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日本橋川の橋 .. Brücken des Nihonbashigawa

Ich wollte schon längst den Bericht zu meinem VNV-Projekt 2018 online haben. Ich wurde aber durch die Überarbeitung des Tokaido-Artikels aufgehalten. Und dann ergab sich eine neue Herausforderung:

Riverboat Mizuha, mit denen ich bisher drei Flussfahrten in Tokyo unternommen habe, haben ein Video online gesellt. Die Challange: Alle 34 Brücken identifizieren. Was soll ich sagen: Ich war der Erste, der alle Brücken benennen konnte.

Aber es zeigte auch, dass eine keine (englischsprachige) Übersicht im Internet über die Brücken in Tokyo gibt. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel über den Sumidagawa online gestellt. Es wird Zeit, dieses auch für den Kandagawa, den Nihonbashigawa und die Kamejimagawa nachzuholen.


Hier also eine Übersicht für den Nihonbashigawa, beginnend an der Mündung in den Sumidagawa. (Die Buchstaben sind für mich zur Orientierung.)

豊海橋 .. Toyomi-bashi
    • erste Brücke: 1698 (?)
    • aktuelle (5.) Brücke: 09/1927
    • Vierendeel-Brücke (Fachwerkbrücke)
    • Länge: 46,1 m
    • Entwurf: Takeo Fukuda
    • Links: [dobohaku] [yakei] [viva-edo]

(A) Die Brücke steht direkt am Eingang (Ausgang) des Nihonbashigawa und gilt als Kulturgut von Chuo-ku. Die weiße Brücke mit blauer Fahrbahnunterkonstruktion wird nachts weiß-orange beleuchtet und gilt als nächtlicher Aussichtspunkt. Sie wird oft als Drehort in Dramen eingesetzt, da der Verkehr über die Brücke abends minimal ist.

Die erste Brücke an dieser Stelle war eine Holzbrücke von 1698. Der Sage nach nahmen die Ako Roshi, die 47 Ronin diese Brücke auf ihrem Weg zum Sengaku-ji.

Es gab Ersatzbauten, ebenfalls als Holz, in den Jahren 1873 und 1855. Die vierte Brücke wurde 1903 als Stahlfachwerk-Eisenbahnbrücke gebaut, welche beim Kanto-Erdbeben 1923 schwer beschädigt wurde.

Die Politik der Regierung für die Restaurierung der Reichshauptstadt, die darin bestand, „die Stadt mit ihrem auf Qualität und Substanz basierenden Erscheinungsbild neu und würdevoll erscheinen zu lassen“. Für die Toyomibashi wurde daher ein Design mit solider, fester Form gewählt, das druch die hoizontalen und vertikalen Strukturen zum Ausdruck gebracht wurde.  Das Design wurde auch gewählt, um einen Bezug zur benachbarten Eitaibashi am Sumidagawa zu bewirken.

„Wenn man vom Wasser auf die Kombination von Stahlrahmen (…) blickt, kann man wirklich den modernen Sinn des Maschinenzeitalters mit seinen wissenschaftlichen Berechnungen und seiner mechanischen Zusammensetzung spüren.“ (Nagai Kafu ?)

湊橋 .. Minato-bashi
    • erste Brücke 1679
    • aktuelle Brücke: 1928 (1925?)
    • Stahlbetonbrücke
    • Länge: 49,7 m
    • Links: [mport]

(B) Die erste Brücke wurde an dieser Stelle wurde 40 Jahre nach der Edobashi gebaut. Damals waren beide Uferseiten noch Inseln. Minato übersetzt sich übrigens als Hafen. Die Brücke ist mit kleinen, länglichen Kacheln verkleidet und zeigt an ihrem Hauptpfeiler eine Eblem, das man mitunter auch in Reiseführern findet. Diese Verkleidung wurde erst im Rahmen einer Sanierung im Jahr 1989 hinzugefügt.

Ab hier und für den gesamten restlichen Verlauf des Nihonbashigawa verläuft der Expressway oberhalb des Flusses. Hier ist es ein Teil des Shuto-Expressway No.6, der später entlang des Sumidagawa nach Norden verläuft. Der Grund ist sehr banal: Der Expressway wurde (wie auch die ersten Shinkansenstrecke) in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1964 gebaut. Der einzige verfügbare Baumraum waren die Flüsse. Eine Enteignung und der Abriss von Häusern wäre zu teuer und aufwändig geworden. — Hier zweigt übrigens der Kamejimagawa ab.


