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Yufuin; Yukata

Heute ist wieder Yukata-Tag; heißt: Ich werde den ganzen Tag in Yukata rumlaufen. Für einen Onsenort wie Yufuin ist das die angemessene Kleidung. Zunächst geht es rauf zum Bahnhof, um Infos zum Bus nach Kurokawa zu sammeln. Danach geht es im Zori-Tempo (langsam) in Richtung Teich. Die erstern 50% der Strecke sind totlangweilig, eine japanische 08/15-Dorfstraße. Dann beginnt die „Fußgängerzone“ und der Urlaubsteil.

Im Ryokan hatte ich noch schnell nach Onsen in Yufuin gefragt. Ich bin im Besitz einer Karte mit Markierungen und einer Art Pass für benachbarte Hotels mit Onsen.

Onsen 1 auf meiner Strecke ist eher ein Sento in einem altem Gebäude. Onsen 2 hat schon mehr. Ein traditionelles Holzhaus etwas abseits der Fußgängrezone. Ich bin alleine (ich konnte Fotos machen). Allerdings ist das Wasser eine Nummer zu heiß für mich, um länger Verweilen zu können. Aber es ist ein echtes Onsen. Die ausweisende Karte mit den chemischen Daten des Wassers hängt an der Wand: ph-Wert 8 (hautneutral ist 5.5). Ich habe schon in schlimmeren Wasser gebautet. Meine persönlichen Rekorde sind 2,3 (zersetzt einen Zimmermannsnagel in 10 Tagen) und 9,8.

Es geht weiter durch die japantypische Fußgängerzone. mit viel Essen. Links ist ein kleiner Abzweiger; Sehr idyllisch und ideal für eine kurze Pause. Reiseball am Spieß, ummantelt mit Käse und Schinken. Kalorien- und kolesterintechnisch unverantwortlich aber macht satt. Danach geht es weiter in Richtung Teich. Rechts liegt das „Yufuin Floral Village“. Echter japanischer Kitsch. Auweia. Meine Augen sind am Bluten. Ein Foto muss sein, sonst glaubt mir das keiner.

Nach ein paar Haken erreiche ich den Teich. Nunja, nichts besonderes (hatte mehr erwartet); außer einer kleinen Hütte mit Reetdach, die auch in Friesland stehen könnte. Dies ist Onsen Nummer 3, das Shitanyu.

Es ist ein mixed Onsen! Für gewöhlich teilt sich ein Onsen vor oder kurz hinter dem Eingang in Männlein und Weiblein. Im Shitanyu steht man gleich in dem  Raum mit dem Becken. An der Wand sind die Fächer mit Körben für die Kleidung. Das Außenbecken ist etwas kälter und für mich gerade an der Grenze.

Die anderen Gäste zeigen mir, wie man die Wassertemperatur leicht ändern kann. Danke dafür. Einen Haken hat das Rotenburo. Der Zaun um das Onsen herum ist nicht wirklich hoch, geschweige denn blicktdicht. Deis sollte man wissen, da ein Wanderweg direkt am Onsen vorbeiführt. Kann mir egal sein, ich war bereits auf Asahi TV zu sehen.

Gegen 13:30 Uhr starte ich den Weg zurück zum Ryokan. Für den Nachmittag sind die Hotelonsen geplant. Unterwegs gibt es noch ein paar Stops: Baumkuchen ist in Japan beliebt und neben Bier der wichtigste Exportartikel aus Deutschland. Aber ein kleiner Hinweis: Man schreibt „Erinnerumgen“ anders.

Onsenstop Nummer 4 erfolgt im Sansuikan, auf halben Weg zwischen Bahnhof und meinem Ryokan. Das Onsen ist sehr gemütlich. Danach geht es an der Stichstraße zum Ryokan vorbei weiter stadtauswärts und bergauf. Mit den Zori nicht einfach und alles außer schnell. Oben angekommen habe ich keine Idee wie weit es bis zum Onsen ist.Ich laufe einfach mal los. Die Entfernung ist akzeptabel, aber die Straße hat keinen Fußweg. Man läuft auf der Fahrbahn.

