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.. „westlich der Grenzstation (Hakone)“. Diese Bezeichnung schließt historisch die Region Chubu mit ein. Im Westen läuft die Grenze zu Chukoku etwas rechts der Linie Bizen-Tottori. Im Osten ist die Grenze zu Chuubu kurz vor Nagoya. Ein anderer verwendeter Begriff ist Kinki (=nahe der Hauptstadt (Kyoto)). In Kansai liegen Oosaka und Kyoto, sowie die Orte Himejji, Uji, Nara und Ise. Hier liegen fast 60% der im Reiseführer erwähnten Sehenswürddigkeiten.

Oosaka / Moon Viewing

Heute ist der Backup-Tag. Gut, daß ich ihn eingeplant habe. In Oosaka fehlen mir noch so viele Dinge. Und heute Abend ist dieses Moon Viewing.

Der erste Stop heute ist der Shitenno-ji. Ein sehr schöner Bau. Das Holz ist orangerot. Die Enden der Balken sind bunt verziert. Die 5-stöckige Pagode hat Ähnlichkeit mit der in Ikaruga, dennoch sieht sie allein durch die Holzfarbe ganz anders aus. Auch die Umgebung gibt ihr eine ganz andere Wirkung. Bei weitem nicht so sakral, muß ich gestehen.  Das riesige Gokuraku-mon erinnert an Kamakura, nur in bunt. Von der Farbgebung wirkt der Tempel eher wie der Hachimangu in Kamakura.

Sehenswert ist auch das Schatzhaus nebenan. Alte Daikos und Schriftrollen. Im Tempel steht ein goldener Buddha. Ich bin leise und höre dem Gebet eines buddhistischen Priesters zu. Ich mache keine Fotos. Allein der Autofokus würde die Stimmung stören. Meine Rücksicht ist wohl auch ein Grund, daß ich bleiben darf. Andere werden gebeten, zu gehen. Ich verbringe fast zwei Stunden hier.

Nächster Stop ist der Isshin-ji. In einem Kellerraum ist eine Halle mit hunderten kleinen, goldenen Buddha-Statuen. Dem Schild nach sind es 24404 Stück. Und es ist noch Platz. Insgesamt sollen hier irgendwann einmal 40000 kleine Buddhas stehen. Es folgt ein Besuch im Imamiya Ebisu Jinja. Auch sehr hübsch.

Nach dem Imamiyi laufe ich die Nihonbashi Den Den hinauf. Das ist die Elektronic Town von Oosaka. Eine lange Straße mit einem Elektrogeschäft neben dem anderen, fast 1km lang. Verbrennt eure Kreditkarten und gebt das Bargeld bei Mutti; hohlt euch einen Zivi, der euch den Sabber aus dem Mund wischt. Denn hier kann man alles kaufen, was ein Kabel oder Batterien hat. Unglaublich. Das Mekka für Computerfreaks, Elektronikbastler und Audio-Fanatiker. Hier gibt es alles: ein laden nur für CD- und DVD-Rohlinge, ein Laden nur für Funkgeräte, für Überwachungstechnik, für Verstärkerröhren. Und was nicht Elektronik ist, ist Manga und Anime. Ein Shop nur für Hentai!

Die Straße endet in Namba. Überiridsch ist das sozusagen die Innenstadt. Dutzende kleine Geschäfte und Einkaufsstraßen. Unterirdisch gibt es Nan Nan Town, die Underground Shopping Mall und den Namba Walk, eine unterirdische Shopping Street. Sie ist fast 1km lang und hat über 400 Geschäfte. Sie verbindet zwei U-Bahnstationen. Damit ist sie 4x länger als die Lübecker Fußgängerzone. Im Norden gibt es noch so eine unterirdische Stadt, dazwischen Dotombori. Ich habe das Gefühl, daß man hier in Namba eine Woche zubringen kann ohne ans Tageslicht zu müssen. [Nachtrag: Das ist noch ein Witz im Vergleich zu Umeda. Dieser Untergrund ist fast so groß wie die Lübecker Altstadt] Kaffeepause bei Konditorei Kiefer.

