badende Affen / Regen

Es regnet. Aber in Yudanaka gibt es auch nichts zu sehen. Die Tour nach Nagano würde mich 2200 yen kosten. Das veschiebe ich gedanklich auf morgen. Heute wird also ein „lazy day“. der Ryokan-Betreiber informiert mich über einen Monkey Park. Er würde mich auch dorthin fahren. Warum nicht.

Er fahtrt mich die Berge hinauf. Auf einem Parkplatz setzt ermich ab. Ich muß nur dem Waldweg folgen. Also los. Die Wanderung im Wald erholsam. Trotz oder gerade wegen dem Regen und der dadurch leicht getrübten Gesamtstimmung. Der Weg gabelt sich. Kein Schild und gehe oben lang/bergauf. Wenn das falsch war habe ich zumindest den Weg bergab als Belohnung.

badende Affen

Der Affenpark ist etwas ernüchternd. Ich weiß nicht was ich erwartet habe. Ist ist im Wesentlichen eine Hütte, wo man die Eintrittskarte kauft, und ein Holzweg. Am Ende des Weges sind zwei dampfende Wasserbecken (Onsen). Hier sitzen Affen und baden. Moment? Ist das etwa der im Reiseführer zitierte Ort? Der mit dem Fotos der badenden Affen im Winter? Ich ergänze schnell in meinen Gedanken Schnee. Japp. Das stimmt. Das hatte ich jetzt nicht geplant.

Dennoch der Park ist jetzt nicht unbedingt eine Reise wert. Außer den Affen in Wasser gibt es nichts zu entdecken. Die Affen sind ziemlich aufdringlich, da sie Futter vermuten. Und über allen hängt ein leichter Ammoniakgeruch. Klar. 20 bis 30 Affen. Irgendwie haben die ihr Katzenklo.

Es geht zurück ins Tal. Ich nehme einen anderen Weg auf der anderen Seite des Flusses. Genug Zeit habe ich ja. Der Regen hat etwas nachgelassen. Ich lande im Dorf Andai. Zumindest nach meiner Karte [Nachtrag: In Wahrheit ist es Shibu(oyu)]. Eine nette kleine Stadt. Gefällt mir besser als Yudanaka. Es gibt viele kleine Badehäuser. Eine Nebenstraße hat nur alte japanische Häuser. Hier gibt es Kneipen und Souvenirläden. Es ist herscht richtige Berfdorfatmospähre. Aber der Regen. Und unter 20 Grad haben wir bestimmt auch. Gut, daß ich den Pullover mirtgenommen habe.

Regen

Ich folge jetzt einer Straße, die auf den Berg rechts neben mir führt. Es sind Seilbahnen eingezeichnet. Ich sehe auch den ersten Turm der Bahn. So weit kann es nicht sein. Und ich habe ja Zeit. Aber der Weg zieht sich wie Kaugummi. Es geht bergauf. Nach etwa 5km gebe auf. Die Straße wird immer schmaler. Sie ist jetzt kauf mehr als ein Sandweg. Ich glaube ich bin vorhin verkehrt abgebogen. Ich stehe jetzt mitten im Wald. Der Regen wird stärker. Auf dem Weg bilden sich kleine Rinnsale. Zu gerne würde ich wissen, ob ich noch richtig bin bzw. ob das Ziel hinter der nächsten Kurve ist. Das habe ich schon zwei Mal gedacht und dann war hinter der Kurve noch eine Kurve. So auch dieses Wal. Ich kapituliere. Der Regen geht langsam durch die Klamotten. Zum Glück: Von nun an bergab.

Um 15:45 bin ich wieder am Ryokan. Ein heißes Bad ist jetzt genau das Richtige. Dieses Mal dusche ich heiß vor und lasse zusätzlich Kaltwasser in das Becken laufen. Hat mit der Ryokanbesitzer erlaubt. Jetzt halte ich es knapp 3 Minuten aus. Ich werte das als ersten Erfolg. ich stehe auf, kühle kurz ab. Dann eine weitere Runde. Nach einer Minute muß ich wieder aufstehen. Die Temperatur geht echt auf den Kreislauf. Trotzden, oder gerade deshalb, entspannt das Bad. Man darf einfach nichts tun. Selbst Denken ist anstrengend. Draußen gießt es jetzt so richtig. Aber wirklich richtig.

Ich verfolge die Taifuninfos im Fernsehen. Morgen gegen 18 Uhr wird er Matsumoto überqueren. Och ne. Bei Küstenkontakt werden 500 l pro Quadratmeter Regen erwartet. 500. In Worten fünfhundert. Das ist den Jahresregenmenge in Schleswig-Holstein. Hier soll das binnen weniger Stunden runterkommen. Gut Nagano ist weit weg von der Küste. Aber soll ich morgen wirklich fahren oder das ab den Reisetag nach Naruko verlagern? Was ist aber dann mit dem Kamidana in Matsumoto. Oh. Matsumoto. Taifun. Nicht gut.

Um 21 Uhr kann ich mich vom Fernseher losreißen. Dort lief ein Bericht über 4 Japaner, die eine Chaostour durch Korea gemacht haben. Dieses Fernsehformat in Japan ist gewöhnungsbedürftig. Fast alles ist quietschbunt oder schrill. Alles wird mit Untertiteln zugepflastert. Auch wenn ich nichts verstehe, ist die Show Spaß pur.

