Jumper (Film) … Was jetzt, Ginza oder Shibuya?

Ich habe den Film Jumpers noch mal gesichtet. Das Ding hat mehr Fehler als nur diese Ginza-Shibuya-Szene, auf die ich noch zu sprechen kommen werde. Bereiten wir das Ganze chronologisch auf. Der Japanspaß beginnt in Minute 58 …

1 — Wilkommen in Shibuya; WTF

Die erste Szenen nach dem Jump nach Tokyo zeigt eine Zuglinie im Hintergrund auf einem Viadukt mit Rundbögen. Meine erste Vermutung war daher: Yamanote-Linie irgendwo im Abschnitt zwischen Shimbashi und Tokyo. Das der einzige Abschnitt, den ich kenne, mit solchen Bögen.

Ich finde eine Straße bei Koordinate MQF6+77 mit einem ähnlichne Blick auf ein Viadukt und der Straßenbelag in der Gasse stimmt. Aber die Hausfassaden sind falsch und der Laternenpfahl aus Beton fehlt. Ich stehe vor einem Rätsel.

Mir bleibt wohl nichts anderes als die Bahnlinien in Tokyo abzulaufen. So viele Viadukte kann es ja nicht geben. Und die werden auch nicht irgendwo am Arsch der Welt gedreht haben. Ich werde dran bleiben …

Die Bar ist übrigens typisch für Tokyo/Japan. Etwas rumpelig, aber gemütlich.

Und Cut. Plötzlich steht David in Shibuya. WTF. Äh, was? Ich weiß, dass kleine Gassen in Tokyo auch mal in 8-spurige Verkehrsachsen münden, aber dieser Cut ist zu abrupt. Nichts stimmt. Wo ist die Gasse gebleiben? Sie müsste nnoch zu sehen sien. Die Laustärke ist falsch. Der Straßenlärm ist anders.

War das jetzt ein Jump? Mit dem Chaos, das folgt, kann man sich nicht sicher sein.

Egal. Er steht an der Shibuya Scramble Square. Am Ende des diagonalen Zebrastreifens, gegenüber vom Hachiko-Eingang der JR Shibuya Station. Im Hintergrund sieht man die Eisenbahnbrücke von Shibuya. Der Schrift ist nicht komplett. Es ist aber die einzige in dieser Art beschriftete Brücke in Tokyo. Ein 90°-Schwenk und man blickt auf die Fußgängerüberführung. Zum besseren Verständnis habe ich einen Screenshot von google-Streetview beigefügt.

Hier zwei Bilder von mir: (A) David steht im Prinzip vrom Starbucks. Ich slebst stehe auf der Fußgängerbrücke. (B) Hier stehe ich an der Scramble Square. Man sieht die Fußgängerbrücke. David stand auf der anderen Staßenseite.

Fazit: Shibuya ist soweit OK. Aber der Cut aus der Nebenstraße. NEIN. I call bullshit. Jump oder nicht. Außerdem: Wieso landet David in der Küche von dem Izakaya. Er kann doch nur an Orte, die er kennt, oder?

3 — Wieso Ginza Station?

Gleich die nächste Szene: Das sind die Korridore der Ginza Station. Die kenne ich ganz gut, da sie an der Ginza-Line liegt. Ein weiterer Beweis ist die Straßenkarte (Norden ist auf der Karte links unten) und in einer Szene zuvor war ein Wegweiser zum Bahnsteig der Marunouchi-Linie, die hier einen Haltepunkt hat.

Griffin hat einen Jump hierher gemacht. Aber wiese ist David plötzlich hier? Selbst wenn es weiterer Jump  war, konnte er nicht wissen, dass Griffin hier ist.

Der gezeigte Zugang zur U-Bahn ist auch A8, der direkt an der vorherigen Szene (Hinweisschilder an der Decke) liegt und auch zu den nachfolgenden Ginza-Szenen passt. Heute sind die Eingänge aber komplett aus Glas. Ich kenne aber noch diese Version mit den weißen Kacheln.

Fazit: Ginza Station ist ok, nur die Filmlogi stimmt mal wieder nicht.