Moon-Viewing am Sumiyoshi Taisha

Hab den Rapid Express erwischt und fahre über das Ziel hinaus. Kann passieren. Als drei Stationen zurück. Es gibt mir die Gelegenheit, dieWohnbezirke in Oosaka kennenzulernen. Selbst hier draußen stehen die Häuser dicht an dicht. Die Bahnlinie führt quasi durch den Garten. Ein interessanter Eindruck, den ich schlecht in Worte fassen kann.

Trotz meiner kleinen Rundreise bin ich pünktlich am Sumiyoshi. Es bleibt Zeit für ein paar Fotos, auch wenn es schon sehr dunkel ist. Mein Blick fällt sofort auf eine rote Bogenbrücke. Ich kenne sie von Fotos, aber es ist die erste, die ich hier in Japan sehe.

Hier steht keine einzige Bude. Der Schrein wirkt, als wäre er geschlossen. Ich folge ein paar Japanern. Ich bin der einzige nicht-Japaner und werde verwundert angeschaut. Ich reiße auch den Altersschnitt nach unten und bin einer der wenigen Männer. Was ist dieses Moon Viewing? Beantworten kann ich es nicht, aber so wie ich das sehe ist es ein shintoistisches Ritual mit Gebeten und Tanz.

Von hinten kommen Musiker mit klassischen Intrumente. Für meine Ohren klingen sie etwas schief und schräg. Sie tragen grüne Kleidung. Es sieht aus wie eine Mischung aus Kimono und Poncho. Alle tragen einen kleinen schwarzen Hut aus schwarz lackieten Pappmasché. Der Hut ist optisch viel zu klein. Er wird mit scharzen Bändern, wie ein Helm, am Kopf befestigt, damit er nicht herunter fällt. Ein Priester betritt die Bühne betet. Dazu schwenkt er einen langen Stab mit gezacktem Papier. Es werden Gedichte vorgetragen. Es kommen Tänzer mit Naginate und Masken. die Kimono sind auwendig bestickt. Der Tanz erzählt eine Geshichte. Jede Bewegung hat eine Bedeutung, die ich leider nicht kenne. Ich bin beeindruckt. So etwas steht nicht im Reiseführer. Ich hätte nie gedacht, daß ich so schnell so tief in Japan eintauche.

Gegen 18 Uhr ist die Sache beendet. Ich versuche noch ein paar Infos zu kriegen, werde von der Sprachbarriere ausgebremst. Egal. Ich will diesen Augenblick auch nicht zerstören, indem ich in einem Wörterbuch blätter. Die Veranstaltung löst sich schnell auf. Mich zieht es zurück nach Dotombori. Kurz vor dem Bahnhof fängt es an zu regnen; Abendessen im Kirin-Plaza. Wieder extrem lecker. Diese Atmosphäre mit der Jazz-Musik ist komplett auf meiner Linie. Der Rückweg zum Ryokan erfolgt dann im strömenden Regen.

Fazit: Ein gelungener Tag. Er kann den 26.09. nicht toppen. Dennoch war dieses Moon Viewing einmalig. Das war nicht für Touristen, das war japanisch.

Randnotizen:

  • Farbgebung gibt keinen Aufschluß, ob es ein Tempel oder Schrein ist.
  • Das Torii ist kein Beweis für einen Schrein.
  • Kuchen und deutsche Brötchen scheinen eine Goldgrube zu sein.
  • Kuchen scheint eine Sache nur für Frauen zu sein.
  • Handys sind eignetlich immer Klapphandys mit Kamerafunktion.
  • Die machen jedes zweite Urlaubsbild mit dem Handy. [Nachtrag: Man beachte, daß dieser Beitrag aus 2004 ist. Damals hatten westliche Handy nicht einmal 1 MPix.]
  • Die Japaner an der Brücke neben dem Kirin-Plaza, sind das Jakuza? Sie würden zumindest das Klischee erfüllen.
  • Die Ampel an der Kreuzung ist aus. Eine Richtung hat rotes Blinklicht. Ist wohl das ,was bei uns gelbes Blinklicht ist: Vorfahrt achten. Aber die Richtung für das Blinklicht wechselt, sprich die Vorfahrt wechselt.

