Archiv der Kategorie: 8 .. Tokyo Eye on Sakura

Es scheint wahr zu sein. Ich habe alle wirklich interessanten Orte besucht. Aber ich habe es geschafft auch dieses Jahr eine Mischung als Bekannten und Neuen zu kombinieren, eine Mischung als Großstadt und Dorf, Festivals, Kirschblute und ländliche Idylle. Ich werde alte bekannte Treffen und neue Ideen … Und ich habe ein Tag Reserve, wo ich nach Minamisoma (oder ganz nahe dorthin) fahren könnte. Der Ort exisiert nicht mehr (Tsunami) und liegt nur ein paar Kilometer enfernt vom Reaktor Fukushima.

Tokyo Shopping

Der heutige Tag in Tokyo dient nur einem Zweck: Souvenir-Shopping. Das war von Anfang an so geplant, da ich die 23 Extrakilo bzw. einen zweiten Koffer nicht quer durch Japan schleppen wollte.

Das Frühstück lasse ich aus … zumal ich es nicht gebucht habe. Ich deponiere die Koffer nach dem Check-out an der Rezeption und los geht es. Der erste Stopp ist Asakusa. Mit Marugoto Nippon hat mal Dinge aus ganz Japan auf mehreren Etagen.

Mein erstes ernsthafte Ziel ist aber die Kappabashi. Wer die nicht kennt: Es ist DIE Einkaufsstraße für Restaurant- und Kneipenausrüstung. Hier kriegt man alles. Es gibt einen eigenen Shop für diese kleinen Bestellzettel und Mäppchen für die Rechnung; einen eigenen Laden für Speisekarten und Zubehör, … Auf meiner Agende stehen diverse Küchenutensilien, eine zweite Fahne, ein zweite Izakaya-Laterne, Gewürze und ein Noren.

Ich kaufe noch nichts. Das mache ich heute Spätnachmittag auf dem Weg zurück zum Hotel. Aber ich weiß, dass ich alles hier kriege. Haken dran. Ich finde auch einen Laden für Verpackungen. Das löst dann auch mein: „Wo bekomme ich den zweiten Koffer her?“

Stopp Nummer zwei ist der Sakaya in Yushima nahe der U-Bahnstation. Ich laufe den Weg, weil ich die Strecke falsch einschätze. Aber so schlimm ist es auch nicht. Zum einen finde ich auf dem Weg einen Yakutori-Stand, an dem ich mein Mittagessen kaufen. Zum andere lerne ich eine Seite von Ueno kennen, die ich 14 Jahre lang übersehen habe: Die Ostseite des Bahnhofs Ueno. Hier gibt es sogar einen Eingang. Das wusste ich gar nicht.

Kurz vor dem Banhhof find ich noch einen Bahnübergang, der hier eigentlich nicht sein sollte. Es scheint einer der Betriebshöfe für die U-Bahn zu sein.

Und was den Whisky angeht: Keine Chance. Ich erfahre, dass Suntory-Whisky in ganz Tokyo ausverkauft ist; Yamazaki und Hakushu. Wow. Das hätte ich nicht erwartet. Gut, ich merke mir für später eine Flasche Sake und eine Flasche Shochu vor. Sieht so aus, als hätte ich noch Platz auf dem Rückweg.

Jetzt wird es Zeit für etwas Sightseeing bzw. Matsuri. Theoretisch sollte am Nezu Jinja das Azaleen-Festival (vgl. 2008) laufen. Ich habe recht. ich bin allerdings kurz verwirrt, da ich eine Straße entlang gegangen bin, die ich nicht kannte und ich bin trotzdem beim Schrein angekommen. Das scheint der Tag der neuen Wege in altbekannten Gegenden zu sein.

Nach etwas Matsurifutter (Takoyaki) und Sake verlege ich nach Omotesando in der Hoffnung auf einen günstigen Kimono oder eine Yukata. Es endet wie mit dem Whisky. Auch ein kurzer Abstecher nach Shinkjuku Station endet nichts an dieser Sache. An beiden Sachen.

Es ist bereits 15:30 Uhr. Ich überlege kurz, ob ich kurz nach Nakano durchstarte, um eine Japan-Rail-Taschenuhr zu kaufen. Aber das wäre wieder ein Fall von „die Entfernungen und Reisezeiten und Tokyo unterschätzen“. Nein. Jetzt werden die Souvenirs eingesammelt.