Dinner wieder im Harleyladen. Ich probere ein Pizza. Was dann passiert, war nicht geplant: Der Wirt holt den Teig aus dem Kühlschrank, teilt etwas davon ab. Er knetet und rollt. Dann werden Salat und Tomaten gewaschen. Der Salat wird Teil des Belags. Die Tomaten werden frisch zu Tomatensoße verarbeitet. Und so geht es weiter. Ich hatte mehr erwartet, daß alles schon irgendwie in kleinen Dosen vorbereitet im Kühlschrank steht. Das hier wird die frischeste Pizza, die ich jemals essen durfte. Er holt die Pizza aus dem Ofen. 3 Schreiben Schinken auf die Pizza. Zurück in den Ofen. Nach zwei Minuten wieder raus. Erst jetzt kommt ein rohes Ei dazu. Pizza japanisch. Ob das schmeckt? Im Hotel Edoya war das Ei als Dipp auch ok. Und hier … lecker. Extrem lecker. Als Getränk wähle ich einen Cocktail: zu gleichen Teilen Contreau, Rum und Sahne. Auch lecker. Zusammen mit dem Gespräch, das sich aufbaut, eine Runde Sache.

Randnotizen:

  • Fazit: Der Tag war unterdurchschnittlich. Ich schiebe es aufs Wetter.
  • Am Tag vor dem Taifun regnet es. War bei 21 auch schon so.
  • Ob am Tag nach dem Taifun die Sonne scheint?
  • Der Hund im Eingang nervt mich wirklich.
  • Das japansiche Fersehen ist sehr schrill, bunt und immer untertitelt oder übertitelt. Teilweise sieht das Bild aus wie ein Manga.

Matsumoto / Yudanaka

Heute ist wieder ein Wechsel angesagt. Den Zwischenstop habe ich auf Matsumoto gelegt. Und fest steht, das Nakayajima war eine sehr gute Wahl. Die Lage in Kyoto optimal für die Besichtigungen. Jetzt geht es mit Gepack zum Bahnhof. Nach der Erfahrung vom Hinweg habe ich ein Taxi gerufen.

Mit dem Shinkansen geht es bis nach Nagoya. Mittlerweile kenne ich den Bahnhof so gut, daß ich ohne Schilder navigiere. Ein komisches Gefühl. Ich bin zum ersten Mal in Japan, zum dritten Mal am Bahnhof von Nagoya, und alles ist irgendwie vertraut. Dann geht es mit einem Local weiter nach Matsumoto. Die Landschaft zieht vorbei. Die Zeit wird lang. Auf der Karte ist die Strecke sichtbar, aber nicht der Geschwindigkeitsunterschied zum Shinkansen. Er wird einem jetzt richtig bewußt.

Matsumoto

Am Bahnhof kommt das Gepäck wieder in einen Locker. Die Burg Matsumoto-jo ist 1,5km entfernt.Ich schreite durch das Tor der Burgmauer. Massiv. Dahinter erblickt man sofort die schwarz, Burg, die zweite in dieser Farbe nach Okayama. Die Burg steht nach am Burggraben. Von der einen Position sieht es aus, als stünde sie komplett im Wasser. Der Hauptturm ist flankiert von zwei Nebengebäuden.

Dieses Mal nehme ich mir Zeit für die Besichtigung. Im oberen Bereich sind japanische Feuerwaffen ausgestellt. Viele aus der Zeit vor der Öffnung des Landes. Es sind als Waffen, die in Japan entwickelt wurden, wenn auch auf der Grundlage von chinesischen und europäischen Modellen. Ich muß aber definitiv mehr zu dem Thema erfahren, wenn ich wieder in Deutschland bin.

Kamidana

Der nächste Stop ist der Yohashira-Schrein. Hier sehe ich ein Kamidana. Drei Türen. Genauso wie ich es haben will. Ich frage im Priesterbüro nach. Die Sprachbarriere macht das Gespräch etwas kompliziert. Der Priester greift zum Telefonbuch, sucht etwas und fängt dann an zu telefonieren. Einfache Kamidana gibt es bei Hometown. So einer Art Mini-Obi in Japan. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ein Hausaltar aus dem Baumarkt. Aber, so verstehe, ist die Quelle des Kamidana nicht wichtig, nur die Schreintafeln, die im Kamidana platziert werden. Das Kamidana selbst ist nr Holz. Dieser Shintoismus ist schon sehr pragmatisch; und gewinnorientiert. Die Tafeln kosten schließlich extra.

Er versucht mir den Weg zuerklären. Keine Chance. Nach der zweiten Kurve bin ich raus. In durch Zufall anwesende Japanerin bietet an, mich dorthin zu fahren. Was für ein Angebot. Natürlich nehe mich an. Im Hometown sehe ich sofort die Kamidana. Es gibt mehrere Modelle. Leider spricht der Verkäufer kein Englisch. Er holt seinen Sohn. Uh, oh. Hier läuft gerade wieder so eine Hilf-dem-Gaijin-Aktion wie in Oosaka. Ich muß aufpassen, daß das nicht eskaliert. 10000 yen. Ein Schnäppchen. Und sehr leicht. Der könnte bei der Post für 4000 yen auf Reisen gehen.

Jetzt fällt mir der Haken ein. Am Bahnhof habe ich mein Gepäck. Das kriege ich gar nicht koordiniert. Ich muß also noch mal wiederkommen. Morgen beginnt das Soba-Fest. daher überlege ich eh, ob ich am Nagano-Tag einen schnellen Abstecher mache. Ich sage dem Sohn, daß ich morgen oder übermorgen wiederkomme, da ich das mit der Post erst sicher wissen will. Der nächste Stop ist dann auch die Post. Dabei laufe ich durch eine Ecke von Matsumoto, in die sich ken Tourist verirrt. Wenn ich die Wohnungen hier sehe, könnte ich mir schon vorstellen, hier zu wohnen. Bei der Post gibt es grünes Licht bei Größe und Gewicht. Perfekt.