Ikaruga / Nara

9 Uhr. Viel zu spät bin ich beim Frühstück.Draußen regnet es. Die Ausläufer des Taifun machen sich bemerkbar. Was tun? In Oosaka Museen besuchen? Keine Lust.  Heute war Nara oder Ise geplant. Auf morgen verschieben ist doof. Da ist das „Moon Viewing“. Auf zum Bahnhof, ohne Frühstück. Nara 1 Stunde, Ise 3,5 Stunden. Die Entscheidung ist gefallen. Auf nach Nara.

Im Zug lese ich den Reiseführer. Kurz vor Nara liegt der Horyu-Tempel, in Ikaruga. Warum nicht. Immerhin ein Weltkulturerbe. Es nieselt. Gut, daß ich das Regencape vor dem Abflug gekauft habe. Vom Bahnhof sind es ein paar Meter. Erster Stop: seven eleven. Frühstück. Die Sandwiches sind gar nicht so verkehrt. Der Nieselregel hat aufgehört, zu Gunsten von Starkregen. Die Straße hoch dann links. 1,6km insgesamt. 1000yen Eintritt? Die spinnen wohl. Egal.

Horyu-ji ist ein alte Anlage. Mit dem Design in Kamakura nicht zu vergleichen. Es gibt sehr viele Mauern. Die wege sind leer. Keine Bäume. nur Sand und Gehwegplatten. Die Gebäude ohne Schnörkle. Alles wirkt kahl und aufgeräumt,  aber auch ein wenig traurig. Die Pagode ist einmalig. Sie steht mitten in einer leeren Fläche. Der Blick fokussiert automatisch auf und nur auf die Pagode. Die anderen Gebäude lassen ihr alter erkennen. Sie sind seit Jahrhunderten unverändert. Auch die Wege existieren schon seit Ewigkeiten. Ich stehe im Regen alleine vor dem Yumedono, der Traum-Halle. Hier lagern die Tempelschätze. Betreten darf man die Halle nicht. Der Regen paßt irgendwie zu dem Tempel. Die Stimmung ist ein wenig gedämpft, aber sie paßt zu diesen alten, leicht verwitterten Gebäuden. Und so hat den Vorteil, daß ich fast alleine bin. Gleich nebenan steht der Chugo-Tempel.

By the way … Der Tempel wurde vor 1400 Jahren gegründet und seine Holzgebäude sind die ältesten der Welt.

Nara

Auf dem Rückweg zum Bahnhof wird der Regen weniger und es steht fest: Der Abstecher hat sich gelohnt. In Nara hat der Regen vollständig aufgehört. Es ist schon nach Mittag und viel Zeit bleibt nicht. Erster Stop ist der Todai-ji. Überall sind Rehe unterwegs. Sie sind handzaum, laufen frei herum und genauso nervig wie Enten in Deutschland. Das Gebäude ist beeindruckend. 57x50m Grundfläche. Das Dach ist 48m hoch. Damit ist es das größte Holzgebäude der Welt. Das große Holztor am Eingang ist von 1199. Respekt. Der große Buddha ist 3m größer als der in Kamakura. Dennoch wirkt sie in dieser riesigen Halle kleiner.

Nebenan sind der Kaidan-in und der Chisuko-in und das Schatzhaus Shoso-in. Weiter geht es zum Shoro-Glockturm und diverse Hallen. Alles mit endlos vielen Stufen verbunden. Warum haben Japan immer so viele Stufen vor die Sehenswürdigkeiten gebaut.

Durch den Wald (Kasugayama-Urwald) geht es zum Kasuga-Schrein, eine große Anlage, mitten im Wald. Gut, daß ich die Wanderstiegel gekauf habe. Auf dem nassen, rutschigen Wanderweg, sind die wahrere Segen. Der Weg ist erholsam: Bäche, Wald, Wasserfälle und nur ich. Steinlaternen stehen am Wegesrand und überall stehen diese kleinen Bauten, die zum Schrein gehören. Die Waldtour endet ungeplant am Shin-Yakushi-ji. Hab wohl die falsche Kurve genommen.

