Abstecher nach Hokkaido

Heute ist der Tohoku-Backuptag. Ich hatte ihn vorgesehen, falls in den letzten Tag etwas nicht geklappt hätte. Ich überlage daher, ob ich noch einmal nach Hirosaki fahre. Andererseits würde nur noch mehr Fotos von den gleichen Motiven machen, aber nicht unbedingt bessere. Auch weiß ich nicht, wie viel der Blüte beim Regen vorgestern und gestern verloren gegangen ist.

Nee, ich glaube ich werde erst einmal in aller Ruhe frühstücken und dann ein wenig durch Morioka laufen. Ich habe Morika schon 2008 gründlich erkundet, vo daher erwarte ich Nichts. Aber die Hoffnung den alten Stone-Splitting-Cherrytree in Blüte zu sehen reizt.

Zuerst geht es zur Burgruine. Die Kirschblüte ist über das Maximum hinweg und etwa 90% der Blütenblätter liegen (wegen des Regens) auf dem Boden. Auch das ist ein Blick, den man mal gesehen haben muss. Es ist ein wenig wie eine, rosafarbene Schneeschicht.

Von hier aus geht es zum gespaltenen Stein. Ich weiß nicht, warum ich auf die Idee komme, dass ich rechts abbiegen muss … Also laufe ich mehr oder weniger in eine großen Kreis, finde den Baum aber. Leider ist kein Blütenblatt mehr zu sehen. Es scheint eine andere Kirschart zu sein als im Burgpark.

Dann weiter zum Demon Handprint. Den Weg lege ich zu 50% aus dem Gedächtnis zurück und zu 50% nach meinem virtuellen Rundgang in google-maps.  Auch diesem Mal habe ich keine Idee wo der Handabdruck sein soll.

Gleich um die Ecke sind die 500 Buddha-Statuen. Und ich glaube sie sind eigentliche der Grund, warum ich noch einmal durch Morioka laufen wollte. Der Ort ist in den meinsten Reiseführern nicht erwähnt. Und eigentlich ist er auch keine 5-Sterne. Aber der Ort hat es mir angetan.

Vom Priester am Eingang erfahre ich: Es gibt einen Grund, warum so viele Tempel im Norden von Morioka sind. Morioka ist im Süden, Westen und Osten durch die Geografie geschützt. Der Norden war eine offene Flanke. Mit den Tempeln wurden Friedhöfe angelegt. Diese wirken wie eine Sperrriegel, da es kein  Kriegen wagte über die Gräber zu reiten; Aberglaube.

Im Norden gibt es noch einen Park, der für seine Kirschbäume auf japan-guide genannt wird. Ich bin eh schon im Norden von Morioka; warum nicht. Ich hatte mir zum Glück die Strecke ausgedruckt, denn kurze Zeit bin ich mir nicht sicher, ob ich Richtung bin. Morioka ist hier zu Ende. Ich stehe im Wald (wörtlich) und will fast schon umdrehen. Ich bin mir sicher, eine Abzweigung verpasst zu haben. Aber ich gebe der nächsten Kurve eine letzte Chance. Japp. Ich sehe den See und ich sehe Kirschblüte. Der Tag ist gerettet. Der Weg hat sich gelohnt.

Hier gibt es auch ein paar Buden an denen ich etwas Essen kann. Auf dem Weg zum Park habe ich  vor etwa 2.5km eine Bahnstation passiert. Dort lese ich aber, dass nur fünf Züge am Tag fahren. Ich muss also den ganzen Weg laufen. In einem Drug Store kaufe ich eine Flasche Fuji-50°-Whisky für knapp 1700 yen (14€). Und ich stoppe für Ramen.

Zurück am Bahnhof ist es erst 14 Uhr. Dämmerungsaufnahmen Hirosaki oder Kakunodate wären theoretisch möglich. Und bei dem heutigen, sonnigen Wetter wären es sicherlich gute Fotos … Nein.

Mit dem neuen Shinkansen sind es nur 2 Stunden nach Hakodate. Warum nicht einen spontanen Abstecher nach Hokkaido? Die Kirschblüte beginnt dort gerade erst. Damit hatte ich eine Fotosammlung von „Vorbei“ über „Maximium“ bis zu „Es beginnt“. Oder kurz: Ich werde die Kirschblüte überholen.

Wieder geht es vorbei an Shin-Aomori.; Blick auf den Bahnsteig. Damit bin ich von diesem Bahnhof aus in alle vier möglichen Richtungen abgefahren. Der Shinkansen fährt nicht bis Hakodate. Man muss fünf Stationen mit einem Local fahren. Aber typisch japanisch ist der Zügtakt des Local auf den Shinkansen abgestimmt. Der Zug zum vorletzten Shinkansen fährt gegen 21 Uhr. Das ist mein Zeitlimit.

Ich weiß aber nicht, warum ich glaube, dass man zur Festung laufen kann. Nach 3km gebe ich auf und nehme die Straßenbahn. Die Kirschbüte beginnt wirklich gerade erst. Die allerersten Knospen öffnen sich gerade. Bei den Fotos kämpfe ich allerdings schon gegen die Dämmerung.

Zack und es ist dunkel. Noch so eine Idee: Taxi zum Hafen und Shopping. Shiro Kohibito. Whisky. Craft Beer für den Rückweg und natürlich eine Sapporo Classic, das es nur auf Hakodate gibt. Wenn ich nicht so gegen die Zeit arbeiten würde könnte ich jetzt fast noch einen Abstecher in die Bar des LaVista machen.

Der Weg zurück ist entspannt. Ich kann nicht glauben, dass ich zum dritten Mal durch den Sekan-Tunnel fahre. Man wie hat der Shinkansen das Reisen nach Hokkaido verändert. 2010 war es noch eine halbe Weltreise.