Nagano

Es ist schon 17 Uhr und ich muß auch noch einmal umsteigen. Ich erwische naütrlich den Local, der an jeder Milchkanne hält. Als ich in Nagano ankomme, ist es schon dunkel. Ich erfahre, daß JR gar nicht nach Yudanaka fährt. Das ist eine andere Bahnlinie. Dentetsu. Damit ist auch der JRP ungültig. Ich muß zahlen. Mist. Also raus auf den Vorplatz. Ich sehe das Schild der anderen Bahnlinie. Sie ist gleich neben dem Eingang. Es geht Stufen runter. Ist das eine U-Bahn? Unten zwei Feststellungen: 1130yen Fahrpreis und der Zug rollt gerade ab. Ein Stunde Wartezeit bis zum nächsten. Oben war eine Garküche. Also wieder rauf. Ich bestelle Soba. Sehr lecker und verdammt gut gewürzt. Ich habe wieder das Gefühl, daß ich der erste Ausländer in diesem Laden bin. Also ich reinkomme, drehten sich alle Anwesenden verwundert zu mir um.

Dann startet mein Zug nach Yudanaka. Die Waggons sind nicht anders als bei der JR. Die Fahrt wird eine weitere Stunde dauern. Wenn ich das alles zusammenrechne, wird Suzuka sehr unwahrscheinlich. Obwohl. Von Nagano fährt ein Shinkansen nach Tokyo. Aber es sind wohl summiert immer noch vier Stunden. Aber es ist Suzuka und ich habe die Telefonnummer. Hmm. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Der Zug fährt jetzt überirdisch. Nur der Bahnhof war im Keller. Es geht in die Berge. Man sieht von hier oben kurz auf den Rand Nagano. Durch die Zugfahrt in Dunkelheit entrückt Nagano aus meinem Gedächtnis. Es ist so weit weg. Dabei sind es gerade mal 30km.

Yudanaka

Am Bahnhof steht eine Art Onsen-Fußbad. Witzig. Jetzt die Straße runter zum Fluß. Der Hang zur Linken ist mit Betonsegmenten abgesichert. Unten angekommt geht es eigentlich nur noch gerade aus. Über den Fluß und dann schräg rechts. Das Uotoshi Ryokan. Der erste Eindruck ist nach Kyoto etwas subjektiv. Das Gebäude ist als. Und daß ich von einem großen Hund begrüßt werde, ist nicht ganz mein Stil. Ich und Hunde. (Jeder der mich kennt, weiß warum. Auch innen hat das Gebäude die beste Zeit hinter sich. Der Teppich hat es hinter sich (der im Edoya aber auch). Die Lobby mit dem Getränkeautomaten erzeugt den Eindruck einer Jugendherberge. Mein Zimmer ist einfach. Ein Tatamiraum. Wenn man den Preis von 4500yen berücktsichtigt, ist das wieder ok. Kyoto waren 7000yen. Ein netter Betreiber, saubere Zimmer und ein sauberes Bad. Alles ist gegeben. Der Rest ist sekundär.

Sperrstunde ist wieder um 23 Uhr. Ich muß noch was essen. Also los. Ich habe noch 2 Stunden. Ich laufe über die Brücke auf die Nordseite. Yudanaka ist gefühlt so groß wie Sereetz. Ich finde kaum Kneipen und Restaurants. Die Geschäfte haben schon geschlossen. Was für ein Kontrast zu Tokyo, Kyoto und Osaka.

Dann entdecke ich eine geöffnete Kneipe. Ich sehe im Schaufenster eine Harley stehen. Das nanne ich mal Deko. Obwohl ich das Gefühl habe, daß die dort steht, um den Parkplatz zu sparen. Die Harley wirkt benutzt, sprich sie ist etwas schmutzig. Bevor ich gar nichs mehr finde, rein. Der Wirt und ein Gast. Ups. Leer hier. Aber ich kriege noch was. Es gibt Guinness. Au ja. Das ist zwar nich Japanisch, aber egal. Sofort startet eine Konversation. Die drei Eckdaten „aus Deutschland, 4 Wochen Urlaub, alleine unterwegs“ lösen wieder erstaunen aus und sind Zentrum des Gespräches. Wie immer mit Händen und Füßen geführt, da es sprachliche Barrieren gibt.

Dann wirbelt eine Frau rein. Zu viel Kaffee eindeutig. Sie nippt kurz an meinem Guinness – oishii – und weg ist sie. Ich bleibe mit einem Fragezeichen über mir schwebend zurück. Der Wirt nimmt es gelassen. Er kennt das wohl schon.

Im Ryokan nutze ich dann schnell noch das hauseigene echte Onsen. Eigentlich ein japanisches Badezimmer mit einer großen Badewanne aus Holz. Wie das ganze Haus ist auch das Bad älteren Datums. Es ist ist relativ dunkel hier drin. Die Baderegeln kenne ich schon aus Kyoto. Das bsondere: Das ist hier Thermalwasser. Die Quelle liegt ein paar hundert Meter entfernt in den Bergen. Zu heiß. Ich kapituliere nach 2 Minuten. Ich habe es gerade mal bis zu Hüfte ins Becken geschafft. Mehr geht nicht. Das ist Wahnsinn. Das Wasser wird nicht nachgeheizt. Das kommt so heiß hier an. Ich will gar nicht überlegen, mit welcher Temperatur es aus dem Stein quillt.