Das Onsen des Hotels ist abseits vom Hauptgebäude und heißt Musoen. Der Wegzum Onsen ist gepflastert. Links und rechts Bäume. Es ist ruhig und idyllisch. Das Rotenburo ist sagenhaft. Genial. Es ist sehr groß. Die Wassertemperatur ist perfekt. Dazu gibt es eine gute Aussicht über Yufuin.

Für 15:45 Uhr ist es relativ dunkel. Die Bergspitze ist von Wolken verhüllt. Ich glaube, gleich gibt es Regen. Um 16:15 Uhr bin ich am Ryokan und es fängt es wirklich an zu regnen. Das war es für heute. Weitere Onsen fallen aus. Aber mein Ryokan hat ja auch ein Onsen.

Um 18:30 Uhr, der Regen hat aufgehört, mache ich noch eine kurze Runde um den Block. Ich laufe wieder in Richtung Bahnhof. Kein Laden sagt mir so richtig zu. Und so lande ich in der Kneipe von gestern. Heute setze ich mich aber an den Tresen.

Auf dem Rückweg ziehe ich noch ein paar Getränke für die Nacht am Automaten. Mich irritiertm dass sich der Schatten auf dem Glas bewegt. Bei genauerem Hischauen ist es ein kleiner Frosch, der an der Scheibe klebt. Im Blitzlicht ist er grasgrün und flüchtet fast zeitgleich. Und er ist nicht der einzige. Da sind weitere Schatten. Das hatte ich auch noch nicht.

Erkenntnis des Tages: Yukata und Onsen sind die Basiszutaten für einen entspannten Urlaubstag.

Fukuoka; Baseball

Mittwoch (Baseball)

Gestern lief Baseball im Fernsehen. Softbank Hawks. Heute Abend ist das zweite Spiel im Fukuoka Dome. Gleich nebenan ist Seaside Momochi und der Fukuoka Tower, da wollte ich eh hin.

Es regnet mal wieder und der Weg zum Tower ist nicht kurz. Neben dem Tower gibt es Robosquare. Erwartet nicht zu viel. Ein großer Raum mit ein paar Robotern. Beeindruckt hat mich nur ein weißen Modell mit seiner Körpersprache. Die Aussicht vom Tower (kein Vergleich zu Tokyo) ist durch das Wetter sehr begrenzt. Ich blicke in eine graue Wand.

Fußmarsch durch den Regen zum Dome. Theoretisch startet gerade das erste Inning gegen die Orix Buffalos. Zum Glück hat das Stadion ein Dach. Das Spiel ist gut, auch wenn es kaum spektakuläre Spielzüge gibt. Es ist ein Gesamterlebnis dank der Fans: Es gibt zwei Teams, aber keine böse Rivalität. Selbst die Musik ist aufeinander abgestimmt.

Der Softbank-Fanshop hat eine große Ecke mit Produkten der gegnerischen Manschaft. Stellt euch vor: BVB-Schals im Schalke-Shop. Die Polizei ist nur dazu da, den Verkehr zu regeln, wenn alle nach dem Spiel losfahren. Keine Randale. Keine besoffenen Idioten. Es ist ein Event für Familien.

Mit  dem Bus geht es zurück nach Tenjin und weiter nach Ijiri. Der Regen wird zur Sintflut. Patschnass komme ich an der Unterkunft an. Heute passiert nix mehr.

Erkenntnis des Tages: Baseball in Japan ist immer wieder ein schönes Fest.

