Archiv der Kategorie: 東京

Keine Region im eigentlichen Sinne. Tokyo gehört zu Kanto. Ich bezeichne also Tokyo aber gerne das Areal, das man schnell mit dem Zug von Ueno/Tokyo erreichen kann. Über „Was ist Tokyo?“ läßt sich streiten. Genau genommen ist es nur das Gebiet am Kaiserpalast. Die Präfektur ist ein weiter gefaßtes Tokyo. Das Ballungsgebiet Tokyo ist wiederum großer als die Präfektur. Bei mir fallen auch Yokohama und Chiba in die „Region Tokyo“. Kamakura und Hakone sind hingegen Kanto.

Rückflug / Kulturschock

Rückflug

6:45 Uhr .. Der Wecker klingelt. Damit ist der letzte Tag des Urlaubs angebrochen. Was bleibt ist die Rückreise. Ich weiß jetzt schon, daß es nicht die einzige Reise war. Es wird noch eine weitere geben. Für dieses Mal aber ist Ende.

7:00 Uhr .. Frühstück. Zum Glück habe ich gestern noch einmal auf das Flugticket geschaut. Sonst hätte ich den Flieger verpaßt.

7:40 Uhr .. Check-out und das Taxi ordern. Das dauert nicht mal 5 Minuten. Als ob der Taxifahrer schon vor der Tür stand. Ein älterer Herr, der beim ersten Versuch mein Barrel anzuheben scheitert. Japp. 25kg sind das schon. Und unhandlich sind sie auch. Dennoch läßt er sich es nicht nehmen ,die Tasche für mich einzuladen. Den Service würde ich zu gerne in Deutschland sehen. Da muß man ja noch selber den Kofferraum öffnen.

Die Tür schwingt auf. Ich steige ein. Taxifahren in Japan ist und bleibt eine andere Welt. Man sitzt hinten bequem mit automatischer Tür und vorne fährt ein Chaffeur. Nicht so ein verlumpter Taxifahrer mit Jeans und Stoppelbart. Anzughose, Hemd, Weste, Handschuhe. Aber ich hatte das glaube ich schon einmal geschrieben.

8:00  Uhr .. Ich stehe vor dem Keisei Ueno Eki. Praktisch. Der Zug fährt in 20 Minuten. Ich hab Glück, denn ich habe mich gar nicht um die Abfahrzeiten gekümmert. Die Züge fahren zwar regelmäßig, verpaßt man aber den Express und nimmt den Nachfolgenden local sind schnell 40 Minuten weg. Das hatte ich nicht berücksichtigt.

8:20  Uhr .. Deer Zug fährt los. Bis hierher hat alles geklappt. Aber was wird mit dem Kamidana. Darf ich ein zweites Gepäckstück mitnehmen. Wenn nicht, was dann? Abwarten. Draußen zieht Tokyo vorbei. Das Häusermeer wird dünner. Wir kreuzen Flüsse. Zu  beiden Seiten wieder Überflutungsflächen.

9:15 Uhr .. Vom Bahnsteig geht es in Richtung Flughafenhalle. Ein Sicherheitscheck ist direkt am Ende des Bahnsteigs. Kein Problem. So weit, so gut. Narita Airport. Der Kreis schließt sich. Ich gehe in Richtung Check-in. Mein Kamidana zieht viele Blicke auf sich. 2 Stunden bis zum Boarding. Angesichts der Schlange am Check-in und der am Sicherheitscheck sicherlich nicht zu großzügig gerechnet. Mit dem nächsten Zug wären 40 Minuten weniger auf der Uhr. Ich habe das Gefühl, mächtig Glück gehabt zu haben.

9:30 Uhr .. An der mobilen Röntgenstation gibt es Probleme. Mein Barrel wird gescannt danach das Kamidana. Der nächste Satz ist „Excuse me, your passport and your ticket please.“ Nicht gut. Nach kurzer Beratung mit dem Kollegen: „Please follow“. Noch weniger gut. Die haben noch meine Paß. Auf geht es. Wohin? Polizeistation? War das mit dem Kamidana doch keine gute Idee? Ich werde nervös.

Eskortiert von der Polizei geht es durch die Halle. Jetzt sind definitiv alle Blicke auf mich gerichtet. Ich hingegen habe immer noch keine Idee, was da schief gegangen ist. Wir gehen am check-in von ANA vorbei. Das wäre meine Schlange gewesen. Sie ist lang. Wenn jetzt noch Formalitäten mit der Polizei folgen wird es verdammt knapp.

Die Polizei macht einen Rechtsschwenk. Wir stehen vor dem First Class Check-in. Wie jetzt? Paß und Tickets habe ich noch nicht zurück. Aber dafür wird das Gepäck eingecheckt. Der Karton mit dem Kamidana bekommt etliche Aufkleber „Vorsicht, zerbrechlich“. Wieder ein „Plase follow“. Schön und gut. Jetzt ist mein Gepäck weg, aber ich bin immer noch in der Polizeieskorte.

Es geht zum Sicherheitscheck. Die Polizisten bilden eine Schneise. Ich folge einfach. Dann gehe ich durch den Metallscanner. Kein Problem. So langsam ahne was hier läuft. Auf der anderen Seite bekomme ich meine Papiere. Man wünscht mir eine gute Reise. Beide Polizisten verbeugen sich japanisch. Wir sind alle Blicke auf mich gerichtet. Ich bedanke mich. Auf Englisch. Mir sind selbst die einfachsten japanischen Worte entfallen.

Das war einfach. Sollte ich jetzt immer ein Kamidana kaufen? Bis zum Boarding sind es noch über eine Stunde. Der Zeitplan geht voll auf. Ich muß noch durch eine weitere Paßkontrolle. Hier wird das Visum ausgestempelt. Der Abschnitt mit den Rückflugdaten, der seit Reisebeginn im Paß klebte wird abgetrennt. Zurück bleibt der Aufkleber mit dem Barcode. Im Duty Free belaste ich die Mastercard ein letztes Mal mir knapp 40€ für Souveniers.

11:10 Uhr .. Boarding. Dieses mal habe ich keinen Einzelplatz. Der Sitz in der Mitte der 3er-Reihe ist auch belegt. Damit ist es etwas beengter als auf dem Hinflug. Der Fensterplatz ist schön, aber ich glaube beim nächsten Mal versuche ich einen Platz am Gang zu kriegen.