Randnotizen

  • Fazit: Ein Durschnittstag. Matsumoto abgehakt.
  • Habe ein Kamidana gefunden.
  • Ich muß unbedingt Japanisch lernen.
  • Taifun 22 ist im Anmarsch !

Kyoto / Tag 2

Das Frühstück war wieder super. Ach ja, hatte gestern vergessen zu erwähnen, daß der Ryokan-Chef auf Westfutter umgestellt hat. Er hatte beim ersten Frühstück wohl gemerkt, daß die japanische Version nicht so ganz mein Fall ist. Er entschuldigt sich wie gestern schon, daß es nicht ganz so umfangreich ist wie er es sonst seinen Gästen anbietet. Mir reicht es: Brötchen, Rührei, Salat, Kaffee, Früchte (geschmacklich eine Mischung aus Apfel und Pfirsich, muß den Namen rauskriegen).

Die erste Station heute wird das Nijo-jo. Auf halber Strecke muß ich eine von vielen Ampeln benutzen. Ich habe grün. Aber von links kommt die Feuerwehr mit Sonderrechten. Blaulicht wäre nicht das richtige Wort. In Japan haben Sonderrechtfahrzeuge ein rotes Rundumlicht. Ich bleibe stehen und … die Feuerwehr bremst und hält an. Wie jetzt? Ich winke den Löschzug durch. Warum halten die an? Über Lautsprecher höre ich noch ein Dankeschon und der Fahrer des zweiten Fahrzeugs macht die Geste für „Entschuldigung“. Die spinnen die Japaner.

Das Nijo-jo rangiert als Burg, ist aber eher ein großes Samuraihaus. Es war ein Wohnschloß und Regierungssitz. Im inneren gibt es viele Korridore und Zimmer mit Tatamimatten. Sehr geräumig und sehr edel. Schwere Holzbalken, Papierschiebetüren. Das besondere ist aber der Fußboden. Wenn ich das richtig gelesen habe, heißt er Nachtigallengang. Wenn ihn entlang geht, twitschert er. Besser gesagt, das Holz quietscht. Die Holzbalken sind besonders gelagert und gegeneinander verspannt. Keine Chance unbemerkt die Gänge entlang zu schreiten. Ich habe es probiert. Schuhe darf man eh nicht tragen. Aber selbst auf Socken gelingt es nicht. Spätenstens der vierte Schritt quietscht. Ein bessere Alarmanlage gibt es nicht.

Weiter geht es zum Kaiserpalast. Die Parkanlage ist nach westlichem Vorbild, hat aber auch japanische Elemente. Es ist der Park in dem ich gestern Nacht noch kurz unterwegs war. Auf das Palastgelände kommt man nur mit Anmeldung und mit Eskorte. Mal sehen. Auf zum Palastamt. Es gibt nur eine Führung um 14 Uhr. Hm. Es ist 11:45. Das durchkreuzt meine Pläne für heute. Aber die Chance sausen zu lassen wäre noch dämlicher. In Kyoto und dann den Palast nicht besuchen. Der Plan wird geändert.

Auf zum goldenen Pavillion. Da die Zeit drängt, also probiere ich den Bus. Klappt ganz gut. Leider gibt es keinen Plan für das Busnetz. Aber das Zeiche für Gold (Kin) kann ich lesen. Bleibt nur noch die Frage, wo ich aussteigen muß. Ich steige eine Station zu früh aus. Unterwegs hake ich dann schnell noch den Kitano-Schrein und den Hirano-Schrein ab. Der erste ist ganz nett.

Der Kinkaku-ji ist ein Kracher. Der ganze Pavillion ist vergoldet. Komplett. Von oben bis unten. Er steht direkt am Tempelsee. Darüber der blaue Himmel. Was für ein Postkartenmotiv. Der Park ist sehr erholsam und bietet mehrere Perspektiven. Leider drängt die Zeit. Wie so häufig.

Ich bin spät dran. Ich schalte einen Gang höher. Ich überhole sogar eine Gruppe von Schülern, die der Sportlehrer durch den Park scheucht. Die Palastwache feuert mich mit „go go go“ an. Das sind Bonsupunkte. Vielleicht kann ich die irgendwie nutzen.

Der Palast ist wirklich einen Besuch wert. War die richtige Entscheidung. Große Gebäude, mächtige Dachkonstruktionen. Vor allem das Zeremonialtor ist gewaltig. Vor die Fenster sind riesige Holzgitter.; sind quasi die japanische Version von Fensterläden. Sie werden aber nach oben aufgeklappt und dienen dann als Sonnenschutz. Pfiffige Idee. Einige Nebengebäude sind erst 1911 gebaut. Der Garten hier im Palast wäre eine Ehrenrunde wert. Aber unsere Gruppe wird von vier Wachleuten eskortiert. Keiner darf die Gruppe verlassen.

Nächster Stop ist der Ryoan-ji. Er beherbergt den wohl bekanntesten Steingarten der Welt. Es ist der Steingarten. Der Prototyp aller Steingärten. Ok, auf dem Weg dorthin habe ich mich kurz im Straßengewirr von Kyoto verheddert.

