橋 .. Bashi (Brücken)

Über Brücken habe ich mir in Japan nie gedanken gemacht. Sie sind einfach da, man benutzt sie und gut. Dabei habe ich jedoch eine wichtige Sache untschlagen: Die Flüsse in Japan sind anders als in Europa. Die Berge sind steil und es gibt zeitweise sehr viel Regen un sehr kurzer Zeit. Aus kleinen Flüssen werden reißende Ströme (Ich habe hier und da schon von den weiten Überflütungsflächen seitlich der Flüsse erzahlt). Brücken werden von solchen Fluten leicht weggespült.

Und so kam es, dass es bis ins 17. Jahrhundert kaum Brücken in Japan gab. Man setzte stattdessen Fähren ein oder hatte Personal, dass Waren und Menschen durch das Wasser auf die andere Seite trug.

Die einzigen Brücken fanden sich in Schreinen (und Tempeln) und stellten eine Verbindung dieser Welt mit der spirituellen Welt der Kami dar. Enstprechend unpraktisch waren sie konstruiert.

Andere Brücken wurden sehr einfach gehalten, so dass sie leicht und ohne hohen Aufwand zu ersetzen waren. Erst im 17. Jahrhundert wurde dann ausländische Brückenbautechnik eingeführt, was in der Folge zu einen Boom an Brücken führte. Und zu ein paar Konstruktionen, die es wohl nur in Japan gibt: die „wash-away-bridge“. Der Laufweg besteht aus einzelnen Segmenten, die mit Seilen gesichert sind. Bei einer Flut können sie abtreiben aber nicht wegtreiben. Man kann sie wieder auf die Brückenpfeiler setzen, wenn die Flut vorbei ist. [Eine solche Brücke habe ich noch nicht in meiner Sammlung]. Andere Brücken sind so gebaut, dass die Brücke überflutet werden kann ohne Schaden zu nehmen. So Brücken bieten nur einen geringen Querschnitt zur Fließrichtung des Flusses. Aus diesem Grund fehlen auch Geländer!

Eine der größten Holzbrücken Japans steht am Eingang zum Ise-Schrein und datiert zurück bis 1190. Sie wird wie der Schrein alle 20 Jahre neu gebaut. Die Lauffläche wird mit der Kigoroshi-Technik gebaut und besteht aus 616 Balken mit den Abmessungen 4200x300x150mm. Die Oberfläche wird vorsichtet gehämmert, um sie zu verdichten. Nach dem Zusammenbau sorgt Regen dafür, dass das Holz wieder etwas aufquillt und so die kleinseten Zwischenräume zwischen den Balken schließt.

[Bild kommt noch]

Die Kintaikyo in Iwakuni besteht aus 5 Holzbögen, die auf 6 Steinfundamenten steht. Sie wurde 1673 gebaut. Die Konstruktion wurde so gebaut, dass die Anzahl der Fundamente, die den Fluten ausgesetzt sind, minimiert ist. Die Balken, selbst nur ein Bruchteiil der Länge eines Brückenbogens sind geschickt von beiden seiten zur Mitte hina aufgaut. Es erinnert etwas an ein Blattfeder beim LKW. Wie bei gotischen Steinbrücken gibt es hier ein (hölzernes) Mittelsegment. Die Konstruktionsmethode wurde hier erstmalig angewendet. Zudem wurde das Ufer um die Fundamente mit Steinen befestigt, damit Turbulenzen an den Pfeilern den Uferboden nicht wegspülen. Seit ihren Bau wurde die Kintaikyo nur zwei mal durch Fluten zerstört; ihre Vorgängerbrücke fast jährlich.

Die bekannteste Brücke ist wohl Nihonbashi (日本橋). Sie stellte in der Vergangenheit den Nullpunkt des japanischen Straßensystems. Das Original steht nicht mehr. Die aktuelle Version ist Nummer 19. Es gibt aber ein 1:1-Modell im Edo-Museum und ein 1:2-Modell in der Halle des Haneda-Airport (jeweils nur eine Hälfte). Über der Brücke führt seit 1964 der Expressway entlang.

Die Seto-Ohashi (瀬戸大橋) ist die Verbindung zwischen Honshu und Shikoku. Ich bin sie jetzt 3 Mal gefahren. Mit einer Länge von 9,4 km war sie bis vor kurzem die längeste Straßen-und-Eisenbahnbrücke der Welt. Der Bau kostete 9.120.000.000.000 Yen und benötigte 9.000.000 Manntage an Arbeit. Sie wurde nach 10 Jahren Bauzeit in 1988 fertiggestellt.

Eine Herausforderung war die die Inlandseee mit ihren enormen Gezeitenströmungen (Naruto mit seinen Strudeln ist nicht weit weg). Angewendet wurde die Keison-Bauweise: Große Stahlboxen werden in Position gebracht und dann mit Beton geflutet. Die Bauweise  war so neuartig, dass sie im Anime Patlabor II erwähnt wird, der in der Zukunft spielt.

Eine weitere Herausforderung wären die 1000t schweren und 100 km/h schnellen Züge. Die Brücke verbiegt und verlängert sich unter der Gewicht des Zuges und stellt ein Problem an der Verbindungsstelle zum Festland dar. (Schaut in den Film, dort sieht man die Verformung durch einen Zug.)

Akashi-Kaikyo-Ohashi (明石海峡大橋) 1998 in der Nähe von Kobe ist mit 3911m (1991m zwischen den Stützen) die längste Hängebrücke der Welt (Stand 2017). Ich habe sie von weitem gesehen, aber anders als Rainbow-Bridge, Seto-Ohashi-Bridge und Aqua-Line noch nicht besucht und steht noch auf meiner To-Do-Liste.


Stand: 10.2018