11:35 Uhr .. Abflug bei bestem Sonnenschein. Leider liegt der Fuji auf der anderen Seite. beim nächsten Mal brauch ich einen Platz auf der anderen Seite des Flugzeugs. Der Taifun 23 ist im Anmarsch, aner noch weit weg. Bestes Wetter

Das war Japan. Es geht über die japanischen Alpen. Auf dem Hinflug war alles grün. Jetzt hat der Herbst Einzug gehalten. Die Bergspitzen sind bereits rot-gelb verfärbt. Die Täler noch grün. Die Farben wirken wie im Schulatlas. Dann kommen die Wolken.

Das war Japan !

Der nächste freie Blick ist Rußland. Alles voller Schnee. Berge. Dann so eine Art Tafelberge. Die Steilhänge glänzen. Keine Bäume. Das fällt mir jetzt erst auf: In Japan waren alle Berge (mit Ausnahme des Fuji) bis zur Spitze bewaldet. Selbst in Shoga Kogen. Später sehe ich noch Gegenden mit weniger Bergen, dafür mehr Bäumen. Dann folgt Flachland.

Ich bin zwar müde, aber schlafen kann ich nicht. Die 11 Stunden werden lang. Das Filmangebot is bei weitem nicht so gut wie auf dem Hinflug. Zum Glück haben wir Oktober und sie haben die DVDs gewechselt. Aber die Filme laufen in Endlosschleife. Immer beginne ich in der Mitte und schaue den Anfang erst, wenn die nächste Runde beginnt.

Fotografisch ist nicht viel los. Negativmaterial ist geladen, ein paar Bilder sind übrig. Einen neuen Film breche ich nicht mehr an. Kurz vor der Landung, wir müssen schon über Deutschland, oder zumindest Polen sein, sehe ich eine Aureole. Fote. In der Mitte der Schatten des Flugzeugs. Ich sehe auch den Kondestreifen als Schatten auf der Wolkendecke unter uns. An der Schattenspitze die Aureole.

Wir fliegen durch ein Cirrusgebiet. Über die Tragflächen streifen Wolken. Es bildet sich ein leichter Regenbogen. Noch ein Foto. Der nächste Blick auf Land ist dann der Landeanflug auf Frankfurt. Deutschland sieht von oben ganz anders aus. Die Städte liegen irgendwie als kleine Inseln. In Japan folgten sie fast immer den Flußläufen. Es fehlen die blauen Dächer. Zwischen den Häusern ist so viel Platz. Platz für ein weiteres Haus. Erst jetzt wird mir die Packungsdichte Japans bewußt.

Kulturschock

Ich bin wieder in Deutschland. Ich habe jetzt 4 Wochen auf den viel zitierten Kulturschock gewartet. Erst in Deutschland setzt er ein. Es gibt diesen Spruch, daß man erst merkt, was man hat, wenn es vorloren ist. So ähnlich ergeht es mir. Nach vier Wochen in einer anderen Kultur fallen wir die Eigenarten von Deutschland auf.  Und Deutschland schneidet nicht gut ab. Eine 4 minus höchtens.

Das geht los mit diesem Beamten an der Paßkontrolle. Unfreundlich wie sonst was. Am liebsten würde ich ihm das Kaugummi aus dem Gesicht hauen. In Japan wäre so ein Benehmen bestimmt ein Kündigungsgrund. An der Kaffeecke geht das weiter. Ich erwarte ja kein „Guten Tag“ oder „Danke für ihren Besuch“, aber der Typ muß seine Unlust auf Arbeit nicht an mir auslassen. Wenn man nicht weiß wo man ist, weiß man es spätenstens jetzt: in der Servicewüste Deutschland. Das Personal in Japan hat genau so wenig Lust auf Arbeit wie hier, aber dort lassen sie es sich nicht anmerken. Einkaufen und Kneipenbesuche sind immer angenehm und spannend. Hier in Detuschland vergeht mir schon nach 5 Minuten die Lust.

Auch das Bodenpersonal auf dem Rollfeld wirkt schlaksig. Keine eindeutigen Gesten. Keine weißen Handschuhe. Kurz: ohne Pepp. Und Termial A ist eine Raucherzone. Wie ekelig. Auch das fällt jetzt erst so richtig auf: Japan ist eine rauchfreie Zone. Fast überall ist das Rauchen verboten. Ich habe mich in vier Wochen daran gewöhnt ohne es zu merken. Jetzt wieder im Nebel stehen … am liebsten würde ich duschen.

Erfreulich ist, daß es auf öffentlichen Toiletten wieder Seife und Handtücher gibt. Und man  versteht wieder, was andere sagen. Ob die Rolltreppen jetzt ein Vor- oder Nachteil sind, kann ich noch nicht sagen. Sie reden nicht. In Japan wurde man auf alles mögliche aufmerksam gemacht: Die Rolltreppe beginnt, die Rolltreppe endet, Vorsicht Stufe, … Hier ist Ruhe. Ich genieße es, mal nicht von der Technik angebabbelt zu werden. Noch während ich genieße falle fast auf die Nase. Die Rolltreppe ist zu Ende. Das blöde Ding hatte ja auch mal was sagen können … Ups. Daran habe ich mich also auch gewöhnt gehabt.

Und dann überall klingelnde Handys und Leute die fast ins Handy brüllen. Jungs, die machen das elektronisch, der andere hört euch schon. Urgs. Das ist also der Kulturschock. Ekelig. Und um es vorweg zu nehmen: Deutsche Straßen sind dreckig: Kaugummiflecken, Zigarettenkippen, Müll. Von den Tretminen ganz zu schweigen. Auch das wird mir erst nach der Rückkehr so richtig bewußt.

Wenn ich überlege, daß jeder Japaner die gleiche Erfahrung macht. Am leibsten würde ich mich bei allen Entschuldigen. Einziger Lichtblick ist, daß es länger hell bleibt. Sommerzeit sei dank.

18:40 Uhr .. Boarding für den Flug nach Hamburg. Der Flug selbst ist ereignislos. Es geht in den Landeanflug. Wolken. Ein paar Turbulenzen. Dann der Blick auf Hamburg. Wirkt irgendwie klein. Keine Lichter bis zum Horizont.