Fun Fact: Der Film ist von 2008. Man sieht auf dem Stationsschild, dass die Haltepunkte der drei hier fahrenden Linien bereits Nummern haben; G-09, H-08, M-16. Bei meinem ersten Besuch 2004 gab es die Nummern noch nicht. Mittlerweile (2020) sind nicht nur die U-Bahn-Stationen nummeriert worden, sondern auch alle Bahnstationen und Tokyo und landesweit!

3 — Was jetzt? Ginza oder Shibuya?

Und jetzt beginnt das Problem, das ich mit diesem Film habe! Alle Aufnahmen von vorne stammen von der Ginza. Alle Aufnahme von hinten  stammen aus Shibuya. Schaut es euch an! Selbst wenn man beide Orte nicht kennt, merkt man sofort, dass die Gebäude nicht passen.

(1) Ausgang A8 Ginza Station. Der Name steht auf dem Schild: „Ginza Sta.“ (2) Shibuya Scramble Square. Das Bild ist in jedem Reiseführer unter der Überschrift „Shibuya“ zu finden. (Die Fußgängerbrücke hatten wir eben schon. (3) Ginza; Chuo-Dori Ecke 4-chome. Der Gebäude im Hintergrund ist Mitsukoshi Department Store (direkt am Ausgang A8). An dieser Kreuzung steht auch das Wako Building mit der Turmuhr, die das Wahrzeichen von Ginza ist. (4) Shibuya. Die Eisenbahnbrücke haten wir schon. (5) Ginza (6) Shibuya (7) Ginza. Obwohl anzumerken ist, dass Mercedes dort keine Verkaufsräume mehr hat. 2004 waren die noch dort. Daran kann ich mich erinnern. Aber die haben mittlerweile einiges umgebaut.

Fazit: Hier wurde zwei Takes von verschiedenen Orten völlig grundlos zusammengeschnippelt.Warum. Es gab keinen Grund für die Ginza, außer dem Productplacement von Mercedes. Aber dann gibt es keinen Grund für Shibuya. Ich verstehe es nicht.

4 — Ohne Navi durch Tokyo

Die vorherige Szene endete damit, dass die beiden einen Benz klauen. Die Fahrstrecke ist ein wenig, naja, sagen wir mal, chaotisch.

(1) Das ist Akihabara. Von dem Gebäude links habe ich so einige Bilder. Im Hintergrund lässt sich die berühmte grüne Eisenbahnbrücke ausmachen. Die beiden fahren in Richtung Ueno. (mein Revier). Die Straße liegt in Verlängerung der Ginza. Bis hier ist also die Logik gewahrt.

(2) Diese Brücke kann ich dank des Brückenpfeilers zuordnen. Das ist die große Eisenbahnbrücke nördlich von Shinjuku-Eki. Ich stelle mich schon mal auf sinnlose Aneinanderreihung weiterer Szenen ein. Hinter der Brücke sieht man die Yasukunidori mit Godzilla Road und Kabukicho. Rechts (nicht im Bild) ist der Eingang zur Omoide Yokocho.

(3) Diese Szene stammt aus der Yasukunidori in Shinjuku und passt zur Szene 2. Wow. Kontinuität.

Hinweis: Die große Reklame von Epson findet man heute nicht mehr, aber ich kenne sie noch. Sie ist auch in dem Film „Lost in Translation“ zu sehen. Ein passendes Foto habe habe ich nicht. (Ich fotografierte immer von der Brücke kommend in die andere Richtung.) Die „Skyline“ links in meinem Bild ist im Film  rechts zu sehen. Mit etwas Fantasie kriegt man die Leuchtreklame sogar zugeordnet.

(4) Tja, und dann sind wir auch schon wieder in Ueno. Die Szene liegt in Verlängerung von Akihabara aus Szene 1.

Rechts sieht man die Baustelle die mindestens von 2004 bis 2010 existierte. Die haben hier unter der Straße eine mehrstöckiges Parkhaus mit Zugängen zu diversen Bahn- und U-Bahn-Stationen gebaut. In meinen Reiseblogs finden sich immer wieder verweise auf diese Baustelle.

Links sieht man den Eingang zur Keisei-Ueno-Station. Von hier fahren Züge der Bahnhgesellschaft Keisei direkt zum Narita Airport. Das ist der Bahnhof, an dem ich 2004 zum ersten Mal einen Fuß auf Tokyoter Boden gesetzt habe. Links im Hintergrund, das Gebäude mit den weißen Bögen, wurd komplett umgebaut. Auf meinem zweiten Bild sieht man den Neubau und rechts den Eingang zu JR Ueno Eki. Hier würde man ankommen, wenn man mit der Japan Rail von Narita aus nach Tokyo reist.

