Archiv der Kategorie: 料理と酒

Gaijin-Killer

ChuHai (チューハイ od. 酎ハイ) ist eine Abkürzung für Shochu Highball (焼酎ハイボール), dem in seiner Grundform eine Fruchtgeschmack ergänzt wird; klassisch ist Zitrone.

Shochu (焼酎) ist ein Destillat auf der Basis von Süßkartoffel (imo), Buchweizen (soba), Reis (kome), Gerste (mugi) oder Kastanie (kuri). Als Hefepilz wird Koji verwendet, der auch beim Sake zum Einsatz kommt. Der Geschmack hat daher Ähnlichkeiten zum Sake. Shochu ist aber mit 20-25% wesentlich stärker. Geschmacklich ist er mit Korn und Vodka vergleichbar (daher der Spitznamen „Japanese Vodka“) bekannt.

Highball ist eine Bezeichnung für Cocktails die aus einer Spirituose und Soda (Wasser mit Kohlensäure) bestehen. In Japan selbst meint Highball in der Regel den Whisky-Highball, welchen Suntory mit seinem Blended Whisky „Kakubin“ seit 1937 populär gemacht hat. (Im Sommer kann den echt empfehlen: Whisky+Mineralwasser im Verhältnis 1:10; wer keinen Kakubin hat, kann auch Ballentines nehmen.)

Seit Mitte der 2000er wird ChuHai immer populärer. Das liegt vor allem daran, dass es neben Zitrone nun u.a. auch die Geschmacksrichtungen Pfirsich, Melone, Weintraube, Birne, … gibt. Kurz: ChuHai ist der japanisiche Alkopop und … leider geil.

Aber was ist jetzt der Gaijin-Killer?

Gaijin ist die nicht ganz höfliche Bezeichnung für Ausländer. Killer muss ich wohl nicht erklären. Abwarten. Gleich schließt sich der Kreis … Es gibt die ChuHai meist mit 5-6% Alkohol. Daneben gibt es die STRONG-Serie (sowohl von Kirin als auch von Suntory). Diese Drinks haben satte 9%. Und das ist dann der Gaijin-Killer.

Mit einer Dosengrößen von 350ml oder 500ml sind diese Drinks sehr potent, denn sie haben eine Gemeinheit: Shochu ist von Haus aus sehr mild und der Alkoholgeschmack geht in diesen ChuHai komplett unter. Man kann selbst die STRONG-Version trinken wie Limonade. Wer dies tut, schafft schnell 3 Dosen in einer Stunde. Das ist dann aber das Äquivalent von mindestens einer Flasche Wein … und keine gute Idee.

Ausländer unterschätzen dieses Getränk regelmäßig, zum einen weil sie die 9% falsch einschätzen, zum anderen den Alkohol eben nicht herausschmecken und vor allem aber, weil sie den Japaner ein solches Getränk einfach nicht zutrauen. Diese Überheblichkeit wird Gaijins sehr oft zum Verhängnis.


Räumen wir da doch an dieser Stelle gleich mal mit dem Mythos auf, das Japaner nichts vertragen. Ja richtig, die meisten Japaner sind nach dem ersten großen Bier so durch den Wind wie wir nach einem Sixpack. Aber das heißt, nicht dass die Japaner nichts vertragen. Die halten ihren Zustand während der nächsten Biere. Wir haben da so eine Rampe, die Jürgen von der Lippe gut beschrieben hat, Japaner eher eine Flanke.


Die eine Dose auf dem obigen Bild ist eine -196°C Strong Zero.  Das Zero steht für zuckerfrei (wobei „zuckerfrei“ in Japan heißt, dass weniger als 0,5g/100ml enthalten sind). Strong ist die Starke 9%-Version. Und -196°C ist die Temperatur von flüssigem Stickstoff. Bei dieser Temperatur werden die Früchte schockgefroren und pulverisiert. Das Pulver wird dann in Shochu aufgelöst und fertig ist dieser ChuHai.

懐石 .. Kaiseki

Dieser Artikel behandelt 茶懐石 (cha-kaiseki), das bei der Teezeremonie gereicht wird. Für das Kaseki, dass man in teuren Restaurants und Ryokans bekommt, gibt es einen anderen Artikel [hier der Link]. Beachtet, da dieses Kaiseki mit den Kanji 会席 geschrieben wird.

茶懐石 (cha-kaiseki) wird vor Beginn der Teezeremonie serviert. (cha) ist das Kanji für grünen Tee. (kai) ist eine Art Brusttasche, wie sie vor allem buddhistische Mönche benutzen, und die eher auf Bauchhöhe getragen wird. (seki oder auch ishi gelesen) ist der Stein.

