Archiv der Kategorie: 関東

.. „östlich der Grenzstation (Hakone)“. Es ist das Gebiet um Tokyo herum. Die Westgrenze zu Chuubu ist Hakone. Die Nordgrenze zu Tohoku verläuft unterhalb von Fukushima. Man kann Kanto als das Gebiet um Tokyo herum Bezeichnen. Die Orte Kamakura und Nikko gehören zur Kantoregion, aber auch das Hakonegebiet mit dem Ashi-See, sowie Kashima, Katori und Narita.

Hakone und ein Tetrapack

Gestern

Gestern war wieder arbeiten angesagt. Eigentlich wollte ich auf dem Weg dorthin meine Rüstung von Kenbudo abholen. Aber, nachdem ich ein paar falsche Kurven genommen und glücklich vor dem Schop stehe, war geschlossen. Montag ist Ruhetag. Argh.

Am Abend ging es in ein Koreanisches Resto in Takadanobaba. Xuefeng und ich sollten Hide um 19:00 am Bahnhof treffen. Meine Kalkulation war: 5 min zur U-Bahn plus 5 bis zur Abfahrt, 5 Fahrt, 5 umsteigen, 5 warten, 5 fahrt. Oder kurz: 30 Minuten. Xuefeng war skeptisch, aber es hat sowas von exakt gepaßt. Ich muß zugeben, ich hatte selbst nicht wirklich daran geglaubt. Das einzige Hindernis war gleich am Anfang: Ich durch die Schranke (dank Suica) und Xuefeng weg. Er wollte mir ein Ticket kaufen am Automaten kaufen, hatte vergessen, daß ich die Suica habe.

Zusammen mit Hide ging es um ein paar Kurven in ein koreanisches Resto im 2F. Der erste Gang war nicht ganz mein Fall. An Schweinefüßen ist halt nicht viel dran. Der zweite Gang war Hot Pot. Oben drauf ein Hummer, der uns als Garthermometer diente: Ist er rot, ist es fertig geköchelt. Auch dieses Gericht traf ganz meine Linie, da es höllsich scharf war. Der Abend war sehr amüsant, zumal es einen Kontrollanruf von Xuefengs Frau gab.

Heute

Die letzte Chance für einen Ausflug. Hakone. Von Shinjuku fährt ein Zug der Keio-Linie direkt dorthin. Im nachhinein war es dämlich die Yamanote zu nehmen, fährt doch die Chuo in der halben Zeit. Ich habe diese Linie nie auf der Rechnung. Die Station Ochanomizu liegt halt gedanklich in die andere Richtung. Egal, jetzt stehe ich in Shinjuku und versuche mich durch das Meer an Schildern zur Keio vorzutasten. Der nächste Zug fährt in einer dreiviertel Stunde. Damit verliere ich zwar noch mehr Zeit, aber der Weg soll das Ziel sein. Als Proviant schoppe ich mir ein Sandwich, deutschen Schinken und französichen Rotwein (im Tetra-Pack).

Um 12:15 geht es los. Der Zug steuert durch unbekannte Ecken Tokyos. Die Bebauung wird weniger und weniger. Ich genieße meinen Proviant. 90 Minuten später sind wir in Hakone-Yumoto. Von hier geht es mit der „Zick-Zack“-Bahn weiter. Alles strömt auf die zwei Waggons zu. Nicht mit mir. Zu viel Streß. Der Schaffner ist verwirrt, als ich abwinke. Der Zug fährt ohne mich. In 20 Minuten fährt schon der nächste. Und diesen Zug habe ich fast für mich alleine. Der Zug fährt steil bergauf und dann beginnt „der Tanz“: Der Zug stoppt, muß seine Fahrtrichtung ändern. Er fährt den Berg quasi im zick-zack hinauf. Schaffner und Zugführer wechseln dafür die Seiten. Wenn sie sich auf halber Strecke begegnen, wird kurz salutiert. So geht das jetzt drei mal. Japaner.

