Heute ist wieder ein Wechsel angesagt. Den Zwischenstop habe ich auf Matsumoto gelegt. Und fest steht, das Nakayajima war eine sehr gute Wahl. Die Lage in Kyoto optimal für die Besichtigungen. Jetzt geht es mit Gepack zum Bahnhof. Nach der Erfahrung vom Hinweg habe ich ein Taxi gerufen.
Mit dem Shinkansen geht es bis nach Nagoya. Mittlerweile kenne ich den Bahnhof so gut, daß ich ohne Schilder navigiere. Ein komisches Gefühl. Ich bin zum ersten Mal in Japan, zum dritten Mal am Bahnhof von Nagoya, und alles ist irgendwie vertraut. Dann geht es mit einem Local weiter nach Matsumoto. Die Landschaft zieht vorbei. Die Zeit wird lang. Auf der Karte ist die Strecke sichtbar, aber nicht der Geschwindigkeitsunterschied zum Shinkansen. Er wird einem jetzt richtig bewußt.
Matsumoto
Am Bahnhof kommt das Gepäck wieder in einen Locker. Die Burg Matsumoto-jo ist 1,5km entfernt.Ich schreite durch das Tor der Burgmauer. Massiv. Dahinter erblickt man sofort die schwarz, Burg, die zweite in dieser Farbe nach Okayama. Die Burg steht nach am Burggraben. Von der einen Position sieht es aus, als stünde sie komplett im Wasser. Der Hauptturm ist flankiert von zwei Nebengebäuden.
Dieses Mal nehme ich mir Zeit für die Besichtigung. Im oberen Bereich sind japanische Feuerwaffen ausgestellt. Viele aus der Zeit vor der Öffnung des Landes. Es sind als Waffen, die in Japan entwickelt wurden, wenn auch auf der Grundlage von chinesischen und europäischen Modellen. Ich muß aber definitiv mehr zu dem Thema erfahren, wenn ich wieder in Deutschland bin.
Kamidana
Der nächste Stop ist der Yohashira-Schrein. Hier sehe ich ein Kamidana. Drei Türen. Genauso wie ich es haben will. Ich frage im Priesterbüro nach. Die Sprachbarriere macht das Gespräch etwas kompliziert. Der Priester greift zum Telefonbuch, sucht etwas und fängt dann an zu telefonieren. Einfache Kamidana gibt es bei Hometown. So einer Art Mini-Obi in Japan. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ein Hausaltar aus dem Baumarkt. Aber, so verstehe, ist die Quelle des Kamidana nicht wichtig, nur die Schreintafeln, die im Kamidana platziert werden. Das Kamidana selbst ist nr Holz. Dieser Shintoismus ist schon sehr pragmatisch; und gewinnorientiert. Die Tafeln kosten schließlich extra.
Er versucht mir den Weg zuerklären. Keine Chance. Nach der zweiten Kurve bin ich raus. In durch Zufall anwesende Japanerin bietet an, mich dorthin zu fahren. Was für ein Angebot. Natürlich nehe mich an. Im Hometown sehe ich sofort die Kamidana. Es gibt mehrere Modelle. Leider spricht der Verkäufer kein Englisch. Er holt seinen Sohn. Uh, oh. Hier läuft gerade wieder so eine Hilf-dem-Gaijin-Aktion wie in Oosaka. Ich muß aufpassen, daß das nicht eskaliert. 10000 yen. Ein Schnäppchen. Und sehr leicht. Der könnte bei der Post für 4000 yen auf Reisen gehen.
Jetzt fällt mir der Haken ein. Am Bahnhof habe ich mein Gepäck. Das kriege ich gar nicht koordiniert. Ich muß also noch mal wiederkommen. Morgen beginnt das Soba-Fest. daher überlege ich eh, ob ich am Nagano-Tag einen schnellen Abstecher mache. Ich sage dem Sohn, daß ich morgen oder übermorgen wiederkomme, da ich das mit der Post erst sicher wissen will. Der nächste Stop ist dann auch die Post. Dabei laufe ich durch eine Ecke von Matsumoto, in die sich ken Tourist verirrt. Wenn ich die Wohnungen hier sehe, könnte ich mir schon vorstellen, hier zu wohnen. Bei der Post gibt es grünes Licht bei Größe und Gewicht. Perfekt.
Nagano
Es ist schon 17 Uhr und ich muß auch noch einmal umsteigen. Ich erwische naütrlich den Local, der an jeder Milchkanne hält. Als ich in Nagano ankomme, ist es schon dunkel. Ich erfahre, daß JR gar nicht nach Yudanaka fährt. Das ist eine andere Bahnlinie. Dentetsu. Damit ist auch der JRP ungültig. Ich muß zahlen. Mist. Also raus auf den Vorplatz. Ich sehe das Schild der anderen Bahnlinie. Sie ist gleich neben dem Eingang. Es geht Stufen runter. Ist das eine U-Bahn? Unten zwei Feststellungen: 1130yen Fahrpreis und der Zug rollt gerade ab. Ein Stunde Wartezeit bis zum nächsten. Oben war eine Garküche. Also wieder rauf. Ich bestelle Soba. Sehr lecker und verdammt gut gewürzt. Ich habe wieder das Gefühl, daß ich der erste Ausländer in diesem Laden bin. Also ich reinkomme, drehten sich alle Anwesenden verwundert zu mir um.