20:05 Uhr .. Mit dem Koffer und dem Kamidana geht es zum Zoll. Den Durchgang für „Nichts zu verzollen“ will ich nicht riskieren. Also den roten Ausgang. Sonst ist am Ende noch das Kamidana weg. Von dem Whiskey und dem Sake reden wir mal gar nicht.

„Was ist das?“ „Ein Kamidana.“ „Was ist das?“ „Ein shintoschrein für Zuhause“ Was?“ Ein Hausaltar.“ „Was?“ „Ein Souvernier aus Holz“ „Zollfrei, sonst noch was?“ Nach dieser Konversation habe ich den Sake gar nicht erwähnt. Sake wird immerhin gebraut. Ist als so rein technisch ein Bier. Aber diese Spitzfindigkeiten wollte ich jetzt nicht diskutieren. Der Junge war mit dem Kamidana schon überfordert. Fazit: Ein Kamidana im Gepäck ist immer unhandlich, aber von Vorteil.

20:10 Uhr .. Ich gehe durch die Schranke in die Lobby. Der familiäre Abholservice ist schon da. Es geht nach Hause. Nicht ohne zuvor einen Stop beim Griechen gemacht zu haben. Denn das hat mir in Japan gefehlt und ist ein Plus für Detuschland: große Portionen und viel Fleisch.

Nikko / Geldautomat

Heute ist der letzte Urlaubstag in Japan. Ich habe meine gesamte Liste abgegrast. Gut, den ein oder anderen Tempel oder Schrein hab ich verpaßt. Komplett offen ist aber Nikko.

Anreise

Davon abgeshen, daß ich viel zu spät aufstehe und zu lange am Frühstückstisch sitze, kommt der nächste Schock am Bahnhof. Der schnelleste Weg ab Ueno ist der Shinkansen. Der kostet aber 6000yen. Bei allem was recht ist. Nein. Plan B wäre der normale Zug. (Nennt man die eigentlich Kansen? „Shin“ heißt übersetzt neu.) Der Preis ist immer noch hoch, aber für mich ok. Der Haken kommt während der Fahrt. 100 Minuten fährt die Bahn nach Utsunomiya, wo ich umsteigen muß. 100 Minuten durch ein Häusermeer, das nicht zu enden scheint. 100 Minuten ist Lübeck-Hamburg hin und zurück. Hier ist es Tokyo. Einfach nur Tokyo. Haus an Haus. Erst kurz vor dem Ziel nimmt die Bebauungsdichte ab. Eine größere Lücke gab es nicht.

In Utsunomiya dann 50 Minuten Wartezeit. Der Anschlußzug ist gerade weg. Ich hätte ich gekriegt, wenn ich sofort zum anderen Bahnsteig gegangen wäre. Meine Laune sinkt. Die Fahrzeit sind noch einmal 45 Minuten. Fazit: 195 Minuten von A nach B. Darauf erst einmal Karre und ein Bier. – Karree ist eine komisch Kombination. Am besten Beschreibt es sich als deutsches paniertes Schnitzschnitzel, mit indischer brauner Currysoße (daher der Name) und japanischem Reis. Man kann es essen. Es ist billg, macht definitiv satt. Und es gibt viele Variationen. Langweilig wird es nicht. Aber Vorsicht. Das rote als Garnitur ist eingelegter Ingwer.

Nikko

Nach weiteren 45 Minuten mit dem Zug der Nikko-Line bin ich endlich am Ziel; um exakt zu sein fehlen noch 2km Fußmarsch. Es ist bereits 14 Uhr. Mir bleiben gerade einmal 2,5 Stunden. Und ich brauche Filmmaterial. Gestern in Hakone ging der vorletzte Film drauf. Ich habe nur noch 20 Bilder übrig. Wo finde ich auf die schnelle ein Fotogeschäft. Ich frage eine Gruppe junger Japaner. Sie haben Negativmaterial mit. Ich kaufe ihnen drei 24er-Filme zu je 300yen ab. Das sollte reichen. Los.

Die Straße geht immer geradeaus und leicht bergauf. Auf beiden Seiten gibt es ein Geschäfte und Kneipen. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre es eine richtige schöne Straße. Jetzt aber nervt sie ein wenig. Die Straße endet an einer T-Kreuzung. Links steht die rote heilige Brücke Shinkyo. Betreten kann man sie nicht. Sie ist abgesperrt.

Auf der anderen Seite der Straße warten Stufen. War ja so klar. In Stein gemeißelt steht hier „Weltkulturerbe“. Ich bin gespannt. Die Stufen rauf; links ab; den Sandweg lang, rechts; weiter den Sandweg lang; am Sanbutsu-do Tempel vorbei im Eilgang zum Tosho-gu. Er ist so ganz anders als die anderen Schreine. Chinesisch verspielt. Sehr viel Geld. Die Balkenkonstruktion wirkt überladen und chaotisch. Das Design ist mit nichts zu vergleichen, was ich in den letzten 4 Wochen gesehen habe. Er ist quasi der volle Kontrast zu Ise-jingu. Und das waren nur die Schätzhäuser.

Das Hauptgebäude ist ein paar Stufen. Zu beiden Seiten stehen alte, fast verwitterte Steinlaternen. Das Häuptgebäude ist ähnlich überladen mit Verzierungen. Rechts geht es zum Grab von Tokugawa Ieyasu. Dazu durschreitet man ein kleines Tor. Über dem Durchgang ist ein bekanntes Motiv in das Holz geschnitzt: die schlafene Katze von Nikko. Wie immer verbunden mit Stufen. Das Grab ist wenig spektakulär. Es ist eine große Urne mitten im Wald hinter dem Schrein.

Links neben dem Tosho-gu ist der Nikkofutarasan-jinja. Es hat den gleichen Baustil wie der Tosho-gu. Die Gebäude wirken alt. Der Lack ist an vielen Stellen ausgeblichen und brüchig. Hinzu kommt das Laub, das an vielen Stellen liegt. Herbst hat immer die Wirkung von Verfall. Viel Zeit für eine ausgiebige Besichtigung bleibt nicht. Den Taiyu-in lasse ich ausfallen. Es bleibt nur noch eine Stunde, bevor überall die Türen zu gehen. Es geht den Sandweg zurück. Ein kurzer Blick auf die 5-stöckige Pagode.