Mit einem großem Pappkarton unter dem Arm verlasse ich Kappabashi. Schon etwas merkwürdig. In Yushima erstehe ich die beiden reservierten Flaschen. Es ist obrigens der Shochu, den auch der Premierminister trinkt. Rein in den Pappkarton und zurück zum Hotel. Nach 500m fällt mir ein, dass ich die Quittung für den Zoll brauche. Also zurück und alles noch mal. Ne. Ich nehme ein Taxi. Was auch eine gute Idee ist, da ich keine Ahnung habe, an welcher U-Bahn-Station ich raus muss und wie ich von dort zum Hotel komme.

Ich versuche es noch mal mit der Hotelbar. Es klappt. Ich habe einen Platz am Fenster und die Dämmerung ist noch im Gang. Die Kamera macht ein Foto nach dem anderen. Ich ärger mich, dass der Polfilter im Koffer ist. Ich versuche alles, um die Reflexe im Fenster zu unterdrücken. Die Fotos zeigen, dass mir das eigentlich ganz gut gelungen ist. Ich nutze die Chance auch für ein Steak als Abendessen. Hey. Der Blick (siehe Foto) verlangt nach gutem und teurem (angemessenem) Essen.

Der Tag endet mit einer Zugfahrt nach Narita und Check-in im Narita Richmond. Zunächst ist es wieder das berühmte Taxi zum Bahnhof. Jetzt mit zwei „Koffern“ á 23kg ist das wirklich eine gute Idee. Ich nehme wieder Keisei und nicht JR. Tradition ist Tradition. Ich nehme auch nicht den Sky Express sondern den normaled Ltd. Express. Ich schlafe kurz ein aber wache wie Japaner kurz vor meinem Bahnhof auf.

Das Richmond Hotel konne ich schon. Es ist vertraute Umgebung. Schnell ist das Gepäck im Zimmer geparkt. Ich könnte jetzt einen Abstecher in das Nachtleben von Narita machen. Aber irgendwie ist für heute die Luft raus. Und so wird es nur ein kurzer Stop in der Hotelbar.

Miyagikyo Distillery

Heute ist der letzte Tag mit JRP, also geht es zurück nach Tokyo; mit Stopp in Sendai. Ursprünglich war ein Abstecher nach Minamisoma geplant, aber ich verwerfe den Plan und entscheide mich für einen Stop bei der Nikka-Destillerie in Miyagikyo.

Die Destillerie ist am Arsch der Welt. Die Fahrt mit dem Bus (inkl. Fußmarsch) dauert etwa eine Stunde. Der Bus fährt nur stündlich und ist gerade weg. Ich nutze die 50 Minuten um die Whiskypreise im Aeno Deparmtent Store zu prüfen. Crazy. Ballentines gibt es für 800yen. Das sind knapp 6€. Vom Rest habe ich ein Foto gemacht.

Die Busfahrt ist wenig spektakulär. Der erste Blick auf die Destillerie auch nicht. Es ist eine etwas in die Jahre gekommene Industrieanlage. Die Standardführung ist gratis und beginnt gerade. Sie beginnt mit einem Werbevideo. Dann gibt es einen kleinen Rundgang durch einen Teil der Anlage. Man sieht im Prinzip jede Phase der Herstellung. Allerdings ist vieles hinter Glas. Einzig den Brennblasen kommt man nahe und man kann Fotos machen.

Leider zeigen sie nicht die Coffey Still in welcher der Coffey Grain und der Coffey Malt gebrannt werden. Im Video zeigen sie kurz ein Foto und die Still sieht aus wie etwas von BASF. Dennoch. Die Coffey-Whisky sind ein Markenzeichen für Nikka und ich hätte sie gerne gesehen.

Beim Tasting habe ich (wie bei Yamazaki) die Möglichkeit, Sorten zu probieren, die zu teuer sind, um eine ganze Flasche zu kaufen, oder die man in Deutschland (oder in Japan außerhalb der Destillerie) schwer bis gar nicht bekommt.