茅場橋 .. Kayaba-bashi
    • Baujahr: 1992
    • Stahlträgerbrücke
    • Links: [mport]

(C) Es könnte sich hier um die erste Brücke an dieser Stelle handeln. Die zugehörige Straße (Shin-Ohashi-dori; B50) wurde erst nach dem Kanto-Erdbeben im Rahmen des Wiederaufbauplans geschaffen.

鎧橋 .. Yoroi-bashi

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(D) Yoroi-bashi mit Baujahr 1872 war eine der ersten Brücken, die in der Meiji-Zeit (nach dem Ende der Samurai-Ära / Edo-Ära) nach westlichem Vorbild mit westlichen Techniken und Materialen (Stahl) gebaut wurde. Finanziert wurde der Bau vollständig durch die Kaufleute Mitsui, Ono und Shimada. Sie ersetzte eine Fähre 「鎧の渡し, Yoroi-no-watashi」, an deren Anlegestelle am Westufer noch heute eine Tafel an sie erinnert.

Bereits 1877 wurde die Brücke durch eine Eisenbahnbrücke (Stahlfachwerkbrücke) ersetzt. Die heute Brücke von 1957 ist somit die dritte an diesem Standort. Am Westufer ist auch die Tokyo Börse, die bereits am 15.05.1878 eröffnet wurde. Die Brücke wurde 1920 für die Straßenbahn und Fußgänger erweitert. Ich weiß nicht, ob die erste Brücke in WWII zerstört wurde (es ist gut möglich).

Yoroi heißt übersetzt gepanzert; Yoroibashi also Panzerbrücke. Zur Herkunft des Names gibt es zwei Gesschichten: (1) Minamoto no Yoriyoshi soll beim Angriff auf Oshu wegen eines Sturms hier gestrandet sein, seine Rüstung ins Meer geworfen und zum Drachgott um besseren Wind gebetet haben. (2) Dies soll der Ort sein, an dem Tairo no Masakado seine Rüstung und Helm den Göttern opferte. Ein alter Name für diesen Ort ist:「鎧橋」“Yoroi ga fuchi“ (ich hoffe ich habe das richtig ins Romaji übersetzt) bezeichnet worden sein. fuchi kann mit Abyss oder tiefes Wasser übersetzt werden.

An der Brücke gibt eine Tafel mit einem Text aus „Kindheit“ von Junichiro Tanizaki:

„Die Panzerbrücke war damals eine der wenigen Eisenbrücken in der Stadt, und ich glaube, dass die Shin-ohashi- und die Eitai-Brücke noch alte Holzbrücken waren. Auf meinem Hin- und Rückweg hielt ich in der Mitte der Brücke an und beobachtete, wie das Wasser durch den Nihonbashigawa floss, aber als ich mein Gesicht gegen das Stahlgeländer drückte und auf die Wasseroberfläche starrte, die unter der Brücke auftauchte, schien es, als würde sich die Brücke bewegen und nicht fließen. Ich ging auch von Kayabacho herüber und starrte mit einem Gefühl des Staunens auf die märchenhaften Gebäude der Shibusawa-Residenz am Ufer des Kabuto-cho, flussaufwärts. Das Nissei-Gebäude, das heute in Aso steht, war früher ein gotischer Tempel mit einem venezianischen Kreuzgang und Säulen zum Wasser hin, direkt am Ufer des Flusses, flankiert von Steinklippen. Wer hätte gedacht, mitten in der Meiji-Ära mitten in Tokio ein so exotisches und klassisches Herrenhaus zu bauen? Am Ufer von Koamicho auf der anderen Seite des Flusses reihten sich ein paar weiße Mauern von Tonspeichern aneinander, und wenn man ein wenig um die Ecke biegt, kommt man nach Edobashi oder Nihonbashi, aber nur dieser eine Landblock hatte einen Hauch von Abwesenheit von Japan wie ein westliches Landschaftsgemälde, das auf Steinplatten gedruckt ist. Aber selbst dann war es nicht unbedingt ein Missverhältnis zwischen dem umgebenden Wasser und der Stadt, und es war merkwürdig, dass die Lastkähne, Denma-Boote und daruma-Boote, die im vorderen Strom kamen und gingen, in der gleichen Harmonie wie die Gondeln waren.“ (Übersetzung mit DeepL)

江戸橋 .. Edo-bashi
    • erste Brücke: 1631
    • aktuelle Brücke: 1927
    • Stahlbogenbrücke
    • Länge: 63,4 m / Breite: 44 m
    • Links: [mport]

(E) Die erste Holzbrücke entstand bereits 1631, 30 Jahre nach Beginn des Edo-Shogunats und die stark rasant expandierte. Allerdings war der damalige Standort 60 – 70 m weiter östlich als heute. Diese Brücke, oder vermutlich eine spätere Version wurde durch Hiroshige als ukiyo-e in seinen 100 Ansichten von Edo verewigt.

