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Chuzenji und viel Wasser

Immer noch Dauerregen. Heute soll es zum Kegon-Wasserfall am Chuzenji und zum Kirifuri-Wasserfall gehen. Ich starte um 11 Uhr mit dem Hotel-Shuttle. Ein Vorteil des Kanaya ist, daß es ein zweites Hotel oben am See und regelmäßige Hotel-Shuttles gibt. Der Fahrer stoppt nur für mich am Wasserfall. Oben erwartet mich neben noch mehr Regen auch noch Wind.

Der Anblick ist durch den Wind irre. Der Wasserfall sprüht in alle Richtungen, sieht jede Sekunde anders aus. Die Gischt ist so stark, daß der untere Bereich im Wassernebel verschwindet. Mit dem Fahrstuhl geht es nach unten. Ich bin der einzige; klar bei dem Wetter. Von hier unten sieht der Wasserfall noch hoeher und imposanter aus. Man darf sich jetzt aber auch keinen Niagara-Wasserfall vorstellen. Es ist eher ein dünner Rinnsal, der hier über die Felskante fließt. Zumindest ist er hoch und der Wind zerzaust ihn stark. Kurz vor dem Tal trifft er auf einen Fels, sodaß sich eine kleine Kaskade ergibt, die dem Ganzen etwas optisch reizvolles gibt. Aber, neben dem Regen, der so langsam alle Lagen meiner Kleidung durchdringt, ist es arschkalt. Hier liegt sogar noch Schnee. Ich breche meine Zelte ab. Ein bischen Bewegung und der windgeschuetzte Tunnel zum Fahrstuhl werden mich hoffentlich etwas auftauen lassen. Oben gibt es zudem eine Getränkeautomat mit Heißgetränken.

Anschließend sollte es eigentlich am See weiter zum Kanaya gehen, damit ich den Shuttle zurück nehmen kann. Das überlege ich mir aber noch mal. Vom See ist nur die Hälfte sichtbar. Der Rest ist in Regen und Nebel verschwunden. Das macht keinen Spaß. Bei der Kamera ist auch schon wieder der Autofokus ausgefallen. Vom Display reden wir erst gar nicht. Ein Ramenshop nahe der Bushaltestelle bietet Gelegenheit zum Aufwärmen. Dann geht es zurück nach Nikko. Ich habe es zumindest versucht.

Nach einer kurzen Pause im Hotel – der Regen hat etwas nachgelassen – nehme ich den zweiten Wasserfall in Angriff. Die Bushaltestelle ist direkt vor dem Hotel. Praktisch. Es geht diesmal an der Kreuzung rechts rum. Von der Haltestelle führt ein schmaler Weg in die Berge. Es reizt, hier eine Wanderung zu starten. Aber der Zeitplan gibt es nicht her. Es ist schon Nachmittag und ich will nicht riskieren den Rückweg in den Bergen in Dunkelheit anzutreten. Außerdem ist der Wasserfall mein Ziel. Der Weg dorthin führt in den Wald und ist dann ziemlich abrupt (ohne Vorwarnung) zu Ende. Hier ist man noch weit weg vom Wasserfall. Man kann ihn sehen, aber wie kommt man dichter heran? Einen offiziellen Pfad gibt es nicht; und inoffiziell anscheinend auch nicht. Bei dem Regen und dem glitschigen Untergrund will ich auch keinen Abstieg auf eigene Faust ins Tal riskieren.

So wie es aussieht hat sich heute alles gegen mich verschworen. So einen toten Tag hatte ich bisher noch nie in Japan gehabt. Und so bleibt mir nur der Rückweg. Der Tag endet früh im Hotel. Ich habe nicht die geringste Lust noch irgendwohin zu laufen. Zuviel Regen und eine geflutete Kamera. Jetzt gibt es zum Auftauen erst einmal ein Schaumbad; wenn man schon einmal eine europäische Badewanne hat, kann man sie auch europäisch nutzen. Durchgewärmt folgt ein Besuch im Hotelrestaurant. Anschließend geht es wieder in die Dacite Bar. Fazit: Wer ein Hotel bucht, sollte es auch nutzen. Nicht nur zum Schlafen und Duschen. Das rettet in meinem Fall zumindest ein wenig die Stimmung.