Der Tempel ist auf den ersten Blick wie jeder andere auch. Ehrwürdige alte Gebäude und ein japanischer Tempelgarten. Hinter Bäumen gut versteckt steht ein weiteres Haus. Man betritt es ohne Schuhe. Ist in Japan so üblich. Es geht durch das Haus zur Verande. Hinter dem Haus ist der Garten. Sand. Weißer, grober Sand. Es gibt drei Gruppen von Steinen. Hier sieht man auch etwas Gras und Moos. Der Rest ist Sand. In den Sand sind Muster eingeharkt. Wenn man jetzt weiß, daß der Sand das Meer symbolisiert, dann wird das Muster schnell zu Wellen. Der Garten ist kleiner als ich ihn erwartet habe. Alle Fotos, die man kennt, täuschen. Das tut dem Eindruck aber keinen Abbruch.

Im Gebäude fällt mein Blick auf 11 rote Eimer mit Wasser. Die japanische Version des Feuerlöschers. Ich kannte die Eimer aus Anime. Hätte nie gedacht, daß die immer noch im Einsatz sind.

Der Tag ist eigentlich rum. Mit Glück schaffe ich es noch mal zum Kinkaku, der ist gleich um die Ecke. Ich wollte vorhin schon eine Schale Tee am Pavillion trinken. Leider ist die Teehütte schon geschlossen. Verdammt. Die Japaner und ihre Öffnungszeiten. Damit muß ich auch den Daitoku-Tempel von der Liste streichen. Jetzt erst mal Pause.

Auf dem Weg zur U-Bahn verhedder ich mich schon wieder im Straßengewirr. Das ist echt nicht mein Tag. Bin jetzt an der  Imadegawadori. Wo auch immer die ist. Hier gibt es eine Post. Zeit für Postkarten in die Heimat. 70yen (53 cent). Unglaublich wie billig das ist. Zwei Straßen später bin ich am Park beim Kaiserpalast. Jetzt kann ich mir die U-Bahn auch sparen.

In der Yanagibabadori – das ist ein Name – sehe ich die „Whisky-Bar Seven & Seven“. Jetzt habe ich Urlaub. Der Laden ist klein – wie so oft in Japan. Platz für vielleicht 10 Gäste. Die Hälfte der Plätze ist am Tresen, wo ich Platz nehme. Hinter dem Tresen der Barkeeper, ein älterer Japaner. Wie aus dem Handbuch: nach hinten gegelte Haare, schwarze Hose, weißes Hemd mit Fliege, dazu ein Weste. Ich bestelle einen Suntory Royal. Einer der etwa 40 Whisky, die hinter dem Barkeeper im Regal stehen. Das ist mal ne Whiskybar. Warum finde ich die Bar erst heute? Es kommt wegen der Sprachbarriere nur ein kurzes Gespräch zustande.

Um 19 Uhr starte ich zum Ryokan. Duschen, dann was essen und eventuell noch einmal hierher? Die Bar ist echt der Knüller. Die dunklen Hölzer, einfach die gesamte Atomsphäre. Das ist Urlaub. Das habe ich gesucht. Auf der Ginza kaufe ich noch schnell eine Dose mit Gyokoro-Tee. Wenn ich schon im Tempel keinen bekommen habe, dann hier. Im Ryokan folgt dann das japanische Bad: erst duschen, dann im heißen Wasser entspannen. An diese Tradition kann man sich echt gewöhnen. Noch während des Bades überlege ich, wie ich das in Deutschland realisieren kann.

Zum Dinner gibt es Okonomiyaki. Die Zutaten sind anders als in Hiroshima. Die Nudeln fehlen und der Geschmack ist etwas anders. Dann zurück zum Seven & Seven. Die Bar ist gut besucht. 6 Gäste, also die halbe Bar. Als ich eintrete, werde ich verwunder angeschaut. Alle denken wohl, daß ich mich verirrt habe. Ich werde vom Barkeeper als Doitsujin vorgestellt und schon beginnt die Konversation.

Ich bestelle einen Singapore Sling. Der Barkeeper versteht sein Handwerk. Es macht Spaß ihm zuzuschauen. Er bietet keine Show. Dennoch ist jeder Handgriff kunstvoll und präzise, so ohne Schnörkel. Ich sage mal frech: Die Teezeremonie für Cocktails. Gut, der Vergleich hinkt gewaltig. Zum Abschluß noch eine Jamesson-Whiskey als Hommage an meine Irland-Zeit.

Um 23:02 stehe vor dem Ryokan. Die Tür ist zu. Scheiße. Müssen die Japaner das immer so genau nehmen. Die sind ja schlimmer als wir Deutschen. Was tun. Ich muß klingeln. Der Betreiber öffnet die Tür. Ich entschuldige mich mehrfach für diesen Fehler.

Randnotiz:

  • Fazit: Ein gelungener Tag; den Palast besichtigt; Highlight war des Seven & Seven.
  • Beide Hände mit den Handflächen zueinander auf Höhe des Kopfes ist „Bitte“.
  • Nur eine Hand ist eine „Bitte um Entschuldigung“ / „Sorry“
  • Es gibt die roten Eimer mit Löschwasser wirklich.
  • Die Feuerwehr hält an, auch wenn sie Vorfahrt hat.
  • Ich will ein Kamidana und ein japanisches Badezimmer.
  • Der Barkeeper erinnerte mich etwas an den Butler aus „Hart aber Herzlich“.
  • Das mit der Sperrstunde (Curfew) muß ich beim nächsten Urlaub umgehen.

Ise / Meoto-Iwa

Es regnet. Es ist der 3. Regentag in Japan. Das macht bisher 1 Tag pro Woche. Ziemlich gute Statistik. Und an einem der beiden Regentage war mit Nara sogar ein volles Programm absolviert worden. Welche Entscheidung ist für heute die richtige? Ein weiterer Tag in Kyoto oder auf Ise? Eigentlich ist es keine Wahl. Ise. Auch in der Hoffnung, daß während der Zugfahrt der Regen aufhört.

