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der japanische Kalender (1) Lunarkalender

Wann findet ein Schrein- oder Tempelfest in Japan statt?

Die Antwort ist relativ einfach: Entweder …

  • an einem festen Tag im Jahr (Takayamamatsuri am 14./15. April) oder
  • ein eine festen Wochentag (Koenji Awa Odori am letzten Wochenende im August) oder
  • an einem festen Tag im japanischen Mondkalender oder
  • an einem Wochenende am dichtesten zu einem speziellen Tag im japanischen Mondkalender

Die Schwierigkeit ist, dass man nie weiß, welche Regel es ist.

Japan wechselte am 01.01.1873 (Meiji-Ära) zum gregorianschen Kalender. Das ist jetzt nicht so lange her und so finden sich heute noch viele Hinweise auf den alten japanischen Kalender.

Beispiel: Von kultureller Bedeutung ist z.B. heute noch der erste Vollmond nach Herbstfang (Moon Viewing). In einem Lunarkalender wäre dies immer der gleiche Tag im Jahr. Jetzt pendelt der Tag in einem 30-Tage-Zeitfenstern. Allerdings ist hier der Herbstanfang des japanischen Kalenders gemeint, womit man auch noch 6 Wochen Offset beachten muss. Mehr dazu später …

Der japanische Mondkalender (vor 604)

Dieser Kalender hat eine völlig andere Struktur, als das, war wir kennen; und ja, es ist im Prinzip kein Lunarkalender, der es keine Monate gibt, die auf die Mondphasen synchronisieren.

Sekki: Das Jahr ist ist 360 Tage lang und in 24 Sekki zu 15 Tagen geteilt. Jedes Sekki hat einen Namen, der sich im Prinzip an der Großwetterlage orientert: kleine Hitze, große Hitze, Anfang des Herbst. Letzteres Sekki beginnt um den 7. August.

Ko: Ein Sekki ist in 3 Ko zu je 5 Tagen geteilt (frühes, mittleres, spätes Ko). Das Ko ist vergleichbar mit unserer Woche. Die Namen der Ko orientieren sich an Naturereignissen und tragen zum Teil sehr poetische Namen: Froschsingen, Regenwürmer erscheinen, Bambussprossen. Das Prinzip, das Jahr in 72 Ko zu teilen, wurde aus China übernommen und der Naturbezug auf Japan adaptiert.

Eto: Ein Eto umfasst 12 Ko, bzw. 4 Sekki, bzw. 60 Tage. Dieser Zyklus hat seinen Urpsrung (wie auch der 60-Jahrezyklus) im Taoismus. Jedem Tag ist ein Tier des Tierkreises und ein Element zugeordnet. (mehr dazu unten). Es gibt also einen Tiger-Wasser-Tag ebenso wie einen Hahn-Holz-Tag.

Rokusetsu-Zyklus: Dies ist ein 6-Tage-Zyklus der mit Beginn eines neuen Mondmonats zurück gesetzt wird. Der Zyklus wird nur für astrologische Bestimmung von glücklichen und unglücklichen Tagen verwendet.

Jahreszeiten und Jahresanfang

6 Sekki (90 Tage) bilden eine der 4 Jahreszeiten des Jahres. Fragt mich nicht, wie die das Problem behoben haben, dass der das Jahr 5 Tage zu kurz ist und die Jahreszeiten dadurch driften.

Die Jahreszeiten werden über die Sonnenwenden und Äquinoctia ermittelt. Aber: Ander als in Europa liegen diese Punkte in der Mitte der Jahreszeit und nicht am Anfang; macht aus meiner Sicht auch Sinn. Sommer sind die 45 Tage und 45 Tage nach der Sommensonnenwende und umfasst die 90 längsten Tage im Jahr.

Zassetsu und Doyo markieren den Wechsel der Großwetterlage. Die saisonalen Wetterlagen sind in Japan stärker ausgeprägt, stabil und der Wechsel zwischen ihnen ist merklich und zeitlich relativ zuverlässig.