Der Ursprung ist das Wort 温石 (Onjaku; ja, hier wird jaku gelesen). Dies ist ein heißer Stein, den man sich in die Kleidung steckt, um sich zu wärmen. Mönche haben ihn ihrer Brusttaschen (懐,kai) getragen, um das Hungergefühl während langer Meditationen zu unterdrücken. Cha-kaiseki ist also der heiße Stein, der das Hungergefühl während der Teezeremonie besänftigen soll.

Die Verwendung dieser Kanji für das Menü, das vor der Teezeremonie gereicht wird, geht auf den Teemeister Sen-no-Riykuu  (1522–1591) zurück.

Serviert wird in der Regel ichi-juu san-sai. Ich habe das mal mit Bindestrichen geschrieben, mit dem die Übersetzung einfacher wird: „eine Suppe, drei Beilagen“. Dazu gibt es Reis.

  • ichi-juu: Dies ist eine klare Suppe (suimono) oder Miso-Suppe
  • san-sai: Die klassischen drei Beilagen sind Mukouzuke, Nimono (煮物, Gekochtes) und Yakimono (Gegrilltes).

Neben dem ichijuu sansai werden Hassun, Yutou und Kounomono gereicht.

Die Bestandteile im Einzelnen

Mukouzuke heißt übersetzt „auf der entfernten Seite platziert“. Es ist die Beilage, die auf dem Tablett am auf weitesten vom Gast entfernt ist. Häufig ist dies Sashimi.

Yakimono ist Grilltes. Yaki  steht für Gegrilltes und wird in der Regel auf einem Teller für alle Teilnehmer serviert, während die anderen Beilagen für den jeden Teilnehmer separat kommen.

Ihr kennt das Kanji sicherlich von Yakitori, Takoyaki und Okonomiyaki. Mono ist ein Kanji das für Sache oder Ding. Mit ihm kann man z.B. Verben substantivieren: taberu = essen, tabemono = das Essen; nomu = trinken, nomiono = das Getränk; kau = kaufen, kaimono = der Einkauf.

Suimono ist eine klare Suppe, die in einer kleinen Schüssel mit Deckel serviert wird. Sie ist der Starter und soll den Gaumen auf das Essen vobereiten, bevor der Sake getrunken wird. Andere Worte sind Kozuimono (kleine, klare Suppe) oder Hashiarai (Essstäbchenreiniger).

Hassun sind kleine Leckerbissen aus den Bergen oder dem Meer. Dieses servieren sich die Gäste untereinander. Es begleitet den Ausschank des Sake durch den Gastgeber. Das Hassun folgt damit dem Suimono in der Reihenfolge der Gänge.

Yutou (湯桶) ist heißes Wasser mit ein wenig braunem Reis (ganz leichtes Aroma). Dieses schenkt man sich selbst ein.

湯 ist das Kanji für heißen Wasser. Es finder sich z.B. im Yushima Tenmngu (湯島天満宮), meinem Hausschrein. 島(shima) ist die Insel. (湯島) yushima ist also die Heißwasserinsel. (天満宮) Tenmangu ist eine Klassifikation von Schreinen.

Kounomono ist Eingelegtes. Diese Beilage gehört zum Yutou.

Es ist gut möglich, dass es weitere Beilagen gibt, die Shiizakana genannt werden. Diese begleiten dann einer weitere Runde Sake. Ein anderer Name ist Azukebashi (Schale, die in der Obhut eines anderen ist). Der Name leitet sich davon ab, dass die Schale mit dem Shiizakana vom Gastgeber beim ersten Gast abgestellt wird. Sie wird dann von Gast zu Gast weitergereicht.

Chakaiseki ist ist also wie auch die anderen Kaisekiformen ein vollständiges und im Prinzip mehrgängiges Menü. Es nimmt seine Sonderform ein, weil es in der Regel ausschließlich mit der Teezeremonie serviert wird.

Bevor ich mich in das Thema eingelesen hatte, hätte ich steif und fest behauptet, dass es nur ein kleiner Appetizer ist. In der Teezeremonie ist Alles im Geiste des Zen auf das wesentliche reduziert. Da lag es nahe, dass das Kaiseki auf einen Reiscracker reduziert wird. — Ich habe mich getäuscht.

会席 .. Kaiseki

Kaiseki ist ein traditionelles, japanisches Abendessen mit mehreren Gängen. Es ist auf dem Level der westlichen Haute Cuisine zu sehen und entsprechend bepreist. Auf dem Teller sind die einzelnen Gerichte kleine Kunstwerke, die alle einem Satz von Regeln folgen.