Beim Tasting treffe ich auf einen Whisky-Fan aus Hong Kong. Er ist einzig für Whisky-Tastings nach Japan geflogen. Wow. Am Nachbartisch stehen noch zwei Japanerinnen. Wir alle bleiben bis zum Schluss. Oh ja. Es ist schon 16 Uhr. Wir entscheiden uns gegen die Bus zurück, der gerade weg ist, und ordern ein Taxi zum Bahnhof. Am Bahnhof kommt der nächste Zug erst in 30 Minuten. OK. Es sollte dennoch schneller sein, als der Bus. Der Zug wird auf dem Weg nach Sendai Eki immer voller. Japp. Zeittechnisch sind wir in der Rush Hour angekommen. Wir haben Sitzplätze. Alles ist ok.

Ich habe in der Destillerie zwei Falschen gekauft, die man nur  dort bekommt. Die normalen Whisky sind (dank der Preisprüfung von heute morgen) im Aeon günstiger. Jetzt fehlen nur noch Yamazaki und Hakushu. Die sind schon seit Tagen nirgends zu finden. Von den 12 Jahre alten Versionen ganz zuschweigen.

Ich bin weit hinter meinen Zeitplan, aber egal. Mehr stand für heute nicht auf dem Plan und wann ich in Tokyo angekomme ist im Prinzip egal, solange es heute ist.

Dank der Sitzplatzreservierung (allerdings erst ab halber Strecke) geht es konfortabel zurück nach Tokyo. Wow. Der Zug ist überfüllt. Wirklich überfüllt. Die Golden Week beginnt. Ich habe schon viel davon gehört und gelesen: Während der Golden Week ist ganz Japan unterwegs. Es ist wie Thanksgiving in den USA. Züge, Flüge, Hotels; alles ist ausgebucht. Ich kann an dieser Stelle nur warnen: Wer kann, der sollte die Golden Week meiden oder (oder kostenpflichtig einen Zug buchen, für den der JRP nicht zugelassen ist).

In Ueno angekommen schnappe ich mir ein Taxi, das mich zum Asakusa View Hotel bringt. Die Straße vor dem Hotel ist bunt und laut. Das ist Tokyo. Und die gegend scheint zudem ein Kneipenviertel zu sein.

Der Check-in verläuf reibungslos. Problem ist das Hotelzimmer. Ich weiß nicht was passiert ist, aber es richt, als sei hier gerade ein Papierkorb abgebrannt. Es ist das erste Mal, dass ich mich an der Rezeption über etwas beschwere. Die Rezeptionistin begleitet mich und bemerkt schon auf dem Weg zur Tür, dass meine Beschwerde gerechtfertigt ist. Ich bekomme umgehend ein neues Zimmer. Pluspunkt für den guten Service, aber zwei Minuspunkte für die Tatsache, dass dieses Zimmer überhaupt zur Nutzung hätte freigegeben werden dürfen.

Wie dicht das Hotel am Asakusa Tempel liegt sehe ich erst beim Blick aus dem Hotelzimmerfenster. Apropos, Was für ein Ausblick: Der Tempel und dahinter der Sky Tree. WOW. Der Blick auf den Sky Tree (Zimmer mit diesem Blick kosten Extra) ist der Hammer.

Die Bar im obersten Stock hat einen noch besseren Blick, ist aber ausgebucht. Sie hat nur knapp 25 Sitzplätze. Das ist etwas zu klein für ein Hotel dieser Größe. Damit ist mein Plan für den Rest des Abends ins Wasser gefallen. Also mache ich Streifzug durch die Straßen am Hotel. Ich bin spät zurück im Hotel und stelle fest: Um Mitternacht machen die das Licht am Skytree aus. Und ich habe keine Fotos gemacht. Super. Jetzt habe ich das Zimmer extra gebucht und nun das. Arghh. Ich gehe ins Bett, bevor noch mehr schief geht.

Abstecher nach Hokkaido

Heute ist der Tohoku-Backuptag. Ich hatte ihn vorgesehen, falls in den letzten Tag etwas nicht geklappt hätte. Ich überlage daher, ob ich noch einmal nach Hirosaki fahre. Andererseits würde nur noch mehr Fotos von den gleichen Motiven machen, aber nicht unbedingt bessere. Auch weiß ich nicht, wie viel der Blüte beim Regen vorgestern und gestern verloren gegangen ist.

