2023 war ich für ein Jahre in den USA. Mein Idee war es wöchentlich zu bloggen. Das Leben in den USA kam dazwischen. Es ist einfach zu viel passiert. In 2024 habe ich es
vergessen. Also werde ich die Blogbeiträge jetzt in 2025 wochenweise einstellen.
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Ich habe einen Reisepass und ein VIP-Visum, da ich ja beruflich in den USA bin. Ein Abstecher nach Kanada ist für mich so einfach sein, wie für einen Kaffee nach Paris zu fahren. Ich gehe durch das Drehkreuz und passiere die Rainbow international Bridge. Vor mir ist Kanada.
Ein paar Fragen der Border Patrol später bin ich in Kanada. Wow. Wenn ich das überlege: Einfach so, zu Fuß, nach Kanada. Nur leider hat es die Kameraoptik zerlegt: der Sprühnebel der Fälle, die Gewitterfront und die Klimaanlage im Hotel. Mein Weitwinkel ist komplett beschlagen; zwischen den Linsengruppen, wo ich nicht rankomme. Bei der aktuellen Luftfeuchtigkeit kann das Stunden dauern. Dieses Objektiv ist ein Totalausfall.
Ich werde nicht die besten Bilder mit nach Hause nehmen. Stattdessen sauge ich hier alles persönlich auf. Der Blick von der kanadischen Seite auf die American Falls und die Horseshoe Falls ist um Längen besser als von der US-Seite.
Ich stoppe für ein Bier im Queen Victoria Place Restaurant. Meine Wahl fällt auf das Barking Squirrel, einzig wegen das Namen. Dazu noch einen kanadischen Whisky: Forty Creek, hier aus Ontario, nur ein paar Kilometer entfernt.
Kandanisches Geld ist erfrischend bunt nach all dem grünen Kram in den USA. Daran dass es aus Plastik ist, muss man sich gewöhnen. Der Wechselkurs ist etwas verwirrend (US$ zu Euro ist grob 1:1). Ich weiß nicht wirklich, was das Bier gekostet hat. Es ist aber billiger als die USA, soweit kann ich das sagen.
Das Bier war auch durch eine weitere Regenfront motiviert, die hier gerade durchzieht. Nach dem Regen ist vor dem Sonnenuntergang. Die Sonne steht tief und wann hat man scon mal Niagara-Fälle (beide Teile) und einen Regenbogen. Der kleine Regenbogen durch die Gischt ist normal, aber das volle Programm? Ich habe echt Glück … und ein immer noch beschlagenes Objektiv. Arghhh.
Rechts am Ufer sehe ich das alte Wasserkraftwerk. Irgendwo davor liegt das Wrack einer Schute im Wasser. Ich finde das Ding nicht. [Nachtrag: Ich habe es aber durch Zufall mit auf einem der Fotos.] Im Hintergrund ist der International Control Damn zu sehen. Mit ihm kann man die Horseshoe Falls auf die Hälfte drosseln. Das passiert nachts und dient der Stromgewinnung. (Das Thema Wasserkraftwerke an den Niagarafällen ist spannend. Das werde ich irgendwann einmal nachreichen.)
Doppelte Einreise
Kurz vor Sonnenuntergang geht es zurück in die USA. Was man wissen sollte: Der Weg zurück kostet $1 US oder $1 CAN. In bar. Ich wühle meine Taschen durch. Glück gehabt. Ich habe tatsächlich etwas Bargeld dabei.
Die Wiedereinreise in die USA ist denkbar einfach. Der Officer schaut kurz auf meine Visum. „Oha. NATO“. 30 Sekunden später bin ich wieder in den USA. Jetzt muss ich … WO IST MEIN SMARTPHONE?
Da mein gesamtes US-Leben an das Smartphone bzw. die Telefonnummer geknüpft ist, werde ich nervös. In Deutschland wäre es mir scheißegal, aber hier in den USA klebt das ganze Leben, selbst der Zugang zum Dienstrechner, an diesem Scheißding. Und ich habe es in Kanada verloren/vergessen.
Ich frage den Grenz-Officer auf der USA-Seite.Vielleicht habe ich es bei der Einreise … Nein. Letzte Hoffnung ist, dass ich es auf der Suche nach Bargeld in Kanada habe liegen lassen.
Es geht im Eiltempo zurück nach Kanada. Der kanadische Officer ist etwas vorwirrt über meinen Einreisegrund: Handy suchen. Ich umkreise seinen Schreibtisch und stehen 10 Sekunden später schon wieder auf der Ausreiseseite. Ich habe so ein Glück. Das Smartphone liegt wirklich noch oben auf dem Zahlautomaten.
Erneut geht es zurück in die USA. Zurück zum gleichen Officer. Ich bin mir sicher; der Titel „Crazy tourist of the week“ gehört mir. Er will mich so durchwinken, aber ich muss zurück ins System. Kein Risiko mit meinen I-94-Dokument.
Bleibt die Frage nach dem Abendessen. Ich frage das Hotelpersonal. Die empfehlen mit das Wine in Third. 3rd Street ist nicht wirklich hübsch. Umsomehr überrascht mich das Restaurant. Es ist immer noch sehr amerikanisch, aber sie haben brauchbaren Wein auf der Karte. Und auch sonst ist es irgendwie anders. Mag an der Nähe zu Kanada liegen. Ich investiere in das Steak Parmesan, medium well. Steak funktioniert immer in den USA.
Damit endet das Abendteuer Niagarafälle. Morgen geht es nach Toronto und dann auch schon nach Pittsburgh.