Schreibweise

Es gibt zwei Schreibweisen, mit unterschiedlichem Urpsrung, die zwei verschiedene Arten von Kaiseki beschreiben: 懐石 und 会席.

Der Ursprung von 懐石 ist das Wort 温石 (Onjaku). Dies ist ein heißer Stein, den man sich in die Kleidung steckt, um sich zu wärmen. Mönche haben ihn ihrer Brusttaschen (懐, kai) getragen, um das Hungergefühl während langer Meditationen zu unterdrücken. Das Kanji 石 für Stein kann wie oben jaku gelesen werden, aber auch ishi oder seki. 懐石 (kai-seki) meint also Brusttaschenstein.

Diese Schreibweise wird für Kaiseki benutzt, das vor einer Teezeremonie gereicht wird. Es soll wie der Stein, das Hungergefühl unterdrücken, damit man die Teezeremonie genießen kann.

会席 wird ebenfalls Kaiseki gelesen. 会 ist ein Treffen oder Zusammenkunft, 席 kann als Sitzplatz übersetzt werden. Kaiseki ist salopp eine Zusammenkunft mit Sitzgelegenheit, ein Banquet.

Kaiseki-Stile

Kaiseki ist, wie erwähnt, ein mergängiges Gericht bei dem alle Gänge gleichzeitig auf einem großen Tablett serviert werden. Die Gänge sind vergleichbar mit den Gängen in der westlichen Haute Cuisine. Es gibt einen Starter, mehrere Haupt- und Zwischengänge und ein Dessert. Über die Jahrhunderte haben sich verschiedene Stile entwickelt. Die wichtigsten sind:

  • 有職料理 (yuusoku ryouri) entstand am kaiserlichen Hof während der Heain-Zeit (9. Jarhrhundert)
  • 精進料理 (shoujin ryouri) ist eine buddhistische (vegetarische) Version, die den Tempel der Kamakura-Zeit (12. Jahrhundert) entwickelt wurde.
  • 本膳料理 (honzen ryouri) ist die Samurai-Version, die in der Muromachi-Zeit (14. Jahrhundert) entstand.
  • 茶懐石 (cha-kaiseki), das ich oben schon erwähnte, entstand in der Higashiyama-Periode (15. Jahrhundert), einem Zeitabschnitt innerhalb der Muromachi-Zeit.

Daneben entwickelten sich noch unzählige weitere Varianten. Und jede Stilrichtung hat ihre einen Regeln und Philosophien in der Zubereitung, Kombination und Darbietung der Speisen. Heutzutage bedient sich Kaiseki dieser Stilrichtungen und kombiniert sie zum Teil.

Asunaro Ryokan, Takayama (übernachtet in 2008)
Asunaro Ryokan, Takayama (übernachtet in 2008)
Prinzipien von Kaiseki

Kaiseki ist mehr als nur Essen. Es geht immer auch um Kombination von Zutaten, Aromen, Gerüchen, Texturen und Farben, sowie das Arrangement der Zutaten zu einem … ja ich sage es … Gesamtkunstwerk für alle Sinne. Folgende Grundregeln werden dabei immer beachtet:

  • saisonale Zutaten
  • lokale/regionale Zutaten
  • frische Zutaten
  • ausgewogene Kombination der 5 Farben Schwarz, Weiß, Gelb, Grün und Rot
  • Verwendung von passendem Geschirr
  • gelegentlich werden auch Wünsche oder Vorlieben des Gastes mit eingebaut.

Bei Kaiseki werden nur frische Zutaten entsprechend der jeweiligen Jahreszeit benutzt. Sie werden so zubereitet, dass ihr Eigengeschmack betont wird. Die Zutaten werden teilweise getrennt zubereitet, damit sich die Arome nicht überlagern.

Neben der Jahreszeit wird auch die Lokalität, die Region gewürdigt. Wenn ich im Sommer in Akita bin, möchte ich etwas essen, dass die Natur im Sommer in Akita bietet. Wir kennen bei uns die Spargelzeit oder die Zeit für Pflaumenkuchen, Federweißer oder Grünkohl. Der Japaner legt hier nochmal ’ne Schippe drauf.

Dass die Zutaten Topqualität haben, muss man eigentlich nicht erwähnen. Das versteht sich von selbst.

Die Gerichte werden geradezu künstlerisch angeordnet und garniert, oft mit echten Blättern und Blüten. Essbare Garnituren werden oft so gestaltet, dass sie Pflanzen oder Tieren ähneln.

