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Bootsfahrten

Der heutige Tag wird etwas eklektisch. Das passiert wenn man die Basics durch hat und versucht die Reste von der Liste in einen Plan zusammenzukitten: Nihonbashi, Bootsfahrt, Noh-Theater, Olympia-Stadion für 2020 und noch eine Bootstour; eine Mischung aus hoher Kultur, Sightseeing und reinem Vergnügen.

Die Glücksgotter von Nihonbashi habe ich nur als Rahmenprogramm eingeschoben. Besucht habe ich sie schon 2004 und 2010. Spannender wird, ob ich endlich ein Foto der Nihonbashi (ohne Bauzaun) hinkriege. Ich steige Nihonbashi aus. Zwei, drei Kurven und ich bin an der Brücke. Endlich ein Foto.

Bis zum Ablegen des Bootes habe ich eine Stunde. Zeit für ein Glücksgötter. Ich schaffe drei Schreine, obwohl ich ganz zum Anfang einen fatalen Fehler mache und an der erster (!) Kreuzung falsch abbiege. Ich laufe bestimmt 300m in die flasche Richtung. Ich rette die Aktion, indem ich die Reihenfolge der Schreine einfach drehe. Glück gehabt.

Ich bin überpünktlich am Ableger. Er ist direkt an der Nihonbashi. Das Boot hatte ich schon beim letzten Mal gesehen, als ich versucht habe, die Brücke zu fotografieren. Von NHK kam der Hinweis auf die Cherry Blosom Tour. Gut, die Kirschblüte ist vorbei, aber Tokyo vom Wasser aus ist was Neues. Die anderen Fahrgäste treffen ein, darunter ein Japaner dessen Outfit ich als flamboyant bezeichnen würde. Aber er hat Stil, das muss man zugeben.

Das Boot legt ab. Unter dem Expressway entlang geht es zum Sumidagawa. Irgendwann biegen wir in den Oyoko River ein. Es ist einer der Kanäle, der den Kotobezirk durchzieht. Links und rechts am Ufer stehen Kirschbäume, deren Äste bis runter ans Wasser reichen. Vor einer Woche muss das ein ungaublicher Anblick gewesen sein. Jetzt bleibt einem nur, die Fahrt zu genießen. Das hat auch was. Und es gibt noch eine Überraschung, da der Chef selber fährt. Bei der Durchfahrt unter der Brücke stimmt er einen altes japanisches Lied an. Es war ein Erkennungszeichen unter den alten Schiffern. Und der Chef kann wirklich gut singen.

Nach der Bootsfahrt klappere ich schnell noch die verbleibenden Glücksgötter ab und begeben mich dann nach Sendagaya. Gleich um die Ecke liegt das Noh-Theater, wo ich um 13 Uhr eintreffe. Exakt zum Beginn der Vorstellung. Noch mehr Glück habe ich, da ich die letzte Karte erwerbe. Mit mir ist die Veranstaltung ausverkauft.

Noh ist merkwürdig. Alles ist sehr formal und ritualisiert. Teilweise übernimmt ein 8-Mann-Chor, der auf der Bühne sitzt, das Sprechen der Figuren. Dazu Musik die weniger System hat als Freejazz. Aber es eine Erfahrung, die man gemacht haben muss.

Ich verlege zwei Stationen nach Yotsuya, aber der Aoyma-Palast ist heute wegen einer offiziellen Veranstaltung gesperrt. Das ist ärgerlich. Statt mit U-Bahn gehe ich zu Fuß nach Shinanomachi. Der Weg ist länger als ich dachte. Aber auf dieser Strecke kreuze ich den Aoyama mit ein paar Kirschbäumen in voller Blüte. Glück. Hinter dem Park ist die Baustelle des neuen Olympiastadions. Und sie ist riesig. Nur ein paar Meter weiter stehen die Anlage von 1954. Kein Vergleich. Gerade zu mickrig.

Ich laufe etwas um die Baustelle herum. Hier ist eine Station der Oedo-Linie. Auf der anderen Seite steht das Ufo von 1954. Damit bin ich zurück an der Station Setagaya. Auf dem Weg zum Noh habe ich also das neue Olympiastation wörtlich übersehen, als ich das Ufo fotografiert habe.

Nach einem kurzer Stopp im Hotel geht es nach Asakusa, zum Sumidagawa. Die Station Asakusa wurde in den letzten Jahren renoviert. Der neue Bahnsteig sieht super aus. Dahinter folgt aber der gleiche uralte Korridor mit Kneipen und ohne Deckenverkleidung wie zuvor. Allerdings ist die Ninja-Bar neu. Die Wände sind dekoriert mit hunderten von Sakegläsern, also die Kaufversion mit 180ml Sake. Ich muss hier kurz stoppen.

Hier folgt die zweite Bootsfahrt des heutigen Tages. Geplant war eine Fahrt einlang des Sumida, um die Kirschblüte am Ufer zu betrachten. Ohne Kirschblüte wird es eine einfache Bootsfahrt mit Musikprogramm. Der Blick auf den Skytree ist aber auch ohne Kirschblüte einmalig genial.

Nach einer Stunde sind wir wieder am Anleger und ich laufe noch etwas durch den Park. In Japan beginnt das Schuljahr im April. Und auch der Arbeitsbeginn nach Schulabschluss ist jetzt im April. Und so sitzen neue Arbeitskollegen und neue Kommilitonen jetzt unter den Kirschbäumen und feiern den neuen Lebensabschnitt. (Schüler fehlen, da das Alter für Alkoholkonsum in Japan bei 20 liegt.)

Auf dem Rückweg bleibe ich in der Ninja-Sake-Bar hängen, inklusive etwas Cosplay. Und ja, es folgen ein paar von diesen Sake-Gläsern.  Die Auswahl ist einfach zu groß. Ich nehme die vorletzte U-Bahnen der Ginza-Linie. Die fährt aber nur bis Ueno. Gut, damit kann ich leben.