Die Fahrt wird dauern. Ich muß erst mit dem Shinkansen nach Nagoya und dort umsteigen in eine Bummelbahn. Trotzdem wird die Fahrzeit kürzer sein, als von Oosaka aus. Wenn man mal außer Acht läßt, daß der Shinkansen gerade abfährt und ich 30Minuten warten muß. Dafür habe ich dann sofort Anschlaßin Nagoya. Ich bin um 12:15 am Bahnhof Ise. Es regnet immer noch.

Der Geku, der äußere Schrein, ist knapp 900m entfernt. Die Strecke laufe ich. Der Weg dorthin ist recht einfach. Einzig auffällig sind die großen modernen Steinlaternen auf dem Fußweg. Gleich am Eingang steht ein eine rote Bühne mitten in einem Teich. Dies ist auch der Beginn eines Waldes. Der Schrein steht inmitten des Waldes. Die Bäume sind echt groß; kerzengerade und groß. Die wichtigen Gebäude sind von einem Zaun umgeben. Ab dem Zaun ist das Fotografieren verboten.

Einmalig ist jedoch, daß es nebem dem Schreingebäude eine leere Fläche gibt. Sie hat die gleiche Fläche wie das Gebäude. Man sieht sogar den Grundriß. Die Kieselsteine sind zweifarbig. Alle 20 Jahre wird ein neues Gebäude auf der leeren Fläche gebaut und das alte dann abgerissen. Es ist ein Symbol, daß nichts für die Ewigkeit ist. Sehr philosophisch; und praktisch. Alle 20 Jahre müßte man die Holzbauten eh renovieren.

Auch die langen Giebelbalken mit den goldenen Ende fallen auf. Auch die goldenen Tragbalken sind einzigartig. Nach Handbuch liegt es daran, daß es kaum chinesischen Einfluß in der Architektur gibt. Stimmt. Dieses ganze Verspielte – ich sage nur Chinarestaurant – fehlt.

Bis zum Naiku sind es 6km. Es gibt einen Pilgerweg. Laufen oder den Bus nehmen? Genug Zeit wäre. Es hat zwar aufgehört zu regnen, das Wetter motiviert aber nicht wirklich. Durch Zufall komme ich mit einer Lehrerin aus Oosaka ins Gespräch. Sie empfiehlt den Bus. Na dann…

Am Naiku angekommen steht man vor einer Brücke über einen Fluß. Es hat wieder angefangen zu regnen. Auch dieser Schrein liegt im Wald. Zuerst geht es aber einen breiten Schotterweg entlang. Rechts eine Rassenfläche; im Hintergrund sieht man einen Berg. Die Spitze verschwindet im Regen. Wir treffen auf eine Japanerin in Begleitung eines Schweizers. Er arbeitet für das Team Sauber. Stimmt. Nächste Woche ist das Formel-1-Rennen in Suzuka. Das liegt unterhalb von Nagoya, also ganz in der Nähe. Zu viert geht es weiter zu den Schreingebäuden im Wald. Auch hier gibt es wieder die leere Fläche neben den Schreinbauten. Das zentrale Heiligtum ist von einem hohen Zaun umgeben. Der Durchgang ist durch einen Vorhang blickdicht gemacht. Neben dem Durchgang ein Wachhäuschen. Allein der Versuch die Kamera in Stellung zu bringen, ruft die Wächter auf den Plan. Gut, wenn man die Situation aus ein paar Metern bebachtet und andere in Falle treten läßt, bevor man es selbst probiert.

Das Team Sauber will weiter zu den vermählten Felsen. Keine Ahnung was das ist. Hab ich im Reisefüher überlesen. Soll aber im Shinto ein wichtiger Ort sein. Sie haben ein Auto. Das macht es einfach. Ich nutze die Chance. Ich frage mich zwar, warum ich die Tageskarte gekauft habe. Die Autofahrt an sich ist ereignislos. Witzig ist das Navi. Ein japanisches Navi klingt so komisch. Der Regen hört wieder auf.

Nach 15 Minuten Fahrt erreichen wir Meoto-Iwa, so der japanische Name. Die vermählten Felsen sind zwei Felsen, die mit einem Seil verbunden sind. Ehrlich gesagt, hatte ich was Größeres erwartet. Die Felsen sind klein. Es sind eher größere Steine. Viele Japaner fahren hierher, um zu sehen, wie die Sonne hinter den Felsen aufgeht. Warum, keine Ahnung. So ein Kracher kann der Anblick nicht sein. Sonnenaufgang auf dem Fuji, ok. Das kann ich verstehen. Hier? Für mich fällt es unter die Rubrik: Ich war hier.

Eisnchub: Vielleicht muß man Shintoist sein, um die Bedeutung von Meoto-iwa zu würdigen. Ise ist der höchste Schrein des Shinto. Er ist so etwas wie der Vatikan oder Mekka. Und um in diesem Vergleich zu bleiben: Der Kaaba kann ich auch nichts abgewinnen.

Das „Team Sauber“ bringt mich und die Lehrerin zurück nach Ise. Ich bekomme noch eine Einladung. Sollte ich zum Rennen in Suzuka sein, soll ich kurz anrufen. Jetzt fange ich wirklich an zu überlegen. Nächste Woche bin ich schon in Naruko, oder nach in Nagano? Ich muß das prüfen. Die Lehrerin will mit dem Kintestu fahren und so bleibe alleine am JR-Bahnhof zurück.