Das Geschirr ist ein weiterer wichtiger Teil. Form, Farbe und Struktur (glasiert oder rauh) sind passend zum Gericht gewählt, was auch dem Geschirr präsentiert wird. Alles hat einen Grund und folgt einen Zweck. Ich muss nicht erwähnen, dass auch das Geschirr die Jahreszeit und die Region berücksichtigt. Zudem ist es oft sehr altes Geschirr, dass für Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte und Nutzung ist. Tradition ist natürlich auch ein Teil von Kaiseki.

Ich behaupte mal, dass die ästhetische Erfahrung, das Essen zu betrachten, der wichtigste Teil von Kaiseki ist. Das Bedürfnis vor dem ersten Bissen ein Foto zu machen, kann ich nachvollziehen. Jedes Tablett ist ein kleines Kunstwerk.

Setup und Reihenfolge

Ursprünglich bestand ein Kaiseki-Menü aus Misosuppe, Reis und drei Beilagen. Das ist heute das Standardsetup für die normale japanische Küche und trägt den Namen セット (setto). Heutzutage ist Kaiseki viel umfangreicher und komplexer und umfasst klassisch 5 Gänge: Vorspeise, eine gegrillte Komponente, eine gekochte oder gedämpfte Komponente, Reise und Misosuppe (als Sättigungskomponente) und ein Dessert.

Über weitere Gänge entscheidet der Koch. Wie schon erwähnt werden alle Gänge zeitgleich auf einem Tablett serviert. Es ist daher wichtig, die Reihenfolge zu kennen. Es wird einem nicht der Kopf abgerissen, wenn man durcheinander isst. Allerdings bauen die Gänge kulinarisch aufeinander auf. Dies wird natürlich ramponiert, wenn man mit dem Dessert startet.

Bevor wir starten: ihr findet oft das Kanji 物 (mono). Es bedeutet Ding oder Sache. Es kann benutzt werden, um Verben zu substantivieren. taberu (essen) –> tabemono (das Essen), kau (einkaufen) –> kaimono (der Einkauf). Das Kanji 焼 (yaki) kennt ihr von Yakitori, Takoyaki oder Okonomiyaki. Es bezeichnet gegrilltes. 焼物 (yakimache) ist also eine gegrille Sache (Gegrilltes). 肴 (sakana) bezeichnet Vorspeisen oder Snacks, die zum Sake (oder Bier) gereicht werden.

Bentenkaku Ryoian in Naruko (übernachtet 2004 uns 2014)
Bentenkaku Ryoian in Naruko (übernachtet 2004 uns 2014)
  • 先附 .. sakizuke: eine Vorspeise vergleichbar dem Amuse-bouche. Dazu wird in der Regel 日本酒 (Nihonshu, a.k.a Sake) oder 梅酒(Umeshu) als Aperitif gereicht.
  • 椀物 / 御椀 .. Wanmono / Owan: Eine leichte Suppe, um den Gaumen zu reinigen; ich sage immer „Reset der Zunge“.
  • 八寸 .. hassun: Der zweite oder dritte Gang. Er trägt die Jahreszeit. Es ist oft ein Sushi oder ein Set von saisonalen Beilagen. Die Dekoration stimmt auf das Thema des gesamten Menü ein.
  • 煮合 .. takiawase: Die gekochte Komponente und besteht aus Gemüse mit Fleisch, Fisch oder Tofu als Proteinquelle. Die Zutaten werden dabei getrennt gesimmert, damit sich die Arome nicht vermischen und auch Farbe und Textur erhalten bleiben. Weitere mögliche Begriffe sind Shiizaka (強肴) oder Nimono (強肴).
  • 向付 .. mukouzuke: ein geschnittenes Gericht; in der Regel ist es saisonales Sashimi. Serviert werden 2 bis 5 Häppchen.
  • 物 .. futamono: Ein „Gericht mit Deckel“. Meist ist eine klare Suppe, die in einer kleinen Schüssel mit Deckel serviert wird.
  • 焼物 .. yakimono: Die gegrillte Komponente. Dies ist in der Regel gegrillter Fisch. Eine andere Bezeichnung ist Hachizakana (鉢肴)
  • 御食事 .. Oshokuji: der letzte Gang vor dem Desert. Er soll sicherstellen, dass alle satt werden. Zu diesem Zeitpunkt wird auch kein Alkohol mehr ausgeschenkt (ein weiteres Anzeichen, dass bald Schluss ist).  Ich habe es ohne es zu wissen, richtig gemacht. Meine Motivation war immer, mich an den Kostbarkeiten satt zu essen und nicht den Magen mit dem Reis zu blockieren. Der Gang besteht aus:
    • 御飯 .. gohan: gekochter Reis, oft ergänzt mit saisonalen Zutaten (diese dann in einer separaten Schüssel serviert).
    • 止椀 .. tome-wan: Eine Gemüsesuppe auf Miso-Basis. Sie gehört zum Reis.
    • 香の物 .. kounomono: Saisonales, eingelegtes Gemüse.
  • 水物 .. Mizumono: Das Desert, meist saisonale Früchte. Heutzutage können es aber auch Eiscreme oder ein Stück Kuchen sein. Dazu wird traditionell ほうじ茶 (Hojicha), gerösteter grüner Tee serviert. Ein alkoholisches Digestif existiert in Japan nicht. Aber Restaurants sind nicht von gestern und können auf Anfrage sicherlich einen Portwein oder Whisky anbieten.
Hotel Sansui, Tsunagi Onsen (übernachtet in 2008)
Hotel Sansui, Tsunagi Onsen (übernachtet in 2008)

