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Kakunodate

Heute denke ich an das Frühstücksticket. Es ist das gleiche Set wie gestern: Rührei und Speck, etwas Salat, Toast mit Butter und dazu ein Kaffee. Und ja, als Frühstück reicht das allemal. Und ja, ich sage es: mir ist dieses Frühstück lieber als ein Buffet. Das einzige was aus meiner Sicht fehlt, ist Konfitüre für das Toast.

Heute geht es nach Kakunodate; eine Wiederholung von 2008, nur mit Kirschblüte. Mit dem Hotel nahe am Bahnhof ist es dieses Mal einfacher. Heute kann ich auch einen Sitzplatz reservieren. Kakunodate scheint weniger Leute anzuziehen als Hirosaki. Es ist der gleiche Bahnsteig und Zug wie gestern, nur der andere Zugabschnitt. (Zur Info: Die Züge nach Aomori und nach Akita kommen gemeinsam in Morioka und teilen sich hier. Der Zug nach Akita ist schmaler, da die Bahnsteige dorthin noch auf Kapspurbreite sind. Sieht schon komisch aus, wenn die beiden Zugqabschnitte noch gekoppelt sind. (In meinem Blog über den Shinkansen führe ich das genauer aus …)

In Kakunodate angekommen regnet es leicht; auf der Strecke hierher habe ich sogar noch Schnee an einigen Stellen gesehen. Ich habe einfach kein Glück: Entweder Kirschblüte oder schönes Wetter. Egal.  Am Bahnhof gibt es wie in Hirsoaki eine provisorische Gepäcklagerung.

Der Ort hat sich nicht verändert. Die Straße mit den alten Samuraihäusern und den hohen Holzzäunen ist genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Viele Kirschbäume stehen hier nicht. Am Anfang des Samuraiviertels ist ein 7eleven. Hier steht ein kleiner Stand mit Oden. Zeit für ein zweites Frühstück (und den ersten Dashiwari). Da gerade eine Regenwolke passiert, bleibe ich für einen Nachschlag sitzen. Mit hetzt heute keiner-

Nach dem Regenguss geht es durch Straße der Samuraihäuser. Auf einen Besuch der Häuser verzichte ich. Ich habe sie schon 2008 gesehen und irgendwie keine Lust alle paar Meter die Schuhe auszuziehen. Das Museum kenne ich auch schon, also gehe ich weiter zum Fluss. Hier stehen hunderte Kirschbäume. Ein wirklich gutes Motiv finde ich nicht. Aber vielleicht bin ich nach Kitakami und Kakunodate auch etwas zu wählerisch.

Ich laufe am Fluß entlang bis zur mittleren Brücke. Hier wechsel ich auf die andere Uferseite, um von dort weitere Fotos zu machen. Hm, auf dieser Seit von Kaknodatewar ich noch nicht. Warum auch? Hier gibt es nur völlig  normale Wohnhäuser. Heute ist erwas anders.

Ich treffe auf eine Gruppe Japaner, die es sich unter einem Pavillionzelt bequem gemacht haben. Ich sehe eine Zapfanlage mit angschlossenem Asahi-Bierfass.  Ich sehe auch einen großen Kochtopf mit Wasser auf einem Gasbrenner. Ich erfahre, dass es hier gleich frisch gemachte  Sobanudeln gibt. Und irgendwie bin ich auch schon eingeladen. Ich habe ein Glas frisch gezapftes Asahi in der Hand.

Ich bleibe etwas und schaue dem Soba-Meister bei der Arbeit zu.Dies ist einer dieser Momente, die man weder planen kann noch in einem Reiseführer erwähnt werden. Der einzige Vorteil einer Japanreise ohne Begleitung.

Das Sobamehl ist hell. Viel heller als ich es kenne. Ich erfahre, dass dies der Fall ist, wenn das Mehl außerordentlich frisch ist. Oder anders gesagt: Die Sobanudeln aus dem Asialaden nutzen also altes Mehl. Das hier hingegen ist der „real deal“. Ich erfahre auch, dass das Mehl aus Australien kommt: Australien liegt auf der Südhalbkugel, daher kann man dort Sobamehl im April ernten/herstellen.

Es ist eine gemütliche Runde und ich könnte den Rest des Tages hier bleiben. Aber es gibt noch Fotos zu schießen. Und so verabschiede ich mich und setze meine Tour fort; zum Lagerhaus des Sojaherstellers.Das ist immer einen Stop wert.

