende bevor er auf die erste Spitzkehre trifft. Die engste Kurve auf der Strecke ist kurz vor Kowakidani mit einen Radius von nur 30m.

Zur Vollständigkeit: Auf der Hokana-Tonzan-Strecke fahren noch Züge der 1000er- und 2000er-Serie von denen ich Fotos habe; sowie seit 2019 sehr moderne Triebwagen der 3000er-Serie. Alle drei Serien tragen Beinamen mit Bezug auf die Schweiz: „Bernina“, „St. Moritz“ respektive „Allegra“.

weitere Infos auf [wikipedia DE] und [wikipedie EN].
Infos zur Bahnstrecke und zum Owakudani auf [japan-guide].

[Stand 08.03.2020]