Weitere (optionale) Komponenten sind:

  • 酢肴 .. Suzakana: Ein Zwischengang, um den Geschmack zu neutralisieren. Das englisch Wort ist palete-cleanser. Meist ist es in Reisessig eingelegtes Gemüse. Beim Sushimenü ist dies der eingelegte Ingwer. Ein alternativer Begriff, den ich gefunden habe, ist Sunomono (酢物) und verweist auf die Verwendung von Essig.
  • 冷し鉢 .. hiyashi-bachi: Es wird nur im Sommer serviert und und ist gekühltes, leicht gekochtes oder gedünstetes Gemüse.
  • 中猪口 .. Naka-choko: Dies ist neben dem Suzakana ein weiterer Geschmacksneutralisierer in der Mitte des Menüs.
  • 強肴 .. shiizakana: Ein herzhafte Komponente, in der Regel Hot Pot.
Wo bekommt man Kaiseki?
  • Entweder ihr besucht ein (teures) Restaurant,
  • oder ihr übernachtet in einem besseren Ryokan.

Ryokans sind sicherlich die einfachere Variante. Ein Restaurant zu finden und dann einen Tisch (geht meist nur auf Japanisch) zu reservieren, ist echt kniffelig. Ryokan, die Kaiseki anbieten, weisen meist schon auf der Internetstartseite darauf hin.

Kaiseki im Ogiwarakan (übernachtet in 2018)
Kaiseki im Ogiwarakan (übernachtet in 2018)

In den Ryokans mit Kaiseki gibt es dann wieder zwei Optionen: Bei den einen ist das Abendessen fest mit im Übernachtungspreis, der dann locker die 150€/Nacht übersteigt (Einzelperson). Und es gibt Ryokans, bei denen man Kaiseki optional buchen kann. Der Preise pro Übernachtung mit und ohne Kaiseki unterscheidet sich schnell um 50€ oder mehr pro Nacht.

Ich würde die zweite Variante empfehlen und dann bei mehreren Übernachtungen mindestens ein Mal Kaiseki ordern. Sicherlich sind 50€ (oder mehr) viel. Aber für ein mehrgängiges Abendessen mit frischen, saisonalen, regionalen Zutaten ist auch ein Schnäppchen.

Jeden Abend Kaiseki würde ich auch nicht wählen. Denn so entgeht einem die Chance, abends ein Restaurant oder Izakaya aufzusuchen. Immer nur im Hotel zu Abend essen ruiniert das Nachtleben und ist einer der Gründe, warum die Onsenorte verfallen.

Letzter Hinweis: Seid pünktlich. Frisch und frisch zubereitet ist ein wesentlicher Faktor bei Kaiseki. Ryokans mit Kaiseki haben daher einen strikten Zeitplan für das Abendessen.

Hanaya, Tsumago, Abendessen (übernachtet in 2012)
Hanaya, Tsumago, Abendessen (übernachtet in 2012)

Restaurants, die Kaiseki anbieten, sind meistens sehr klein und werden 料亭 (ryotei) genannt. Natürlich findet man viele Ryotei in Kyoto, die Stadt in der Kaiseki entstand. Kyoto war nicht nur Standort des kaiserlichen Hofes für fast 1000 Jahre, sondern auch das Epizentrum der Teekultur. Es gibt sogar eine lokale Version von Kaiseki, 京料理 (kyo-ryouri) genannt.

Das Problem ist, diese kleinen Ryotei zu finden. Sie haben nicht immer eine englische Webseite, wenn sie denn überhaupt eine Webseite haben. Und wenn sie eine haben, sind sie schnell von Touristen überrannt.

