Feuerwehr in Japan – Löschwasser in Tokyo

Ich habe mich immer über die fest angekuppelt Saugleitung an den Fahrzeugen gewundert. Jetzt weiß ich warum sie da ist: Die Löschwasserversorgung in Tokyo läuft nur zu einem Teil über ein Hydrantennetz. In der gesamten Metropole gibt es hunderte unterirdische Löschwasserzisternen; große Löschwassertanks mit bis zu 80.000 Litern Löschwasser.

Im Brandfall wird einfach der Schachtdeckel geöffnet. Die Saugelänge hineingeworfen und die Wasserversorgung ist hergestellt. (Wie das Bild beweist, wird das Prinzip nicht nur in Tokyo angewendet.)

Auch der Grund für die Zisternen ist schnell gefunden: Japan ist ein Land, in der immer wieder große Erdbeben auftreten. Ein Hydrantennetz ist davon abhängig, daß es unbeschädigt ist und das Wasserwerk den notwendigen aufgebaut hat, also funktioniert. Ein Zustand, der nach einem Erdbeben nicht garantiert werden kann. Sicherlich werden auch Zisternen beschädigt. Die meisten von ihnen sind aber wie ein Bunker gebaut und halten Beben der Stärke 8 stand.

Zisternen in Tokyo

Die Stadt schreibt vor, daß in einem Areal von 250x250m mindestens eine Zisterne mit 40.000 Litern Löschwasser vorhanden sein muß. Ersatzweise kann ein Fluß genommen werden. Der Fluß Kanda hat mehrere Sperrwerke, die nicht nur als Hochwasserschutz dienen, sondern auch verwendet werden können, um die Fluß zu stauen, falls man Löschwasser benötigt. Ein der größeten Zisternen wurde nahe des Flusses Kanda gebaut. Sie bevorratet knapp 500.000 Liter Wasser.

Super Pumper Complex

Das ist ein Zug aus drei Fahrzeugen: Ein Tanker, ein Super Pumper und ein Hose Layer. In Deutschland würde man sagen: ein TLF, ein riesiger Wassertank und ein SW 2000. Die Zahlen sind nur etwas größer. Der Tankwagen ist wie ein kleine Heizöl-LKW und hat etwa 10.000 Liter Wasser an Bord. Das reicht für nicht einmal 3 Minuten. Der Pumper hat eine Pumpenleistung von 4000 l/min bei 8 bar. Der SW transporiert 2000m Schlauchmaterial, aber nicht B mit nur 75mm Durchmesser. Japan hat, ich nennen es Mal, Super-A. 150mm Druchmesser.

Randnotiz

Die Öffentlichkeit ist seit Jahrhunderten zur Vorsicht geschult. Müll wird heute noch nach „brennbar“ und „nicht brennbar“ sortiert. Vor alten Tempeln stehen Eimer mit Löschwassern. 2012 bin ich in Kyoto eine Straße entlang gelaufen, in der vor jeder Haustür ein Eimer mit Wasser stand. Keiner würde dieses Wasser zweckendfremden oder den Eimer aus Langeweile umwerfen.

In ganz Tokyo stehen Feuerlöscher am Straßenrand, teilweise in kleine Säulen versteckt, deren Inhalt sich erschließt, wenn man die Schriftzeichen lesen kann. Auch diese Feuerlöscher sind frei zugänglich, nicht alarmgesichert und werden trotztdem nicht von jugendlichen zerstört oder aus Spaß geleert. Stellt euch so ein vorbildliches Benehmen mal in Deutschland vor.

Die japanische Jungend sind sicherlich keine Engel vor dem Herrn. Die bauen auch Scheiße und geraten mit der Polizei aneinander. Ich vermute aber, daß beim Thema Brandschutz selbst bei den größten Rabauken eine rote Linie überschritten wird. Vielleicht liegt es daran, daß durch die ständige Gefahr eines Erdbebens jeder im Hinterkopf gespeichert hat, daß im Fall der Fälle dieser blöde Feuerlöscher einem den Arsch retten kann.

Hierzu zum Abschluß noch eine Zahl: Nach dem Erdbeben in Kobe 1995 wurde 7.900 Menschen durch die Feuerwehr gerettet, 27.100 von ihren Nachbarn. Das ist ein Verhältnis von 3:1 zugunsten des Nachbarn.