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Kyoto

Heute ist Heiligabend und Kyoto steht auf dem Programm. Ich starte meinen Rundgang am Bahnhof. Tokyo Eki ist wahrscheinlich gewaltiger was Menschenmassen und Fläche angeht, aber Kyoto Eki ist ein einziges großes Gebäude. Schon vom Hotelzimmer ist das Ding riesig: mehrere hundert Meter lang. 15 Stockwerke hoch (plus Untergeschosse). Der Bahnhof ist kaum mehr als ein riesiges großes Loch. Die Bahnhofshalle ist einfach riesig. Hier steht der Weihnachtsbaum. Eine riesige Treppe geht über alle 15 Stockwerke. Oben beginnt der Skywalk. Ein schmaler Gang unter dem Dach.

Inari Shrine

Der nächste Stop ist dann alles andere als moern: Der Fushimi-Inari-Schrein südlich vom Bahnhof. Gleich am Bahnhof steht ein riesiges Mon in orangerot. Auch die Gebäude sind ein echter Hingucker; gerade heute bei Sonnenschein. Schon jetzt ist klar, daß es ein Fehler war, den Schrein 2004 auszulassen. Ein coole Idee (geht auch um Geld) sind die Ema. Diese kleinen Holztafeln, die man mit Wünschen beschriftet und an ein Gestell hängt. Die Ema sind Dreieckig, ein stilisierter Fuchskopf. Bis auf zwei Striche für die geschlossenen Augen sind sie leer. Es ist erstaunlich wie Leute die Ema bemalen.

Die wahre Attraktion beginnt im hinteren Schreingelände: die Torii. Es sollen mehrere tausend sein. Es beginnt mit etwa 50 großen Torii. Dahinter folgt die berühmte „Zweierreihe“. Zwei Reihen von kleine Torii. Sie sind hoch genug für Europäer und stehen wirklich dicht an dicht. Bei 200 habe ich aufgehört zu zählen. Und das war nur die eine Reihe. Durch die Torii zu gehen ist ein Erlebnis, das kommt auf den Foto gar nicht so rüber.

Hinter der Doppelreihe kann man umdrehen oder zu einem 2,3km langen Pilgerweg auf den Gipfel des Berges starten. Hier stehen die Torii nicht mehr so eng und es gibt zwischendurch aus große Lücken. Nach Reiseführer braucht man 2-3 Stunden. Soll ich wirklich so viel Zeit auf den Schrein verwenden? Aber wenn man schon mal hier ist? Was tun? Ich versuche es im Eilgang in der halben Zeit. Wo kein Schnee liegt …

Tofuku-ji

Bergauf geht das. Die Treppen hinauf kann man zwei Stufen auf einmal nehmen. Aber das geht unglaublich auf die Kondition. Die japanischen Stufen sind echt fies. Bergab sollte man das mit zwei Stufen auf einmal lassen. An manchen Stellen auf dem Weg hat man einen guten Blick über Kyoto. Der Bahnhof ist aufgrund seiner Größe sofort zu erkennen. Auf dem Gipfel stehen ein alter Schrein; also so Steine mit Inschrift. Was es genau ist, hab ich nicht ganz verstanden.

Es geht zu Fuß zum Tofuku-ji. Der Weg führt durch ein Wohngebiet mit sehr schmalen Gassen. Als Bewohner eines Ganghauses ist es fast wie Zuhause. Mir fallen rote Eimer auf. Sie sind mit Löschwasser gefüllt. Dieses Anime-Klischee lebt wirklich. Vor jedem Haus steht so ein 10l-Eimer. Das wäre in Deutschland nie möglich. Nach der ersten Partynacht wären hier doch alle Eimer weg.

Der Tempel ist ebenfalls sehenswert. Der Garten ist ein Muß im Herbst. Ich bin leider zu spät dran. Das Herbstlaub ist weg. Der Steingarten ist großer als im Ryoanji und definitiv etwas, was man gesehen haben muß. Zumal es drei verschiedene Steingärten gibt.