Meine beste Idee wäre: Fragt das Hotelpersonal. Dieser Ansatz hat aber das Problem, dass eine Reservierung sehr kurzfristig erfolgen müsste. Packt die Frage am besten schon bei der Hotelreservierung in eine eMail … Ja, man sollte nicht alles über booking.com abwickeln. Diese Seiten sind bequem, aber man hat keinen Kontakt zum Hotel. Man kann nichts erfragen oder um Hilfe und Tipps bitten.

Eine Alternative zu Ryotei sind sogenannte 割烹 (Kappo). Diese sind im Vergleich zu Ryotei etwas günstiger. Allerdings sitzt man hier am Tresen.

Etikette und Dresscode
  • Die Kleidung sollte der Situation angemessen, aber auch bequem sein. Man sollte damit rechnen, dass man auf Tatami sitzt und deshalb die Schuhe auszieht. Achtet also auch lochfreie Socken. Ach ja, barfuß  ist ein no-no.
  • Parfüm und Colognes sollten nicht getragen werden. Sie irritieren nicht nur die eigene Nase, sondern auch die der anderen Gäste.
  • Zum Thema Foto sollte man definitiv vorher um Erlaubnis fragen. Die meisten werden ja sagen, aber darum bitten, den Blitz zu deaktivieren. Achtet definitiv auf die Persönlichkeitsrechte andere Gäste und des Personals im Restaurant. Japaner haben hier ein anderes Verständnis von Diskretion als das westliche Instagram-Proletariat.
  • Beim Essen sollte man sich irgendwie an die Reihenfolge erinnern. Im MICASA gab es einen Zettel, der mir die Gänge erklärte. Der war natürlich in der richtigen Reihenfolge. MICASA war kein traditionelles (= echtes ?) Kaiseki, aber es folgte alle Regeln bezüglich Saisonalität, Regionalität, Farbkomposition usw.
  • Lebensmittelrestriktionen — seien sie religiös, ideologisch oder medizinisch begründet — sollten bei der Reservierung kommuniziert werden. Bei Ankunft im Restaurant ist es zu spät. Es ist kein a-la-carte-Essen. Gleiches gilt für den Verzehr von Alkohol. Sake gehört zum Kaiseki traditionell dazu. Aber jedes Restaurant hat eine Alternative parat; nicht zuletzt, weil in Japan eine 0-Promille-Grenze gilt.

Alternativen zu Sake in Form von Wein oder Bier sind möglich und zählen zu einer zeitgemäßen Interpretation von Kaiseki. Ich empfehle dennoch den Sake; zumindest für die ersten zwei, drei Erfahrungen mit Kaiseki. Danach kann man auch mal eine Weinbegleitung testen, wenn sie angeboten wird. Nur so kann man den modernen Ansatz richtig in den Kontext einordnen. Bei der Wahl des Sake (und der Trinktemperatur) wurde ich mich ohne zu zögern in die kompetenten Hände des Personals begeben. (Ein Tipp der auch für Sternerestaurants gilt. Der Sommelier weiß was er tut. Das ist sein Job. Ich bin kein Sommelier, was weiß ich von Wein, gerade in Kombination mit der Kreation des Küchchefs)

Ryokans haben eigene Regeln. Hier ist es gut möglich, dass Kaiseki auf dem Zimmer serviert wird und man selbst in der Yukata am Tisch sitzt. Sollte das Kaiseki im Speisesaal serviert werden, fragt vorhe nach den Regeln bezüglich Yukata. Dies handhabt jedes Ryokan anders.

Was kostet der Spaß

Kaiseki ist teuer; so ist aber auch Sterneküche in Europa. Die Preise starten bei 50€ und können schnell auf 400€ (pro Person) steigen; Getränke extra, versteht sich.

Die Menüs gibt normalerweise in drei Preisstufen: Sho Chiku Bai (Kiefer, Bambus, Pflaume). Kiefer ist dabei die teuerste Variante. Und wer meint den Begriff von irgendwoher her zu kennen … ja es ist der Name es billigen Sake, dem man hierzulande im Asialaden kaufen kann.

Manche Restaurants bieten eine etwas günstigere Lunch-Version an (40-80€). Kaiseki bleibt für mich aber ein Abendessen. Es soll sogar Bentobox-Varianten geben (ab 20€). Diese Idee finde ich wiederum interessant. Es hätte schon Stil, Kaiseki-Bento an Bord eines Shinkansen auf dem Weg von Tokyo nach Osaka zu essen.

Casual Kaiseki

Hier werden viele Schalen und Schüssel eingesetzt, um Kaiseki zu imitieren. Meist fehlen dann aber Bestandteile oder es werden die ganz zu Anfang definierten Regeln verletzt.