Die Brücke wurde zu einer wichtige Anlegestelle für Boote und einem Verteilerzentrum für Waren, mit Straßen und auch Kanälen, die vom Nihonbashigawa abzweigten. Vermutlich leitet sich der Name der Brücke von dem Umstand ab, dass sich hier eine Art Einreisehafen nach Edo befand.

1875 wurde die Holzbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt, welche 1901 für den Eisenbahnverkehr umgerüstet wurde. (Hinweis: Der etwa 350 westlich und damit nicht in Verlängerung der Straße liegende Bahnhof Tokyo Eki wurde erst 1914 eingeweiht.) Die aktuelle Version von 1927 ist ein Ersatz für die im Kanto-Erdbeben beschädigte Vorgängerversion. Im Ramhen des Wiederaufbauprogramms wurde auch der Standort an die heutige Position verschoben.Rein formal muss man also zwischen den alten Edobashi (旧江戸橋) und dieser neuen Edobashi (現江戸橋) unterscheiden.

Mit ihren Abmessungen ist sie die größte Brücke im Flussdreieck Nihonbashigawa, Kandagawa, Kamejimagawa. Ich finde sie sehr elegant, trotz oder viellecht gerade wegen ihrer Größe. Leider liegt sie direkt neben der Nihonbashi, die ihr die gesamte Show stielt.

Fun Fact 1: Die U-Bahn-Station Nihonbashi Eki hieß bis 1989 noch Edobashi Eki.

Fun Fact 2: Am rechten Ufer von Edobashi  steht das 1930 gebaute Edobashi Warehouse Building von Mitsubishi. Hier wurde der erste Kofferraum Japans auf- und wieder zugeklappt.

Vor und oberhalb der Edobashi besteht der oberhalb der Flusses liegende Expressway aus einem wahren Gewirr von einzelnen Brücken. Wir befinden uns hier unterhalb eines Autobanhkreuzes, an dem sich Expressway 6, 1 und C1 treffen. C1 ist der innere Autobahnring, der ab jetzt die Nihonbashi überbaut.

日本橋 .. Nihon-bashi

(F) Über diese Brücke kann man mehrere Artikel (werde ich irgendwann sicherlich machen), ja Bücher, schreiben. Ich fasse mich kurz: Es ist die bekannteste, historische Brücke in Tokyo. Es ist der Urpsrung des Tokaido und Nakasendo und heute noch die Null-Kilometer-Marke des japanischen Fernstraßennetzes.

Die erste Brücke wurde hier 1603 im Autrag von Tokugawa Ieyasu errichtet. Feuer brannten mehrere Brückenversionen immer wieder nieder. Die 19. Brücke wurde von Hiroshige in verschiedenen ukiyo-e verewigt. Im Edo-Museum steht ein halber Nachbau in voller Größe der Vorgängerbrücke.

Die heute Brücke  wurde in WWII durch Boote, die brennend unter der Brücke hängen blieben beschädigt. Bei der Restauration vor ein paar Jahren (für den 100. Geburtstag) wurden die bschädigten Steine im Bogen nicht ausgetauscht und zeugen so noch heute vom Krieg.

Ach ja, eine alternative Schreibweise in Romanji ist  „Nihombashi“. Manchmal wird das  einzelne „n“ zu einem „m“. Ein anderes Beispiel wäre Shinbun / Shimbun für Zeitung.

西河岸橋 .. Nishigashi-bashi
    • erste Brücke: 1872
    • aktuelle (2.) Brücke: 12/1923 – 08/1925
    • Stahlträgerbrücke
    • Länge: 52,0 m
    • Links: [viva-edo][mport]

(G) Die Brücke stammt aus derZeit, als sich Edo zur Metropole, zum Handels- und Verwaltungszentrum, erhob. Es war eine damals hochmoderne Eisenbürcke: ein Langerscher Balken; eine in sich verankerte Bogenbrücke bezeichnet.

Die Brücke wurde wie auch viele andere beim Kanto-Erdbeben 1923 beschädigt. Die heutige Brücke ist der Ersatz. Die Brücke wurde 1992 grundlegend saniert. Dabei wurde auch das Design optimiert, basiert auf traditionellen Techniken für Holzbrücken.

