Die 53 Stationen des Tokaido – Teil 1/5

Die nachfolgenden Kilometerangaben basieren auf googleMaps für einen Fußgänger/Radfahrer, der gröblich dem alten Tokaido folgt.


Start .. 日本橋 .. Nihombashi (heute Teil von Tokyo)
朝之景 .. asa no kei .. Morgendliche Szene
行列振出 .. gyouretsu furidashi .. Anfang der Reise

Startpunkt des Tokaido (und des Nakasendo) ist Nihonbashi in Tokyo, unweit der Bahnstation Tokyo. Die Brücke über den Nihonbashi River ist noch heute die Nullmarke des japanischen Straßensystems.

Die Nihonbashi gibt es heute noch in Form einer Steinbogenbrücke und ist immer noch ein Wahrzeichen von Tokyo. Nachbauten der alten, hölzernen Nihonbashi gibt es im Edomuseum (Originalgröße aber nur halbe Länge) und eine skalierte Version im Flughafen Haneda.

Den Verlauf des Tokaido habe ich nicht finden können. Aber von der Brücke aus verläuft die Chuodori (Bundesstraße 15) nach Süden. Das ist die „most likely“-Route. Auf Höhe des Hamarikyu-Teíen heißt die Straße Dai-ichi-kei-hin Avenue.

Notiz: Ich kurze Bundesstraße wie in Deutschland mit B ab, auch wenn das in Japan nicht so ist. Mein Blog, meine Regeln.


01 .. 品川 .. Shinagawa (heute Teil von Tokyo) .. 10 km
日の出 .. Hinode .. Sonnenaufgang
諸侯出立 .. shokou detachi .. Aufbruch der Daimyo

Shinagawa liegt südlich der Rainbowbridge auf den Weg zum Haneda-Airport. Eine Bahnstation namens Hinode gibt es am gleichnamigen Hinodepier, der aber nördlich der Rainbow-Bridge liegt. Hier legen heute noch Schiffe ab, auch Touristenschiffe. Dennoch Shinagawa ist ein gutes Stückweit südlich. Auf der anderen Seite … am Hiodepier liegt ein schönes Imitat eines alten Samuraischiffes (unten ein Foto von 2018). Wenn ich kein schöneres Foto finde, bleibt es bei diesem.

Ich bleibe erst einmal auf der B15, da ich immer noch keinen Hinwies auf den Tokaido finde. Auf Höhe von Tamachi ist man ganz dicht an der B1, die Sakuradadori heißt.


02 .. 川崎 .. Kawasaki .. 19 km
六郷渡舟 .. rokugou watashibune .. Die Rokugo-Fähre

Die Fähre überquerte den Fluss Tamagawa. Die Fähre gibt es nicht mehr, dafür überspannen mehrere Brücken den Fluß. Nördlich  des Flusses liegt Bahnstation Rokugodate der Keikyu-Main-Line. Die Station südlich des Flusses ist bereits Kawasaki.

Außer dem dem Anata-no-Warehouse habe ich noch kein Motiv aus Kawasaki (unten). Ich tendiere aber gerade zu einer Nachtaufnahme des Industriegebietes im Hafen oder einer entspannten Szene am Fluss.

Ich bliebe weiter auf der B15. Die Brücke über den Tamagawa ist nur 200m östlich von der Eisenbahnbrücke und immer noch meine beste und auch einzige Näherung für den Verlauf des Tokaido. Westlich läuft parallel die B1, die auch ein Kandidat für den Tokaido ist. Allerdings heißt die Straße Dai-ni-Keihin. Und Nummer 2 ist nur Idee Nummer zwei.


03 .. 神奈川 .. Kanagawa (heute Teil von Yokohama) .. 30 km
臺之景 / 台之景 .. dai no kei .. Ansicht der Böschung

Kanagawa ist die Bahnstation nur wenige hundert Meter nördlich der Bahnstation Yokohama. Heute würde man sicherlich den Landmark Tower als Motiv wählen, auch wenn er etwas abseits der Reiseroute liegt. Die Lage an der Küste ist definitiv nicht mehr vorhanden, da sich die Küstenlinie durch aufgeschüttetes Land verändert hat. Und ich vermute, dass auch Hiroshige sich hier etwas vom Tokaido entfernt hat, um ein repräsentatives Motiv zu erstellen.

Eine moderne Entsprecung wäre sicherlich ein Bild aus Yokohama. Veileicht das untere …

Die Reiseroute bis hier folgt der Bundesstraße B15 bzw. der JR-Tokaido-Main-Line. Nur ein paar hundert Meter vor Kanagawa der erste Hinweis auf den alten Tokaido, der die Bahngleise direkt am Bahnhof passiert und dann Yokohama Station westlich umrundet und direkt vom Bahnhof Hodogaya führt. (Alternativer Straßenname: Kanjo No.1)


04 .. 程ヶ谷 , 保土ヶ谷 .. Hodogaya (Yokohama) .. 34 km
新町橋 .. shinmachi-bashi .. Die Shinmachi-Brücke

Zu Hodegaya gibt es wieder eine gleichnamige Bahnstation an der Main-Line. Den Fluss gibt es noch … naja eher ein kleiner Bach. Wenn es keine pitoreske Brücke gibt, wäre evtl. der Daisen-ji eine Alternative. Und hier habe ich aktuell nichts auf Lager …

Ich folge kurz der B1. Kurz vor Kariba IC zweigt der Old Tokaido ab. Er entfernt sich von der B1 und steuert auf den San’noyama Park zu und passiert diesen westlich. Auf Höhe von Higashi-Totsuka Sta. kreuzen wir den Kanjo #2. Auf Höhe des Mitake Shrine scheinen sich Old Tokaido und B1 zu verbinden, um sich ein paar hundert Meter später wieder zu trennen.