Nee, ich glaube ich werde erst einmal in aller Ruhe frühstücken und dann ein wenig durch Morioka laufen. Ich habe Morika schon 2008 gründlich erkundet, vo daher erwarte ich Nichts. Aber die Hoffnung den alten Stone-Splitting-Cherrytree in Blüte zu sehen reizt.

Zuerst geht es zur Burgruine. Die Kirschblüte ist über das Maximum hinweg und etwa 90% der Blütenblätter liegen (wegen des Regens) auf dem Boden. Auch das ist ein Blick, den man mal gesehen haben muss. Es ist ein wenig wie eine, rosafarbene Schneeschicht.

Von hier aus geht es zum gespaltenen Stein. Ich weiß nicht, warum ich auf die Idee komme, dass ich rechts abbiegen muss … Also laufe ich mehr oder weniger in eine großen Kreis, finde den Baum aber. Leider ist kein Blütenblatt mehr zu sehen. Es scheint eine andere Kirschart zu sein als im Burgpark.

Dann weiter zum Demon Handprint. Den Weg lege ich zu 50% aus dem Gedächtnis zurück und zu 50% nach meinem virtuellen Rundgang in google-maps.  Auch diesem Mal habe ich keine Idee wo der Handabdruck sein soll.

Gleich um die Ecke sind die 500 Buddha-Statuen. Und ich glaube sie sind eigentliche der Grund, warum ich noch einmal durch Morioka laufen wollte. Der Ort ist in den meinsten Reiseführern nicht erwähnt. Und eigentlich ist er auch keine 5-Sterne. Aber der Ort hat es mir angetan.

Vom Priester am Eingang erfahre ich: Es gibt einen Grund, warum so viele Tempel im Norden von Morioka sind. Morioka ist im Süden, Westen und Osten durch die Geografie geschützt. Der Norden war eine offene Flanke. Mit den Tempeln wurden Friedhöfe angelegt. Diese wirken wie eine Sperrriegel, da es kein  Kriegen wagte über die Gräber zu reiten; Aberglaube.

Im Norden gibt es noch einen Park, der für seine Kirschbäume auf japan-guide genannt wird. Ich bin eh schon im Norden von Morioka; warum nicht. Ich hatte mir zum Glück die Strecke ausgedruckt, denn kurze Zeit bin ich mir nicht sicher, ob ich Richtung bin. Morioka ist hier zu Ende. Ich stehe im Wald (wörtlich) und will fast schon umdrehen. Ich bin mir sicher, eine Abzweigung verpasst zu haben. Aber ich gebe der nächsten Kurve eine letzte Chance. Japp. Ich sehe den See und ich sehe Kirschblüte. Der Tag ist gerettet. Der Weg hat sich gelohnt.

Hier gibt es auch ein paar Buden an denen ich etwas Essen kann. Auf dem Weg zum Park habe ich  vor etwa 2.5km eine Bahnstation passiert. Dort lese ich aber, dass nur fünf Züge am Tag fahren. Ich muss also den ganzen Weg laufen. In einem Drug Store kaufe ich eine Flasche Fuji-50°-Whisky für knapp 1700 yen (14€). Und ich stoppe für Ramen.

Zurück am Bahnhof ist es erst 14 Uhr. Dämmerungsaufnahmen Hirosaki oder Kakunodate wären theoretisch möglich. Und bei dem heutigen, sonnigen Wetter wären es sicherlich gute Fotos … Nein.

Mit dem neuen Shinkansen sind es nur 2 Stunden nach Hakodate. Warum nicht einen spontanen Abstecher nach Hokkaido? Die Kirschblüte beginnt dort gerade erst. Damit hatte ich eine Fotosammlung von „Vorbei“ über „Maximium“ bis zu „Es beginnt“. Oder kurz: Ich werde die Kirschblüte überholen.

Wieder geht es vorbei an Shin-Aomori.; Blick auf den Bahnsteig. Damit bin ich von diesem Bahnhof aus in alle vier möglichen Richtungen abgefahren. Der Shinkansen fährt nicht bis Hakodate. Man muss fünf Stationen mit einem Local fahren. Aber typisch japanisch ist der Zügtakt des Local auf den Shinkansen abgestimmt. Der Zug zum vorletzten Shinkansen fährt gegen 21 Uhr. Das ist mein Zeitlimit.