一石橋 .. Ichikoku-bashi (Ikkoku-bashi)
    • erste Brücke: 17. Jahrhundert
    • aktuelle Brücke: 03/1999 – 06/2000
    • Doppelbrückensystem
      stromabwärts: Stahlplattenbrücke
      stromaufwärts: RC-Bodenplattenbrücke
    • Länge: 50,2 m
    • Links: [www.oldtokyo.com][mport][metro.tokyo]

(H) Die erste Brücke an dieser Stelle war ein Holzbrücke, deren Beschreibungen sich bereits in Werken aus der frühen Edozeit findet. Sie befindet sich hier auch Wasserkreuzung aus Doosan-Graben, äußerem Burggraben und Nihonbashigawa. Ein weitere Brücke an dieser Wasserkreuzung war die Tokiwabashi.

Nach einer Beschädigung wurde die Reparatur der Brücke durch die Häuser von Shosaburo Goto und Hon Ryogae-cho finanziert. Es gilt die Sage, dass der Name von Ichishihashi abgeleitet, einem Pun auf den Namen von Go-to = mit einem Stein (ichi ishi). Sie war eine wichtige Brücke, die die Bezirke Kanda und Nihonbashi während der gesamten Edo-Zeit verband.

Andere Namen für die Brücke sind „Yatsumi-hashi“ oder „Yatsuhashi“, da man von ihr aus 8 Brücken sehen. Es gibt ein ukiyo-e von 1858 von Hiroshige, dass die Ichikoku-bashi als Holzbrücke zeigt, die in ihrer Bauform der Nihonbashi gleicht. Hiroshige nutzte den Namen „Yatsumi Bridge“. Heute sind die Pfeiler des TME im Weg.

In 1922 wurde sie als RC-Bogenbrücke aus Granit mit vier Eltern- und acht Hülsenpfeilern rekonstruiert; mit einer Spur für Straßenbahnen. Die Brücke überstand das Kanto-Beben.

1963 wurde die Brücke umgebaut, um Platz für den TME (Tokyo Metropolitain Expressway) zu schaffen. Ein weiterer Umbau in eine Plattenträgerbrücke erfolgte 1973. Von allen Pfeilern blieben nur zwei Hauptpfeiler auf der stromabwärtigen Seite übrig. Sie sind als ältesten Pfeiler einer Bogenbrücke als wertvollen, modernes Kulturerbe des Chuo-ku eingestuft.

Die Brücke  ist die niedrigste Brücke über den Nihombashigawa.

Am Westufer der Brücke steht der Gedenkstone „for Lost Children“LostChildren

Während der Edo- und Meiji-Ära  war gingen viele Kinder verloren. Im Februar 1857 errichteten die Bewohner der Stadt Nishikawagishi einen „Wegweiser für verlorene Kinder“.

Auf der Vorderseite steht 「満よひ子の志るべ」“Mayohihi Son no Shi Shiwe“, auf der linken Seite「たづぬる方」 „Tazunurikata“ und auf der rechten Seite「志らす類方」 „Shisurukata“. Oben auf jeder Seite befinden sich eine quadratische Vertiefungen.Die Idee ist, dass am dem Schild Zettel mit Beschreibungen des verlorenen Kindes hinterlasen werden. Jemand der einen Hinweis hatte, hinterließ ebenfalls einen Zettel. Es war quasi ein schwarzes Brett. — Es wurden auch Wegweiser in anderen Bezirken an viel besuchten Orten wie dem Yushima Tenmangu oder Senso-ji aufgestellt.

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Nördlich der Brücke ist das Münzenmuseum der Bank of Japan, 400m südlich der Yaesu-Eingang von Tokyo Eki.

常盤橋 .. Tokiwa-bashi

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(I) Es gibt zwei Brücken mit diesem Namen, die sich nur im 2. Kanji unterscheiden. Dies ist die Straßenbrücke. Die andere Tokiwabashi ist eine reine Fußgängerbrücke, die zum Tokiwa-Tor von Edo Castle führt. Dennoch: Sie teilen eine gemeinsame Historie, die ich bei der nächsten Brücke genauer ausführe.

Diese Tokiwabashi wurde erst 1929 im Rahmen des Wiederaufbauplans nach dem Kanto-Beben gebaut. Es war ein Ersatz für die andere, alte Tokiwabashi, die zu schmal wurde. Die Brücke ähnelt der der Kamakurabashi, hat aber an ihren Ende Säulen.


Der Text ist länger geworden als geplant.
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