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Kurokawa; Onsen

Heute ist ein weiterer Yukata-Tag und er beginnt mit einem Bad im Rotenburo. Es geht zurück nach Fukuoka, aber zuvor noch nach Kurokawa. Am Freitagabend hat mir der Besitzer des Tanaka noch geholfen einen Sitzplatz zu reservieren. Der Nachteil meiner Gepäckwahl (kleinen Sporttasche): Ich sehe aus wie ein Sumoringer.

Der Bus fährt um 9 Uhr und es folgen 90 Minuten Langeweile. Über die Buslautsprecher läuft ein Lied, das den Highway besingt, auf dem wir fahren. Das ist so, als würde man Truckstop spielen, wann immer man auf die Autobahn fährt. Scheint so ein Japanding zu sein.

Links, recht, rauf, runter; eine schöne Motorradstrecke. Der Bus steuert auf Aso (ein alter Bekannter) zu. 20 Minuten vor dem Ziel gibt es eine Pinkelpause an einer Raststätte. Die Motorräder bestätigen meine Theorie. Am Busstop Kurokawa ist nichts. Ein Straße führt bergab. Ist Kurokawa dort? Ja. Und ich darf nachher alles wieder hinauf laufen. Coin-Locker und Touristeninfo sind auf der anderen Dorfseite; oben.

Erkenntnis: Es gibt keinen Geldautomaten in Kurokawa. Nach Auskunft sind es mit dem Taxi etwa 20-25 Minuten zum nächsten Automaten. Rechnet man Landstraßenkilometer mal 4€, und zurück … Nein. Zum Glück bietet sich ein Mitarbeiter an, mich rumzufahren. Sofort nehme ich an. Es kostet mich eine Stunde, aber ich habe genug Bargeld, um die Eintrittskarte zu drei Onsen zu kaufen.

Kurz überlege ich, die Rückreiseroute zu ändern. Der Bus nach Kumamoto fährt 50 Minuten später als der nach Yufuin, braucht aber länger. Mist, mir fällt ein, dass ich den Rückweg schon reserviert habe.

Welche drei Onsen nehme ich? Oder versuche ich mich an 6 Onsen? Es stehen 25 zur Auswahl. Fangen wir erst einmal an: Yamanoyado Shinmeikan. Ich wähle das Onsen, weil es am Fluss liegt. Was ich (noch) nicht weiß: Das Onsen ist in einer Grotte. Diese Art von Onsen hatte ich bisher noch nicht. Es ist ein besonderes Erlebnis und ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Onsen gewählt zu haben. Aber: Ein Rotenburo mit Schnee bleibt meine Nummer 1.

Anschließend laufe ich durch Kurokawa. Der Ort ist sehr klein, aber hat sein eigenes, sehr leckeres Bier.  Dann geht es ins Fumoto Ryokan. Das Onsen liegt auf der anderen Flussseite. Eine überdachte Holzbrücke führt dorthin. Das Rotenburo liegt oberhalb des Flusses. Die Sichtblenden sind so montiert, dass man den Fluss sehen kann. Ich sitze im heißen Wasser und genieße den Tag. Man hört den Fluss, aber keine Autos, und auch die anderen Urlauber sind außer hörweite. Gokuraku! Gokuraku!

Zeit für eine Mittagspause. Viel Hunger habe ich nicht. Ich entscheide mich für einen Eisbecher: Matchaeis mit Früchten und Reisbällchen. Danach geht es zum dritten Onsen: Oyado Nishiyu. Der Eingang zum Ryokan alleine ist Gold wert: Bäume, viel Moos und ein schmaler Weg. Man könnte fast meinen, man betritt den Garten eines uralten Tempels in Kyoto. Traumhaft.

Das Rotenburo ist inmitten von Bäumen. Man badet quasi in einem kleine Wald. Es gibt sogar einen Wasserfall unter den man sich stellen kann. Ich bleibe etwas länger. Blick auf die Uhr. Der Bus nach Yufuin fährt in einer Stunde. Wenn ich umplane, hätte ich … Nein. Das hier ist gut so wie es ist. Jetzt aufhören. Besser wird es nicht mehr.

Ich bleibe in der Entschleunigung, genieße eine letzte Runde in dieser Idylle und schlendere dann hinauf zur Bushaltestelle. Der Bus hat knapp 20 Minuten Verspätung. Ich wurde kurz nervös.

In Yufuin erlebe ich, wie hunderte Gäste versuchen, den „Yufuin no Mori“ zu betreten. Es ist ein Sonderzug nach Hakata. Das ist einfach „nuts“.  Am Schalter gibt es eine Schlange und dieser Tourist an der Spitze raubt nicht nur mir den letzten Nerv. Er diskutiert jetzt schon seit 10 Minuten seine Fahrtroute. Weiß der überhaupt, wohin er will? Wie ich Touristen hasse.