Ich weiß aber nicht, warum ich glaube, dass man zur Festung laufen kann. Nach 3km gebe ich auf und nehme die Straßenbahn. Die Kirschbüte beginnt wirklich gerade erst. Die allerersten Knospen öffnen sich gerade. Bei den Fotos kämpfe ich allerdings schon gegen die Dämmerung.

Zack und es ist dunkel. Noch so eine Idee: Taxi zum Hafen und Shopping. Shiro Kohibito. Whisky. Craft Beer für den Rückweg und natürlich eine Sapporo Classic, das es nur auf Hakodate gibt. Wenn ich nicht so gegen die Zeit arbeiten würde könnte ich jetzt fast noch einen Abstecher in die Bar des LaVista machen.

Der Weg zurück ist entspannt. Ich kann nicht glauben, dass ich zum dritten Mal durch den Sekan-Tunnel fahre. Man wie hat der Shinkansen das Reisen nach Hokkaido verändert. 2010 war es noch eine halbe Weltreise.

Kakunodate

Heute denke ich an das Frühstücksticket. Es ist das gleiche Set wie gestern: Rührei und Speck, etwas Salat, Toast mit Butter und dazu ein Kaffee. Und ja, als Frühstück reicht das allemal. Und ja, ich sage es: mir ist dieses Frühstück lieber als ein Buffet. Das einzige was aus meiner Sicht fehlt, ist Konfitüre für das Toast.

Heute geht es nach Kakunodate; eine Wiederholung von 2008, nur mit Kirschblüte. Mit dem Hotel nahe am Bahnhof ist es dieses Mal einfacher. Heute kann ich auch einen Sitzplatz reservieren. Kakunodate scheint weniger Leute anzuziehen als Hirosaki. Es ist der gleiche Bahnsteig und Zug wie gestern, nur der andere Zugabschnitt. (Zur Info: Die Züge nach Aomori und nach Akita kommen gemeinsam in Morioka und teilen sich hier. Der Zug nach Akita ist schmaler, da die Bahnsteige dorthin noch auf Kapspurbreite sind. Sieht schon komisch aus, wenn die beiden Zugqabschnitte noch gekoppelt sind. (In meinem Blog über den Shinkansen führe ich das genauer aus …)

In Kakunodate angekommen regnet es leicht; auf der Strecke hierher habe ich sogar noch Schnee an einigen Stellen gesehen. Ich habe einfach kein Glück: Entweder Kirschblüte oder schönes Wetter. Egal.  Am Bahnhof gibt es wie in Hirsoaki eine provisorische Gepäcklagerung.

Der Ort hat sich nicht verändert. Die Straße mit den alten Samuraihäusern und den hohen Holzzäunen ist genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Viele Kirschbäume stehen hier nicht. Am Anfang des Samuraiviertels ist ein 7eleven. Hier steht ein kleiner Stand mit Oden. Zeit für ein zweites Frühstück (und den ersten Dashiwari). Da gerade eine Regenwolke passiert, bleibe ich für einen Nachschlag sitzen. Mit hetzt heute keiner-

Nach dem Regenguss geht es durch Straße der Samuraihäuser. Auf einen Besuch der Häuser verzichte ich. Ich habe sie schon 2008 gesehen und irgendwie keine Lust alle paar Meter die Schuhe auszuziehen. Das Museum kenne ich auch schon, also gehe ich weiter zum Fluss. Hier stehen hunderte Kirschbäume. Ein wirklich gutes Motiv finde ich nicht. Aber vielleicht bin ich nach Kitakami und Kakunodate auch etwas zu wählerisch.

Ich laufe am Fluß entlang bis zur mittleren Brücke. Hier wechsel ich auf die andere Uferseite, um von dort weitere Fotos zu machen. Hm, auf dieser Seit von Kaknodatewar ich noch nicht. Warum auch? Hier gibt es nur völlig  normale Wohnhäuser. Heute ist erwas anders.

Ich treffe auf eine Gruppe Japaner, die es sich unter einem Pavillionzelt bequem gemacht haben. Ich sehe eine Zapfanlage mit angschlossenem Asahi-Bierfass.  Ich sehe auch einen großen Kochtopf mit Wasser auf einem Gasbrenner. Ich erfahre, dass es hier gleich frisch gemachte  Sobanudeln gibt. Und irgendwie bin ich auch schon eingeladen. Ich habe ein Glas frisch gezapftes Asahi in der Hand.

