ラーメン .. Ramen

Ramen ist eines der bekanntesten Gerichte aus Japan. Aber es wird mit Katakana geschrieben. Folglich: ursprünglich nicht japanisch. Es fällt aber auch nicht wirklich in die Gruppe Yoshoku. Das ist eher reserviert für adaptierte eureopäische Gerichte. Ramen kam im 19. Jahrhundert von China nach Japan, auch wenn chinesische Nudeln schon im 17. Jahrhundert bekannt waren.

Ramenya

Heute gibt es Ramenya (Ramenrestaurants) an jeder Ecke in den veschiedensten Versionen; allein in Toyko über 5000. In ganz Japan werden bis zu 200.000 Shops vermutet. Die Zahl wird wohl nur von der Menge der Convenient Stores (Kombini) übertroffen. Die Preise reichen von 300yen bis 1500yen. Das schlägt den Preis für ein Menü bei Mc Donalds. 300 yen sind je nach Wechselkurs 2 bis 3€. Und es ist ein komplettes Mittagessen. Es ist also möglich mit 10 Euro pro Tag in Japan zu überleben, selbst wenn jede Mahlzeit „außer Haus“ ist, theoretisch zumindest. Auf der anderen Seite kann ein Ramen- und Udontag die Urlaubskasse schonen bzw. retten.

Der Preis hängt natürlich vom Restaurant ab. Ganz unten fängt es mit einfachen Suppenküchen an: offene Küche, rumpelig, einfachste Möblierung. Es sieht teilweise sehr prüllig aus. Aber … erstens sind wir in Japan, zweites hat niemand die Küche vom Chinaimbiss und Deutschland gesehen und drittens wenn interessiert es.

Dann sind da die Standardramenshops. Rein. Essen. Raus. Auch diese Variante hat oft eine offene Küche, aber nicht immer. Wie beim Sushi ist gibt es meinst einen zentralen Tresen.

Ramen kann man auch an Yatais bekommen. Yatai sind die kleinen Wagen, die nachts in manchen Stadtteilen wie Pilze aus dem Boden schießen. Fukuoka ist brühmt für diese Stände. Ramen ist eigentlich immer ein schnelles Essen. Man sitzt nicht lange in einem Ramenya. Es ist Fastfood.

In Deutschland kostet Ramen fast immer 8€ oder mehr. Der Preis ist ok. Mit Stand März 2016 ist mein Favorit ein kleines japanischens Restaurant in Koblenz. Wenn es in Deutschland getoppt werden kann, dann höchstens durch ein Resto in Düsseldorf. Ich werde das im April testen.

Instant-Ramen

Instant-Ramen lasse ich hier aus. Glaubt mir, geschmacklich hat Ramen nur wenig mit frischen Ramen gemeinsam. Es hat aber in Japan einen hohen Stellenwert. aber warum den Pulverkram essen, wenn man Zeit und Geld für das Original hat (bin ja im Urlaub und nicht auf der Flucht). Rekord, aus meiner Sicht, ist die Spacefood-Version. Japan nahm an einer Shuttlemission teil. Es wurde extra eine weltraumtaugliche Version entwickelt. Problem war es, die Suppe an die Nudeln zu binden. Flüssigkeiten im Weltraum sind ein Problem, da sie eine Gefahr für die Elektronik sind. Mehr zu Instantramen auf wikipedia.

Ramensorten

Raman ist, je nach Version eine Nudelsuppe auf Basis einer Hühner- oder Rinderbrühe. Stellt euch Omas Hühnersuppe mit japanischen Zutaten vor. Es gibt regionale Versionen; vielen Ramenya habe ihr eigenes (geheimes) Rezept. Es ist, als wäre Ramen schon immer in Japan gewesen.

Es gibt im wesentlichen 4 Kategorien: Shoyuramen (醤油ラーメン) ist bräunlich und klar. Es ist der in Tokyo der verbreiteste Typ. Misoramen (味噌ラーメン) ist trüb und verwendet Misopaste, die auch für Misosuppe benutzt wurd. Der Geschmack ist durch die Bohnenpaste süßlicher und kann sehr intensiv sein. Shioramen (塩ラーメン) ist hell, klar und salzig. Basis ist in der Regel Fischbrühe. Die vierte Variante ist auf Kyushu berühmt: Tonkotsu-Ramen (豚骨ラーメン). Dieses Ramen ist milchig weiß.

In Yokohama gibt es Ramenmuseum. Hier kann man in einer Straße im Stil der 50er in neun Restos Ramen aus verschiedenen Regionen Japans essen. Das klingt wenig spektakulär. Es sei daran erinnert, dass Japaner besonderen Wert auf regionale Spezilitäten legen (man war nicht in Wakkanai, wenn man nicht Uni gegessen hat).