Ein Blick zum Japaner hinter mir. Der rollt schon mit den Augen. Eindeutig haben beide den gleichen Gedanken. Dann öffnet ein zweiter Schalter. Die Truppe direkt vor wechselt und startet die gleiche Diskussion. Ich werd‘ porös. Der linke Schalter wird frei. Nach nicht einmal zwei Minuten habe ich meine Sitzplatzreservierung nach Hakata. Rechts wird immer noch diskutiert. Irgendetwas mache ich anders … oder richtig.

Die Zeit bis zu Zug reicht für Ramen und ein Bier. Dann geht es mit den Yufu Ltd. Express zurück; an Sasabaru vorbei nach Hakata und von dort zurück nach Sasabaru. Ein kurzer Fußweg und ich bin wieder in Ijiri. Morgen beginnt der Unterricht erst um 11 Uhr. Hätte ich das vor meinen Buchungen gewusst, wäre ich für eine weitere Nacht im Tanaka gebleiben.

Erkenntnis des Tages: Bargeld ist immer noch Gold wert und Geldautomaten sind rar (auf dem Land an einem Sonntag).

Klappe die Zweite

Heute der zweite Anlauf. Dieses mal starte ich um 7:30 Uhr. Dieser Zug fährt bis Kumamoto durch. Unterwegs erkenne ich viele Stellen wieder; dann der Kraterrand und die aus dem nichts auftauchende Caldera. Das Schild an der Bahnstation sagt: Geschlossen. Weiter nach Kumamoto? Der Stationsleiter meint, daß der Krater eventuell gleich wieder freigegeben wird. Ich riskiere es. Die Seilbahn ist in Betrieb. Gleich rauf zum Kraterrand. Die Warnstufe wird wieder erhöht. Die Aussichtsplattformen sind gesperrt. Arghh. Ich komme nur bis zu den Schutzbunkern, aber ich bin oben. Die Kulisse ist unwirklich: Betonbunker in einer Marslandschaft; postapokalyptisch und beklemmend. Nach 40 Miunten sind Geduld und gute Laune am Ende. Aber da, der Verkaufstand am Kraterrand wird besetzt. Ja, die Sperrung wird aufgehoben.

Los. Schwefelgeruch. Der Blick in den Krater entschädigt die Mühen: smaragdblaues, kochendes Wasser. Es erinnert an die eine Hölle in Beppu. Wasserdampf schwebt über der Wasserfläche. Das Gestein der Kraterwand ist in verschiedenen Farben geschichtet, überall quillt Rauch hervor. Ich mache ein Foto nach dem anderen; Motive über Motive. Ich finde einen Wanderweg auf die andere Seite des Kraters. Das würde ich bis zum letzten Bus schaffen. Evakuierungsalarm. Ab durch die Mitte. Wenn ich erst einmal hinter … zu spät. Sind diese Wachleute schnell. Dieser Alarm wird länger dauern, der Souvenierstand am Kraterrand baut ab.

Ich treffe auf ein Touristin aus Deutschland. Wir gehen zu Fuß zur Talstation und von dort weiter zum Vulkanmuseum. Wir sehen ein Helipad. Rundflug 5000円. Wenn ich die jetzt hätte. Argh. Mal wieder keine Kohle mitgenommen. Das Museum ist auf Schulklassen getrimmt, aber informativ. Nur der Videofilm ist zu japanisch. Diese schnellen Themenwechsel und immer wieder die Aussage: „Ein Vulkan ist unkontrollierbar, aber wir haben alles im Griff.“ Typisch Japan. Meine temporäre Reisebegleitung will kurz ins Hostel. Wir treffen uns um 17:30 Uhr zum Abendessen. Wir sitzen bis halb sieben im Cafe East, einer Msichung aus American Road Diner und japanischem Resto. Ganz nett.

Dann starte ich alleine zum Bahnhof. Aber was ist das? Der letzte Zug nach Beppu fällt aus. Bahnstrecke gesperrt. Ich sitze hier fest! Es fährt nur noch ein Zug um 19:55 noch irgendwo in der Nähe von Oita. Nach Kumamoto? Da gibt es zumindest Hotels. Aber wie soll ich morgen rechtzeitig aus einem Hotel auschecken, in dem ich nicht bin? Der Bus fährt am Samstag nicht. Gestrandet. Gut, daß ich vorhin Geld geholt habe. Zurück ins Cafe East. Man ist erstaunt, mich zu sehen. Alleine. Man hielt uns vorhin für ein Paar. Ich erkläre das Problem. Es wird telefoniert. Irgendwann habe ich den Hörer in der Hand, eine bekannte der Bedienung spricht Englisch. Es ist Freitag?? .. Was? Wieso? Habe mich im Tag geirrt. Moment. Dann fährt der Bus? Wie spät? Abfahrt in 15 Minuten. Jetzt aber schnell.

Um 19:55 Uhr rollt der definitiv letzte Zug aus dem Bahnhof. Ich werde nervös. Der Bus soll jetzt kommen. 4 Minuten später immer noch nichts. Noch nervöser. Dann ein Bus. Ich lese  大分 (Oita). Der Busfahrer hat keine Ahnung, warum ich so überglücklich bin, ihn zu sehen. Komplett relaxed falle ich in den Sessel. Es läuft der Film Taxi 3; auf Japanisch. Entertainment auf der Rückreise. Mann, ist das gut.