Tja, und dann wird googlemaps schlampig bei den Straßennamen. Der Old Tokaido taucht erst wieder direkt ander Station JR Totsuka auf und ist dort wieder Teil der B1. — Eventuell riskiere ich einen Umweg über den Tonomine Hachiman Daijin. Ich würde dann an der Kreuzung Motomachi wieder auf den B1 kommen.


05 .. 戸塚 .. Totsuka (Yokohama) .. 43 km
元町別道 .. motomachi betsudou .. Die Kreuzung in Motomachi

Die Bahnstation Totsuka findet man wieder leicht. Eine Kreuzung manems Motomachi gibt es immer noch. Aber ob es die gleiche ist, bleibt dennoch offen.

Eine moderne Entsprechung mit entsprechender verkehrstechnischer Bedeutung könnte der Expressways sein, der sich etwa 2km nördlich vom Banhhof befindet.

Mangels besserer Informationen folge ich wieder der B1. Also einer der beiden B1. Denn es gibt sie hier zwei Mal. Danke google. Die B1 der ich folge scheint auch gleichzeitig die B22 zu sein. Super. Die andere B1 ist autobahnähnlich ausgebaut und nichts für Fußgänger oder Radfahrer. Aber das Problem löst sich ein paar Meter später, wenn sich beide B1 vereinen.

Am Fujisawa Bypass zweigt die B30 ab und ich finden endlich mal wieder einen Hinweis auf den Old Tokaido. Kurz vor der Fujisawa Bridge springt der alte Tokaido eine Brücke nach Norden. Wir sind jetzt 500m nördlich von Fujisawa Eki.


06 .. 藤沢 .. Fujisawa .. 50 km
遊行寺 .. yugyou-ji .. Der Tempel Yugyou

Ob esTempel noch gibt, kann ich nicht sagen. Auf google-maps habe ich ihn nicht gefunden. Aber es gibt eine Koban mit dem Namen „Yougyouji Zakajo Police Box“. Der Bahnhhof Fujisawa liegt 1km südlich der B1, die den Namen Tokaido trägt. Südlich vom Bahnhof wiederum gibt es einem Stapel von Tempeln, nahe zum Fluss Sakai. Irgendetwas repräsentatives werde ich schon finden.

[[Fujisawa wäre auch gedanklich der erste Stopp auf dieser Reise nach knapp 50 km. 3km südlich von Fujisawa liegt die Insel Enoshima. Zur Not nehme ich das als Ersatz. Eventuell kriegt man das eingebaut. Bis Hakone als zweiten Stopp wären es morgen „nur“ 40km. Dazwischen liegen nur drei Post Towns und in Odawara war ich schon. Es wäre also zeitlich machbar.]]

Hinter der Brücke biegt der Old Tokaido nach rechts ab und folgt kurz der B467, um dann direkt südlich von Fujisawahonmachi Eki auf die B43 später B44 zu wechseln. Kurz vor der Hikichi Bridge West macht er einen kleinen Umweg. Ich vermute hier war eine Fähre.

Dann trifft die B44 auf die B1 und mal wieder verliert sich die Spur des alten Tokaido. Ich vermute es ist die geschlängelte Straße nördlich der B1, habe aber keine Beweise. Ich muss vorerst auf der B1 bleiben. Die Situation ändert sich auch nicht bis Chigasaki Eki (Station vor Hiratsuka Eki) … und danach auch nicht. Am Oide River kreuzt die B1 die B1 (Bypass). Am breiten Sagami River ist das dann auch egal. Es gibt hier nur diese Brücke.


07 .. 平塚 .. Hiratsuka .. 63,6 km
縄手道 .. nawate michi .. Die Straße nach Nawate

Die Straße nach Nawata hilft einen nicht weiter. Es gibt kein Nawate in der Nähe. Es gibt eines bei Nagoya. Aber da sind wir noch lange nicht. Das Bild zeigt einen Weg am Wasser. — Wenn ich nichts besseres finde, werde ich wohl den Hiratsuka Hachimangu als Motiv wählen, der direkt am (heutigen) Tokaido liegt und mir hier als Marker für die Kilometerangabe diente.

Ich folge mangels Informationen zum Old Tokaido weiter der B1 (nicht dem Bypass), dem heutigen Tokaido. 500m hinter dem Hanamizu River zweigt plötzlich der Kyu Tokaido (Old Tokaido), dessen weitere Spur sich aber sofort verliert, wenn man nicht aufpasst. Die Straße führt auf die Bahnstrecke zu und quert sie, denn südlich der Gleise gibt es eine „Sehenswürdigkeit“ am Old Tokaido. Die Straße hat keinen Namen. Und das größte Problem. Es gibt einen Bahnübergang.

Ich habe noch keine Idee, wie ich damit umgehen soll. Bis zu den Gleisen fahren, dann überdrehen, den Bahnübergang der B1 nutzen und zurück zu dem Punkt fahren wo der alte Tokaido weiter geht? Nur um ein paar hundert Meter später doch wieder auf der B1 zu landen? Ich bin mir uneins. Zum Glück sind wir kurze Zeit später auch schon nahe am Oiso Eki.


08 .. 大磯 .. Ooiso .. 68,0 km
虎ヶ雨 .. tora ga ame .. Tigerregen

Oosio ist gleich die nächste Bahnstation hinter Hiratsuka. Mit dem kleinen Hafen und der „Yoshida Shingeru’s Former Residence“ gibt es zwei brauche Motive für ein Foto (hoffentlich ohne Tigerregen).