Ich bleibe etwas und schaue dem Soba-Meister bei der Arbeit zu.Dies ist einer dieser Momente, die man weder planen kann noch in einem Reiseführer erwähnt werden. Der einzige Vorteil einer Japanreise ohne Begleitung.

Das Sobamehl ist hell. Viel heller als ich es kenne. Ich erfahre, dass dies der Fall ist, wenn das Mehl außerordentlich frisch ist. Oder anders gesagt: Die Sobanudeln aus dem Asialaden nutzen also altes Mehl. Das hier hingegen ist der „real deal“. Ich erfahre auch, dass das Mehl aus Australien kommt: Australien liegt auf der Südhalbkugel, daher kann man dort Sobamehl im April ernten/herstellen.

Es ist eine gemütliche Runde und ich könnte den Rest des Tages hier bleiben. Aber es gibt noch Fotos zu schießen. Und so verabschiede ich mich und setze meine Tour fort; zum Lagerhaus des Sojaherstellers.Das ist immer einen Stop wert.

Gegen 16 Uhr geht es zurück zum Bahnhof, wo ich das Stativ zwischengeparkt habe. Zurück zu den Samuraihäusern kann ich mir einen weiteren Stop beim Oden-Stand nicht verkneifen. Das Gespräch kommt auf das Thema Musik. Babymetal haben die wohl erwartet. Bridear und Band-Maid weniger.

Mit Einsetzen der Dämmerung starte ich die finale Fotorunde.Es regnet etwas, aber weniger als gestern. Die Kamera müsste wassertechnisch durchhalten.

Ein paar gute Aufnahmen scheinen mir gelungen zu sein, glaube ich. Allerdings rauben mir diese Mobiltelefonfotografen und Selfiejunkies den letzten Nerv. Ich stehe wie andere Fotografen mit Stativ in Position. Die Belichtung (teilweise 30 Sekunden) läuft und diese #*@& stellen sich direkt vor die Kamera. Die 4 Bilder unten sind so die einzig brauchbaren aus einem Satz von knapp 100.

Die Akkuladung der Kamera ist am Ende. Ein guter Zeitpunkt den Tag zu beenden. Zumal auch gleich der Zug fährt. Damit habe ich drei wichtigen Kirschblütenorte von Tohoku gesehen; und das während des Maximums. Bleibt die Frage, was ich morgen mache. Eine zweite Runde Kakunodate oder Hirosaki? Oder was komplett anderes? Das werde ich morgen beim Frühstück entscheiden.

Hirosaki

Für heute steht Hirosaki auf dem Plan. Mit einem kleinen Stopp in Aomori, damit auch der Ort „abgehankt“ werden kann. Der Shinkansen dorthin hat ein Problem: rerserved seat only und keiner dieser Sitze ist mehr verfügbar. Ich werde wohl zwei Stunden im Gang stehen.  Man ist der Zug überfüllt. Das habe ich in der Form noch nie erlaubt. Das sind Ausmaße, die ich bisher nur von der DB kannte, wenn die zwei Züge vorher ausgefallen sind. Kirschblüte. Ich hätte damit rechnen müssen.

In Shin-Aomori steigt der halbe Zug um; vermutlich nach Hirosaki. Ich bin wohl der einzige, der nach Aomori fährt. Fast direkt am Bahnhof von Aomori liegt das Fährschiff Hakkoda-Maru, das jetzt ein Museum ist. Es war vor dem Sekan-Tunnel der einzige Weg nach Hokkaido. … Hm, es gibt keinen Wikipedia-Eintrag. Das muss ich wohl demnächst ändern.

Der Rest von Aomori ist schnell erzählt: Den Park im Osten mit den Kirschbäumen schaffe ich zeitlich nicht. Der Fischmarkt ist … meh. Es ist ein Fischmarkt im Keller. Einzige Erkenntnis: Es gibt hier Schließfächer für Fisch; Kühlschließfächer. Wow.

Es fängt an zu regnen. Daran ändert auch die Fahrt nach Hirosaki nichts. Am Bahnhof sind alle Schließfächer belegt, aber dafür gibt es ein großes Zelt auf dem Vorplatz. Hier kann ich mein Stativ (der man ist sichtlich verwundert, dass es kein Koffer ist) bis 17 Uhr abgeben. Mit dem Taxi geht es dann zum Nordostende der Burg.