Dann startet mein Zug nach Yudanaka. Die Waggons sind nicht anders als bei der JR. Die Fahrt wird eine weitere Stunde dauern. Wenn ich das alles zusammenrechne, wird Suzuka sehr unwahrscheinlich. Obwohl. Von Nagano fährt ein Shinkansen nach Tokyo. Aber es sind wohl summiert immer noch vier Stunden. Aber es ist Suzuka und ich habe die Telefonnummer. Hmm. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Der Zug fährt jetzt überirdisch. Nur der Bahnhof war im Keller. Es geht in die Berge. Man sieht von hier oben kurz auf den Rand Nagano. Durch die Zugfahrt in Dunkelheit entrückt Nagano aus meinem Gedächtnis. Es ist so weit weg. Dabei sind es gerade mal 30km.
Yudanaka
Am Bahnhof steht eine Art Onsen-Fußbad. Witzig. Jetzt die Straße runter zum Fluß. Der Hang zur Linken ist mit Betonsegmenten abgesichert. Unten angekommt geht es eigentlich nur noch gerade aus. Über den Fluß und dann schräg rechts. Das Uotoshi Ryokan. Der erste Eindruck ist nach Kyoto etwas subjektiv. Das Gebäude ist als. Und daß ich von einem großen Hund begrüßt werde, ist nicht ganz mein Stil. Ich und Hunde. (Jeder der mich kennt, weiß warum. Auch innen hat das Gebäude die beste Zeit hinter sich. Der Teppich hat es hinter sich (der im Edoya aber auch). Die Lobby mit dem Getränkeautomaten erzeugt den Eindruck einer Jugendherberge. Mein Zimmer ist einfach. Ein Tatamiraum. Wenn man den Preis von 4500yen berücktsichtigt, ist das wieder ok. Kyoto waren 7000yen. Ein netter Betreiber, saubere Zimmer und ein sauberes Bad. Alles ist gegeben. Der Rest ist sekundär.
Sperrstunde ist wieder um 23 Uhr. Ich muß noch was essen. Also los. Ich habe noch 2 Stunden. Ich laufe über die Brücke auf die Nordseite. Yudanaka ist gefühlt so groß wie Sereetz. Ich finde kaum Kneipen und Restaurants. Die Geschäfte haben schon geschlossen. Was für ein Kontrast zu Tokyo, Kyoto und Osaka.
Dann entdecke ich eine geöffnete Kneipe. Ich sehe im Schaufenster eine Harley stehen. Das nanne ich mal Deko. Obwohl ich das Gefühl habe, daß die dort steht, um den Parkplatz zu sparen. Die Harley wirkt benutzt, sprich sie ist etwas schmutzig. Bevor ich gar nichs mehr finde, rein. Der Wirt und ein Gast. Ups. Leer hier. Aber ich kriege noch was. Es gibt Guinness. Au ja. Das ist zwar nich Japanisch, aber egal. Sofort startet eine Konversation. Die drei Eckdaten „aus Deutschland, 4 Wochen Urlaub, alleine unterwegs“ lösen wieder erstaunen aus und sind Zentrum des Gespräches. Wie immer mit Händen und Füßen geführt, da es sprachliche Barrieren gibt.
Dann wirbelt eine Frau rein. Zu viel Kaffee eindeutig. Sie nippt kurz an meinem Guinness – oishii – und weg ist sie. Ich bleibe mit einem Fragezeichen über mir schwebend zurück. Der Wirt nimmt es gelassen. Er kennt das wohl schon.
Im Ryokan nutze ich dann schnell noch das hauseigene echte Onsen. Eigentlich ein japanisches Badezimmer mit einer großen Badewanne aus Holz. Wie das ganze Haus ist auch das Bad älteren Datums. Es ist ist relativ dunkel hier drin. Die Baderegeln kenne ich schon aus Kyoto. Das bsondere: Das ist hier Thermalwasser. Die Quelle liegt ein paar hundert Meter entfernt in den Bergen. Zu heiß. Ich kapituliere nach 2 Minuten. Ich habe es gerade mal bis zu Hüfte ins Becken geschafft. Mehr geht nicht. Das ist Wahnsinn. Das Wasser wird nicht nachgeheizt. Das kommt so heiß hier an. Ich will gar nicht überlegen, mit welcher Temperatur es aus dem Stein quillt.
Randnotizen
- Fazit: Ein Durschnittstag. Matsumoto abgehakt.
- Habe ein Kamidana gefunden.
- Ich muß unbedingt Japanisch lernen.
- Taifun 22 ist im Anmarsch !