Bei Oiso reduziert sich Anzahl der Straße nach Odawara erheblich, gerade für Radfahrer. Ich bleibe daher der B1 bis zur Yoshida Residence treu. Der zweigt der Old Tokaido nach norden ab und nimmt eine andere Brücke über den Fluss. Hohe der B63 muss man dann wieder auf die B1.

Auch Höhe Ninomiya Eki gibt es keine neuen Erkenntnisse: 4 Straßen, eine ist der Bypass, eine ist der heutige Tokaido. Das bleibt auch mehr oder weniger bis Kozu Eki so. Hinter der Oyakibashi über den Morito River nimmt die Auswahl an Straßen zu; aber kein Hinweis auf den Old Tokaido. Und dann kommt der Sakawa River, der im nächsten ukiyo-e verewigt ist. Die B1 trifft kurz vor Odawara Castle auf die B255.


09 .. 小田原 .. Odawara .. 81,8 km
酒匂川 .. sakawagawa .. Der Fluss Sakawa

Bei Kilometer 81,8 wird der Sakawa überquert.Hier war sicherlich die Fähre. Heute steht hier natürlich eine Brücke. Odawara selbst liebt dann bei Kilometer 84,4. Als modernes Foto wird man vermutlich die Burg Odawara-jo; oder einen Blick auf die Bergkette von Hakone wählen, um dem Original dichter zu kommen.

[[Hier beginnt der Weg durch die Berge von Hakone. Bis zur nächsten Post Town (Hakone) sind es 20km und etliche Höhenmeter. Ich vermute, dass ich 3 Stunden für diesen Abschnitt brauche. Ich glaube Ich mache Hakone zum Basislager.]]

Die B1 passiert die Burg Odawara südlich. Nachdem man die JR Tokaido-Main-Line passiert hat und kurz vor der Tokaido-Shinkansen-Strecke ist, zweigt eine Straße nach rechts. Dies ist vielleicht nicht die Originalroute, aber für 1km ab Abwechselung zur Hautpstraße. Also Scheiß drauf. Man muss danach eh weiter auf der B1/B138, bis unterhalb der der B271 eine Straße abzweigt, die auch als Tokaido bezeichnet wird. Keine Angst, die endet bei Iriuda wieder auf der B1.

Der Tokaido wechselt noch vor Yumoto-Hakone an der Sanmaibashi auf die B732. Kurz vor Moto-Hakone, der alten Zollstation, wechselt man von der B732 auf den Old Tokaido.

[[Und hier kommt die erste Planungsunsicherheit, die ich klären muss. Neben der 732 gibt es auch einen gestrichelten Wanderweg. Eventuell ist das die Originalstrecke. Ich weiß aber nicht, ob ich da mit dem Fahrrad entlang dar. Das ist noch zu klären.]]


10 .. 箱根 .. Hakone .. 102,3 km
湖水図 .. kosui no zu .. Ansicht des Sees

Eine Rekonstruktion der alten Grenzstation steht heute noch an der Originalstelle. Sie trennt Kanto (östlich der Grenze) von Kansai (westlich der Grenze). Die Grenzstation ist direkt am Lake Ashi in dessem Hintergrund man an klaren Tagen den Fuji sehen kann.

Das Ukiyo-e kann als heute noch nachgestellt werden. Auf meinem Foto wäre der Fuji theoretisch rechts zu sehen gewesen, wenn das Wetter besser gewesen wäre.

[[Dieser Ort soll das erste Basislager werden. Zum einen ist es etwa 1/4 der Strecke und das ist auch ein Basislager im Spiel Tokaido (hehe). Andererseits sind es zwischen Odawara und Moto-Hakone 833 Höhenmeter. Danach brauche ich sicherlich ein Tag Pause, da die Berge noch nicht gazn zu Ende sind. Außerdem habe ich Yumoto-Hakone und all die schönene Onsen ausgelassen.]]

Südlich von Lake Ashi zweigt wieder ein Tokaido von der B1 ab. Ich weiß aber nicht, wie man als Radfahrer heil über Hakone-Toge-Pass kommt. Im Satellitenbild und in Streetview sieht die B1 kurz aus wie ein Autobahnzubringer. Die 300m muss ich riskieren. Danach zweigt der Old Tokaido eh wieder ab. Allerdings ist es eine gestrichelte Linie … Ich sollte lieber ein Mountain Bike nehmen. Diese Linie bringt einen zu den Yamanka Caslte Ruins und der Old Tokaido Stone Pavement Road. Danach fehlen auf der Originalstrecke, so wie aussieht, ein paar Meter, bevor der Tokaid wieder parallel zur B1 läuft.

An der Mishima-Tsukahara IC ist dann wieder Schluss und bleibt einem, mal wieder, nur die Option der B1 zu folgen. Zwischen Tokaido-Shikansen-Line und JR-Tokaido-Main-Line zweigt der Tokaido nach rechts ab und wird im weiteren Verlauf die B22, die durch den alten (vermutlich) Stadtkern führt, verbei am Mishima-Taisha und etwas später an Mishima-Hirokoji-Eki. Die Straße heißt jetzt übrigens Mishima-odori.

Ach ja. Auf halben Weg zwischen Hakone und Mishima gibt es den Skywalk. Hätte es den damals gegeben, wäre er sicherlich in die Sammlung aufgenommen worden.