Der Zug ist gerade wieder weg. So bleibt Zeit, etwas zu essen. Nahe am Bahnhof gibt es eine kleine Garküche. Ich bestelle Udon. Lecker. Um 18 Uhr ist dann Abfahrt. Die Rückfahrt dauert aus irgendwelchen Gründen länger als geplant. Keine Ahnung wieso. Ich sitze erst um 20:34 im Shinkansen. Ein Stunde später erreiche ich Kyoto. Nach einer kleinen Runde durch die Shoppingstraße und einem Stop bei McD ist Feierabend. Nicht jedoch ohne zuvor noch einmal weiter Richtung Norden zu gehen. Hier ist ein Park. Ein dunkler Spot umgeben von der großen hell erleuchteten Stadt. Es ist aber nicht wie in Ueno. Irgendetwas fehlt. Nur was?

Randnotiz:

  • Fazit: Nicht viel gesehen, aber den Regentag genutzt und einen Punkt von meiner Liste abgehakt.
  • Formel 1 in Suzuka ist zwar nicht Teil des Plan, klingt aber spannend.
  • Das erst Kanji in Geku ist das gleiche wie in Gaijin (Ausländer). Gai-jin meint also“äußerer Mensch“ oder einfach Mensch von außen.

Kyoto / die großen Tempel

Das Fürhstück ist japanisch. Abgesehen davon, daß Fisch am Morgen überhaupt nicht mein Ding ist, war es recht lecker. Der heutige Tage ist voll gepackt mit knapp 12 Stops. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren. Da es nur 3 U-Bahnen gibt und ich keine Ahnung von dem Liniennetz der Busse habe, werde ich alles zu Fuß erlaufen. Schlimmer als Tokyo kann es nicht werden.

Als allererstes geht es zum Nishi Hogan-ji. Es ist einer der beiden riesigen Tempel hier in Kyoto. Er liegt fast am Bahnhof. Dort angekommen muß ich feststellen, daß die Haupthalle komplett eingerüstet ist. In Japan sind Gerüste anders. Es gibt eigentlich immer einen kompletten Sichtschutz. Die ganze Baustelle ist formlich eingepackt. In diesem Fall haben die eine riesige Halle um das Tempelgebäude gebaut. Komplett mit Dach und allem. Die Hauthalle ist erst 2005 wieder zugänglich.

Vorbei am Kyoto Tower vor dem Bahnhof geht es zum östlichen Tempel. Der Tower ist wieder mal ein Fernsehturm, allerdings nicht vom Modell Eiffelturm. Es ist aus Beton gebaut, hat aber eine Aussichtsplattform; eine Konstante bezüglich Funktürme in Japan.

Die Haupthalle des Higashi Hogan-ji ist auch eingerüstet. Ich habe aber auch gar kein Glück. Aber die Halle kommt mir bekannt vor. Hier bin ich gestern Abend dran vorbei gelaufen. Hatte gar nicht realisiert, daß es der Tempel ist. Zumindest habe ich eine Menge Filmmaterial gespart und bin vor meinem Zeitplan.

Weiter geht es zum Shosei-en, einen japanischen Garten. Er ist sehr schon ruhig. Kyoto wirkt bisher bei weitem nicht so hektisch wie Tokyo, dennoch hebt sich der Garten wohltuend von der „Welt da draußen“ ab. Ich bin erstaunt wie viele verschiedene Moose es hier gibt. Der Park ist von einem Teich dominiert. Verschiedene Wege und etliche Brücken bieten tolle Perspektiven. Mit der Zeit im Nacken kommt aber nicht wirklich Entspannung auf.

Weiter geht es zum nächsten Tempel, dem Sanjusangen-do. Die Halle ist uralt und irre lang. Im inneren steht eine große Kannon-Statue. Links und rechts daneben 1000 kleine. Es ist einfach imposant. Im inneren der Halle ist es dunkel; alles wirkt etwas angestaubt. Aber die Statuen ziehen einen in den Bann.

Gleich daneben ist der Chishaku-in. Ebenfalls ein Tempel. Der Kontrast könnte aber nicht unterschiedlicher sein. Am Sanjusan waren es dunkle Holzer und weiße Wände; alles sehr zurückhaltend. Der Chishaku-in ist bunt. Draußen  hängen bunte große Fahnen von der Dachkante der Haupthalle. Das Holz ist hell und mit Gold verziert. Was für ein Postkartenmotiv. Der Tempelgarten ist von Sen no Rikyu angelegt, einem der wichtigen Teemeister. Ich kenne den Namen aus den Büchern „Ritual der Stille“ und „Chado – Der Teeweg“. Wer sich etwas mit der Thematik auskennt wird nicht enttäuscht. Der Garten strahlt die Ruhe des Zen aus. Der richtige Zeitpunkt für eine kurze Pause. Die brauche ich jetzt und der Garten lädt förmlich dazu ein.

Es ist schon spät. Daher gibt es nur ein kurzes Hallo am Myoho und Nishi-Otane Tempel. Rechts den Hügel hinauf am Hokoku-ryo soll das Grab von Hideyoshi sein. Eigentlich sollte hier auch eine Pagode stehen. Aber wo ist sie? Nur logisch, daß es eine Treppe gibt. 313 Stufen. Das geht echt in die Beine. Und dann? Noch eine Treppe. 176 weitere Stufen. Oben angekommen gibt es außer ein paar Steinen nicht viel zu sehen. Die Aussicht ist durch Bäume blockiert. OK, ich war hier. Weiter im Text. 489 Stufen abwärts. Das geht noch mal in die Beine. Wenn ich jetzt wegrutsche, schaffe ich die Strecke in unter 10 Sekunden. Sehr ungesund.

