So wie es aussieht fällt die Japanreise 2022 aus. Die Grenzen sind für Touristen wie mich weiterhin geschlossen. Bleibt mir nur, dieses Jahr mit anderen coolen Dingen zu füllen. 12 Monate – 12 Ideen.
German Navy Holiday Trip
Meine Japanreisen werden durch meinen Job finanziert. Ich bin Ingenieur für Laserphysik und für Maschinenbau. Derzeit bin ich im Projektteam, das eine Laserwaffe für die deutsche Marine entwickelt. Vor ein paar Wochen ging unser erfolgreicher Systemtest durch die Medien. 1
So eine Systementwicklung ist immer auch mit Testkampagnen verbunden. In meinem Fall hieß dies: Segelurlaub fällt aus, dafür mehrere, mehrwöchige „Kreuzfahrten“ mit Wochenendarbeit auf einem grauem Schiff ohne Kussmund (und ohen Fenster). Auch das Party- und Freizeitangebot war begrenzt; dafür aber viel Kameradschaft, Teamwork und prägenden Erfahrungen … Safeguard, ohne Scheiß.
Einrüstung
Nach nunmehr vier Jahren im Projektteam (zu Anfang war nur ich das Projektteam) war es nun soweit. Im Juni wurde das Demonstratorsystem nach Kiel gefahren und dort auf der Fregatte eingerüstet. Die Hauptaufgabe war es, den Container an Deck zu verbringen. Am Besten beschreibt es der Begriff „tonnenschwere Millimeterarbeit“. Der Container musste so exakt vom Kran auf dem schwimmenden Schiff abgesetzt werden, dass man ihn anschließend mit Schrauben befestigen kann.
Einrüstung des LWD im Juni 2006; tonnenschwere Millimeterarbeit
Ich muss gestehen, als der Container dann am Ende des Tages auf dem Deck stand, war das schon besonders. Es war das erste sichtbare Ergebnis von vier Jahren Arbeit, da bis dahin nur auf dem Papier existierte.
Erste Erprobungsfahrt
Die erste Fahrt führte von Kiel nach Eckernförde; nicht weit, aber es war der erste Test für das System: Fällt vor der Ansteuerungstonne Kiel schon die erste Schraube wegen der Vibrationen der Antriebsdiesel raus, oder funktioniert alles wie geplant und berechnet? Ich kann verkünden Letzteres. In Eckernförder angekommen lief das System wie geschnitten Brot.
Auslaufen zur ersten Testfahrt im Juni 2006
Bei der ersten zweiwoöchen Testfahrt war ich nicht dabei. Ich bin von Bord, habe noch ein paar Tage auf der Kieler Woche genossen und bin dann zurück nach Koblenz.
Die Testkampagnen
In 2022 folgten noch drei weitere Testkampagnen, die mich immer wieder in den Norden beförderten. Ich kann ehrlich sagen, dass mir die A1 so langsam auf den Sack geht. Aber ich will mich nicht beschweren. Nach langer Zeit war ich über Mittsommer wieder im Norden, das Wetter war bombig und es blieb Zeit für Kieler Woche, Travemünder Woche und das Duckstein Festival. Und … Obwohl nicht von mir geplant, konnte ich die Testkampagnen mit der Eurofurance, der RügenFurcon und dem Mera Luna verbinden.Was natürlich auch heißt, dass ich von Juni bis November eigentlich nur zum Wäschewaschen in Koblenz war.
Bilder von den Erprobungskampagnen; das Ziel: Löcher in Zeug
Die Erprobung hat viele Eindrücke in meine Gehirn geschrieben. Wir haben große Drohnen mit Katapulten gestartet. Es wurden Mörser geschossen. Und wir haben Löcher gemacht. Viele Löcher. In einem Abstand von gut 1km. Versucht mal, einen Laserpointer so exakt auszurichten, dass er in 1 km Entfernung die linke Hälfte eines 1-Euro-Stückes trifft. Und dann verschiebt ihr den Laserpunkt auf die rechte Hälfte. Das ist nicht so einfach, denn bei der Aktion fuhr das Schiff. Und … Das war nur der Anfang. Das hier ist ein Demonstrator. Wir wollen noch präziser werden. Noch kleinere Münzen in noch größerer Entfernung. Hach, ich liebe es, Ingenieur zu sein.
Zaungast
Die Kampagnen waren aber nicht nur Lasertests. Die Fregatte hat schließlich noch andere Aufgaben, die trainiert werden müssen. Und als Teil der Besatzung war man Mittendrin statt nur dabei.
Erprobung an Bord heißt auch Teilnahme an Übungen
Es hat schon was, wenn Tornados in nur wenigen Metern Abstand und Höhe an einem vorbeiballern. Ich bitte die etwas unscharfen Aufnahmen zu entschuldigen. Aber bei den Geschwindigkeiten kämpft man mit ISO-Wert und Belichtungszeit um jedes Photon. Das Foto mit Tornado und Korvette war nicht geplant, sonst hätte ich die Kamera tiefer gehalten. Trotzdem ist cool, dass der Schatten vom Tornade auf der Schiffswand zu sehen ist. Und eine Schiffsbrandbekämpfungsübung (schönes Wort) darf natürlich nicht fehlen.
Seefahrt
Und wenn dann mal etwas Freitzeit war (Feierabend gibt es nicht) konnte man Ostsee und Sommer genießen. Das Schönste waren definitiv die Nachtfahrten, von denen ich keine Fotos habe. Wann immer ich konnte war ich auf der Brücke. Stockdunkle Nacht und nur die Leuchtfeuer als Orientierung.
Ja zugegeben, heute haben Schiffe einen Kartenplotter, GPS und Radar. Mein Ansatz ist aber Old School. Und so stehe ich immer wieder auf der Nock und peile, zähle die Muster und Zyklen der Leuchtfeuer. Ich kann es noch. Nur das Schätzen von Entfernungen zu anderen Schiffen, das kann ich immer noch nicht.
Fazit: Auch wenn es beruflich war, war es richtig schön wieder am und auf dem Wasser gewesen zu sein. Das Wetter hat auch mitgespielt. Und nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen wirkte alles doppelt so schön.