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Spezialität Zimmerleute

Heute ist ein leerer Tag in meinem Reiseplan. Ich behaupte immer, daß es Backup-Tage für Regenwetter sind. In Wirklichkeit war ich zu faul eine Aktivität zu finden. Daher beginnt der Tag mit einem Spaziergang durch die kleinen Gassen von Takayama. Es gibt hier so viele Details zu sehen. Zum Glück bi ich kein Tischler. Gegen Mittag schlendere ich zum Bahnhof. Der Tip vom JR Office ist Hida-Furukawa. 12 Minuten später bin ich da.

Mein erster Stop ist ein Tempel. Hinter dem Tempelareal läuft ein kleiner Fluß, besser gesagt ein Wasserlauf; etwa 1m breit. Im Fluß schwimmen dutzende Karpfen, die auf Futter von Touristen warten. Direkt am Ufer stehen Wohnhäusern. Jedes Haus hat eine kleine Brücke über den Fluß zur Haustür. Idyllisch. Die Häuser sind alt, wie in Takayama, mit fast schwarzem Holz, dazu schneeweiße Wände. Furukawa war ein gute Idee. Mir gefällt es hier. Das Wetter spielt auch. Wie gestern ein herrlicher Sommertag.

Das Museum am Ende der Straße hat auch einen Festwagen, dazu ein Odaiko.  Ein riesiges Holzgestell, das von 30 Leuten getragen wird. Auf dem Gestell ist eine riesige Trommel, die von 4 Trommlern gleichzeitig gespielt wird. Passend dazu gibt es einen 3D-Film von dem Fest. Der genaue Hintergrund ist mir nicht ganz klar. Das müßte man mal googlen.

Dann weiter zum „Craftsmen-Museum“. Wie ich erfahre ist die Hida-Präfektur in der Vergangenheit berühmt für hier Zimmerleute gewesen. Im Museum werden verschiedene Möglichkeiten gezeigt, zwei Balken zu verbinden. Ohne Nägel, nur mit einem Holzstift. Diese Techniken sind hunderte Jahre alt und wohl ein Teil der Erdbebenstabilität der japanischen Häuser. Daneben gibt es sehr schöne Schnitzereien zu bewundern. Holz steht hier ganz oben auf der Liste. Verwendet werden eigentlich nur klare Lacke, die die Struktur des holzes betonen. Die teuersten Exponate werden aus einem Holz gefertigt, das extrem langsam wächst. 10cm Stammdurchmesser in 60 Jahren. Ein Künstler schnitzt Dinge. Filigrane Strukturen, die nur mit diesem Holz möglich sind. Leider liegt alles über meinem Limit. Er hat auch ein paar einfachere Sache aus normalem Holz, aber die reizen mich nicht.

Ich laufe weiter durch Furukawa, das nicht sehr groß ist. Es fängt an zu regnen. Also schnell ein Stop in einem Kaffee. Der Regen hört auf und ich starte zum nächsten Tempel. Dann muß ich noch einmal durch die Straße am Fluß laufen. Hier paßt wirklich alles zusammen: Kopfsteinpflaster, die Bäume, der Flußlauf, die kleinen Brücken zu den Haustüren. Ich könnte jetzt noch den Berg hinauf zum Inari-Schrein. Aber ich habe keine Lust (Nachtrag: heute ärgere ich ich über meine Trägheit). Stattdessen ist ein Okonomiyaki-Shop meine nächste Anlaufstelle. Lecker. Einfach lecker.

Um 16:30 Uhr, zurück in Takayama, laufe ich noch ein wenig durch die historischen Straßen. Es folgt aus entspannendes und ausgiebiges Bad im Ryokan und ein nächtlicher Zug durch die Altstadt. Die Atmosphäre ist unvergleichlich. Die spärliche Beleuchtung und die dunklen Fassaden der alten Häuser tragen nicht unwesentlich zu dieser Stimmung bei. Ich stehe vor dem französischen Restaurant von vorgestern. Wenn jetzt noch Platz ist … Es ist. Also: Steak und Rotwein. So läßt sich das genießen und es reift in mir der Entschluß, daß ich ab jetzt immer versuche die lokale Spezialität zu probieren.

Nach dem Esse ist es noch zu früh für, um ins Ryokan zurückzukehren. Ich laufe ein wenig durch den neuen Teil von Takayama und finde eine coole Bar. Der Barkeeper ist jünger als ich und steht auf Deutschrock. Na das ist mal was. Ich bestelle diesen und jenen Cocktail. Die Gläser sind in Japan wirklich klein und teuer. Schnell sind 3000円 auf meiner Uhr. Wow. Merken: Keine Cocktails in Japan.