Kichijoji und 7 Glückgötter

Die 7 Glücksgötter von Nihonbashi sind bei weitem nicht die einzige Pilgerstrecke dieser Art in Tokyo. Eine weitere existiert im Nordosten zwischen den Flüssen Arakawa und Sumidagawa. Von Yushima (C-13) aus geht es nach Norden, nach Kita-Senju (C-18). So weit nach Norden bin ich mit der Chiyoda noch nie gefahren.

Eine Unterführung mit getrennter Fahrradspur bringt mich an den Einfang einer kleinen, typisch japanisches Einkaufsstraße. Die Straße endet am Rand von Yanigahara, einem altem Wohngebiet mit sehr schmalen Straßen und kleinen Häusern. Es gibt sogar ein altes Sento. Kaum zu glauben, dass das hier Zentraltokyo ist, nur ein paar Stationen entfernt vom Skytree und Akihabara.

Minuten später stehe ich am Arakawa und überlege wie ich von hier nach Sumda komme. Entweder  ist die Bundestraße im Weg, oder die Skytree-Line, oder die Keisei-Main-Line. Ich kann den Startpunkt der Pilgerstrecke, den Bahnhof Horikiri schon sehen. Aber ich muss einige Haken schlagen und Umwege laufen, bevor ich endlich am Bahnhof stehe. Dabei finde ich das wohl schmalste Haus in Japan (siehe Foto).

Die Pilgerstrecke, die dann folgt, ist lang und wenig spannend. Gut, ohne wirklich gute Karte ist es auch ein wenig Schnitzeljagd, aber irgendetwas fehlt. Es ist schwer in Worte zu fassen. Nihonbashi hat die kleinen Schreine als Ziel. Yanigahara vorhin hatte diese kleinen Straßen und Gassen. Hier? Nichts. Graues Wohngebiet ohne Charakter. Sorry. Skip it.

Das Ende der Strecke wartet der Kofuku-ji. Ja, das ist endlich wieder ein Fotomotiv. Von hier nach Asakusa ist es auch nicht mehr weit (relativ gesehen).

Es folgt ein Zwischenstop in Akihabara mit zwei wichtigen Zielen. Das erste ist der Inari-Shrein, der zwischen die Hochhäusern steht. Die Straße dorthin ist eher ein Spalt zwischen den Hauswänden, gerade so breit wie meine Schultern. Das Erlebnis ist, wie es Only in Japan beschreibt (Link folgt). Der zweite Stop ist die Microbrauerei am stillgelegte Manseibashi-Eki der Chuo-Line: Hachinohe. Das Bier kann man sogar in Deutschland kaufen, aber nicht die Sorten, die ich jetzt verkoste.

Dann geht es weiter nach Kichijoji, auch wenn das mit der beendeten Kirschblüte witzlos ist. Man war da und ich habe ein Frankfurter Würstchen beim „König“ gegessen. 800yen (6€) für eine Flasche Jever, Becks oder Köstritzer ist mir dann aber zu viel.

Es folgt ein kurzer Abstecher nach Gibli. Bis ich das Schild las wusste nicht, dass das Museum hier ist. Ohne Reservierung Tage im Voraus bekommt man keinen Eintritt. Von außen wirkt es etwas „in die Jahre gekommen“ und so ein großer Gibli-Fan bin ich nun auch nicht.

Dann geht es zurück nach Nakano. Der „Broadway“ ist ein etwas in die Jahre gekommenes Einkaufszentrum. Es ist ein Mekka für Animefans der ersten Stunde. Ich laufe etwas durch die Korridore und finde auch ein paar interessante Dinge. Darunter eine Original Japan Rail Taschenuhr. Aber ich halte das Geld zusammen, da ich am Sonntag nach Jotaro Saito will.

Zum Abendessen stoppe ich in einem nahegelegenem Izakakaya für Yokitori und ein Hoppy. Danach geht es in die Priesterbar „Vows“, sie ist der eigentliche Grund für die Fahrt nach Nakano. Die Bar wird von einem waschechten Mönch betrieben. Sein Ansatz lässt sich wie folgt zusammenfassen: Leute mit Kummer und Sorgen gehen in die Kneipe, um selbige zu ertränken. Also ist das der ideale Ort, um die Lehren Buddhas zu vermitteln. Ich  bleibe fast zwei Stunden und nippe an verschiedenen Cocktails.

Für das Nachtprogramm geht es zurück nach Kichijoji, in die Harmonica Yokocho. Wie bei Omoido Yokocho meint dies extrem kleine Gassen mit dutzenden extrem kleinen Kneipen. Mein Barhopping umfasst drei Orte, darunter das Hamaniko (Tipp von NHK).

Ich bin der achte Gast und stehe schon in zweiter Reihe. so klein ist die Bar. Das Fleisch ist ein Gedicht. Man bekommt veschiedene Cuts, die man dann selber grillt.

Um 22:30 Uhr ist Feierabend, da ich den Rückweg bedenken muss. Bis eben war das Wetter relativ gut. Allerdings war es extrem windig und böig. Jetzt fängt es auch noch an zu nieseln. Zum Glück ist der Bahnhof nicht weit. Ich erwische auf die Sekunde genau einen Rapid nach Ochanomizu. Dort ist der Nieselregen stärker. Schnell zum Hotel. Draußen regnet es jetzt in Strömen. Damit dürften auch die letzten Kirschblüten weg sein. Und der Wetterbericht für morgen (Nokogiriyama) verkündet nichts Gutes; Sturmwarnung.

Fazit: Die Vows Bar ist mehr als eine Bar. Ich war dort aus Neugier und weil ich die Idee gut fand. Aber zurück im Hotel denke ich wirklich über die buddhistische Ideen nach und über den Ansatz, die Lehren in die Bar zu bringen, statt Barbesucher in den Tempel zu locken.