Der wohl letzte Stop ist der Rinno-ji. Er besteht aus 3 großen Gebäudekomplexen. Das Sanbutsudo ist eine große Halle. Sie ist ganz in rot gehalten, die Halle der drei Buddha. Ich riskiere nur einen schnellen Blick hinein. 50m südlich stehen weitere Gebäude. Hier befindet sich der Shoyo-en. Der Garten ist so entspannt. Ich versuche die Stimmung aufzusaugen. Nach 2 Stunden Vollgas gar nicht so einfach.

17 Uhr, Feierabend in Japan. Zurück zum Bahnhof. Abendessen fällt aus. Meine Bargeldreserven sind aufgebraucht. Die Banken in Nikko sind geschlossen. Um 17:30 Uhr stehe ich wieder am JR Bahnhof von Nikko. Auf der Rückfahrt nach Utsunomiya unterhalte ich mich mit einem Franzosen.

Bankautomaten

Um 20 Uhr bin ich wieder in Ueno und steuere direkt auf Akihabara zu. Fast alle Geschäfte haben gesschlossen. Weiter zur Bank. Geschlossen. Weiter zur Post. Hier sind die Automaten aus. Oder kann ich sie nicht bedienen? Ich sehe einen Klappe die als Nachtschalten beschriftet ist. Ein Klingel. Die Klappe geht auf. Dahinter sitzt ein Japaner. Ich glaube es nicht. Diese Geschichte stimmt also auch.

21 Uhr: Ich erkläre kurz mein Problem: fliege morgen früh zurück und brauche Geld für den Zug nach Narita. Das hätte ich lassen sollen. Er fängt an zu telefonieren. So wie es aussieht sind alle Automaten aus. Es ist Sonntag. Er telefoniert weiter. Währenddessen reift Plan B. Ich verzichte auf ein Abendessen und stehe morgen eine Stunde früher auf. Nur kriege ich diesen Postbeamten nicht gestoppt. Er läuft immer noch im Hilf-dem-Gaijin-Modus. Das ist ja wie in Oosaka.

Ich verklicker ihm, daß einfach morgen wieder komme. Das Hotel Edoya ist dicht bei. Kein Problem. Dennoch will er mir ein Taxi rufen. Auf Kosten der Post. Habe ja kein Geld. Nach ein paar Minuten kriege ich das gestoppt. Nur raus aus der Post.

Zurück beim Hotel finde ich den Portier in Hektik vor. Der Typ von der Post hat angerufen und eine weitere Welle in den Teppich geschlagen. Der Portier, über 60, spricht kein Englisch. Er hat sich mit mehreren Wörterbüchern bewaffnet, um mir zu helfen. Ich komme aus der Nummer einfach nicht raus. Wieder vergehen Minuten bevor ich glaube, die Sache im Griff zu haben. Weit gefehlt. Ich soll in der Lobby warten, der Hotelchef kommt. Arghhhh.

30 Minuten später ist der Chef da. Ich erkläre das Mißverständnis. Er kürzt die Sache ab. Er zieht meine Kreditkarte durch, bucht 3000yen aus der Hotelbar drauf und zahlt mir das Geld aus. Es kann so einfach sein. Jetzt habe ich Geld für das Bahnticket, kann ausschlafen und Abendessen.

Ein letztes Mal in die Nacht hinaus nach Ueno. Ich laufe etwas herum und steuere einen kleinen Laden an. Keine Ahnung was es ist, aber es ist lecker. Weiter. Nächster Stop ist der Laden First Kitchen. Dort bestelle ich eine Art Hamburger mit Hänchen, Okonomiyakisoße und Kohl. Ebenfalls unglaublich lecker. Allerdings sind die Chili-Pommes unglaublich scharf.

Letzter Stop ist das Hotelonsen. Edoya hat auch eines. Auf dem Dach im 7. Stock. Die Wassertemperatur ist gerade richtig. Schon merkwürdig mitten im Tokyo unter freiem Himmel in einem Onsen zu sitzen. Dabei ist völlig egal, ob es Thermalwasser ist oder nicht.

Nachtrag: Zum Glück schaue ich noch einmal auf das Flugticket. 11:40 Abflug. Ich habe mich um drei Stunden verzettelt. Das wäre beinahe schief gegangen.

abendessen

hotel onsen

argh flug geht schon um 11:40

Randnotizen

  • Fazit: Nach Fuji vorgestern die zweitschlimmiste Anreise. Zum Glück konnte ich einen Crashkurs in Nikko machen habe dennoch nur die Hälfte gesehen.
  • Nikko ist Pflichtprogramm und eine Reise wert; in meinem Fall eine zweite.
  • Ich habe die drei Affen und die Halle des schlafenden Drachen verpaßt.
  • Sonntags sind die Geldautomaten aus.

Kawaguchi / Shinjuku Jazz

Um das gleich vorweg zu nehmen: dieser Tag war voll daneben. Versucht niemals mit dem Zug über Gotemba in Richtung Fuji zu reisen. Geht lieber zu Fuß. Der heute Tag markiert die untere Kante dieser Reise. Selbst die Irrfahrt nach Matsushima war dagegen gut. Dabei fing allse so gut an; auch das Finale hatte es für sich. Nur die Zeit dazwischen …

Das Wetter ist gut, 20 Grad und Sonne. Heute geht es zum Fuji. (Leider habe ich die Reiseroute nicht notiert. Ich glaube ich bin mit dem Local nach Kouzu gefahren, nachdem man mir sagte, daß der Shinkansen vorbeifährt, aber an den entscheidenden Bahnhöfen nicht hält.) Nach dem Umsteigen in einen anderen Zug mit einer halben Stunde Wartezeit auf einem Bahnhof im Nirgendwo, gelange ich nach Gotemba. Nach Karte bin ich jetzt am Fuß des Fuji. Soweit so gut. Der Fuji ist viel größer geworden, wirkt aber immer noch weit weg.

Von hier fährt nur ein Bus zu Fuji. Also los. Der Bus fährt und fährt. Meine Laune sinkt immer tiefer, die Preisanzeige im Bus steigt und steigt. Nach Karte sind es höchsten 20km. Was kann da schon so lange dauern. Aber dieser Bus zuckelt durch die Gegend. Ich gehe nach vorne und Frage, ob ich im richtigen Bus sitze. Ja doch.