Gegen 16 Uhr geht es zurück zum Bahnhof, wo ich das Stativ zwischengeparkt habe. Zurück zu den Samuraihäusern kann ich mir einen weiteren Stop beim Oden-Stand nicht verkneifen. Das Gespräch kommt auf das Thema Musik. Babymetal haben die wohl erwartet. Bridear und Band-Maid weniger.

Mit Einsetzen der Dämmerung starte ich die finale Fotorunde.Es regnet etwas, aber weniger als gestern. Die Kamera müsste wassertechnisch durchhalten.

Ein paar gute Aufnahmen scheinen mir gelungen zu sein, glaube ich. Allerdings rauben mir diese Mobiltelefonfotografen und Selfiejunkies den letzten Nerv. Ich stehe wie andere Fotografen mit Stativ in Position. Die Belichtung (teilweise 30 Sekunden) läuft und diese #*@& stellen sich direkt vor die Kamera. Die 4 Bilder unten sind so die einzig brauchbaren aus einem Satz von knapp 100.

Die Akkuladung der Kamera ist am Ende. Ein guter Zeitpunkt den Tag zu beenden. Zumal auch gleich der Zug fährt. Damit habe ich drei wichtigen Kirschblütenorte von Tohoku gesehen; und das während des Maximums. Bleibt die Frage, was ich morgen mache. Eine zweite Runde Kakunodate oder Hirosaki? Oder was komplett anderes? Das werde ich morgen beim Frühstück entscheiden.

Kakunodate (角館)

Kakunodate ist bekannt für einen Straßenzug mit vielen alten Samuraihäusern. Einige verlangen keinen Eintritt. Allein dieser Straßenzug ist für mich die Bewertung SOLL wert. Während der Kirschblüte wird daraus ein MUSS, da am Fluss ein 2 km langer Kirschblüten-„Tunnel“ gibt.

  • mehrere Samurai Houses : MUSS
  • Denshokan Museum : SOLL
  • Hirafuku Memorial Art Museum : KANN
  • Storange Houses (Ando, Tatetsu) : MUSS

Der Ort liegt an der Akita-Shinkansenstrecke zwischen Morioka und Akita. Hinweis: Kakunodate ist ein Teil der Großgemeinde Semboku. Eventuell muss man über diesen Suchbegriff googeln. Vom Bahnhof zum Samuraibezirk ist ein Stück, aber der Weg ist gehbar, sowohl in Einfachheit als auch in Entfernung. Vom Bahnhof führt eine Straße senkrecht weg. Folgt ihr bis zum Ende (eine Querstraße hinter der Ampel). Dort biegt rechts ab. Die Samuraistraße beginnt in Prinzip hier. Auf halber Strecke gibt es einen kleinen Versatz nach links. Folgen wir dem Straßenverlauf …

  • Tatetsu House : Ein altes Lagerhaus auf der linken Seite, das saisonal besichtigt werden kann
  • Goi House : An der Kreuzung mit der Ampel muss man Stück nach rechts gehen. Allerdings kann das Haus nicht von innen besichtigt werden.
  • Odano Samurai House : Es liegt auf der rechten Seite; freier Eintritt; Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag.
  • Kawadara House : Es ist gleich dahinter; ebenfalls mit freien Eintritt
  • Matsumoto House : Auf der linken Seite. Aber wenn ich mich recht erinnere ist das Eingang in der Parallelstraße
  • Samurai House Museum : Es wieder rechts
  • Iwahashi Samurai House : Gleich hinter dem Museum.

Jetzt kommt der Versatz in der Straße, den ich erwähnt hatte.

  • Denshokan Museum : Es liegt genau an der Ecke, wo die Straße weitergeht
  • Omura Art Meseum : Es ist in der Querstraße, die die Samuraistraße versetzt, allerdings ein paar Meter nach rechts.
  • Aoyagi Samurai House : Auf der rechten Seite
  • Ishiguro Samurai House : rechts. Es ist das letzte Samurai House auf dieser Strecke
  • Monument of Hykusui Hirauku : Auf der linken Seite
  • Hirauku Memorial Art Museum : Es ist gleich hinter dem Monument.

Die Samuraistraße endet gleich hinter dem Kusntmuseum an der Bundestraße 46. Links ab geht es zum Hinokikai River / Furushiro Bridge. Hier stehen die Kirschbäume. Geht man nach links wandert man im Prinzip zurück zum Anfang der Samuraistraße. Geht weiter bis zur zweiten Brücke (Uchikawa Bridge) über den Fluss. Geht vom Fluss weg bis zur zweiten Ampel.