Hokkaido: Saporro-Ramen gehört zur Gruppe der Misoramen. Genau genommen wurde dieser Typ hier erfunden. Kitakata in Fukushima-ken (ja genau dort): 50.000 Einwohner und über 100 Ramenshops. Selbst Berlin hat nicht so eine Dönerdichte. Die Brühe wird hier mit regionaler Sojasoße gekocht. Die Nudeln sind gewellt und dick. Fukuoka, Kyushu: Hakata-Ramen gehört in die Kontotsu-Gruppe. Die Nudeln sind glatt und dünn.

Es gibt Varianten mit rohen Thunfisch, Varianten mit rohem Gemüse und Milch.

Die Brühe

Die Brühe selbst ist aufwendiger als es auf den ersten Blick scheint. Shoyuramen und Misoramen haben die gleiche Brühe als Basis. Wie bei jeder Brühe (auch bei den Deutschen) braucht man Suppenfleisch, besser gesagt die Knochen. Hinzu kommt Suppengemüse, das im wesentlichen wie in Deutschland ist: Kohlrabi, Lauch, Karotten, … Bei Shoyuramen wird Sojasoße, bei Misoramen etwas Misopaste in die Schüssel gegeben. Die Brühe wird eingefüllt. Bei Shioramen ist es Salz plus Brühe oder man verwendet eine salzig schmeckende Brühe aus Fisch oder Meeresfrüchten.

Tonkotsu ist aufwender, hat aber die gleiche Basis. Die Schweinekochen werden über mehrere Stunden auf kleienr Hitze ausgekocht. Das Collagen löst sich und erzeugt die milchige, weiße Farbe der Brühe. Der Schaum muss abgeschöpft werden. Fazit: Man steht für Stunden in der Küche.

Mögliche Zutaten für die Fischvariante sind: getrocknete Sardinen, Seetang und Bonito. (Diese drei Zutaten garantieren die Geschmacksrichtig umami, die man nur in Japan kennt. Es ist der yummy-factor.) Einige Restos kombinieren die Fischbrühe mit Fleischbrühe.

In Ramenshops sieht man oft einen Kessel in dem die Brühe für die nächsten Tage gekocht wird. Dies ist auch ein Grund, warum Ramenya meinst nur auf Ramen spezialisiert sind. Man kann nicht viel anderes parallel machen. Und ich vermute, dass auch deshalb gutes, echtes Ramen so teuer ist. Meist wird es in Sushiläden angeboten (die Edelrestos sind sich oft zu fein dafür). Der Aufwand findet sich dann natürlich im Preis wieder.

Die Nudeln

Hauptzutat sind Nudeln. Sie sind es, die Ramen von Udon und Soba unterscheidet. Die Hartweizennudeln sind glatt oder gewellt, dünn oder mitteldick. Gute Ramenshops stellen ihre eigenen Nudeln her und verwenden sie immer am gleichen Tag.

Bei den Nudeln kommt es auf Geschwindigkeit an. Die Nudeln werden für 2 Minuten gekocht und dann gut entwässert, dann kommen die Nudeln nach der Brühe in den Teller. Die weiteren Zutaten müssen schnell platziert, das Ramen schnell serviert werden, damit die Nudeln nicht aufgeweicht sind.

Die „Toppings“

Die weiteren Zutaten variieren: Quasi Pflicht sind: Noriblatt (のり) und eine Scheibe Naruto/Kamaboku (Fischpaste, 蒲鉾); quasi Standard sind: Bambussprossen (Shinachiku, 支那竹), Schweinefleisch (Yakibuta), Lauchzwiebeln (negi, ネギ), Mais (Misoramen), Shiitake und Ei. Gelegentlich ist es möglich, das Ei roh zu bekommen. Man gibt es einfach in das Ramen. Durch Hitze gerinnt das Einklar etwas. das Eigelb kann mit der Suppe verrührt werden. Lecker.

Manga und Anime

Natürlich findet sich Ramen und Manga und Anime wieder. In Tampopo spielt Ramen eine zentrale Rolle. In Kinnikuman gibt es den Charakter Ramenman, der später sogar eine eigene Serie bekam. In Ranma 1/2 ist das Nekocafe ein Ramenya. Es gibt sogar eine Folge mit einem Ramen-Lieferwettkampf. In Inuyasha und auch in Naruto ist der Hautcharakter ein Fan von Ramen.

お好み焼き .. Okonomiyaki

Irgendwo habe ich gehört, dass Sushi das Zen-Japan ist; aufgeräumt, gradlinig, übersichtlich. Das wahre Japan ist aber wie Okonomiyaki; chaotisch und alles durcheinander.