Ich bin ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich ein Casual Kaiseki vom „Real Deal“ unterscheiden könnte (das MICASA hatte ich schon erwähnt). Und ich weiß auch nicht, ob es einen großen Unterschied macht, wenn es gutes Casual Kaiseki ist. Wahrscheinlich sind die Hälfte meiner Kaiseki-Fotos in Wahrheit „Casual Kaiseki“.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich Kaiseki genossen habe, noch bevor ich wußte, dass es Kaiseki ist oder auch nur was Kaiseki ist. Die erste Fotos sind von 2006. Eingelesen in dieses Thema habe ich mich erst so um 2016; 10 Jahre später, als ich alle aus meiner sIcht wichtigen Orte bereist und auch das Projekt „2004 Reloaded“ abgeschlossen hatte.

Hoppy (und Happoshu)

Auf meiner 2018-Reise habe ich viel Hoppy getrunken. Das Getränk ist mir 2010 zum ersten Mal untergekommen; auf einem O-Bon-Fest am Hiekawa Jinja in Tokyo. Danach hab ich es nicht mehr bewusst wahrgenommen. Erst 2018 war es irgendwie auf jeder zweite Getränkekarte zu finden. Was ist Hoppy?

Hoppy (ホッピ) ist fast alkoholfrei (0.8%) und schmeckt fast ein wenig wie Bier. Hergestellt wird es von Hoppy Beverage Co., Ltd. (vormals Kokuka Beverage Company).

Geschichte: Die Produktion begann schon 1948. Früher wurde es mit Shochu gemixt und als Bierersatz getrunken. Dabei muss man wissen, dass richtiges Bier damals für den Normalbürger unerschwinglich war. Hoppy geriet in Vergessenheit, als Bier immer günstiger wurde und Hoppy das Image von Nachkriegszeit (Mangel) und Ersatzgetränkes anhaftete. Erst in der jüngeren Zeit kommt es, auch im Zuge der Low- oder Zero-Aolcohol-Bewegung, wieder zum Vorschein. Das Image wird heute mit Begriffen wie „Retro“ oder „original Japanese“ untermauert.

Diese neue Popularität begann in Tokyo, genauer gesagt in den Izakaya entlang der Keisei Main Line, die Ueno (Tokyo) mit Narita und dem zugehörigem Flughafen verbindet. Das war bis 2010 meine Hauptreiseroute. Es ist schon ein Zufall, dass ich seit 2012 über andere Flughäfen gereist bin. Wahrscheinlich habe ich deshalb das Aufkommen von Hoppy in Tokyo verpasst. Jetzt findet man es landesweit. Ich habe es 2018 in Otsu (Kyoto) getrunken und in Sendai.

Sorten: Es gibt zwei Hauptsorten von Hoppy, sowie Sonderausgaben:

  • Hoppy Original (White Hoppy)
  • Black Hoppy
    • 55 Hoppy .. eine Sonderausgabe zum 55 Geburtstag
    • Hoppy 330 .. die 330ml-Flasche für den Verzehr daheim
    • Hoppy Black .. das Black Hoppy für daheim

Rechtlich gesehen ist Hoppy in Japan alkoholfrei. Dennoch beträgt der Alkoholgehalt 0.8%. Nicht unwichtig, da die Promillegrenze in Japan nach meiem Wissen bei 0‰ liegt. Andere Quellen nenen 0.3‰. Ich würde aber kein Risiko eingehen wollen.

Kleiner Exkurs zu „alkholfrei“. In Deutschland gilt ein Getränk mit weniger als 0.5% als alkoholfrei. Hoppy ist also knapp drüber. Auf der anderen Seite können Fruchtsäfte bis zu 1% Alkohol betragen. Eine Kennzeichnung des Alkoholgehaltes ist nach EU-Recht erst ab 1.2% vorgeschrieben (Glück für die Fruchtsäfte). Die Bezeichnung „ohne Alkohol“ darf nur für 0.0% verwendet werden. Alkholfrei und ohne Alkohol haben also unterscheidliche Bedeutungen!

Wie trinkt man Hoppy? Die erste Option ist: pur. Die zweite wäre: aufgefüllt mit Soda. Beides ist erfrischend und im Sommer ist der Alkohol so niedrig, dass man ein paar Gläser zum Durstlöschen trinken kann ohne danach zu schwanken.