Die 53 Stationen des Tokaido – Teil 0/5 – Vorwort

Im alten Japan gab es fünf wichtige Handelsstraßen. Zwei von ihnen verbanden Tokyo (die neue Hauptstadt) und Kyoto (die alte Hauptstadt): der Tokaido (東海道) und der Nakasendo (中山道).

Tokaido heißt östlicher Seeweg. Er führte an der Küste entlang. Der Nakasendo führte mitten durch die Berge. Ein alternativer Name für den Nakasendo war Kisokaido (木曾街道), da es durch das Kisotal führt.

Warum ist der Tokaido so bekannt?

Historisch war der Tokaido die wichtigste Handelstraße zwischen den beiden Metropolen. Dies ist jedoch nicht der Grund für seine Poluparität. „Schuld ist auch Hiroshige Ando, ein Künstler der heute noch für seine Farbholzschnitte, ukiyo-e genannt, bekannt ist. Er schuf einen Bilderzyklus, die 53 Stationen des Tokaido.

Die 53 Stationen referenzieren auf die 53 Post Towns, die es am Tokaido gab. Dies waren nicht nur Raststationen mit der Möglichkeit sind mit Lebensmittel zu versorgen oder zu übernachten. Es waren zudem Grenz- und Kontrollstationen, da dem normalen Japaner das Reisen verboten war und man Passierscheine brauchte.

Hiroshige schuf zu jeder Station schuf er Bild, das charakteristisch für diese Station ist. Dies ist entweder ein ikonografisches Gebäude oder Landschaft. Diese insgesamt 55 Bilder (Start- und Endpunkte haben auch ein Bild) sind in sich eine virtuelle Reise entlang des Tokaido. Mehr dazu schreibe ich in einem eigenen Artikel.

Ich und der Tokaido und seine 53 Stationen

Ich Hakone bin ich etwa 1km auf dem alten Tokaido gewandert.  Für einen längeren Abschnitt habe ich nicht Zeit gefunden. Vom Nakasendo bin ich die etwa 8km zwischen Tsumago und Magome gewandert. Und leider habe ich die Angewohnheit Sache zu Ende bringen zu wollen.

Außerdem: Ich habe jetzt 9 Reisen hinter mir. Ich bin mit den Highlights und den „könnte man auch mal besuchen“ der Reisenführer durch. Ich war in Manazuru. Der Ort steht nicht einmal im Lonely Planet. Ich glaube, was ich sagen will ist folgendes: Ich brauche neue Themen, neue Dinge zu tun. Bisher gibt es folgende Ideen:

  • die 77 Tempel von Shikoku (das Projekt könnte Jahre dauern),
  • alle Brücken des Kandagawa, Sumidagawa und Nihonbashigawa fotografieren,
  • Animeorte aufsuchen (nächster Stopp: 小林さんちのメイドラゴン; Miss Kobayashi’s Dragon Maid) und
  • den alten, originalen Tokaido von Tokyo nach Kyoto abfahren

Und wenn wir schon dabei sind, dann können wir auch gleich 53 neue Bilder vom Tokaido machen. Ich probiere mich nicht in ukiyo-e, sondern werde die Kamera nehmen. Aber, ich werde mich von der Idee von Hiroshige leiten lassen.

Ich und wandern?

Jetzt gibt es einen Haken an dem Plan. Ich bin kein großer Freund von Wandern. So gar nicht. Ja, mal für einen Tag. Die 20 km im Daisetsuzan-Gebirge wren cool. Haben dann aber auch gereicht. Der Tokaido hat über 400km. Das wäre 20 solcher Tage am Stück. — Das schafft man nicht in einem Urlaub, wenn man auch noch ein paar Tage in Tokyo oder einem Onsen verbringen will.

Dann bin ich kein Freund von „Backpacking“. Ich müsste ja alle meine Klamotten immer mitführen; dazu die Kameraausrüstung. Das ist jetzt so gar nicht mein Stil. Es ist dr gleiche Grund warum ich keine Hostels buche. Ich und Backpacker sind nicht kompatibel.

Ein Plan reift

Daher gibt es folgende Planänderung: Ich nehme das Fahrrad. Niemand hat gesagt, dass ich laufen muss. Mit einem E-Bike (denn es geht auch zwei Mal durch die Berge), sollte ich 60 km am Tag schaffen. Das entspricht der Strecke Wakkanai-Soyamisak und zurück, die ich aufgrund eines Planungsfehlers in unter 5 Stunden auf einem 24er-Damenfahrrad mit Körbchen zurückgelegt habe.

Ich hatte auch erst überlegt, ein Motorrad zu mieten. Aber ich vermute, dass viele Streckenabschnitte des Tokaido nicht befahrbar sind. Ich weiß nicht einmal, ob man überall mit dem Fahrrad durchkommt.

Eine andere Idee war es, den Zug zu nehmen. Das ist theoretisch möglich, aber die Tokaido-Bahnstrecke ist teilweise ein paar Kilometer vom echten Tokaido entfernt und auch die Bahnhöfe weren einen Offset haben. Am Ende werde ich wohl genausoweit vom Bahnhof zum geplanten Fotografierpunkt laufen, als wie von einem Punkt zum nächsten.

Tempo

Bei 60 Kilometer am Tag braucht man nur noch 7 Tage für die gesamte Strecke. Man passiert etwa 7 Post Towns am Tag. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 15 km/h ist man 4 Stunden am Radeln. und hat 6 Stunden für Sightseeing. Naaa, das wird evtl. stressig. — 50 km am Tag, macht 10 Reisetage und 6 Post Towns am Tag. Bleiben wir bei 4 Stunden radeln, haben wir 1 Stunde für jede Post Town.