Die zasettsu sind die 4 Tage vor Beginn einer Jahreszeit, und die 7 Tage (Higan genannt) um die beiden Äquinoktien. Die Higan sind von Bedeutung im Buddhismus, da die Sonne hier exakt im Westen untergeht, dem großen Paradies des Amida Buddha. Während dieser Zeit wird für die Ahnen gebetet und Gräber besucht.

Den 6 Zassetsu gehen jeweils 18 Tage voraus (Doyo), die klimatisch instabil sind. Die Doyo vor Sommeranfang heißt Nyubai und markiert den Anfang der Regenzeit. Die Doyo zu Herbstanfang ist Nihyaku-Toka und markiert den Beginn der Taifunsaison.

Das System der zasettsu und Doyo ist gutes Beispiel für eine Agrarkalender, der es erlaubt Aussaat und Ernte zuverlässig zu planen. Die Änderung der Wetterzyklen in Folge der globalen Erwärmung sorgt dafür, dass das System der Zassetsu heute nicht mehr passt. Umgekehrt ist es ein Beweis für den Klimawandel.

Erdzeige, Gyogo und Eto

In der chinesischen Mythologie existieren 12 Erdzweige (Tierkreise). Wir kennen sie von Zuordnung zu den Jahren. Die 12 Tiere sind:

  • 子 .. Ratte (ne)
  • 丑 .. Ochse (ushi)
  • 寅 .. Tiger (tora)
  • 卯 .. Hase (u)
  • 辰 .. Drache (tasu)
  • 巳 .. Schlange (mi)
  • 午 .. Pferd (uma)
  • 未 .. Schaf / Ziege (hitsuji)
  • 申 .. Affe (saru)
  • 酉 .. Hahn (tori)
  • 戌 .. Hund (inu)
  • 亥 .. Schwein (i)

2020 ist übrigens das Jahr der Ratte. 1976 war das Jahr des Drachen. Den Tieren werden wie den Sternzeichen des westlichen Horoskop Eigenschaften zugewiesen.

Daneben gibt einen 5-Jahre-Zyklus (Gogyo) der Elemente der chinesichen Lehre, denen eine Farbe, ein Tier, ein Planet und eine Himmelrichtung zugeordnet ist. Der 5-Tage-Zyklus entspricht den Ko. Wir haben also eine 5-Tage-Woche mit den folgenden Wochentagen:

  • 金 = Metall = Venus, weißer Tiger = West
  • 水 = Wasser = Merkur, schwarze Schildkröte = Nord
  • 木 = Holz = Jupiter, azurblauer Drache = Ost
  • 火 = Feuer = Mars, zinnoberroter Vogel (Phönix) = Süd
  • 土 = Erde = Saturn, gelber Drache = Mitte

[Einschub: Wir kennen die 4 Farben außer gelb von den Markierungen des Sumo-Dohyo. Die Tiere und Farben tauchen auch im Feng Shui auf.]

Beide Zyklen zusammen bilden einen 60-Jahre-Zyklus. Im Kontext der Eto wird dieser Zykus auf Tage angwendet und sechs mal im Jahr durchlaufen. Es gibt also einen Wasser-Drache-Tag.

Nur zur Vollständigkeit: Es gibt noch einen zweite 10-Tage/Jahre-Zyklus. Hier dauern die Elemente 2 Tage/Jahre und werden mit Yin und Yang kombiniert. Der Zylus mündet mit den 12 Erdkreisen ebenfalls in einem 60-Tage/Jahre-Takt. In diesem System ist 2020 das Jahr Yang-Metall-Ratte und 1976 war Yang-Feuer-Drache.

[Hinweis: Der Zeitpunkt des chinesischen Neujahrsfestes ist zu berücksichtigen. Unser Jahresanfang gehört also noch zum Tier des Vorjahres. In Japan wechselt das Tier hingegen mit dem 01.01.2020.]