Nächstes Ziel ist der Kiyomizu-dera. [Nachtrag: An dieser Stelle mache ich den bescheuersten Fehler überhaupt. Leider merke ich das erst bei der Auswertung. Der Kiyomizu ist der Tempel mit der Terasse auf dem Stützpfeilern. Ein Foto ist fast in jedem Reiseführer zu finden. Ich Idiot besichtige die Halle und die Terasse nicht und begnüge mich mit der Außenansicht. Was für ein Fehler].

Ich befürchte meine Karte ist nicht ganz korrekt. Hier fehlt eine Pagode. Am Grabmal fehlt ein Schrein. [Nachtrag: Und ich habe das mit dem Kiymizu nicht realisiert]. Zurück zur Hauptstraße und dann weiter nach Norden. Der Park und der Chion-ji sollten leicht zu finden sein. Zur Abwechselung geht es mal bergab.

Der Chion-in begrüßt einen mit einem großen Mon. Auch die hallen dahinter können sich sehen lassen. Ich spüre aber, daß mein Bedarf an Tempel so langsam gesättigt ist. Also direkt weiter zum Heian-jingu. Das Torii ist schon von weitem zu sehen. Es steht mitten im Stadtgebiet, überspannt die Straße. Erst zwei Kreuzungen weiter beginnt das Schreingelände. Das Torii fällt richtig auf. Es glüht förmlich orange-rot in der Sonne.

Die Schreingebäude sind in der gleichen Farbe gestrichen. Dazu die weißen Wände. Was für ein Bau. Nachdem ich einen Eintritt gezahlt habe, betrete ich den Garten hinter dem Schreinbegäude. Wow. Ein japapischer Garten. Ich laufe einmal kreuz und quer. Ich würde hier gerne mehr Zeit verbringen, aber einen Punkt habe ich noch auf der Liste.

Auf geht es weiter nach Norden. Hier soll auch ein Bus fahren. Aber die Haltestelle suchen und dann warten. Nein. Es ist schon nach 16 Uhr. Ich habe keine Zeit mehr. Also volle Kraft voraus. Die Strecke ist weiter als vermutet. Ich bin erst um 16:30 Uhr am Eingang. Ich darf aber noch rein. Egentlich ist Schluß. Ich verspreche, schnell zu sein.

Ach ja, ich stehe am Eingang zum Ginkaku-ji, der silberne Pavillion. Schon am Eingang fällt mir dieser weiße grobe Kies auf, in den ein Muster geharkt ist. Ein Weg führt hinter die Gebäude. Der Blick fällt auf eine Sandfläche. Ich vermeide den Begriff Steingarten, da die Steine fehlen. Abgesehen davon ist es wie im Japan-Handbuch: ein große Fläche mit Mustern. Statt einem Stein steht hier ein Kegelstumpf aus weißem Kies. Es ist erstaulich wie ästhetisch Sand sein kein.

Und da steht er dann, der silberne Pavillion. Ich habe das Gebäude gar nicht ernst genommen. Nix Silber. Ein quadratischer Bau aus dunklem Holz; die Wände teilweise aus Holz, teilweise weiß verputzt. Mit den geschwungenen Dächern und der Fensterform im zweiten Stock wirkt es irgendwie chinesisch. Gleich ist 17 uhr und Feierabend, also schnell nolch eine Runde um den Teich herum. Auf der Rückseite des Teiches geht es durch eine Waldgebiet. Gerne hätte ich mehr Zeit.

Jetzt erst einmal etwas Essen. Im Halbdunkel versuche ich den Yoshida-Schrein im Yoshiyama-Park zu finden. Ich finde den Berg. Verlaufen kann man sich nicht. Der Berg ist mitten in der Stadt. Dennoch finde ich den Eingang nicht. Es ist dunkel, keine Lampen und wieder Stufen. Ich habe keine Lust mehr. Feierabend für heute. An der Kyodai vorbei geht es zum Kanal/Fluß. Am Wasser geht es entlang bis zu der Ginza, der Einkaufsstraße. Von hier hangel ich mich zurück zum Ryokan.

Erst einmal duschen. Ich will die Diskussion von gestern vermeiden. Gäste duschen zuerst. Nach meinem Bad treffe ich im Flur auf einen Ami. Auch er will noch was Essen. Wir tun uns zusammen. Wir suchen einen Italiener. Den, den er ansteuern wollte, finden wir nicht, also nehmen wir den Nächstenbesten den wir finden. Die Portionen sind kleiner als in Deutschland. Ich werde gerade so satt. Lecker ist es allemal.

Randnotizen

  • In Kyoto kann man die Himmelsrichtungen lernen. Die Stadt ist geteilt in Kita und Minami. Es gibt zwei große Tempel. Nishi und Higashi.
  • Es gibt keine Überlandleitungen in Kyoto. Weder Strom noch Telefon. Keine Einzige.
  • Ich habe zu viele Stops in diesem Tag gepackt.
  • Kyoto ist mindestens 3 Tage. Ohne U-Bahnnetz ist es weitläufig.
  • Ich mag Moos. Flauschig grün und vielfältiger als Rasen.
  • Ich muß beim nächsten Urlaub ein paar Punkte nachholen.
  • Ach ja: HALBZEIT