Die Idee mit der Wäsche ist jetzt wie folgt: Ich nehme Wäsche für zwei Tage (Übernachtungen) ins Handgepack. Und schicke meinen Koffer mit einem Lieferservice immer zum dritten Hotel. Hier könnte ich dann auch für 2 oder 3 Tage bleiben. Das wären dann meine Basisstationen, an denen ich auch Regentage puffern kann. Ich kann einen Waschtag einlegen, die Bilder von der SD-Karte aufs Notebook übertragen, …

Wie ich die Hotels dazwischen buche, weiß ich noch nicht. Eventuell mache ich das wie in Schottland und suche mir etwas am Ort, an dem ich gerade bin. Am Ende bin bestimmt wieder bei 20 Tagen, aber sehr entspannt.

googlemaps und die nächsten 5 Beträge

Als erstes muss ich den alten Tokaido finden. Denn ähnlich wie in Deutschland  wurde aus der alten Handelsstraße eine Bundesstraße. Diese wurden teilweise autobahnähnlich ausgebaut. Es wurden Ortsumgehungen gebaut.

Zuallererst muss ich versuchen den alten Verlauf des Tokaido zu finden. Und das führte dazu, dass ich versucht habe, den Verlauf auf googlemaps zu konstruieren. Was mich am Ende Wochen gekostet hat. Aber ich glaube ich habe es. Und davon berichten die nächsten 5 Blogeinträge.

Ich bin noch nicht fertig

Die Arbeit ist noch nicht ganz fertig. Es fehlen noch ein paar Notizen und Karten. Es fehlen hier und da auch noch ein paar Abschnitte, da die Informationen nicht eindeutig sind. Ich bin detzeit auf der Suche nach Büchern über den Tokaido, die mir helfen, die Lücken zu füllen. Außerdem will ich den Tokaido nicht bereisen und dann ein Detail zu übersehen. Stell dir vor die fährst nach Lübeck und vergisst das Holstentor, da es nicht auf der direkten Linie der 5 großen Kirchen steht.

Wadokei .. die japanische Uhr

Wadokei (和時計) sind mechanische Uhren, die die Uhrzeit in der alten japanischen Sytematik anzeigen, welche sich grundlegend von der westlichen Uhrzeit unterscheidet.

Bevor wir starten, noch ein schnell Blick auf die Kanji: 和 bedeutet ganz frei übersetzt „japanisch“. Wir finden es auch in Wagyu (和牛, japanisches Rind –> Kobe Beef). 時 steht für Zeit und Stunde. Das zeichen setzt sich aus Sonne/Tag auf der linken Seite und Tempel auf der rechten Seite zusammen. 計 bezeichnet Messinstrumente. Wadokei ist also das japanische Zeit Messsystem oder auch Messsystem für die japanische Zeit. Ganz ehrlich ich kann nicht unterscheiden, ob sich 和 auf 時 oder 計 bezieht.

Stundensystem

Wie auch im Westen wurde der Tag in Stunden geteilt. Allerdings waren es nur 12 Stunden, die wieder auf den chinesischen Erdkreis mit seinen 12 Tieren referenzieren. Es gibt Uhren, die statt Zahlen die Erdkreise auf dem Ziffernblatt haben.

Und wieder hat Japan eine Besonderheit: Die Stundenlänge war variabel mit der Sonnenscheinlänge.

Zwischen Sonnenaufgang und -untergang liegen immer 6 exakt gleiche Zeiteinheiten. Ebenso gibt es 6 gleich lange Zeiteinheiten in den Nachtstunden zwischen Sonnenuntergang und -aufgang. Japan liegt zwar dichter am Äquator, aber auch hier sind die Tage im Sommer spürbar länger als im Winter.

Und es wäre nicht Japan, wenn es nicht noch sonderbarer werden kann: Die Stunden werden von Mittag und Mitternacht an von 9 rückwärts bis 4 gezählt.

Das Rückwärtszählen hat seinen Ursprung in den Zeitkerzen, die langsam herunter brannten und man so die Zeit gemessen hat. (Hm, es gab also auch eine Zeitmessung mit einer konstanten Zeitlänge(Stundenlänge), oder gab es unterschiedlich lange Kerzen für Sommer und Winter?) Dass man nur bis 4 runterzählt (und deshalb auch bei 9 beginnt und nicht 6) liegt daran, dass die Glockenschläge für 3, 2 und 1 im Buddhismus für den Aufruf zu Gebete genutzt werden.

  •  .. 9 .. (Ratte) = Mitternacht = 0 Uhr westlich
  •  .. 8 .. (Ochse)
  •  .. 7 .. (Tiger)
  • .. 6 .. (Hase) = Sonnenaufgang
  • .. 5 .. (Drache)
  •  .. 4 .. (Schlange)
  •  .. 9 .. (pferd) = Mittag = 12 Uhr westlich
  •  .. 8 .. (Ziege)
  •  .. 7 .. (Affe)
  • .. 6 .. (Hahn) = Sonnenuntergang
  •  .. 5 .. (Hund)
  •  .. 4 .. (Schwein)
Die Historie

Bevor wir  kurz in die Technik eintauchen, hier der historische Kontext: Die mechanische Uhr belangte über Jesuitenpriester (16. Jahrhundert) und später niederländische Händler (17. Jahrhundert) nach Japan; also noch vor dem sakoku, der Schließung der Grenzen für Ausländer. Es ist überliefert, dass Tokugawa Ieyasu [der auch Edo gründete] eine europäische Uhr besaß.