Ab Gora geht es mit einer Art Zahnradbahn weiter nach Sounzan und von der mit der Seilbahn über das Tal nach Owakundani. Beim letzten Mal (2004), bin ich von Sounzan aus in die Berge gewandert und dann zusammen mit den Japaner irgendwie direkt in den dampfenden Felder von Owakudani rausgekommen. Ich laufe den Weg lang in die Felder. Was für eine Mondlandschaft. Die Vegatation ist karg. Überall steigt Dampf zwischen den Steinen empor. Es riecht nach Schwefel. Natürlich gibt es hier die berühmten Kuro Tamago (黒玉子), die schwarzen Eier, gekocht in den heißen Quellen. Der hohe Schwefelgehalt färbt die Eierschale schwarz. Und Hello Kitty darf nicht fehlen. Natürlich in einem schwarzen Ei.

Hinter den dampfenden Feldern geht der Blick die bewaldeten Berg hinauf. Der Schwefel kommt nicht bis dahin. Die Bäume sind grün. Hier muß es gewesen sein. Als ich 2004 zusammen mit den Japanern, den Berg hinunter bin, auf dem gesperrten Wanderweg quer durch diese Felder. Von dieser Seite sieht das noch riskanter aus als damals.

In Togendai ist das letzte Schiff nach Motohakone weg. Das hatte ich befürchtet. Ich bin heute morgen viel zu spät gestartet; also mit dem Bus zurück nach Hakone-Yumoto. Ich laufe etwas durch den Ort, finde eine Art Wanderkarte und eine Idee für den nächste Reise hierher: den „Hakone Highway“, die alte Handelstraße zwischen Kyoto und Edo.

Nach dem Abendessen geht es zurück nach Shinjuku. Zuerst wird die Skyline fotografieret und dann geht es nach Kabukiza, dem berühmten Amüsierdistrikt. Ich finde eine Kneipe mit Guinness. Im Barregal finde ich eine Flasche Jägermeister und … o Graus, Oldesloer Korn Ananas. Zurück geht es mit der Yamanote. Dieses mal unten rum über Meguro. Leider fährt der Zug nicht durch. Ich muß umsteigen. Die Yamanotestrecke bei Nacht ist irgendwie magisch anziehend.

Chuzenji und viel Wasser

Immer noch Dauerregen. Heute soll es zum Kegon-Wasserfall am Chuzenji und zum Kirifuri-Wasserfall gehen. Ich starte um 11 Uhr mit dem Hotel-Shuttle. Ein Vorteil des Kanaya ist, daß es ein zweites Hotel oben am See und regelmäßige Hotel-Shuttles gibt. Der Fahrer stoppt nur für mich am Wasserfall. Oben erwartet mich neben noch mehr Regen auch noch Wind.

Der Anblick ist durch den Wind irre. Der Wasserfall sprüht in alle Richtungen, sieht jede Sekunde anders aus. Die Gischt ist so stark, daß der untere Bereich im Wassernebel verschwindet. Mit dem Fahrstuhl geht es nach unten. Ich bin der einzige; klar bei dem Wetter. Von hier unten sieht der Wasserfall noch hoeher und imposanter aus. Man darf sich jetzt aber auch keinen Niagara-Wasserfall vorstellen. Es ist eher ein dünner Rinnsal, der hier über die Felskante fließt. Zumindest ist er hoch und der Wind zerzaust ihn stark. Kurz vor dem Tal trifft er auf einen Fels, sodaß sich eine kleine Kaskade ergibt, die dem Ganzen etwas optisch reizvolles gibt. Aber, neben dem Regen, der so langsam alle Lagen meiner Kleidung durchdringt, ist es arschkalt. Hier liegt sogar noch Schnee. Ich breche meine Zelte ab. Ein bischen Bewegung und der windgeschuetzte Tunnel zum Fahrstuhl werden mich hoffentlich etwas auftauen lassen. Oben gibt es zudem eine Getränkeautomat mit Heißgetränken.