  • Shinmeisya : An der Ampel rechts geht es zum Shinmeisya Shrine. Hier ist der Todesort von Masumi Sugae.
  • Ando House : Links ist das Ando House, ein alter Speicher.
  • Nishinomiya House : Entwas weiter die Straße runter

Hinter dem Nishinomiya House ist eine Kreuzung mit Ampel. Der Rundgang ist komplett. Rechts geht es zurück zum Bahnhof. Es gibt noch einen Stapel kleiner Tempel in Kakunodate. Schaut einfach auf die Karte.

Das alte Dort besteht entlang einer Straße aus alten Samuraihäusern. Nahezu alle Häuser sind offen für Touristen, teilweise in kleine Museen oder Manufakturen umgebaut. Man kann hier bequem einen Tag verbringen. Man braucht nicht hetzen.

wikipedia DE / wikipedia EN / japan-guide
Infos von 2008 / Stand 11/2017

2008 – Ein erstes Fazit

Wie soll ich es sagen: das Takayama Matsuri und das Nikko Matsuri waren der Hammer. Auch die Reste der Kirschblüte waren umwerfende eindrücke. Dennoch bliebt bei dieser Reise ein fader Nachgeschmack. Mein Fehler: Ich hatte keine detailierten Pläne für den Tag sondern nur so grobe Idee. Das endete zu oft in vertrödelten Tagen bzw. Abschlüssen Bsp.: nach Matsushima noch nach Ishinomaki, nach Ise noch nach Toba. Hätte man sich beides schenken können. Und so bleibt diese Reise, trotz der vielen guten Momente, gefühlt unterdurchschnittlich. / How shall I put it: Takayama Matsuri and Nikko Matsuri were awesome, mind blowing. Wow. Also the end (remains) of the cherry blossom was something. But there is always a bad after taste and it was my fault: I didn’t created a detailed plan for the day. This results in many half used days that spoiled the overall sum up Matsushima/Ishinomaki and Ise/Toba are good examples. And in total this holiday feels a little bit averaged.

Hier die Top 5 von diesem Urlaub, die es bequem in die Top10 aller Japanreisen schaffen werden. / Here the top 5 of this trip. They easily will make for the over all Top10.

Worst 5: Die schlimmsten 5 Tage sind auch schnell ausgemacht. Wie schon zuvor waren es Rengentage, wobei nicht jeder Regentag schlecht war. Oben auf der Liste steht der Tagesausflug nach Chuzenji. Es folgen zwei Tage mit blöder Zugplanung: Der Ausflug nach Aizu-Wakamatsu und der nach Hakone. Die Liste wird komplett mit den beiden Tagen, bei denen ich das Ende versemmelt habe: Matsushima/Ishinomaki und Ise/Toba. / The worst 5 days are easy to list. Like before the include rainy days (but not all rainy days are bad). Right in top of the list is the daytrip to Chuzenji.  Followed by days with a stupid planning of train connections: The trip to Aizu-Wakamatsu und to Hakone. The list will be completed by the days that sucked at the end: Matsushima/Ishinomaki and Ise/Toba.

Es bleibt die Frage: Lag es an der Planung oder wird Japan langweilig? Auf der ersten Reise hatte ich den Crashkurs: viel gesehen, alles war neu und unbekannt, ich konnte werder Sprache noch Schrift. Das hat sich geändert und damit natürlich auch der Blick auf die Dinge. Der nächste Urlaub wird es zeigen. / The question that remains is: Was this trip below average in planning or is Japan gettting boring. The first trip was a stunning and exciting. The land was new, I couldn’t read Kanji or speak any word Japanese. This has changed, and therefore my view on Japan. The next holiday will show.

Die nächste Reise: In zwei Jahren? Bestimmt. Aber wohin? Hokkaido schwirrt mit im Kopf herum. Mal sehen. Hokkaido bietet keine Tempel und Schreine, sondern Landschaft. Ob ich aber der Typ für Wandern im Grünen bin, muß ich noch ergründen. / The next trip: May in two years? Sure, but where to go? Hokkaido comes to mind. There are no temples and shrines. There is only scenery. But I don’t know if I am the right person for this.