Wow. Die Kirschblüte ist auf dem Maximum. Was für ein Anblick, trotz des Regens. Als erstes erkunde ich die Samurai-Häuser nördlich der Burg, dann geht es auf das Burgelände. Das Neputa Mura (Museum zum berühmten Neputa Matsuri) lasse ich aus. Die Vorführungen habe ich quasi gegen den Stop in Aomori eingetauscht.

Ich verstehe, warum das einer DER Kirschblütenorte in Tohoku ist. Jede Kurve ein neues Motiv. Dazu kommen Matsuri-Futterstände. Da stört auch der Regen nicht mehr. Oden … Sake … Dashiwari … Hanami.

Der Turm der Burg steht derzeit in der Mitte, da die Burgmauer renoviert wird. Die haben echt den ganzen 3-stöckigen Turm verschoben. Das aus den Reiseführern bekannte Fotomotiv (Turm, mit roter Brücke und Kirschblüte) wird erst 2023 wieder zu sehen sein.

Um 16 Uhr begebe ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, das Stativ für die Abendaufnahmen abholen. Ich bin mir sicher, dass ich noch nicht jeden Winkel des Burggelände gesehen habe. Der Fußmarsch ist länger und langweiliger als ich erwartet habe. Ich finde einen Irish Pub. Warum nicht? Ein frisch gezapftes Guinness. Bis zum Banhhof ist es noch etwas.

Mein Stativ ist unter den letzten drei Dingen, die noch nicht abgeholt wurden. Hatte ich erwähnt, dass es die letzten 2 Stunden mal nicht geregnet hat? Es fängt jetzt wieder an. Mit dem 100yen-Bus geht es zurück zur Burg. Der Bus bleibt aber im Stau hängen, sodass ich etwas vor meinem Ziel aussteige und mein Glück zu Fuß versuche.

Jetzt beginnt erst der Kampf gegen durch schnelle Dämmerung. Ich finde aber kein gutes Motiv bevor die Magic Hour vorbei ist. Dafür sind mir glaube ich ein paar gute Aufnahmen gelungen, als es schon dunkler war, ich die Helligkeit aber noch durch die Belichtungszeit hochziehen konnte (siehe unten).

Es wird immer dunkler (die Belichtungszeiten steigen auf 30sec). Der Regen nimmt immer mehr zu. Die Zeit läuft mir davon. Ich bin schon patschnass. Den Versuch, mit dem Regenschirm das schlimmste abzuhalten, habe ich bereits aufgegeben. Während der Langzeitaufnahmen bekomme ich mehr Wasserprobleme mit der Kamera (nicht das erste Mal auf dieser Reise).

Um 20:40 Uhr fährt der vorletzte Zug. Das ist meine Zielmarke. Ich setze nie auf den letzten Zug. Schon gar nicht wenn es über 2 Stunden zurück zum Hotel sind. Außerdem ist beim letzten Zug die Umsteigezeit so knapp, dass mir das zu riskant ist.

Zum Glück ist mein Blick immer auf  der Uhr, denn es ist schwer ein Taxi zu finden und der 100yen-Bus fährt nur bis 18 Uhr. Auf der Nordseite steht kein einziges. Warum ich den Weg zur Südwestecke durch den Burgpark wähle, weiß ich nicht. Vielleicht ist es die Hoffnung auf das Fotomotiv zum Abschluss. Stattdessen biege ich irgendwo flasch ab.

Die Hälfte meiner Backup-Zeit ist weg. Am Bahnhof sehe ich, dass mein Local 15 Minuten später fährt als auf meiner Liste. Wow. Das rettet mich. Heißt aber auch, dass mir jetzt 15 Minuten Umsteigezeit fehlen. Und: den Fehler beim letzten Zug und der Anschluss wäre weg und ich gestrandet. Alles ist gut und ich habe sogar noch Zeit für eine Schüssel Udon.

Im Shinkansen fehlt mir wieder die Sitzplatzreservierung. Dafür war keine Zeit mehr. Beim nächsten Urlaub in Tohoku muss ich die befehlenden non-reserved-Abteile berücksichtigen.

Fazit: Der Tag hat sich voll und ganz gelohnt.
Volltreffer bei der Kirschblüte. Der sollte es in die Top-5 schaffen.