Anschließend sollte es eigentlich am See weiter zum Kanaya gehen, damit ich den Shuttle zurück nehmen kann. Das überlege ich mir aber noch mal. Vom See ist nur die Hälfte sichtbar. Der Rest ist in Regen und Nebel verschwunden. Das macht keinen Spaß. Bei der Kamera ist auch schon wieder der Autofokus ausgefallen. Vom Display reden wir erst gar nicht. Ein Ramenshop nahe der Bushaltestelle bietet Gelegenheit zum Aufwärmen. Dann geht es zurück nach Nikko. Ich habe es zumindest versucht.

Nach einer kurzen Pause im Hotel – der Regen hat etwas nachgelassen – nehme ich den zweiten Wasserfall in Angriff. Die Bushaltestelle ist direkt vor dem Hotel. Praktisch. Es geht diesmal an der Kreuzung rechts rum. Von der Haltestelle führt ein schmaler Weg in die Berge. Es reizt, hier eine Wanderung zu starten. Aber der Zeitplan gibt es nicht her. Es ist schon Nachmittag und ich will nicht riskieren den Rückweg in den Bergen in Dunkelheit anzutreten. Außerdem ist der Wasserfall mein Ziel. Der Weg dorthin führt in den Wald und ist dann ziemlich abrupt (ohne Vorwarnung) zu Ende. Hier ist man noch weit weg vom Wasserfall. Man kann ihn sehen, aber wie kommt man dichter heran? Einen offiziellen Pfad gibt es nicht; und inoffiziell anscheinend auch nicht. Bei dem Regen und dem glitschigen Untergrund will ich auch keinen Abstieg auf eigene Faust ins Tal riskieren.

So wie es aussieht hat sich heute alles gegen mich verschworen. So einen toten Tag hatte ich bisher noch nie in Japan gehabt. Und so bleibt mir nur der Rückweg. Der Tag endet früh im Hotel. Ich habe nicht die geringste Lust noch irgendwohin zu laufen. Zuviel Regen und eine geflutete Kamera. Jetzt gibt es zum Auftauen erst einmal ein Schaumbad; wenn man schon einmal eine europäische Badewanne hat, kann man sie auch europäisch nutzen. Durchgewärmt folgt ein Besuch im Hotelrestaurant. Anschließend geht es wieder in die Dacite Bar. Fazit: Wer ein Hotel bucht, sollte es auch nutzen. Nicht nur zum Schlafen und Duschen. Das rettet in meinem Fall zumindest ein wenig die Stimmung.

Nikko Matsuri und Steigungen

Matsuri-Tag. Again. Diesmal ist der Ort des Geschehens Nikko, die alte Tempelstadt. Kurz vor 8:30 Uhr gibt es erst einmal Frühstück; Western Style. Schließlich ist dies das Nikko Kanaya. Noch britischer geht es nur in England selbst. Um 9:30 Uhr geht es raus. Unten an der Brücke treffe ich die ersten Festwagwen. Was für ein Timing.

Die Festwagen sind kleiner und bei weitem nicht so prunkvoll wie in Takayama. Ihre Funktion ist auch ein völlig andere. Soweit ich es verstanden habe, hat jeder Schrein in der Umgebung so einen Wagen, der eine Art mobile Version des Schreins darstellt. Auf jedem Wagen sind mehrere Musiker. Um das Gewicht gering zu halten und den Platz besser zu nutzen sind es meist Kinder und nur 1-2 Erwachsene, die die Lieder und den Takt vorgeben. Die Wagen sind mit Kirschbaumzweigen (allerdings die Plastikversion) geschmückt. An jedem Wagen hängen Laternen, auf denen der Herkuftsort aufgedruckt ist. Die Kanjis kann ich einzeln lesen, aber als ein Wort bzw. Ort? Da fehlt die Praxis.

Hinter der Brücke geht es die Straße bergauf zum Schrein. Die Steigung ist mit etwa 8-10% beachtlich, das Gewicht der Wagen, ich schätze mal so 1,3 Tonnen, auch. Noch während ich Fotos mache, kommt ein „Please help“. Und ehe ich mich versehe stehe ich zwischen den Japanern und ziehe mit. Offensichtlich wird nicht jeder Ausländer gefragt und die meisten ziehen nur ein paar Meter für ein Foto. Nicht mit mir. Die Kamera bleibt am Mann und ich ziehe bis zum Ende der Steigung. Zum Dank gibt es Sake und Bier. Nur ich, nicht die anderen Touristen. Hehe. Man kommt ins Gespräch.