Endlich Yamanakako, der erste der fünf Fujiseen. Um nicht völlig zu explodieren fange ich ein Gespräch mit dem Australier hinter mir an. Auch er hatte sich die Anreise anders vorgestellt. Im Gegensatz zu mir ist er aber erstaunlich gelassen. Dann endlich, nach einer nun insgesamt 5-stündigen Odyssee erreiche ich Kawaguchi. Es ist 14 Uhr. Dichter an den Fuji komme ich nicht mehr. Jetzt verstehe ich auch seine Gelassenheit. Er ist Backpacker. Er verschiebt den Fuji einfach auf morgen oder übermorgen. Zuerst steuern wir die Tourizentrale an. Er sucht ein Hostel, ich einen Weg zurürck.

Jetzt der Schlag ins Gesicht. Es gibt eine Busverbindung ab Shinjuku. Arghhh. Der Bus fährt über die Autobahn und braucht 2 Stunden. Ich dreh durch. Jetzt brauche ich ein Bier. Schnell. Runter zum See. Auch er hat Hunger. Kurz vor dem Ufer gabelt sich die Straße. Hier steht ein paar kleine Restaurants; Garküchen trifft es eher.

Wir entscheiden uns für eine. Ob es die beste Wahl war… Der Laden ist klein und schon etwas runtergerockt. Aber was solls. Bier und Soba. Etwas salzig. Hugh. Das ist das Problem wenn man die Karte nicht lesen kann. Auch die Toilette ist eine Überraschung. Es Keine Schüssel. Ein japnisches Stehklo. (Loch im Boden). Super. Heute hat sich alles gegen mich verschoren. Pinkeln geht noch. Für Rest benötige ich wohl ein Handbuch wenn nicht gar einen Volkshochschulkurs.

Von dem Resto sind es nur wenige Meter zur Seilbahn zum Mt Tenjo. Von hier oben hat man eine gute Sicht auf den See und den Fuji. So dicht dran und doch so weit weg. Anschließend begleite ich den Australier zum Hostel. Wir laufen durch die Randbezirke von Kawaguchi. Hier ist nichts los. Im Vergleich zu Tokyo geradezu dünn besiedelt. Die Straße zieht sich hin. Die Häuser sehr alt und runtergekommen aus. Ein Eindruck, der sich immer wieder bestätigt. Dieser Eindruck setzt sich aus mehreren Dingen zusammen. An den Häusern ist viel aus Metall. Dieses rostet. Die Fenster haben Einfachverglasung. Es fehlen die für Deutschland typischen Vorgärten. Alles sieht etwas rumpelig aus. Wenn man das jetzt in die USA packt würde man sagen, schlechte Nachbarschaft.

Wir laufen noch etwas die Straße entlang. Der Fuji kommt nicht dichter. Wir drehen um. Er steuert nun final das Hostel an, ich gehe zurück zum Bahnhof. Da es bis zur Abfahrt des Busses noch ein paar Minuten mehr sind, laufe ich durch Kawaguchi. Hier im Stadtzentrum ist auch nicht viel los. An der Ostsee würde ich sagen Nebensaison. Noch ein paar Fotos vom See und dann Abfahrt.

Shinjuku Jazz

Die Fahrt über Land ist wenig ereignisreich. Paßt zum Rest des Tages. Gegen 19:30 fährt der Bus auf den Chuo Expressway. Jetzt geht es sehr schnell. Am Horizont erkennt man die Lichter von Tokyo. Sie kommen näher und werden immer mehr. Noch kann ich keine bekannten Punkte erkennen. Und das gibt es wohl nur in Japan: Bushaltestellen auf der Autobahn. Der Bus stoppt wirklich mehrmals auf dem Standstreifen, um Leute ein- und austeigen zu lassen.

Gegen 19:50 erkenne ich die Skyline von Shinjuku. Die Twin Tower des Rathauses. Ein Blick zur Seite. Wir sind bereits umgeben von Tokyo. Ein Foto ist leider nicht möglich. Die Kamera will mindestens 1 Sekunde. Nicht in einem fahrenden Bus.

Der letzte Abschnitt der Fahrt beginnt. Die Häuser werden immer höher. Die Autobahn führt jetzt mitten hindurch. Ein rot-weißes-Lichtband. Immer mehr Bürotürme. Dann geht es von Express runter auf die normale Straßenebene. Ein paar Kurven. Dann in eine tiefer gelegene Ebene. Shinjuku. Der Bus hält. Die Fahrt zum Fuji wäre so einfach gewesen.

Leider kann der Busfahrer den 10000er nicht wechseln. Ein japanübliches „Please wait“ folgt. Er geht ins Gebäude und läßt mich im Bus zurück. Nach etwa 2 Minuten kommt er mit Wechselgeld wieder. Jetzt kann ich bezahlen. Das nenne ich Service.

Anschließend geht es durch das Nachtleben. Zuerst verlaufe ich mich im dem Gängesystem der U-Bahn. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Irgendwann bin ich wieder auf Straßenniveau. Irgendwo. Ein Jazz-Combo spielt Jazz; mitten auf der Straße. Tokyo ist immer wieder für eine Überraschung gut. Ich hole mir einen Caramel Macchiato beim Star Bucks ein paar Meter die Straße hinab. Noch auf dem Weg dorthin sehe ich einen Japaner mit Posaune. an mir vorbei laufen. OK. Ich nutze die Gelegenheit, um ein weiteres Souvenir zu kaufen: Eine Tokyo-Starbucks-Becher. Klingt etwas albern, aber irgendwie will ich den haben.

Mit dem Becher und Getränk geht es zurück zu der Jazz-Combo. Tatsächlich, der Japaner mit der Posaune steigt gerade in die Session ein. Ich sehe auch einen Schlagzeuger, der gerade aufbaut. Woher hat er das Schlagzeug? Kann mir egal sein. Was hier gerade abläuft, kann man nicht planen. Ich nehme das einfach mit. Nachdem der Tag total daneben war, brauche ich das jetzt. Ich sitze auf dem Gehweg mitten in Shinjuku, höre Jazz. Es sind etwa 25 Grad. Zumindest der Abend ist gerettet. Nach etwa einer Stunde verlasse ich die Szene. Aufhören, wenn es am Schönsten ist.