Mit dem Sakoku (1630) stoppte auch der Knowhow-Transfer. Zu dieser Zeit waren das Pendel und die Unruh bei europäischen Uhren noch nicht geläufig. Diese Technik schaffte aus also nicht nach Japan. Die Entwicklung der mechanischen Uhr in Japan ist also ein Stück weit Adaption bekannter Technik, aber auch Parallelentwicklung.

Wadokei .. die japansiche Uhr zur japanischen Zeit

Die Besonderheit der variablen Stundenlänge führte zu Entwicklung der Wadokei, deren Mechanik nicht nur die unterschiedliche Länge der Tages- und Nachtstunden berücksichtigt (und das ist keine Sinus, sonder sind zwei fiese Rampen), sondern dies auch noch über das Jahr hinweg dem Sonnenaufgang und -untergang anpasst.

Erster Ansatz: Realisiert wurde die zwei Geschwingkeiten für die Tagstunden und die Nachtstunden über zwei verschiedene Unruh-Systeme mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. In dieser Konstruktion vergehen zwischen Sonnenaufgang und -untergang immer gleich viele Zeittakte. Der Wechsel zwischen den Geschwindigkeiten kann also mechanisch fest konstruiert  werden. Erste Uhren dieser Art gab es schon im 16. Jahrhundert.

Sie haben aber einen Nachteil: Die Geschwindigkeit muss über den Jahresverlauf immer neu angepasst werden. Bei den meisten Uhren wurden dafür die geschwindigkeitsbestimmende Gewichte zu Beginn es neuen Sekki neu positioniert. Diese Uhren wurden also 24 Mal im Jahr neu eingestellt.

Wegen des geringen Änderung der Tageslänge innerhalb eines Sekki war das System hinreichend präzise für den täglichen Gebrauch. In Norddeutschland wäre das System schon nicht mehr so genau. Während der Äquinoktien ändert sich die Tageslänge um über 6 min pro Tag. Das wären 90 Minuten in den entsprechenden Sekki, oder fast eine ganze Zeiteinheit auf der japanischen Uhr.

Ich frage mich gerade, ob auch ein System konstruiert wurde, bei dem sich die Gewichte automatisch justierten. Denkbar wäre auch ein System mit einem variablen Getriebe und einer festen Grundgeschwindigkeit.

Zweiter Ansatz: Es wird sehr einfach, wenn man die Umlaufgeschwindigkeit des Stundenzeigers konstant lässt. Stattdessen werden die Position der Stundenmarker auf dem Ziffernblatt verschoben. Deren Position über das Jahr wird durch eine Sinuskurve beschreiben, was sich mechanisch konstruieren lässt. Einziger Nachteil: Ein Minutenzeiger lässt sich auf diesem Weg nicht konstruieren. Dafür hat die Uhr aber ein 24-Stunden-Ziffernblatt.

Die Mechanik ist beeindruckend, zumal die Uhr im Foto weitere Ziffernblätter hat, die auch die westliche Uhrzeit, die Mondphase das aktuelle Sternzeichen und Tag und Wochentag anzeigen.

Japan ist bekannt für seine mechanische Puppen. Am bekanntesten ist sicherlich die kleine mechanisch Puppe (cha-hakobi ningyo), die einem eine Tasse Tee bringt, und sich umdreht und zurück geht sobald man die Tasse anhebt. Ich vermute, dass die gesamte Kunst dieser Puppen mit in die Uhrmechanik einfloss.

Das Bild oben ist von der Mannen Jimeishou von Tanaka Hisashige. Sie wurde 1851 fertig gestellt. Kurz bevor die ersten Ausländer Japan betraten und das Sakoku endete.

Weiterführende Links: [watchesbysjx][seico.co.jp][wikiEN]

Es gibt eine Armbanduhr namens Wadokei Revision. Sie hat westliche Uhrzeiger und verschiebare Stundenziffern. Sie zeigt also die Uhrzeit in beiden Systemen gleichzeitig an. Als Sammlerobjekt ist sie unbezahlbar.

Als App kann ich die „Japanese Traditional Time“ empfehlen. Einen Link kann ich nicht geben, da ich keinen Zugriff zum Google Play Store habe und diesen moralisch auch nicht unterstütze. (Einen japanischen Kalender mit Sekki und Ko suche ich noch …)

der japanische Kalender (3) Solarkalender

Seit 01.01.1873 verwendet Japan offiziell den gregorianischen Kalender, so wie wir ihn kennen. Aber es haben einige Besonderheiten aus dem Lunisolarkalender überlebt und es gibt ein paar japantyische Eigenheiten …

Nengo

In Japan werden Jahre in Nengo gezählt. Das kann für Verwirrung sorgen. Die Zählung beginnt mit dem Jahr der Thronbesteigung. Jeder Kaiser gibt bei Thronbesteigung eine Regierungsdevise aus. Diese wird der Name des Nengo und der Kaisername nach seinem Tod.

Beispiel: Am 01.05.2019 bestieg Kaiser Naruhito den Thron. Seine Regierungsdevise ist 令和 (Reiwa = schöne Harmonie). Damit wurde das Jahr 2019 zu 令和1. In den Geschichtsbüchern wird Naruhito als Reiwa-Kaiser bezeichnet werden.

Die Zählweise in Nengo ist gar nicht so dumm. Man muss sich nur daran gewöhnen und eine Besonderheit beachten: Ein Jahr, indem es einen Kaiserwechsel gab, hat zwei Bezeichnungen.