Von hier aus geht es ohne Steigung weiter. Ich nutze die Chance und überhole einige Wagen. Erst kurz vor dem Schrein, auf dem Sandweg, nimmt die Steigung wieder zu. Die letzten 30m sind eine steile Holzrampe. Das ganze sieht gefährlich aus. Erst ein paar Fotos, dann packe ich wieder mit an. Oben angekommen ziehen die Wagen zum Hauptgebäude, hier wird shintoistisch gegrüßt, dann geht es weiter auf den Platz vor dem Gebäude. Es wird immer voller. Ein Wagen nach dem anderen trifft ein. Ein Ablaufplan wäre nett. Was passiert als nächstes?

Delagationen von einem Wagen gehen zu den anderen Wagen, vor denen Leute sitzen. Es wird etwas kompliziert mit Fächer angegrüßt. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Ich habe auch keine Zeit nachzudenken. Eine Prozession macht sich bereit. Ich muß mir einen guten Platz für Fotos suchen. Einen regensicheren dazu denn das Wetter schlägt um. Sprühregen. Die Prozession geht zum Seitentor hinaus. Ich sehe Pferde, Fußsoldaten, Priester … Das ganze Programm. Der Anblick läßt einen 200 Jahre zurück reisen. Der Regen wird stärker. Ich folge dem ganzen zu einem anderen Schrein (Namen muß ich noch mal raussuchen). Im Schrein folgt ein Shintoritual. Ich versuche so unaufällig wie möglich zu bleiben. Ich will vermeiden, daß man mir das fotografieren untersagt.

Danach geht es zurück zum Hotel. SD-Karte ist voll, die Batterien leer. Und der Regen fordert seinen Tribut (Kameredisplay und Autofouks sind weg). Nach einer eher kurzen Pause geht es zurück in das Tempelareal. Ein bischen Besichtigung muß auch sein. Beim letzten Mal habe z.B. die drei Affen total übersehen und ich will der schlafenden Katze Hallo sagen. Die Schreingebäude in Nikko sind einmalig. Die Stützbalken sind sehr verspielt aufgebaut und bunt lackiert. Auch sonst gibt es hier eine unglaubliche Detailfülle, wie man sie sonst eher in China erwarten würde. Diesen Baustil findet man nur in Nikko. Zumindest habe ich ihn außerhalb noch nie gesehen. Kein Vergleich zum Schrein in Ise, der im Vergleich zu diesen hier zen-mäßig unterkühlt wirkt.

Nächster Stop ist die Halle des schlafenden Drachen. Die Halle ist eine Meisterleistung der Baukunst. Decke und Boden sind leicht konkav. Wenn man an de richtigen Stelle klatscht, kann man für fast 2 Sekunden ein Echo hören. Bei 5m Deckenhöhe wären das dann 132 Reflexionen. Und das funktioniert nach hunderten von Jahren noch so.

Der Regen wird noch stärker, meine Kamera ist bald wieder am Ende/geflutet. Das Matsuri neigt sich dem Ende. Es geht über die steile Holzrampe abwärts. Nicht ganz ungefährlich; das Holz ist nass und rutschig. So mancher Wagen ist kurz vor „außer Kontrolle“. Unten vor der zweiten Steigung (die runter zur Hauptstraße führt), sammeln sich die Wagen und werden mit Laternen geschmückt. Es ist 18:20 Uhr und es wird dunkel. Die Plastikkirschzweige leuchten in kräftigem rosa. Es regnet immer noch. Die meisten Wagen sind mit Plastikplanen gschützt.