Was ist Okonomiyaki? Ich würde sagen es ist die japanische Pizza. Wichtig ist, dass es unterschiedliche Stile gibt. Übersetzen lässt sich お好み焼き nur schwer. お好み meint Geschmack oder Vorliebe. 焼き ist das Yaki aus Yaktori und Teriyaki und meint gegrillt.

Zubereitung: Die Zubereitung erfolgt auf einer heißen Platte, der Teppan. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die sündhaft teuren Teppenyaki-Restaurants eine amerikanische Erfindung sind. Die Zutaten werden auf der Platte mit zwei Spateln (Heya) bewegt und gedreht.

Verzehr: Das Okonomiyaki wird am Stück serviert. Zum Essen erhält man Stäbchen, sowie einen kleinen Heya, um einzelne Stücke abzuteilen.

Okonomiyakizubereitung

Kommen wir nun edlich zur Frage: Was ist Okonomiyaki? Die Grundzutaten sind Wasser, Mehl und Ei. Bis hier ist es ein Omelett. Hinzu kommen fein gschnittener Kohl und Dashi. Alle weiteren Zutaten sind wie bei einer Pizza optional und variieren regional. Möglich sind Fleisch (Schweinebauch), Oktopus, Tintenfisch, Konjac, Käse. Gemüse, Käse, … Die Zutaten werden gemischt und auf dem Teppan von beiden Seiten gebraten.

Nahezu einheitlich ist das Topping: Am wichtigsten ist die Katsuoboshi und die spezielle Okonomiyaki-Sauce. Hinzu kommen Aonori und für gewöhnlich japanische Mayonese (die anders schmeckt als die in Deutschland übliche). Gelegentlich folgt noch roter, einglegter Ingwer als Dekoration.

Katsuobushi sind hauchdünne Tintenfischspäne. Sie werden locker auf das Okonomiyaki gestreut. Durch die aufsteigende Hitze richten sie sich auf und bewegen sich. Der Anblick ist genial.

Kansai/Osaka Style: Das Okonomiyaki wird von beiden Seiten gebacken und auf dem Teppen gedreht und auch zerteilt. Die Zutaten sind wie oben beschrieben. Es wird gesagt, dass Osaka der Upsprung von Okonomiyaki ist. Kyoto Style: Hier werden dunkle Gemüse verwendet.

Hiroshima Style: Dies ist die mir bekannteste Variante, die man in ganz Japan finden kann. Es wird kurz als Hiroshimayaki (広島焼き) bezeichnet. Im Unterschied zu anderen Stilen ist es geschichtet: Zunächst wird ein Crepe zubreitet. Es folgt eine Lage aus fein geschnittenem Kohl. Die Menge von Kohl ist etwa 3 Mal so groß wie beim Kansai Style. Danach kommen Gewürze, Fleisch und Meerefrüchte. Alles wird gebraten. Anschließend kommen gekochte Soba (Buchweizennuden), die zuvor gesondert angebraten werden. Das Ganze wird auf der Nudelseite fertig gebraten. Parallel wird ein Ei gebraten. Das Okonomiyaki wird auf das Ei gelegt und dann noch mal gedreht. Final wird garniert und als Ganzes serviert.

Zu den weitere Regionen, die für Okonomiyaki bekannt sind, gehören:

  • Tsukishima (Tokyo): eine Art flüssiges Okonomiyaki
  • Hamamatsu: Okonomiyaki mit Daikon,
  • Okinawa: eine dünnes Okonomiyaki (Hirayachi)
  • Okayama: mit Austern (Kakioko)
  • Kishiwada (Osaka): mit Hänchen statt Schwein (Kashimiyaki)
  • Fuchu (Hiroshima): mit Hack

Mondan-Yaki (モダン焼き): Okonomiyaki mit gebratenen Yakisoba oder Udon. Durch die Nudeln ist das Gericht sehr sättigend und voluminös. Negiyaki (ねぎ焼き): Ein dünnes Okonomiyaki mit viel Frühlingszwiebeln; ähnlich dem Panjeon (Korea)

Okonomiyaki kann man in speziellen Restaurants essen. Zudem sind sie ein beliebtes Essen auf Matsuri. Vereinzelt kann man sie auch in Izakaya bestellen. Es soll sogarGrill-It-Yourself-Restaurants geben. In Deutschland findet man sie selten. Schlimmer noch: Ich habe noch keine Platz gefunden.

Man sollte die Sättigungswirkung nicht unterschätzen. Omelett, Nudeln und Kohl. Das macht definitiv satt.