Es geht quer durch die Stadt zum Gango-ji. Der Weg führt vorbei an Einfamilienhäusern. Hier ein Haus haben, hätte was. Allein an Designelementen und Gestaltungsideen könnte ich einen ganzen Film verbraten. Und so langsam wird die Zeit knapp. Die eine stunde, die ich heute morgen verloren habe, fehlt mir jetzt. Letzter Stop ist der Kofuku-ji. Im Reiseführer ist zu recht die 5-stöckige Pagode erwähnt. Daneben steht die achteckgige Halle. Als ich ankomme, schließen sie gerade. Ich darf noch aufs Gelände. Glück gehabt.

Etwas Tageslicht ist noch, also laufe uch nach Norden. Hier liegen Begräbnisstätten. Nach etwa 1km stelle ich aber fest, daß der Maßstab der Karte nicht unbedingt stimmt. Ich breche den Versuch ab. Zurück zum Bahnhof laufe ich durch ein Shoppingstraße. Mein Blick fällt auf eine Canon D60 für umgerechnet 600€. Ich überlege. Ich überlege lange. Eventuell starte ich einen zweiten Anlauf auf die Reste von Nara von Kyoto aus. Wenn die Kamera dann noch verfügbar ist…

In Oosaka geht es erst einmal zurück ins Ryokan. Ich muß unbedingt die Klamotten wechseln, durchgeregnet und durchgeschwitzt. Dann nach Dotombori. Diese Neonreklame des japanischen Nachtlebens machen süchtig. Durch Zufall entdecke ich das Kirin Plaza an einer Brücke. Ich kenne es aus einem Buch über moderne Architektur in Japan. Kleiner als ich dachte. Egal. Ich habe Hunger und oben ist ein Restaurant. Das Resto ist cool. Die Speisekarte halbwegs europäisch. Diese Kombination ist echt lecker. Desing bis in die letzte Ecke. Sowas werde ich in Deutschland vermissen. Dazu Jazz-Musik.

Und wieder einmal: Das ist Urlaub. Die erste Woche ist rum und es gab noch keinen Tag, der ein Reinfall war. Es gab Durststrecken, aber sie haben nie überwogen. Ich freue mich auf weitere 3 Wochen.

Randnotizen:

  • Es gibt 5 Sorten Kirin-Bier. Unter anderem „Weizen“.
  • Hat man alle 5 Sorten bestellt, bekommt man eines Gratis.
  • Der Stop in Ikaruga war sicherlich besser als ein ganzer Tag nur Nara, auch wenn ich dann die Grabstätten noch hätte sehen können. In Retrospektive: alles richtig gemacht.

Oosaka / Mozu Hachimangu

Wow. Total verschlafen. Zudem muß ich die Waschmaschine bedienen. Ein Abendteuer für sich alleine. Wäsche rein. Waschmittel gibt es an einem Automaten. Kauft man wie anderenorts Zigaretten. Geld rein. Klappe aufziehen. Ich starte etwa 2 Stunden hinter dem Zeitplan. Zum Glück habe ich den gestern (wegen der Tokyo-Erfahrung) ausgedünnt.

Auf zur Burg. Hier ist auch er Park. Noch bevor ich dort eintreffe höre ich trommeln. Japanische Trommeln. So gefällt das. Sonne pur, die Burg im Blick und Trommeln. Urlaub. Die kleine Truppe sitzt direkt am Eingang zum Park.

Die hintere Ecke des Parks scheint von Obdachlosen bewohnt zu sein. Überall zwischen den Bäumen stehen Pappkartons, die als Nachtlager dienen. Auf einer Parkbank sitzt eine Gruppe älterer Herren und spielt Shogi. Ich bleibe stehen und werde angesprochen. Leider verstehe ich kein Wort. Ich werde offensichtlich auf eine Partie eingeladen. Ich nehme an. Meine ersten drei Eröffnungszüge scheinen zumindest offen zu legen, daß ich schon mal gespielt habe. Dennoch habe ich nach 20 Minuten verloren. Ich werde auf ein erfrischendes Bier eingeladen. Jetzt bin ich doch etwas peinlich berührt. Nach dem Outfit sind es Obdachlose und sie laden mich auf ein Bier ein. Die alten Herren haben offenbar ihren Spaß, auch wenn ich nur einzelne Brocken verstehe. Geht so in die Richtung „Die Junged von Heute und ihre Computer, keine Ahnung von Strategie und Taktik = Shogi“. Es fällt auch das Wort „Gaijin“. Damit bin ich wohl gemeint. Die 30 Minuten waren eine Erfahrung.