Kakunodate und Regen

Heute ist wieder ein Tag ohne Plan. Diesen Urlaub habe ich wirklich schlecht vorbereitet; kein Vergleich zum Crashkurs von 2004. Ich frage an der Rezeption, was ich machen könnte. Antwort: Ein Ausflug nach Kakunodate, ein Dorf mit vielen alten Samuraihäusern. Klingt nach Takayama in klein und besser als das Museum in Wakamatsu. Und es liegt direkt an der Akita-Shinkansenstrecke. Jetzt muß ich nur noch zu besagtem Shinkansen kommen. Auch dafür ist die Lösung schnell gefunden. Die Rezeptionsdame fährt mich mit ihrem Privatwagen zum Bahnhof Shizukuishi.

Der Akitashinkansen ist ein schmaler Shinkansen, der eigens gebaut wurde, um auf den vorhandenen Strecken der Locals zu faher. Die Locals sind schmaler als der normale Shinkansen und so braucht man schmalere Züge. In Morioka fährt ein extra Trittbrett aus, da der Zug hier an den breiten Shinkansenbahnsteigen hält. Am Bahnhof vermißt man all die Sicherheitsvorkehrungen, die man gewohnt ist. So verwischt der sonst gut sicht- und spürbare Kontrast zwischen den Locals und den Shinkansen.

Das Wetter ist diesig. Es nieselt. Alles wirkt depressiv. Ich starte meinen Weg mit der kleinen Touri-Karte, die es am Bahnhof gab; vorbei an einer überdachten Shoppingstraße; nur der Gehweg ist überdacht, dafür sehr schön in Holz. Unter dem Dach ist gerade Wochenmarkt. Nach etwa einen Kilometer geht es rechts ab. Das Straßenbild ändert sich abrupt. Vor mit ist breite lange Straße. Zu beiden Seiten hohe Zäune aus schwarzem Holz. Hinter den Zäunen kann man die Dächer der Samuraihäuser sehen.

Nahezu jedes Haus ist ein Museum, ein kleines Resto oder ein Handwerksladen. Ich versuche sie alle zu besuchen, auch um den Regen auszuweichen. Es gibt so viel zu sehen: Die Wohnzimmerecke in dem einem Haus, die wie ein Steg in den Garten ragte, die Gehwege durch die Gärten, Eingänge, … Und natürlich der Gesamteindruck der ganzen Straße. Und überall diese kleinen spannenden Details.

Zwischen den Häusern ein kleiner Sake-Verkaufsstand. Er zieht mich an wie das Licht die Motten. Am liebster wäre mir so ein große Runde Tonflasche. Aber mit Rücksicht auf mein Koffergewicht entschiede ich mich doch für den kleineren Tonkrug.

Am Ende der Straße ist ein Museum und daneben ein Park mit kleinen japanischen Vorgärten; Musterexemplare von Vorgärten, wie man sie z.B. in Tokyo finden kann, wenn man nach ihnen Ausschau hält. Dabei wird mir eines bewußt: Japan geht extrem effizient mit seinen Räumen um, kann auf kleinster Fläche Oasen der Ruhe schaffen. In Tokyo entstehen dadurch irre Kontraste. Aber auch hier in dieser entspannten Atmosphäre sind diese Gärten faszinierend. Es sind die Details. Ich habe noch nicht raus, warum die so ganz anders aussehen, als deutsche Vorgärten. Es ist glaube ich die Reduzierung auf wenige Pflanzen, und es gibt ein Thema (Kurz: nicht 30 bunte Büsche auf engen Raum).

Weiter geht es zu ein den deren Punkten auf der Tourikarte, unter anderem ein Backsteinlagerhaus, das mit seinen roten Ziegeln aussieht, als könnte es auch in Schelswig-Holstein stehen. Drinnen gibt es Exponate, etwas zu Essen, sowie Tee und Sake.

Noch ein paar Stops hier und da, und es folgt der Rückweg zum Bahnhof. Ich finde noch ein Museum, das meine Aufmerksamkeit erregt. Vielmehr ist es die alte Feuerwehrpumpe vor dem Museum. Innen gibt es neben einer alten Indian (Motorrad) eine erstaunliche Sammlung von Gramophonen und alten deutschen Kameras.

Gegen 17 Uhr folgt der Rückweg im Regen nach Morioka und von dort weiter nach Tsungi Onsen. Im Hotel komme ich gerade rechtzeitig für das Abendessen. Serviert wird auf dem Zimmer. Eine Riesenplatte mit einen Querschnitt aus der japanischen Küche. Natürlich ist es für einen alleine zuviel. Es folgt eine Bad im Onsen und dann ist der Tag für mich zu Ende.