Beispiel: Als 2019 anfing war es noch 平成31 (Heisei-31). Auf den 30. April 平成31 folgte der 1. Mai 令和1. 

Wenn man nicht aufpasst, kann man meinen dass 平成31 und 令和1 zwei verschiedene Jahre sind, zumal of das neue Nengo rückwarts bis zum Jahresanfang genutzt wird.

Wer nicht aufpasst, und das passiert auch Japanern, rechnet das neue Nengo rückwärts bis zum Jahresanfang. Ich muss noch mal schauen, ob das überhaupt zulässig ist.

Ein Grund für die Regierungsdevise war, dass es mit dem Buchstaben R beginnt, denn die Nengo nach 1873 (Meiji-Restauration) werden oft mit einem einzigen, westlichen Buchstaben abgekürzt: Meiji = M, Taisho = T, Showa = S, Heisei = H und nun Reiwa = R.

Und: Die haben bis zum Schluss nicht gewusst, wie man das neue Nengo auf der modernen IT realisiert bzw. wie die IT reagiert, wenn die Jahresnummer wieder auf 1 springt. Der Wechsel des Nengo war quasi das japanische Y2K-Problem. Beim letzten Kaiserwechsel 1989 war die IT noch nicht zu lebensbestimmend wie heute.

In Japan war die Nengozählung bis vor kurzem noch auf nahezu allen offiziellen Dokumenten, auch dem Führerschein, zu finden. Das wurde erste vor ein paar Jahren geändert. So nach und nach verschwindet diese Art der Jahreszählung. Eigentlisch schade. Ich mochte sie. Es war eines von diesen „50 Gründe woran man erkennt, dass man zu Lange in Japan war.“ Naja. Zumindest auf dem Münzgeld und in den Goshuin (Pilgerbüchern) bleibt zu uns erhalten …  vorerst.

Schreibweise des Datums

Die ist ein weiterer Punkt, an dem in Japan ins Stolpern kommen kann: Das Datum 5/3 ist nicht der 5. März, sondern der 3. Mai. Man findet diese Angabe häufig auf Plakaten für Veranstaltungen. Er wird noch verwirrender, wenn das Nengo genannt wird.

Beispiel: Mein erster Japanrail Pass war gültig bis 16/10/15. Ich habe das damals als 16.10.15 gelesen. Mir war das mit dem Nengo bekannt und hatte ein 04 für 2004 gat nicht erwartet. Am Ende bin ich einen Tag schwarz gefahren.

Wochentage

Die Namen der Wochentage stammen vom vorherige Kalendersystem mit nur 5 Wochentagen, der die Namen der 5 chinesischen Elemente verwendete. Es wurden einfach um Sonne und Mond ergänzt wurden. Die kennzeichnenden Kanji für den Wochentag sind: 曜日 (yobi)

  • 曜日 .. nichiyobi .. Sonne –> Sonntag
  • 曜日 .. getsuyobi .. Mond –> Montag
  • 曜日 .. kayobi .. Feuer –> Dienstag
  • 曜日 .. suiyobi .. Wasser –> Mittwoch
  • 曜日 .. mokuyobi .. Holz –> Donnerstag
  • 曜日 .. kinyobi .. Metall (Gold) –> Freitag
  • 曜日 .. doyobi .. Erde –> Samstag / Sonnabend
Monate

In Japan haben die Monate sehr peotische Namen. Diese werden aber nie benutzt. Ich habe sie jedenfalls noch nie gesehen, geschweige denn gelesen. Ich musste sie nachschlagen.

In normalen Leben werden die Monate einfach durchgezählt: 1. Monat, 2. Monat, 3. Monat, usw. Das Kanji 月 wird hier gatsu gelesen.

  • 一月 (ichigatsu) = Januar [睦月 .. mutsuki; Monat der Zuneigung]
  • 二月 (nigatsu) = Februar [如月 .. kisaragi; Kleidungswechsel]
  • 三月 (sangatsu) = März [弥生 yayoi; zunehmendes Wachstum]
  • 四月 (shigatsu) = .. = April [卯月 .. uzuki; Deutzienmonat]
  • 五月 (gogatsu) = Mai [皐月 .. satsuki; Monat der Reissetzlinge]
  • 六月 (rokugatsu) .. Juni [水無月 .. mintsuki; Monat des Wassers]
  • 七月 (chichigatsu) .. Juli [文月 .. fumitsuki; Buchmonat]
  • 八月 (hachigatsu) .. August [葉月 .. hazuki; Blattmonat]
  • 九月 (kugatsu) .. September [長月 .. nagatsu; langer Monat]
  • 十月 (jugatsu) .. Oktober [神無月 .. kaminazuki; Monat der Götter
    oder auch 神在月 .. kamiarizuki; Monat ohne Götter]
  • 十一月 (juichigatsu) .. November [霜月 .. Shimotsuki; Frostmonat]
  • 十二月 (junigatsu) .. Dezemver [師走 .. Shiwasu; Priester rennen]

Die Namen der Monatstage überspringe ich. Das reiche ich nach.

Hier noch schnell ein [Nengorechner].

Uhrzeiten

Japan verwendet wie Deutschland das 24-Stunden-System. Ich habe aber auch schon die Verwendung von am-pm gesehen, wenn auch vergleichsweise selten. Und so wild ist es auch nicht. Ich benutzte auch mal „Halb Sechs“ für ein Termin am Abend.