Rückreise zum Hotel. Vor dem Bahnhof stehen 4 Karren, wie ich sie aus den Anime kenne. Sie haben die Größe vom Wurst-Maxe-Stand. Neben den Karren stehen Sitzbänke; um die Karren herum stehen kleine Hocker. Die Karren sind überdacht. Lampions leuchten. Es ist ein Art japanischen Fondue. In der Mitte brodelt eine Suppe. Nach Wunsch der Gäste, wirft der Koch verschiedene Sachen hinein und fischt sie etwas später wieder heraus. Ich traue dem ganzen nicht. Keine Ahnung warum. Ich steuere einen Laden an und bestselle ein Karree. Das ist mir sicherer, vom Geschmack meine ich.

Der Weg zurück führt mit der Yamanote nach Okachimachi. Es ist bereits 23 Uhr, aber der Bahnsteig ist rappelvoll. In den Zügen bekommt man nur mit Mühe einen Stehplatz. Dabei fähert die Yamanote immer noch im 6-Minuten-Takt. Auf den Straßen das gleiche Bild. Hier ist mehr los, als in der Lübecker Fußgängerzone um die Mittagszeit.

Das Publikum ist gemischt. Sehr viele Geschäftsleute mit Anzug und Krawatte. Habe ja schon von dem Vorurteil gehört, daß die nach Feierabend mit den Kollegen in einem Izakaya (Kneipe) versacken. Scheint was dran zu sein. Ich sehe auch jugendliche in Schuluniform. Waren die noch nicht zu Hause? Oder ist dies die Bestätigung für ein weiteres Klischee: Japaner denken in Gruppen und Gruppenzugehörigkeiten. Tragen Schüler deshalb bis spät abends die Schuluniform damit sie der Gruppe „Schulklasse XY der Schule XY“ angehören? Sie richtig verstehen wird man das wohl nur als Japaner.

Randnotizen

  • Fazit: Der Tag war voll daneben. Zumindest am Fuji gewesen und „Jazz in Shinjuku“
  • Wenn Fuji, dann mit dem Bus ab Shinjuku. Alles andere ist Wahnsinn.
  • Haltestellen auf der Autobahn.

Asakusa / Yushima Tenmangu

Vor dem Frühstück schnell noch eine Runde outdoor Onsen. Heute geht es zurück nach Tokyo, die allerletzte Chance nutze ich. Beim Frühstück dann der Wetterbericht. Taifun 23 ist auf dem Weg. Er wird am 18. Japan erreichen. Ich kann nur hoffen, daß die Vorhersage falsch ist. Am 18. geht es zurück nach Deutschland. Was ich gar nicht gebrauchen kann, ist ein stornierter Flug. Außerdem ist der Tag vor dem Taifun Regen.

9:45 Uhr erfolgt der check-out.  Der Ryokanchef bringt mich noch zum Bahnhof. Der Zug rollt um 10:18 Uhr. Damit ist auch das vorletzte Kapitel (Narukoonsen) zu Ende. Es bleibt das Finale in Tokyo. In Furukawa dann der Wechsel in den Shinkansen. Dieses Mal bin ich echt froh einen Sitzplatz reserviert zu haben. Der Zug ist voll. Um 14:55 rollt der Zug in Ueno ein. Gemäß der Ansage ist dies sogar die Endstation.

Ich stehe wieder mitten im Chaos. Was für ein Kontrastprogramm nach der Ruhe und Abgeschiedenheit von Naruko. Die Shinkansengleise sind im Untergrund; im Erdgeschoß die normalen Bahnlinien. Einige Gleise sind im ersten Stock. Das muß die Yamanote sein. Dahin will ich nicht. Also den nächstbesten Ausgang. Eine Mehrspurige Straße und ein Fußgängerbrückensystem wie ein Spinnennetzt darüber gelegt. Und darüber der Expressway, die Autobahn… japp, das ist Toyko

Bleibt nur noch die Frage nach der Richtung. Autobahn und Yamanote laufen in Nord-Süd-Richtung, dann müßte rechts von mir der Ueno Park sein. Sicher bin ich mir aber nicht. Und mit dem Kamidana … ich nehe ein Taxi. Nach zwei Kurven sind wir in vertrauten Gebiet. Meine Baustelle. Aber wo will der Taxifahrer lang? Stimmt ja. Die Straße vor dem Hotel ist eine Einbahnstraße.

15:10 Uhr der check-in. Ich frage nach einem Shintoschrein für Kendo und verweise mit einer Handbewegung auf die Kiste mit dem Kamidana. Der Chef vom Ryokan greift zum Telefon: Kashima Jingu. Der liegt aber gut 2 Stunden außerhalb von Tokyo. Narita ist etwa auf der halben Strecke.

Yushima Tenmangu

Dann bittet er mich zu folgen. Wir verlassen das Hotel. Die Straße weiter rauf und dann rechts. Nach 200m steht ein Schrein. Der Yushima Tenmangu. Es ist ein Gelehrtenschrein. Viele Studenten der ToDai kommen hierher, um für die Aufnahmeprüfung zu beten. Das Holz des Schreins ist ungewöhnlich hell. Er kauft eine Tafel und schenkt sie mir. Bin sprachlos.

Dazu gibt es einen kleinen Crashkurs: In die mitte kommt eine, ich nenne es mal Allround-Tafel. Mit ihr ist der Schrein sozusagen online. In die rechte Tür kommt die Tafel des Ortschreines und in die linke die Tafel des Schreins, der die Funktion hat. Ich habe keinen Ortsschrein. das ist normalerweise der Schrein, der am dichtesten an der Wohnung liegt. Bevor ich jetzt eine Karte hole und den westlichsten Schrein Japans suche, gehe ich ganz pragmatisch an die Sache ran: Meine erste Übernachtung und meine letzte sind im Hotel Edoya. Von daher kann man schon den Yushima Tenmangu als den dichtesten Schrein bezeichnen. Zudem gefällt mir die Idee mit dem Gelehrtenschrein. Paßt zum Unidojo.

Auch bei der Kashima-Tafel hilft er mir. Zurück im Hotel schreibt er einen Brief auf Japanisch. Darin bittet er, ein Tafel per Post zu schicken. Ich brauche nur meine Adresse und etwa 2000yen dazu packen und es von Deutschland aus zu veschicken. Mit so viel Hilfe habe ich nicht gerechnet.