Traditionell wird Hoppy mit Shochu getrunken. Damit müsste das Getränk in die Gruppe der High Balls fallen. Wie auch immer: Gemixt mit Shochu kommen wir wieder auf Alkoholgehalte wie bei normalem Bier. Nur der Geschmack ist wesentlich dünner. Der Hersteller empfiehlt folgende Zubereitung:

  • 2-fach/mehrfach gebrannten Korui Shochu mit 25% Alkoholgehalt nehmen
  • Hoppy und Shochu gekühlt; das Glas im Gefrierfach tiefgekühlt
  • Mischungsverhältnis 1:5 (ergibt einen Alkoholgehalt von ca. 5%)
  • Shochu zuerst einfüllen, dann Hoppy ergänzen, sodass sich eine Schaumkrone bildet ohne umrühren zu müssen (ist nicht empfohlen).
  • Eis sollte nicht hinzugegeben werden (dafür wurde das Glas gekühlt)

Bestellt man Hoppy im Izakaya wird der Shochu als 中 (naka; innen) bezeichnet und Hoppy als 外 (soto; außerhalb). Wenn Hoppy nachbestellt werden sollm ordert man „soto“. Die Bestellung von „naka“ meint einen Shot (2cl) Shochu.


Happoshu (発泡酒) ist nicht mit Hoppy zu verwechseln. Happoshu ist Bier mit einem sehr geringem Malzanteil. Dies hat vor allem steuerliche Gründe. Das japanische Steuerrecht unterteilt bierähnliche Getränke nach ihrem Malzgehalt in 4 Gruppen. Die Grenzen liegen bei 25%, 50% und 67% Malzgehalt (anteiliges Gewicht des Malzes in dem fermentierbaren Sud). Über 67% ist es Bier, darunter bierähnlich.

In 1996 wurde die Steuer für die 50-67%-Gruppe auf das Niveau von Bier angehoben, womit der steuerliche Vorteil entfiel. In der Folge senkten die Brauer den Mazgehalt auf heute typischerweise unter 25%. Das Marketiung umwirbt diese low malt beers als gesundheitsfördernd, da es weniger Kohlenhydrate und Purine enthält.

Ein weiterer Trend ist Sapporo’s Mugi 100% Nama-Shibori. Es verwendet nur ungemälzte Gerste. Ganz ehrlich: Das klingt schon im Ansatz falsch.

Das Happoshu-Bier ist wesentlich günstiger als normales Bier … Und schmeckt auch so. Ich habe ein paar probiert. Ne. Schmeckt wie verdünntes Bier mit Beigeschmack.

In Japan sind neben Hopfen und Gersten- bzw. Weizenmalz etliche weitere Zutaten für Bier erlaubt. Darunter: Reis, Mais, Kartoffel, Hirse, Zucker/Karamel, Stärke. Also im Pinzip alles was man irgendwie vergären kann. Über diese Regelung können auch viele Craftbiere aus Belgien und den USA als „Happoshu“ eingruppiert werden.

Der neueste Trend ist „The Third Beer“ (第三のビール, dai-san no bīru). Dabei handelt es sich um Getränke mit Biergeschmack (die aber steuerrechtlich wieder kein Bier sind). Die Getränke arbeiten mit Malzersatz oder Mischen Happoshu und andere Zutaten.


Hier eine Auflistung der wichtigsten Happoshu (Quelle: wikipedia):

  • Happoshu with less than 25% malt content:
    • Hokkaido Nama-shibori Migaki-mugi (Sapporo)
    • Hon-nama (Asahi),  Aqua Blue label = low carb versions
    • Diet-nama Clear Taste (Suntory)
    • Magnum Dry Golden Dry (Suntory)
    • Cool Draft (Asahi)
    • Tanrei-nama (Kirin), Green Label = low carb Tanrei W = low purines
    • Enjuku (Kirin)
    • Style Free (Asahi)
    • Dosan Sozai (Sapporo)
    • Zero (Kirin)
  • Alcohol classified as „Other miscellaneous (2)“ = no malt:
    • Draft One (Sapporo) – uses pea protein
    • Nodogoshi-nama (Kirin) – uses soy protein
    • Slims (Sapporo) – uses pea protein
    • Jokki-Nama (Suntory) – uses corn, available in regular and strong
  • Alcohol classified as „Liqueur“ = Happoshu mixed with …
    • … barley spirits: Strong Seven (Kirin), Hop No Shinjitsu (Kirin), Koku No Jikan (Kirin), Goku-uma (Asahi), Ajiwai (Asahi), Clear Asahi, Asahi Off, Mugi Shibori (Asahi), Mugi To Hop (Sapporo), Off No Zeitaku (Sapporo)
    • … wheat spirits: Super Blue (Suntory), Kinmugi [Rich Malt] (Suntory),  The Straight (Suntory)