Der Trommler gibt den Takt vor, und die Wagen setzen sich in Bewegung. Shakuhachi, Trommeln, laute Kommandos. So stellt man sich ein Matsuri vor. Es geht im dunklen die steile Straße runter und dann auf der Hauptstraße weiter. Polizisten stoppen den Verkehr. „Samurai“ (ein besserer Name fällt mir nicht ein; er bezieht sich nur auf die Kleidung) mit Laternen gehen voran. Es beginnt der Kampf mit Abstand, Blitzleistung und Bewegung. Wenn ich hieraus drei gute Fotos kriege, würde mir das schon reichen. Ich folge den Wagen durch halb Nikko.

Um 21:15 geht es endgültig zurück ins Hotel. Ich habe genug vom Regen. Die Batterien sind auch schon wieder tot. Für das Resto ist es schon zu spät, aber für mich wird eine Ausnahme gemacht. Ich ordere Karee (wenn man so will das japanische Spaghetti Bolognese) für 2100円. Nobel geht die Welt zu Grunde. Also noch eine kleine Käseplatte vorweg und Kuchen zum Nachtisch; dazu Rotwein. Die Soße für das Karee wird in einer Silberschüssel serviert. Reines Sterlingsilber. Irre schwer. Das Besteck dito. Anschließend geht es in die Hotelbar Dacite; dunkle Hölzer, gedämftes Licht, Kaminfeuer, Ledermöbel und Jazz. Ein Tresen und dahinter Whiskeyflaschen und ein Barkeeper. Es fehlt nur noch der Duft von Pfeifentabak. Die Dekadenz des Abendessen wird hier ihre Fortsetzung finden, bei Yamazaki Whisky, einem Bosten Cooler Cocktail und mal sehen, was noch folgt.

Nachtrag: Es sind so viele Nikko-Bilder. Ich habe die Bilder von meinem Rundgang auf gestern verschoben, da es von der Reise nach Nikko nur 3 gute Bilder gab.

Nikko und ein Regenschirm

Der Wechsel nach Nikko ist geprägt von Zugfahrten: 2 Stunden nach Nagoya, 2 weitere Stunden nach Tokyo, 2 nach Utsunomiya und eine von fort nach Nikko. Ein Sightseeing-Zwischenstop ist da nicht drin. Oder? Da ist ja noch mein Regenschirm in Nagoya.

Ach ja. Hatte ich glaube ich noch nicht erzählt. Hier im Ryokan stehen so kleine Tonfiguren in einer Vitrine. Alle mit spitzem Mund. Es sind Räuchergefäße. Das Geheimnis der Figuren kann ich nicht ganz lösen. Es gibt 100 Stück und es sind Personen der japanischen Geschichte. So viel habe ich raus.

Nach einem ausgiebigem Frühstück und Koffer wieder zusammenpacken geht es los zum Bahnhof. Um 10:30 Uhr gleich der erste Patzer. Die Züge fahren stündlich nach Gifu, außer … Richtig, außer um 10:37 Uhr. Genau dieser Zug fährt als Local nur bis Minaota. Meine Zeitplanung „2+2+2+1“ muß um eine weiter Stunde Wartezeit ergänzt werden.

Was tun? Wir nehmen den Local. Der Express eine Stunde später wird schon aufholen. Nach dem Fahrplan in Minaota auf 11 Minuten. Eine sichere Sache. Und los. 2 Waggons Local, das gleicht eher einem Schienenbus. Außer mir sind 6 Fahrgäste an Board. Gleich am ersten Halt fällt mein Blick auf einen riesigen alten Baum. Ich erfahre, daß das der älteste Kirschbaum Japans ist. Schnell ein Foto. Das hätte ich im Express verpaßt. Weiter geht es im Zuckeltempo.