Asakusa

Es ist noch ein paar Stunden hell. Zeit für einen Zwischenstop wäre da gewesen. Hätte ich heute Nikko abhaken können? Dran vorbei gefahren bin ich. Jetzt ist es zu spät für solche Ideen. Aber Tokyo ist noch so unbekannt. Die Zeit kann man hier sehr gut verbringen.

Auf nach Asakusa. Es ist der größte in bekannteste Tempel in Tokyo. Eines dieser Fotos, die stellvertretend für Tokyo stehen (ähnlich wie der Tokyo Tower). Unterhalb des Ueno Parks führt die Asakusadori nach Osten. Man muß nur kurz vor dem Fluß abbiegen. Auf dem Weg dahin sehe ich viele kleine Läden, die buddhistische Ältare und Zubehör verkaufen. Ob die auch Shintosachen haben? Brauche gar nicht suchen. adfür gibt es einen eigenen Laden. Ich kaufe einen Spiegel. Der gehört zu dei Pflichtuntensilien.

Die Straße, die zum Tempel abzweigt, habe ich fast übersehen. Es ist eine „Ginza“. Souvenierläden mit Essen und Touristentrödel. Nach Kamakura, Nara und Kyoto ist dies ein Tempel wie jeder andere. Dennoch: Er steht mitten in Tokyo. Ein großes Mon. Hier hängt ein riesiger Lampion. Das Foto kennt jeder. Das Hauptgebäude ist riesig. Auf halben Weg dorthin ein Becken mit hunderten brennenden Räuchstäbchen. Zudem eine 5-stöckige Pagode. Und alles mitten in Tokyo.

Akihabara

Electronic Town. Der Name kommt nicht von ungefähr. Hier kann man alles kaufen was mit Strom läuft: HiFi, Computer, Kameras, Handys, einfach alles. Große Geschäfte wie Big Camera haben bis zu 8 Stockwerke nur mit Elektronikkram. In den Nebenstraßen geht es zu wie auf einem Basar. Kleine Händler. Einer verkauft nur Kabel. Ein kleiner Laden nur für CDs und DVDs. In den Katakomben unter der Yamanote muß man den Kopf einziehen, aber hier ist es noch krautiger. Ein Tapeziertisch mit tausenden LEDs und Transistoren. Daben ein Laden für Spionagesachen. Minikameras in Brillen, Funkscanner und so’n Kram. Meßgeräte. Oszilloskope. Der real gwordene Conrad-Katalog. Ein Mekka für Elektronikbastler. Ein Laden mit Röhren für HiFi-Verstärker. Einfach irre.

Akihabara ist mehr als Elektronik. Mange und Anime sind hier ebenfalls präsent. Mangaläden über 4 nein 5 Etagen. Auf der Straße stehen verkleidete Japenrinnenund machen Werbung vor Maiden-Cafes. Auch die gibt es in mehreren Extremen. In einigen bekommt man überteuerten Kaffee von Japerinnen in Dienstmädchen-Outfit serviert, die einen mit „my Master“ begrüßen. Man bucht keinen Cafe, sondern ein Dienstmädchen. Für Frauen gibt es Butler-Cafes. Gleiches Konzept.

Der Schritt in die Richtung Fetisch und BDSM ist ganz kurz. In anderen Cafes ist dieser Schritt sogar Teil des Konzeptes. Man muß aufpassen. Der Übergang ist fließend. (Wie auch bei den Kneipen.) Ich nehme ein paar Flyer mit. Jetzt erst mal weiter durch diesen Stadtteil.

Dazu die ganzen Menschen. Nicht jeder ist für die Elektronik hier. Akihabara ist ein wichter Knotenpunkt im Bahnnetz von Tokyo. Es ist laut, bunt. Jeder Laden hat laute Musik und Werbung laufen. Es gibt hier sogar Marktschreier, die mit Megaphon vor dem Laden auf Angebote hinweisen. In der Nebenstraße kann man Second Hand kaufen. Alles. Kameras. 286er. Alte Laptops und auch Mangas und Anime. Autoradios.

Ich muß hier raus. Es wird dunkel. Akihabara ist jetzt komplett erleuchtet. Überall blinkt und fackert es. Die Menschen. Der Lärm. Die Lichter. So muß ein LSD-Trip sein.

Entspannter und ruhiger ist da das Abendessen beim Italiener. Danach ein Streifzug durch Ueno und über die Baustelle. Hatte ich am Anfang der Reise das bunt erleuchtete Nachtleben von Uenno gelobt, verblaßt es ein wenig, wenn man in Akihabara war. Trotzdem. Seine  Wirkung verfehlt es nicht. Wie heißt es? Lichter der Großstadt?

Die Baustelle hat sich entwickelt. Sie ist größer geworden. Das Verkehrschaos hat sich gefühlt verdoppelt. Die Ordnung ist etwas gesunken, aber immer noch beachtlich. Das Verhältnis Arbeiter zu Sicherungsposten ist immer zu Gunsten der Sicherungsposten. Und ich habe immer noch keine Ahnung, was die hier bauen. Eines ist klar. Es ist unterirdisch. Bagger mit langen Greifarmen und Bohrer. Egal was es wird. Es wird groß.

Randnotiz:

  • Fazit: nichts besonderes, außer das Geschenk vom Chef des Hotel Edoya.
  • Für Fahrten in den Norden Japans ist Ueno der bessere Bahnhof. Nicht alle Zügen starten in Tokyo.
  • Soweit ich das verstehe, ist Ginza ein Sammelbegriff, für Einkaufsstraßen ohne  Autoverkehr; ähnlich unseren Fußgängerzonen. Viele Ginza sind überdacht.
  • Souvenierläden bestehen immer zu mehr als 50% als Lebensmitteln.

Kaiserpalast / Shinkansen

Um 7 Uhr klingelt der Wecker; bin hundemüde. Die letzten drei Tage waren doch anstrengend. Und so wie es aussieht habe ich mich an die Zeitverschiebung gewöhnt. Um 9 Uhr und nach dem Frühstück mit Miso, Reis, Börtchen, Marmelade und Kaffee checke ich aus. Mit der U-Bahn geht es zum Haputbahnhof. Allerdings: Die U-Bahnstation Otemachi ist 680m vom Bahnhof entfernt. Ich laufe die Strecke unterirdisch. Irre durch den Bahnhof, bis ich einen Coin-Locker finde, der groß genug für mein Gepäck ist. 500yen kostet mich das. Autsch.