(5) Die Szene ist auch Ueno. Jedoch, dieser Ort liegt ziemlich genau zwischen der Szene 4 (Keisei-Ueno-Station) und Szene 1 (Akihabara). Fahrtrichtung und Straße passen. Die haben hier die Reihenfolge verdreht.

Auf meiner allerersten Reise war die Straßengabelung, die man im Hintergrund sieht, eine Wegmarke auf dem Weg zu Hotel Edoya.

(6) Jetzt sind wir zurück in Akihabara und, zwar noch vor der ersten Szene, zwischen der grünen Bahnbrücke und der Mansaibashi. Immerhin: Die Straße ist immer noch korrekt.

Ishimaru gibt es nicht mehr. Das ist jetzt Hobby Paradise. Die Kreuzung rechts im Bild ist direkt vor der Manseibashi. Die Blickrichtung ist also gen Süden. Ich muss mal schauen, ob ich den Blickwinkel von der Bahnlinie aus nachstellen kann.

Ich habe mal zwei Bilder von mir ergänzt. Wie man sieht, hat der Besitzer des Gebäudes (und auch der Nachbargebäude) mehrfach gewechselt. Man kann das nur noch über die Fensterfront und das Layout der Kreuzung zuordnen. — Jedes Mal, wenn ich nach Akihbara gehe, ist irgendetwas anders als vorher.

(7) Das ist auch Akihbara, aufgenommen zwischen Szene 6 und 1. Und ich habe sogar ein Foto von diesem DVD-Laden. Das nenne ich mal Zufall.

(8) Und wieder Akihbara, etwa auf Höhe von Szene 1. (9) ist ein Stück weiter in Richtung Szene 5. Hier ist Electronic Town Akihbara eigentlich zu Ende. In der Straßenkarte wäre das grob auf der Höhe der U-Bahn-Station Suehirocho (Ginza-Line), die ich immer benutze. Hote Edoya ist grob 500m rechts.

Fazit: Ignorieren wir diese beiden Szenen aus Shinjuku, die in sich schlüssig sind, stammen alle Akihabara-Ueno-Szenen aus einer Einstellung. Die Fahrtrichtung passen und alle gezeigten Szenen liegen in einer Straße, die prinzipiell eine Verlängerung der Chuodori der Ginza ist, wo sie das Auto geklaut haben. Die haben nur die einzelnen Szenen durcheinandergewürfelt. Die korrekte Reihenfolge der Szenen wäre: 6 –> 1 –> 7 –> 8 –> 9 –> 5 –> 4

5 — Ein bischen Rainbow

Natürlich darf in einem Film mit Tokyo die Rainbowbridge nicht fehlen. Sie ist wirklich eines der Wahrzeichen dieser Stadt und überspannt die weite Flussmündung des Sumidagwa. Hier begann früher die Tokyobucht. Heute startet die Bucht etwa 4 km südlich, da viel Land aufgeschüttet wurde.

Die Szenen sind nicht zu beanstanden. Die zweite Einstellung stammt aus der Auffahrrampe auf der Ostseite (Odaiba). Rechts sieht man ein Stück vom Odaiba Beach.

Allerdings suggeriert die erste Einstellung, dass man in die gezeigte Richtung über die Brück fährt und die nächste Szene auf der anderen Flusseite spielt. Die Szene wurde aber in Fahrtrichtung vor der Brücke gedreht. Immerhin. Die Fahrtrichtung stimmt.

Fazit: Hier kann ich jetzt nicht meckern.


Alles in allem sind die Tokyoszenen durcheinander  gewürfelt. Gedreht wurde in Shibuya, Shinjuku, Ginza, Akihara/Ueno sowie auf der Rainbow Bridge. Wer alle Orte kennt hat bei jedem Schnitt einen WTF-Moment. Wasabi hat es besser gemacht. Die haben einem zwar Akihabara als Shinjuku verkauft, aber die Szenen war insgesamt schlüssig.

Als nächstes kümmere ich mich um „Lost in Translation“.