Kurzer Stop in Minaota. Ich habe mich irgendwo verlesen, denn nach Anzeigentafel habe über 20 Minuten. Zeit für einen Kaffee. Eine Stunde später bin ich in Nagoya. Der halbe Tag ist rum. Ich buche ein Shinkansenticket und eile dann (mit Koffer) zum Hotel, um meinen Regenschirm zu holen. Auf dem Rückweg noch ein Stop bei „Big Camera“ und anschließend die Feststellung, daß ich den Zug verpaßt habe. Habe irgendwie die Ziffern auf den Ticket durcheinander gekriegt. Also: neues Ticket. In Tokyo wird dann der Shinkansen gewechselt (von Grün nach Blau). Stressig wird es in Utsunomiya. 2 Minuten liegen zwischen Ankunft des Shinkansen und Abfahrt der JR Nikko Line; ein Bummelzug, der mich 2004 zur Weißglut getrieben hat. Mit Anlauf und Riesenkoffer. Der Impulserhaltungssatz wäre auf meiner Seite. Geschafft. Es ist bereits dunkel, als ich in Nikko ankomme. Es folgt die letze Etappe; mit dem Taxi zum Hotel.

Ich glaube ich bin hier falsch. 2 Pagen kommen mir entgegen. Einer verschwindet mit meinem Gepäck, der andere eskortiert mich zur Rezeption. Er kurbelt sogar die Drehtür für mich. Im Marco Polo stand zwar was von Luxushotel, aber … Hoffentlich stimmt der Preis aus dem Internet. Ich sehe schon meine Kreditkarten schmelzen. Nach dem Check-in geht es mit Eskorte zum Zimmer. Meine Koffer sind schon da. Das Haus ist eine Mischung aus Japanischen und altem englischen Stil. Eine faszinierende Kombination. Dunkle, alte Hölzer; überall Teppichboden, im Restaurantbereich Parkett. Mein Zimmer ist extrem geräumig, hat zwei englische (= butterweich gefedert) Betten, ein Badezimmer mit Badewanne und eine Minibar. Und es ist die erste Minibar, die ich sehe, die gefüllt ist. Ich entdecke sogar Bier und Whiskey.

Was ich bis jetzt nicht wußte: Das Nikko Kanaya ist das älteste Hotel im westlichen Stil in Japan. Preislich normalerweise bei 200€ plus. Irgendwie bin ich, eher durch Zufall, an ein Zimmer für 134€ gekommen. Der Service ist bis jetzt 5 Sterne superior. Dagegen ist das Radisson ein besseres Hostel.

Da das Resto schon geschlossen hat, suche ich mir eine Kneipe und entdecke mal wieder so ein Fundstück der Woche. Komplett zugerümpelt mit europäischen Kitsch. Der Gesamt- eindruck samt Publikum ist irgendwie „verschroben intellektuell“. Leider gibt es auch hier nichts Eßbares. Also halte ich mich an Hopfenkaltschalen.

Nachtrag: Ich hab heute die Bilder aus Nikko im Prorgamm, da es vom Wechsel selbt keine guten Bilder gab.

Infos zum (zweit?)ältesten Kirschbaum

Kamakura und mal wieder Regen

Der 8. April ist Buddha’s Geburtstag. Ich probiere mein Glück in Kamakura. Die Fahrzeit unterschätzen (erst 8:20 Uhr aufgestanden) wird mit Ankunft in Kitakamakura um 11 Uhr bestraft. Es ist kalt und regnet.

(1) Engakuji. Es war der erste große Tempel auf meiner ersten Reise (bei Sonnenschein). Aber in diesem Regen hat der Tempel eine Ausstrahlung, die fast schöner ist. Sabishi. Das Eingangstor ist imposant. Der Tempel beherbergt einen Nationalschatz. Und wie immer haben die Japaner viele Stufen dazwischen gesetzt; sehr viele Stufen. Oben angekommen hat man eine herrliche Aussicht und den Blick auf die 1303 gegossene Tempelglocke (2004 habe ich die glatt übersehen).

(2) Der Kenchoji ist gleichen nebenan. Auch hier ist alles in perfekter Harmonie. Tor, Halle, der Zen-Garten, der Regen. Der Blick von der Veranda der Gebetshalle ist unbeschreiblich. Ich hoffe, das kommt auf dem Foto rüber. Am Ende des Tempels, wo die Berge beginnen, ist noch ein Schrein. Schreine sind aber immer oben, nie unten. 245 japanische, fiese Stufen. Wieder wird man mit Ausblick belohnt. Bei gutem Wetter könnte man den Fuji sehen. Nur jetzt halt nicht. Hinter dem Schrein geht es weiter in Berge. Es reizt mich dem Weg zu folgen.