Geschichte

Oft wird Funoyaki (麩の焼き), dokumentiert seit dem 16. Jahrhundert, als Ursprung bzw. Vorläufer gesehen. Sen No Rikyu hat hierzu aus Edo berichtet. Dabei handelt ist sich um ein Crepe mit Misopaste. Das Gericht wurde mehrfach modifiziert und änderte dabei auch mehrfach seinen Namen. In der Meiji-Zeit hab es dann Mojiyaki.

Nach  dem Kantobeben (1923) wurde das Kochen von Crepe ein willkommener Zeitvertreib. Dabei wurden die Zutaten variiert, u.a. Fisch, Gemüse und Fleisch. Erneut wurde eine Vorversion von Okonomiyaki in WWII populär, als Reis knapp war. In der Taisho-Epoche wurde erstmalig Worcestershire-Sauce verwendet. Die Sauce ist geschmacklich verwandt mit der heute verwendeten Okomiyaki-Sauce, die aber süßer und dicker ist.

なべ .. Nabe

Der nächste Stop auf der Reise durch die Japanische Küche ist Nabe. Das Wort bedeutet schlicht „Kochtopf“. Nabemono (鍋物) kann folglich als Eintopf übersetzt werden.

Das Prinzip ist das gleiche wie bei deutschen Eintöpfen: Eine Brühe auf Basis von Gemüse, Hünchen oder Fisch wird angesetzt. Dann kommen die Zutaten hinzu. Im Gegensatz zu deutschen Eintöpfen wird aber darauf geachtet, dass keine Zutat zerkocht. Nabe ist ein Herbst- und Wintergerichte. Sie sind gehaltvoll und wärmen auf.

Die Basis

Nabemono kann grob in drei Kategorien unterteilt werden: Wasser oder Dashibasis: Die gekochten Zutaten werden entnommen und individuell gewürzt. Ein typischer Vertreter dieser Art ist Muzitaki. Der Fokus liegt hier auf dem Geschmack der einzelnen Zutaten.

Die zweite Gruppe verwendet eine stark gewürzte Basis, z.B. getrocknete Sardinen, Seegras oder Bonito. Hinzu kommen Sojasoße, Miso oder andere Zutaten, die den Basisgeschmack definieren. Diese Gruppe hat folglich eine Überschneidung mit der Herstellung von Ramen. Die Zutaten sind hier nur ein geschmackliches Add-on.

In der dritten Gruppe wird nur wenig Flüssigkeit benutzt. Ein Großteil verdampft zudem beim Kochen. Sukiyaki ist der bekannteste Vertreter dieser Gruppe.

Varianten

Bei Yosenabe wird alles mögliche in den Topf geworfen: Fleisch, Fisch, Ei, Tofu, Gemüse. Die Brühe ist auf Miso- oder Sojabasis. Chankonabe (ちゃんこ鍋, ursprünglich das Nabe der Sumoringer) hat noch mehr Zutaten, zu denen auch Reis und Nudeln gehören. Hitorinabe (1-Personen-Nabe) führt die Idee von Nabe ad absurdum. Es ist ein Gericht für Singles. Reich an Gemüse und sättigend.

Daneben gibt es ein Vielzahl von regionalen Varianten, die sich auf regionale Spezialitäten/Zutaten beziehen.

  • Hokkaidō: Ishikarinabe (Lachs, Lachsrogen)
  • Tōhoku: Kiritampo (Kiritambo)-nabe. (gestampfter Reis)
  • Kantō: Hōtōnabe.
  • Tokyo: Dojonabe
  • Chūetsu: Momijinabe
  • Kansai: Shabu shabu
  • Nara: Aasukanabe (Hühnersuppe und Milch)
  • Chūgoku: Fuguchiri
  • Shikoku: Benkei no na jiru
  • Fukuoka: Motsunabe (Hühner- und Rinderinnereien)
  • Kyūshū: Mizutaki

Die lange Tradition beginnt in einer Zeit, in welcher der Verzehr von Fleisch verboten war. Nabe kreist somit um Fisch, Gemüse und Tofu. Wie gesund dieser Ansatz ist, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen, oder?

Verwandschaft

Nabe ist verwandet mit einem anderen Bekannten Gericht: Oden verwendet eine klare Brühe und gehört damit zur ersten Gruppe von Nabe. Shabu Shabu ist wie Oden eine Variante von Nabe. Fokus liegt hier auf dünn geschnittene Streifen Rindfleisch.

Gyunabe wurde erst erfunden, nachdem der Verzehr von Fleisch in Japan erlaubt war. Rindfleischwürfel werden bei Gyunabe in Misopaste und ohne Zugabe von Wasser gekocht. Damit ist es der Vorläufer von Sukiyaki. Sukiyaki verwendet wie Shabu Shabu dünn geschnittenes Fleisch. Das Fleisch wird „medium“, also noch ganz leicht roh, gegessen. Da Fleischgeschmack neu für die Japaner war, fing man an, rohes als Dip zu verwenden. Es rundet den Gesmchack ab.