Um 22 Uhr bin ich in Oita. Ab hier ist es einfach: Zug nach Beppu, Duschen im Hotel, Abendessen. Ich wähle konzeptlos einen Laden. Volltreffer: süße Bedienung, perfektes Englisch und Okonomiyaki auf der Speisekarte. Schnell etabliert sich ein Gespräch. Die Bedienung übersetzt. Es sind die Standardthemen. Woher? Wie alt? Wie lange in Japan? Alleine? Warum alleine? Warum Japan? Wo gewesen? Jede Antwort löst Erstaunen aus. Ich kenne das schon und liebe es (poliert ein wenig das Ego). Der Tag endet im Rotenburo.

Flach wie die Schweiz

Es fahren nur 4 Züge am Tag zum Mt.Aso; ein aktiver Vulkan. So dicht war ich noch nie an einem dran. Und so unerreichbar wirkt er auf einmal. Erst einmal nach Oita. Von dort fahren Busse. Irgendwie komme ich dahin. Die Straße schlängelt sich durch die Landschaft; Reisfelder, bewaldete Berghänge und kleine Dörfer. Dann wird es steiler und wird durchfahren ein paar Tunnel. Wie weit ist es noch?

Dann sind die Berge auf einmal zu Ende. Zapp. Man blickt in ein riesiges Tal. Das ist sie, die Caldera des prähistorischen Vulkans Aso. 25 x 18 km groß (also riesig). In der Mitte sind Berge. Das ist das Gebiet der neuen Krater und mein Ziel. Ich kann es sehen. Es geht bergab und dann geradeaus. Am Bahnhof angekommen mache ich erst einmal einen Rundumblick. Hinter dem Bahnhof ein Berg, die erwähnten neuen Krater. Nake-Dake heißt der aktive. In die andere Richtung eine riesige Ebene, die am Horizont von einer Bergreihe – das ist der alte Kraterrand – umgeben ist.

Der nächste Bus zum Krater fährt um 13:25 Uhr, Zeit für Soba. Allerdings trübt ein Schild die Stimmung, das besagt, daß der Krater wegen erhöhter Gasaktivität gesperrt ist. Das hatte ich nicht eingeplant. Aber richtig, man kann einen aktiven Vulkan auch sperren. Ich fahre trotzdem mit dem Bus nach oben. Resthoffnung. Der Berghang sieht witzig aus. Alles ist grün und genau zwei verschiedenen Grüntönen; Der Berghang wird relativ glatt. Aber da gibt es diese tiefen Furchen, wie man sie von Erosionsbildern kennt. Der Hang hat ein ein helles, frisches Grün, die Furchen ein sattes, dunkles. Es sieht aus wie ein reife Wassermelone. Der Bus stoppt an einer Zwischenstation. Leider sieht man durch den Nebel nicht viel. Aber die superflache Caldera kann man sehen. Die ist wirklich flach flach. Auf der anderen Seite erkennt man zwischen den Bäumen einen See.

Der nächste Stop ist an diesem See. Hier steht das Vulkanmuseum zur linken und zur rechten der See mit Kühen. Ich habe die Beziehung der Japaner zu Kühen nicht ganz raus. Aber die Begeisterung ist so groß… Für gewöhnlich gibt es das Standardfoto „Japaner neben dem Schild, auf dem steht, was man hinter dem Schild wegen dem Schild nicht sehen kann“. Hier die Variation „Japaner mit Kuh“. ok. Lassen wir das mal so stehen.

Um 14:20 Uhr erreichen wir die Seilstation zur Spitze. Hier ist Schluß. Nix Krater. 5 Stunden Abreise und nun dieses umrühmliche Ende. Frust. Purer Frust. Bier. Ich reiße die Dose auf und weg. Noch ein Bier. Ich treffe auf zwei Touristen. Die habe ich doch schon in Beppu gesehen? Richtig. Sie hatten den 8 Uhr-Zug genommen und waren oben. Argh. Das war der letzte Sargnagel zu meiner Stimmung. Wir alle müssen nun bis zur Rückfahrt 2,5 Stunden totschlagen.Wir gehen in ein kleines Resto driekt am Bahnhof. Es folgt Ramen und Smalltalk. Wir klönen über dies und das. Auch die Zugfahrt zurück wird sich in Konversation geübt. In Beppu angekommen stellt sich heraus, daß wir im gleichen Hotel übernachten.

Fazit: Außer Spesen nichts gewesen. Ich hätte gleich nach Kumamoto weiterfahren sollen, als ich das Schild mit der Sperrung las. Ich hätte schon die Stadt besichtigen können. Dieser Tag markiert die untersten Punkt der Japan-Erfolgsskala. Kein Tag auf meiner ersten Reise war so schlimm wie dieser. Nicht einmal die Fahrt von Naruko nach Matsushima. Morgen starte ich noch einen Aso-Anlauf. Der Reiseplan hat für diesen Tag Kumamoto im Programm. Von daher stimmt die Richtung.


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