Die U-Bahn bringt mich in die Nähe des Kiyomizudera. Ich verlaufe mich in den verwinkelten Gassen von Higashiyama. Als ich wieder auf Kurs bin stehe ich in einer Shoppingstraße mit alten Häusern. Es geht steil bergauf zum Schreingebäude/Tempel? In Kyoto kann man Shinto und Buddhismus nicht anhand der Gebäude unterscheiden.

Higashi-yama und Gion

Eine unauffällige Halle ist die Attraktion. Von der berühmten Veranda hat man einen guten Blick auf Kyoto. Hinter dem Geländer geht tief hinab. Ein Weg führt zu einer Gallerie, die momentan eingerüstet ist. Von hier siehr man die Konstruktion der Veranda sehr gut (im Winter haben die Bäume kein Laub). Der Weg führt weiter zu einer kleinen Pagode und auch bergab zu dem Brunnen (Otowa-no-taki), woher der Tempel seinen Namen hat.

Auf dem Tempelareal steht ein Schrein, der überfüllt mit Touristen ist. Attraktion sind zwei Steine mit Zickzack-Band mitten auf dem Weg. Es ist der Jishu-jinja. Er ist dem Gott der Liebe gewidmet. Das erklärt vieles.

Es ist bereits 15:30 Uhr. Jetzt muß ich mich eeilen. Zurück in die Shoppingstraße. Fast hätte ich rechts die Treppe nach Higashiyama verpaßt. Es ist eine schöner Straßenzug, eine schmale Gasse, die mit einer Treppe beginnt. Alle Häser hier sind kleine Läden und in altem Design. Kein Neubau verschandelt das Bild. Warum habe ich hier 2004 nicht gewesen. Die ersten Geishas laufen durch die Straßen. Gion ist nicht weit und bald öffnen die Chaya.

Auf dem Weg nach Gion verliere ich wieder die Orientierung; trotz Karte und großer Tafel neben einer Polizeistation. Die Nordrichtung fehlt und der Punkt „Sie sind hier“. Arghh. Ich vermute wo ich bin. Wenn ich links gehe sollte die Straße im einer Rechtskurve enden. Stimmt. Damit bin ich wirklich in Gion Corner. Auch hier wieder alte Häuser und kleine, verwinkelte Gassen.

Langsam fängt es an zu dämmern und leichter Schneefall setzt ein. Die letzte Station für heute ist Pontocho. Es ist keine Attraktion im eigentlichen Sinne. Die Pontocho ist eine sehr schmale Straße mit Kneipen. Hier paßt kein Auto rein. Naja, vielleicht die superschmalen japanischen Modelle. Dafür werden die also gebaut.

In fortgeschrittener Dämmerung bin ich zurück in Higashiyama. Noch ein paar Fotos und dann muß ich mich auf den Rückweg machen. Mangels Kenntnis der Busrouten wird es ein Fußmarsch, der lange dauert. Unterwegs kaufe ich Proviant. Stimmt, ich hab das Mittag ausgelassen. Kyotos Nebenstraßen sind echt dunkel. Lübeck ist dagegen ausgeleuchtet wie ein Fußballstadion. Am Bahnhof stoppe für etwas japanische Weihnachtsstimmung am großen Weihnachtsbaum. Dann schnell ein Klomottenwechsel im Hotel. Der Rest des Abends ist ohne Kamera. Mit dem Taxi geht es zu einem Chaya.

Heiligabend feiere ich mit japanischen Dinner in Anwesenheit von Meikos (Geishas in der Ausbildung). Jeder Schluck Sake wird einem eingeschenkt, das Essen in perfektem Englisch erklärt. Dazu gibt es Aufführungen und Trinkspiele. Dieser Abend ist nicht ganz billig, aber sehr kurzweilig. Ich genieße ich jeden Sekunde (ohne Rücksicht auf den Reiseblog *grins*).

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