Geschmacklich ist Nabe kompatibel mit Ramen. Bei Ramen stehen die Nudeln im Fokus. Die Brühe als Basis beider Gerichte ist aber ähnlich. Wer das eine schon probiert hat, kann und sollte das andere auch probieren.

Nabe genießen

Nabe ist, wenn man es so will, einfache Hausmannskost. Aber wir wären nicht in Japan und es wäre keinen Beitrag in diesem Blog wert, wenn es nicht ein paar Besonderheiten gibt.

In Restaurant wird Nabe am Tisch zubereitet. Meist ist es ein großer Topf auf einem tragbaren Gaskocher. Hier gibt es Ähnlichkeiten zum koreanischen Hot Pot, den man in Tokyo am besten im Stadtteil Takadanobaba genießt.

Man sitzt um den Topf und jeder fischt sich seine Lieblingszutaten heraus. Darum ist es wichtig, dass die Zutaten nicht überkocht werden. Da alle, mehr oder weniger, aus dem gleichen Topf entsteht Geselligkeit. Die Brühe wird heißt gehalten, man kann weiter Zutaten in den Topf geben. Damit ist auch der Vergleich zu Fondue nicht von der Hand zu weisen.

Die Zutaten werden mit der Brühe aus dem Topf gefischt und in einer kleiner Schale deponiert, aus der man isst. Die Zutaten werden für gewöhnlich mit Dip gegessen. Klassische Dips sind Ponzu (Sojasoße, Bitterorangensaft, Sake, Dashi), Gonamdare (Sesam, Sojasoße, Dashi, Sake, Zucker) und rohes Ei. Letzteres empfehle ich für Shabu Shabu.

Auch als Tourist ist es möglich, diese Form der Geselligkeit zu erleben. Nach Einbruch der Dunkelheit ist die Zeit der Odenstände. Oft sind es Handkarren, kleine Verkaufsstände, die in der Nähe von Bahnhöfen oder auf Matsuris anzutreffen sind. Nachtschwärmer treffen hier auf Büröangestellte auf dem Weg nach Hause. Man sitzt in der Regel um den großen Topf mit Oden. Dazu ein Bier. Das Abendessen ist perfekt und die Gelegenheit zur Konversation ist präsent.

Hier eine Video aus der „Begin Japanology“-Reihe von NHK World. Ich habe diese Videos nach und nach in meine Blogs integriert, da ich nicht zu allem ausreichend Bildmaterial hatte.

Ausflug in die Kanjiwelt: Mono (物) bedeutet Ding, Sache, Gegenstand. Oft wird es zu Substantivierung benutzt. Tabemono, abgeleitet vom Verb taberu/tabemasu, sind essbare Dinge. Nomimono, vom Verb nomu/nomimasu sind trinkbare Dinge, …

Suki (鋤) aus Sukiyaki (鋤焼) ist ein kleiner Spaten, vergleichbar mit der kleinen Schaufel, die man beim Pflanzen von Blumen verwendet. Das Kanji besteht aus zwei Radikalen (Basiskanji). Das linke ist Gold/Metall.

 Yaki (焼) meint „gebraten, gekocht, gegrillt, …“. Es findet sich auch in Gerichten wie Yakitori (gerilltes Hähnchenfleisch). Das Kanji besteht aus zwei Radikalen (Basiskanji). Das linke ist Feuer.

串焼き .. Kushiyaki und 串カツ .. Kushikatsu

串焼き .. Kushiyaki

Kushi () sind kleine Holzspieße. Ich find das Kanji einfach genial. Yaki (焼き) meint allgemein etwas gegrilltes. Diese Silbe kommt bei verschiedenen Gerichten vor: Yakitori, Takoyaki, Okonomiyaki, … Teriyaki ist die Grillmarinade.

Kushiyaki sind kleine Spieße mit gegrillten „Dingen“. Sie bildet eine Art Obergruppe. Es umfasst neben den bekannten Yakitori auch weitere Varianten mit Fisch, Schweinefleisch, Meeresfrüchte und Gemüses.

  • Gyūtan (牛タン, dünn geschnittene Rinderzunge)
  • Buta-bara (豚ばら, Schweinerippe)
  • Ikada (筏, jap. grüne Zwiebel)
  • Atsuage Tōfu (厚揚げとうふ, dicker, frittierter Tofu)
  • Enoki Maki (エノキ巻き, Enokipilze mit Schweinefleisch umwickelt)
  • Piiman (ピーマン, grüne kleine Paprika)
  • Asuparabekon (アスパラベーコン, Spargel mit Speck umwickelt)
  • Ninniku (にんにく, Koblauch, ja: Koblauch)
  • Shishitō (獅子唐), Japanese pepper
  • Ika (Tintenfisch); daher auch Ikayaki genannt

Bis auf die ersten beiden habe ich alle probiert und kann sie empfehlen.