Donnerstag (Sightseeing 2)

Ohori Park und die Ruinen von Fukuoaka Castle. Naja. Ich war da. Ist ganz nett, aber nix besonderes. Von der Burg stehen noch ein Turm, eine Mauer mit Turm und die Fundamente. Die Aussicht ist gut, aber Fukuoka hat keine Skyline. Der Ohori-Park ist ein großer See, geteilt durch eine schmale Landverbindung. Um den See herum gibt es einen Fußweg, einen Fahrradweg und eine markierte Spur für Jogger und Powerwalker.

Letzter Stop ist Nakahama. Es liegt abseits der U-Bahnstrecke in der Hafengegend. Beim Nagahama Ramen odere Tonkotsu Ramen, die Spezialität von Fukuoka. Lecker. Ich frage, wo die Yatai-Stände sind: gleich um die Ecke. Die müssten gerade (6 Uhr) aufbauen.

Das Wetter war heute mild, 26 Grad, und jetzt am Abend ideal. Es sind wenig Stände, aber mir reicht einer. Er wird von einem Duo betrieben. Einer kocht, der andere scheint nur da zu sein, um Passanten wie mich einzusammeln. Der Stand ist fast randvoll, während die Nachbarstände nur 1-2 Gäste haben.

Der Abend wird sehr lang und ich esse mich durch die verschiedenen Gerichte. Dazu gehören verschiedene Spieße (Fleisch und Gemüse), sowie Oden (Rettich und Ei). Vom Rest muss ich erst den Namen rauskriegen. Alles ist lecker. Dazu trinke Bier, Highball, Sake und sammle Bonuspunkte beim japanischen Publikum.

Erkenntnis des Tages: Burgruinen bleiben Burgruinen.

Freitag (Fahrt nach Yufuin)

Heute wird es fast schon hektisch: Gleich nach Genki JACS geht es zum Bahnhof. Bahntickets kaufen. Erst nach Minuten wird mir und dem Mann am Schalter klar, dass ich hier falsch bin. Das ist die Reservierungsstelle für JR West. Ich muss aber zu JR Kyushu. Das Gespräch lief bis hierhin zu 80% in Japanisch. Lief doch ganz gut.

Jetzt schnell nach Ijiri, Koffer (nur die Handgepäcktasche) packen, auf Yukata wechseln und wieder nach Hakata. Der Zug fährt um 17:30 Uhr und nicht um 18:30 Uhr, wie ich immer dachte. Meinem Plan fehlt jetzt 1 Stunde. Um 17:03 Uhr stehe ich in JR Sasebaru am Bahnsteig. Knapp aber passt. Von Ijiri kommt man nach Tenjin, von Sasabaru nach Hakata, und dort muss ich hin.

In Hakata ist alles sehr entspannt. Bento für die Fahrt, dazu ein Highball. Die Wagen des Yufu Ltd. Express sind sehr komfortabel: diese Beinfreiheit; entspannend. Die Zugfahrt geht in die Dämmerung und in die Nacht. Urlaub vom Urlaub.

Um 20 Uhr erfolgt der Check-in im Ryokan Tanaka. Alt, traditionell, traumhaft. Mit dieser Unterkunft habe ich einen Volltreffer gelandet. Ich habe das Gefühl, das wird die Nummer 1 dieser Reise: die dunklen Hölzer, der Raum mit Tatami, ein Vorraum mit Waschbecken. Dazu gibt es zwei Onsen und ein Rotenburo, die man alleine nutzen kann … und ich reise in Yukata an.

Curfew ist um 23 Uhr und reicht für einen Abstecher zum Bahnhof. Ich finde eine kleine Kneipe. Meine Yukata beeindruckt und bringt mir einen Tatamisitzplatz. Normalerweise werde ich als Ausländer und Einzelgast immer an den Tresen bugsiert. Dieses Mal Tatami. Die Atmosphäre ist familär und Abendessen gibt es auch. Um 22 Uhr folgt noch eine Runde Onsen und Rotenburo. Es wird Zeit, dass es sowas in Deutschland gibt.

Erkenntnis des Tags: Werten wir nur die wenigen Stunden in Yufuin, ist es der bisher „most relaxing“ Abend.