(3) Gegen 14 Uhr steuere ich den Hachimangu an. Die Kameraanzeige versagt. Es fängt an. Der Regen kriecht in die Kamera, setzt die Elektronik außer Gefecht. Ich genehmige mir einen Rundgang durch die hinteren Bereiche des Schreins, wo die jahrhunderte alten Mikoshi (tragbare Schreine) stehen. Am Ende des Geländes, bei der Bogenbrücke, fällt mein Blick auf den Eingang zu einem Garten. Den hatte ich bisher nie auf der Rechnung. Gleich am Eingang erschlägt es mich. Links und Rechts grüne Büsche und Kurschbäume. Als Holz sind Sichtschutzwände und kleine Dächer aufgebaut. Kirschblüten auf dem Weg. Japanische Papierregenschirme überall; der der Regen und die dazugehörige Stimmung. Am liebsten würde ich genau hier stehen bleiben. Der Anblick – und auch das Foto davon – sind so gut, daß ich es sponton zum Foto dieser Reise küre. (Nachtrag: Es ist das Titelbild für den Blogabschnitt „Reise 2008“ geworden.) Der Blick durch dass Kameraprisma wird nebelig und der Autofokus versagt. Pause. Ich bestelle Katsudon (oder sowas ähnlichen) und Sake. Ich taue langsam wieder auf.

(4) Jetzt geht es die Allee runter, rechts weg, Bahnübergang, lange Straße. Am Ende der Straße rechts zum großen Buddha. Ein bischen Kirschblüte ist noch da. Reicht für ein Foto. Dann zurück zum Tempel mit dem riesigen Lampion. Der Tempel ist und bleibt ein muß, mit seinen mehreren Ebenen und dem historischen Bambushain. Die Digitalkamera schafft den Fisheye-Effekt nicht; blödes APS-C-Format.

(5) Nach dem Schrein gehts weite nach Hase. Ich brauche noch das Foto von dem Eisenahntunnel. Der hat so was „remotes“. Außerdem stehen hier noch zwei weitere Tempel; klein aber mit ihrem eigenen Charme. Wenn es nicht so spät wäre, könnnte man weiter zur Enoshima-Halbinsel laufen. Zeit für die Rückreise. Der Zug um 19:02 Uhr Richtung Yokohama erlaubt noch einen „StaBa“ Caramel-Macciato.

In Yokohama bin ich vom Pech verfolgt. Chinatown hat schon zur Hälfte geschlossen. Die Restaurantwanhl fällt – ohne es zu wissen, da ich die Kanji nicht lesen kann – auf das berühmte Hei Shin Rho. Anschließend zum Landmarktower, der auch schon geschlossen ist. Folglich bleibt nur die Heimreise nach Tokyo. Der Zug hat Verspätung, wegen Wind! Das wäre doch mal was für die Deutsche Bahn. Das Unwetter, das mir den ganzen Tag Regen bescherte, ist jetzt über uns. Blitz und Donner kommen gleichzeitig.

Zurück im Edoya folgt der Zimmerwechsel. Wow. Deluxe Suite mit 2.5 Zimmer, Doppelbett Futon, Tatamiecke und Sitzecke im westlichen Stil (Ledercouch). Ganz nett, aber mein Favorit bleibt Raum 307. Ich brauche keine Couch.


Nachtrag: In Tokyo Eki habe ich mich verlaufen. Die Yamanote erreicht in 2F. Der Zug nach Kamakura verläßt die Station auf B5. Da sind 7 Ebenen zum Patzen. Eine reicht. Die Menschen, die Schilder, die ganzen Treppen und Shops überall. Chaos. Wie bei meinem esrten Urlaub wo ich völlig planlos war. Damals hatte ich meine Koffer in einen Coin-Locker gepackt und den dann nicht wiedergefunden.


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