Der Preis für einen Spieß liegt bei 100 bis 250 yen, je nach Zutat. Da die Portion sehr klein ist, kommen schnell 10 Spieße oder mehr zusammen, was dann ins Geld geht.

Hinweis: Yakitori und Kushiyaki werden oft als gleichbedeutend verwendet; also nicht wunder, wenn Garnelen-Yakitori auf der Speisekarte zu lesen ist.

焼き鳥 .. Yakitori

Yaki (焼き) = gegrillt, Tori () = Hänchen; Yakitori sind kleine Kushiyaki mit Hähnchen. Aber Vorsicht, es kommen alle Teile des Tieres zur Verwendung:

  • Yotsumi (四つ身, Hühnchenbrust), auch als Sasami bekannt
  • Hatsu (ハツ, Herz),
  • Nankotsu (軟骨, Hühnchenknorpel),
  • Tsukune (つくね, Hühnchen-Fleischbällchen),
  • Torikawa (とりかわ, Hühnchenhaut),
  • Tebasaki (手羽先, Hühnchenflügel),
  • Momo (もも, Hähnchenschenkel)
  • Hasami (はさみ, gemischter Spieß mit Hähnchen, Zwiebel, Lauch)
  • Negima (ねぎま, gemischter Spieß mit Hähnchen und Zwiebel)
  • Bonjiri (ぼんじり, chicken tial)
  • Shiro (シロ, Innereien)
  • Reba (レバー. Leber)
  • Sunagimo/Zuri (砂肝/ずり, Muskelmagen)
  • Toriniku (鶏肉, mageres Hähnchenfleisch)

Empfehlen kann ich unter anderem: Hasami und Negima als Einsteiger-Yakitori, sowie Toriniku, Yotsumi, Torikawa.

Auf dem Spieß werden Hähnchenteile und Gemüse abwechselnd aufgespeißt und dann gegrillt. Es ist damit sowas wie ein Mini-Schaschlik-Spieß. Der Grill ist speziell auf die Yakitori angepasst: Er ist schmal und hat zwei Auflageflächen für die Enden vom Holzspieß. Durch seine Länge können mehere Spieße zeitgleich gegrillt und auch umgedreht werden. Traditionell ist der Grill mit Holzkohle befeuert. Auf Matsuri kommen aber vermehrt Gasgrills zum Einsatz, da sie sich besser steuern lassen.

Vor dem Verzehr werden die Spieße in Salz oder in Tare, einer speziellen Soße (Mirin, Soyasoße, Zucker), gedippt. Die Sauce wird auch während des Grilles auf den Spieß gestrichen und sorgt für die dunkle, glänzende Farbe.

Yakitori ist eines der klassischen Gerichte eines Yatai. Auf Matsuri gibt es oft mehrere Verkaufsstände. Ferner sind sie eine beliebte Speise in Izakaya (z.B. in Omoide Yokocho). Und es gibt Yakitori-ya, kleine Restaurants, die sich auf Yakitori spezialisiert haben und idR Mitglied einer Kette sind.

串カツ .. Kushikatsu  / 串揚げ .. Kushiage

Wie das Kanji verrät sind auch dies kleine Holzspieße mit leckeren Dingen. Katsu meint in etwa „frittiertes Fleisch“. Im Unterschied zu Kushiyaki wird Kushikatsu aber nicht gegrillt, sondern zunächst in Panko (besonderes, japanisches Paniermehl) paniert und dann frittiert. Hinweis: Die Dinger können echt heiß sein. Die zweite, geläufige Bezeichnung ist Kushiage.

Als Beilage wird oft grob geschnittener Kohl serviert. Die Kushikatsu werden in einen Top Soße gedippt. Es gilt: Man dippt nur ein Mal. Wenn man abbeißt wird nicht noch mal gedippt. Es gilt als unhygienisch, da alle in der gleichen Soße dippen.