Dann suche ich die Ausgabestelle für den JR Pass. Er öffnet wirklich Punkt 10 Uhr und keine Sekunde früher. Eine halbe Stunde Schlange stehen hinter so einem blöden Ami, der mir den letzten Nerv raubt. Ich lege meinen Voucher auf den Tisch. Die Frage nach dem Startdatum verwirrt mich. Heute! Ich hätte den schon früher holen können. Hätte ich das gewußt. Merken. Wenn man das Startdatum noch wählen kann, das nächste Mal den JRP gleich am Flughafen holen.

Jetzt schnell zum Kaiserpalast. Vielleicht ist der Garten ja heute zugänglich. Aber wo lang. ich habe komplett die Orientierung verloren. Ich brauche weitere 30 Minuten bis zum Palasteingang. Ich bekomme einen kleinen Plastikchip als Eintrittskarte. Ich muß sie beim Verlassen wieder abgeben. So wissen die Wächter immer, wie viele Touristen auf dem Palastgelände sind. Man schreitet durch das riesige Tor in eine grüne Oase. Die Mauern sind echt heftig. Einzelne Quader habe eine Kantenlänge von fast 2m. Die europäischen Burgen wirken da fast wie Spielzeug. Beeindruckende Bauten gibt es im Inneren nicht. Dennoch hat das Gelände etwas. Liegt wohl daran, daß es Teil des Palastes ist. Ich mache einen schnellen durchlauf. Das Wetter ist eh mies und ich will ja noch in Nagoya stoppen.

Zurück zum Tokyo Hauptbahnhof. Wo sind die Koffer? WO bin ich? Ich glaube es nicht. Jetzt bin ich in Yeasu. Das ist auf der anderen Seite. Zurück. Nichts kommt mir bekannt vor. Ein Schild sagt 300m bis Nihonbashi. Ich bin komplett falsch. Das ist die nächste U-Bahn-Station. Wieder zurück. Langsam werde ich nervös. Nachdem ich den Koffer endlich gefunden habe und am Gate zum Shinkansen stehe, ist der Zug weg. War ja klar. Ach ja. Die Shinkansen haben eine extra Schranke. Es ist sozusagen ein Bahnhof im Bahnhof. Ohne gültigen Fahrschein kommt man nicht rein. Getoppt wird das ganze dadurch, daß es einen grünen und einen blauen Shinkansenbereich gibt. Man bin ich froh, wenn ich endlich im Zug sitze.

Ich hole mir ein neues Zugticket. Und stehe jetzt am Shinkansen Bahnsteig. Auf dem Fußboden sind Linien aufgemalt. Waggonnummern stehen darauf. Der Bahnsteig ist mit einem Geländer abgesichert. Die Türen sind genau da wo die Löcher im Geländer sind und die Linien auf dem Fußboden enden. Wow. Die Züge stoppen hier auf wenige Zentimeter genau. Mein zug ist noch nicht da. Die Anzeige auf dem Bahnsteig ist zweisprachig und zweischriftig. Der Zug auf dem Nachbargleis fährt gleich ab. Der Schaffner auf dem Bahnsteig schaut auf die Uhr und dann auf seinen Fahrplan. Beide Bewegungen begleitet er mit einem Handzeichen. Dann zeigt er auf den Zug, auf die Anzeige des Zuges und in die Fahrtrichtung, begleitet von dem Pfiff seiner Trillerpfeife. Der Zug schließt die Türen und rollt los. Der Zug ist lang. 16 Waggons. Als der letzte an mir vorbeirollt ist der Zug schon schnell.

Jetzt kommt mein Shinkansen. Hikari der Name. Ich steige ein. Wow. Feeling wie in einem Flugzeug. Drei Sitzreihen pro Seite. Mit Armlehne. Hier im Türbereich ist sogar ein Telefon. Platz 6A. Es gibt sogar Klapptische wie im Flugzeug, man kann die Lehne verstellen und die Beinfreiheit ist mehr als ausreichend. Und das alles  in der zweiten Klasse. Eine Durchsage und der zug rollt smooth an. Kein ruckeln. Wir sind erst ein paar Meter gefahren, da kommt auch schon der Mitropa-Mensch mit seinen Verkaufswagen. Bis Nagoya sind es nicht einmal 2 Stunden.

Wir fahren über eine breite Brücke. Unten nur ein schmaler Flus mit viel Ufer. Haben wir gerade Ebbe oder sind das Überflutungsflächen. Der Zug fährt etwa in Höhe des 3. OG. Dadurch hat man einen guten Blick auf die Landschaft. Einzig nervt, daß ein Tunnel nach dem anderen folgt. Es wird bergiger, die Bebauung nimmt ab. Hier gibt es jetzt auch Häuser mit Gärten. Geht doch.

weiter mit Nagoya im nächsten Blogeintrag …

Randnotiz:

  • Shinkansen: Es gibt verschiedene Shinkansen. Der Name bezieht sich nicht auf den Zugtyp, sondern auf die Anzahl der Zwischenstops. Hikarai hält überall. Der Kodama läßt einigen kleine Stationen aus. Der Nozumi, für JRP-Benutzer nicht freigegeben hält nur an großen Orten. Es ist der Schnellzug unter Schnellzügen.
  • Die Sitze lassen sich drehen. So sind sie immer in Fahrtrichtung. Alternativ kann man sich einen 6er-Block bauen. Das nenne ich Luxus.
  • Die Fahrstrecke Tokyo-Nagoya kostet ohne JRP fast 11000yen, das sind knapp 80 Euro. Der JRP lohnt sich jetzt schon. Tokyo-Oosaka ohne Zischenstop wären 14000yen. Autsch.
  • Nachtrag zu Shiodome: Bahnsteig und Gleisbereich sind durch Glas getrennt. Die Türen öffnen nur, wenn die U-Bahn steht. Mehr Sicherheit geht nicht.
  • Telefone: Öffentliche Telefone haben  nicht nur einen Telefonhörer. Sie haben auch einen Anschluß für Notebooks via Kabel (RJ11) oder Infrarot. Ein kleiner Klapptisch ist auch vorhanden.