Es wäre aber nicht Japan, wenn es nicht auch hier eine Besonderheit gibt. Bei Öffnungszeiten, die über Mitternacht hinausgehen (beispielsweise bei Kneipen), wird oft weitergezählt. Ich habe Fotobweise für diese Behauptung: „Geöffnet von 20-25 Uhr“ oder „geöffnet bis 27 Uhr„.

der japanische Kalender (2) Lunisolarkalender

Der Lunisolarkalender wurde von 604 an über knapp 1268 Jahre lang benutzt. Beachtlich. Der Wechsel zum gregorianischen Kalender erfolgt am 01.01.1873 (Meiji-Ära) zusammen mit der Öffnung des Japan. Und wenn ihr glaubt, der vorherige Kalender war schon schwierig, dann habt ihr noch nie mit einem Lunisolarkalender gearbeitet.

kurze und lange Monate

Das regulare Jahr bestand aus 12 Monaten mit 29 Tagen (sho-no-tsuki; kleiner Monat) oder 30 Tagen (dai-no-tsuki; großer Monat), da der synodische Monat (Mondmonat) 29,53 Tage beträgt. Der Monat begann immer mit Neumond. Exakt.

Aber hier kommt bereits das erste Problem: Die Länge des Mondmonats (Lunation) schwankt zwischen Extremwerten von 29,272 Tagen 29,833 Tagen. Wenn man den Monatsanfang jetzt exakt auf Neumond legt, ergibt sich eine komplexe Abfolge von kleinen und großen Monaten.

  • 1688 = sho, dai, sho, sho, dai, sho, dai, sho, dai, sho, dai, sho
  • 1689 = dai, dai, sho, sho, dai, sho, dai, sho, dai, dai, dai, sho

Das muss man den Japanern lassen. Wenn schon Synchronisation zu den Mondphasen, dann richtig.

Jahresbeginn

Der Jahresbeginn erfolgt, wenn der Neumond im Sternbild Fische ist. Nach heutiger Rechnung ist das etwa Februar und identisch mit dem chinesischen Kalender, der das chinesiche Neujahrsfest noch heute festlegt.

Der verschobene Jahreswechsel ist bei der Zählung der Jahre zu berücksichtigen: Der 12. Monat von Genroku-15 ist nicht der Dezember 1702, sondern Januar 1703.  Also nicht wundern, wenn sich Jahreszahlen in verschiedenen Quellen bei einem Datum nahe der Jahreswende um ein Jahr unterscheiden. Die Doppelbenennung in der Nengorechnung (kommt im nächsten Blogeintrag) beim Kaiserwechsel kann eine weitere Ursache für Fehler sein.

Schaltmonate

Und hier kommt der Haken von Lunisolarkalendern: Der Abgleich von Mondmonaten mit der Länge des Sonnenjahres. Das Mondjahr kommt auf etwa 354 Tage während das Sonnenjahre 365,25 Tage umfasst. In 12 Mondmonaten fehlen also 11 Tage. Man muss also grob alle 32,5 Monate einen Schaltmonat einfügen. Und das ist, was der japanische Kalender machte:

  • 1689; zusätzlicher 1. Monat
  • 1691; zusätzlicher 8. Monat
  • 1694; zusätzlicher 5. Monat
  • 1697: zusätzlicher 2. Monat

Eine unvollständige Übersicht gibt es auf deiser Seite [Link]. Und die Krönung: der Schaltmonat (uruu) hat den gleichen Namen wie der vorherige Monat.

Wie schon bei den Synchronisation auf den Neumond, ist der japanische Kalender erstaunlich präzise. Allerdings gab es eine weitere Regel, die die Sache dann doch wieder kompliziert macht: Die Monate werden so eingefügt, dass der Jahresanfang mit dem Neumond im Sternbild Fische (siehe oben) beginnt und der 11. Mondmonat der Monat der Wintersonnenwende ist.

Einschub: Der Herbstvollmond

„The 15th night of the 8th month is celebrated as Great Moon of Mid-Autumn, a time to honor the Great Wheel and enjoy tsukumo moon-viewing parties in which participants drink sake, eat tsukimi-dango rice cakes and compose haiku poems.“ .. 

Der erste Vollmond nach Herbstanfang ist ein besonderer Moment im japanischen Jahr. Leute gehen wirklich aus, um die Ansicht des Mondes zu genießen, mit Sake, Dango und rezitieren von Haiku.

Aber stimmt das?

Die 15. Nacht des Monats ist Vollmond, da der Monatsbeginn auf Neumond synchronisiert ist. Der 8. Monat des Jahres ist aber nicht August. Das Jahr beginnt, je nach Lunation irgendwann zwischen Ende Januar und Ende Februar. Der 8. Monat beginnt nach unserer Zeitrechung also zwischen Ende August und Ende September, mit dem Vollmond irgendwann zwischen grob Mitte September und Mitte Oktober. Es ist also durchaus möglich, dass der besagte Vollmond vor dem Herbst-Äquinoktium liegt.

Es stimmt also nur halb.

Es ist der Vollmond in der Nähe von dem, was wir Herbstanfang nennen. Aber es war nicht der erste Vollmond zu Herbstanfang, denn wir erinnern uns: die japanischen Jahreszeiten sind gegenüber den unseren verschoben gewesen und Herbst begann Anfang August.

Wenn es etwas war, dann der Vollmond zur Mitte des (japanischen) Herbst.

Umrechnung zwischen den Kalendern

Wegen der Lage der Schaltmonate und der nicht systematischen Länge der Monate kann man keine Umrechnungsformel angeben. Man muss auf Tabellen zurückgreifen. [eine kleine Tabelle]

Ich wollte hier eigentlich noch die Uhrzeiten erwähnen, aber daraus mache ich einen eigenen Blogeintrag …