Angeboten wird so ziemlich alles, was man auf eine Spieß stecken und dann frittieren kann. Ich kann es nur empfehlen. Hier eine Auswahl:

  • Niku (Fleisch): Gyu… (Rind), Buta… (Schwein), Ba… (Pferd)
  • alles vom Hähnchen (siehe Yakitori, also Vorsicht)
  • Nankotsu (Knorpel), Sunagimo (Magen) … nicht mein Ding
  • Würstchen, Chikuwa, Hanpen, Kamaboko
  • Eier (Huhn, Wachtel)
  • Fisch (Aji, Kisu, Hotate, Shishamo, Wakasagi, …)
  • Meeresfrüchte (Ika = Tintenfisch, Tako = Oktopus, Kaki = Auster, …)
  • Gemüse (Zwiebel, Takenomo = Bambussprossen, Tomate, Piiman = Paprika, Kabocha = Kürbis,  Brokkoli, Spargel, Pilze, Knoblauch, …)
  • geräucherter Käse … ok, der ist Geschmackssache
  • kombiniertes: Paprika mit Hack, Spargel mit Schinkel, …
Regionale Unterschiede bei Kushikatsu

Osaka: In Osaka soll der Urpsrung von Kushi-Gerichten liegen. Genauer gesagt im Stadtteil Shinsekai, wo der Tsutenkaku steht. Hier gibt es DAS Kushiyaki-Restaurant. Bekannt ist die Figur mit dem grimmig dreinschaunenden Koch.  Der grimmige Blick soll angeblich sagen: „Dip once or die“. Es ist die einzige Regel, die man beim Essen von Kushikatsu befolgen muss. Der Rest ist optional.

Der Ursprung geht in das Jahr 1929 zurück. Typisch für den Osaka-Stil ist die Verwendung von nur einer Zutat. Spargel mit Schinken ist eher typisch für sen Tokyo-Stil. Die Spieße in Osaka sind etwas kleiner. Paniert wird mit einem Pulverei-Mehl-Gemisch.

Das Kushinobo-Restaurant ist berühmt für sein „Frittier-es-selbst“ und den Bedienungsstil, bei dem der Kellner Kushiage liefert, bis man ihn stoppt.

Tokyo: Der Klassiker aus Tokyo ist Schweinerippe (3-4cm große Würfel) mit Zwiebel oder Lauch. Paniert wird mit frisch angerührtem Ei-Wasser-Mehl-Gemisch ind Panko. Es werden verschiedene Dips angeboten.

Nagoya: Die Region ist bekannt für Doteni, das auch als Kushikatsu serviert wird. Als Dip gibt es in Nagoya eine dicke Soße auf der Basis von Rindersehne (?) und Hatcho-Miso.

Kobe, Nishinomiya: Hier wird eine lokale Sauce verwendet. Bei einem ganzen Menü werden verschiebene Dips zur Auswahl gereicht. Es gibt teilweise große Unterschiede zwischen einzelnen Restaurants.

Regeln beim Essen

„Dip Once or Die“. Wenn man nach dem Abbeißen weitere Soße benötigt, kann man den gereichten Salat als Löffel benutzen (solange man nicht vom Salat abgebissen hat).

カレー .. Karee

Wie auch bei Ramen lassen die Katakana richtig vermuten, dass es sich hierbei um kein urjapanisches Gericht handelt. Dennoch, Karee ist das das Spaghetti Bolognese Japans. Statistisch wird es in Familien mindestes einmal pro Woche zubereitet.

Ursprung: Karee leitet sich vom indischen Curry ab, stammt aber nicht direkt aus Indien. Das Gericht hat einen Umweg über England gemacht.

Beim Aufbau der Selbstverteidigungsstreitkräfte nach der Öffnung Japans in der Meiji-Zeit wurde die Marine nach britischen Vorbild aufgebaut. Dort wurde ein Currygericht mit Fleisch und Brot als Beilage als Prävention von Beriberi (Thiaminmangel) regelmäßig gegessen.

Die Japaner nahmen Ries statt Brot und passten das Curry dem süßen Geschmack des japanischen Reis an. Das Curry hat dabei den Fleischgeschmack überdeckt, der vielen Japaners damals nicht vertraut war.

Das Marinecurry (kaigun karee) war geboren: Fleisch, Kartoffeln, Zwiebel, Möhren, Karee-Paste mit Reis und dazu etwa Tsukemono (eingelegtes Gemüse). Das Gericht wurde Tradition. Heute gibt es an Bord der Marineschiffe immer Freitags Karee. Mancher zählt seine Dienstzeit auf See in „Nach 4 Karee bis zum Heimathafen“.

Nach WWII: Die erste Karee-Mischung für die allgemeine Bevölkerung wurde 1926 auf den Markt gebracht. Es war ein Pulver. Richtig Populär wurde das Gericht dann in den 1960ern. 1956 brachte S&B Foods Karee als Block auf den Markt. Das verschaffte Karee den Durchbruch. Es wurde so oft gegessen, dass es fast den Status eines Nationalgerichtes erreichte. Viele Japaner sind mit Karee groß geworden.

heute: Heute kommt Karree statistisch mindestens einmal pro Woche in jeder Familie auf den Tisch. In 2007 lag der Umsatz mit Fertigkaree bei 827 Millionen Euro (Wechselkurs 1:100).