Weiter zur Burg. Auch sie ist eine Rekonstruktion. Ich betrete das Areal durch das große Tor. Hier gibt es einen wirklich großen Stein in der Mauer, den Takoishi. 130t, 60 m^3. Respekt. Durch das Tor in den Innenhof. Die Burg ist ähnlich wie in Nagoya.Das Hauptgebäude, Mauern und ein paar Türme. Der Gesamteindruck ist umwerfend. 500yen Eintritt. Innen sind alte Rüstungen und Waffen ausgestellt. Von ganz oben kann man in alle Richtungen auf Oosaka schauen.

Neben der Burg ist kein kleiner Schrein. Ganz nett. Am nächsten Schrein soll übermorgen eine Moon-Viewing-Zeremonie stattfinden. Ich merke mir den Standort. Weiter zum nächsten Park. Booring. Auch der Aussichtsturm ist wenig spektakulär. Reißt gerade meine Glückssträhne? Egal, der Tsutenkaku Tower ist das Wahrzeichen von Oosaka. Vom Turm aus kann ich das Ferries Wheel bei dem Ryokan sehen. Ganz schön weit draußen.

Einschub: Der Betreiber vom Ryokan hat mir heute morgen einen Eventplan gegeben. Für den 28. sind zwei Moon Viewings (Oosaka Tenmangu und Sumiyoshi Taisha Schrein) gelistet. Heute gibt es ein Schreinfest am Mozu Hachimangu Schrein im Süden von Oosaka. Ein weiteres Fest ist am Abenoseima Schrein. Ich lasse zwei andere Schreine aus, hole ich eventuell am 28. nach und schaue mir den Schrein an. Hm. Viel los ist nicht. Es ist bereist 16 Uhr, also auf nach Mozu!

Schreinfest am Mozu Hachimangu

An der Bahnstation weiß ich nicht wo lang. Ich gehe nach rechts über die Gleise. Gleich hinter mir schließen die Schranken. Der nächste Zug kommt. Ein kleiner Pfeil an den Warnlichtern zeigt an, aus welcher Richtung der Zug kommt. Ich laufe etwa 300m. Eigentlich sollte hier der Schrein sein, aber links und rechts nur Park. Der Park auf meiner Seite will sogar Eintritt. Er scheint etwas besonderes zu sein. [Nachrtag: Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weis, ist die Tatsache, daß hier in Mozu die alten Grabanlage stehen, die von oben aussehen wie ein Schlüsseloch. Ich muß hier unbedingt noch mal hin!] Ich gehe zurück zum Bahnhof. Die Schranken sind schon wieder unten. Kaum habe ich nach dem Zug die Seite gewechselt, schließen die Schranken schon wieder. Vielbefahrene Strecke.

Nach 500m der Schrein. Erst jetzt stelle ich fest, daß ich kein Geld mithabe. Zurück zum Bahnhof. Da gab es einen Seven Eleven. ich glaube, die habe einen Automaten. Leider will der meine Master Card nicht. Ich frage nach einer Bank. Auch dort habe ich kein Glück. Das ist extrem ärgerlich. Ich habe eine Stunde und das restliche Tageslicht verbraten und immer noch kein Geld. Jetzt ist es auch egal. Zurück zum Schrein.

Ich bin jetzt schon begeistert. Also die Stufen rauf zum Schrein selbst. Oben ist die Hölle los. Trommeln und Rufe, rythmisches Klatschen. Oben werden unter dem tosenden Beifall Futondaikos getragen. Das sind riesige Holzgestelle, die von etwa 60 Mann getragen werden. In der Mitte ein riesiger Aufbau. Unten eine Trommel (Daiko) und oben etwas, das aussieht wie eine zusammengelegter Futon. Das ganze wiegt, so erfahre ich etwa 3t. Respekt, zumal auf Kommando das ganze in die Höhe gestemmt wird. Gelingt dies, ist der Beifall enorm. Es wird Konfetti geworfen. Die Stimmung ist riesig.

Das Matsuri ist in vollem Gange. An einem Weg um einen Teich herum stehen kleine Buden mit Essen. Auf einem Platz stehen weitere Buden. So habe ich mir Schreinfeste vorgestellt. Auch die lange breite Straße mit der Treppe zum Schrein hat Buden. Hier gibt es alle: Okonomiyaki, Takiyaki, Sushi, Yakitore. Man kann Fische angeln, Dosen werfen, Masken von Mangafiguren kaufen. Viele Mädchen tragen Kimono, die Männer Yukata. Tausende kleine Buden. Spaß und Freude. Und das wichtigste: Keine Besoffenen, die einem die Stimmung verderben. Ich habe bisher auch nur einen einzigen Polizisten gesehen. Und der hat den Verkehr geregelt.

Am Rande stehen weitere Futondaikos. Ich habe noch nich raus, ob das hier ein Wettkampf ist. Ich erfahre aber, daß die einzelnen Gruppen aus der Umgebung kommen. Sie haben bereits gestern die FD teilweise über 4km hierher getragen. Getragen! Nicht mit dem LKW gefahren.

Jetzt kommt das nächste FD an die Reihe. Mit einem Kommando das klingt wie „Ichi-ninno-san“ (etwa 1-2-3) wird das Ding aufgesattelt. Während des Tragens rufen die Leute so etwas wie „dema-dema-demo sho shei“ mit Betonung auf den letzten beiden Worten.

Heute Abend ist das Fest zu Ende. Glück gehabt. Gegen 19 Uhr, es ist schon sehr dunkel, machen sich die Gruppen auf die Heimreise. Zuerst müssen die FD die 60 Stufen hinab getragen werden. Zur Erinnierung, die wiegen knapp 3 Tonnen! Jetzt sind dutzende Polizisten im Einsatz, die die Strecke räumen. Wenn das Ding jetzt wegkippt … Dann … Die laufen die Stufen wieder rauf. Der Beifall ist enorm und verdient. Wieder Konfettiregen.

Dann geht es auf die Heimreise. Die Treppe wieder runter und den Buden vorbei. Alle paar Meter tauschen die Träger durch. Ich begleite den Truppe mit der Kamera. Der Futondaiko schwankt. Der Abstand zu den Häusern ist nur 1-2m. Niemand darf vorbei. Nicht auszudenken was passiert, wenn jemand zwischen Futondaiko und Wand eingeklemmt wird. Oben sitzen immer noch etwa 6 Jahre alte Jungen und schlagen die Trommel. Das machen sie schon die ganze Zeit.

Um 21 uhr stehe ich am Bahnhof. Ich will noch länger bleiben, aber irgendwann ist Schluß. Während ich auf den Zug warte, passiert ein anderer Futondaiko den Bahnhof. Dieser wird von einer riesigen Menschenmenge begleitet. Mit diesem Eindruck steige ich ihn die Bahn. Kaum bin ich unterwegs, sehe ich Regentropfen an der Scheibe. Alles richtig gemacht.

Fazit: Das Matsuri, die Burg, das Shogi-Spiel. Ein gelungener Tag. Er hatte seine Duststrecken, aber unter dem Strich ein gelungener Tag in Japan. Wenn ich überlege, daß das Matsuri nur Zufall war. Mit zu diesem positiven Eindruck zählen die Leute, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Es ist bisher der beste Tag des Urlaubs.

Randnotiz:

  • Moon Viewing ist eine alte Shinto-Zeremonie. Sie findet um den ersten Vollmond mach der Tag-Nacht-Gleiche (Herbstanfang) statt. Sollte man sich merken.
  • Irgendwie scheint jede Stadt ihren Funkturm mit Aussichtsplattform zu haben. Dies hier ist der Erste nicht in Eiffelturm-Optik.
  • Werde unterwegs von einer Japanerin angesprochen. Sie lernt gerade Englisch und will sich ein bischen unterhalten/üben. Warum nicht.
  • Immer ausreichend Bargeld mitnehmen !
  • Kreditkarten nicht nicht jeder Geldautomat !
  • Habe heute die neuen Treter ausprobiert. Hab eh Blasen an den Füßen von den beiden Touren in Tokyo. Motte: Jetzt ist eh egal. Superbequem. Keine neuen Blasen bekommen. Ich hätte die gleich am ersten Tag anziehen sollen.