Geschmacklich ist Karee nicht mit dem indischen Curry vergleichbar. Der Geschmack geht auch hier von mild bis sehr scharf, ist aber im Vergleich runden und süßer. Auch die Konsistenz ist dicker. Der Geschmack ist ungewohnt, aber kompatibel mit europäischen Geschmacksknospen.

Der Preis geht von bis. Für gewöhnlich ist Karee schnelles, billiges Essen. Man kann leicht für 5-7 Euro satt werden. Mein teuerstes Karee hatte ich im Nikko Kanaya. Einem edlen Hotel, das nach Auskuft des Hotels eines der älstesten, westlichen Hotels in Japan ist.

Karee ist wie Ramen oder Udon ein Gericht, für das es sogar spezielle Restaurants gibt. Gegessen wird Karee mit dem Löffel. Damit der Reis nicht am Löffel klebt, wird dieser in kaltes Wasser gestellt.

Karee-Gerichte

Der volle Name des Gerichtes ist „Karee raisu“, also Curryreis. Die Japaner sehen Karee immer in Kombination mit Reis. Die gängisten Karee-Gerichte sind:

  • Karee Raisu, カレーライス: Karee wird zusammen mit Reis serviert.
  • Ishiyakikaree, 石焼きカレー: wie zuvor, serviert in heißer Steinschüssel
  • Yaki Karee, 焼きカレー: Karee Raisu im Ofen gebacken und mit rohem Ei serviert; Ursprung ist Kitakyushu
  • Katsu Karee: wie zuvor aber mit einem Schnitzel
  • Karee-Don, カレー丼: Donburi mit Karee; das Karee wird mit Mentsuyu oder Hondashi angereichert und auf einer Schale Reis serviert.
  • Karee Nanban: mit Soba
  • Karee Udon: mit Udon
  • Soup Karee, スープカレー: eine Currysuppe, Ursprung ist Hokkaido
  • Dorai Karee, ドライカレー: dies ist Reis mit Currygeschmack oder Reis mit einer relativ „trockenen“ Currysoße mit Hackfleisch.

Kareepan ist etwas außerhalb der oberen Liste. Es ist ein Brötchen mit Kareefüllung oder zumindest Kareegeschmack.

Zutaten und Zubereitung: Karee setzt sich aus vielen Gewürzen und Gemüsen zusammen. Man kann es „from scratch“ zubereiten. Ich empfehle aber die Abkürzung über die Karee-Würzmischung. Die fertige Karee-Mischung kommt in zwei Arten daher. Als fester Würfel, den man in Wasser auflöst (wie einen Maggi-Brühwürfel); und als Weltraumessen (die geschlossene Packung wird im Wasserbad erhitzt).

Seit 2010 gehört Karee zu meinen Souvenirs, mit steigender Tendenz. Aber man bekommt die Karee-Würfel auch im gut sortierten Asiamarkt in Deutschland.

Basiszutaten sind Kartoffel, Zwiebel und Karotte.

Serviert wird mit japanischem Reis. Dieser ist süßer und hat mehr Geschmack, als die Reissorten bei Aldi und Co. Deutscher 0815-Reis geht natürlich auch.

Katsukaree erweitetert das Gericht um ein paniertes Schnitzel. Paniert wird mit Panko. Traditionell wird das Schnitzel in Streifen geschnitten serviert.

Regionale Besonderheiten

Und es wäre nicht Japan, wenn es nicht auch noch regionale Unterschiede gibt. Hier eine Auflistung von Wikipedia.

  • Hokkaido Sika Deer curry (えぞ鹿カレー; ezoshika karee); Hokkaido-ken
  • Scallop curry (ほたてカレー; hotate karee); Aomori-ken
  • Mackerel curry (サバカレー; saba karee); Chiba-ken
  • Apple curry (リンゴカレー; ringo karee); Nagano- und Aomori-ken
  • Natto curry (納豆カレー; nattou karee); Mito, Ibaraki-ken
  • Nagoya Kōchin Chicken curry (名古屋コーチンチキンカレー; Nagoya kōchin chikin karee); Aichi-ken
  • Matsusaka beef curry (松阪牛カレー; Matsusaka gyuu kare); Mie-ken
  • Whale curry (クジラカレー; kujira kare); Wakayama-ken
  • Oyster curry (牡蠣カレー; kaki karee); Hiroshima-ken
  • Nashi pear curry (梨カレー; nashi karee); Shimane-ken
  • Black pork curry (黒豚カレー; kurobuta karee); Kagoshima-ken
  • Bitter melon curry (ゴーヤーカレー; gouyaa karee); Okinawa

 [Stand 06/2017]